Mit den beiden Hansestädten Bremen und Hamburg unter⸗
hält der Zollverein die lebhaftesten Handels verbindungen, sie vermit- teln sowohl seine Bezüge von Waaren aus transatlantischen Ländern, wie auch den Absatz seiner Erzeugnisse nach diesen. Mit Bremen steht der Zollverein insofern in engerer Verbindung, als er mit dieser Stadt einen Vertrag abgeschlossen, durch welchen ein Theil des bremi—⸗ schen Gebiets dem Zollperein einverleibt und in Bremen selbst zur Erleichterung des gegenseitigen Verkehrs ein vereinsländisches Haupt— Zollamt errichtet worden ist. Der Werth der Einfuhr des Zollver— eins aus Bremen hat im Jahre 1864 21,5749 802 Thlr. oder 6,00 pCt. der Gesammteinfuhr, der Ausfuhr nach Bremen 188783234 Thlr. oder 5, o1 Prozent der Gesammtausfuhr betragen. Bei der Ein⸗ fuhr sind folgende Hauptartikel zu erwähnen: Rohtabak 8,221,000 Thaler, rohe Baumwolle 1627,540 Thlr., rohe Erzeugnisse zum
Gewerbe. c. Gebrauche 1000, 000 Thlr., Kaffee 95l 534 Thaler, rohe
Häute 938,589 Thlr, Indigo S7ö,800 Thlr.ͥ, Oel 581,914 Thlr., Reis 5745884 Thaler, Wallfischbarden und rohes Fischbein 27 [750 Thlr., Fleisch, Schmalz und Fett 473,835 Thlr., Cigarren 4621450 Thlr., rohes Wollgarn 397 360 Thlr. Die Sa arri des Ezports waren; Wollenwaaren 3464400 Thlr. Steingut und Por— zellan 16832441490 Thlr. Baumwollenwaaren 1,7597700 Thlr., Holz.
waaren 16000000 Thlr., kurze Waaren 950 900 Thlr., Seidenwaaren
889300 Thlr., Glas und Glaswaaren 754545 Thlr., Leinwand A0 9I0 Thlr. , Bau und Nutzholz 597778 Thlr., Sp lu 487,960 Thlr., Mühlenfabrikate 475/992 Thlr. Getreide 459 930 Thlr., Schaf wolle 423540 Thlr., musikalische Instrumente 397,700 Thlr-, Bucher 36 3. Butter 321,160 Thlr., Eisen.· und Stahlwaaren
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Die Einfuhr des Zollvereins von Hamburg wird auf 64,894. 622 Thlr, oder 1801 Prozent der Gesammteinfuhr, die Ausfuhr dahin auf 74129740 Thlr. oder 19,66 Prozent der Gesammtausfuhr ge⸗ schätt, wobei indeß die Werthe derjenigen Artikel, welche in den jollamtlichen Ein- und Ausfuhrlisten nicht zur Anschreibung kommen, unberücksichtigt geblieben sind; andern Falls würden sich die vorstehenden Ziffern erheblich höher stellen. Beim Eingange von Hamburg, welcher hauptsächlich auf der Berlin-⸗Hamburger Eisen⸗« bahn, auf der Elbe und über Harburg stattfand, sind für 1864 fol.
