1869 / 44 p. 12 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

wirthschaftlichen Interessen in dem Vereine für Land und Forst⸗ . zu Braunschweig, in welchem 6 . be⸗ stehen. Für das gesammte Großherzogthum Mecklenburg⸗ Schwerin besteht unter Leitung eines Haupt⸗Direktoriums der Mecklenburgische patriotische Verein für Ackerbau, Industrie und sittliche Kultur- mit 23 Zweigvereinen. Außerdem befin⸗ den sich dort abgesondert noch ein Seidenbau, ein Gartenbau⸗ und ein Bauernverein. Das Großherzogthum Mecklenburg⸗ Strelitz besitzt zwei Vereine für Landwirthschaft und einen zur Beförderung der Bienenzucht und des Seidenbaues. Im Herzogthum Lauenburg befindet sich ein landwirthschaftlicher Verein. Das Großherzogthum Sachsen⸗Weimar hateine land⸗ wirthschaftliche Centralstelle, welche durch die Vorstände der fünf landwirthschaftlichen Hauptvereine, einen Regierungskommissar und drei frei gewählte Mitglieder gebildet wird. Den land⸗ wirthschaftlichen Hauptvereinen haben sich 58 Zweigvereine an—⸗ geschlossen. Hier sei zugleich erwähnt, daß die Landwirthe Thüringens jährlich einmal in irgend einem Theile Thüringens in einer Hauptversammlung zusanimentreten, welche den Namen Wanderversammlung der Thüringer Land- und . führt. Endlich besteht noch ein »Schafzüchter⸗Verein Thüringen. Das pero g hum Sach sen⸗Coburg⸗Gotha zählt in Coburg 4 und in Gotha 2 landwirthschaftliche Vereine mit resp. 12 und einem Zweigverein; außerdem noch einen Gartenbauverein mit 4 Sektionen. Im Herzogthum Sachsen⸗ Meiningen sind in Folge einer landesherrlichen Verordnung Landes⸗Kulturvereine geblldet worden. Jeder Ort (Dorf oder Stadt) hat seinen Orts⸗Kulturverein und jeder der eilf Ver⸗ waltungs⸗Amtsbezirke einen Amts⸗Kulturverein. Letztere be⸗ stehen unter der Leitung und dem Vorsitze der betreffenden , ,, , . Neben diesen Amts⸗Kulturvereinen sind noch 32 selbstständige landwirthschaftliche Vereine und außerdem 96 Orts⸗Viehversicherungs⸗Vereine auf dem Lande und in den Städten vorhanden. Das Herzogthum Sachsen ⸗Altenburg besitzt acht landwirthschaftliche Vereine. Im Herzogthum An⸗ halt Bernburg, Csthen, Dessau) befindet sich ein landwirth— schaftlicher Centralverein mit 8 Zweigvereinen und außerdem ein Gartenbauverein. Das Fürstenthum Lippe hat einen landwirthschaftlichen Hauptverein mit drei Zweigvereinen und zwei Vereine für n,, Im Fürstenthum Schaum⸗ burg⸗Lippe giebt es keinen für sich bestehenden landwirth⸗ schaftlichen Verein. Früher war ein solcher vorhanden, der sich aber mit dem landwirthschaftlichen Zweigverein von Rinteln (Preußen) zu einem Vereine verschmolzen hat. Das Fürsten⸗ thum Schwarzburg-⸗Rudolstadt zählt 7 landwirthschaft⸗ liche Vereine und außerdem mehrere kleine Viehversicherungs⸗ und Unterstützungsvereine, welche letztere es sich zur Aufgabe gestellt haben, bei Brandschäden der Mitglieder sich gegenseitig mit Futter durchzuhelfen und das Vieh durchzuwintern. Das Fürstenthum Sch warzburg-⸗Sondershausen besitzt sechs landwirthschaftliche Vereine. Im Fürstenthume Reuß, ältere Linie Reuß -Greiz) befinden sich ebenfalls sechs landwirthschaft⸗ liche Vereine. Das Fürstenthum Reuß, jüngere Linie (Reuß⸗Schleiz 2c.) hat ein Centralorgan, welches aus den ö weiligen Vorsitzenden der drei sich dort befindenden landwirth⸗ schaftlichen Bezirksvereine besteht. Außer diesen drei Bezirks— vereinen ist noch ein landwirthschaftlicher Verein vorhanden. Das Fürstenthum Waldeck besitzt einen landwirthschaft⸗ lichen Hauptverein mit drei Kreisvereinen. Die Freie Stadt Hamburg weist drei, Lübeck zwei und Bremen ebenfalls zwei landwirthschaftliche Vereine auf.

