1868 / 101 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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H Die eingehenden Kunstwerke sind mit zwei gleichlautenden Anzeigen zu begleiten, wovon die eine als Empfangs beschei⸗ nigung gestempelt , mn wird, die andere für die An⸗

ertigung des Katalogs dient. 9 id Anzeigen müssen außer dem Namen und Vor⸗

namen des Künstlers, zugleich dessen Wohnort enthalten, die dargestellten Gegenstände bezeichnen und bemerken, ob das Kunstwerk verkäuflich ist. ;

6) Mehrere Kunstwerke können nur dann unter einer Nummer zusammengefaßt werden, wenn sie in einem gemein⸗ schaftlichen Rahmen befindlich sind. ;

D) Zur Bequemlichkeit des Publikums und zur Erleichterung der Geschäftsführung muß jedes Werk an einer sichtbaren Stelle mit dem Namen des Künstlers, wenn auch nur durch Anheften einer Karte, bezeichnet, und bei Gegenständen, wo eine Ver⸗ wechselung möglich ist, als Prospekten, Landschaften, Bildnissen, der Inhalt der Darstellung auf der Rückseite des Bildes kurz angegeben werden. .

Anonyme Arbeiten, Kopien (mit alleiniger Ausnahme der Zeichnungen für den Kupferstich, und Studien, ferner musikalische Instrumente, so wie mechanische und Industrie⸗ Arbeiten aller Art sind von der Ausstellung ausgeschlossen.

9 Vor gänzlicher Beendigung der Ausstellung kann Niemand einen Gegenstand zurückerhalten. .

10 Eine für diese Ausstellung aus Mitgliedern des akade⸗ mischen Senats und der Akademie in einer Plenar⸗Versamm⸗ lung zu wählende Kommission entscheidet über die Zulässigkeit der Kunstwerke. Erhobene Zweifel und Einsprachen entscheidet der akademische Senat. . ; .

II). Eine hbesondere auf gleiche Weise gewählte Kommission besorgt die Aufstellung der Kunstwerke. .

12) Trantzportkosten übernimmt die Akademie nur für Ar- beiten ihrer Mitglieder. Kunstwerke von bedeutendem Gewicht und aus der Ferne dürfen auch von diesen nur nach vorgängiger Anfrage und mit Genehmigung der Akademie auf Rechnung der letzteren eingesandt werden. Alle anderen Einsender haben die Kosten des Her und Rücktransports selbst zu tragen.

13) Die Vermittelung des Verkaufs der Kunstwerke, so wie die Weiterbeförderung derselben an andere Kunst⸗Aus⸗ stellungen nebst allen dahin gehörigen Besorgungen und Cor⸗ respondenzen, kann nicht von der Akademie übernommen werden; desgleichen muß die Einrahmung von Bildern, Kupferstichen u. ö w. von den Einsendern besorgt werden. ;

14 Wegen Beschädigung der Gegenstände während des Her⸗ und Ruͤcktransports kann die Alademie nicht in Anspruch enommen werden, dagegen sorgt dieselbe für Versicherung gegen Feuersgefahr während der Ausstellung.

Berlin, am 29. Januar 1868.

Die Königliche Akademie der Künste. Im Auftrage: Ed. Daege. O. F. Gruppe.

Finanz ⸗Ministerium.

Bei der heute fortgesetzten Ziehung der 4. Klasse 137 ster Königlicher Klassen⸗Lotterie fielen 2 Gewinne von 5000 Thlr. auf Nr. 16,615 und ,184. 2 Gewinne von 2000 Thlr. auf Nr. 16,852 und 22,081. (

42 Gewinne von 1000 Thlr. auf Nr. 2261. 6209. 8582. 9063. 13160. 20251. 21 051. 21,531. 24,966. 26,199. 26,666. 28877. 30,817. 35,582. 48,102. 49,392. 52,606. 55,188. 58, 064. 61,635. 63,262. 63,552. 66,266. 69,243. 70,436. 73,729. I „IIC. T4235. 76,984. 77.285. S1,210. S2, 762. S2, 800. S4, 206. S5, 624. 88,119. 89, 143. 90q776. 90,786. 91,844. 93,85 und 94,304.

