in Vollzug, er hat General⸗Vollmacht vom Landtage, und voll-
zieht alle ständischen Urkunden, er präsidirt der ständischen Feuer⸗Societäts⸗Direction, der Sparkassen⸗Direction, dem Ku⸗ ratorium der Kommunalständischen Bank, dem Waisenhaus— Kuratorium, der Landarmen-Direction, bei welcher er zugleich als Staats-Kommissarius fungirt und der Direction des Pen— sions-Zuschuß⸗ Fonds für emeritirte evangelische Geistliche, so wie dem Kuratorium des Seminars und des Waifenhauses. Er ist Mitdirektor der General-Direction des Lausitzer Eredit— Instituts und Vorsitzender der Görlitzer Bezirks-Direction der— selben. Er leitet das gesammte Kassen und Rechnungswesen und vertritt in schleunigen Fällen den Landtag, sofern die Di— rektorial⸗Deputation resp. die größere Ausschuß⸗Versammlung, welche zur Vertretung des Landtags berufen und vom Land— tage aus seiner Mitte gewählt sind, nicht zeitig genug hat convocirt werden können. In Abwesenheitsfaͤllen vertritt den Landesältesten der ebenfalls aus der Mitte der Stände gewählte Landesbestallte der Oberlausitz, welchem übrigens verfassungs⸗ mäßig die Protokollführung bei dem Landtage und eine Mit— wirkung bei Abfassung der ständischen Beschluͤsse obliegt. Als Kommissarius des Staates für die Angelegenheiten der Stände fungirt der Königliche Ober-Präsident der Provinz Schlesien, soweit nicht für einzelne Institute besondere Kommissarien be⸗ stellt sind. Das ständische Kassen⸗ und Rechnungswesen, so wie die Büreau⸗Geschäfte werden von dem in 2 Abtheilungen zer— fallenden, mit dem nöthigen Beamten⸗-Personal versehenen stän— dischen Landsteuer-⸗Amte bearbeitet, das in diesen Angelegenheiten die Korrespondenz selbst führt und mit den Befugnissen König— licher Kassen ausgestattet ist, woneben nur noch die Kommu— nalständische Bank eine völlig getrennte Verwaltung hat. Als juristischer Beirath steht dem Landesältesten der Land-Syndikus zur Seite, welcher zugleich Vorstand der J. Abtheilung des Land— steuer⸗Amtes ist.
Zur rheinischen Provinzial-OGeschichte.
Der Vexein von Alterthumsfreunden im Rheinlande über— reichte der Universität Bonn zu ihrem Jubiläum die von Pr. Varrentrapp verfaßte Schrift: »Beitraäge zur Geschichte der ö Universität Bonne, Bonn 1868, bei A. Mar— cut 40.
