die Denkmünze der Stadt Stralsund, geschlagen auf die Bela— gerung durch die drei Friedriche, die drei Könige von Däne—= mark, von Polen und von Preußen, vom Jahre 1715, und die Greifswalder Nothmünze, geschlagen zur Zeit des 30jährigen Krieges 1631 auf Veranlassung des fai id?! Kommandan⸗ ten Perusius, welche sehr selten ist. .
Außerdem finden sich noch in reicher Menge allerlei Geld— und Denkmünzen, geschlagen unter den pommerschen Herzögen und unter schwedischer Herrschaft, nebst vielen anderen Muͤnzen aus den verschiedensten deutschen und fremden Ländern, Fürsten⸗ thümern und Städten. ᷣ
Neben diesen Münzen sind bemerkenswerth die doppelten Scepterpaare der Universität, unter denen das älteste von Silber mit goldenen Verzierungen, ein Geschenk des Herzogs Wratislaw 1X. vom Jahre 1456 ist. Das zweite Paar, gleich⸗ falls von Silber, wurde durch die Aebte und Professoren der Universität bereits im Jahre 1459 verehrt.
Nicht minder merkwürdig ist der Rektormantel, ausge— eichnet durch die 9 pommerschen Wappen, welchen Herzog
hilipp Julius im Jahre 1619 der Universität zum Geschenk machte. Nach demselben Muster ließ König Friedrich Wilhelm 1). einen neuen Mantel anfertigen und schenkte ihn gleichfalls 1853 der Universität. .
Vor Allem beachtenswerth unter den einzelnen Stücken der Sammlung ist aber noch der auf der Bibliothek befindliche sogenannte Lutherbecher, welchen die Universität Wittenberg 1525 an Luther und seine Braut als Brautgeschenk überreichen ließ und welcher aus dem Nachlasse des General-Superinten⸗ denten Mayer, 4 1712 für 140 Thlr. erworben wurde,
Zu den genannten Sammlungen gehört noch eine beson— dere Zusammenstellung von Bildern, welche für die pommerische Geschichte von Wichtigkeit sind. Einen Hauptplatz darunter be— hauptet die große Karte von Pommern mit dem Stammbaum der Fürsten von Rügen und Pommern nebst 155 Brustbildern, Ansichten von 49 Städten und 354 Wappen der Ritterschaft in Pommern gehörig. Ferner ist vorhanden eine große Zahl von Professoren-Bildern seit der ältesten bis auf die neueste Zeit. Endlich noch verdienen Erwähnung die ebenfalls aufgeführten Kunstwerke an Grabsteinen, Gemälden, Brustbildern, Wand⸗
emälden und plastischen Darstellungen, welche in den drei Kirchen der Stadt sich finden.
Ueber die Schlackenwälle in der Oberlausitz.“)
Zu den merkwürdigen Denkmälern der Vorzeit, welche in ver⸗ schiedenen Gegenden Europas gefunden werden, gehören die in der zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts in Schottland zuerst entdeckten, gleich näher zu charakterisirenden Bauten. Man traf dort nämlich um jene Zeit zum ersten Male auf hohen Bergen gelegene und deren Gipfel krönende Steinwälle, zum Theil von bedeutendem Umfange, alle von ovaler Gestalt, einzelne sehr wohl erhalten und von beträchtlicher Höhe. Man nannte sie vitrisied forts, Glasburgen, und meinte, sie seien dadurch ent— standen, daß von beiden Seiten des Steinwalles Erdwälle er⸗ richtet, die Zwischenräume mit Brennmaterial angefüllt und so eine Gluth hervorgebracht wurde, welche, indem sie das leichtflüssige Gestein schmolz, eine, desto größere Festigkeit be⸗ zweckende Verglasung bewirkte. Diese Steinwäͤlle wurden meistens für Festungswerke gehalten, wie dies auch noch von dem französischen Genie⸗Kapitän Prévost in seiner darüber zu Saumur 1863 herausgekommenen Schrift geschieht, der sie darum auch unter dem Namen von forts vitrifiss als anciennes constructions militaires bezeichnet und sie für Römerbauten, aus der Zeit des Septimius Severus ausgiebt, ohne zu bedenken, daß wohl schwerlich römische Legionen die Lausitz und Böhmen betreten haben können, und daß die Castra der Römer viereckig, aber nicht oval oder kreisrund gebaut wurden.
