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Gustav Moynier von Genf und den eidgenoͤsstschen Ober ⸗Feld⸗ Arzt Dr. Lehmann von Bern.
Niederlande. Ha a9 19. September. Der Minister des Innern hat heute die Sitzung der Generalstaaten mit fol⸗ gender Rede geschlossen:
»Meine Herren, durch den König bin ich beauftragt, die Ver—⸗ sammlung der Generalstagten zu schließen. Die ungewöhnlichen Um⸗ stände, unter denen diese Sitzung eröffnet und fortgesetzt wurde, waren die Ursache, daß auf dem Gebiete der Gesetzgebung nicht viel zu Stande gebracht werden konnte. Inzwischen ist diese Sitzung nicht anz unfruchtbar vorübergegangen. Die Gesetze, welche nach der Ver⸗ assung jährlich zur Sicherung der verschiedenen Zweige der Verwal⸗ tung des Reiches erforderlich sind, werden in der vorgeschrittenen Jahreszeit fesigestellt. Die Fortführung unserer großen öffent— lichen Werke haben Sie sowohl durch einige Exzpropriations⸗ Gesetze, als auch durch Bewilligung von Geldmitteln unterstützt und gefördert. Der Gesetzentwurf zur Bestätigung einer Uebereinkunft mit der Gesellschaft zur Verwaltung der Staats⸗Eisenbahnen hat Ihre Zustimmung nicht erlangt. Durch die Annahme des Gesetzentwurfes zur Bestätigung der Uebereinkunft wegen der Abänderung der Kon— zession für die Herstellung des Kanals durch den schmalsten Theil der Niederlande ist ein großer Schritt gethan, um die Ausführung dieses Werkes sicher zu stellen. Der König beauftragt mich, Ihnen, meine Herren, seinen Dank auszusprechen für Ihre Beherzigung der Interessen des Landes. Im Namen des Königs erkläre ich diese Sitzung der Generalstaaten für geschlossen. 5
— Der König hat gestern Nachmittag den päpstlichen Internuncius Msgr. Bianchi in besonderer Audienz empfangen, welcher seine Beglaubigungsschreiben überreichte.
Großbritannien und Irland. London, 19. Sep⸗ tember. Der Bericht der irischen Kirchen⸗Kom mission ist heute veröffentlicht worden. Derselbe empfiehlt: Abschaffung der vier Bischofssitze von Meath, Kilmore, Killaloe und Cashel, Abschaffung sämmtlicher Dechanten mit Ausnahme von acht, aber Beibehaltung von zwei Erzdechanten für jede Diszese, Ausdehnung der Befugnisse der ständigen Kirchen Kommission und Ueberweisung des Ueberschusses in den Einnahmen an die⸗
selbe behufs entsprechender Stiftungen für die bevölkerten Pfarr⸗
bezirke. Das Einkommen der Staatskirche in Irland wird von der Kommission auf etwa 600,000 Pfd. St. abgeschätzt, von denen 320 000 Pfd. St. auf die (an Stelle des früheren Zehn⸗ ten eingeführte) Pachtauflage kommen.
Spanien. Madrid, 19. September. Die Königin hat die Entlassungsgesuche des Conseils-Präsidenten Gonzalez Bravo, des Kriegsministers Mayalde und des Marineministers Belda angenommen und den Marquis de la Havane zum Conseils⸗Präsidenten, Kriegsminister und ad interim zum Marineminister ernannt. Der neu ernannte Conseils⸗Präsident, welcher heute in St. Sebastian der Königin den Eid geleistet, ist Nachmittags von dort nach Madrid abgereist. Die Königin wird ebenfalls morgen hierher zurückkehren.
— Der Pariser »Moniteur« meldet vom 20. d. M. aus Spanien: Die progressistische Partei hat in Cadiz eine Ruhe⸗ störung veranlaßt, welche dadurch, daß die Mannschaften meh⸗ rerer Kriegsschiffe sich dabei betheiligten, nicht unbedenklich ge⸗ wesen zu sein scheint. Nähere Nachrichten über den Charakter dieser Unruhen liegen noch nicht vor. In Madrid war die Ruhe nicht gestört worden. Die beabsichtigte Zusammenkunft des Kaisers Napoleon mit der Königin von Spanien hat wegen dieser Exeignisse nicht stattgefunden.