ende Artikel besonders hervorzuhehen: rohes Wollengarn 8, 454 320
haler, Kaffee 7,604,982 Thlr., rohe Baumwolle n Thlr. Wolle 3 625/090 Thlr., rohe Häute 3,614,130 Thlr., rohe Erzeugnisse zum Gewerbegebrauche 36500000 Thlr., gebleichtes 26 Leinengarn 1,932,950 Thaler, Sel exkl. Baumöh 1 754,571 Thlr. Wollenwaaren 1749200 Thaler, Twist 1742720 Thlr., Südfrüchte 15115553 Thlr., Rohkupfer 1428000 Thlr., arbeholz 14077015 Thlr., Indigo l/ Qs39 600 Thlr., Cigarren 255050 Thlr., Rohtabat 837810 Thlr., rohe Seide Sl4 00 Thaler, Pferde 747,450 Thlr., Roheisen 698,955 Thlr., Eisen⸗ und Stahlwaaren 651,115 Thlr. Leinengarn Maschinengespinnst) 605, 025 Thlr. Steinkohlen 600083 Thlr., Baumöl 556,150 Thlr., Bücher 553 100 Thlr. , Felle zur Pelzwerkbereitung 25, Sõ0 Thlr., Sei denwaaren 25 00 Thlr. Die Hauptartikel der Ausfuhr nach Hamburg waren: Wollenwaaren 1463511200 Thlr / Baumwollenwagaren 5554, 3o6 Thlr. Spiritus Smeg /S 9 Thlr / kurze Waaren 4 466,500 Thlr., Wolle 361,586 Thlr / Vieh 3, 830, 953 Thl., Zink 3 902,922 Thlr., Leinwand 2,984. 630 Thl., Seidenwaaren 18871600 Thlr., Weizen 1,846,592 Thlr., fertige Kleider und Leibwäsche 1, Zl 609 Thlr., chemische Fabrikate 1B 769,0 Thlr., feine Holzwaaren 15718, 150 Thlr., Kleesaat 1661, 840 Thlr., gefärbtes ꝛc. Woellengarn 1,6174, 059 Thlr., Holz 1,148. 863 Thlr., Bücher jd. 566 Thlr. Lederwaaren 964,790 Thlr., Steingut und Porzellan I3, 977 hlt, Mühlenfabrikate 906,52h Thlr,, Eisen· und Stahlwaaren S323 850 Thlr., musikalische Instrumente 826,200 Thlr., Glas und Gkaswaaren 745,180 Thlr. Rüböl 705/250 Thlr.
Die Handelsbeziehungen des Zollvereins zu Mecklenburg sind nur unerheblich, da sich Mecklenburgs Handel fast allein auf Ackerbau⸗ produkte heschränkt. Mecklenburgs Einfuhr in den Zollverein hatte nach den Kommerzial ⸗Uebersichten für 1864 einen Werth von 27 59.317 Jhaler oder 076 Prozent der Gesammteinfuhr (darunter: Schafwolle 20/869 Thlr. Getreide 389,794 Thlr. 6 355,590 Thlr., Raps 327032 Thlr. Schweine 203, 902 Thir) Bie Ausfuhr des Zollvereins nach Mecklenburg betrug 18658, 217 Thlr. oder O60 Prozent der Ge— , , , , , Wir . Thlr., Getreide
9) Leinewan J r. ollenwaaren 133,200 ! Vieh 1243671 Thlr., Wolle 92770 Thli 2c) . Was den Verkehr mit Holstein und Lauenburg betrifft, so läßt sich derselbe aus der Kommerzial-Statistik des Zollvereins nicht vollständig übersehen, da ein großer Theil desselben unter den bei Hamburg nachgewiesenen Ziffern mit enthalten ist. Der in den zoll· amtlichen Listen vermerkte direkte Import aus Holstein repräsentirt für 1864 einen Werth von 1431, so3 Thlr. oder O69 pCt. Getreide 236/908 Thlr. Kaffee 188,900 Thlr., Rohzucker 161,440 Thlr., rohe Häute 135090 Thlr., Oel 87117 Thlr., Thran 86,532 Thlr., Flachs ör892 Thlr., Wolle 60/690 Thlr.). Erheblicher war die direkte Aus. fuhr nach Holstein 2c. mit 6 687201 Thlr. oder 1,7 pEt. der Ge— ammtausfuhr; es sind darunter enthalten: Wollenwagren 933 600 hlr., Seidenwaaren 76525200 Thlr. Leinwand 754/950 Thlr. Spiri tus 55,400 Thlr., kurze Waaren 400 409 Thlr., Baumwollenwaaren . 6 Mühlenfabrikate 298,968 Thlr., chemische Fabrikate
r.
s Die Ein! und Ausfuhr über die Nordseehäfen ist im Verhaͤlt niß zur gesammten Waarenbewegung des Ih n nur 6 deutend gewesen. Es wurden hauptfächlich Rohstoffe und Kolonial- . . zur Versorgung Hannovers und Oldenburgs eingeführt, die
gegen besonders landwirthschaftliche Produkte exportirten. Der Werth der Einfuhr i. J. 1864 ist auf 850g, 720 Thlr., oder 233 Pro- 3 der Gesamniteinfuhr des ollvereins, der Ausfuhr auf Hos s3gh
hlr. oder 6,s1 Prozent der esammtausfuhr berechnet. Eingeführt
wurden namentlich: rohe Baumwolle 867 800 Thlr., Kaffee 612.828 Thlr., Bau⸗ und Nutzholz 5594417 Thlr., Steinkohlen 3 hir ganz grobe Eisengußwagren 5öß,l386 Thlr, Heringe 553,365 Thlr., rohes Wollengarn 441,720 Thlr, Oel Iß9s298 Thlr., Eisen 275,45 Thlr., Wein 2345710 Thlr., Flachs, Werg, Hanf 220 768 Thlr. Haupt artikel der Ausfuhr waren:
waaren 236,860 Thlr., Eisemwaaren 189 82 Thlr., Hülsenfrüchte 145,674 Thlr.
