durch schlichte Treue, Charakterwahrheit und natürliches Leben so ausgezeichnet, als koflbare Dokumente jener Tage und als geist— reiche Zeichnungen und Grabstichelarbeiten immer mit Recht hoch geschäßt bleiben werden, aber doch als Kunstschöpfungen nicht auf der ganzen Höhe der Exreignisse stehen. Ihren Bildhauer freilich fanden die Helden derselben nicht lange nach dem Abschluß der betreffenden Periode an Gottfried Schadow. J.
Als nach dem Waffenunglück des preußischen Staates zu Anfang dieses Jahrhunderts die Thaten seines Königs, seiner Feldherrn, seines Heeres, das Vaterland wieder auferstehen ließen, hatte in der Kriegszeit, die mit der französischen Revo⸗ lution hereingebrochen war, die malerische Kraft, Begabung und Ausbildung bei uns anscheinend ihren Untergang gefunden. Nicht ein Maler von Bedeutung war da, den so große Ge— schicke und Männer zu irgend einer künstlerischen Darstel— lung von bleibenden Werth zu begeistern vermocht hätten! Und als dann wieder jugendliche, neu erwachte Talente in — 9 enthusiastischem Glauben und Streben verbunden, in
om und dem Vaterlande an einer frischen Wiederbelebung deutscher Kunst arbeiteten, da lag diesen nichts ferner, als gerade das Nächste: die Wirklichkeit und ihres Volkes neuere Geschichte. Von der romantischen Literatur und von den, durch diese in ihnen entwickelten, Stimmungen und Nei— gungen waren ihnen die Bahnen gewiesen, auf welchen sie das neue Heil der Malerei am sichersten zu finden und zu er⸗ ringen hofften, und diese richteten sich auf das Reich der poetischen Sage und Legende und einer erträumten, mittelalterlich deut— schen Herrlichkeit, die, wenn sie überhaupt je geblüht, in einer Zeit gesucht werden mußte, weit vor jener, in welcher der preußisch-brandenburgische Staat sein eigenthüm— liches Leben begann. Und ebenso wenig, als die romantischen Väter der »neudeutschen Malerei, mochten ihre Nachfolger und Schüler am Rhein und an der Isar in jenen Thaten die Quellen ihrer Begeisterung und den Stoff ihrer Darstellung schöpfen. Der Sinn der deutschen Künstler für die Poesie und Größe der Realität war noch wenig erschlossen, Helden ohne Platten- oder Kettenpanzer und Ritterhelm galten kaum als wür⸗ dige . für die höhere Geschichtsmalerei, wie man sie damals auffaßte.
n Aber gerade während der Zeit zeichnete hier in Berlin, wo sich überhaupt wieder Talente mit einem unbefangeneren Blick für die Wahrheit und Wirklichkeit der Dinge heranbildeten und Rauchs Meißel bereits den großen Gestalten der neuern vaterländischen Geschichte im Marmor und Erz dauerndes, erhöhtes, künst— lerisches Leben verliehen hätte, ein jugendlicher Künstler eine Folge von Kompositionen auf den lithographischen Stein, welche der Beginn und Ausgangspunkt für eine bildliche Behandlung der Fürsten⸗ und Kriegergeschichte Preußens geworden sind, wie sie vorher kaum gekannt, später noch von anderen berufenen Talenten fortgesetzt, Kunstschöpfungen hat entstehen lassen, welche der modernen deutschen Malerei zum hohen Ruhme, dem pa— triotischen Gefühl zur Stärkung gereichen. Dieser Zeichner war Adelf Menzel. ,
Es liegt nicht im Zweck dieser Studie, den Entwicklungs— gang und die Thätigkeit dieses Meisters in allen Stadien und in der ganzen Vielseitigkeit seiner Richtungen zu verfolgen. Nur sein künstlerisches Verhalten zu den Gestalten und den Ereignissen der vaterländischen Geschichte soll den Gegenstand unserer Betrachtung bilden. Ein kurzer Rückblick aber auf die Vorgeschichte seines Talents bis zu jenem Zeitpunkt, wo er sich diesen Stoffen mit der ganzen Hingebung und Energie seiner Natur zuwendete, wird nöthig und wird genügend sein.