— Die Königin ist, nach der »Agence Havase, am 20sten 5 von San-⸗Sebastian nach der Hauptstadt zurück⸗ gekehrt.
Rumänien. Bukarest, I7. September. Im Senate wurde Stephan Golescun zum Präsidenten und zu Stellver— tretern desselben Niko Rosetti und Janco Dokan gewählt.
— 19. September. Nicolaus Golescu ist auf seinen von Bratiano interimistisch verwalteten Posten als Minister des Aeußern zurückgekehrt.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 20. Sep— tember. Dem »Journal de St. Pétersbourg« zufolge erhält der russische Gesandte in Washington, Baron Stöckl, einen viermonatlichen und der Gesandte in Athen, Staatsrath No— wikoff, einen vierwöchentlichen Urlaub.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 16. Sep⸗ tember. Die Königliche Familie ist heute in Begleitung des Kronprinzen von Dänemark mit dem Daripfschiffe »Sköld⸗ mön« von Riddarholmen nach dem Schlosse Tullgarn, Som⸗ mer Aufenthaltsort der verwittweten Königin, abgereist. Mor⸗ gen soll die Reise von dort per Extrazug über Wenersborg nach dem Gute Baldersnäs fortgesetzt werden. Nächsten Sonn⸗ tag gehen sämmtliche Königliche Personen nach Frederikshald und Tags darauf per Dampfschiff nach Christiania.
— Unter dem Vorsitz des Freiherrn De Geer ist hier
für die Dauer der Abwesenheit des Königs eine Interimsregie rung ernannt worden, bestchend auß ben Stagfsräthen strup, Ehrenheim und Abelin. Der Minister des Aeußern, rg Wachtzimeister, so wie die Stagtsräthe Ugglas, Bredberg und Berg haben vom Könige Befehl erhalten, sich nach Norwegen ) begeben, um während der Anwesenheit des Königs daselbs iejenige Abtheilung des Staatsrathes zu bilden, welche dem Grundgesetze zufolge vorhanden sein muß, wenn der Köni
fern von der Hauptstadt in , einer Regierungsangelegen heit Beschluß zu fassen sich gensthigt sehen sollte.
Amerika. New-York, 9. September. Der Kriegt, minister hat den General Thomas ermächtigt, den Gerichtshösen in den Grafschaften Nelson und Marion, Kentucky, welche von bewaffneten Haufen bedrängt wurden, militairische Hülfe zu gewähren. . .
— Der Distriktsgerichtshof in Key⸗West hat einen Antrag Dr. Mudd und mehrere andere der Betheiligung an der Cn mordung Lincoln's Verdächtige auf Grund der Habeas-Corpuz, Akte in Freiheit zu setzen, zurückgewiesen. , = Der vom Kongresse zur Berichterstattung über die Räth. lichkeit einer Erneuerung des Reziprozitäts-Vertrages mit Ka— . . Ausschuß ist aus Neuschottland hierher zurüg— gekehrt.
— Aus Colorado treffen noch immer Berichte über Ruhe störungen von Seiten der Indianer ein.
Aus dem Wolff'schen Telegriaphen - Büreau.
denn rg 21. September, Vormittags. Auf der Soiree des Senators Heyn äußerte der König wiederholt sein Pe, dauern über die Störung der prachtvollen Arrangements an der Alster und Elbe durch das ungünstige Wetter, fügte jedoh hinzu, Ihm genüge der allerorts bethätigte Wille, Ihm Freud zu bereiten, den Er dankbar anerkennend mit Sich nehme. Der König war in der heitersten Stimmung und verweilte Stun. den auf der Soirée. Heute, Nachmittags 18 Uhr, besucht der König die geschmackvoll ausgeschmückte Börse.
Dresden, ., 21. September, Mittags. Die hier tagende Naturforscher⸗Ve Versammlungsort Innsbruck, und zu Geschäftsführern die dortigen Professoren Pichler und Remboldt gewählt. ondon, Montag, 21. September, Morgens. Der eng— lische Botschafter in Wien, Lord Bloomfield, ist hier eingetroffen.
Nachrichten aus Ne w-⸗Jork vom 11. d. zufolge ist die ,,,, durch Regenwetter angeblich bedeutend be—
igt.
aris, 21. September, Vormittags. Bei der Deputirten
wahl im Departement Nievre (Nevers wurde der Regierunge— Kandidat de Bourgoing gewählt. .