44 Gewinne von 500 Thlr. auf Nr. 729. 1058. 1260. 1629. 1678. 2468. 3180. 35097. 6482. 6932. 11,506. 13,322. 15,322. 17,649. 23,891. 23,926. 24,‚491. 32,859. 38,456. 41,29]. 46,954. 47,984. 48,3359. 48,775. 50, 994. 53,457. 53,6518. 55, 260. 58978. 62,224. 63,520. 655239. 66,183. 67,840. 68,157. 70,435. TLol2. 74,872. 76,317. 76,505. 78,821. 84,283. S5, 573 und S7 054.

74 Gewinne von 200 Thlr. auf Nr. 449. 1895. 2152. 3892. 5087. 5883. 7736. 7765. 8] 18. 8387. 9639. 14467. 14,778. 15s523. 16,329. 17,624. 17.667. 17,858. 18,576. 19,795. 20,261. 20427. 22,114. 25,957. 26,677. 28,448. 28,590. 30,361. 31,617. 316 723. 33,742. 34907. 36,441. 39,185. 40, 156. 43222. 45, 865. 441849. 44.936. 45,182. 45,9655. 46,028. 46,218. 46,323. 46, 586. z 190. 18206. 50, 138. 50, 161. 5I,286. 51,565. 51,956. 55,496. 54463. 55,149. 58,206. 61,516. 64,381. 64,538. 76,281. 74, 097. II 388. J6,.478. 79, 5I3. 79,984. So, 519. S2, S5. S2, 899. 83, 629. S5, 894. 35,159. 96378. 94,157 und 94,457.

Berlin, den 29. April 1868.

Königliche General-Lotterie⸗Direction.

Grafen Kanitz der Taufe bei,

Personal Veränderungen.

Offiziere, Bortevee Fähnriche 10.

A Ernennungen, Beförderungen und Versetzungen.

Den 21. April. v. Hartmann, Gen. Ct. von der Armee, zum Commandeur der 2. Div. ernannt. Das ke, Zeug⸗Hauptmann von der Insp. der Gewehrfabriken, zum Art. Depot in Erfurt versetzt. Hasse, Zeug -Pr. Lt. von der Gewehrfabrik in Erfurt, unter Ver— setzung zur Insp. der Gewehrfabriken, zum Zeug-Hauptm., Tf chinkel, Zeug Lt. vom Art Depot in Colberg, zum Zeug⸗Pr. Lt. befördert. Dautz, Zeug ⸗Lt. vom Art. Depot in Erfurt; zur Gewehrfabrik da—= selbst, Greff, Zeug⸗Lt. vom Art. Depot in Mainz, zum Art. Depot in Erfurt, Maher, Zeug-Lt. vom Art. Depot in Cassel, zum Art. Depot in Magdeburg versetzt. Versümer, Zeug⸗Feldw. vom Art. Depot in Königsberg, unter Versetzung zum Art. Depot in Mainz, Rückward, Zeug-⸗Feldw. vom Art. Depot in Berlin, unter Ver? setzung zum Art. Depot in Cassel, zu Zeug⸗Lts. befördert. Schney⸗ der, Pr. Lt. à la suite des 3. Niederschl. Inf, Regts. Nr. 50 und Directions ⸗Assistent der Gewehrfabrik zu Danzig, zum Hauptmann

befördert. . B. Abschiedsbewilligungen ze.

Den 21. April. v. Hanenfeldt, Gen. Ct. und Commdr. der 2. Div., in Genehmigung seines Abschiedsgesuchs mit Pens. zur Disp. gestellt. Schoppe, Maß, und, Zeug⸗-Hffiz. vom Art. Depot zu Erfurt, mit Pens. und seiner bish. Unif. der Abschied bewilligt.

Bei der Landwehr.

Den 11. April. Heckert, pens. . zuletzt bei dem ehemal. 2. Bat. Prenzlau) 4. Brandenb. Landw. Regts. Rr. 24, der Char, als Sec. Lieut, und die Anwartschaft auf eine Sec. Lts. Stelle bei einem Invaliden⸗Institut verliehen.

