Berliner Druckereien , mn, Zeuge im Werthe von etwa 5 illi Thaler verarbeitet. . ᷣ n,, Weise hatte sich die Färberei entwickelt. Was zunächst die Wollfärberei betrifft, so geschieht jetzt bei dem Mangel eigentlicher Tuchmacher in Berlin das Färben der un⸗ espotinenen losen Wolle fast gar nicht mehr. Das Färben ber Tuche und gewebten Wollstoffe beschränkt sich hinsichtlich der eigentlichen Tuche auf die Militairtuche, hinsichtlich der Flanelle und sogenannten Damentuche auf die Thätigkeit der wenigen vorhandenen Tuchmacher in einer kleinen Anstalt. Auch das Färben der Wollplüsche wird in keinem bedeutenden Umfange betrieben; nur das Färben von Doublestoffen ist noch ausgedehnt, geschieht aber meist in den Appreturanstalten, welche in der Regel mit Walken verbunden sind. Von aus— wärts gehen jetzt in Berlin jährlich zum Färben etwa 1800 Stück gewebte Tücher, 5000 Stück Flanelle und Damentücher und 30,000 Stück Doublestoffe ein.
In ausgedehntem Maße wird dagegen das Färben der gesponnenen wollenen einfachen und drillirten Garne betrieben, seitdem die sogenannte Berliner Stickwolle, namentlich die feinere Sorte derselben, die Zephyrwolle, in den fernsten Gegen—⸗ den begehrt wird. Die im Jahre 1864 vorhandenen acht großen Anstalken, unter denen die Bergmann 'ssche die bedeutendste war, vermochten trotz Fabrik-Erweiterungen der Nachfrage nach ge— färbten Zephyrgarnen zu gehäkelten und gestrickten Sachen kaum zu genügen.
Der Hauptzweig der Berliner Wollfärberei war aber bis zum Jahre 1866 die Färberei der einfachen und der zweifach drillir⸗ fen Garne zur Fabrikation der wollenen und halbwollenen Kleiderstoffe, Tücher, Shawls und Confections. Die hierin im Jahre 1865 arbeitenden sechs Fabriken waren mit den neuesten Dampfmaschinen⸗Einrichtungen versehen, hatten namentlich zum Färben der Shawls und Tücher etwa 40 Wollgarn⸗Druck⸗ maschinen, deren jede von zwei Arbeitern bedient wurde. Jede dieser 6 Anstalten beschäftigte zwischen 30 und 80 Arbeiter. Auch für Anfärbung der Garne erhielten sie Wollgarne aus allen Gegen den Deutschlands, sowie aus England, Frankreich und Italien. Im Ganzen wird jetzt in Berlin jährlich ein Quantum von üngefähr 7 Millionen Pfund Wollgarnen und rohen gewebten Stoffen im Werthe von gegen 700,00 Thaler gefärbt.
Für die Färberei der Strick- und Strumpfgarne bestanden 1865 vier Anstalten mit 4 bis 20 Arbeitern; das Drucken der Wollgarne zum Häkeln von Shawls und zur Anfertigung der
emischten und geflammten wollenen und halbseidenen Kleider⸗ . geschah in 4 Färbereien von ziemlich bedeutendem Um— ange.
Auch die Baumwollfärberei hatte zugenommen. Vor dem amerikanischen Kriege wurden jährlich gegen 3 Millio⸗ nen Pfd. Baumwollgarne gefärbt, 1 Mill. Pfd. allein für die Ginghamfabrikation. Mit der Baumwollenkrisis litt dieser Zweig der Färberei und hat seitdem die frühere Aus⸗ dehnung noch nicht wieder erreicht, im Jahre 18265 wurde in sechs Anstalten eine Million Pfund Baumwollengarn gefärbt.