Der Bernstein in Ostpreußen. (S. Nr. 220 d. Bl.) III.
Gegenwärtig betreibt die Staatsregierung zwar keine Bernstein̊ gewinnung für eigene Rechnung, doch ist der Bernstein in ganz Ost. Preußen und am westpreußischen Strande, mit Ausnahme des Stadt— sibietes Danzig, vorbehaltenes Eigenthum des Staates. Für die Strandstrecke von Danzig bis Memel bezieht derselbe die Pachtsumme von Adjacenten; er verpachtet die Bernsteingräberei in den Strand, bergen auf eigenen und Privatgrundstücken und verpachtet die Baggerei im Kurischen Haff. Jeder Grundbesitzer in Osipreußen muß den auf, seinem eigenen Grundstücke gefundenen Bernstein gegen das gt— setzliche Finderlohn von einem Zehntel des Werthes abliefern, wenn er sich nicht ebenfalls durch die Zahlung einer Pacht von dieser gesetzlichen Verpflichtung befreit.
Was das Bernsteingeschäft selbst anlangt, so wird der Werth deb einzelnen Bernsteinstückes durch Farbe, Reinheit, Größe und Form bestimmt. Um diesen Werth zu schätzen, ist es zunächst. erfordtt. lich, die in der Regel vorhandene chagrinarkig genarbte Verwitterungs. schicht durch Feile und Eisen zu entfernen, damit die Farbe und innert Beschaffenheit des Stückes sichtbar werde. In dieser Gestalt, bepußt und von der Rinde befreit, kommt der sogenannte rohe Bernstein in den Handel. Demnächst werden die Stücke nach der Größe sortirt. Man unterscheidet hauptsächlich: Sortiment, d. h. Stücke über 5 Loth; großes Sortiment: 3 hib 4 Stücke auf ein Pfund, kleines 6 Stücke Tannenstein, großer Tannenstein: 5 bis 8 Stücke auf ein Pfund. Zehner, d. i. 10 Stück ein Pfund; Zwanziger, Dreißiger u. w. i, nn, d. h. Stücke, die nur zu Perlen von verschiedener Größe ich eignen; i Sandstein, Schlauben und Schluck, der wegen Kleinheit, Rissigktl und llnreinigkeiten nur zu Räucherwerk und zu technischen Zwecken verwendet werden kann. .
Das gegenseitige Verhältniß dieser Sorten schwankt natürlich seg Das Sortiment ist . Prozent zu schätzen; der Erd ⸗ oder Grab, stein enthält etwas mehr Sortiment als der Seestein; der Tannenstein mag etwa 9 Prozent der ganzen Bernsteinproduction betragen; Kain g , T te n err Sandstein und Schluck 50 l.
Siücke Über 1 Pfund Gewicht toönimen nur selten Bor; si
rsammlung hat heute als nächsten
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in den Gräbereien häufiger gewonnen werden, wenn nicht urch die Gewinnungsart von oben nach unten, bei der der Arbeiter if dem Fuße auf die Umhüllung der Bernsteinstücke tritt, und die in Eseloͤst durch den geschärften Spaten verletzt, ein großer Theil schönsten Sortimentsstücke zertrünimert würde At Fasl größte Stüc welches sich überhaupt in der Geschichte er. ahnt findet, soll in Jütland gefunden worden sein und über 27 Pfund ä gen haben. Das größte, gegenmzplig nachweisbare Stülck Bern. kin befindet sich im Königlichen Mineralien- Kabinet zu Berlin. elke wiegt 153 Pfund, ist zz Zoll lang, 87 Zoll breit, auf der un Seite 53, auf der andern 35 Zoll stark und wurde im Jahre 6 zu Schlappachen, zwischen Mnsterburg und Gumbinnen, gefunden. Sein Werth wurde auf 10000 Thlr. geschätzt.
Der Werth solcher ungewöhnlich großen Stücke richtet sich ganz nach der Beschaffenheit derselben. Bei Stücken von mehr als 5 Loth Hhelbicht bis zu ] Pfund kann man bei sonst guter Farbe und nicht u ungünstiger, löcheriger Form den Durchschnittswerth von 1 Thlr. h Loth annehmen; das wäre der Werth des Silbers; den Werth bes Goldes / den der Bernstein bei den Griechen gehabt haben soll, heften heute wohl nur noch Stücke, welche mehr als 1 Pfund wiegen.
