der dortigen Gas⸗Gesellschaft (1847), neben welcher im J. 1864 noch eine städtische entstand; 6 der vorhandenen Fabriken wurden in den fünfziger Jahren eröffnet, die übrigen stammen sämmt—⸗ lich aus den sechsziger Jahren. Den größten Betrieb hat die Privatanstalt zu Breslau, T4 Mill. Kbf. Jahresprod., 21,271 Flammen, 650,000 Thlr. Kapital), die städtische daselbst (31 Mill. Kbf. Jahresprod., 8000 Fl., 350,000 Thlr. Kapital) und die zu Görlitz, Eigenthum der Stadt (390 Mill. Kbf. Jahres— prod., 12,268 Fl., 234,000 Thlr. Kapitah. Von den vorhan⸗ denen 44 Anstalten sind nur 17 kommunale. Der Betrieb ge— schieht mit nieder- und oberschlesischen Kohlen, nur in Greifen— berg ist ein Hirzelscher Petroleum-Leuchtgasapparat im Gebrauch.
In Schlesien sind außer den Städten noch 19 Gas-Anstalten
nachgewiesen, und zwar in den Ortschaften Altwasser, Haus— dorf, Langenbielau, Salzbrunn, Sharley, Königshütte, Pogalin, Peterswaldau und in einzelnen Fabriken, Bahnhöfen, Gruben und Schlössern. Einige derselben, z. B. die zu Königshütte (12 Mill. Kbf. Jahresprod.ͥ, 1400 Fl,) sind bedeutender als die vieler Städte.
6) In der Provinz Sachsen sind in 30 Städten oder 21 pCt. der 144 Städte der Provinz Gas-Fabriken vorhanden, von denen die älteste, die zu Magdeburg, gus dem Jahre 1853 stammt. Die Mehrzahl der Anstalten sind nicht städtisches Eigenthum. Das größte Etablissement ist zu Magdeburg, Eigen— thum einer Aktien- Gesellschaft 69 Millionen Kbf. Jahresprod., 23,500 Fl., 400,000 Thlr. Anlagekapital — ohne die Filial⸗ Anstalt in Sudenburg) demnächst zu Halle G5, s Millionen Kbf. Jahresprod., 11710 Fl., 230, 000 Thlr. Anlagekapitah, Erfurt (172 Millionen Kbf. Jahresprod., 6603 Fl.) und Halberstadt 2 Millionen Kbf. Jahresprod., 334 Fl., 9h, 000 Thlr. Kapitah. Zum Betriebe dienen meist westfälische Steinkohlen, aber auch sächsische und englische.
In der Provinz befinden sich viele Gas-Anstalten außerhalb der Städte; die größte derselben ist in Thale mit 362 Flam— men. Schilling weist ferner 20 einzelne Güter oder Fabriken nach, welche eigene Gas⸗Anstalten bis zu 260 Flammen be— sitzen und bemerkt, daß in der Umgegend von Merseburg zahl— reiche Braunkohlentheer⸗Gas-Anstalken entstanden sind; es feien sogar für 5 bis 19 Flammen derartige Apparate aufgestellt.
D In der Provinz Westfalen haben 28 Städte oder 28 pCt. der 100 westfälischen Städte Gasbeleuchtungs⸗Anstalten, von denen die ersten 4 im Jahre 1856 eröffnet sind. Etwa die Hälfte der Fabriken sind komömunale. Ueber die Anstalten zu Münster und Minden sind in unseren Quellen keine Daten enthalten, von den übrigen sind die zu Dortmund (9 Mill. Kubikfuß Jahresprod., 75, 600 Thlr. Anlagekapitah, Hagen, Biele— feld, Bochum, Hamm und Witten die bedeutendsten. Der Be— trieb geschieht überall mit westfälischer Kohle.
Außerhalb der Städte befindet sich in Gelsenkirchen eine Gas-Anstalt mit 5 Mill. Kubikfuß Production und 1830 Fl.) außerdem haben 4 industrielle Etablissements in der Provinz eigene Gas⸗Fabriken.
