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Die Versammlung genehmigte auf Vorschlag der Kommission einstimmig ohne Debatte für die Mitglieder der Synode, mit Ausnahme der am Synodalorte ansässigen, 3 Thlr. täglicher Diäten und ein Reisegeld von 16 Sgr. pro Meise. Sodann wurde in Uebereinstinimung mit der Vorlage beschlossen, daß sämmtliche Synodalkosten aus einer Provinzial ⸗Synodal⸗ kasse, welcher ihre Mittel aus den Kreis Synodalkassen zufließen sollen, bestritten werden. Ueber die Beiträge für die letzteren entspann sich eine lange Debatte, welche mit der durch nament- liche Abstümmung erfolgenden Annahme der Vorlage endigte. ö — Die außerordentliche Synode für die Provinz Preußen trat bei ihren Verhandlungen über das Propo⸗ nendum, betreffend die Revision der Gemeinde und Kreis⸗Synodalverfassung, zunächst über die in der Vor⸗ lage proponirte Aufhebung der bindenden Vor⸗ schlagsliste für die Wahl zum Gemeinde⸗Kirchenrath in Berathung, welche letztere drei Sitzungen in Anspruch nahm. Die Debatten endigten mit namentlicher Abstimmung, durch welche mit 58 gegen 2. Stimmen die Aufhebung der Vorschlags⸗ liste beschlossen wurde, nachdem zuvor durch Majoritätsbeschluß eine dahingehende Entscheidung getroffen worden war daß die Bedingungen für das aktive Wahlrecht ganz nach dem Vor⸗ schlage des Kirchenregiments und die Bedingungen für das passive Wahlrecht annähernd nach dessen Vorschlägen angenommen wurden. — Die Proposition, daß neben dem Gemeindekirchen⸗ rath eine größere Gemeinde⸗Repräsentation zu wählen sei, wurde in namentlicher Abstimmung mit 41 gegen 37 Stimmen abgelehnt. Demnächst folgte die Berathung über die Vereinigung des Gemeinde⸗Kirchenraihs mit dem Kirchenvorstande, Auf Be fürwortung des Referenten wurden die dies fälligen Bestimmun⸗ gen des Proponendums mit einigen Modifikationen angenom⸗ men, und insbesondere durch Abstimmung genehmigt, daß von denjenigen Mitgliedern des Gemeinde ⸗Kirchenrathes das Amt der Vermnögensverwaltung abgelehnt werden dürfe, welche über 60 Jahre alt, kränklich oder im Uebrigen durch ihre Verhält⸗ nisse, die aber der Gemeinde ⸗Kirchenralh zu begutachten habe, an der Ausführung solchen Amtes behindert seien.
Mecklenburg. Schwerin, Ihre Königlichen Hoheiten die Groß herzogin Alexandrine und Ihre haben sich heute Morgen auf dem begeben, um Ihrer Königlichen Auguste, welche morgen ihren 93. Glückwünsche darzubringen,
Heute Abend trifft auch Se. Königliche Hoheit der Groß⸗ he rzog über Lübtheen in Ludwigslust ein und begiebt sich in Folge des Trauerfalles in dem Fürstlich schwarzburgschen Hause mit Ihrer Königlichen Hoheit der Großherzogin Marie nach Rudolstadt, von wo Höchstdieselben am Mittwoch hierher zurückkehren werden. Ihre Königliche Hoheit die Großherzogin Alexandrine und die Herzogin Marie kehren heute Abend wieder hierher zurück. . ih
Reustrelitz, 28. November, Der »Offizielle Anzeiger für Gesetzgebung und Staatsverwaltung im Fürstenthum Ratze⸗ burg« publizirt die Verfassung für das Fürstenthum Ratze⸗ burg, d. d. 6. November 1869. Das Fürstenthum, »ein integri⸗ render Theil des Großherzogthums«, . eine Vertretung von 21 Ritgliedern: 3 Gutsherren, 3 Pastoren, 3 Hausbesitzer aus Schönberg, 3 Domanialpächter und 9 Bauern. Der Vor⸗ sitzende der Landvogtei zu Schönberg ist Präsident der Ver⸗ tretung.
