Friedrich von Diergardt.
Der am 3. Mai d. J. auf seinem Landsitze Morsbroich bei Schlebusch verstorbene Freiherr von Diergardt war der Sohn des evangelischen Konsistorial-Präsidenten und Predigers Johann Heinrich Diergardt und am 25. März 1795 zu Moers geboren. Nachdem er in seiner Vaterstadt und in Düsseldorf seine Schulbildung erhalten, widmete er sich der kaufmännischen Laufbahn und trat als Lehrling in die Seidenwaaren⸗Manu— faktur des KommerzienRathes Deussen, seines nachmaligen Schwiegervaters, in Süchteln. Bereits am 1. Januar 1813 gründete er mit seinem Schwager Käntzeler zusammen in St. Tönis bei Erefeld eine Sammet, und Sammetband⸗ fabrik. welche er am Schlusse des genannten Jahres nach Süchteln und im November 1816 nach Viersen verlegte, wo er, dieselbe nach dem im Jahre 1821 erfolgten Tode seines Associés selbständig fortführte. Seinem Eifer und seiner Thä— tigkeit gelang es, diese Fabrikation zu einer so bedeutenden Höhe zu erheben, daß er durch dieselbe die rheinische Seiden— industrie als Weltindustrie begründete. Von dem Umfang und der Bedeutung, welche sein Fabrikationsbetrieb nach und nach erreichte, giebt der Umstand einen annähernden Begriff, daß derselbe in dem Kataloge der letzten pariser Ausstellung (1867) mit einem, in 40 größeren und kleineren Orten vertheilten, in den verschiedensten Branchen Beschäftigung findenden Personal von über 3000 Arbeitern und Arbeiterinnen verzeichnet war, und daß das Absatzgehiet dieser Fabrikation über alle Theile der Erde, wohin überhaupt europäische Manufakte gelangen, verbreitet ist.
Neben den materiellen Erfolgen seiner fabrikativen Thätig⸗ keit, welche von den kleinsten Anfängen ausging, erhielt Dier⸗ gardt auch vielfache Zeichen der allseitigen Anerkennung seines Wirkens. Im Jahre 1827 wurde ihm auf der Ausstellung in Berlin wegen seiner Verdienste um die Hebung der rheinischen Industrie Seitens der Regierung die silberne Medaille zu Theil. Auf allen größeren Ausstellungen in den Jahren 1842 — 1867 trug er die ersten Preise der Klasse seiner Produkte davon. Im Jahre 1853 empfing er außerden noch die große goldene Medaille für Verdienst um das Gewerbe, und bei der letzten pariser Ausstellung 1867 für seine Bestrebungen um das Wohl seiner Arbeiter (er, hatte u. A. für die kranken Arbeiter eine Unterstützungs-, für alte und schwache eine Alters⸗Pensions⸗ Kasse gegründet) zwei große Ehrenpreise, bestehend in einer gol⸗ denen Medaille im Werthe von 1000 Frs. und einem Geld— preise von 9000 Frs. — Im Jahre 1836 wurde ihm der Titel Kommerzien⸗ Rath verliehen, dem 1842 die Ernennung zum Geheimen Kommerzien-Rath folgte. Nachdem er schon im Jahre 1832 die III. Klasse des Rothen Adler⸗Ordens erhalten, wurde ihm bei der Ausstellung in München der Verdienst-Orden vom h. Michael zu Theil. Seine Thätigkeit als Juror und Vertreter des Zoll⸗ vereines bei der Ausstellung in Paris im Jahre 1855 brächte ihm das Offizier⸗Kreuz der Ehrenlegion und den Rothen Adler— Orden II. Klasse mit Eichenlaub, die gleiche Thätigkeit in London 1862 den Kronen⸗-Orden II. Klasse, zu welchem er 1863, als er das 5ö(Mährige Bestehen seines Fabrikgeschäftes feierte, den Stern dieses Ordens erhielt, während ihm Ihre Majestät die Kö— nigin bei dieser Gelegenheit eine von einem huldvollen Schrei— ben begleitete prachtvolle Vase übergeben ließ.