Beamte der Militair⸗Verwaltung. Durch Verfügung des Kriegs-⸗Ministeriums.

Den 1. April. nah er interim. Kasernen⸗Insp. in Witten berg, zum Kasernen⸗Insp. ernannt.

Den 4. April. Fleer Sec. Lt a. D.,, Zahlm. vom 1. Bat. des 2. Westfäl. Inf. Regts. Nr. 15 (Prinz Friedrich der Niederlande), der nachgesuchte Abschied mit Pens. bewilligt.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 29. April. Seine Majestät der König begaben Allerhöchstsich heute Vormittags um 9 Uhr nach Spandau zur Besichtigung des Füsilier⸗Bataillons 4. Garde⸗Ke⸗

giments unter Major von Schachtmeyer, nahmen nach der

Rückkehr von dort die Vorträge der Hofmarschälle und des Geheimen Kabinetraths von Mühler entgegen und fuhren um 13 Uhr zu dem Flügel ⸗Adjutanten Obersten Grafen Kanitz, um der Taufe des ersten Kindes in dessen Familie beizuwohnen. Es findet heute bei Ihren Majestäten ein Diner zur Feier des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers von Rußland, und eine größere musikalische Soirse statt.

Ihre Majestät die Königin wohnte heute bei dem x bei welcher Allerhöchstdieselbe Pathenstelle übernommen hatte, Zu dem im Königlichen Palais stattsindenden Diner ist die Kaiserlich russische Gesandtschaft aus Veranlassung des Geburtstages Sr. Majestät des Kaisers Alexander geladen.

Aus Veranlassung der am vorgestrigen Tage erfolgten Eröffnung des Zoll-Parlaments fand gestern Nachmittags um 4 Uhr bei Ihren Königlichen Majestäten im Weißen Saale und in der Bilder⸗Gallerie des hiesigen Königlichen Schlosses ein. Diner statt, an welchem außer den Allerhöchsten und den Höchsten Herrschaften, den Staats? Ministern, den hier anwesenden Generalen und Wirklichen Geheimen Räthen, die sämmtlichen Mitglieder des Bundesrathes des deutschen Zollvereins und die sämmtlichen Abgeordneten zum Zollparlament theilnahmen. Vor dem Biner wurden zu⸗ nächst die Mitglieder des Bundesrathes in der vor dem Ritter— saale belegenen Rothen Adler⸗Kammer Sr. Majestät dem Könige durch den Vorsitzenden des deutschen Zollvereins, sowie Ihrer Majestät der Königin durch den Präsidenten des Bundeskanzler⸗Amts, Wirkliche n Geheimen Rath Delbrück, prä⸗ sentirt. Hierauf erfolgte die Vorstellung der Abgeordneten zum e n nn n. Dieselben hatten sich zu diesem Behufe nach

taaten geordnet, im Ritterfaale und in der daran grenzenden Schwarzen Adler⸗Kimmer aufgestellt, und zwar die preußischen Abgeordneten auf der Seite nach dem Lustgarten hin, die Abgeordneten aus den Staaten des Norddeutschen Bundes, so wie aus Bayern, Württemberg, Baden und dem nicht zum Norddeutschen Bunde gehörigen Theile Hessens auf der Seite nach dem Schloßhofe hin. Die Präsentationen an Ihre Königlichen Majestäten wurde bei den nichtpreußischen Abgeordneten durch die stimmführenden Bevollmächtigten der betreffenden Staaten, bei den preußischen Abgeordneten durch den zu den preußischen Bevollmächtigten zum Bundesrathe gehörigen Geheimen Regie⸗ rung Rath Grafen zu Eulenburg' bewirkt. Ihre König⸗ liche Majestäten richteten an sämmtliche Abgeordnete huld⸗ volle Ansprachen, so daß das Diner erst um 55 Uhr

Bundesraths des Grafen von Bismarck⸗ Schönhausen,

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seinen Anfang nahm. Im Weißen Saale, in welchem nur