Der Verfasser will durch seine Schrift das Material zu einer Geschichte der Universität zusammenbringen und sie nur als Einleitung betrachtet wissen. Wir entnehmen derselben nachstehende Mittheilungen:
Unter Max Friedrich von Königsegg (1761 — 1784 machte sich in Kurköln, gleichwie in anderen geistlichen Territorien, die Rückwirkung der Zeit Königs Friedrich IJ. und Kaisers Joseph II. durch mehrfäche Reformen bemerkbar. Das Haupt— augenmerk wandte man auf das einer gründlichen Revision bedürftige Erziehungswesen. In Bonn war der Gymnafial— Unterricht seit dem Jahre 1673 in den Händen der Jesuiten. Nach Aufhebung des Ordens derselben beschloß die kurfürstliche Regierung, ihre Güter zur Hebung des Unterrichts zu verwenden und im September 1774 wurden, nach— dem schon Clemens August (1723 — 1761) in Bonn Lehrstühle für Jurisprudenz und Fhilosophie errichtet hatte, einige Lehrer aus allen Fakultäten bei dem Bonner Gymnasium angestellt und im Jahre 1777 dasselbe zu einer Akademie erhoben. Der hervorragendste der ersten Lehrer dieser neuen Anstalt war der Minorit Philipp Hedderich, Lehrer des Kirchenrechts. Neben ihm standen u. A. in der theologischen Fakultät Justinian Schall— meyer, in der philosophischen Elias van der Schüren und Joch⸗ maring, in der medizinischen Franz Wilhelm Kauhlen, der alle medizinischen Wissenschaften vertrat, in der juristischen, der Hedderich selbst angehörte, Peter Dünwald und Joseph Vitalian Lomberg. Als Anhänger febronianischer Ideen trat Hedderich alsbald in Opposition zum römischen Stühle und gab der be⸗ nachbarten Universität Köln mannichfachen Anstoß, der noch vergrößert wurde, als die Kurfürstliche Regierung im Jahre 1783 die einzelnen Mönchsklöster ihres Territoriums aufforderte, zwei würdige und fähige Geistliche ihres Klosters zu Lehrern in Vorschlag zu bringen und dieselben auf ihre Kosten zu unter⸗ halten, »oder aber für Unterhalt der anstatt derselben anzustellen— den Lehrer zu einem Beitrag sich gehorfamst zu erklären.« Auch die Nonnenklöster sollten sich zu einer Unterstützung der Akademie bereit erklären. Der Kölner Magistrat, der sich hierüber beschwerdend an den Kaiser gewandt, wurde abgewiesen, nur der Papst wollte die Anordnungen der Kurfürstlichen Re ierung nicht gut heißen. Den Klöstern werde eine unbillige 26 aufgebürdet und vor allem sei, solle er die Akademie bestätigen, Hedderich zu entfer⸗ nen. Dem Ansinnen des Papstes wurde nicht nachgegeben. Schon das Jahr 1783 sah an' der Akademie Anselm Becker,
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Sebastian Scheben, Andreas Spitz und Franz Cramer als Lehrer der Polemik, der Pastoraltheologie, der Kirchengeschichte und der Diplomatik thätig wirken, den Carmelitern Anastasius a. S. Rosa und Thadgeüs a. S. Adamo, oder, wie er mit seinem Taufnamen hieß, Anton Dereser, wurden ersterem die Professuren des Hebräischen, Chaldäischen und der Exegese des alten Testamentes, letzterem des Griechischen und der Exegese des neuen Testamentes übertragen, in der medizinischen Fakul⸗ tät wirkten bald neben Kauhlen die Professoren Rougemont und Ginetti, in die juristische trat Daniels. Sämmtliche neue Professoren wurden an 11. Oktober 1783 durch Hedderich feierlich in ihr Amt eingeführt. Am bedeutendsten treten her— vor Daniels. Rougemont und Dereser. Den Bemühun⸗ gen der Regierung, der neuen Anstalt die Würde und Gerechtsame einer Akademie zu erwirken , kam man am Wiener Hofe bereitwilligst entgegen. Schon am 7. April 1784 