ßeren Handelsplätzen der Hinterländer Rußland, Polen und Oesterreich
vermitteln. Die Einfuhr im Jahre 1864, überwiegend aus Rohstoffen. Halbfabrikaten, Kolonialwaaren und anderen ,, . bestehend, hatte einen Werth von 18,239,568 Thlr., oder 5,os Prozent der Gesammteinfuhr; es kommen dabei hauptsächlich in Betracht: Heringe 2602521 Thlr, Kaffee 2060 334 Thlr., Oel (ausschließlich Roheisen
14415,999 Thlr.,
Baumöl) 1,472,159 Thlr., Steinkohlen Eisen 625/034 Thlr., Flachs,
7MII0 Thlr., Rohkupfer 682,920 Thlr,
Werg / Hanf hib /s Thlr., Pottasche 168,533 Thir, Balbmöl r o,
Thaler, rohe Erzeugnisse zum Gewerbegebrauche 406,000 Thlr., Pack leinwand und Segeltuch 377009 Thlr., Baumwolle 354,800 Thlr., Talg 352524 Thlr., Wolle 320 180 Thlr., Reis 315,071 Thlr., Leinfaat 304 104 Thlr. Die Ausfuhr umfaßt hauptsächlich Er eugnisse der Landwirthschaft, Bau. und Nußͤ holz, Spiritus, Yer n r tam wogegen Manufakturwaaren und sonstig . nur einen verhältnißmäßig geringen Theil derselben ausmachen. Der
Werth der Ausfuhr in 1864 betrug 36, 9009 364 Thlr. oder s, pCt.
der Gesammtausfuhr, darunter: Holz 198765775 Thir.,, Weizen ä , , n, , , , et. ha e Hie ne, , . . Hülsenfrüchte 32,152 Thlr.] Gerste 1-301, 949 Thlr., Mühlen⸗ 6 4 . 8 . Oel 664,781 Thlr.; . r. elkuchen w i . ( . / ch / Thlr., Eisenwaaren Schließlich ist noch der Verkehr zu erwähnen, welcher in den Niederlagen durch Vermittelung der . und der Posst attgefunden hat, sowie derjenige der En cla ven. Der Werth desselben ist bei der Einfuhr auf 823732 Thlr. oder 2.73 Pro⸗ zent der Gesammteinfuhr (darunter Seidenwaaren 3.6 iG, 050 Thlr., Wollenwagren 1 846,600 Thlr., Kaffee S53, 290 T lr. Baumwollen⸗ ig, ge. hn. ,,, 5 ein 360,910 Thlr.), n welcher allein der Niederlagev izipi 94/626 Thlr. betechnet worden. ,
Das Fabrikwesen Berlins in den Jahren 1849 —· 1861
(S. Bes. Beil. zu Nr. 98 d. Bl.) II. Derjenige Fabrikationsbetrieb, welchen wir zuerst betrach⸗
*
ten, die Maschinen-Spinnerei, hatte auch in dieser Periode .
einen weiteren Rückschritt gemacht. Es gab in Berlin keine einzige Streichgarnspinnerei, und es mußten die b0/ 000 Ctr. Streichgarn im Werthe von 2 Millionen Thalern, welche jetzt jährlich verarbeitet wurden, von auswärts bezogen werden. An Kammgarnen verbrauchte Berlin jährlich etwa 2 Millionen Pfund im Werthe von 3 Millionen Thalern, und es lieferte die eine vorhandene Spinnerei mit 2509 Spindeln höchstens den zwanzigsten Theil jenes Quantums. Die Baumwoll- Spinnerei war ganz eingegangen, und auch die Zahl der Sei⸗
denhaspel-Anstalten und Zwirnereien hatte sich bis auf fünf
vermindert. Letztere waren jedoch sämmtlich größere Anstalten welche zusammen 284 Personen dels a e . groß tt .