In Staats- und Gemein de⸗Angelegenheiten war Diergardt ungusgesetzt thätig. Er fungirte 25 Jahre als Präsidenk des auf seine Anregung gegründeten Gewerbegerichtes in Gladbach und bis zu seinem Tode als Stadtverordneter in der städtischen Verwaltung Viersens. 1843 und 1845 war er Mitglied der Provinzial⸗Landtage zu Düsseldorf und Coblenz und 1847 des ersten vereinigten Landtages der Monarchie. Später war er thätig als Mitglied des Hauses der Abgeordneten, bis er im Jahre 1860 in den Freiherrnstand erhoben und zum lebens— länglichen Mitgliede des Herrenhauses berufen wurde. Außer⸗ dem widmete er, neben seinen eigenen Geschäften, seine Thätigkeit und Geschäftserfahrung auch der Förderung der ver— schiedensten anderen Industriezweige. Er hat zahlreiche in— dustrielle Unternehmungen ins Leben gerufen und als Haupt⸗ mitglied ihrer Verwalkung fungirt. So war er der Haupt⸗ gründer der Gladbacher Spinnerei und Weberei (des größten Baumwoll Etablissements des Zollvereins), und seit der Grün— dung derselben (1836 Präsident des Verwaltungsraths bis zum Jahre 1861. Ebenso war er Mitglied des Verwaltüungsrchthes verschiedener Banken, Druckereien, Bergwerksvereine, Maschi⸗ nenhau⸗-Gesellschaften, Eisenbahnen 2. Von seiner Neigung für die Landwirthschaft und der Würdigung ihres Zusammenhanges mit allen andern Produktionszweigen zeugen die auf den von ihm angekauften bedeutenden Güterkoömplexen ausgeführten großartigen Meliorationen, Waldkulturen, Entwässerungs⸗ und Bewässerungsanlagen und die von ihm mit Vorliebe gepflegten Wiesenanlagen. — In seiner Vaterstadt Moers gründeten der Verstorbene das Krankenhaus Bethanien, in Viersen ein
Hospital, in Düren die Elisabethstiftung für Blindenunterricht und an der Gewerbeschule zu Viersen 24 Freistellen für Schüler beider Konfessionen. In Anerkennung seiner Verdienste errich— teten rheinische Industrielle ihm zu Ehren die »Diegardtsche Forthildunganstalt⸗. .
Die Kunde, daß der Tod am 3. Mai seinem Leben und damit einer so seltenen und für die weitesten Kreise ersprieß⸗ lichen Thätigkeit ein Ziel gesetzt, erregte allgemein schmerzliches Bedauern, und Ihre Masestäten der König und die Köni— gin, so wie Se. Königl. Hoheit der Fürst zu Hohenzollern⸗ Sigmaringen geruhten, den Hinterbliebenen die Allerhöchste und Höchste Theilnahme ausdrücken zu lassen.
Johann Daniel Erdmann Preuß. (S. die Bes. Beilage zu Nr. 112 d. Bl.) II
Unter der Regierung König Friedrich Wilhelms 1V. war es vor Allem die unter dessen Auspicien erscheinende neue Originalausgabe der Werke König Friedrichs II, welche Preuß Jahre lang beschäftigte. Bereits im Jahre 1837 halte er in seiner schon erwähnten Schrift: »Friedrich der Große als Schriftsteller« auf eine nothwendig gewordene Ausgabe der sämmtlichen Werke König Friedrichs II. hingewiesen. Am 5. Oktober 1840 ordnete König Friedrich Wilhelm JV. durch einen Befehl an den Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten die Publikation der sämmtlichen Werke seines Königlichen Ahnen in einer monumentalen Pracht⸗ ausgabe an und genehmigte einen minder kostbaren für den Buchhandel und das Publikum bestimmten gleichzeitigen Wieder⸗ abdruck derselben in Royal-Oktav aus eigenen Mitteln des Rechtsnachfolgers der früheren Verleger. — Die Hauptredaktion des Werkes, mit dessen Ausgabe die Akademie der Wissen⸗ schaften auf Königlichen Befehl betraut war, fiel unter der Oberaufsicht der letzteren dem Professor Preuß zu, welchem bei der Korrektur der Gelehrte E. Wilh. Ackermann und nach dessen 1846 eingetretenen Tode der Professor C. de la Harpe an die Seite gegeben wurden. Die drei ersten Bände beider Ausgaben der Werke nahm König Friedrich Wilhelm IV. in feierlicher Audienz am 6. Mai 1846 aus den Händen der beauf⸗ tragten Kommission, unter welcher sich auch Preuß befand, entgegen und unterzog sie einer eingehenden Würdigung. Gleich darauf veröffentlichte Preuß die kleine Schrift: »Des motivs et du mode d'exécution de la nouvelle édition des Oeuyres de Frédéric le Grand. Berlin, imprim. royale. 1846, deren deutscher Urtext bereits 1844, jedoch nur in wenigen Exemplaren anonym als Manuscript gedruckt, erschienen war.