210 Personen Platz finden können, waren außer den Aller—

höchsten und den Höchsten Herrschaften und deren nächster Um—

gebung nur die Mitglieder des Bundesrathes und Abgeordnete placirt. Die Ersteren hatten mit dem Grafen von Bismarck—

Schönhausen, mit dem Präsidenten Simson, dem Alters—

präsidenten, Wirklichen Geheimen Rath von Frankenberg⸗Lud⸗

wigsdorf, dem Vice⸗Präsidenten des Reichstages von Bennigsen und dem Präsidenten des Bundeskanzler⸗Amts, Wirklichen Ge— heimen Rath Delbrück, das vis-à-vis eingenommen. Se. Ma— jestät der König geruhten während des Festmahls die folgenden

, zur Begrüßung der Mitglieder des Zoöllparlaments zu rechen:

s »Ich ergreife das Glas, um die Abgeordneten zum deut—⸗ schen Zollparlament bei Mir willkommen zu heißen. Ich thue es in der Hoffnung, daß die Arbeiten dieses Parlamen⸗ tes zum Segen und zur Wohlfahrt des gesammten deutschen Vaterlandes gereichen mögen.

Nach der Tafel wurde der Kaffee für die Allerhöchsten und Höchsten Herrschaften in der Rothen Adler⸗Kammer, für die Gesellschaft im Rittersaale und in den angrenzenden Gemächern servirt, worauf Ihre Majestäten und die König⸗ lichen Prinzen und Prinzessinnen noch längere Zeit mit vielen der Anwesenden Sich huldreichst unterhielten. Um 7; Uhr ge⸗ ruhten Ihre Majestäten Sich zurückzuziehen, womit das Fest seinen Abschluß fand.

Heute Mittag hielt der Bundesrath des Norddeutschen Bundes eine Plenarsitzung ab.

Der Reichstags⸗Beschluß bezuglich der Verwaltung des Bundesschuldenwesens und die dadurch herbeigeführte Zurück⸗ nahme der zur Erweiterung der Bundes-Kriegsmarsne be⸗ willigten Anleihe hat, nach Mittheilung der rov.⸗Corr. «, für die Marine die bedauerlichste Rückwirkung. Die hiernach erforderlichen Ausführungen schließen ein Aufgeben des Flotten⸗ , nn in sich und sind von den tief eingreifend—

en Folgen.

Der Ausfall von über 3 Millionen erfordert die sofortige Beurlaubung von p. p. 1000 Matrosen und einer entsprechen⸗ den Anzahl von Mannschaften in den andern Marinetheilen, die Abrüstung der Korvetten »Hertha« und ⸗Medusa«, welche nach den ostasiatischen Gewässern abgehen sollten, des »Co⸗ met«, zum Schutz der Norddeutschen Fischerei in der Nordsee, des »Arminius« für Artilleriezwecke und Behufs Gewin⸗ nung weiterer Erfahrungen mit dem Thurmsystem, des »Prinz Adalbert«, bestimmt zum Wachtschiff für die Elbe, endlich der drei Vermessungs-Fahrzeuge für die Nordsee, »Lo— releye, »Wolf «, » Basilisk⸗.

Von der Entsendung eines Kanonenbootes zur Ablösung des »Blitze auf der Station im Orient, resp. auf der Sulina, muß Abstand genommen und die Korvette »Augusta« aus den . von Mexiko und Central-Amerika zurückberufen werden.

Auf den Hafenbau ist die nächste Wirkung eine gleich un—

nl ge auf den Jadehafen, als das dringendste Bedürfniß,

ollten in diesem Jahre 2 Millionen verwendet werden, um denselben im nächsten Jahre eröffnen zu können; nach Ausfall von nahe 13 Millionen ist dieses Ziel selbstverständlich im nächsten Jahre nicht zu erreichen.

Der Hafenbau in Kiel muß ganz unterbleiben und der Beginn desselben auf günstigere Zeiten verschoben werden.

Für den Schiffbau sind keine Mittel disponibel und kann der für die nächsten Jahre beabsichtigte Bauplan nicht zur Aus— führung kommen. e

Kirch⸗ und Schulbau an der Jade muß unterbleiben, eben so die Beschaffung eines Feuerschiffes an der Jade und die Her⸗ stellung einer unterseeischen Hafenvertheidigung. Die Land— und Wasserbauten erfahren so erhebliche Einschränkungen, daß ihre Förderung kaum nennenswerth ist.