Watten und Dochtfabriken weist die Tabelle 10 mit 58, Fabriken zur Herstellung von Zwirn, Strick-, Stick, und Näh⸗ rn , ö und ö 18 mit 516 beschäf⸗
für letztere Fabrikation gab es i
Staate 95 Anstalten mit 3047 . ) ,
Die Fabrikation von Geweben hatte einen bedeutenden Umfang gewonnen. Sie geschah mit außerster Theilung der Arbeit und Benutzung der Dampfkraft, so daß bei der Höhe der Production die Herstellungskosten der einzelnen Fabrikate sch erheblich verminderten. So finden wir zunächst in er Liste für die Tuchfabrikation nur noch drei Anstalten
au seführt, in diesen waren aber 526 Personen beschäftigt un aft
1d der , , Betrieb daher viel bedeutender,
früher in der großen Zahl kleiner Fabriken. Noch umfang⸗ reicher hatte sich die Fabrikation sonstiger wollener und f. wollener Stoffe, Tücher und Shawls gestaltet. Schätzungs⸗ weise wurden im Jahre 1864 an Sommerwaaren 30, G6 und an Winterwaagren 50 9000 Stück im Gesammtwerthe von über 3 Millionen Thaler hergestellt. Man fertigte jetzt auch die besseren glatten . und alle Arten der sogenannten Nou—- veguté s, welche früher aus England, Frankreich und dem Rheinlande bezogen worden waren, und verarbeitete dieselben auch in großen Massen fabrikmäßig weiter zu Kleidungsstücken.
Vich 454. 3h! Thi Beier enn, Thlr. Mühlen dbnstatt , C00 hlt Walle r god nn, ü, Thlr., Hafer 157,557 .
Von größerer Bedeutung für den Handel des Zollvereins sind die Ostseehäfen, welche lebhafte Verbindungen mit ee n te, ö. Rußland, Dänemark, Schweden und Norwegen, Holland, Frankreich, Spanien, Hamburg ꝛc. unterhalten und den Verkehr dieser änder mit den östlichen Provinzen des preußischen Staats, fowie mit den grö ⸗
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Letzterer ganz neue Industriezweig der sogenannten Confections fand mit großer Schnelligkeit ö
Die Liste führt 44 Fabriken für wollene und halbwollene Stoffe mit 4500 beschäͤftigten Personen auf. In diesen Fa— briken gingen 2893 Webestühle, von denen 745 Maschinenstühle waren. Im ganzen Staate gab es 136 dergleichen, Fabriken mit 8200 Arbeitern. .
Die Baumwollweberei, weiche am Schlusse der vorigen Periode umfangreich betrieben worden war, hatte in Folge der durch den amérikanischen Krieg hervorgerufenen Theuerung der Baumwolle einen Rückschl g erfahren. Es war so weit gekommen, daß viele Webestühle für Baumwolle zu der Her— stellung wollener und leinener Gewebe übergehen mußten, um nicht gänzlich außer Betrieb zu gerathen. Nach wiederherge—⸗ stelltem Frieden in Amerika hat sich die Fabrikation wieder gehoben, besonders seitdem die Nachfrage nach leichten Stoffen zu Kleidungsstücken mehr zunahm. .
Gänzlich aufgehört hatte die auch früher nur sehr schwach betriebene Leinenweberei. Dagegen war ein neuer bedeutender Fabrikationszweig in der Herstellung ausgenähter Weißwaaren entstanden. Diese Fabrikation wurde im ganzen Staate nur in Berlin betrieben; es bestanden hierfür bereits 1861, für welches Jahr die Tabellen diese Fabrikation zuerst erwähnen, fünf große Etablissements mit 328 beschäftigten , meist weiblichen, welche zum größten Theil mit
aschinen arbeiteten. Der Absaßz dieser Fabrikate erstreckt sich jetzt über ganz Europa und bis in die Levante.
Die Herstellung von Stoffen aus Seide hatte sich trotz der fast dauernd steigenden Preise der Rohseide fortwährend ge⸗ oben, namentlich in Folge der seit 1
3 vorwiegend einge⸗ ahn Wirkerei auf mechanischen Stühlen. Die Fabrikate zeichneten sich sowohl durch geschmackvolle Muster, als auch durch prachtvolle Farbenschattirungen aus. Ein großer Theil der Fabrikate wurde in Berlin selbst zur Herstellung von Confec— ions verwendet, bedeutende Massen gingen aber auch in das Ausland, besonders nach Rußland, nach dem Orient, nach Spa— nien, Amerika und China. Auch die Fabrikation von Seiden plüschen zu Hüten wurde in großem Umfange betrieben.