Nicht minder als die übrigen Zweige der Färberei war die Seidenfärberei vorgeschritten. Die Tabelle von 1861 weist nach: 20 Garnfärbereien in Wolle und Baumwolle mit 334, 11 Färbereien für Seidenwaaren mit 457 und 20 Fär⸗ bereien für andere Waaren mit 604 beschäftigten Personen.
Im Anschluß an die Textil-Industrie ist noch der Wachs—⸗ tuch⸗ und Wachstaffet⸗Fabrikation Erwähnung zu thun, die auch in dieser Periode in Berlin eine verhältnißmäßig be⸗ deutende Stellung einnimmt, denn von den im Jahre 1861 im Staate vorhandenen 25 Fabriken mit 250 Arbeitern, befan⸗ den sich in Berlin neun mit 164 beschäftigten Personen.
Der neueste Entwickelungsgang der metallischen In— dustrie steht hinter dem der Textil-Industrie in keiner Weise zurück. Für die Bearbeitung des Rohmaterials bestanden 15 An— stalten, und zwar 1 Kupfer⸗, 1 Stahl, 2 Messing⸗ und 2 Zinn— werke mit zusammen 373, sowie 9 Eisenwerke mit 1385 beschäf— tigten Personen. In den 9 Eisenwerken befanden sich außer 23 Schweiß“, 24 Kupol⸗ und 16 Flammöfen bereits 21 Pudd⸗ lingsöfen.
In der Borsig'schen Anstalt wird neuerdings auch Stahl produzirt; das in der Tabelle aufgeführte Stahlwerk mit 60 Arbeitern befand sich in jener Anstalt. Nach dem Berichte von 1866 lieferte das Moabiter Eisen- und Stahlwerk ca. II5, 000 Etr. Stab- und Fagon-Eisen, Wellen und Achsen für Lokomo— gta Tender, ca. 70, 000 Ctr. Bleche und ea. 13,000 Ctr.
Die Thätigkeit in den Maschinenbau⸗-Anstalten hat einen bedeutenden Umfang . t
Unter den Leistungen der Borsig'schen Anstalt in der nächst⸗ vergangenen Zeit heben wir u. A. die Herstellung der acht
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Dampfmaschinen und der Pumpwerke für die Berliner Wasser⸗ leitung hervor; Egells lieferte nach dem Rhein einen großen Theil der dort für den Bergwerks- und Hüttenbetrieb verwen⸗ deten Maschinen. Die Wöhlert'sche Maschinenbau⸗Anstalt, be⸗ schäftigt sich mit der Herstellung aller von den Berliner Maschinenbau⸗Anstalten gelieferten Artikel.
Besonders hervorzuheben ist die neuerdings in aus⸗ gedehntem Maße betriebene Herstellung von Nähmaschinen. Diese in Amerika erfundenen und dort zuerst in größerer Zahl fabrizirten und nach Europa importirten Ma⸗ schinen werden jetzt in Berlin und in so vorzüglicher Qualität hergestellt, daß damit ein umfangreiches Ex—⸗ portgeschäft selbst nach Amerika stattfindet. Ferner geschieht die Fabrication von Satinirmaschinen für hon, ,. Zwecke, von landwirthschaftlichen Maschinen und Maschinen fur ge— werbliche Anlagen auf dem Lande in großem Umfange, besonders seitdem für letztere Arten von Maschinen aus Rußland in Folge der sich dort verbreitenden Eivilisation zahl⸗ reiche Aufträge eingehen. Einen bedeutenden, fast selbstständigen Industriezweig bildet die Fertigung der Apparate zu Wasser— und Gaseinrichtungen. Berlin liefert jetzt die Gasmesser, die Blei⸗ und Zinkröhren und alle anderen Erfordernisse zu den Gaseinrichtungen für einen großen Theil der Städte des Zoll⸗ vereins. Ferner verdient noch besondere Erwähnung die Aus⸗ führung der bedeutenden Aufträge für den Häuserbau, so wie
für den Bedarf des Eisenbahnbaues, der schmiedeeisernen Brücken
und gußeisernen Ueberbrückungen. Auch für die artilleristischen Bedürfnisse des In⸗ und Auslandes sind die Berliner Anstalten thätig. So sind in Berlin für Rußland und für die Türkei eine große Anzahl von Gußstahlkanonen gebohrt und hierzu be—⸗ deutende Quantitäten Krupp'schen Gußstahls verwendet worden.