In Deutschland zogen diese Ueberreste des Alterthums fast gleichzeitig in Böhmen und in der Lausitz zuerst im Jahre 1833 die Aufmerksamkeit auf sich, und zwar in der Lausißz waren es der Berg bei Löbau, ferner der Stromberg und der Roth— stein, wo man sie nachweisen konnte. Jedoch scheint bei den letztgenannten Steinwällen die Verschlackung nicht so vollständig zu sein, wie es der Beschreibung gemäß bei den schottischen der Fall sein muß. Ein Alterthumsforscher, der sie beschreibt, hält sie nicht für slavischen, sondern für keltischen oder germanischen Ursprungs und ist geneigt, sie nicht als Befestigungen, sondern
) Nach einem Aufsatze des Pastor Haupt zu Lerchenborn im Neuen Lausitzischen Magazine. Band 44. Heft 3. J
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als Hpferorte anzusehen, sowie er auch annimmt, die Ver schlackung sei durch vielhundertsährigen Opferbrand entstanden weshalb sie auch nicht regelmäßig sich zeigt, sondern durch da Zusammenschmelzen einzelner Steine sind ganze Klumpen von Lbis 2 Fuß Dicke gebildet worden.
Die französischen Wälle der Art sind neuerdings auf Betrieh des Kaiser Napoleon 1II. einer näheren Untersuͤchung unter. worfen worden, deren Ergebniß zum Theil in jener erwähnten Schrift von Prévost, welche so reich an Hypothesen sich zeigt enthalten. Auch nach seiner Beobachtung kann die Guß welche das Schmelzen bewirkte, nicht von außen allein, sie muß von innen gekommen sein. Ein Gleiches lehrt die Betrachtung der Wälle in der Lausitz, wo die Verschlackung im Kerne dez Walls am vollständigsten ist. In einem der drei französischen Steinwälle wurde, in eine Schlacke eingeschmolzen, ein Nagel von Eisen gefunden. Dies hielt man für einen Beweis deß spätern römischen Ursprungs. Denn bei den Römern ver— drängte das Eisen die im Gebrauche befindliche Bronze schon in der ersten Kaiserzeit, bei andern Völkern aber geschah dieß erst während der Völkexwanderung und weil Eisen anfangs nur zum Schmuck im Gebrauche war, konnte es als Nagel verarbeitet durch Zufall schwerlich schon unter das Brennmate— rial gerathen. Allein Tacitus in der Germania Kap. 43 be— richtet schon von den Gothinen, einem keltischen Stamme, als geübten Eisenarbeitern, und nach neueren Forschungen möchte im Norden die Eisenperiode viel weiter, als man bisher meinte, und zwar bis in die vorchristliche Zeit zurückreichen.
„Die zum Theil 12 Fuß starken und sehr steilen schottischen Wälle scheinen zu Befestigungen gedient zu haben, ebenso auch einer unter den französischen. Ein Wall in Böhmen hat sogar drei Vorwälle und die von Natur schwächste Seite des Walles von Buckowetz ist mit einem bogenförmigen Vorwalle ver— sehen. Aber die lausitzischen Schlackenwälle haben keine der. artigen Vorwerke und sie hatten, nach der Behauptung der scharfsinnigsten Forscher, eine gottesdienstliche Bedeutung, Sie liegen alle drei an der Sstseite der betreffenden Berge, wahrscheinlich nur um der aufgehenden Sonne willen, zur Ver— ehrung für das dem Lichtkultus ergebene Volk. Darauf be— ziehen sich auch die an diese drei Berge sich anknüpfenden Sagen. Die Wälle waren Nationalheiligthümer und dienten zugleich als Ding, oder Gerichtsstätten, sowie im Fall der Noth auch wohl J kriegerischen Zwecken. Daß die Verglasung ihnen mehr Festigkeit gab, war nicht Zweck, sondern zufällige Folge. Daß Volk, welches schon vor der christlichen Zeitrechnung diese Wälle baute, war ein grisches, vom Abhange des Himalaya ein— gewandertes Volk. Zur Verehrung seiner Götter nach heimischer Sitte bedurfte es der Berge, der Steine, des Feuers. Seine Religion war ein Lichttultus, sein Glaube innig verwandt mit den einfachen und kindlichen Vorstellungen der älteren Vedas. Agni, das im Blitze auf die Erde gekommene Feuer, war diesem Volke etwas Göttliches, eine heilige Macht. Das heilige Feuer entsühnt und tilgt jeden Makel; daher muß auch dem Gebrauche des Altars zum Opfern seine Weihe durch die Flamme vorangehen, welche den irdischen Stoff erst zum wür— digen Gebrauche zubereitet. Durch das Anzünden des auf dem Altare angehäuften und selbst noch zwischen die Steine sorg— fältig gelegten Brennmaterxials wurde gleichsam die vollendetste Tempelweihe bewirkt. Aber solche umfassende Weihe geschah blos bei den Nationalheiligthümern. Besonders diente zü ihrer Errichtung als am, meisten geeignetes Material der Basalt, nicht weil er leichtflüssig, sondern weil er als vulkanisches Ge— stein dem Feuer am nächsten verwandt war. Wahrscheinlich wurden noch zugleich geweihte Steine unter das Volk vertheilt, um sie an den heimischen Herd zu tragen und auch dahin die Weihe auszudehnen und zu verbreiten.