Sehr bedeutend hatte sich die Fabrikation von Shawls entwickelt. Von den 1861 im Staate befindlichen 58 Shawls-⸗ Fabriken mit 3300 Arbeitern und 1221 Hand⸗ und 867 mechag; nischen Webestühlen waren in Berlin 59 Fabriken mit 2819 Arbeitern, 833 Hand⸗ und sämmtlichen 867 mechanischen Wehe—⸗ stühlen. Besonders hatte die Anfertigung der billigen brochir⸗ ten und der gewirkten sogenannten französischen Ssawls in kurzer Zeit einen hohen Grad von Vervollkommnung erreicht; es wurden in diesen Sorten große Quantitäten hergestellt und auf die ausländischen Märkte geführt. Einen Beweis für den Umfang des Absatzes in diesem Fabrikationszweige giebt eine Notiz in dem Jahresberichte des preußischen Konsulats zu Messtina für 1856, nach welcher Berlin in Shawls, namentlich in wollenen, dort einen ersten Rang behauptet. :
Die lange Zeit durch englische Konkurrenz beschränkte Teppichfabrikation hatte sich im Laufe dieser Periode mit der zunehmenden Einführung niechanischer Webestühle zu heben be— gonnen. Zu den feineren Sorten mußten jedoch die Garne noch immer aus England bezogen werden. Im Jahre 1861 be⸗ standen in Berlin 3 Teppichfabriken mit 198 beschäftigten Per- sonen und 113 Webestühlen, unter welchen sich jedoch schon 8) mechanische befanden. .
Eine ganz neue Gestalt hat in letzter Zeit die Strumpf ⸗ waaren⸗⸗ Industrie durch die Herstellung der sogenannten Strumpfwaaren - Confections gewonnen. Unternehmer mit bedeutenden Mitteln lassen jetzt in diesem Fabrikations-
weige nicht nur Strümpfe, sondern auch die ver—⸗ , ,,, in feinen wolle⸗ nen Häkelarbeiten, besonders Kindersachen und die sogenannten Fancies für Damentoilette, von einer großen Anzahl von Per sonen fertigen und betreiben damit bedeutende, namentlich quf den 565 berechnete Geschäfte. Die Gesammtzahl der hierbei schon 1861 thätigen Personen ist aus der Tabelle, welche 15 Fabriken mit 211 beschäftigten Personen, sowie 37 mechanischen und 112 Handstühlen aufführt, gar nicht ersichtlich, da gerade diese Industrie hauptsächlich als Nebenbeschäftigung be⸗ trieben wird. Man rechnet nämlich, daß in diesem Fabrika—⸗ tionszweige mehr als 5000 Menschen, namentlich Frauen, Beschäftigung sinden, deren jährlicher Verdienst sich auf mehr als 300, Thaler stellt, während die in diesem Fabri⸗ kationszweige aus Berlin jährlich in den Handel gelangenden Gegenstände einen Gesammtwerth von mindestens 2 Millionen Thaler erreichen. Im Zusammenhange mit dieser Fabrikation, wie mit der Herstellung von Confections überhaupt, steht die Zunahme der Fertigung von Posamentierwaaren. Eine fortschreitende 6 . in den Methoden und in der Anwendung von Maschinen, sowie eine bemerkens—-
werthe Entfaltung von Fleiß und Geschicklichkeit haben vorzugsweise in diesem Industriezweige die frühere auslän- dische Konkurrenz vom Berliner Markte verdrängt und den Berliner Fabrikaten den Absatz nach allen Gegenden ge— sichert. Auch die Herstellung von TapisserieWaaren war fort⸗ während, im Zunehnien begriffen. Die Tabelle weist zö Fa—⸗ briken für Bänder, Tressen, Knöpfe u. s. w. mit 662 beschäf⸗ tigten Personen und 273 mechanischen und 276 Hans stühlen nach. Die Anstalten lieferten in jedem Jahre in Schnüren Chenillen, Fransen, Knopfbesatz⸗ Artikeln, Quasten, Besatzbän dern, Sowutaches, Rosetten und Garnirungen aller Art neue Fabrikate in bedeutenden Quantitäten, von denen ein großer Theil sofort bei der Herstellung der Confections in Berlin selbst Verwendung fand. In Stoffen aller Art wurden nicht nur Herren- und Damen ⸗Kleidungsstücke, sondern auch e ,, in großen Massen gefertigt und hauptsächlich nach den Niederlanden, der Schweiz, Rußland, Italien und Amerika versandt. Eine genaue Statistik über die Massen und Werthe der so fabrizirten Waaren fehlt. Den einzigen Anhalt bilden die von den Aeltesten der Kaufmannschaft auf Grund der Mittheilungen einzelner Gewerbetreibenden gemachten An— gaben. Nach denselben sollen allein die jährlich nach Nord⸗Amerika versandten, in Berlin e fen Confections einen Gesammt⸗ werth von 5 Millionen Thaler darstellen.