8 Die zahlreichsten Gas-Anstalten in den alten Provinzen hat die Rheinprovinz, in welcher in 58 Städten, 43,s pCt. der 133 rheinischen Städte, Gas⸗Anstalten vorhanden und wo selbst viele kleine Städte mit Gas beleuchtet sind. Am Rhein ist die Gasfabrikation auch schon länger heimisch, als in den übrigen Provinzen, denn 2 Städte haben schon seit den dreißi⸗ ger, 6 seit den vierziger und 16 seit den fünfziger Jahren Gasbeleuchtung. Am Rhein ist die Gas-Anstalt nur ausnahms⸗ weise Kommunaleinrichtung; Schilling weist nur 13 Städte nach, in welchen die Kommune die Gasfabrikation für eigene Rechnung betreiben läßt. In der Rheinprovinz sind die bedeu— tendsten Gaswerke zu Cöln (68,117 Fl., Barmen (74 Mill. Kbf. Jahresprod., 17,690 Fl., 450,000 Thlr. Kapitah, Düsseldorf, Elberfeld, Essen, Gladbach, Mülheim a. d. Ruhr, Kuhrort und Wesel. leber Bonn, Coblenz, Trier und Aachen fehlen An— gaben) Zum Betriebe werden meist westfälische Kohlen, aber auch Saar- und Ruhrkohlen verwendet.
Außerhalb der Städte sind von Schilling in der Rhein— provinz noch 18 Gas⸗-Anstalten nachgewiesen, welche theils für Gemeinden (Brühl, Kalk, Neviges), zum größten Theil aber für industrielle Etablissements Gas bereiten. Unter den letzten sind nicht unbedeutende Werke, so z. B. speist die Anstalt der Rheinischen Eisenbahngesellschaft zu Rippes 2200 Fl., und die der Grilloschen Fabrik zu 6 wo noch andere bedeutende Privgt⸗Gasbeleuchtungs⸗Anstalten vorhanden sind, 2000 Fl.
Im Regierungsbezirk Sigmaringen ist von den dort belegenen 7 Städten nur Sigmaringen seit 1862 mit Gas— beleuchtung versehen. „Zum Betriebe dient daselbst Tannenholz. . In der Provinz Schleswig-Holstein sind seit dem Jahre 1856 in 17 Städten Gas-⸗Anstalten entstanden, welche meist Gesellschaften oder Privaten gehören; nur 6 derselben sind städtisches Eigenthum. Da die Provinz nur 26 Städte zählt, so sind 65 pCt. derselben, ein Prozentsatz, welchen keine andere
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Provinz erreicht, mit Gas-Anstalten versehen. Auch sind in 8 Flecken der Provinz und außerdem in der Karlshütte bei Rendsburg Gas-⸗Fabriken eingerichtet. Die größten Änstalten
sind zu Altona (69 Mill. Kbf. Jahresprod. und Kiel (27,s Mill. Zum Betriebe werden überall englische
Kbf. Jahresprod.. Kohlen verwendet. ̃ K
10 In der Provinz Hannover befinden sich in 19 Städten, also in 24,6, pCt. der 78 hannov. Städte Gas Anstalten, von welchen Ss Kommunaleigenthum sind. In der Stadt Hannover ist, wie bereits bemerkt, die älteste Gas-Fabrik in Deutschland (1825), die nächste in der Provinz entstand aber erst 22 Jahre später. Auf dem Lande sind 5 Fabrik-Gas -Anstalten nach— gewiesen. Das größte Etablissement ist zu Hannover (120 Mill. Kubf. Jahresprod., 27,100 Fl.), demnächst in Osnahrück, Hildes— heim und Göttingen. Zum Betriebe dienen westfälische Kohlen, daneben englische, in Eimbeck auch hannoversche.
