1868 / 299 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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(Sohn) von Preußen, der Kronprinz und der Prinz Georg von Sachsen, der Prinz August von Württemberg, Se. Hoheit der Herzog Wilhelm von Mecklenburg, der 33 Bogislaw Radziwill, der Prinz Anton Radziwill, der regierende Graf Otto zu Stol berg. Wernigerode, der Minister⸗Präsident Graf von Bismarck, der Kriegs⸗-Minister von Roon, der Minister Graf zu Eulen⸗ burg und andere Herren.

Se. Majestät begaben Sich mit der Höchsten Jagdgesell⸗ schaft und dem Gefolge von Zeesen sofort in den bereit stehen⸗ den Jagdwagen nach dem Rendez vous bei dem Forsthause Sauberg in der Dubrow, wo gegen 9 Uhr die Jagd begann. Die Jägerei war dort bereits um 8 Uhr aufgestellt. Die Treib⸗ wehr war 260 bis 300 Mann stark.

Es wurden vier freie Treiben auf Roth, Schwarz, und Dammwild ze. in den Forstbeläufen Dubrow und Prieros— brück abgehalten. Zwischen dem ersten und zweiten Treiben war Dejeuner im Walde. Auf der Strecke lagen 25 Stück Damm⸗ wild, 40 Stück Schwarzwild, ein Rehbock und 3 Hasen, in Summa 69 Stück.

Die Rückkehr von der Jagd nach dem Schlosse in Königs⸗ Wusterhausen erfolgte gegen 6 Uhr Abends. Die Stadt war festlich illuminirt und mit Fahnen geschmückt. Um 7 Uhr war Diner im Schlosse, zu welchem noch besondere Einladungen ergangen waren. Nach dem Diner blieben die Herrschaften noch bis gegen 11 Uhr versammelt. .

Am 16. d. Mts beförderte ein Extrazug die für diesen Tag geladene Jagdgesellschaft bis Halbe. Das Eintreffen auf dem Bahnhofe Halbe erfolgte um 83 Uhr. An der Eisenbahn warteten die Jagdwagen, mittelst welcher Se. Majestät nebst den Höchsten Herrschaften und der Jagdgesellschaft nach dem Rendezvous zwischen den Jagen 119 und 116 des Forstreviers Hammer, woselbst die Jägerei und 250 - 300 Treiber bereits um 8 Uhr Aufstellung genommen, Sich begaben. Die Jagd begann gegen 9 Uhr. Es wurden fünf freie Treiben auf Roth,, Damm und Schwarzwild xc. gemacht. Nach dem zweiten Treiben war Dejeuner im Walde. Das Resultat der Jagd war: 1 Stück Rothwild, 29 Stück Dammwild, 28 Stück Schwarzwild, 4 Füchse und 10 Hasen, mithin im Ganzen 72 Stück Wildpret. Nach der Jagd bega⸗ ben Se. Majestät der König Sich mit der Jagdgesell— schaft zu Wagen zum Diner nach dem Schlosse Königs⸗Wuster⸗ hausen. Wiederum war der Ort festlich erleuchtet. Nach dem Diner, welches bis 8 Uhr dauerte, erfolgte die Rückkehr nach Berlin mittelst Extrazuges.

Die vereinigten Ausschüsse des Bundes rathes des Norddeutschen Bundes für Rechnungswesen, sowie für Handel und Verkehr, hielten gestern eine Sitzung ab.

Das Staats ⸗Ministerium trat heute unter Vorsitz des Minister-⸗Präsidenten Grafen von Bismarck-Schönhausen zu einer Sitzung zusammen.

Im Verlauf der gestrigen Sitzung des Herrenhaus es wurde, nachdem noch die Herren Graf zur Lippe, Frhr. Senfft von Pilsach und von Bernuth sich bei der Debatte betheiligt, bei der namentlichen Abstimmung der Art. 1 des Guérardschen Antrages, welcher lautet: »der erste Absatz des Art. 84 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 ist aufgehoben mit 73 , 41 Stimmen verworfen. Darauf wurde folgendes Amendement des Grafen zur Lippe abgelehnt: Das Herrenhaus wolle beschließen: J. dem nachfolgenden Gesetzent . wurf die verfassungsmäßige Zustimmung zu ertheilen:

Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ze. verordnen mit Zustimmußig beider Häuser des Landtags Unserer Mon⸗ archie, was folgt:

§. 1. Die von einem Mitgliede der beiden Häuser des Landtags in der Kammer ausgesprochenen Aeußerungen sind innerhalb des Hau— ses, in welchem diese Aeußerung erfolgt ist, auf Antrag der Staats— regierung oder eines Mitgliedes des betreffenden Hauses zum Gegen— stand eines auf Ausschließung von der Theilnahme an den Verhand— lungen des Hauses für eine bestimmte Zeit, oder auf Verlust der Mit— gliedschaft oder Wählbarkeit zum Vetreter des Landes gerichteten Ver— fahrens zu machen.

f 2. Das Verfahren wird durch ein besonderes Gesetz geregelt, unbeschadet der innerhalb des Hauses in Gemäßheit des Art. 78 der Verfassungsurkunde vom 31. Januar 1850 zu übenden Disziplin.

§. Z. Nach Erlaß dieses Gesetzes (§. 2) findet ein disziplinares oder ein strafgerichtliches Verfahren gegen die Mitglieder der beiden Häuser des Landtages wegen der in Ausübung ihres Berufs gethanen Aeußerungen nur dann statt, wenn einer der durch das Gesetz vom 25. April 1853 vorgesehenen Fälle vorliegt.

Il. Dem von dem Hause der Abgeordneten herübergekom⸗ menen Gesetzentwurfe, betreffend die Abänderung des Artikel 84, Absatz 1, der Perfassungsurkunde vom 31. Januar 1850, die verfassungsmäßige Zustimmung nicht zu ertheilen.

Das Haus beschloß hierauf, die Schlußberathung über den von Gucrardschen Antrag auf die morgende Sitzung zu stellen

und erledigte sodann den Bericht der Justiz⸗Kommnnsst den Gesetzentwurf, betreffend die Ausstellung n fn . bescheinigungen. An der Debatte über denfelben bethelligten sicch die Herzen raf, Rittherg, don Meding Hraf zur Cn der Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt und der Berichterstatter s Denhard; es wurde der Gesetzentwurf in der von der Kom misslon vorgenommenen Ämendirung angenommen. Dann wurde die Sitzung um 3 Uhr 5 Minuten geschlossen und n nächste auf Freitag 10 Uhr anberaumt. ö In der heutigen (6) Sitzung des Herren hauses welcher der Justiz-Minister Dr. Leonhardt, der Minister für die Landwirthschaft von Selchow und mehrere Regierung Kommissare beiwohnten, wurde der erste Gegenstand der Tage. ordnung, die Schlußberathung über den Gesetzentwurf wegen Aufhebung der Denunzianten-Antheile, von der Tagesordnun abgesetzt, weil die beiden Referenten, die Herren von Carnap und Beyer, abwesend waren. Der zweite Gegenstand der Tage. ordnung war die Schlußberathung über den Gesetzentwurf, be⸗ treffend die Zuständigkeit der Gerichte in der Provinz Hanno⸗ ver zur Entscheidung von Beschwerden in Sachen der reiwill. gen Gerichtsbarkeit. Der Referent Dr. Zachariä beantragte dem Gesetzentwurf in unveränderter Fassung die Zustimmun zu ertheilen. An der Debatte betheiligten sich Hr. v. d. Knese⸗ bed und der Justiz⸗Minister. Dann wurde, dem Antrage dez Referenten gemäß, das Gesetz genehmigt. Es folgte der dritte Gegenstand der Tagesordnung, die Schlußberathung über die zwischen Preußen, Baden, Bayern, rankreich, Hessen und den Niederlanden vereinbarte revidirtt heinschiffahrts⸗ Akte vom 17. Oktober 1868, nebst Schluß. protokoll von demselben Tage. Der Referent, Herr von Gruner, beantragte, der Vorlage die verfassungsmäßige Zu, stimmung zu ertheilen und das Haus trat dem

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Antrage bei. Es folgte der Bericht der zehnten Kommisson

