1869 / 261 p. 8 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Einladungen des Vorstands an bedeutende Personen des Landes

und Berlins zum Eintritt in den Verein wurde noch einmal

eine Vermehrung bis auf 1913 Mitglieder und 10,510 Thlr.

Jahresbeitrag für 1860 erzielt; mit dem Blatt von Lüderitz

nach Kaulbachs »Engel mit dem Kinde, schien für die Be—

friedigung der Theilnehmer nicht besonders gesorgt zu sein.

1861 ist die Zahl derselben auf 1870 mit 10,325 Thlr. gefallen.

Zwei im vorangegangenen Jahr beantragte Aenderungen im

tatut: zur Vervielfältigung seien nicht ausschließlich neuere

Werke zu wählen, und die ausschließliche Beschränkung des An—

kaufsrechts auf die Werke »preußischer« Künstler sei auf »deutsche«

Künstler auszudehnen, fanden am 29. Mai 1861 ihre Annahme durch Majoritätsbeschluß. Der Tod des langjährigen Vereins-

Schatzmeisters Keibel hatte einen Ersatz nothwendig gemacht, und Kaufmann Brunzlow war für den Verstorbenen eingetreten. Das schöne lithographische Blatt von Feckert nach Jordans Trost der Wittwe trug dazu hei, wohl manche Unzufriedenheit zu versöhnen. Für die ständige Gallerie war das Meisterwerk Gräb's, »Die Grabkapelle der Grafen von Mannsfeld«, erworben worden. Ein Antrag des Kammer—⸗ gerichtsRaths Jacoby, diese gesammte Gallerie der durch die Schenkung des Konsul , . begründeten Nationalgallerie zu überlassen, fand keinen Anklang. Die Vorstandsneuwahl, welche das bisherige Bureau nur neuerdings bestätigte, änderte desto gründlicher die Zusammensetzung des Ausschusses: Er bildete sich neu aus den Malern Magnus, C. Becker, Gentz, Gräb, den Bildhauern A. Wolff, Wredow, dem Kupferstecher Mandel, den Bau⸗Räthen Knoblauch und Erbkam, den Kunstgelehrten Guhl, Eggers, den Herren Schnaase, v. Herford, Mentzel, Geiß, Schulze, Bor— mann, Stobwasser.

Der Jahresbericht dieses neuen Vorstandes für 1862 nennt einen Mitgliederbestand von 1760 mit 9680 Thalern, als Vereinsgabe Andorff's Stich nach Vautier's »In der Kirche⸗; für 1863 1716 Mitglieder (mit 9465 Thlr.), unter welche Seydel s Linienstich nach Klö bers »Psyche«; für 1864: 1637 (mit 9990 Thlr.), unter welche Milst er's große Stein⸗ zeichnung nach C. Becker's »Venetianische Carnevalsscene« ver—= theilt wird. Dies permanente progressive Schwinden der Vereins⸗ mittel konnte der Verwaltung nicht Schuld gegeben werden, deren Ankäufe wie deren Auswahl in Bezug auf die letzten Vereinsgaben nur Anerkennung verdiente. Die Zeit, in welcher Kunstvereine dieser Art prosperiren konnten und eben so sehr einem Bedürfnisse des Publikums als der Künstler entgegen— kamen, war aber vorüber. Angesichts solcher Abnahme der Mittel wurde der Antrag gestellt, den Paragraphen des Statuts, welcher ein Zehntel der Einnahme zu Ankäufen für die ständige Gallerie bestimmte, gänzlich zu streichen. Wie zu erwarten, kam derselbe in der Sitzung des folgenden Jahres, 31. Mai 18665, zur Annahme. Die Mitgliederzahl betrug 16593, die Beiträge 8835 Thlr. Das Vereinsblatt war Habelmann's Stich nach Vautiers »Hauslehrer«. Die Neuwahl des Vorstandes war für diesen speziell nur eine Wiederwahl. Dagegen ergab sie einen vielfach veränderten Ausschuß: die Professoren Man— del, Gräb, G. Richter, Gentz, Schievelbein, Becker, Lüderitz, Magnus, Page, Knaus, Lucä, Schloßhaupt— mann v. Dachröden, Dr. Parthey, Gerichts-Rath Schulz, die Bau(Räthe Hitzig und Erbkam, Geh. Rath Schnaase, Rentier Mühlberg, Fabrikant Stobwasser.