Wie der übrige Maschinenbau, hat sich auch der Loko— motiv und Wagenbau erweitert. Allein aus der
Borsigschen Anstalt gingen im Jahre 1861 99 Lokomotiven
hervor, 1862 168 in Folge umfangreicher Bestellungen für russische Eisenbahnen und 1866 164, davon in das Aus⸗ land nach Holland und Rußland 61 Stück, die anderen 1063 vornämlich für die Rheinische, Magdeburg⸗-Halberstädter, Halle⸗ Lasseler, Anhalter, Oberschlesische, Saarbrücker und Görlitzer Bahn. Zur Pariser Ausstellung hat diese Anstalt im Jahre 1867 bekanntlich ihre 2000ste Lokomotive geliefert.
Im Jahre 1866 lieferte eine zweite Anstalt 22 Lokomotiven, und ö. wurde noch eine dritte im Laufe desselben Jahres be— gründet.
In der Tabelle finden wir ferner für Berlin 21 Eisenbahn⸗ und andere Wagenfabriken mit 1419 Arbeitern verzeichnet, für den ganzen Staat 87 Fabriken mit 6200 Arbeitern.
. Auch die Fabrikation von Instrumenten aller Art hat bis in die neueste Zeit Weise zugenommen. Besondere Erwäh— nung verdienen die aus der Siemens und Halske'schen An⸗ stalt hervorgehenden Telegraphen-Apparate aller Art, welche weithin Absatz finden.
In hohem Grade hat sich auch die Fabrikation musika— lisches Instrumente, namentlich der Pianino- und der Orgel⸗ bau entwickelt, deren Absatz sich hauptsächlich auf den Norden Europas erstreckt.
Die Betriebs-Einrichtungen der Königlichen Münze erhiel⸗ ten im Jahre 1868 eine weitere Ausdehnung durch die Auf— stellung einer zweiten Dampfmaschine, einer Hochdruckmaschine von 16 Pferdekraft, für die rotirenden Prägemaschinen, deren 309 neuerdings bis auf 16 vermehrt worden ist. Mit diesen zülfsmitteln kann die Anstalt jetzt über 200 Personen beschäf— tigen und täglich 160,000 Thaler prägen.
In der Tabelle finden wir für die Fabrikation von Waa— ren aus Metall noch aufgeführt: 5 Eisen⸗ und Blechwaaren— Fabriken mit 182, 7 Stahlwaaren-Fabriken mit 59, 23 Gold— und Silber-Manufakturen mit F54, 4 Fabriken für. Ge— genstände aus Neugold und Neusilber, sowie plattirte Sachen mit 367 und 24 Fabriken mit Kupfer, Bronze- Messing- und galvanoplastischen Waaren mit 496 beschäftigten Personen. Umfangreich ist der Betrieb in den Gold- und Silber⸗Manufakturen. Fast die gesammte preußische Fa—⸗ brikation in diesem Industriezweige ist in Berlin concentrirt. Nord⸗ und Ost-Deutschland entnehmen aus Berlin fast ihren ganzen Bedarf an Silberwagren und es wurden allein im Jahre 1864 an rohem Silber 66,6509 Pfund verwendet. Neben Her⸗ stellung größerer Werke werden besonders die kleinen Waaren von Silberpressung in großen Quantitäten fabrizirt; es giebt jetzt eine Fabrik mit ungefähr 70 Arbeitern, welche nur ge⸗ preßte Wagren liefert. In Gold werden mehr feinere, mit . besetzte Waaren hergestellt, die großen Absatz nach Eng⸗ and finden.
