1868 / 241 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Spangenberg zeigt ihn uns im Bären zu Jena mit den beiden schweizer Studenten und den zwei Kaufleuten (Nr. 685, im 2. Saale) nach der Erzählung in Gustav Freitag's »Bildern deutscher Vorzeit«. Luther sitzt in der Mitte dem Beschauer gegenüber hinter dem Tisch, in lebhafter Unterhal— tung begriffen. Die beiden Studenten hören ihm mit Aufmerk— samkeit zu. Diesseits des Tisches sitzen die beiden Kaufleute, der zur Linken in eifrigem Gespräch mit dem Wirth zum Bären begriffen, der mit dem Daumen über die Schulter wei— send ihm geheimnißvoll bedeutet, daß der ritterliche Mann dort am Tische der Dr. Martin Luther sei, den er eben kennen zu lernen gewünscht habe. An der Ofenbank, die Spindel drehend, horcht des Wirthes Töchterlein bescheiden auf das lehrreiche Gespräch.

Leopold Bendix in Berlin malt (Nr. 45, im 4. Saale) das oft behandelte Fruͤhstück des Herzogs Alba bei der Gräfin Katharina von Schwarzburg, mit dem Beinamen der Helden⸗ müthigen, auf dem Schlosse zu Rudolstadt, wo dieselbe dem Feldherrn Schonung des Eigenthums ihrer Unterthanen abge— wann.

Die Erscheinung des Herzogs Alba führt uns auf die Ver— folgungen der Reformirten in den Niederlanden, einen Stoff, in dem Ferdinand Pauwels in Weimar, der den beiden Bildern des Abschiedes und der Heimkehr der vom Herzog Alba Verbannten seinen Ruf verdankt, gründlich bewandert ist. Diesmal ist eine Verfolgung der Protestanten in den Nieder— landen (Nr. 541, im 10. Saale) sein Stoff. Wegen der Edikte, welche die Bibel und den neuen Kultus verboten, versammel⸗ ten sich die Protestanten heimlich in Kellern oder in Bodenräumen von Handelshäusern, um ihre Andacht zu verrichten. Das Bild zeigt die angesehene Familie des Antwerpener Kauf und Handelsherrn Hans Pleinshorn aus Nürnberg, welche am 25. Oktober 1568 perurtheilt wurde, in einem zum Theil mit Waarenvorräthen an— gefüllten Bodenraum, in dem ein Tisch als Altar die Familie zum Hausgottesdienst um sich versammeit hat. Da dringen von hinken her die Diener der Inquisition ein, der Hausherr steht ihnen mit ruhigem Ernst und fester Würde gegenüber, eine kranke Frau im Lehnstuhl blickt verzweifelnd empor, zwei am Fenster sitzende junge Männer nehmen einen schwachen Anlauf zu einer doch unnützen Gegenwehr.

In die gleichzeitigen Hugenottenverfolgungen in Frankreich führt uns C. E. Döpler in Weimar ein. Sein »Ueberfall zur Zeit Heinrichs III. von Frankreich« (Nr. 151, im 3. Saale) läßt uns in einen langen Gang im Schlosse hineinsehen, an deren Ende sich eine Thür öffnet in einen erleuchteten Saal. Ganz vorn, wo der Gang sich erweitert, und der Mond sein Licht durch hohe Fenster fallen läßt, harrt in einer Nische oder einem Neben— gange eine Anzahl von Kavalieren mit gezogenen Degen, den Kommenden niederzustoßen. Einer beugt sich vorsichtig um die Ecke und giebt den Anderen das Zeichen, daß die Stunde der That geschlagen hat.

Auf die Spitze der französischen Protestantenverfolgungen gelangen wir durch Jean Lulves: der König Karl IX. rettet nach der St. Bartholomäusnacht das Leben seines Arztes, des Hugenotten Ambroise Pars, indem er ihn beim Eintritt der königin Katharina von Medicis in seinem Zimmer hinter einem Vorhange versteckt (Nr. 477, im 2. Korridor).

Derselbe Künstler vermittelt uns den Uebergang nach Eng— land durch seine Ermordung des Sängers Riccio (Nr. 475, im 8. Saale). Links in dem ziemlich umfangreichen Bilde vor einem wohlbesetzten Tische hält König Darnley seine Gemahlin Maria Stuart mit kräftigem Arme fest, während er mit der linken Hand die Mordscene leitet. Der Sänger ist zu Boden ge⸗ worfen, an den Beinen schleift man ihn nach der Thür zum Saale hinaus, während schon ein Edelmann dem sich Sträu— benden den Dolch in die Kehle stößt. Andere Edelleute mit gezogenen Schwertern drängen sich von beiden Seiten heran.