Im weiteren Verlaufe der gestrigen Sitzung des deut⸗ schen Zollparlaments folgte nach der Wahl des Prãäsiden⸗ ten und der beiden Vice⸗Präsidenten die Wahl der Schrift— führer. Um 3 Uhr wurde die Sitzung geschlössen.

Die heutige G3.) Plenarsitzung des deutschen Zollpar⸗ lam ents wurde Mittags 1 Uhr durch den Präsidenten Dr. Sim son eröffnet. Von Mitgliedern des Bundesraths waren anwesend: der Minister von Linden, der Ministerial-Rath Dr. Dippe, der Geheime Regierungs⸗Rath von Bitzer, der Ministerial⸗Rath Kilian.

Der Präsident theilt zuerst das Resultat der Wahl der Schriftführer mit. Dieselbe ist auf die folgenden Abgeordneten gefallen: Forkel, v. Unruhe⸗Bomst, Stumm, Cornely, von Schöning, v. Puttkamer (Sorau), Graf Luxburg, Freiherr von Stauffenberg. Auf die vom räsidenten gegebene Nachricht von dem plötzlich erfolgten Tode des Abg. Frhrn. Carl Maria

von Aretin (16. bayrischer Wahlbezirk) bezeugte das Haus seine Theilnahme durch Erheben von den Sitzen.

Von den Zollvereinsregierungen waren, nach der Mitthei⸗ lung des Präsidenten, durch Vermittelung des Grafen von Bismarck Schönhausen drei Vorlagen eingegangen: Handels⸗ und Schifffahrtsvertrag des Zollvereins mit Spanien, Handels⸗ und Zollvertrag mit Oesterreich, Gesetz Entwurf, betreffend Ab⸗— änderungen einzelner Bestimmungen der Zollordnung und der Zollstrafgesetzgebung.

Das Haus trat darauf in die Tagesordnung ein: Wahl⸗ prüfungen. .

Der Abg. Mig ul stellte den Antrag: Den Vorsitzenden des Zollbun esrathes aufzufordern, in Ansehung der Ab⸗ weichungen des bayerischen Gesetzes über die Wahlen der Ab⸗ geordneten zum Zollparlamente von dem Gesetz, auf Grund dessen die Wahlen zum 1. Reichstag stattgefunden haben, für vollständige Ausführungen des Art. 9 §. 1 des Vertrags vom 8. Juli v. J., Sorge tragen zu wollen.

Für diesen Antrag sprachen der Antragsteller, so wie die Abgg. Bebel, Duncker, v. Patow, Erhard, gegen denselben die Abꝗg. FIrhr. v. Thüngen, Feustel, v. Mallinckrodt, Frhr. v. Stauffenberg. Das Haus nahm den Antrag an. (Schluß des Blattes.) .

Aus dem Regierungsbezirk Gumbinnen bringt die Prev. Corresp. folgende Mittheilungen:

Die allgemeine Lage der Bevölkerung gestaltet sich fortdauernd günstiger und entspricht den früher ausgefprochenen Hoffnungen auf eine allmälige glückliche Ueberwindung des Rothstandes.

Der Frühling ist ungewöhnlich zeitig eingekehrt, die milde Wit⸗ terung hat die Wintersaaten gekräftigt und gestattet die Ackerbestellung unter den günstigsten Aussichten. Der Zustand der Landwege hat sich gebessert, und wird binnen Kurzem mit dem Abeggen und der Instandsetzung derselben vorgegangen werden können. Ber Wasser⸗ stand der Memel ist zwar noch sehr hoch, beginnt aber zu fallen, so daß Vorbereitungen zur Wiederaufstellung der Pontonbrücke bei Tilfit getroffen werden. In der Niederung stehk das Wasser auf den Wiesen und tiefer gelegenen Feldmarken noch auf gleicher Höhe mit dem kurischen Haff und den Strömen Ruß und Gilge; die eigentlichen Feldarbeiten müssen hier noch ruhen und kann leider auch das Vieh noch nicht ausgetrieben werden.