Die Ritter⸗Akademien in Preußen.
n der »Encyklopädie des gesammten Erziehungs⸗ und . redigirt von Dr. K. A. Schmid ist unlängst ein Aufsatz von Dr. E. Koepke unter dem Titel: »Ritter⸗
emien« erschienen. J . Atatg e e , gegenwärtig in der preußischen Monarchie noch 3 Ritter⸗Akademien: zu Brandenburg in der Mark, zu Liegnitz in Schlesien und zu Bedburg in der Rheinprovinz.
Der Einblick in die Geschichte der ritterschaftlichen Unter richts ⸗Institute in Deutschland giebt über Wesen und Werth derselben mannigfachen Aufschluß. Sie sind sämmtlich auf dem Grunde des mit' der Kirchen-Reformation im 16. Jahrhundert umgestalteten Schulwesens erwachsen. Als Vorbüd fuͤr ihre äußere Einrichtung diente die französische Adelsakademie von
aris. . . . n, von deutschen Ritter - Akademien fällt hauptsächlich in die Zeit vom Ende des 16. bis zum An— fange des 18. Jahrhunderts. Ihr stiftungsmäßiger Zweck ging darauf hin den jungen Adel, in allen ritterlichen Künsten auszubilden, und ihm diejenigen Kenntnisse zu verschaffen, von denen er im Hof und Staatsleben Gebrauch machen konnte. Sie waren demnach Fach⸗ schulen für diejenigen Berufsarten, in denen der Adel verwendet zu werden pflegte und konnten ebensogut für den Kriegsdlenst, wie für die Diplomatie, für Hof⸗ und Regie⸗ rungs ⸗Aemter vorbereiten. Sie setzten die Elemente der Schul⸗ bildung voraus, ohne den Gesammtumfang derselben in sich aufzunehmen, griffen dagegen aber mit einem Jheile ihrer Lehrgegenstände in die Universitätswissenschaften hinein. Da⸗ neben wurden auch ritterliche Leibesübungen, als Tanzen, Fechten und Reiten, mit in den Lehrkursus gezogen.
In Preußen hat König Friedrich 1. derartige Bestrebungen auf das Eifrigste gefördert. Derselbe befahl, daß kein preußischer junger Mann von Adel künftig fremde Länder besuchen sollte, ehe er nicht eine Zeit lang in der von ihm gegründeten Ritter⸗ Alademie zu Brandenburg sich aufgehalten hätte. ;
Die brandenburgische Ritterakademie ist denn auch das älteste unter den zur Zeit in der preußischen Monarchie noch bestehen. den ritterschaftlichen Lehrinstituten. Am 8. April 1704 richtete das Domkapitel des evangelischen Hochstifts zu Brandenburg an den König Friedrich 1. das Gesuch, für die Jugend des mit⸗ telmärkischen Adels auf dem Dome zu Brandenburg eine Schule gründen zu durfen; es versprach, die erforderlichen Ge= bäude und die Bibliothek herzugeben, für 20 Studirende Woh⸗ nung und Brennholz zu liefern, einen Rector scholle, Con- rector und Tertius e collegio vicariorum, zum in Kalligraphie die Kleinen zu informiren«, zu bestellen. Die Mittel zur Be— gründung der Schule wurden mit Hülfe der mittelmärtischen und ruppinschen Ritterschaft aufgebracht. Die Königliche Bestätigung ist datirt: Schönhausen den 4. August 1704. Die Eröffnung der Rit⸗ terschule fand mit 3 Zöglingen unter dem Rektor Mag. Gott⸗ schling am 26. Januâr 1706 statt. Im Jahre 186 bekam sie den Ramen »Rüterakademie⸗“. Das Institut hatte jedoch an- dauernd mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen, bis die Staatskasse 1867 und 1810 die Leistungen dafür übernahm und 809 die Akademie selber unter die Aufsicht der obersten Unter- richtsbehörde gestellt wurde. In den darauf folgenden Kriegs jahren benutzte man die Anstaltsräume zu Lazarethen.