Neueren Forschungen zufolge soll dieser, bisher als richtig angenommene Vorgang, die Ermordung des Ita— lieners unter den Augen der Königin, nicht historisch sein, sondern die Ermordung im Vorzimmer des Königs und ohne, Wissen der Königin stattgefunden haben, nachdem Riccio mit Gewalt aus dem Zimmier der Maria hinweggeführt worden. Dieser Wendung der. Erzählung folgend stellt Emil Löwenthal in Rom Maria Stuart dar, die den Leichnam gefunden und knieend auf ihren Schooß genommen hat, und dem eintretenden Lord Darnley der Urheberschaft an dem Ver—

brechen beschuldigt (Nr. 467 im 6ten Saale). Die Figuren in diesem Bilde sind lebensgroß.

Das folgende Jahrhundert wird durch zwei Bilder repräsentirt; das eine rührt von Leopold Güterbock her und stellt eine Truppenwerbung zur Zeit des dreißig— jährigen Krieges dar (Nr. 265 im 3. Saale). Unter einer offenen Halle, die auf den Marktplatz einer alterthümlichen Stadt hinausgeht, nehmen Krieger rechts die Namen der An— geworbenen auf und zahlen das Handgeld, während der ganze , m des Bildes durch Scenen des soldatischen Lebens gefüllt ist.

In den Krieg selbst greift Karl Piloty in München hinein: Die Aebtissin des Klosters Frauen-Chiemsee schützt dasselbe durch ihren Muth und ihre Geistesgegenwart vor den plün— dernden und raubenden Soldaten Nr. 564 im 10. Saale. Schon scheint die Plünderung in vollem Gange zu sein, da tritt die Aebtissin an der Spitze ihrer Nonnen, die hinter ihr

auf einem Tragaltar das Bild der Mutter Gottes führen, in feierlicher Prozession aus dem Portale der gothischen Kirche

heraus und gebietet mit erhobenen Händen Ruhe für das heilige Werk, das sie schafft. Durch die überraschende Erscheinung aus der Fassung gebracht, beugen sich die Soldaten vor dem Bilde, und das Heiligthum ist gerettet.

Aus der jüngsten Vergangenheit hat Elisabeth Jerichau⸗ Baumann in Kopenhagen einen Stoff gewählt, einen »Ver⸗ wundeten« (Nr. 351, im 6. Saale). Es ist ein junger Pole, ein Theilnehmer am Aufstande, der mit einer Säbelwunde über den Kopf, in den Schooß einer jungen Frau hingesunken ist, er hält den klaffenden Riß mit der Hand zusammen, wäh— rend die Frau mit Aufmerksamkeit und Theilnahme die Wunde zu betrachten und in Trauer versunken zu sein scheint. Das Bild hat lebensgroße Figuren.

Vierteljahrs-Hefte des Königlich Preußischen Staats-Anzeigers. Erster Jahrgang. Drittes Heft: Juli,

August, September 1868. Berlin. Druck und Verlag der Koͤnig— lichen Geheimen Ober⸗Hofbuchdruckerei (R. v. Decker). Inhalt: Das Gehiet des Zollvereins. Die deutsche Straf— gesetzzebung. Die deutsche Centralsenke. Zur Statistik des Gesinde⸗ wesens in Norddeutschland. Die industriellen Verhältnisse des Her— zogthums Braunschweig. Die landwirthschaftlichen und industriellen Verhältnisse des Königreichs Württemberg. Die landwirthschaft— lichen und industriellen Verhältnisse des Großherzogthums Baden.