In der Generalversammlung vom 16. Mai 1866 brachte dieser Vorstand den Antrag ein, aus 8. 8 des Statuts die Be— stimmung fallen zu lassen, daß die Vereinsgallerie nach etwaiger Auflösung der Verbindung der Stadt Berlin zufällt, und staͤtt dessen den Vorstand zu ermächtigen, daß er bei den Behörden beantrage, ihm in dem zu erbauenden Rationalmuseum gegen Ueberlassung seiner Gallerie an letzteres kostenfrei ein Lokal ag en zu wollen. Die statutenmäßige Majorität ergab sich

afür.

Trotz der abermaligen Verminderung der Mitglieder und Beiträge (lauf 1514 mit 8445 Thlr.), konnten diesnial 28 Oel— bilder, 1 Skulptur und 10 Kupferstiche zur Verloosung kommen, während als Vereinsblatt Milster's Lithographie nach Vau⸗ tiers »Dorfschule« zur Vertheilung gelangte. Das Jahr 1867 zeigte eine neue Verminderung: 1454 Mitglieder mit SI35 Thlr. Beitrag. Die Neuwahl bestätigte die Mitglieder des Vorstandes; brachte aber für einige ausscheidende Persönlichkeiten des Aus— schusses die Maler Amberg, Spangenberg, Wittich, Oskar Begas, Stadtgerichts⸗ Rath Lessing und Kauf— mann Kahlbaum in denselben. Becker's Stich nach O. Weber's »Auf der Bleichen, bildete die Vereinsgabe. Da während des Jahres Vorsitzender wie Stellvertreter ihre Aemter niederlegken, hatte Baumeister Lu cd die Sitzung vom 27. Mai 1868 zu eröffnen. Er konstatirte eine abermalige Abnahme der Einkünfte (7770 Thlr.) und brachte ein Schreiben an den Verein zur Mittheilung, das von Hitzig,

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Wredow, Pape, Rich ter, Spangenberg, Witti Lu cä, Kuh Becker, Lessing, Amberg, A. Wolff . zeichnet, die Sachlage klar aussprach und die Heilmittel für die Uebelstände richtig angab.

Produzirende und reproduzirende Künste bedürften der Unterstützung durch Vereine nicht mehr, deren Rolle Privat. industrie und allgemein verbreitete Kunstliebe längst übernom. men hätten. Wenn ein Kunstverein Bestand behalten solle, so könne es nur dadurch geschehen, daß die Mitglieder gewiß wären, durch Verloosung und Vertheilung möglichst gutt Kunstwerke zu erhalten, was wiederum am Besten zur Ver. breitung der Theilnahme und des Verständnisses der Kunst in immer weiteren Kreisen dienen würde. Dazu müsse der Verein Aber die Freiheit haben, die Werke und die Vereinsgaben zu kaufen, wo er das Beste erhielte, und als letztere könnten nur dann wirklich ausgezeichnete Arbeiten erworben werden, wenn man darauf verzichte, alljährlich dergleichen herstellen und vertheilen zu wollen. Nach diesen Grundsätzen beantragen die Unterzeichneten, die betreffenden Statut. Paragraphen zu andern, und, um durch Transportfreiheit und Anzeigen die Permanente Vereinsausstellung mit ähnlichen anderen Unternehmungen in Berlin konturrenzfähig zu machen, schlagen sie vor, den bisherigen Gratiseintritt für Jedermann aufzuheben und für Nichtmitglieder ein Eintrittgeld anzusetzen. Die Versamm— lung des nächsten Jahres sollte darüber entscheiden. Das Ver. einsblatt für 1868 war der Stich von Metzing nach Vau— tiers »Die Mutter kommt« gewesen. Für 1869 sollte ein lang erwartetes Blatt nach G. Spangen berg, von Sachs gestochen, zur Vertheilung kommen. Da es noch immer nicht vollendet ist, hat der Verein statt seiner ein fertiges Blatt, »die heilige Eäcilier nach Hoffmann von Felsing' für solchen Zweck an—⸗ gekauft. 20 Oelbilder und 30 avant a' lettre Abbrücke dieseß Stichs kamen zur Verloosung. Die vom Vorsitzenden in dieser letzten Versammlung vom 4. März d. J. zur Abstimmung ge— brachten Anträge des vorjährigen Briefes, welche eine radbi— kale Umgestaltung des Vereins in sich schließen, wurden mit einer an Einstimmigkeit gränzenden Masorität zum Beschluß erho⸗