über den Gesetzentwurf, betreffend die Schonzeit des Wildes. Die Kommission hatte den Gesetzentwurf amendirt. Herr von Waldaw-⸗Steinhövel beantragte, die Schonzeit für Hasen niht wie das Gesetz vorschlägt, vom 1. Februar bis ultimo Augus, sondern bis ö. J. Oktober auszudehnen. Der Regierungö— Kommissar, Landforstmeister Ulrici, sprach sich gegen diesen Antrag aus, ebenso auch der Referent Herr von Wedel. Dann wurden die Anträge der Kommission ohne weitere Debatte ge— nehmigt. Ohne Debatte wurde sodann der Bericht der Ma— trikel⸗Kommission nach den Anträgen der Kommission er— ledigt, worauf die Debatte über die usammenstel⸗ lung des auf den Antrag des Abg.“! Guerard von dem Abgeordnetenhause angenommenen Gesetzentwurfs, betr

fend die Abänderung des Ärtikel 8, Absatz J der Verfassungk. urkunde vom 31. Januar 1859, mit den bei der Vorberathung im Plenum darüber gefaßten Beschlüssen, ihren Anfang nahm. An derselben betheiligten sich die Herren Hausmann, Uhden, von Kleist⸗Retzow, von Below, Dr. Zachariae, Freiherr Senfft von Pilsach, Hasselbach, Dr. Leo, von Sydow, von Waldaw-Stein— hövel und der Justiz⸗Minister Dr. Leonhardt. Dann wurde die Diskussion geschlossen und bei Namensaufruf der Antrag Guerard mit 72 gegen 41 Stimmen abge— lehnt. Es folgte der letzte Gegenstand der Tagesordnung, der Bericht der achten Kommission über den Gesetzentwurf, betref⸗ fend die Entziehung und Beschränkung des Grundeigenthumk, über welchen bei Schluß unseres Blattes die Diskussion noch fortdauerte.

Das Haus der Abgeordneten ging im ferneren Verlaufe der gestrigen Sitzung zum dritten Gegenstande der Tagesordnung über: Diskussion über die Domstifter Merseburg, Naumburg und Zeitz.

Auf eine Anfrage des Abg. Dr. Eberty antwortete der Re= gierungs⸗Kommissar Geh. Regierungs-Rath von Wolff und er— klärte, daß seit 1866 keine neuen Anwartschaften ertheilt seien, und Niemand seitdem in den Besitz der Stellen getreten, die Verhandlungen über die Reorganisaͤtion der Domstifter seien ihrem Ende um vieles näher gerückt, so daß die Regierung hoffe, daß diese Angelegenheit bald ganz beendigt sein werde.

Nachdem noch der Abg. Br. Eberth gesprochen und somit diese Angelegenheit erledigt war, wurde zur Berathung de Etats der Berg-, Hütten- und Salinenverwaltung geschritten. Hierzu lag folgender Antrag der Kommissare des Hauses vor;

Die Königliche Staatsregierung aufzufordern: den Häusern . Landtags von Jahr zu Jahr einen Bericht über den Betrieb de fiskalischen Berg⸗, Hütten- und Salinenwerke vorzulegen.

Der Regierungs-Kommissar, Ober⸗Berghauptmann Krus von Nidda erläuterte die einzelnen Etats⸗Positionen. .

An der Generaldebatte betheiligten sich die Abgg. Berg (Witten), Overweg, Dr. Hammacher. n

Der Antrag der Kommissare wurde hierauf angenommnh.

Zum Tit. 3, Hüttenwerke, Einnahmen für Vrodung 6,442 „hö3 Thlr., lag folgender Antrag der Kommissare Hauses vor:

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on fiskalischen Berg⸗, Hütten und Salinenwerken, we e n gel. dient, vorzulegen. , h Auf Antrag der Abg. Wachler, v. Kardorf und Dr. Ham⸗ macher wurde dieser Antrag an die Budgetkommission Über. iesen. . . wicse um Tit. 1 der einmaligen und außerordentlichen Aus— aben: Beitrag aus Bergwerkskassen zum Bau der Scheldethal.— ssenbahn: 20000 Thlr, haben die Kommissare des Hauses beantragt: die Königl. Stagtsregierung aufzufordern, den ersten Beitrag aus Bergwerkskassen zum Bau der Scheldethal-Eisen— bahn im vormaligen Herzogthum Nassau nicht eher zuzugestehen und zu zahlen, bis das Zustandekommen dieses Unternehmens durch das Zusammenwirken gller Interessenten gesichert sein wird. Dieser Antrag wurde unter Zustimmung des Regie— rungs⸗Kommissars ohne Debatte angenommen. Der Handels- Minister Graf von Itzenplitz griff wiederholt in die Diskussion in. Die Etatstitel wurden hiernächst genehmigt. Der Etat der hohenzollernschen Lande wurde ohne Vebatte bewilligt. Schluß der Sitzung 35 Uhr.

