1868 / 305 p. 1 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

des Blattes, an welcher Genien, in durchsichtige farbige Schleier gehüllt, den Gesang zu der ernsten Feier an— zustimmen scheinen. Es folgt der Ball im Grottensaal des Neuen Palais, dessen Gestein, Erzstufen, Krystalle und Muschelwerk im Glanz von tausend Kerzen schimmert, die fried⸗ liche Quadrille. Kleine Genien, auf den phantastischen Felszacken der Umrahmung stehend, scheinen mit großen Fächern Kühlung in den Raum zu wehen. Das Bild dir Vertheilung der Ritter⸗ preise durch »Prinzessin Blancheflour« sneben der sich als Fürst⸗ licher Beistand Prinz Friedrich der Niederlande befindet) an die vor ihr aufs Knie gesunkenen Kavaliere, umgeben von den andern Herrschaften, umrahmt von dunkeln Orangen⸗ bäumen, in deren Zweigen die vom Dienst dieser Tage er— matteten Genien schlummernd sich wiegen und ausruhen, schließt diese Bilderfolge.

Julius Heinrich Gerhard.

Der jüngst verstorbene Geheime Ober-Regierungs⸗-Rath Gerhard wird innerhalb der preußischen Verwaltungskreise sowohl durch die Ehrenhaftigkeit seines Charakters und Wirkens, wie auch durch seine Betheiligung an der wichtigen Reform der Strafanstalten in geachtetem Andenken bleiben.

Derselbe war am 25. Juni 1808 in Breslau geboren als der zweite Sohn des damaligen Diakonus, späteren Pastor Primarius an der Hauptpfarrkirche zu St. Elisabeth, Carl Theodor Gerhard. Er erhielt im väterlichen Hause und im Gym⸗ nasium zu St. Elisabeth eine sorgfältige Erziehung. Im März 1827 machte er das Abiturientenexamen und studirte dann in Breslau, Heidelberg und Berlin Jura und Kameralia. Nach bestandener erster juristischer Prüfung wurde er 1830 Auskultator beim Ober⸗Landesgericht zu Breslau, im folgenden Jahre Referen⸗ darius bei der dortigen Regierung. Im Jahre 1837 wurde er auf Grund der bestandenen Prüfung zum Regierungs— Assessor ernannt und zunächst der Regierung zu Arnsberg, im Jahre 1840 auf seinen Wunsch der Regierung zu Liegnitz überwiesen, wo ihm unter dem Präsidium des Grafen zuͤ Stolberg volle Anerkennung in Bezug auf seine geschäftliche Tüchtigkeit zu Theil wurde. Bei seiner Ernennung zum Re— gierungs-⸗Rathe im Jahre 1844 wurde er in Uebereinstimmung mit seinen Wünschen an die Regierung zu Merseb urg ver— setzt. Der damalige Präsident von Krosigk, jüngst sechszigjaͤhriger Jubilar, hieß den neuen Rath herzlich willkommen und schrüeb ihm: Das Kollegium werde ihn bei dem persönlichen und geschäftlichen Rufe, der ihm vorhergehe, mit offenen Armen aufnehmen. Die Erwartungen, welche Gerhard an den Aufenthalt in Merseburg geknüpft hatte, erfüllten sich in jeder Beziehung: er fand nach verschiedenen Richtungen eine erwünschte und erfolgreiche Wirksamkeit und gleichzeitig reiche 2 in einem lebhaften persönlichen Verkehr, in welchem er den Grund zu vielfachen vertraulichen Beziehungen legte, die er seitdem stets aufrecht erhielt, u. A. auch mit seinem spä— teren Minister Grafen zu Eulenburg. In Merseburg knüpfte er auch den Bund mit seiner ersten Gattin, einer Tochter des Regierungs-Raths a. D. Rittergutsbesitzers Schönwald auf Adendorf. Der Eifer und die Tüchtigkeit, welche Gerhard in seiner amtlichen Wirksamkeit, na— mentlich auch in der Verwaltung des Dezernats der Strafanstalten bewährt hatte, veranlaßten im Jahre 1854 seine Berufung in das Ministerium des Innern, in welchem damals tief greifende Veränderungen im Strafanstaltswesen eingeführt werden sollten. Es war die Zeit, wo nach lang— jährigen vorbereitenden Anregungen und Erwägungen die Pläne König Friedrich Wilhelms 1V. in Bezug unf die Einfüh⸗ rung der Einzelhaft in die preußischen Gefängnisse der Verwirklichung zugeführt werden sollten. Gerhards Beru—⸗ fung traf in die Periode der letzten Entschließungen innerhalb der höheren Verwaltungssphären über die Modalitäten, unter welchen die Einzelhaft mit den bisherigen preußischen Einrich⸗ tungen zu verbinden sei. Die Einfuhrung selbst war im Prinzip bereits entschieden, aber es kam darauf an, die Durch⸗ führung des Systems soviel als möglich mit den sonstigen Traditionen der preußischen Gefängnißverwaltung ins Gleich. n zu setzen. In dieser Beziehung fiel Gerhard eine Wirk⸗ amkeit zu, für deren gewissenhafte und erfolgreiche Durchführung ihm nicht genug Anerkennung gewidmet werden kann. Er hatte bis dahin mit seiner persön—⸗ lichen Auffassung dem System der Einzelhaft n icht nahe gestanden; während aber das nähere praktische Eingehen auf die Zustände und Ergebnisse von Anstalten, in welchen die Einzelhaft eingeführt war, wie z. B. in Bruchsal (in Baden),