Im Königreich Bayern zählt man einen landwirthschaft⸗ lichen Hauptverein, der in unmittelbarem Verkehr mit der be⸗ . Regierungsstelle steht. Er ist in ein Hauptkomite und in acht Kreiskomites gegliedert. Ferner sind noch 29 nicht- centralisirte Vereine für agrikulturchemische Versuche, für Thier⸗ arzneikunde, zur Hebung der Pferdezucht, für Gartenbau, Wein⸗ bau, Seidenzucht, Bienenzucht, Hopfenbau und künstliche Fisch⸗ zucht vorhanden. Außerdem hat Bayern noch eine Anzahl von Kreis-Kreditvereinen, welche sich mit der Entwickelung des ländlichen Personalkredits, mitunter auch mit dem Kredit für genossenschastliche Ent⸗ und Bewässerungs, sowie mit Maschinen⸗ Unternehmungen befassen.

Das Königreich Württem berg besitzt eine Königliche Centralstelle e. die Landwirthschaft, mit welcher in unmittel= barem Verkehre 64 landwirthschaftliche Oberamts- und Bezirks⸗ vereine stehen. Diese 64 Vereine haben sich in 12 Gauvereine vereinigt, die sich periodisch ju gemeinschaftlichen Berathungen versammeln, die in der Regel von Mitgliedern der Centralstelle beschickt werden. Außerdem sind noch vorhanden: die Wander⸗ versammlung württembergischer Landwirthe, die Weinver⸗ besserungsgesellschaft mit besonderen lokalen Weingärtner⸗ Vereinen, die Wanderversammlung württembergischer Wein⸗ und Obstproduzenten, der Wanderverein zur Beförderung der rationellen Bienenzucht, der Gartenbauverein, der Oberschwä⸗

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bische Verein für Förderung der Pferdezucht, der Hopfenbau— verein, der thierärztliche Verein, der Württembergische Wettrenn. verein und der forstwissenschaftliche Leseverein.

Im Großherzogthum Baden ressortirt die Pflege der landwirthschaftlichen Interessen unmittelbar vom Handels. Ministerium, welchem insbesondere die landwirthschaftlichen Lehr⸗Institute, die Förderung der Landeskultur und das Lan. desgestüt unterstellt sind. Das landwirthschaftliche Vereinßz— wesen wird gebildet von dem landwirthschaftlichen Vereint, welcher das ganze Großherzogthum umfaßt und zur i in 69 landwirthschaftliche Vereine getheilt ist. Von diesen sind se vier bis sieben zu Gauverbänden gruppirt, deren 13 bestehen. Außerdem hat Baden noch eine Wanderversammlung badischer Landwirthe und Gutsbesitzer, je einen Verein für Gartenbau, Geflügelzucht, Bienenzucht und Fischzucht, so wie einen Verein badischer Thierärzte. Das Großherzogthum Hessen hat eine Centralstelle für die Landwirthschaft ünd die landwirthschaftlichen Vereine. Diese bestehen in drei landwirthschaftlichen Provinzialvereinen mit 19 Zweigvereinen. Ferner giebt es noch zwei Gartenbauver— eine, einen Hopfenbau⸗ und einen Seidenbauverein.