Die Steinwälle können nicht von einem germanischen Volke, sie müssen von Kelten angelegt sein, weil sie sonst in rein germanischen Ländern sich nirgends finden und Schott— land, Bretagne und Normandie, wo sie vorhanden sind, nie von germanischen Stämmen bewohnt wurden. Dagegen ist ed von Böhmen historisch sicher, daß dort früher Kelten ihre Wohn— sitze hatten, und von der Lausitz ist nach archäologischen Spuren und historischer Wahrscheinlichkeit eben dasselbe glaubhaft nach— zuweisen. Sonach also ist wohl als ausgemacht anzunehmen, daß die Verschlackung jener Steinwälle absichtlich zu einem gottesdienstlichen Zwecke herbeigeführt worden ist und daß die bis jetzt bekannten sämmtlich von einem einzigen, dem keltischen Volke, herrühren.
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Königlich Preußischer
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Anzeiger.
AM 268.
Berlin, Montag den 15. November Abends
1869.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem General-Major a. D. von Kräwel, bisherigen Commandeur der 5. Artillerie⸗Brigade, den Stern mit Eichen= laub und Schwertern am Ringe zum Rothen Adler Orden zweiter Klasse mit Eichenlaub und Schwertern; dem Steuer⸗ Inspektor und Stations Controleur Katsch zu Kehl im Groß⸗ herzogthum Baden und dem Steuer⸗Einnehmer Gettkandt zu Putzig im Kreise Neustadt Wr. den Rothen Adler-Orden vierter Klasse; dem Bürgermeister a. D. und Guts besitzer Beinhauer zu Vollmarshausen im Landkreise Cassel und dem r , fir und Gutsbesitzer Kehr zu Wolfsanger desselben Kreises den Königlichen Kronen⸗Orden vierter Klasse; dem Schullehrer Engel zu Greifenhagen den Adler der vierten Klasse des Königlichen Hausordens von Hohenzollern; sowie dem Haupt⸗Steueramts⸗Assistenten a. D. Gens zu Char⸗ lottenburg, dem berittenen Steuer ⸗Aufseher Legge zu Wuster⸗ hausen a. D. und dem Briefträger Beyer zu Genthin im zwei—⸗ ten Jerichowschen Kreise das Allgemeine . ferner
Dem Kreis⸗Physikus, Sanitäts⸗Rath Dr. Welzel in Glatz bei seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst den Charakter als Geheimer Sanitäts⸗Rath zu verleihen.
Berlin, 15. November.
Se. Königliche Hoheit der Prinz Albrecht von Prweußen
ist heute Nachmittag zur Jagd nach Aulosen abgereist.
Justiz⸗Ministerium.
Der Kreisrichter Marx in Muskau ist . Rechtsanwalt bei dem Kreisgericht zu Loewenberg in Schlesien und zugleich zum Notar im Departement des Appellationsgerichts zu Glogau , . seines Wohnsitzes in Greiffenberg, ernannt worden.
Der Advokat Rothschild in Trier ist zum Anwalt bei dem w . Landgericht ernannt worden.
Die Advokaten Jansen ., Müller l., Jansen II., Kyll, Meurer und Sieger in Cöln sind zu AÄnwalten bei dem dortigen , ernannt worden.
Der bisherige Standesbuchführer Dr. jur. Heß in Frank⸗ furt a. M. ist zum Advokaten in dem Bezirke des Appellations- gerichts zu Frankfurt a. M. mit Anweisung seines Wohnsitzes daselbst ernannt worden.
Ministerium der geistlichen, Unterrichts ⸗ und Medizinal⸗Angelegenheiten.
Der praktische Arzt ꝛc. Dr. Malin zu Senftenberg ist zum Kreis⸗Physikus des Kreises Hoyerswerda ernannt worden.