erfolgte die Kaiserliche Bestätigung. Max Friedrich jedoch sollte die Erhöhung seiner Anstalt nicht mehr sehen, er starb am 15. April und ihm folgte als Erzbischof Max Franz, der erst jährige jüngste Bruder Joseph's I. Dieser ernannte durch Patent vom 26. Jult 1786 Franz Wil⸗— helm Freiherrn Spiegel zu Diesenburg zum Präsidenten der Akademie und Vorsitzenden des Akademierathes, einen Mann, der wie kein anderer berufen war, die Verbesserung der Unter— richtsanstalten in die Hand zu nehmen. Er sezte den Wirkungs⸗ kreis der akademischen Behörden fest und erließ eine Studien ordnung. Am 20. November 1786 fand die feierliche Ein— weihung der neuen Universität statt. Der Verfasser erwähnt der bei dieser Feierlichkeit gehaltenen Reden!' und legt vorzugsweise Gewicht auf diesenigen, welche Spiegel all— j‚hrlich bei Einführung des neuen Rektors in sein Amt hielt, und auf die Schriften einiger der bedeutendsten Professoren, wie Hedderich und Loniberg, die sich beide, ersterer durch die Geschichte der Nuntien«, an dem Kampfe der deutschen Erzbischöfe mit Rom betheiligten. War schon das Kölner Domkapitel und die Kölner Universität on vornherein Bonn nicht freundlich gesinnt, so mußte durch diese Aeußerungen das Verhältniß noch gespannter werden. Auch der Befehl des Erzbischofs vom J. 15865, den auf der stadtkölnischen Universität Theologie, Jurisprudenz und Medizin Studirenden den Zutritt zu allen öffentlichen, geistlichen und weltlichen Aemtern zu versagen, verschärfte den Ge ensatz noch mehr. Das Domkahitel verklagte förmlich unterm 35. Januar 90 mehrere Professoren wie Hedderich, Dereser und van der Schüren, auch Spiegel, wegen ihrer Schriffen und Reden.“ Dir Situation, blieb sich gleich, auch als der Kurfürst die Klagenden zurückwies. Ein Mikglied der Universität, der bekannte Enlo— gius Schneider, Professor des Griechischen und der Belletristik, gab bald Anlaß zu neuen Klagen. Die im J. I790 von ihm herausgegebenen Gedichte, sowie der 1791 veröffentlichte »beru— fene katechetische Unterricht. im Verein mit seinem Benehmen gegen den Kurfürsten zwangen ihn, Bonn zu verlassen und nach Frankreich zu wandern, wo er 1791 durch die Guillotine starb. Auch Dereser, van der Schüren und Jochmaring begaben sich nach Frankreich. Zwar suchte der Kurfürst die entstan denen Lücken durch neue Berufungen auszufüllen, aber im Oktober 1794, besetzten die Franzosen Bonn und 1797 wurde die Universität definitiv aufgelöst. Die Professoren zerstreuten sich. Hedderich starb u. a. als Lehrer in Düsseldorf. Die Uni—⸗ versität Bonn sollte erst unter preußischem Scepter, als sie in den Verband eines großen Vaterlandes getreten, zu neuem e. , ,
. er Varrentrappschen Abhandlung sind beigefügt: 1) Be— richt des Großherzogs Leopold von Toscana über 6 Duke, späteren . Max Franz von Cöln, JI775. 2 Diplom Kaiser Joseph II. vom 7. April 1784, die Errichtung einer Universität in Bonn betreffend. 3) Bericht des Bonne Alademiergths über Einweihung und Einrichtung der Universi⸗ tät vom 23. Sept. 1786. ch Entwurf einer Studien ⸗ Ordnung für die Unipersität. 6) Zwei Schreiben des Eölner Dom kapi⸗ tels an Kurfürst Man Franz. G6) Bericht des Grafen Metter— nich über die Einweihung der Universttät. 7) Universitäts⸗ Rechnungen (1787 DlIT835. 8 Zwei Vorlesungs⸗Verzeichnisse, 187 — 85 und 1702 — 93. 9) Frequenz der Universität von 187 =1792. 10) Verzeichniß der von Mitgliedern der Bonner Universität verfaßten Schriften.
Ausstellung alterthümlicher Gegenstände in Erfurt.