. Außer den in Nord und Süddeutschland u ( rt, land⸗ wirthschaftlichen Vereinen bestehen noch landwirthschaftliche Ver— einigungen, die einem besonderen Lande nicht angehören. Es sind dies die Wanderversammlungen deutscher Land- und Forst. wirthe, die deutsche Ackerbaugesellschaft und die süddeutsche Acker- baugesellschaft. ;

Der Verkehr der Griechen und Römer im deutschen Norden.

J.

Voll von Erinnerungen an die Kämpfe und die lange Herrschaft der Römer sind die Rheinlande und Westfalen. Reste der Brücken über Rhein und Mosel, von befestigten Standlagern, von Wällen, bon Häusern und Bädern, Grab— mäler, Inschriften, Waffen, Geräthschaften aller Art, Münzen bedecken den Boden und füllen das Erdreich. Die rheinischen Inschriften hat vollständiger als früher und nach neuer genauer Vergleichung Professor Brambach im Auftrage des Bonner Vereins von Alterthumsfreunden in den Rheinlanden gesam— melt (eorpus inser. RKhenan. 1867, Elberfeld, 40, und die Zeit. schrift jenes Vereins giebt seit Jahren Abbildungen der dortigen Alterthümer und Nachrichten von neuen Funden. In beson— deren Schriften sind vor Kurzem das zur Befestigung des Kaisers Elaudius gehörige s. g. schwarze Thor zu Trier, das mit schönen Sculpturen ausgeführte Denknil der Secundiner zu Igel aus der Zeit Trajans, die Reste einer Villa zu Nennig mit prächtigem Mosaikfußboden und Anderes erklärt und ab— gebildet worden. In seinem tafelreichen, noch nicht abgeschlosse⸗ nen Kupferwerk: Die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, giebt Lindenschmit zahlreiche Proben auch von Arbeiten der Kriechen und Italiener aus den Ausgrabungen in gam Deutschland. Verzeichnet hat die meisten Funde in Deutschland und Skandinavien C. FJ. Wiberg, Gym— nasiallehrer zu Gefle, und J. Mestorf hat seine Schrift aus dem Schwedischen übersetzt unter dem Titel: Einfluß der klassischen Völker auf den Norden durch den Handels⸗ verkehr. Mit einer Fundkarte (Hamburg, 1867, So.). Denn nicht nur in den Landen der römischen Herrschaft finden sich die Spuren des gewaltigen Volkes; die griechische und römische Welt hat ihre Strahlen auch weit nach dem Rorden ausgesanvdt. Bis zur Nord⸗ und Astsee hin birgt der Schooß der Erde Münzen, Schmuck und Geräthschaften sener Na⸗Aͤnen. Nament— lich der Bernstein hatte schon früh Reisende aus wärmeren

onen angelockt. Der Bernstein, d. h. Brennstein, bei den alten

ermanen glaes (angelsächsisch Glas), bei den Seythen saeri lalthochdeutsch saccari —= Feuer) war für Schmuck, zum Räuchern, auch in Tempeln, für Amulete, auch für Arzneien eine gesuchte Waare. Unter Nero wurde ein römischer Ritter eigens danach en Norden geschickt, und er brachte nach einem Jahre eine olche Menge davon heim, daß in den Kaiserlichen Cirkusspielen alle gebrauchten Geräthschaften und die Kugeln zur Verknüpfung der Netze, welche um den Raum der wilden Thiere bei den Kämpfen gezogen waren, aus Bernstein bestanden.

Längst vor dieser Zeit freilich sollen ihn die Phönizier auf— gesucht haben, doch ihre Seefahrten sind in sagenhaftes Dunkel , und haben im Boden keinerlei Spuren hinterlassen Dagegen läßt sich fer e Handel vom fünften Jahrhundert Vor Ehristi an auf Landwegen vom schwarzen Meere bis zur Ostsee verfolgen. Von der blühenden milesischen Kolonie Olbia an der Mündung des Bug fuhr man zur Mündung des Dniepr und diesen hinauf bis Kiew. Dann zog man zu Lande längs dem Przypiez nach Pruszani, längs dem polnischen Bug und der mittleren Weichsel über Bromberg zur Ostsee, oder längs der Passarge ins frische Haff. Bei Bromberg fand man