Neue Kunstwissenschaftliche Werke preußischer Autoren.
IIl. Handbuch der kirchlichen Kunstarchäologie des deutschen Mittelalters von Heinrich Otte. Pfarrer zu Fröhden bei Jüterbog). Vierte umgearheitete Auflage mit zahlreichen Holzschnitten und anderen Abbildungen. Zwei Ab— theilungen. Leipzig, T. O. Weigel. 1868.
Das vorliegende Werk hat in 265 Jahren (seit 1842) vier Auflagen erlebt und sich aus einem »kurzen Abriß der Wissenschaft zu einem umfassenden „Handbuch entwickelt.
Da dasselbe sich in der gegenwärtigen vierten Auflage gegen die dritte im Umfange verdreifacht hat, so muß es als eine vollständig neue Arbeit betrachtet werden, wenn⸗ gleich der ursprüngliche Plan des Werkes unverändert bei⸗ behalten worden ist. Eine in dem fertigen Buche etwas störende Ungleichheit der Theile ist dadurch entstanden, daß es dem Verfasser nicht möglich war, das umfangreiche Material zum Behufe der neuen Auflage schnell und aus einem Guß zu verarbeiten: eine erste Lieferung, den rein archäologischen Theil, die Denkmälerkunde umfassend, erschien schon 1863; eine zweite, mit beinahe der ganzen Geschichte der Baukunst, kam 1866 heraus; und die dritte (Schluß) Lieferung, fast die Hälfte des Werkes, folgte gegen Ende 1867. Es konnten daher für die verschiedenen Theile die in den letzten Jahren in der Kunst⸗ wissenschaft gemachten neuen Forschungen nur bis zu un⸗ gleichen, vier bis fünf Jahre auseinander liegenden Termi⸗ nen benutzt werden. Trotzdem kann man in Bezug auf das Ganze die Hoffnung des Verfassers bestätigen, »daß das Handbuch in seiner neuen Gestalt nicht blos an Umfang, son⸗ dern auch an Gründlichkeit gewonnen hat, und ein ziemlich vollständiges Bild von dem gegenwärtigen Stande der christ⸗ lichen Kunstwissenschaft des deutschen Mittelalters (vom IX. igt X. bis zur Mitte des XVI. Jahrhunderts) gewähren
ürfte.
Nach einer kurzen Einleitung über Begriff, Eintheilung und Amfang des Gegenstandes, behandelt der er ste Theil die Denkmale der Kunst. Zuerst wird das Kirchengebäude, so⸗ dann seine innere Einrichtung und Ausschmückung dargestellt. Der Verfasser stellt die allgemeinen Grundzüge des Baues fest, die Orientirung, die Normalform, das Baumaterial, wobei durch Vergleichung der Abweichungen die Regel sich um so klarer herausstellt, und spricht darnäich über die einzelnen Theile des Gebäudes, die Altarnische (apsis), das Altarhaus und den (hohen) Chor, wobei die damit in Zusammenhang stehenden Anlagen, der Lettner und die Krypta, so wie die Bedeutung der Doppelchöre Berücksichtigung finden, das Querhaus mit den Nebenapsiden, das Langhaus und die Hallenkirchen gnit gleich hohen Schiffen), die Thürme (der Abschnitt enthält Nachweise über Entstehung, Stellung, Anzahl, Höhe, Grundform, Aufbau und Arten der Thürme), das Zwischenhaus (Paradies), die Portale und Fenster, die Dächer Und Fußböden, die Emporen, so wie die Nebenbauten der Kirchen, eren g , Sacristeien u. s. w., und endlich die Gesammtanlage der Klöster bei den verschiede⸗ nen Hauptorden. . . .
Der folgende Abschnitt über die innere Einrichtung und Ausschmückung der Kirchen, der in dieser umfassenden und gründ⸗ lichen Behandlung der Geschichte des gesammten Kirchengeräthes ohne Vorgänger in der Kunstliteratur dasteht, liefert für die Kunst-