Im Jahre 1815 zu Breslau geboren, war Adolf Menzel mit seinem Vater, dem Besitzer einer lithographischen Anstalt, als fünfzehnjähriger Knabe nach Berlin, gekommen. Im Kindesalter bereits in allem Sinnen und Arbeiten die leidenschaft⸗ liche Liebe und den Beruf zur Malerei bekundend, wurde die Ausbildung zu und in demselben, welche er in der preußischen Hauptstadt suchte, durch hindernde äußere Umstände mancher Art erschwert, unter denen der frühe Tod seines Vaters und die ernste Pflicht, welche dem Knaben zufiel, der hinterlassenen Familie den Ernährer zu ersetzen, sicher zu den schwierigsten zählte. Sein künstlerischer Bildungsgang blieb dadurch immer ein autodidaktischer. Während zeichnerische Arbeiten der man⸗ nigfaltigsten Art, zum Lebenserwerb, für den Kunsthandel aus— . gleich sehr seine Phantasie und seine Hand gelenkig machten, jeder an sie gestellten geistigen und technischen Aufgabe gerecht zu werden, gewann er durch Ausdauer und unermüd— lichen Fleiß doch auch Zeit und Freiheit zur Genüge, um im treuen eindringenden Studium der Natur und der künstlerischen Denk— male aller Zeiten seine Anschauung und sein Wissen von der Art und Gestalt der erscheinenden Dinge der umgebenden Wirk⸗ lichkeit wie der geschichtlichen Vergangenheit in ähnlichem Maß zu erweitern und zu bereichern. Nachdem mancherlei litho— graphische Arbeiten, geistreiche Federzeichnungen, Buchillustratio⸗
nen und selbstständige eyklische Werke seinen Namen aus der
frühern Dunkelheit gehoben hatten, führte ihn im Jahre 1g
ein größerer Auftrag der Hoflunsthandlung von Sachstb Berlin zuerst dazu, seine bildnerische Kraft an bedeuten Gegenständen aus der preußisch-brandenburgischen Geschicht zu erproben. Diese waren so gewählt, daß sie die Entwichlun unsers Volks und Staats von den alten Wendenzeiten un der Eroberung dieses theuren Bodens durch »Geist und Saw bis zum herrlichen Sieg über seinen letzten fremden Bedran ᷣ in Bildern großer Hauptmomente voruͤberführen sollten, e
Die von Menzel entworfenen Kompositionen hatte er selb
mit der lithographischen Kreide auf Stein auszuführen ein Technik, welche damals noch ziemlich in der Kindheit lag un nicht entfernt jenes, für die Erreichung der kräftigsten und zar. testen mglerischen Wirkungen vor Allen geeignete und bequeme, Ausdrucksmittel geworden war, zu dem sie später glücklich auz gebildet wurde. Ein mit der breiten Feder auf Stein gezeich netes Titelblatt schmückte den Umschlag dieser Blätter, eine gros⸗ Artig komponirte Ouverturg gleichsam ihres weltgeschichtlichen Inhalts,. Flankirt von zwei Nischen mit pyramidaler spitzer kr nender Bedachung, wie aus lebendigem starken Bgumgeäst gebil,. det, schwingt sich über die Mitte des Raums ein Bogen, und diese ganze Konstruktion dient gleichsam zum Gerüst für einige bedens tungsvolle Gestalten und Gruppen. In der Mitte, dicht unter jenem Bogen die sitzende Figur einer Sybille, die ins Buch der „Hi storiag« schreiht, was ihr die Zeiten durchdringendes Auge si— schaut hat. Zur Rechten der deutsche Ritter im Kampfe mi dem bereits halb überwältigten Preußen, zur Linken der Wende vor seinem Götzenbild knieend. Unten aber in jener Nische links über der Jahreszahl 1763 die hehre gefluͤgelte Siegesgöttin, die, Schwert und preußisches Adlerbanner in den Händen, die vielköpfige zischende Hydra zertritt; gegenüber in der rechten Nische über der Zahl 1815 die ideale Verkörperung der jungen preußisch⸗deutschen Volks- und Heldenkraft mit Löwenfell, Keult und dem kranzumwundenen Landwehrkreuz auf der Fahnen. stange. Ein Herold dort neben der Nische, den Reicht⸗ adler auf seines Ueberwurfs. Brust gestickt, hält iin hocherhobener Hand den Kurfürstlichen Wappenschild und Hut, ein anderer hier in der seinen den Königlichen mit der Krone darüber. Die aufgeschlagene Bibel, Kelch und Hostie in der Mitte der Grundlinie angebracht, diese Güter und sprechenden Symbole der evangelischen Kirche und ihres Glau— . weisen hin auf die Mission des preußischen Staats und 9 Fürstengeschlechts, die Schirmer des Protestantismus zu sein.