Aus solchen großen Stücken werden Becher, Kruzifixe, Nippsachen n. dergl., hergestellt, Die Markgräfin Dorotheg von Branden- hurg ließ für den König von Dänemark ein Brettspiel aus Bern— stein anfertigen. Markgraf Albrecht schenkte Luther und Melanchthon hernsteinerne Löffel und ließ für sich Schalen und Trinkgefäße aus diefem Fossil anfertigen. Für des jetzt regierenden Königs Majestät wurde vor zwei Jahren ein kostbares Schreibzeug aus einem . Bernstein gearbeitet. .
Die Stücke von flacher Form heißen Fliesen, sie werden haupt⸗ sichlich zur Anfertigung von Brochen verwendet; aus den Stücken pon länglicher Form werden Cigarren und Pfeifenspitzen hergestellt; aus denen von kubischer Form Ansatzstücke zu Pfeifen u. s. w. Die fleinen Stücke von einer Farbe werden sämmtlich zu Perlen, soge⸗ nannten Korallen, Livorneser Oliven u. s. w verarbeitet, deren Absatz⸗ zebiel ein sehr ausgedehntes, namentlich in Norddeutschland, ist.
Die Farben des Bernsteins gehen vom Lichtkreideweißen und Wasserhellen durch gelbliche, grünliche, röthliche Abstufungen bis in's seuerrothe und Braune über. Grünliche und blaͤuliche Varietäten nd in Preußen im Ganzen selten. Ebenso wie die Farben sind die Grade der Durchsichtigkeit außerordentlich mannigfaltig. Der ganz undurchsichtige kreideweiße oder lichtgelbe Bernstein, der sogenannte Knochen, liefert die meiste Bernsteinsäure und enthält dieselbe im UÜcberschuß, so daß sie schon beim Reiben frei wird. Ihm hauptsächlich würden früher heilkräftige Eigenschaften zugeschrieben und er wurde daher auch für die Hochmeister des Ordens besonders ausgewählt.
An den Knochen schließen sich durchscheinende, halbdurchsichtige, wol
fie (flohmige) Varietäten bis zum ganz klaren Stein an, dem soge⸗ nannten Gelbblank und Rothblanf. ;
Die geschätzteste Sorte ist im Allgemeinen der sogengnnte Bastert, Bastart, Bastort oder Bastardstein. Der Bastert ist halb durchsichtig bis durchscheinend und von licht grünlichgelber, der sogenannten Veißkohlfarbe. Diese Sorte ist hauptsächlich in Europa und im Orient geschätzt, während nach Amerika, Afrika und den Sldseelän⸗ dern mehr blanker Stein abgesetzt wird. .
So unterscheidet man im Bernsteinhandel wohl über 150 ver⸗ schedene Sorten nach Form, Farbe und Größe der Stücke. .
Hinsichtlich der Ausdehnung des preußischen Bernsteinhandels ist ju erwähnen, daß die Firma Stantien und Becker in Memel Haupt lommanditen in Mazatlan (Mexiko), Bombay, Kalkutta, Hongkonk, Fonstantinopel, Livorno, Wien, Berlin, Baden in Thüringen (Ruhla) und unter eigener Firma in Pars besitzt. Fast nur roher Bernstein und roh bearbeitete Korallen werden von Preußen ausgeführt; die Ver⸗ nibeitung größerer Bernsteinstücke, die Anfertigung der CLigarrenspitzen rfolgt hauptfächlich im Auslande, zu Wien und Paris ü. s. w. Die Hälfte des ganzen Bernsteins, also etwa 190000 Pfund in tinem Jahre, läßt sich wegen der Unreinheit, Andichtigkeit oder Klein.