1I) In den Regierungs-Bezirken Cassel-Wies baden besitzen 21 Städte, aiso 20 pCt. der vorhandenen 106 Städte, Has-Anstalten, von denen aber nicht eine einzige Kommunal— Eigenthum zu sein scheint. Außerdem werden einige Gemeinden von Frankfurt aus mit Gasbeleuchtung versehen. Die bedeu⸗ tendsten Anstalten sind zu Frankfurt, wo die ältere Anstalt jährlich 47 Mill., die neuere 90 — 100 Mill. Kubikfuß Gas produzirt und 53,000 resp. 43,000 Flammen speist „Wiesbaden und Cassel, beide mit ca. 26 Mill. Kbf. Produktion. Zum Betriebe dienen westfälische, Saar- und Ruhrkohlen, daneben auch englische.
Im ganzen preußischen Staat sind nach vorstehender Uebersicht in 235 Städten oder in 23, pCt. der vorhandenen l2l Städte Gas-Anstalten im Betriebe. Ueber den Durch- schnittssatz gehen hinaus die Provinzen Schleswig-Holstein G5 pCt.), Rhein (43,s pCt.), Schlesien (30 pCt.), Westfalen (28 pCt. und Hannover (24,5 pCt. ; unter dem Durchschnitt bleiben Brandenburg (23, pCt.), Sachsen (2lI pCt.), Cassel- Wiesbaden (20 pCt., Pommern (16,6 pCt.), Preußen (is, pCt.) und Posen (ce pCt. Von den 116 preußischen Städten, welche snach der Zählung von 1864) mehr als 10000 Einwohner haben, sind unter den vorstehend gezählten 114 enthalten. Die beiden fehlenden sind Eilenburg und Cüstrin. Von den 5h preu— ßischen Städten mit 7500 bis 10000 Einwohnern sind 41 mit Gas-Anstalten versehen; in 14 derselben fehlen dergleichen nach unserer Quelle noch. Die übrigen 130 Gas⸗A1nstalten fallen auf die 1043 Städte mit weniger als 7500 Einwohnern, und zwar sind 61 Anstalten in den 136 Städten von 5— 7506 Ein— wohnern, 69 Anstalten aber in 907 kleineren Städten. Die Städte über 190, 090 Einwohner haben also zu ca. 100 pCt., die von 7500 — 10,000 Einw. zu ca. 75 pCt., die von 5— 7560 Einw. zu ca. 50 pCt. und die weniger als 5000 Einw. zu 7,6 Pt. Gas⸗Anstalten.
Im Herzogthum Lauenburg besitzt jede der dort bele— genen 3 Städte Gasbeleuchtung, und zwar bereits seit den fünfziger Jahren.
Das Museum für Bergbau und Hütten wesen in Berlin.
I.
Die Sammlungen des Museums für Bergbau und Hütten⸗ wesen auf dem Grundstück der Königlichen Eisengießerei sind seit der Eröffnung desselben am 28. April d. J. in manchen Beziehungen wesentlich ergänzt worden.
Der reiche Inhalt der Sammlungen ist gegenwärtig so geordnet, daß die Bergwerkserzeugnisse in der oberen Etage aufgestellt und mit denselben die Produkte des Metall⸗ hüttenbetriebes verbunden sind, während das Erdgeschoß bis auf das Zinkblech, dessen Unterbringung in demfelben durch die Dimensionen der Fabrikate bedingt wurde, ausschließ⸗ lich die Erzeugnisse der Eisenindustrie enthält. Dem Besuchen⸗ den ist deshalb zu rathen, mit der Besichtigung der oberen Etage zu beginnen.