Rach dem Feldzuge im Jahre 1815 wieder eröffnet, wurde die Akademie im Jahre 1829 zu einer gelehrten Schule umge— schaffen und erlangte 1844 eine Erweiterung dahin, daß unter Einführung des allgemeinen Lehrplans quch Söhne bürgerlicher Gutsbesitzer aufgendmmen wurden. Am 29. März 1849 er⸗ folgte die Schließung der Anstalt wegen der bekannten Differenz über die Verpflichtung des Staates zur Weiterzahlung des fi—⸗ kalischen Zuschusses. Am 21. Oktober 1856 wurde die Akademie als »evangelische Unterrichts und Erziehungs⸗-Anstalt für Söhne des Adels und des höheren Bürgerstandes« wieder eröffnet. und ihr durch Allerhöchste Kabinets⸗Ordre vom 11. August 1862 ge⸗ stattet, Hospiten jeden Standes aufzunehmen. So modifizirt, besteht die Anstalt noch gegenwärtig. .
Die zweite Ritter⸗Akademie in Preußen ist die zu Liegnitz in Schlesien. .
Hans Christoph Zierowsky von Zierowa, Landeshgupt— mann des Furstenthunis Liegnitz, machte gegen Ende des 17ten Jahrhunderts den Vorschlag, das Vermögen des evangelischen St. Johannisstifts zur Salarirung eines Sprachmeisters, Be— reiters, Fechtmeisters und musikalischer Instrumente Kundigen zu verwenden. Kaiser Joseph befahl in Folge dessen und auf Andringen evangelischer Stände wegen Ausführung bestimmter Artikel des Altranstädter Friedens die Errichtung einer Akade⸗ mie. Am 11. November 1708 wurde die Ritterakademie ein- geweiht und eröffnet; sie ressortirte von der Königlich böhmischen Hofkanzlei in Prag, so wie von dem Landeshauptmann daselbst,
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und stand unter einem adligen Direktor, welchem die Aufsicht über die Professoren und Exercitienmeister oblag. Die Akade⸗ mie sollte nicht blos für den eigentlichen Gelehrtenstand erziehen, sondern auch solchen jungen Edelleuten eine Bildungsschule sein, welche nicht zum Üniversitätsleben bestimmt waren. Im Jahre 1726 wurde auch Hospiten der Zutritt gestattet, den Söhnen Liegnitzscher Rathsverwandten und anderer honoratiorum civium: sie besuchen die Collegia publica gratis, nicht aber die Exercitia.
Mit der preußischen Besitznahme Schlesiens änderten sich die Ressortverhältnisse; schließlich wurde die Anstalt den Landesschulbehörden unterstellt. Die letzte Orga⸗ nisation ist vom Jahre 1853. Danach ist die Akademie eine gelehrte Schule mit Berechtigung zur Abiturientenprüfung. An ihrer Spitze steht ein Kurator und neben ihm der Direktor. Reiche Fundationen gewähren aus verschiedenen Stiftungen im Ganzen 22 Freistellen. Seit dem Jahre 1811 können auch Söhne des höheren Bürgerstandes als Pensiongire aufgenom⸗ men werden. Die Zöglinge tragen als äußeres Abzeichen eine gleichmäßige Kleidung.
Die süngste der preußischen Ritter⸗Akademien ist die zu Bedburg in der Rheinprovinz. ö . .