= Die heutige (C7) Plenarsizung des Han seg der

Abgeordneten wurde gegen 103 Uhr durch den Präsidenten von Forckenbeck eröffnet.

m Ministertische befanden sich: der Finanz-⸗Minister Frhr. v. d. Heydt, der Handels⸗-Minister Graf bon Itzenplitz und mehrere Regierungs⸗Kommissare.

Der Präsident theilte mit, daß aus dem Herrenhause eine

Vorlage: Gesetzentwurf, betreffend die Ausstellung gerichtlicher

Erbbescheinigungen, eingegangen sei. Dieselbe wurde der Justiz⸗ Kommission überwiesen.

Den ersten Gegenstand der Tagesordnung bildete die Vor— berathung des Staatshaushalts - Etats für 1869, Eisenbahn

Verwaltung. Einnahme. Mit der hierüber eröffneten Generaldebatte wurde gleich— zeitig folgender Antrag der Kommissarien des Hauses zur Dis—

kussion gestellt:

Das Haus der Abgeordneten wolle beschließen: Die Königliche Staats-Regierung zu ersuchen, künftig bei der Ansetzung der Brutto— Einnahmen aus dem Betriebe der bestehenden Staatsbahnen die wirk- lichen Einnahmen der, der Etatsaufstellung vorhergehenden letzten zwölf Kalendermonate als Anhalt zu nehmen. .

Die Debatte wurde durch den Regierungs-Kommissarius Geheimen Ober⸗Baurath Weishaupt wie folgt eingeleitet:

Ich bitte um die Erlaubniß, den Etat der Eisenbahnverwaltung mit einigen einleitenden Bemerkungen zu begleiten. Zunächst möchte ich hervorheben, daß der preußische Staat am Schluß dieses Jahres über ein Eisenbahnnetz von 1360 Meilen mit einer Bruttoeinnahme von 92 Millionen gebieten wird. Weitere 526 Meilen sind in Bau, tesp im Bau so weit vorbereitet, daß binnen 4 bis 5 Jahren die Längenausdehnung der Eisenbahnen etwa 18 bis 19 hundert Meilen betragen wird, abgesehen von den Anschlüssen an Gruben, Fabriken und sonstige gewerbliche Etablissements.

Wenn auch alsdann noch nicht die Wünsche aller Orte und Kreise erfüllt sein werden, welche den Gewinn einer Eisenbahn für eine Lebensfrage erklären, so wird doch schon viel erreicht, einer gedeihlichen Entwickelung der natürlichen Hülfsquellen des Landes der Weg nach allen Richtungen geebnet sein. ;

Mit Genugthunng darf ferner auf das Steigen der Einnahmen hingewiesen werden. Von 75000 Thlr. pro Meile im Durchschnitt des Jahres 1865 haben sich dieselben gehoben auf 77,000 Thlr. im Jahre 1866 und auf 78800 Thlr. im Jahre 1867 und werden im laufenden Jahre 80000 Thlr. erreichen, gegen 86000 Thlr. in England und etwa 88,000 Thlr. in Frankreich.

Im verhältnißmäßig größeren Maße sind allerdings die Aus— gaben gestiegen, so daß, wenn auch nur vorübergehend, die Rentabili— tät, der Eisenbahnen augenblicklich einen retrograden Gang nimmt. Während das gesammte in Eisenbahnen angelegte Kapital im Jahre l865 sich noch mit 6 pCt. verzinste abgesehen von den Zuschüssen us übernommenen Garantien so war die Rente im