a ‚Bei dem Eintritt in die Bergwerks- Produktensammlung ist es zunächst die Sammlung von Salzen, welche die Auf— merksamkeit auf sich zieht. Ein Glasniodell der wichtigsten preußischen Steinsalzlagerstätte, derjenigen von Staßfurth, giebt ein sehr anschauliches Bild von der außerordentlichen Mächtig—⸗ keit und Ausdehnung dieses Vorkommens. Unmittelbar daneben besinden sich die manichfaltigen Salze, welche Staßfurth liefert, in vollständiger Sammlung großer Stücke ,, Neben dem Krystallsglz, welches, zu Speisesalz vermahlen, neuerdings gusgedehnten Verbrauch gewinnt, finden sich die für die chemische Tabrikation und für die Landwirthschaft wichtigen Kali- und Düngesalze, deren Auftreten in der Lagerstätte auf den Profiltafeln des Glasmodells angegeben ist. — Neben den Staßfurther Salzen sind Steinsalzproben von Erfurt, gegenüber
solche von Stetten in Hohenzollern und aus dem Bohrloch von Sperenberg bei Berlin, welches augenblicklich schon fast 706 Fuß Mächtigkeit des hier entdeckten Steinsalzlagers nachweist, und an— anschließend ist eine Reihe der Siedesalze von den wichtigsten preußi⸗ schen Siedesalzwerken aufgestellt, von Schönebeck, Dürrenberg, Artern, von Lüneburg, von Königsborn und Neusalzwerk. Der un— erschöpfliche und sich durch neue Aufschlüsse fortwährend mehrende Reichthum Preußens an Salz ist durch diesen Theil der Samm— lung gut vertreten. . .
Der Salzproduktion an Wichtigkeit weit überlegen ist die Gewinnung der fossilen Brennstoffe, der Stein— und Braunkohlen, so wie der mit diesen zur blühenden Ent— wickelung unserer wichtigsten Industrie, der Eisenindustrie, zu— sammenwirkenden Eisenerzvorräthe Preußens, welche beiden Bergwerkserzeugnisse die nördliche Seite der oberen Etage fast ganz ausfüllen. Steinkohlen aus allen Steinkohlenbecken, Braunkohlen aus den wichtigsten Mulden Preußens liegen hier beckenweise geordnet in zahlreichen Proben vor. Bei den Stein⸗ kohlen schließen sich Muster der aus den Fettkohlen der verschie⸗ denen Becken erzeugten Coaks und der zu diesen verwendeten Waschkohlen an, die Verwendung gewisser, besonders kohlen— wasserstoffreicher Braunkohlen der Provinz Sachsen, der soge⸗ nannten Schweelkohle, zur Gewinnung von Braunkohlentheer, Leuchtölen (Solaröl, Photogen) und Paraffin ist durch eine schöne Sammlung aus der Fabrik von Hübner in Zeitz voll— ständig dargestellt. Den fossilen Brennstoffen reihen sich Proben von Asphalt aus der Gegend von Bentheim, von Petroleum aus den verschiedenen Gewinnungspunkten der Gegend von Hannover und von Bernstein an.
Die Eisenerzsammlung steht derjenigen der Brennstoffe an Mannigfaltigkeit mindestens gleich. Besonders ausgezeichnet sind in derselben die Spath⸗ und Brauneisensteine des Siegener Landes, welches das Material zur Erzeugung des neuer— dings immer wichtiger werdenden und einen bedeutenden Aus— fuhrartikel nach England bildenden Rohstahleisens abgeben, der dort bei der Bessemer Stahlerzeugung unentbehrlich ist. Eben so bemerkenswerth ist die Sammlung nassauischer Eisenerze, welche von dem Reichthum jenes Landestheils an diesem wich— tigen Material Zeugniß ablegt. Daneben sind die Erze der reichen Elbingeroder Lager, der Reviere von Salzgitter und Osnabrück, der Steinkohlenformation Westfalens, die Erze der Eifel, Hessens, Schlesiens, üherhaupt aller wichtigeren Reviere reichlich vertreten. Es schließt sich an diese Sammlung eine Reihe von Erzproben an, welche in dem chemischen Labora— torium der hiesigen Berg-Akademie in einer zur Ausführung analytischer Arbeiten für die geognostische Landesuntersuchung eingerichteten Station analysirt worden sind. Die untersuchten Erze sind hier unter Beifügung der Ergebnisse der Analysen aufbewahrt. . .