Ueberlassung der Vereinssanimlung an die Nationalgallerie ent. weder gegen Gewährung eines Lokals für die Vereinszwecke im Gebäude der Nationalgallerie, oder gegen eine Summe, welche dem Einkaufpreise mindestens gleich kommt, oder gegen eine dauernde Rente, im Betrage der Zinsen derselben zu 5pCt., be— zweckt, sowie dessen zweiter Theil: »kommt keine Vereinbarun der Art zu Stande, so soll es dem Ermessen des Can rh, überlassen sein, wegen des Verkaufs mit Privaten zu unter— handeln«, und der andre, daß die als Galleriefonds vorhandene Summe von 3245 Thlr. 12 Sgr. 5 Pf. in jährlichen Raten von je 1000 Thlr. zum Ankauf von Kunstwerken für die Ver— loosung verwendet werde.

Unter dem darauf neu gewählten Vorstand: Lucä— (Vor⸗ sitzender), Sch ulze Stellvertreter, Kuhtz (Schriftführer), Cal⸗ mus (Schatzmeister), und „dem Ausschuß, bestehend aus: C. Becker, A. Wolff, Lüderitz, Pape, G. Spangen— berg, Amberg, Wredow, Lesfing, S. Begas, Gräb, Wittig, Steffeck, Nauen, Mandel, Sußmann, Gent, Ravens, Mentzel, hat der Verein der Kunstfreunde, auf 1300 Mitglieder mit 7345 Thlr. Jahresbeitrag geschmolzen, diesen neuesten Abschnitt seiner wechseldollen Geschichte angetreten.

Ein Stück ältester Kulturgeschichte der zollerischen Lande.

Die zollrischen Lande theilten das Loos des südwestlichen Germanien. Mit dem Heraufrücken der Alemannen in s römische Zehntland wurden auch diese Striche alemannischerseits okkupirt. Ob auch hier die römischen Bewohner theilweis sitzen blieben und zuletzt mit den Deutschen ein Blut wurden, wie an den Quellen der Donau, im Wurtachthal, am Oberrhein, ist eine Frage, die nicht beantwortet werden kann. Das ist aber sicher, daß die Alemannen kamen und Besitz ergriffen vom Lande und daß diese Alemannen noch lange Heiden waren. Zollern bot gute Anhaltspunkte für die kriegerischen Eindringlinge, Hechingen wie die Burg des alten Sigmar, der, wohl aus dem allerältesten Stammesadel sprossend, sich bei dem römischen befestigten Thurme, der noch heute steht, anbaute. Daß »Zollern« als Burg sehr alt, ersieht man fürs Erste aus seiner wichtigen Lage und dann gus seinem Namen. Es besteht der Name jedenfalls aus zwei Wörtern, aus Zol- und wa oder Zu s-ra, dieses ra, Rin muß aber auch ein etwas vollkommneres Wort gewesen sein.