thümer im Berliner Museum eine Schnur von 79 Glas—

Elbe, und von da nach der eimbrischen Halbinsel und nach der

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im Jahre 1824 neun und een griechische Gold und Silber münzen von Athen, Aegina, Eyzikos, unter ihnen auch eine, wie man glaubt, von Olbia, alle nach ältester Weise mit einem vertieften Quadrat gestempelt. Sie werden in das Jahr 460 v. Chr. gesetzt. Auch bei . wurde eine alte athenische Münze gefunden, bei Fischhausen 1798 eine von Neapel, andere Altgriechische auf Osel, in Samogitien, bei Dorpat und sonst in den russischen Ostseeprovinzen. .

Bis Kiew benutzten denselben Weg auch die römischen und byzantinischen Kaufleute. Von dort ging man unter den ersten römischen Kaisern weiter östlich längs der Beresina und Düna nach Samogitien, später, wie Funde von Münzen der Gordiane und des Philippus Arabs zeigen, noch weiter östlich von den Guellen des Dniepr längs dem Lowat, über den Ilmensee, sängs der Wolchow in den Ladogasee, und längs der Newa in den finnischen Meerbusen. Als einen vierten Weg bezeichnen Funde von römischen Kaisermünzen den von Odessa über Land nach den Quellen der Oder und Weichsel. Derartige Münzen finden sich dann von Hsel an längs dem Meerbusen von Riga bis zur Weichselmündung, und his hierher gehen auch die Entfernungsangaben des 160 n. Chr. lebenden Geographen

tolemäus. v Ein anderer Ausgangspunkt für den Handel war die griechische Kolonie Massilig (Marseille), Von hier aus machte Pytheas 325 v. Chr. eine Seereise bis England und Jütland. Die nordischen Namen bei ihm lassen sich aus dem Altbritischen erklären. Die Anwohner der Ostsee brachten den Bernstein auf der Schlei bis in die Nähe der Stadt Schleswig, wo ihnen als Käufer britische Schiffer durch die Mündung der Eider und die Treene entgegenkamen. Auch an den Küsten der eimbrischen Halbinsel wurde viel Bernstein gefunden und man fischt ihn dort noch jetzt auf. Die Jüten verkauften ihn an die südlicher wohnenden Teutonen und diese an die massilischen Kaufleute, welche gewöhnlich den Rhone hinauffuhren und dann zu Lande durch Gallien, die Rheinlande, Westfalen und Hannover zogen.

Auf frühen Bernsteinhandel über Italien weisen alte Sagen hin. Funde weisen ihn erst seit Augustus und als schwung- hafter seit Nero nach. Man zog vom Kanal von Otranto aus durch das Marchthal, längs der Donau bis Celmantia (bei dem heutigen Komorn), längs der Waag bis an die Karpathen und über den Jablunkapaß ins Oder- oder Weichselgebiet. Ein anderer Weg fuͤhrte von der Nordküste des adrigtischen Meeres aus durch Ungarn über Carnuntum, die Grenzstadt des alten Pannoniens (bei Haimburg) und über Wien theils nach, dem Elb, theils nach dem Odergebiet. Ein Weg ging über Mähren nordwestlich, über Böhmen und längs der Elbe an das Meer. In Böhmen haben sich Geräthschaften mit römischen Fabrik— stempeln gefunden, Münzen des Claudius, des Trajan und der Antonine, in Sachsen roͤmische Münzen von Nero bis Valen⸗ tinian, meist einzeln, ferner Götterstatuetten, Siegelringe, Ge⸗ fäße von . Glas und gebranntem Ton, Lampen. Aus der Provinz Sachsen hat die Sammlung nordischer Alter

perlen römischer Arbeit, gefunden in einer Graburne zu Güssefeld ini Kreise Salzwedel. Ebenda werden zwei silberne Armringe und eine bronzene Pfeilspitze aufbewahrt, welche in Thüringen, zwischen Weißensee und Kindelbrück, ausgegraben wurden, zusammen mit römischen Silbermünzen, von denen 50, von Claudius, Vespasian, Trajan, Hadrian und den Antoninen, in das Königliche Münzkabinet zu Berlin gekommen sind. In Magdeburg, Burg, Halle, Merseburg entdeckte man Kaiser⸗ münzen der beiden ersten Jahrhunderte und einige byzantinische, in Neuhaldensleben solche der Constantine und Valentinians III.