heit der Stücke zu Schmucksachen und Galanteriewagren nicht
berarbeiten; der Werth dieses Steines sinkt bis auf 3 Sgr. Pro Pfd. Aus ihm wird zum Theil die Bernsteinsäure zunächst abdestillirt, welche als Reagens in der Chemie, als Medikament, ferner in der Färberei und Photographie Verwendung findet. Hundert Pfund Bernstein liefern jedoch nur 2 bis 4 Pfund, Bernstein; sänre; demnächst noch 20 bis 25 Pfund Bernsteinöl, welches bbenfalls zu offizinellen Zwecken verwendet wird! und als Nügtstand das Bernstein-Kolophonüüm. Aus letzterem wird durch Vermischung mit Kienöl ein ausgezeichneter, hohen Temperaturen (bis 250 Gr. Lelsus] widerstehender und zum ÄAnstrich von Eisenwggren Ma. hinentheilen und Holz besonders geeigneter Lack, der Bernsteinlack argestellt; auch dunkle Lackfarben lassen sich mit diesem Lack her⸗ stlen. Will man einen klaren, wasserhellen Lack, der alle anderen facsorten an Härte, Festigkeit und Dauerhaftigkeit übertrifft, erzielen, dann muß man auf die Gewinnung der Vernsteinsãure und des Dernsteinbls verzichten und reinen klaren Bernstein, der frei von or⸗ Pnischen Beimengungen ist, unter Abschluß der Luft Linschmelzen. Die er klare Bernsteinkack findet eine sehr ausgedehnte Verwendung bei der Herstellung der Wachsleinwand und der Parquet- Fußboden. Geschmolzener Bernstein mit anderthalb Theilen Schwefelkohlen- sof , . giebt endlich einen ausgezeichneten Schnellkitt. ⸗
a der rohe Bernstein einen Durchschnittswerth von ungefähr Thlr. pro Pfund bestßt, so repräsentiren die 200 000 Pfund Bern⸗ ken, welche jährlich in Preußen gewonnen weiden, einen Werth pon etwa eincr Million Thaler, welcher durch die weitere Vergrbei⸗
tung des Bernsteins und die Circulation der Waare noch erhöht wird.
Kunst und Wissenschaft.
— Sn. der ö aigng des Vereins für Geschichte der Mark Brandenburg hielt der Geh. Archiv⸗ Rath Märcker einen Vortrag über die ansbach-⸗baireuthischen Archive. Dieselben, namentlich das große Plassenburger, waren im Jahre 1896 in Un- ordnung geflüchtet, später in Bamberg wieder gesammelt. worden, nachdem man Verschiedenes den Münchener Archive einverleibt hatte. Wiederholte Versuche der preußischen Regierung, die Rückgabe wenig- stens derjenigen Aktenstücke herbeizuführen, welche nicht auf die frän kischen Lande, sondern nur auf das Haus Hohenzollern bezüglich sind, wa⸗ ren ziemlich erfolglos geblieben. Es ward daher in den am 22. August 1866 abgeschlossenen Friedensvertrag mit Bayern bekanntlich die r stimmung aufgenommen, daß Bayern die zu Bamberg befindlichen Archivalien, „welche eine besondere und ausschließliche D en ng auf die ehemaligen Burggrafen von Nürnberg und die Markgrafen von Brandenburg fränkischer Linie haben gc ausliefern werde. Nachdem nunmehr die Auseinanderseßzung stattgefunden, machte der Geh. Archip-⸗ Rath Märcker, der als preußischer Kommissarius bei derselben thätig gewesen war, dem Vereine Mittheilung über den Hauptinhalt der jetzt in preußischen Besitz übergegangenen Schriftstücke. Abgesehen von einer ansehnlichen Zahl fürstlicher Korrespondenzen des 17. u. 18. Jahrhunderts, die noch fast unberührt und reich an interessantem Stoffe sind, be— ziehen sich die bedeutendsten der bis jetzt unbekannt gebliebenen Doku— mente auf Hohenzollernsche , ,. und Ehe⸗Projekte, auf die Abdankung Johann's des Alchymisten, auf das Verhältniß Albrecht Achills und der folgenden Generationen zu Ungarn und. Böhmen auf die Her n ng, der fränkischen Markgrafen mit Schlesten, aut die Wege, welche die Kurfürstin Elisabeth, Wittwe Johann Georgs, i . en um ihre Söhne zu versorgen, auf die Stellung Ans⸗ bachs und Baireuths zu König Friedrich II. während des sieben⸗ jährigen Krieges, af, den Rothen Adler ⸗Orden 2c. Die Aktenstücke sind namentlich wichtig für das Biographische und für die Kultur e icht in den Berichten über Geburt, Erziehung, Reisen, Hofhaltung,
od, Testaments⸗ und Nachlaßsachen der Hohenzollernfürsten.