„Bei Gelegenheit der vom 21. bis 25. September er. in Erfurt abgehaltenen Versammlung des Gescmmt-Vereins deut— scher Geschichts- und Alterthums⸗Vereine hatte der Erfurter Alterthums-Verein auch eine Ausstellung alterthümlicher Gegen⸗
der der Riem̃er-Innung, da derselbe
derselben geschenkt. er⸗J . ; h. ein hölzerner Keil mit Heiligenbildern auf Gold. ꝛ n. st gerund, worauf die aber auf rechter Meinung und Deiner Sache gewiß, so sei ge— nebst einem Gerichtsstab. — Beim Abbruch des Rathhauscs (1867) wurden auch die zwei letzten Erfurter Richtschwerter, so wie eine eiserne Hand⸗ und Fußschelle entdeckt, die in der Folter⸗
ten,
des Xi! steins, die Bücher, welche die Namen der Erfurter Rathsherren
stände in Originalen und Copien veranstaltet, unter denen wir besonders diejenigen hervorheben, die für die Kultur- und Kunstgeschichte Erfurts von Bedeutung sind, mit Angabe des Ortes, wo sie gegenwärtig verwahrt werden.
Wir erwähnen zunächst die bei den Ausgrabungen in der Umgegend gefundenen Gegenstände. Bei Oldisleben und bei Neuschmidtstedt, an letzterem Orte bei Gelegenheit des Eisen— bahnbaues, waren bronzene Waffentheile, Reife, Ohrgehänge, ebenso silberne und Ketten von Thonperlen, eiserne Sporen und Messer gefunden worden. Sie befinden sich jetzt in der Sammlung des Alterthum s⸗Vereins. Von besondereni Interesse sind eiserne Bügel und Reife, die neben einer Menge von Skeletten an letzterem Orte gefunden worden waren! Die Skelette deuten auf einen , Begräbnißplatz aus der Heidenzeit, und die Bügel und Reife, die ganz ebenso in angel⸗ sächsischen Gräbern gefunden worden sind, scheinen von Meth— Eimern herzurühren. In der Andisleber Flur wurde ein Leib. gürtel von Bronce in italischem Style nebst einigen Ueber— resten von Thongefäßen gefunden. Ein gleicher Fund, wie bei Neuschmidtstedt, wurde bei Bischleben gemacht. In der Gegend von Müncheherg fand man eine eiserne Speerspitze, mit Silber eingelegt und mit eingeritzten Runenzeichen,
einen Streithammer von Stein, sowie mehrere steinerne For— men zum
Gusse von bronzenen Messern und Sicheln. Auch diese Gegenstände verwahrt der Alterthums-⸗Ver— ein. Aus dem hiesigen Domschatze war eine bronzene 128doch— tige Ampel mit säulenförmigem Aufsatze in romanischem Style ausgestellt Der vor einem Jahre abgebrochene alte große
Saal des Rathhauses war mit einer Anzahl runder Scheiben
aus der ältern gothischen Kunstperiode geziert, die mit Um— schriften aus »Vridankes Bescheidenheit« umgeben waren. Sie sind durch eine Abhandlung des Professors Paulus Cassel be⸗ kannt geworden. Aus derselben Zeit stammt auch ein großer zweiseitiger Setzschild mit der frühesten farbigen Darstellung des Wappens von Erfurt, Kapellendorf und Wieselbach. Beide Alterthümer befinden sich noch jetzt auf dem Rathhause.