Die Reihe der Bilder selbst wird eröffnet durch die Dar— stellung des wilden mörderischen Kampfgewühls der Erstür— mung Brennabors, der Wendenfeste durch Albrecht den Bären. Es folgt die Predigt des Christenthums bei den Wenden durch den frommen Vicelin um 1137), — Krieger, Priester, Frauen und Kinder, theils in Ergriffenheit vor dem heiligen begeister— ten Prediger niedergesunken, theils widerstrebend vor der Ge— walt seiner Worte und der Kunde vom Gottessohn, doch im Aufmerken wie gebannt. Die Belehnung des Burggrafen von Nürnberg, Friedrich von Hohenzollern mit, der brandenburgischen Kurfürstenwürde durch Kaiser Sigik— mund, zeigt ein drittes Bild. Ein anderes den Ueber- tritt Joachims 1II. zur lutherischen Kirche, und das erste Empfangen des Abendmahls in beiderlei Gestalt durch ihn und seines Hauses und Hofes Mitglieder. den Kurfürsten Friedrich Wilhelm in jenem Moment höchster Gefahr im Schlachtgetümmel von Fehrbellin; auf einem an deren besonders charaktervollen Blatt den Akt der Huldigung der preußischen Stände an diesen Fürsten. Die, eine neue Epoche unseres Vaterlandes eröffnende, Feierlichkeit der König krönung Friedrichs J. zu Königsberg schildert eine figurenreiche, treu nach den Dokumenten entworfene Komposition, bei deren Entwurf dem jungen Zeichner schwerlich eine Ahnung gesagt haben mag, daß er fast dreißig Jahre später berufen sein würde, die an derselben Stelle vollzogene Krönungsfeier des Monarchen zu malen, welcher das, durch den ersten Friedrich geschaffene, Königreich zu neuer, nie besessener Macht und Größe erheben sollte. Das ergreifen de Bild bes Einzug der ihres Glaubens wegen vertriebenen Salzburger in Leine preußische Stadt, mahnt an die Segnungen, welche das Regi⸗ ment Friedrich Wilhelms J. seinem Staat gebracht. Die Heldenlaufbahn Friedrich II. wird durch die Bilder zweien bedeutenderer Momente aus derselben veranschaulicht: das Auf⸗
einanderstoßen der österreichischen und preußischen Schlachtreihen
bei Mollwitz und die Anrede des Königs an seine General am Morgen der Schlacht von Leuthen. Und als charakte ristische Schlußbilder der ganzen Reihe wählte der Zeichner den »Auszug der Freiwilligen von 1813. — die Reihen der amt für des Vaterlandes Befreiung von den umdrängenden Dit un bleibenden zur Stadt hinausgeleitet, Alle wie von einer hohen, heil
Dann zeichnet Menzel,
en Begeisterung beschwingt und hinausgehoben über den Schmerz es Scheidens und die Schrecken der Zukunft, — und endlich die ‚ickoria«, den Siegesjubel nach heißer siegreicher Freiheits- schlacht, wo er im Schein der sinkenden Sonne das leichenbe— ite Feld und die Schagren preußischer Krieger in fronimem Dankgebet gegen den „Lenker der Schlachten« malt, und es er— reicht, durch verhältnißmäßig wenige, durchaus realistische Grup⸗ pen ö Gestalten doch ein im großen Sinne symbolisches Bild affen. u 2 bis drei Jahre nach dem Erscheinen dieser Blätter, deten vollen Werth die damals gültige, in den künstlexischen Anschauungen der Romantiker auferzogene Meinung der Künst⸗ ser, so wie des Publikums kaum zu erkennen schien, führte ein anderer uchhändlerischer Auftrag Adolf Menzel, der inzwi— schn an Zeichnungen und Oelbildern, wesentlich andern Inhalts, hhätig gewesen war, zur vaterländischen Geschichte wieder zurück.