An die Heerstraßen der Römer in ihren deutschen Pro⸗ vinzen schlossen sich Handelswege längs der Lahn auf Magde⸗ burg zu;, längs der Ems, Weser und Elbe, vom mittleren Wr rg iel näch der Luhe und der Ilmenau an die untere

Ostseeküste. In der Nähe der Ems rühren die Funde noch von den römischen Kriegszügen her, wie denn im Amte Meppen in Hannover bei Bockeloh noch die Reste eines römischen Lagers, bei Hagen die einer roͤmischen Holzbrücke vorhanden sind. Bei letzterer wurden Hunderte römischer Münzen gefunden, zu Len- gerich 100 Silberdenare von Trajan bis Septimius Severus über 70 des Magnentius, 10 Goldmünzen Constantins de

Großen und seiner Söhne, und Goldschmuck, in Bingum Silber- münzen, deren älteste von Cäsar herrührt. Aber auch der Boden von der Ems bis zur Weser und Elbe hin barg zahl— reiche römische Münzen von Augustus an und römische Schmuck- sachen und Geräthe. An der Elbmündung, zu Neuenhaus an der Oste, lagen Reste eines Fahrzeuges und Silbermünzen bon Nero bis M. Aurel im Sande. Weiter südlich, bei Hildesheim, gönn in diesem Jahre die schönen Silber. eräthe von Pfund Gewicht, vielleicht noch aus Augustus

eit, ausgegraben worden, welche jetzt das Museum

zu Berlin schmücken. Schließlich bleibt noch zu erwähnen eine zu Frelsdorf in einem Grabe aus Stein gefundene grie⸗ chische Trintschaale Cealix), schwarz, gelb und weiß, mit Orna— menten verziert, und ein römisches Cron aben aus Dörmte . ö . . . ,,. sch 2 J e 1 nburg. Sie sind abgebildet bei Lindenschmit. ar Tra, gsmburg ö sch

Die Melioration des Obrabruchs.

Zu den größten landwirthschaftlichen Meliorationen, welche in neuerer Zeit ausgeführt sind, gehört die des Obrabruchs im Großherzogthum Posen. Die Obra entspringt im Kreise Kro— toschin, nördlich von Koschmin bei Obra, sie fließt bei Kosten, Bentschen, Tirschtiegel und Meseritz vorüber und ergießt sich bei Schwerin in die Warthe. Zwischen Czempin, Kosten, Schmiegel und Rackwitz bildet sie einen großen Bruchkompleyx. Unweit desselben entspringt eine zweite Obra in den . steiner Seen bei dem Klosterdorf Obra, diese fließt bei Köbnitz und Bomst vorüber und nimmt bei Schmölln einen anderen, aus dem Bruche von Karge und Unruhstadt kommenden Obra— arm auf, mit welchem sie die faule Obra (Obrezycko) bildet, die bei Tschicherzig in die Oder mündet und gegenwärtig ein Hauptableitungskanal des Bruchs ist.