. ol-= möchte das lautverschobene, häufiger vorkommende Tul, Lull- in Tullum sein, das in den Alemannenzügen erwähnt

ben. Mit wenn auch geringerer Mehrheit ebenso der, welcher die

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wird und am Oberrheine auf gallischem Boden lag. Sollten die Tulingi, die helvetisch alemannische Völkerschaft den Namen gegeben haben? Sollte Hohentwil Hohen-Tullum sein?

Wie aber Tullum jetzt Loul, der Berg Tullum in den Alpen, den Strabo anführt, uralte keltische Namen sind, was hindert, das keltische toles, tolles, Mandeln in der Gaumen⸗ höhle, also Schwellung überhaupt, für die zwei Felsenberge Twiel und Zollern anzunehmen. Twiel wäre römisch, was Zol alemannisch zugeschnitten ist.

Daß wir Zollern sagen, ist alt und bekundet noch den Ortsnamen⸗Dativ ze Zolirin, ze Zolorin (de Zolro, de Zolrem). Felsenberg ist wohl die älteste Bedeutung.

Daß die zollerischen Lande zur Berchtoldbaar gehörten, ist gewiß; diese aber war alemannisch; folglich: die Bewohner Zollerns sind Alemannen. Das Bisthum Constanz und Straß— burg umschloß das ganze rechtsrheinische alemannische Gebiet:

ollern lag im Bisthum Constanz. Ist die Sprache alemannisch?

ewiß war sie es ganz: denn die zollerischen Urkunden und Urbare sind alemannisch. Wie dem Niederdeutschen, das vor 1000 Jahren noch schöne Strecken Mitteldeutschlands in sich faßte; von Fulda z. B. ist es urkundlich sicher so ging es dem Alemannischen, es schrumpfte von Norden her ein und zog sich mehr dem Oberrheine zu. Eigenthümliche Lebensweise und Zuzug von anderen Leuten schafften ein Neckarthalvolk, das keine echten Alemannen, aber durchaus keine Schwaben sind: es sind die langsam redenden zollerischen sog. Schwaben, besonders im Hechingischen zu Hause. Wer Alemannen heute in Zollern kennen lernen will: gleich über der Wasserscheide des Rheins (Neckars) und der Donau, oberhalb Burladingen findet er sie.

Nicht blos die Sprache der oberen Donauthäler, ihr ganzer Charakter ist alemannisch.

Wo fangen die eigentlichen Schwaben an?

Die Schwaben waren Bundes- und Nationalfreunde der Alemannen, sie legten sich ins Vindelizische, östlich anlehnend, an die Alemannen, zwischen Iller und Ammersee. Sie reichten bis Ellwangen, Gmünd, Geislingen: kurz ihre Grenzen sind die alten Grenzen des Bisthums Augsburg. Die Alemannen haben im Laufe der Zeit Schwaben heißen müssen, nur die kirchlichen Urkunden bewahrten Alemannia als heiliges Wort. Wissenschaftlich müssen Schwaben und Alemannen geschieden werden.

Nun aber haben wir aus Zollern einen Beweis für ale— mannisches Volk: »Land und Leute«, abgesehen von den oben erwähnten Urkunden, der unumstößlich ist. Wir erkennen nämlich den alemannischen Charakter der Sprache nicht blos durch Laute, grammatische, intonirende Eigenheiten, die wir dort finden: es sind Lei twörter, die uns sichere Anhalts— punkte gewähren. Solche Leitwörter heben wir vorerst aus den Flur⸗ und Wald⸗Namen heraus, und geben nachher noch eine Zusammenstellung solcher Benennungen von dort überhaupt.