sowie der persönliche Verkehr mit den betreffenden Direktoren und Beamten ihn mehr und mehr zu einer eigenen Ueber zeugung in Betreff der Vorzüge des Systems gelangen ließ

machte er es sich anderseits zur ausdrücklichen Aufgabe, selnen Ein.

fluß bei der Durchführung desselben im Sinne einer Vermitte⸗ lung zwischen dem Neuen und bewährtem Alten geltend zu machen. Seine bedeutende praktische Erfahrung im Straf. anstaltswesen und sein umsichtiges persönliches Auftreten er. leichterten ihm die Erfüllung seiner Aufgabe. Als im Jahre 1857 der geistige Vertreter des neuen Systems, Dr. Wichern selbst zur Mitwirkung bei der Durchführung desselben nach Preußen berufen und ihm zu diesem Zwecke eine Stell ung im Ministerium des Innern verliehen wurde, welche ihm eine geordnete Theilnahme an der Gesammtleitung des Gefängnißwesens und an allen prinzipiellen Entscheidungen und Maßnahmen gewährte, da konnte das schwierige Verhältniß desselben zu dem technischen Dezernenten nur gegenüber einer Persönlichkeit von so loyalen ehrenhaftem Charakter und streng sachlichem Streben und von so anerkannter Fachautorität, wie es Gerhard war, in ersprieß⸗ licher Weise durchgeführt werden. In der vertrauensvollen Gestaltung dieses Verhältnisses und der darauf begrün— deten Gemeinschaft des Wirkens für das gesammte Strafanstaltswesen beruht ein ganz wesentliches Verdienst des Verstorbenen. Je länger je mehr stand derselbe aus eigener Ueberzeugung und Hingebung in Gemeinschaft mit Dr. Wichern im Mittelpunkte der zahlreichen Bestrebungen für Verbesserung der Strafanstalten und der damit zusammen— hängenden öffentlichen Einrichtungen; überall war er mit sei⸗ nem praktischen Rath und Einfluß förderlich. Innerhalb seines ausgedehnten Geschäftsbereichs wurde ihm in reichem Maße persönliches Vertrauen gewidmet, das er durch stete Bereih— willigkeit zum Helfen erwiederte und steigerte.

Er war im Jahre 1856 zum Geheimen Regierungs-Nath und vortragenden Rathe ernannt worden; am 1. Januar 18653 wurde er zum Geheimen Ober⸗Regierungs⸗Rath befördert.