ahre 1866 nur noch 5 pCt., im Jahre 1867. 53 pet. n diesen Ergebnissen spiegelt sich deutlich die Wirkung der Ermäßigung der Tarife und die Erhöhung der Anlagekapitalien für Vermehrung der Betriebsmittel und Erweiterung der Geleis. und Stationsanlagen. Mit der Ermäßigung der Tarife steigt der Umfang der Irans porte aber der Zuwachs der Masfen deckt nicht immer und überall den Ausfall am Reingewinn pro Centner nebst der erhöhten Zinslast, der Anlagekapitalien. Hieraus soll nun zwar kein Argument gegen die niedrigen arife hergeleitet werden, dieselben sind für Rohprodukte sogar noth— wendig, wenn die Eisenbahnen einen wesentlichen Theil ihres gemein— nützigen Zweckes erfüllen sollen; immerhin liegt in dieser Erscheinung eine arnung die Ermäßigung der Tarife nicht zu überstürzen. Auch darf die Erscheinung nicht außer Acht gelassen werden bei der Beur⸗ theilung des vorliegenden Etats, wenn derselbe mit einem Mehrertrage bon etwa 200 000 Thlr. gegen 1868 abschließt, während der Gesammt; überschuß eine Million weniger beträgt. Es liegt das eben darin, daß zur lerzinsung und Tilgung der Eisenbahnschulden en va 5a Millionen aler mehr aufgewendet werden müssen, als im Jahre, vorher, ein ehr, welches einmal entstanden ist aus den Ausgaben für neue An⸗ agen und neue Bauten, die vorläufig noch unrentabel sind, für das . durch Ausgaben zur Vermehrung der Betriebsmittel und Er— eiterung der Stationsanlagen. . . Betrachten wir uns . den Etat etwas näher. Znnächst darf

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den Hauset und s⸗ Landtages baldigst, linen Gesetzentwurf über die Wer. verncherr rect, daß ve v hercgen eendsaßt in der Veran schlaqꝝ ,

der Einnahmen und Ausgaben auch bei diesen welche sich bisher noch immer als bewährt erwiesen haben.

Noch im Jahre 1867 betrug der Mehrertrag der Reineinnahme etwa eine Million Thaler 9 das etatsmäßige Soll. Für das laufende Jahr läßt sich mit Bestimmtheit der Abschluß noch nicht er—⸗ sehen. Der erwartete kräftigere Aufschwung des Verkehrs ist aus be— kannten Gründen nicht eingetreten. Bei der Niederschlesisch⸗Märkischen Bahn wird der Ansaß nicht erreicht werden; einmal ist die Konkurrenz neu eröff neter Strecken in ihren Wirkungen unterschätzt worden, wäh⸗ rend der Hinzutritt einer neuen Strecke der Schlesischen Gebirgsbahn in Folge dessen, daß die neuen Gruben zum Anschluß an die Bahn noch nicht gelangt sind, überschätzt wurden. Im Großen und Ganzen kann jedoch in Hinblick auf die Erträgnisse der letztverflossenen 10 Monate mit einiger Bestimmtheit darauf gerechnet werden, daß das etatsmäßige Einnahme⸗Soll erreicht werde Dank ins besondere der erheblichen Vermehrung der Einnahmen bei den hannöverschen Bahnen, welche nach einer besseren Ausrüstung mit Betriebsmitteln und nach zweckmäßigerer Tarifstellung eine alle Erwartung über⸗ treffende Entwickelungs. und Ertragsfaͤhigkeit erwiesen haben.