Der Wiesenname Matten läßt sich für Zollern im leben⸗—⸗ digen Gebrauch nicht nachweisen, urkundlich reicht er aber bis an den mittlern Neckar. Es ist das mit aller Kürze gesprochene süddeutsche Made, soviel einer mähen kann in einem Tage; auch die Breite, die man mit der Sense auf einmal abmäht. Häufiger ist das echt ale— mannische Aucht (Ucht), sin der Auchtwis« in Boll und Than⸗ heim; »auf dem Auchtet« (in Empfingen) und »Auchert⸗; Auchtenhölzle bei Laitz; Auchtwiesen bei Weilheim. Ucht war ehedem in den zollerischen Landen fast allgemein bekannt; es waren die Ucht- oder Aucht wiesen, Weidewiesen, wo nicht emäht werden durfte. Wahrscheinlich gehört der zollerische

rtsname Vautenbronn auch hierher d'Autenbronn Auchtenbronn wie Autengasse Auchtengasse in Rottenburg am Neckar. Aucht heißt ursprünglichorgenzeit, dann Nacht⸗ weidezeit. Desgleichen ist Hürst Wald im offenen Feld (Busch am Nieder- und Mittelrhein) alemannisch. Als ehemals allgemein deutsches Wort nahmen wir in's Hochdeutsche die niederdeutsche Form Horst wieder auf. Am Oberrhein ist Hürst im allgemeinen noch üblich, die badischen Ortschaften, damit ln nnen gert, sind bekannt. (Knizhurst, Henkhurst, Breithurst, Unzhurst. Im Liede von der Schlacht bei Erkort von 1470 heißt es: Sie lagen in den Hörsten, Im Wald und an der Straß. (Die Gefallenen.)

Schachen, Waldzunge in's Feld hinaus, kommt auch, aber ganz selten vor. Schachhans (Beuron;

Das alemannische Tobel, Töbeln, erscheint in der Dett⸗ linger Markung im Töbeln am Almand weg«.

Kapf (Jungnau) ist allgemein alemannisch Bergkopf, von dem aus man »Kapfen« d. h. Umschau halten kann, so dann heißen so gewisse Bergköpfe. Hornberg (Thalheim),

gen). Auf dem Heuberg erscheint es wieder.

auf'm Hörnle (Ringingen) ist selten;, wo keine Bergvorsprünge, ist auch kein Name dafür.

Haug, erscheinen Flurnamen mit Sopp zusammengesetzt, sLopp Schmutz, Koth.

Wiese auf der Soppenhalde bei Hettingen; der Wald Langen soppen bei Wald.

ir schsoppen bei Vilsingen; Schluchtsoppen ebenda.

Bei Krauchenwies ist ein Wald Liedsoppen. In Soppen (Jungnau), vergl. den Soppenhau und den Soppen bach bei Heiligkreuzthal. Es findet immer An— wendung auf halbpersumpfte schlammige Bäche, ähnlich Faude, das in Zollern wiederholt wie im Alemanni— schen überhaupt vorkommt: Wiesen auf der Faude (Wilflin⸗ ; Faude, die, ist ein schlammiger Waldbach oder Pfütze, mit Binsen verwachsen. Fau deln alemannisch beschmutzen, berußen.

Das alte Clams, Klamm, Schlucht mit oder ohne Wasser, muldenförmiges Thal, erhielt sich alemannisch seltener; bei Ettlingen (Baden konimt es plötzlich vor. Klammen und Schluchten im Murgthal. In Hohenzollern findet es sich bei Weilheim »Acker in der Clamms, oder Clemsé.

Das alemannische Pfadden, Pfatten erhielt sich bei Melchingenz es bedeutet Hürde, Zaun, Eschgatter. In den Lindauer Dokumenten erscheint es unzähligemal, Pfatten— schau (Besoldus). Der Stand Schaffhausen (Rüdlingen) hat é aden urkundlich dafür. Fur twiesen (9tterswang) sind auch schwäbisch und fräntisch. Die alemannische Reute aus— gerodetes Land, Neubruch (novale) kehrt oft wieder, wo die Franken das Wort »Soden« haben. Birabäumler Reute (Bärenthal und oft); in der Reute (Killery, Acker im Kraut, Acker am Wald (Thanheim), Uri sreute (Killer); Gallhäuser Reute (Fischingen); im Reutele (Dettensee).