Im Jahre 1858 hatte er seine erste Gattin, welcher er während langjähriger Kränklichkeit die treueste Hingebung in sorgsamer Pflege bewährt hatte, verloren. Einige Jahre darauf lernte er Elisabeth Bredt, die Tochter des verstorbenen Regie rungs-Raths a. D. Bredt, kennen, und vermählte sich mit ihr am 15. Oktober 1861. ö

Nach der Erweiterung der Monarchie fiel ihn die Aufgabe zu, die Strafanstalten der neuen Provinzen in ihren Einrich⸗ tungen zu prüfen und insoweit nöthig, Reformen in denselben anzubahnen. In solcher Absicht besuchte er im Sommer 1867 noch die Anstalten in Schleswig Holstein und Nassau. Es sollte das letzte Stadium seiner amtlichen Wirksamkeit sein. Von einer Badekur in Wildbad kehrte er im Herbst sehr leidend zurück, es zeigten sich bald Symptome einer ernsten Leber— affektion. Der Krankheitszustand steigerte sich in Kurzem so, daß er im November einen längeren Urlaub nehmen mußte. Im Sommer 1868 hoffte er durch eine Kur in Pyrmont seine Gesundheit wiederherzustellen, doch fand er dort nur vorüber— gehende Linderung. Im Herbste traten immer entschiedener An⸗ zeichen innerer Auflösung ein.

Da er die Hoffnung auf Wiederherstellung nunmehr auf— geben mußte, erbat er seinen Abschied, welcher ihm unter Ver⸗ leihung des Rothen Adler-Ordens zweiter Klasse mit Eichenlaub und unter wiederholter Anerkennung seiner Verdienste Seitens des Ministers des Innern zum 1. . J. gewährt wurde.

Aber schon vorher sollte er abberufen werden: die Krank⸗ heit nahm jetzt einen raschen Verlauf. Auch in dieser schweren Zeit bewährte sich sein Charakter besonders in dem stets freundlichen gleichmäßigen Wesen und in der Selbstbeherr— schung, mit welcher er bis zum Ende seiner Gattin die Größe der Gefahr zu verbergen und die Sorgen um ihn zu verscheuchen suchte. Seine geistige Regsamkeit verläug⸗ nete sich auch in den 26 Tagen nicht: noch am Abend vor seinem Tode nahm er Antheil an Allem, was in seinem Be⸗ rufskreise und in der Oeffentlichkeit vorging.

Am 10. November 1868 Morgens schlief er sanft ein, um nicht wieder zu erwachen, nachdem er seine Seele schon einige Zeit zuvor durch das Sakrament des Herrn zum Sterben be⸗ reitet hatte. Seine sterbliche Hülle wurde am 13. November nach einer erhebenden Leichenfeler auf dem Hatt i. Kir chef zur Ruhe bestattet. Die Theilnahme, die sich auch hierbei be kundete, war ein Zeugniß der Achtung und, nern mn, ker er durch seinen Charakter und sein Wirken mn, atte.

zessin Carl von Preußen

is für den kaum einer preußischen Staats- Anzeigers: rrtionspreis x u pruchzeilt Sgr Behren⸗Straste Nr. La,

, f 4) ) 68 Ecke der Wilhelmsstraße. ; 3 7 X * 9 . 3 ;

Anzeiger.

beträgt 1 Thlr. 22 8 8 6 Aue poft-Ankalten dex An- ur * e, 4. . t 1 1 V 6 ( Auslandes nehmen SGestellung an, e. . für Serlin die Expedition dez Wäönigi. 9 * 6.

, 305. Berlin, Montag den 28. Dezember Abends 1868.

Es wird ergebenst gebeten, die Abonnements-Bestellungen auf den Königlich Preußischen Staats⸗ Anzeiger für das mit dem 1sten Januar künftigen Jahres beginnende Quartal gefälligst rechtzeitig so bewirken zu pollen, daß die regelmäßige Zusendung keine Unterbrechung erleide und die Stärke der Auflage gleich danach bestimmt werden könne.

Besondere Beilagen zum Königlich Preußischen Staats-Anzeiger, wie sie mit demselben seither aus. egeben worden sind, werden auch ferner erscheinen. Dieselben sind vornehmlich zur Aufnahme von Aufsätzen aus dem Gebiet der preußischen Geschichte, Landeskunde und Staats⸗Verwaltung bestimmt. . ö Bestellungen für Berlin nehmen die Expedition des Staats-Anzeigers, Behren-Straße Nr. la, außerhalb

jedoch nur die Post⸗Aemter entgegen.

jestã öni en ü di : Ministeri ̃ be und öffentliche e, estät der König haben Allergnädigst geruht: Ministerium für Handel, Gewer rn n, ,, Attaché bei der Kaiserlich französischen Arbeiten.