Nach 13 Jahren, am 4. März 1857, ging der letzte Bogen der Prachtausgabe aus der Presse hervor, während der letzte der Oktavausgabe bereits am 30. April vollendet wurde. Die 30 Bände der Prachtausgabe enthalten zusammen 2063 Holzschnitte, darunter 60 Bildnisse historischer Personen, meh⸗— rere Ansichten von Bauwerken Friedrichs II. und zahlreiche Vignetten, ferner zahlreiche Porträtkupfer, 8 Facsimiles und 23 Pläne, Die letzten 15 Bände des Werkes nahm am 1hten März 1860 der damalige Prinzregent, des jetzt regierenden Königs Majestät, von der Kommission entgegen, welche mit der Herausgabe beauftragt gewesen war. — Im Zusammen⸗ hang mit dieser Publikation stand auch, daß Preuß bei der Errichtung des Denkmals Friedrichs II. dem Professor Rauch als historischer Beirath diente.
Auch für das »Militär-⸗Wochenblatt« hat Preuß werthvolle a e, geliefert. In der berliner militärischen Gesellschaft, zu deren Ehrenmitglied er am 23. Februar 1855 ernannt wurde, hat er drei Mal durch Festreden die Bedeutung des Geburts— tages Friedrichs I. gefeiert. Bis in sein Alter blieb Preuß geistig rüstig und vielfach auf dem Felde der vaterländischen Geschichte thätig, wenn auch nur in kleineren Aebeiten. So half er noch im Jahre 1864 die »Zeitschrift für preu ßische Geschichte und Landeskunde«, deren Aprilheft für 1869 wir die vorstehenden Mittheilungen über ihn entlehnt haben, begründen. Er lieferte für sie manchen interessanten Beitrag, von denen namentlich der umfangreiche »Zur Beurtheilung des Staatz Ministers von Wöllner« und »Finck v. Finckensteins Geschichte des vor der Neumärkischen Regierung geführten Arnold⸗Gers⸗ dorffschen Prozesses« hervorzuheben sind. — Fast alle Schriften von Preuß wurden ihrer Zeit sowohl von der Kritik ls auch vom Publikum günstig aufgenommen. Er stand mit den be— deutendsten Männern seiner Zeit in freundschaftlichem Verkehr, und sein Streben wurde auch Allerhöchsten Orts durch Aus— zeichnungen belohnt: am 25. Juni 1851 erhielt er den Rothen Adler-Orden dritter Klasse mit der Schleife und am 28. August 1868 den Adler der Ritter des Hohenzollernschen Haus-Ordens.
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1869.
ze. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Advokaten, Justiz-⸗Kath Bonnet zu Saarbrücken und m katholischen Pfarrvikar Grüttorfer zu Uerdingen im eise Crefeld den Rothen Adler -Orden vierter Klasse, dem chulzen Barths zu Kerkow im Kreise Angermuͤnde das Ali. meine Ehrenzeichen, sowie dem Stabs- und Bataillons. Arzt Ewald beim 4. Oberschlesischen Infanterie Regiment Nr. 63 w Rettungs Medaille am Bande zü verleihen,
Den Regierungs⸗Rath Meerkatz in Posen zum Ober— gierungs⸗Rath und Abtheilungs. Dirigenten; sowie
Das dritte technische Mitglied der Königlichen Direktion der herschlesischen Eisenbahn zu Breslau, Baurath Schultze; und
Das zweite technische Mitglied der Königlichen Eisenbahn⸗ rektion zu Hannover, Baurath Grapow, zu Regierungs⸗ d Bau⸗Räthen zu ernennen; ferner Der Wahl des Oberlehreis Dr. Brunnemann an der ldreasschule in Berlin zum Direktor der Realschule in Elbing Allerhöchste Bestätigung zu ertheilen.
Ihre Majestät die Königin haben Allergnädigst ge—
ht, dem Damenkleidermacher Carl äller hierselbst das verleihen.