In der südlichen Abtheilung der oberen Etage sind die sog. metallischen Erze und die nutzbaren Steine aufgestellt, 5 letzteren sich auch noch über die westliche Seite derselben erstrecken.
Dik Sammlung der metallischen Erze beginnt mit den Kupfererzen. Während Kohlen, Eisenerze und Salz in fast allen Bergbauprovinzen Preußens auftreten, beschränken sich die wichtigen Kupfererzproduktionen auf den Mansfelder Kupferschieferbergbau in der Provinz Sachsen und dem Harz; von ersterem sowohl als besonders von den Kupfererzen des Rammelsberges bei Goslar sind zahlreiche Proben vorhanden, welchen sich solche auch von den weniger bedeutenden Gewin— nungen des Oberharzes, Thüringens, Hessens, der Rheinprovinz mit Nassau anschließen.
Besonders reichhaltig sind die Bleierze aus allen wichti— geren Gewinnungspunkten des Landes verkreten. Bekanntlich liefert die Rheinprovinz von der gesammten preußischen Blei— produktion von etwa 600,090 Ctr. üngefähr „, wovon der bei weitem größte Antheil auf den Bleiberg bei Commern fällt. Die unscheinbaren Erze dieses Vorkommens sind demnach be— sonders beachtenswerth. Weit mehr in die Augen fallend sind die reichen Bleiglanze des Oberharzischen Gang-Bergbaues, der rheinischen, nassauischen und westfaͤlischen Gänge, wie der Ober⸗ schlesischen Erzgruben im Muschelkalk-Gebiet der Gegend von Tarnowitz. t
Nächstdem sind die Zinkerze, dieses für Preußen beson— ders wichtige Material, in vollständiger Folge vorhanden. Oberschlesien, das von der die Produktion aller übrigen Länder zusammengenommen übersteigenden preußischen Zinkgewinnung von etwa 1“, Million Centner jährlich etwa die Hälfte liefert, sowie die westfälischen und rheinischen Vorkommnisse sind in allen Varietäten vertreten. Besonders ausgezeichnet ist eine Sammlung der Zinkerze aller preußischen Gruben der Gesell⸗ schaft Vieille Montagne, in welche auch die Erze des berühmten Galmei-Bergwerkes gleichen Namens auf dem neutralen Gebiet von Moresnet bei Aachen aufgenommen sind.
Auf die Zinkerze folgen die weniger wichtigen Erze des
R Nickels, Kobalts, Arseniks, sowie Schwefelkiese und itriolerze.
Unter den in der Sammlung der nutz baren Steine befind⸗ lichen Materialien sind die schönen Marmore der Lenne⸗Gegend, welche namentlich von der Gesellschaft Prang u. Co. zu Allagen bei Soest in reicher Wahl und Behandlung geliefert sind, die mannigfachen feuerfesten Thone aus verschiedenen Landestheilen, besonders aus Hessen und Rassau, und die Dachschiefer aus den rheinischen, nassauischen und westfälischen Brüchen hervorzu⸗ heben. Letztere sind in dem Aufgange vom Erdgeschoß nach der oberen Etage aufgestellt. Weiter sind hier die zur Erzeugung des für die Landwirthschaft so wichtigen Superphosphats die⸗ nenden Phosphorite hervorzuheben, welche neuerdings in Nassau in bedeutender Verbreitung bekannt geworden sind, sowie eine hübsche Sammlung angeschliffener und zum Theil künstlich ge⸗ färbter Halbedelsteine, welche das Material fuͤr die bekannte Obersteiner Schleiferei⸗Industrie bilden und im rohen Zustande seit der Erschöpfung der Obersteiner Gruben aus den nördlichen Staaten Südamerikas nach Oberstein geliefert werden.
Die ständische Verfassung des Markgrafthums Nieder⸗Lausitz.
Alle ständischen Befugnisse innerhalb der Nieder⸗Lausitz in ihrer alten Begrenzung beruhen neben den Kreistagen bei dem Kommunal-Landtage, dessen Beschlüsse maßgebend sind, und im . einer höheren Bestätigung zu ihrer Gültigkeit nicht bedürfen.