Bonn, 19. September. in eig internationaler Kon-
reß für Geschichte und Alterthums kunde.) eute würden ie letzten Sectionssitzungen gehalten, und eröffnete in der 1. Section die Reihe der Vorträge der Prof. Zestermann. Fortfahrend in seinen chon früher gegebenen Mittheilungen der Nachrichten der alten Klas—. iker über den Urzustand der Menschheit, gab er eine Beschreibung der Wohnungen der Todten, wie sie uns vornämlich durch Homer und Herodot überliefert sind.
Der Ober-Studienrath Dr. Haßler bemerkte, daß vor einigen J . ren in der Rähe der Ursprünge der Dongu und des Rheins . reiche Funde von e ng gemacht worden seien, die nicht, wie die damals in die Oeffentlichkeit gbr n gehen, Mittheilungen sagten, importirt sein können, sondern in der Zeit, als die Gletscher sich auf- lösten und herunterglitten, an den Fundort gekommen sein müssen. Der Präsident, Prof. Hr. Nöggerath gab hierbei die Erlauterung daß die Feuersteine, so lange sie noch ihre 6, in sich haben, sich auf beliebige Weise schlagen ließen, und daß man aus der weißen Rinde, die man bei ihnen, besonders bei den grauen, auf der Oberfläche bemerke, nicht auf das Alter derselben schließen dürfe.
. Schmitz aus S. Francisco hielt darauf den zweiten länge— ren Vortrag über das noch heute auf einer sehr niedrigen Kulturstufe stehende Voll der Apadschi⸗Indianer in Kalifornien, dessen Sitten, Gebräuche, Kleidung, Religion und Sprache er durch einen längeren Aufenthalt bei ihnen kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hat.
Die in der Höhle von Perigord gefundenen Knochen mit den darauf befindlichen Gravirungen veranlaßten darauf die Herren von Quast und Schagfhausen, den Wunsch auszusprechen, nach genauen mikroskopischen Untersuchungen derselben üher ihre Echtheit oder Un⸗ echtheit zu entscheiden. Nachdem noch Professor Victor Jacobi aus Leipzig über die Ableitung der Worte Teutonia und Francig geredet, schloß der Vorsitzende mit einem Rückblicke auf die Thätigkeik der Section und mit Worten des Dankes für die Redner, die Verhandlungen. Der Professor Zestermann dankie hierauf im Namen der Versammlung für die treffliche Leitung dem Präsidenten.
In der II. Section ließ Herr Vetter mehrere von ihm angefertigte Profile, und zwar a) Profile römischer Straßen in Baden und in der Schweiz, b) roömischer Wälle zur Vertheidigung, e) eines Bergabhanges und Bergrückens mit Wällen und Gräben, d) Durchschnitt eines römischen Lagers, e) Umgebung eines Lagers und einer Thal- befestigung, den Anwesenden vorlegen. Die von dem Präsidenten sodann gestellte Frage: Welches ist der geographische Bereich der bis jetzt diesfeits der Alpen gefundenen angeblichen etruskischen Broncen und bieten dieselben Anhajtspunkte zu bestimmten Schlüssen über das Alter und die Nationalität der betreffenden Gräber? wurde da man noch nicht wisse, wer die Etrusker wären, in ihrem zweiten Theile mit Nein beantwortet. Professor Zestermann erwähnte hierbei der in der Lausitz gemachten Funde und behauptete, daß die Bronce aus Asien zu uns herübergekom]mmen sei. Br. Ebers stimmte diesen Ausführun- gen bei und machte auf die zwischen Düna und Garonne gemachten 9 phönizischer, römischer und egyptischer Alterthümer auf- merksam.
Graf Przegdziecki zeigte Photographieen und Steinabdrücke meh rerer Goͤtterbilder und heiduischer Grahsteine vor, welche in Ost⸗ Galizien und im Königreich Polen gefunden worden sind und erläu— terte dieselben. ᷣ .
Nach diesem Vortrage ergriff Dr. William Bell aus London das Wort, um die Versammlung auf seine Shakespeare⸗Studien aufmerk- sam zu machen, die einen dreijährigen Aufenthalt Shakespeares in Deutschland nachweisen wollen. Die Gestalt seines Puck und anderer Persönlichkeiten seiner Drgmen können ngch ihm nur aus Deutsch. land entlehnt sein. — Nachdem Herr Cournault aus Nanch noch