9 Friedrich Herrmann Prädikat Allerhöchstihres Hoflieferanten
Berlin, 24. Mai.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl von lußen ist vorgestern aus Landsberg zurückgekehrt und heut der nach Guben abgereist.
Norddeutscher Bund.
rordnung, betreffend die Einberufung des Zollparlaments. Vom 23. Mai 1869.
Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden König von Preußen ꝛc., ordnen, auf Grund der nach dem Vertrage zwischen dem ddeutschen Bunde, Bayern, Württemberg, Baden und Hessen ( 8. Juli 1867 Uns zustehenden Präsidial-Befugniß, was
Das Zollparlament wird berufen, am Donnerstag, den Juni d. J. in Berlin zusammenzutreten und beauftragen . den Vorsitzenden des Bundesrathes des Deutschen Zoll⸗ ins mit den zu diesem Zwecke nöthigen Vorbereitungen. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift beigedrucktem Königlichen Insiegel. Gegeben Schloß Babelsberg, den 23. Mai 1869.
(L. S.) 2s i lhelm.
Gr. v. Bismarck⸗Schönhausen.
tinisterium für Handel, Gewerbe und öffentliche Arbeiten. ö Der Baumeister Schnitzler zu Wiesbaden ist zum König— n Land⸗Baumeister ernännt und demselben die technische ö bei der dortigen Königlichen Regierung ver⸗ orden. Der Königliche Eisenbahn-Baumeister Göring bei der derschlesisch Märkischen Eisenbahn in Berlin ist in gleicher nschaft zur Ostbahn nach Schneidemühl versetzt und mit ommissarischen Verwaltung der dortigen Betriebs⸗Inspektor⸗
Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der Privatdocent Dr. Hermann Munt hierselbst ist zum außerordentlichen Professor in der medizinischen Fakultät der hiesigen Königlichen Universität ernannt worden.
Dem ordentlichen Lehrer Hr. Julius Milde an der Realschule zum heiligen Geist in Freslau ist das Prädikat Professora verliehen worden.
Preußische Bank.
A h Thlr. 89,410,000
. 2,293,000
3 Wech — 68d /h 38/000
h Lombardbestände 17,273,000 5) Staatspapiere, verschiedene Forderungen
— 14,764,000
un nine, k 2 Thlr. 142, 136, 000
g afftva. 6) Banknoten im Umlauf 21, 058,000
7) Depositenkapitalien 8) Guthaben der Staatskassen, Institute und Privatpersonen mit Einschluß des Giroverkehrs 423, 00 Berlin, den 22. Mai 1869. Königlich Preußisches Haupt -⸗Bank ⸗Direktorium. von Dechend. Kühnemann. Boese. Rotth. Gallenkamp. Herrmann. von Koenen.
Tages ordnung.
45. Plenarsitzung des Reichstages des Norddeütschen Bundes am Dienstag, den 25. Mai 1869, Vormittags 11 Uhr.
I) Erste und zweite Berathung über die Uebereinkunft zwischen dem Norddeutschen Bunde und der Schweiz wegen gegenseitigen Schutzes der Rechte an literarischen Erzeugnissen und Werken der Kunst. 3) Dritte Berathung über den Ent— wurf einer Gewerbe⸗Ordnung auf Grund der Zusammenstellung der in zweiter Berathung über denselben gefaßten Beschlüsse des Reichstags.
Angekommen: Se. Exceilenz der General-Lieutenant und
Inspekteur der 3. wild ie Jr fo Herkt, von Breslau.
Abgereist: Se. Excellenz der Staats. und Minister für
. n n n . Angelegenheiten von Selchow, nach olgast.
Der Erste Präsident des Kammergerichts, Wirkliche Geheime
Ober⸗Justiz Rath Br. von Strampff, nach Neustadt E. W.
Berlin, 24. Mai. Se. Majestät der König haben Aller⸗ gnädigst geruht, den nachbenannten Beamten die Erlaubniß zur Anlegung der von des Königs von Schweden Majestät ihnen verliehenen Insignien zu ertheilen, und zwar: des Groß⸗ kreuzes des Nordstern⸗Srdens: dem General⸗Post⸗Direk⸗ ter von Philipsborn; des Commandeurkrenzes des St. Olaf⸗Ordens: dem Geheimen Ober⸗Postrath Stephan und des Ritterkreuzes des Nordstern- Ordens: dem
betraut worden.
265
Rechnungsrath Zumbrunn.