Für die Verlagshandlung von Weber u. Lorck in Leipzig
hatte Franz Kugler in Berlin eine »Geschichte Friedrichs des Großen‘ in vorwiegend populärem Ton und Haltung geschrie— ben. Nach dem Muster des damals viel Aufsehen machenden Leben Napoleons« von Laurent, illustrirt von Horace Vernet, sollte auch dies Friedrichsbuch mit einer Menge von Holz— schnitten geschmückt werden. Behufs der Zeichnungen zu den— slben wendete man sich auf Kuglers dringende Empfehlung n Adolf Menzel. Man hätte keine bessere Wahl treffen fönnen. Das, was er mit diesen Zeichnungen geschaffen, welche das Gesammtbild von seines Helden Leben und Zeit in größter Vollständigkeit geben, ist uns ein unvergängliches Gut gworden, dessen ganze Bedeutung im Vaterlande wie m Auslande die Zeit, welche solche illustrative Arbei— ten sonst so leicht und schnell der Vergessenheit anheim— giebt, nur immer mehr und mehr zum allgemeinen Be— pußtsein bringt. Mit jener Gewissenhaftigkeit, die all sein künstlerisches Thun charakterisirt, ging Menzel an diese Arbeit. Seine Vorstudien erstreckten sich auf Alles, was das kriegerische und bürgerliche Leben des achtzehnten Jahrhunderts betrifft, auf die Bildnisse und Architekturen, die Uniformen und Trach— in, die Sitten aller Volksklassen und die militärischen Ge— bräuche und Formen des Verhaltens in allen Perioden jenes vielumfassenden Zeitraums von Friedrich J. Tode bis zu dem seines erhabenen Enkels. In dessen Wesen und Persönlichkeit aber vor Allem hatte er sich mit verständnißvoller Liebe ver— enkt, und so gelang es ihm, in jenen Zeichnungen seinen Helden auf jeder Stufe seines Lebens, in jeder Situation siner an Thaten und Schicksalswechseln so überreichen Lauf— bahn, in einer Wahrheit und überzeugenden Leibhaftigkeit dar⸗ zutellen, wie es die Augenzeugen und Zeitgenossen selbst nie bermocht hatten, so daß das von ihm geschaffene Bild eigent⸗ lich erst das normale in der Vorstellung geworden ist, in welchem auch den kommenden Geschlechtern der Held des acht— zihnten Jahrhunderts leben wird.
Das Königreich Griechenland.
Nach Demetrius Bikélas Statisties of the kingdom of Greece, ab— gedr, im „Journal of the Statistical Society of London,« September 1868, und nach von Kloeden: Lehrbuch der Geographie.)
„Das Königreich Griechenland reicht vom 36. bis 395 Gr. nötöl. Br. und vom 37. bis 433 Gr. östl. L. und besteht aus den Haupttheilen: dem Festlande (Rumelien), ,. des Gan— en; der Halbinsel Morea (Peloponnes) „9; und den Inseln 10, darunter Euböa, 86 Qu.-M.). Das Festland beträgt 366,3 Qu. M, der Peloponnes 404,3 Qu. M. die öst lichen Inseln Hos Gu. M., die
weslichen Inseln 47? Qu.-M.., ganz Griechenland also 917,8 Qu-M.