Das vermehrte Angebot hat die Preise für Brodfrucht und Saat⸗ kartoffeln theilweise um ein Geringes herabgedrückt, während die übrigen Saatfrüchte bei sehr lebhaftem Marktverkehr auf den früher angegebenen Preisen verharrten. Das polnische Brod, das während'der letzten Mo⸗ nate, namentlich im Kreise Pillkallen den Markt beherrschte, ist von demselben plötzlich fast ganz verschwunden und durch den Mais ersetzt worden, der als Nahrungsmittel sehr beliebt ist und über den Bedarf zu wohlfeilen Preisen angeboten wird.

Die Zahl der öffentlichen Arbeitsstellen hat zwar eine bemerkens— werthe Aenderung nicht erlitten; sie entspricht aber dem Bedürfnisse jetzt um so mehr, als ein starkes Kontingent an Arbeitskräften durch die Landwirthschaft, die Schifffahrt und Fischerei in Anspruch genommen wird. Die Lohnsätze bei den öffentlichen Unternehmungen sind durchweg aufgebessert und so bemessen, daß, unter Voraussetzung einer verständigen Wirthschaft, weder bei dem Arbeiter, noch seiner amilie von Besorgniß erregender Noth mehr die Rede sein ann. Die Aufsichtsbeamten haben sich der Förderung der Wohl— fahrt der Arbeiter mit Liebe und Sorgfalt angenomnten und sich unausgesetzt bemüht, ihnen jede thunliche Erleichterung zu ver— schaffen. Die Klagen über mangelnde Arbeitswilligkeit mehten sich, und es muß nunmehr die Wiedergewöhnung der niederen Volksklassen an den Selbsterwerb als der Schwerpunkt der Thätigkeit aller öffent⸗ lichen Organe betrachtet werden.

Die nach den Gesetzen vom 23. Dezember v. Is. und 3. v. M. zu bewilligenden Darlehne und Saatvorschüsse sind fast sämmt⸗ lich vertheilt Das bei der Vertheilung der ersteren ursprünglich vor— geschriebene Verfahren ist vereinfacht worden, und steht die völlige Ahwickelung der desfallsigen Geschäfte binnen Kurzem bevor. Die Lücken, welche troßz der reichlichen vom Staate gewährten Mittel in Folge der statigehabten Vertheilungsart bei Befriedigung des Saatbedürfnisses der untern Klassen hier und da geblieben sind, werden durch die großen Sendungen an Saalfrüchten aller Art möglichst ausgefüllt, welche die wohlthätigen Ver⸗ eine hergelangen laͤssen. Nicht felten kommt es auch vor, daß das alle Preußen umschlingende Band der allgemeinen Militair' pflicht vermittelnd und hülfebringend sich geltend macht, sei es daß an Ortschaften und einzelne Wirthe von früheren Soldaten Zusendungen erfolgen, die bei Abholung der Remontepferde hier frü⸗ her in Quartier gestanden haben und freundliche Aufnahme gefunden hatten, jetzt aber in Ruhe auf ihren Höfen sitzend ihrer be— drängten Gastfreunde sich erinnern und annehmen; sei es, daß hiesige Wirthe in anderen Provinzen früher in Quartier gestanden haben und von ihren früheren Quartiergebern jetzt bedacht werden.

Das Feld der Privatwohlthätigkeit wird naturgemäß ein stets engeres. ie Nachfrage nach Gespinnst nimmt ab und die Zahl der Suppenanstalten und gespeisten Personen wird geringer.

Die Gesundheitsverhältnisse sind günstig. Die Zahl der Typhus. kranken hat sich um den vierten Theil vermindert. Im Kreise Stal— lupönen stellt sich die Abnahme in so erfreulicher Weise dar, daß das in Pillupönen eingerichtete Typhus -Lazareth aufgelöst werden konnte.

Für die vorläufige Unterbringung und Pflege der hinterbliebenen Typhuswaisen ist Fürsorge getragen und zur definitiven Regelung

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