Gleich nach der Erwerbung Südpreußens begann die preußische Regierung die Entwässerung des Obrabruchs in Angriff zu nehmen, vom Jahre 1796 bis zum Jahre 1833 wurde, mit Ausnahme der Kriegsjahre, in diesem Bruche an Herstellung von Gräben gearbeitet, welche einen Kostenaufwand von 143,474 Thlr. . von denen der Staat 43,000 Thaler geschenkt hatte. Im Jahre 1842 wurde zur Aus- führung einer allgemeinen Melioration eine Sozietät gebildet, deren Statut unterm 16. August 1842 landesherrlich bestätigt wurde. Nachdem im Mai 1843 der Vorstand der Genossen⸗ schaft gewählt und ein vom Bauinspektor Henning aufgestelltes Projekt im Jahre 1847 die Genehmigung der Regierung er⸗ halten hatte, wurden im Jahre 1859 die Arbeiten begonnen und im Jahre 1863 zu Ende geführt. Ein den Interessenten Seitens des früheren Königl. Kommissarius, Polizei⸗Präsidenten v. Madai und des früheren Sozietätstechnikers, Bauinspektor Rose zu Frankfurt g. O., kürzlich erstatteter Rechenschaftsbericht, enthält über diese Meliorationen folgende nähere Mittheilungen:

Der größte Theil des Obrabruchs ist früher ein Seebecken gewesen, welches sich durch Aufnahme von Sinkstoffen allmählich zu einem unzugänglichen Bruch umgestaltet hatte, dessen einzi⸗ ger, noch durch Mühlenstaue behinderter Abfluß der Eingangs erwähnte, sich bei Schwerin in die Warthe ergießende Obrafluß war. Das Flußgebiet der Obra wird auf 53 Meilen berech⸗ net, der Umfang der Bruchländereien auf 150,000 Morgen oder 6,9 Meilen geschätzt.

Die Entwässerung des Bruchs ist durch ein 35 Meilen langes Kanalsystem ausgeführt worden. Die Hauptkanäle n folgende: I) der kostener Kanal von Gaworek bis unter⸗

alb Kosten 6 Meilen flößbar), wo sich derselbe theilt in den moschiner Kanal (3, Meilen flößbar), der / des Wassers bei Moschin zur Warthe leitet, und 3) den Südkanal (8 Meilen ößbar), welcher , des Wassers zur Oder bei Tschicherzig ührt; ferner 4 der Nordkanal (7, Meilen flößbar), welcher bald nach Theilung des kostener Kanals bei Sepienko beginnt, dem nördlichen Bruchrande folgt bis zur Einmündung in die Seekette unterhalb Kopnitz von wo aus das Wasser durch die Obra in die Warthe bei Schwerin geleitet wird; 5) der das roße Bruch in seiner Längenrichtung mitten durchschneidende Hale welcher bei dem Klosterdorfe Obra in den Nord⸗ kanal mündet. Auf die Bewässerung der durch die Kanäle etwa zu trocken gewordenen Grundstücke ist durch eine Anzahl von Stauschleusen Bedacht genommen worden.

Die Kosten dieser Melioration beliefen sich vor Beginn der Arbeiten, d. h. bis zum Jahre 1850, auf 15,783 Thlr., vom Beginn des Baues bis zu dessen Vollendung auf 688,095 Thlr. Die Kosten waren auf 611,000 Thlr. veranschlagt worden; dieser Betrag ist nicht überschritten, weil in den verausgabten

O9 Thlr. 17,783 Thlr. für Unterhaltung bereits fertiger Anlagen, 67,490 Thlr. für Zinsen und 21,662 Thlr. für Amor⸗ tisation e, ,, wle Darlehne inbegriffen sind. Die Kosten sind zum größten Theil durch Beiträge der Interessenten, anfangs 10000 Thlr., später 25, 900 Thlr. jährlich, aufgebracht worden. Ile Repartition dieser Beiträge erfolgte nach den Vortheilen, welche die Grundstücke von der Melioration haben, dieselben waren zu diesem Zwecke in drei Klassen getheilt, von welchen die erste 7 Sgr., die win 5 Sgr. und die dritte 23 Sgr. jährlich steuerte. Die schnelle Beendigung der Melioration verdankt die Sozietät aber den ihr gewährten ge de nm im Betrgge von 215,000 Thlr., welche ihr auf 19 Jahre zinsfrei, für die späte⸗ insen und 2 pCt. Amortisation verliehen 863 schuldete die Genossenschaft dem Staate noch

n gegn 3pCt. S8

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