Die katholischen Mitglieder des rheinischen ritterbürtigen Adels, angeregt durch den Grafen J. W. von Mirbach zu Harff, entwarfen ein Statut für eine zu gründende standes—⸗ gemäße Erziehungsanstalt, worin die Söhne der Fundatoren und ihrer Familien Aufnahme finden sollten. Dieses erhielt am 16. Januar 1836 die Allerhöchste Genehmigung. Das Reglement vom 22. Juni 1841 bezeichnet die Anstalt als eine »katholischee, und erfordert deshalb für die Direktoren und sämmtliche ordentlichen Lehrer das Bekenntniß zur katholischen Kirche; die Anstalt soll die ganze Erziehung leiten und auf Grund⸗ lage einer klassischen Bildung ihren Zöglingen die Kenntnisse ver= Hel, deren sie als Vorbereitung zu den ferneren Berufsstudien bedürfen.
Die rheinische Ritterakademie ist ein Gymnasium mit 6 Klassen, sie ist nur Alumnat und schließt mit Ausnahme der Lehrersöhne Hospiten aus. Als Zöglinge dürfen aber auch Söhne des außerrheinischen deutschen Adels aufgenommen wer⸗ den. Die erfolgte Zurücklegung des 19. Lebensjahres ist Be⸗ dingung zur Aufnahme. Der Religionslehrer, welcher allemal ein Geistlicher sein muß, nimmt reglementmäßig die erste Stelle
unter dem Lehrpersonal ein. Die Anstalt wurde am 1. Mai 1842 eröffnet; ihr Patron ist die Genossenschaft des rheinischen ritterbürtigen Adels, welcher auch die Kuratel obliegt; unter ihr stehen ein Ober⸗ und ein Studien⸗-Direktor, sowie das Lehrer⸗
Kollegium. Die Direktorial⸗-Befugnisse sind zur Zeit i Person vereinigt. Die Anstaltsrdume befinden sich in dem ehemals Salm⸗Reifferscheidschen Schlosse zu Bedburg, welches für die Zwecke der Ritterakademie eigens im Jahre 1839 an⸗ gekauft und ausgebaut worden ist.
t in einer
Schinkel ⸗Museum.
Der mittelst Allerhöchster Kabinets-Ordre vom 16. Januar 1842 zum » Schinkel⸗Museum« vereinigte künstlerische Nach⸗ laß Schinkel's, einschließlich der in seinem Besitz gewesenen Gipsab⸗ güsse antiker Skulpturen, welcher in den von dem Verewigten selbst als Dienstwohnung benutzten Räumlichkeiten der Königl. Bau⸗ Akademie aufgestellt ist, besteht nach der neueren, durch den Königl. Regierungs-Rath Freiherrn Alfred von Wolzogen im amtlichen Auftrage ausgeführten Inventarisirung zunächst aus einer Reihe solcher Kunstgegenstände Schinkel's, welche mit Rücksicht auf ihre Bedeutung und besonders sorgfältige Aus⸗ führung für die Kenntnißnahme durch das größere Publikum vorzugsweise geeignet und zu diesem Zweck durch Aufhängen an den Wänden der verschiedenen Zimmer und Ausstellung in größeren Glasschränken ausgezeichnet worden sind.
Unter diesen Gegenständen befinden sich außer den bereits erwähnten, im Katalbg unter 36 Nummern verzeichneten Gips— Abgüssen, welche nicht von Schinkel selbst verfertigt sind, 119 von ihm selbst herrührende Gemälde und Zeichnungen von jeder Art der Ausführung, größtentheils landschaftlich-historisch⸗ architektonische Motive enthaltend. Besonders hervorzuheben sind darunter wieder sechs Kartons zu den in der Vorhalle des Berliner Museums nach Schinkel's Tod ausgeführten Fresken, so wie zwölf von den großen Theater-Decorationen, welche Schinkel für die Königliche Opernbühne verfertigte, endlich noch 173 in dem großen Glasgestell im grünen Zimmer aufbewahrte Zeichnungen, welche die außerordentliche Mannichfaltigkeit ünd Reichhaltigkeit der übrigen in numerirten Mappen besind⸗ lichen Sammluͤng bekunden, indem sie nur einen sehr kleinen Theil des Inhalts dieser Mappen auf ein Mal zur Anschauung