Ein wahres Kreuz ist der zollerisch-alemannische Flurname Hebsack (Killer). Der Herausgeber des Schleitheimer Todten⸗ feldfundes, Wanner in Schaffhausen, will da immer Alter— thümer gefunden haben, wo der Name Hebsack (im Stand Schaffhausen häufig) vorkommt. Das Vorkommen des Na⸗ mens Jauchert zeugt wieder für Alemannien; Morzen ist fränkisch. Halbjauchertle (Bärenthah, auf der langen Jauchert

Alt und zum Theil vom Volke nicht mehr verstanden ist der gute deutsche Name Hart Wald. Er ist noch allen ober⸗ deutschen⸗ und mitteldeutschen Stämmen eigen, nur daß sie im Geschlecht wechseln. In Bärenthal ist ein Acker »Hart«; im Thalheimer Bezirk der Wald Schal kenhart; in Rangendingen der Schlechtenhart; in Harthausen der Egenhart; auch alemannisch Härte Wald, nicht von Härtle, wie in neuerer Zeit behauptet wurde. Unter dem Härle« (Grossel⸗ singen). Sollte denn das häufige Vorkommen des Namens nicht das alte haruc'= Wald, uralten Andenkens in Sinn bringen? Lau, der alte Name 15 Wald ist allgemein schwäbisch— alemannisch. »Im Brimischlaus (Neufra), »auf dem Lauch« (Thanheim).

Bei Wald ist der Nordranden und Südranden zu unter— scheiden. Der Name Randen ist am Oberrhein wohl bekannt; überhaupt ein Name uralemannischen Gepräges, vom bösen Rando, dem Alemannenhäuptling, der in Mainz das Blutbad anrichtete, bis zum heutigen Waldnamen vielfach wiederklingend. Der Berg Randen in der Nähe der Schaffhauser und Badischen Grenze erscheint als Forestum quod vocatur Randa 1111.

Bohl für Bergnamen: »auf dem Labohl?‘ (Bingen); »auf dem Bohl« Gillerz, Stierenboll (Thalheim), Griesenbohl (Grosselfingen). Die Bol sind meistens kleine abgerundete Hügel; bald die, bald der, bald das Bol. Das alte Wort Stal, welches ehemals blos einen Ort, eine Stelle bedeutete, erhielt sich als alemannisch mit aller Kürze auch im Zollerischen: wie Burgstall Bockstall; im Bockstall (JUungnau); im Mosenstall (ebenda; ob Dohmenstal (Bingen); Ballerst al (Empfingen).

Ein auf der schwäbischen Alp vielbekanntes Wort ist Hilbe, vom altdeutschen Huliwa = Pfütze; auf der Alp und in Zollern ist und war es ein Regenwasserbehälter. In der tiefen Hilb g, in der finstern Hilb (Dießen), bei der Schlenhilb Harthauf).

Folgende Namen kehren auch außerhalb alemannischer Grenzen wieder: im großen Barren (Hammerlingen); das Wort kommt am mittlern Neckar oft vor kleine Anhöhe auf alt— deutsch. Burjan S in die Höhe heben, stehend. Im Buo, bei Grosselfingen, Buo Buch⸗Wald, Buchenwald. In der Laibe (Empfingen und öfter). Schnait, in Suggenthal bei Hausen, Kleingehölzplatz, schwäbisch.

Auf einstige Verhältnisse deutend sind die Namen: im Juden⸗ winkel (Rangendingen), im Weiherggrten (Thanheim); in den Pfingsthütten (Jungnau), im Burglind (ebenda); im Wolferrain; im Zwinger (Bingen); Pfaffen wald (bei Krauchenwies); an Münchhalden (Thanheim); auf dem Münchberg (ebenda; am Galgen (Grosselfingen u. sonst);