Die landwirthschaftlichen und industriellen Verhältnisse des Großherzog⸗ thums Hessen. Die deutsche Volkswirthschaftslehre unter den beiden ersten Königen von Preußen. Alterthümer und Kunstdenkmale des Erlauchten Hauses Hohenzollern. Riedel's Codex diplomaticus Brandenburgensis. Bildnisse brandenburgischer Kurfürsten in dem Herzoglichen Musenm zu Braunschweig. Das Leichenbegängniß des Kurfürsten Albrecht Achilles von Brandenburg zu Frankfurt a. M. am 12. März 1486. Die vaterländischen Bildwerke in dem König⸗ lichen Residenzschloß zu Potsdam. Die vaterländischen Bildwerke in Sanssouci. Die Königlich preußische Ordensliste 1368. Preu⸗ ßische Städtewappen. Preußens Ostsee⸗Bäder. Die Nordser⸗ Bäder. Die schlesischen Bäder. Die Bäder der westfälischen Gruppe. Die Bäder im preußischen Tieflande und die preußischen Soolbäder. Die preußischen Bäder am rechten Rheinufer. Die preußischen Bäder am linken Rheinufer. Die Knappschafts⸗-Vereine in Preußen. König Friedrichs II. Meliorationen im heutigen Re⸗ gierungs⸗Bezirk Stettin. Das Weichsel⸗Delta. Die Achat⸗In⸗— dustrie an der Nahe. Die Berlinische Chronik. Bonn. Aus dem bürgerlichen Leben in Graudenz während der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts. Die Kirchenbauten der romanischen und der gothischen Periode in Preußen. Die XLVI. Kunst-Ausstellung der Königlichen Akademie der Künste. Neue kunstwissenschaftliche Werke preußischer Autoren. Neue Bilder preußischer Künstler. Aus dem Neuen Museum. Die antike Rüstkammer des Emdener Rathhauses.

Schloß Beynuhnen. Die Wartburg. Die Goßnersche Mission in Ostindien. Middeldorpf. G. F. Waagen. Emanuel Leutze. Paris (Monats⸗-Chronih .

Die Vierteljahrs-Hefte des Königlich Preußischen Staagts— Anzeigers erscheinen am Schlusse jedes Quartals und enthalten

sämmtliche in den »besonderen Beilagen« des Staats-Anzeigers

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WH 241.

Berlin, Montag, den 12. Oktober, Abends

186.

iestät der König haben Allergnädigst geruht: 5 K c ee Kammerherrn, Hauptmann a. D. Eonstantin von Hopffgarten zu Eisenach, und dem evangelischen Pfarrer Johann Carl Ehristian Gam— pert zu Ülettingen bei Würzburg im Königreich Bayern den Rothen Adler Orden vierter Klasse; dem Bürgermeister von Brüssel, Jules Vietor Anspach, den Königlichen Kronen— Orden zweiter Klasse, und dem EWchevin pour les travaux pu- blics de la ville de Bruxelles, Hector Joseph Goffart, den Königlichen Kronen-Orden dritter Klasse zu verleihen; Den Kreisgerichts Rath Goesen in Minden zum Rath bei dem Appellationsgericht zu Naumburg zu ernennen,; Den Kreisgerichts-Direktor Müller zu Birnbaum in glei⸗ cher Eigenschaft'an das Kreisgericht in Rawicz zu versetzen; Der Wahl des Gymnasiallehrers Dr, Kling endeg in Cassel zum Direktor des Gymnasiums in Gütersloh die Aller—

iti mertheilen; en ,, r 2c. Pr. Schiebler in Branden—

H. den Charakter als Sanitäts ⸗Rath; 2 , Fiedler zu Clausthal; . Fen Kreis Steuer-Einnehmern Pobl in Glatz, Rhode in Martenwerder und Kruüska' in Strashurg, sowie den Steuer- Empfängern Doelling er in Steinfurt, Müll er in Münster und Bäuch in Vlotho den Charakter als Rechnungs⸗Rath;

ö inhä dl zu Dem Thee, Rum- und Weinhändler A. M. Mandl z Brünn bas) Grabltel eines Königlichen Hof-Lieferanten zu

verleihen.

Berlin, 12. Oktober.

Se. Königliche Hoheit der Prinz August von 6 tem berg, General der Kavallerie und kommandirender Gene— ral des Garde-Corps, ist aus dem Harz angekommen.