Von besonderem Interesse für die Kultur- und Kunst— geschichte Erfurts sind drei gestickte Teppiche, deren zwei in dem früheren hiesigen Weißfrauenkloster (einer Art Magdalenen— stiftx von den Büͤßerinnen gefertigt worden sind und in dem Ursuliner-Kloster aufbewahrt werden. Der eine, aus dem Anfang des XIV. Jahrhunderts, in weißem Garn gestickt, ent— hält auf 2 Streifen die Geschichte der Schöpfung und der Sünd—
fluth, ein dritter Streifen darunter die Legende von Joachim
Die dazwischen geschlun—
und Anna, den Eltern der Maria. Majuskeln
genen Schriftbänder mit gothischen bestätigen
durch ihre zum größern Theil niederdeutschen Sprachformen, wie sie guch auf den beiden übrigen Teppichen sich finden, die Wahrnehmung, daß früher der niederdeutsche Dialekt in Mittel- Deutschland weiter ausgebreitet war, als jetzt. Teppich, aus dem Anfang des XV. Jahrhunderts, . . „Zum Theil ausgefallener Stickerei die Legende von der dar. Zeitschrift des Germanischen Museums und Pr. Bechstein's in Jena in Pfeifer's »Germania« literarisch bekannter gewordene Teppich, noch dem Ende des XIII. Jahr⸗ hunderts angehörig, enthält Darstellungen aus der Tristan—
Der zweite stellt in far⸗
n. Magdalena ü. 14 verschiedenen Gruppen älteste und durch eine Abhandlung in der einen Aufsatz
büßenden Der
Sage, und ist Eigenthum des Doms. Einer Holzbüste des
Servatius aus der ehemaligen Servatius-LKirche, aus spätgothi⸗ scher Zeit, eines kegelförmigen, Pokals, »die schöne türkische Jungfrau« genannt, des einzigen übrig gebliebenen Prachtstückes des Erfurter Rathsschatzes, sei hier erwähnt. sogenannten
in einen Mädchenkopf endenden
Besondere Beachtung verdient unter den »Willkommen«, d. h. kalen der Innungen, deren mehrere ausgestellt waren, ziert ist, welche Fustav Adolph, als er sich bei seiner hiesigen Anwesenheit als Geselle in die Riemer⸗Innung aufnehmen ließ, Der Tuchmacher⸗Innung gehört ein »Heil— thum«, d.
Innungsgenossen ihre Eide zu leisten pfleg⸗
kammer aufbewahrt waren. . Von den ausgestellten Handschriften und Büchern sind als älteste Denkmäler zu erwähnen: eine Pergament-Urkunde von
104 über die Stiftung des Klosters Zella, ferner die »Will. das älteste Gesetzbuch von Erfurt aus dem Anfang
kür«, d. h. Jahrhunderts, sodann die Salca Guardia Wallen—
von 1500 — 1802 mit deren Wappen enthalten, und die Stamm—
bücher der Walpurgis - Herren (Vorsteher der Erfurter Bier—
eigen) von 1675 — 1809. Ihre Dienstboten waren die »Bier—
mit einer Denkmünze ge⸗
rufer a, die in ihren eigenthümlichen Trachten darin abgebildet sind. Dies war ein für Erfurt eigenthümliches und wichtiges Institut; in der Walpurgisnacht (daher der Name Walpurgisherren, oder im Erfurter Volksmunde verkürzt ⸗Walpersherren«„), zogen die Untergebenen der Biereigen in den »Steigerwald«, verbrach- ten die Nacht im Freien, fällten vier Eichen, und was der⸗ gleichen Gebräuche mehr waren, von denen Pr. Alfred Kirch⸗ hoff in Berlin in einem Vortrage nachgewiesen hat, daß sie auf heidnische Gebräuche zurückgehen.
Das. Bedeutendste auf der Ausstellung war ein Exemplar der 42 zeiligen Bibel Guttenbergs aus den Jahren 1450 — 55, dem Archiv der Prediger⸗-Kirche angehörig. Dieselbe ist das
vierzehnte bis jetzt in Deutschland bekannte Exemplar, und zwar eines der wenigeren,
welche auf Papier gedruckt sind.
Die XLVI. Kunstausstellung der Akademie der Künste.
X. Die historischen Genrebilder. Wir kommen zu den Darstellungen solcher historischen Ereignisse, welche, ohne in der Regel von großer Tragweite und Wichtigkeit zu fein, ein höheres Interesse durch die dabei betheiligten Persönlichkeiten oder die Wichtigkeit von Zeit und Ort in Anspruch nehmen.