M inisterium des Innern.
Cirkular-Verfügung vom 12. November 1869 — be⸗
treffend die Einreichung von Verzeichnissen abhanden gekomme⸗
ner und zur gerichtlichen , . angemeldeter Werth⸗ papiere.
Die Bekanntmachungen, durch welche abhanden gekommene Werthpapiere Behufs der gerichtlichen Mortifizirung aufgeboten werden, finden sich in den verschiedensten Blättern zerstreut. Es erscheint un hne fn, den Betheiligten die Gelegenheit zu er— leichtern, ihre Interessen wahrzunehmen.
Zu dem Zwecke wird vom Beginne des Jahres 1870 ab ,,, und zwar jedesmal in den ersten Tagen des Vierte , eine
tabellarische Zusammenstellung der als abhanden ge—⸗
kom menen zur Amortisation angemeldeten und gericht
lich zu mortifizirenden Werthpapiere durch den Staats -⸗Anzeiger veröffentlicht werden. Um möglichst vollständige Uebersichten zu erreichen, ersuche ich Ew. N. ganz ergebenst, bei den Behörden, Korpora⸗ tionen und Instituten dortiger Provinz (Kreisen, Gemeinden, Provinzial⸗ und anderen Verbänden, landschaftlichen Kredit Pfandbrief⸗) e ,,. Versicherungs⸗Aktien⸗Gesellschaften, ädtischen und Kreis ⸗Sparkassen, Hülfs- und Darlehnskassen ꝛc.) gefälligst dahin zu wirken, resp. durch die Königlichen Regierun⸗ gen dahin wirken zu lassen, daß die nöthigen Notizen fortan regelmäßig in der ersten Hälfte des 6 Monats jedes Viertel⸗ 6. — also spätestens zum 15. März, Juni, Septem⸗ ber und Dezember — zunächst zum 15. Dezember d. J., der Redaktion des Staats. Anzeigers mitgetheilt werden.
Die Veröffentlichung der tabellarischen Zusammenstellungen erfolgt unentgeldlich. Für die Aufnahme des Aufgebots selbst in den Staats⸗Anzeiger sind dagegen nach wie vor die Insertionsgebühren zu erlegen. In den bezüglichen Mitthei⸗ lungen wird deshalb stets zu bemerken sein, ob dieselben nur an wecke der Zusammenstellung oder ob sie behufs der ostenpflichtigen Veröffentlichung gemacht werden.
Der kinhendung von Vakat⸗Anzeigen bedarf es nicht.
er Minister des Innern. In Vertretung: Bitter. An die sämmtlichen Herren Ober⸗Präsidenten.
Abschrift erhält die Königliche Regierung zur Nachricht und
resp. Nachachtun
Berlin, den g2 November 1869. Der Minister des Innern. 265 Vertretung: Bitter. An die Königliche Regierung zu Sigmaringen.
Saupt⸗Verwualtung der Staatsschulden.
Bekanntmachung.
Die am 1. Jult 1879 zu tilgenden Schuld verschreibungen der ,,. Staatsanleihe vom Jahre 1859 werden am 8. Dezember d. J, Vormittags 12 Uhr, in unserem Sitzungs- zimmer, Oranienstraße Nr. 92, im Beisein eines Notars, öffent⸗ lich durch das Loos gezogen werden.
Die gezogenen Schuldverschreibungen werden demnächst nach den Littern, Nummern und Beträgen durch verschiedene Zeitungen bekannt gemacht werden.
Berlin, den 13. November 1869.
Haupt ⸗Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Meinecke.
Tages ordnung.
20. Plenar Sitzung des Hauses der Abgeordneten am Dienstag, den 16. November 1869, Vormittags 10 Uhr.
1) Beschlußnahme über die geschäftliche Behandlung des Entwurfs eines . es. 2) Beschlußnahme über die geschäftliche Behandlung des Gesetzentwurfs, betreffend die Er⸗ weiterung, Umwandlung und m von Wittwen⸗ und Waisen⸗Kassen für Elementarlehrer. 3) Wahl eines Mit⸗ gliedes zur Staatsschulden⸗ Kommission an Stelle des aus⸗ . r,. Abgeordneten Freiherrn v. Patow. H Vorberathung es Staatshaushalts-Etats für das Jahr 1870 im ganzen Hause. 5) Vorberathung des Entwurfs der Kreisordnung für die Pro⸗ vinzen Preußen, Brandenburg, Pommern, Posen, Schlesien und Sachsen im ganzen Hause.
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