Das 627. Stück der Gesetz-Sammlung, welches heute aus⸗

ben wird, enthält unter 33 Nr. 7266 ö. Allerhöchsten Erlaß vom 31. August 1868, betreffend die Verleihung der fiskalischen Vorrechte für den Bau und die Unterhaltung der Kreis Chausseen; I) von Heilsberg über Lauterhagen bis zur Friedländer Kreisgrenze in der Ri. tung auf Barkenstein; 2 von Heilsberg über Siegfriedswalde bis zur Rösseler Kreisgrenze in der Richtung auf Seeburg, 3 von Heilsberg über Lawden und Frauendorf bis zur Brauns— berger Kreisgrenze; von Guttstadt über Elditten bis zur Brücke uber“ die Pasfarge bei Pittehnen in der Richtung auf Liebstadt; 5) von Guttstadt nach Heiligenbeil in der Richtung auf Osterode und Mohrungen, G von Sommerfeld über Wolfs dorf und Heiligenthal bis zur Allensteiner Kreisgrenze in der Richtung auf Jonkendorf; 7) von der Heilsberg⸗Seeburger Straße aus in der Richtung auf Kiwitten und Thegsten bis Wuslack an der Bischofstein⸗Bartensteiner Staats⸗Chaussee, im Kreise Heilsberg, Regierungsbezirk Königsberg; unter

Nr 7206 das Privilegium wegen Ausfertigung auf den Inhaber lautender Kreis⸗-Obligationen des Heilsberger Kreises un Betrage von 150000 Thalern. Vom 31. August 1868 . 7207 das Statut des Meliorations - Verbandes der Bialla⸗Brücher im Kreise Johannisburg. Vom 22. September 1868; und unter 4 ö 7208 die Konzessions- und Bestätigungs Urkunde, be⸗ treffend den Bau und Betrieb einer Zweigbahn von der Cöln⸗ Herbesthaler Eisenbahn-Linie am Bahnhofe Stolberg nach den

Kohlenzechen bei Alsdorf durch die Rheinische Eisenbahn-Gesell⸗ schaft, sowie einen Nachtrag zu den Statuten der letzteren. Vom 22. September 1868. Berlin, den 12. Oktober 1868. GesetzSammlungs · Debits⸗Comtoir.

Justiz⸗Ministerium. Die Landgerichts-Referendarien Friedrich Schmitz in Cöln und Zimmermann aus Cöln sind auf Grund der

bestandenen dritten Prüfung zu Advokaten im Bezirke des Königlichen Appellations⸗Gerichtshofes zu Cöln ernannt worden.

Ministerium der geistlichen, Unterrichts⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten. Der Privatdozent Dr. Adolph Held in Bonn ist zum

außerordentlichen Professor in der philosophischen Fakultät der dortigen Universität ernannt worden.

Abgereist: Der General⸗Major, General à la suite Sr. Masestät des Königs und Führer der Garde-Kavallerie⸗ Division, Graf von der Goltz, nach Paris.

Berlin, 12. Oktober. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: zur Anlegung des dem Kammerherrn und Stellvertreter des Landtags-⸗Marschalls, Thaddäus Dzierzykray zu Chom ęcice von Morawski auf Lubonia im Kreise Fraustadt, verliehenen Ordens vom heiligen Grabe erster Klasse und des dem Brunnenarzt, Hofrath Lr. Ad. Genth in Langenschwalbach, von des Kaisers von Rußland Majestät verliehenen St. Stanislaus-Ordens zweiter Klasse

Auf Grund Ermächtigung des Herrn Ministers für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten ist den in der diesseitigen Verwal⸗ tung unter der Bezeichnung »Königliche Eisenbahn ˖Betriebs⸗Direction« in Ssnabrück, Bremen, Hannover, Harburg un Göttingen bestehen⸗ den Dienststellen vom 15. d. Mis. ab die amtliche Bezeichnung:

»Königliche Eisenbahn-Betriebs-⸗Inspection« beigelegt worden. ;

Hannover, den 9. Oktober 1868. y

Königliche Eisenbahn-Direction.

d icht amtliches.

Preußen. Berlin, 12. Oktober. Die beiden jüngsten Kinder Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen, Prinzessin Victoria und Prinz Waldemar Königliche Hoheiten, be— geben sich heute Abend mit der Ober-Gouvernante Gräfin von Re⸗ bentlow nach Darmstadt und treffen auf der Reise dorthin in Corbetha mit Ihren Königlichen Hoheiten dem Kronprinzen und der Kronprinzessin zusammen, Höchstwelche Dresden heute Abend verlassen und auf der Reise nach Baden zunächst einen Besuch in Darmstadt abstatten werden.

Ueber den Aufenthalt Sr. , , Hoheit des Kronprinzen und Ihrer Königlichen Hoheit der Kron⸗ prinzessin in Dresden wird uns Folgendes mitgetheilt:

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