Der Landtag tritt alljährlich einmal in den Wintermonaten (gewöhnlich im März) und sofern ein vom Staate anerkanntes Bedürfniß dazu hervortritt, auch außerordentlich auf Ein— berufung durch die Landes-Deputation (vgl. unten) zusammen. Zur Theilnahme an demselben sind berechtigt: die 11 Herr— schaften, worunter drei Königliche, welche letztere durch ernannte, an sich landtagsfähige Bevollmächtigte vertreten werden. Die Besitzer resp. Vertreter dieser 11 Herrschaften bilden die Herren— Tafel. Ferner sind landtagsfähig alle Besitzer der unmittelbaren Rittergüter, die beiden gewählten Abgeordneten der Besitzer mittelbarer Rittergüter in den Standesherrschaften Sorau mit Triebel und Neuzelle, sowie Forst und Pförten und als Ab— geordnete der Landgemeinden die beiden Provinzial-Land— tags-Abgeordneten und ihre Stellvertreter; aus diesen zusammen besteht die Rittertafel. Endlich bilden die Abgeordneten der Städte und zwar je zwei aus den alten Kreisstädten Luckau, Guben, Lübben und Calau, sowie zwei Abgeordnete aller n kollektiv wählenden Städte der Nieder⸗Lausitz die Städte—
afel.
Der Vorsitzende des Landtags und sein Stellvertreter wer— den vom Landtage selbst aus den Standesherren oder Ritter— gutsbesitzern auf je 3 Jahre gewählt und bedürfen der Landes— herrlichen Bestätigung. ⸗ .
Um das Eintreten einer Beschlußunfähigkeit zu vermeiden, werden 2 Mitglieder der Herrentafel und durch die Kreistage je 2 Mitglieder der Ritterschaft bestimmt, die dem Landtage bis zu dessen Schluß beizuwohnen haben.
Der Regel nach erfolgen die Entscheidungen des Landtages durch die Mehrheit der Voten der drei Tafeln, indem an jeder Tafel die Stimmenmehrheit ihrer Mitglieder das Votum der⸗— selben ergiebt. Nur bei Aufnahme neuer Stände-Mitglieder, bei allen Wahlen und bei Verleihung von Stipendien wird nach Köpfen abgestimmt, wobei die Standesherren, die Besitzer mehrerer Güter und unter gewissen Umständen die Abgeord⸗ neten der Städte zwei Stimmen abzugeben haben. Die Mit— glieder des Landtages erhalten nur zum Theil, und nach ge— ringen Sätzen Tagegelder. Reisekosten werden aber nur den in Folge der neueren Gesetzgebung Hinzugetretenen vergütet.
Zur Ausführung der gefaßten Beschlüsse, sowie zur Erledi⸗ gung der laufenden und andexer Geschäfte wählt und bevoll— mächtigt, der Regel nach auf 3 Jahre, der Landtag die Mit⸗ glieder von Deputationen und Kommissionen. Diese sind theils ständige, theils mit der Ausführung einzelner ihnen ertheilter Aufträge beauftragt. Zu den ersteren gehören: —
l Die Landes Deputation, welche sich unter dem Vor— sitze des erwählten Vorsitzenden des Landtages und unter Hin— zutritt des Landsyndikus und des Landesbestallten (des letzteren jedoch nur als Protokollführers und Beiraths) aus je zwei Mit⸗ gliedern der Herrentafel, der Rittertafel und der Städtetafel, sowie aus Einem Mitgliede der Landgemeinden bildet. Zur Führung der laufenden Geschäfte wählt diese Deputation aus sich einen engeren Ausschuß, der außer dem Vorsitzenden und Land⸗-Syndikus aus Einem Mitgliede jeder Tafel und Einem Abgeordneten der Landgemeinden besteht. Diese Deputation erledigt, wenn der Landtag nicht versammelt ist, alle Landes— und ständische Angelegenheiten der Nieder-Lausitz, sowie alle—