Die Einnahmen der Staatsbahnen sind pro 1869 auf 3211570090 Thlr. 2781800 Thlr. höher als im Vorjahre, die Ausgaben auf 1942148600 Thlr. oder 2462 000 Thlr. höher als im Vorjahre berechnet worden. Dieses hohe Plus reduzirt sich auf die bescheidene Summe von 1421953300 Thlr. in den Einnahmen und 872 M6 Thlr. in den Ausgaben, wenn in Betracht gezogen wird, daß im Etat pro 1869 nur die Nettoeinnahme des , An⸗ theils der Main - Weserbahn figurirt, während in diesem Jahre in Folge der an Preußen gefallenen Gesammtverwaltung der ahn die gesammten Bruttoeinnahmen und Ausgaben im Etat aufgeführt wor- den sind. Die Staatseisenbahnen liefern hiernach einen Ertrag von 129426200 Thlr., nur etwa 220000 Thlr. mehr als pro 1868 an genommen worden ist. Hiervon sind 19 189,700 Thlr. für Verzinsun und Tilgung der Eisenbahnschulden zu decken, wonächst ein ei, n verbleibt von rund 2. Millionen Thlr. Die Bruttoeinnahmen von Privateisenbahnen, bei welchen der Staat betheiligt ist, näm- lich der Cölhn; Mindener, der Gberschlesischen, der Bergisch. Mär— kischen und Stargardt-Posener Bahn beträgt 1B 959,249 Thlr., die Ausgaben 1,4315281 Thlr., worunter allein 1061,8600 Thlr. Zins- zuschüsse auf übernommene Garantien. Beide Einnahmequellen aus den Staats. und aus Privatbahnen liefern noch einen Ueberschuß von 3279383 Thlr. Hiervon sind die Kosten der Centralverwaltung mit 1154117 Thlr. und die einmaligen außerordentlichen Ausgaben in gleicher Höhe wie im Jahre 18368 mit 729, 954 Thlr. zu decken. Von letzterer Summe kommen 150900 Thlr. auf den sog. Dispositions⸗ fonds, 220 800 Thlr. auf die Beihülfe für die Rechte⸗Oderuferbahn und deren Ausdehnung bis zur russischen Grenze und 359,154 Thlr. auf Bahnhofserweiterungen und sonstige Meliorationen der älteren Strecken. Durch diese Posten im Betrage von 854,371 Thlr. ver—= mindert sich der Ueberschuß auf 2434,‚,481 Thlr. Derselbe bleibt, wie bereits erwähnt, wegen der wenigstens zum Theil noch unfruchtbaren Steigerung des Anlagekapitals der Staatsbahnen um 1,065,196 Thlr gegen das Vorjahr zurück. Ein Theil dieses Minderergebnisses wird nun wohl durch die Steigerung der Eisenbahnsteuer gedeckt werden. Aber auch abgesehen hiervon, so wird immerhin das berechnete Re⸗— sultat Angesichts der erheblichen Verkehrserleichterungen, die im Laufe der letzten Jahre stattgefunden haben, als ein befriedigendes bezeichnet werden können, wenn man bedenkt, daß die Staatseisenbahnen, welche doch keine eigentliche Finanzquelle bilden solÜlen, sich nicht allein selbst erhalten, sondeen auch die Zinsen und Amortisation tragen und außerdem erkleckliche Ueberschüsse an die Staatskasse abführen.

Ich ersuche Sie, meine Herren, den Etat, wie er hier vorliegt, anzunehmen. .

Es nahmen ferner das Wort die Abgg. von Benda, von Sybel, Dr. Becker, Dr. Hammacher.

Der Finanz⸗Minister, Freiherr von der Heydt, und der Handels -Minister, Graf von Itzenplitz, griffen in die Debatte ein.

Die Generaldiskussion wurde hierauf geschlossen, nachdem ein von dem Abg. v. Hoverbeck zu dem oben erwähnten An⸗ trag der Kommissarien des Hauses gestellter Verbesserungs⸗ antrag: statt der Schlußworte »als Anhalt zu nehmen«, die Worte zu setzen: zersichtlich zu machen« angenommen worden. An der Spezialdiskussion betheiligten sich die Agg. Dr. 5 Dr. Hammacher, Graf von Renard Dr, Adickes Dr,. Dietzel, Twesten, Gleim, Berger (Witten). Der Handels-Minister griff zu wiederholten Malen in die Diskussion ein. Die sämmtlichen Positionen wurden genehmigt. (Schluß des Blattes.)

Mecklenburg. Neu- Strelitz, 14. Dezember. Der Herzog Georg und dessen Gemahlin, die Herzogin Großfürstin Eatharina von Rußland, nebst den Hochfürstlichen Kin⸗ dern sind, wie die »Nstr. Z.« berichtet, gestern Mittag von hier abgereist. Letztere kehren direkt nach Rußland zurück, wogegen der Herzog noch etwa acht Tage in Remplin zu verweilen 2 Altenburg, 16. Dezember. Die Großfürstin Alexandra mit ihrem Sohne, dem Großfürsten Wjatscheslaw, und die Prinzessin Therese haben gestern Altenburg verlassen, um sich nach Stuttgart zu begeben. = . .

17. Dezember. In der heutigen Sitzung erledigte die Landschaft nach 33 stündiger Berathung den Gesetzentwurf über Aufhebung des Konsistoriums in der Hauptsache durch⸗—

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