BVotschaft in Berlin, Fernand Benedetti, den Königlichen Der bisherige Sektions- Ingenieur Thomas Koppen zu Kronen -⸗Orden vierter Klasse zu verleihen; Aachen ist zum Königlichen Kreis-Baumeister ernannt und ihm Den Geheimen Regierungs- und vortragenden Rath im die Stelle eines solchen zu Eupen verliehen worden. ö. Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, Der Königliche Eisenbahn⸗Baumeister Jor dan zu Königs⸗ Greiff, zum Geheimen Ober-Regierungs⸗Rath, und den bis. berg ü Pr. ist in gleicher Eigenschaft zur Bergisch-Märkischen herigen Regierungs „Rath Dannemann zum Geheimen Re. Eisenbahn nach Gladbach versetzt, dagegen die Anstellung ge gierungs. ünd vortragenden Rath in dem gedachten Ministe⸗ Königlichen Eisenbahn-Vaunieisters Baumert zu Schneide

rium zu ernennen; mühl bei jener Bahn zurückgenommen worden.

Dem Geheimen expedirenden Sekretär und Kalkulator Justiz⸗Ministerium.

nn im Ministerium des Innern den Charakter als 2 de, d al beizulegen; so wie Der Gerichts - Assessor Schüher aus Breslau ist . Dem praktischen Arzt 2c. Dr. Herzbruch in Garz a. O. Rechtsanwalt bei dem Kreisgericht in Grottkau und zugleich

itäts⸗Rath / otar im Departement des Appellationsgerichts zu Ratibor, ö. . K , nette Johann Rosen . n. Wohnsitzes in Ottmachau, ernannt worden.

di önigli Stuben · baum zu Coblenz das Prädikat eines Königlichen Hof⸗Stu WMinistertum der geistlichen, unterrichts- und

l n gs e, Carl Traut und Carl Jung zu Medizinal⸗Angelegenheiten.

Wiesbaden das Prädikat Königlicher Hof-Lieferanten zu ver— Dem Lector an der Universität Dr. phil. Gustav Michaelis leihen. 2. in Berlin ist der Charakter als Professor verliehen worden. ;

Der praktische Arzt 2c. Dr. Lersch in Aachen ist zum Bade⸗ nn, . ,,

ö r ie Prin⸗ Am Louisenstädtischen Gymna ;

ar n n . ö ab, förderung des ordentlichen Lehrers Dr. Krech zum Oberlehrer

genehmigt worden. Finanz⸗Ministerium. , Der Regierung ⸗ivilsupernumerar Haa ck ist zum Buch⸗ Se. Majestät der König haben im Namen des halter bei der Haupt-Buchhalterei des Finanz⸗Ministeriums er⸗

Nordbeutschen Bundes den preußischen Vizekonsul Rudolph nannt worden. . ö San Juan (Portorico) zum Konsul des Norddeut⸗ Die Ziehung der J. Klasse 139. Königl. Klassenlotterie wird schen Bundes zu ernennen geruht. nach Han niaßiget Se imm nig am h . 6. 360 . . , das Einzählen der en 95,

sest oni Namen des Nord ihren Anfang nehmen; Fio ad. ö . , n Vizekonsuln Man. Loosen · Nummern nebst 2 d n n , a. 1 Ant. . i Ferdl 9 Juan E. O'Eonnor zu Be— . in gem 66. hr, n , n n,, niearlo zu Vizekonfuln des Norddeutschen Bundes zu ernennen 96 g uff e r ien onten ln int ehm Herren Hemptenmacher geruht. Dettmann und rn nf von hier öffentlich im Ziehungssaal

iegeba ttfinden. ung. des Lotteriegebäudes sta ; Vom ] 3e ng. fh 1 ze un Lostanweisungen Berlin, Ae ej K nach der Schiweiz bis auf Weiteres das Reduktionsverhältniß Königliche Ge von 1 Franken Si, Groschen in Anwendung kommen. ö. Prensische Bank. Postanstalten reduziren en fem. e ,, 3. , . . . nehmen den danach der Preußischen . . Dezember 1868. . in en. .

ö ng ) Geprägtes Geld und Barren Thlr. 86,482, 000

Berlin, den 22. Dezember 1868. l ; . ; Hon eral. Post / Amt. fassen; An weiin en Privatbanknoten 1898 οo

von Philipsborn. und Darlehnskassenscheine 642

gereist.