¶ Nach Bikélas vertheilten sich die 45.689 Qu. Kilometer des Landes ihne die jonischen Inseln, den offiziellen Berichten von 1861 gemäß, fihhenderniaßen: Land unter Kultur 7436 Kilom.; pflugbares Land, noch nicht unter Kultur, 11748 Kilom ; Berg⸗ und Weideland 18.599 Wlom, Forsten iz Kilom, ; Sꝑeen und Sinnpfe S53 Kilom.,; Flüffe,
J Straßen und Stadtgebiete 1653 Kilom. — Das Gesammt-Königreich
st ingetheilt in 3 Nomarchien und 60 Eparchien. Jede Eparchie müll in Kommunen, deren es im Ganzen 318 giebt. — Ueber die Be— hrung des gegenwärtigen Königreichs Griechenland unter der frühern lichen Herrschaft auch nur annähernd sichere Zahlen anzugeben, ist izt möglich. Die erste Schätzung wurde bei der Begründung Königreichs Griechenland im Jahre 1834 abgehalten. Sie ergab n be von 650 060 Einwohnern. Der * ß von 1838 ergab Gb. der von 1öis. dt l, der von 1566 166906 31d. Cinwohmer. le Bevölkerung der jonischen Inseln betrug 1861 228,669, die ven I Griechenland 1861 also 1,Jä5,479. In den 23 Jahren von 1838 6 1861 ist fomit die Einwohnerzahl um 45.83 pCt. gewachsen, was
z Bevölkerungszunahme für ganz Griechenland zu Grunde . ergiebt heut für das Königreich die Höhe von, ungefähr hh 00 Einwohnern. — 1861 gab es in ganz Griechenland im Ganzen i, männliche und 635702 weibliche Bewohner, davon kommen
Griechenland 567334 Einwohner männlichen und 529,476 weib—
lands (ohne die
lichen Geschlechts, auf die jonischen Inseln 122,443 Einwohn er männ— lichen und 196223 weiblichen Geschlechts. Das Mißverhältniß der Zahl der weiblichen Bewohner zu der der männlichen rührt theils her von der schweren arbeitsvollen Lebensweise der ersteren, theils auch daher, daß vielfach weibliche Personen als Dienstboten ins Ausland gehen und deshalb nicht in die Zählung ein— begriffen sind, während andererseits Matrosen, auch wenn sie im Auslande sich aufhielten, mitgezählt wurden. — Nach den einzelnen Beschäftigungen vertheilt sich die Bevölterung Griechen— le ö. jonischen Inseln) in folgender Weise: 4 pEt. sind Personen in unabhängiger Stellung, 13,87 pCt. gehören zur industriellen Klasse, 49,37 pt. sind Ackerbauer und Schäfer, 8 ns pCt. sind Kaufleute, 18,68 pC. liegen den Künsten und Wissenschaften ob, 5, a0 pCt. sind häusliche Dienstboten. — Auf den jonischen Inseln leben 51342 männliche Ackerbauer, S365 Personen gehören der industriellen Klasse an, 7282 sind Kaufleute. — Der Census von 1861 ergab 7175 Heirathen, Geburten 32,465 und zwar 16,B775 männlichen, 15. 630 weiblichen Geschlechts. Was das Verhältniß der unehelichen Geburten anlangt, fo lagen nur die Berichte vom Jahre 1850 vor, wo unter 30,858 Geburten überhaupt 298 uneheliche vor— kamen, was 1 uneheliches Kind auf 102,53 oder 9.63 auf 10600 Ge— purten ergiebt. Todesfälle gab es im Jahre 1861 22,969. — Heirathen kamen somit 1861: 6634 auf 1000, Geburten 29,54 auf 1566 Ein— wohner. luf, den jonischen Inseln kamen 1864: 25,2 Geburten auf 1999. Todes fälle trafen 1861: 21 auf 1000, auf den jonischen Inseln 1864: 18411 auf, 1000 Einw. — Die offiziellen Berichte ergaben für das Jahr, 1865 im gesammten Königreich: Heirathen Q24, Geburten 7 52, Todesfälle 26 38, was bei Annahme der Bevölkerung fur 1865 von 11424, 000 Einwohnern (mit Zugrundelegung eines jährlichen Zu— wachses von 2 pCt.) an Heirathen ergiebt 64s per 1000, Geburten 26530, Todesfälle 18 531 per 1900 Einw. — Die Bevblkerung des Königreichs, welche ohne die jonischen Inseln nach der Zählung von 1861 1,6963816 Einwohner betrug, vertheilte sich auf 2181949 Familien (4 62 Indi⸗ viduen auf die Familie) und wohnte in 225715 Häusern (4,85 auf je ein Haus). Die bedeutendsten Städte sind Athen, mit ungefähr 15,000, Syra mit ungefähr 20,000 und Patras mit ungefähr 