Roland Risse in Düsseldorf list der einzige, der einen antiken Stoff in dieser Weise behandelt hat, den letzten Tag von Pompeji (Nr. 601, im 7. Saale). Auf einem Boot be findet sich eine Gesellschaft auf dem Meere, über dessen Spiegel hinweg man die Küste mit den Städten liegen sieht, denen von dem Berge dahinter ungeahntes Verderben droht; denn noch spannt sich ein ganz klarer Himmel über der Scene aus.
Auch aus dem Mittelalter hat sich nur ein Bearbeiter sei— nen Stoff gewählt. Emil Teschendorf in Berlin schildert den jungen Konradin von Hohenstaufen, der in Hohenschwangau Abschied von seiner Mutter nimmt, um nach Italien in den Kampf zu ziehen, aus dem er nicht wiederkehren sollte (Nr. 715, im 12. Saales. In stattlichem Anzuge schreitet er die Treppe hinab, sich noch zu einem letzten Lebewohl zu der betrübten Mutter umwendend.
Auf der Grenze des Mittelalters und der Neuzeit steht der Aufbruch aus dem Quartier« von L. Kolitz in Düsseldorf (Nr. 409, im 3. Saale) Aus der Burg einer hochgelegenen Stadt ziehen sich in der Mitte des Bildes die ausziehenden Krieger in das Thal, in das sich rechts eine weite Fernsicht eröffnet, während links verschiedene kleine Scenen aus dem Soldatenleben u. s. w. dargestellt sind.
Die Reihe der Bilder aus dem Zeitalter der Reformation eröffnet eins der umfangreichsten Gemälde der Ausstellung: Luther's und Frundsberg's Begegnung vor dem Eingange zum Wormser Reichstage, von Augüst von Heyden (Rr. 305, im 11. Saale). Man sieht die breite Freitreppe hinauf, welche zur Pforte des Sitzungssaales führt. Die Vorhänge desselben sind zurückgeschlagen, und der Kerzenschein im Innern leuchtet heraus in den sonnig hellen Tag (s war am Rachmittage des
Königlichen
I7. April 1521). Unten am Fuß der Treppe drängt sich, von
zwei Landsknechten zurückgehalten, die Volksmenge, in über lebensgroßen Figuren, jedoch nur von den Schultern aufwärts sichthar. Eine Anzahl Bevorzugter hat einen Platz auf den
Stufen der Treppe an der Wand entlang gefunden, so daß nur die linke Seite der Treppe frei bleibt. Hier auf einem
Absatze tritt der Kaiserliche Feldhauptmann Georg Frundsberg in der Rüstung und mit dem breitkrämpigen Federhut seiner
großen zinnernen Po- Zeit dem hinaufschreitenden Luther, dessen Portrait getreu nach
einem gleichzeitigen Holzschnitte unter dem Namen des Hans Bal⸗
dung Grien genommen ist, entgegen, legt ihm die Hand auf die Schulter und spricht ihm mit den bekannten Worten Muth zu:
»Mönchlein, Mönchlein, Du gehst jetzt einen Gang, einen solchen
Stand zu thun, dergleichen ich und mancher Oberste in unserer allerernstesten Schlachtordnung nicht gethan haben. Bist Du
trost, Gott wird Dich nicht verlassen« Links daneben weht ein mächtiges Reichsbanner, oben aber vor der Thüre des Saales
erscheint, von einem Herolde angekündigt, der Kurfürst Friedrich
der Weise von Sachsen, Luthers Freund und Beschüͤtzer, in vollem Ornate, um ihn gleichfalls noch vor dem Eintritt er— munternd zu begrüßen. ö Ebenfalls in Worms zur Zeit des Reichstages von 1521, hat August Noack in Darmstadt den Stoff zu einem Bilde gesucht (Nr. 518, im 2. Corridor): der junge Landgraf Philipp (der Großmüthige) von Hessen besucht den Dr. Martin Luther während seines Aufenthalts in Worms. Noch ein drittes Bild hat Luther dargestellt, wie er als »Junker Georg« von der Wartburg herab kommt in die Umgegend. Gustav