25000 Einwohnern. — Das Heer rekrutirt sich durch die jährliche Aus— hebung. Alle Griechen im Alter von 18 Jahren bilden das Kontingent für jedes Jahr; die Zahl der Rekruten wird vom Parlament bestimmt. Die Dienstzeit währt s Jahre, und zwar 3 Jahre in dem aktiven Dienst und 3 Jahre in der Reserve. Im Jahre 1871 betrug die effektive Stärke des Heeres 901 Mannschaften (Offiziere und Soldaten), 1867: 14/300 Mann. Die Kosten des Heeres beliefen sich 1360 auf 6304, 936 Drach— men (225,175 Pfd. Sterl. — 15011663 Thlr.); im Jahre 1867 wur. den sie geschäßt auf 968762 Drachm. (284600 Pfd. Sterl. — 89733335 Thlr.). — Die Flotte besteht nach von Kloeden: aus 10 Dampfern und 24 Segelschiffen mit 182 Kanonen. Bemannt sind diese mit 577 Mann inkl. Offiziere. Das Budget der Marine betrug 1867: 13500, 090 Drachm. (53,500 Pfd. Sterl. — 356, 6663 Thlr.. Außerdem erhielt die griechische Regierung im Laufe des Jahres i867 Von der Kammer einen Kredit von 4506900 Drachm. (6G, 0G Pfd. Sterl. — l.066,6663 Thlr.) bewilligt behufs Erweiterung der Flotte, und werden gegenwärtig ziwei eisengepanzerte Schiffe, das eine in Lon— don, das andere in Triest, für Rechnung Griechenlands noch gebaut. — Die Zahl der angestellten Staatsbeamten betrug 1861: 3553, die der Gemeindebeamten im Ganzen 5199. — Der öffentliche Unter— richt. Im Jahre 1830 gab es 110 Schulen mit einer Zahl von 9249 Schülern, 1855: 497 Schulen mit 411015 Schülern, 1850: 752 Schu⸗— len mit 52,869 Schülern. — Im Jahre 1866 gab es, mit Einschkuß der jonischen Inseln, in Griechenland 140 höhere Lehranstalten mit N65 Zöglingen, und zwar eine Universität mit 1182 Studenten, 16 Gym nasien mit 1968 Schülern, 123 hellenische Schulen mit 6675 Schülern. — Elementarschulen gab es 1067 mit 52583 Schülern, und zwar 942 kommunale Knabenschulen mit 44,102 Kindern und 125 kommunale Mädchenschulen mit 8481 Kin— dern. — Im Ganzen gab es 1866 also 1207 öffentliche Schulen mit 62348 Zöglingen. Seminarien gab es 4 mit 115 Zöglin— gen, Waisenhäuser 3 mit 168 Kindern, und zwar 80 Mädchen und 78 Knaben, Privat-Knabenschulen 45 mit 2490 Theilneh— mern und Privat -Mädchenschulen 48 mit 2762 Theilnehmerin— nen. Insgesammt wurden in den 1307 Schulen Griechen— lands 1866: 67'873 Zöglinge herangebildet, worunter 11,325 Mädchen. Rechnet man hierzu außerdem die Zahl der Privatschulen, in welchen 8000 Kinder Unterricht in den Anfangsgründen empfangen, so ergiebt sich die Summe von 75,873 Per— sonen, welche unterrichtet wurden. Die Bevölkerungszahl angenom- men auf 1500000, wurden im Durchschnitt von 20 Einwohner Einer in Schulen unterrichtet. — Die Zahl der Studirenden auf der Universität Athen betrug 1837: 52, 1845: 195, 1855 war sie auf 590 angewachsen, 1865 schon auf 1098, während sie 1866 1182 ausmachte. Von 1837 bis 1865 hatten 4631 junge Leute die Universität verlassen. Von diesen stammten 2969 aus dem Königreich selbst, während 1662 hauptsächlich aus der Türkei hingekommen waren. — Im Gan— zen . der Staat für öffentliche Unterrichtszwecke im Jahre 1866: L323 050 Drachmen 7250 Pfd. St. — 315,000 Thlr.. — Die Presse. Im Jahre 1866 gab es in Griechenland mit Einschluß der jonischen Inseln 77 Zeitungen und 13 periodisch erscheinende Schrif- ten. Von diesen 99 Blättern bestanden 19 bereits mehr als zehn Jahre; die übrigen sind in neuerer Zeit entstanden. — Buchdrucke— reien gab es 186, im ganzen Königreich 5. — Gewichte, Maße, Münzen. Laut Gesetz vom 28. September 1856 wurden an die Stelle der bis dahin gültigen Maße und Gewichte diejenigen nach dem französischen Dezimalsystem gesetzt. Die Benennungen blieben dieselben erhielten aber zur Unterscheidung von dem alten Landes maß und Landesgewicht die Benennung »Königlich« Hiernach hat man