Wremen, 2. November, (W. Z), Die Kemmission der Bürgerschaft, welcher die Reviston des Gesetzes über das Ge- meinde⸗Bürgerrecht übertragen war, hat einen Bericht er⸗ stattet, in welchem sie darauf anträgt, diese Arbeit vorläufig noch zu sistiren, bis von Bundeswegen das Gesetz über den Unterstützungswohnsitz und über das norddeutsche Staatsbürger⸗ recht festgestellt sei. .
Baden. Karlsruhe, 27. November. Die erste Lammer hat mit 13 gegen 7 Stimmen den von der Abgeordnetenkammer angenommenen Gesetzentwurf über die Kompetenzerweiterung der Schwurgerichte hinsichtlich der politischen und Preßvergehen angenommen.
Hoheit der Erbgroßherzogin Geburtstag begeht, ihre
— Die zweite Kammer verhandelte über das ordent⸗
des bezüglichen Passus
liche Budget des Finanz Ministeriums für 1870 und 1871. Der
„eigentliche Staatsaufwand des. 2,182,966 Fl. für 1870 und 2,257,789 Fl. hierauf genehmigt.
Bayern. München, 27. November. der Wahlen ist bereits auf telegraphischem Wege bekannt: ein
Das Ergebniß
Finanz- Ministeriums« mit für 1871 wurde
gehalten stellt sich für ie die F
liedern der Mittelpartei und 3 für demokratisch angesprochenen green zusammen. Gegen die Wahl vom vergangenen Mai Patrioten ein Zuwachs von 1, für ortschrittspartei von 2 Mitgliedern heraus, um welche die Mitkelpartei sich diesmal geschmaͤlert sieht.
= Nach der »Hoffm. Korr. hat der König dem Reichs. rath und Stiftspropst Dr. v. Döllinger, welcher demselben ein Exemplar seiner » Erwägungen über die Frage der päpstlichen Unfehlbarkeit« vorgelegt hat, in einem die Mahnworte des Ver= fassers anerkennenden Schreiben gedankt und ihn hiebei des be—
sonderen allerhöchsten Wohlwollens und unwandelbaren Ver—
trauens versichert.
Desterreich⸗ Ungarn. Wien, 28. November. Die Ab— reise der Kaiserin nach Triest ist um zwei Tage aufgeschoben worden. Allerhöchstdieselbe wird statt am 29. d. M. erst am nächsten Mittwoch, muthmaßlich Nachmittags 4 Uhr von Ofen abreisen und dürfte hiernach auch die Ankunft des Kaisers erst am 3. oder 3. Dezember zu erwarten sein.
= Der Reichs⸗Finanz-Minister Freiherr v. Becke befindet sich etwas besser. Die Krankheit des Ministers hat sich, wie verlautet, durch ein hervorgetretenes Herzleiden komylizirt.
— Der Fürst-Erzbischof Rauscher ist am 25. d. zum Konzil nach Rom abgereist.
Die erste öffentliche Berhandlung des Reichsgerichtes wird am nächsten Montag stattfinden. Der Bischof Rüdigier in Linz hat das Reichsgericht gegen die sein bisheriges Ein— kommen schmälernde Maßregel angerufen.
esth, 27. November. Inn Unterhause überreichte Milelics zwei Beschlußanträge; der eine verlangt eine wohl— wollende Reutralität für die christlichen Völter der Türkei, der zweite die sofortige Provinzialisirung der ganzen Militär grenze. Die Telegraphenkonvention mit den deutschen Staaten und ' ben Riederlanden wurde in dritter Lesung angenommen. Hierauf begann die Debatte über das Gutachten der Finanz Kommission und die Anträge Justs und Ghyczy's bezüglich der Schlußrechnung für das Jahr 1868. Montag wird die Debatte
fortgesetzt. Cattaro, 25. November, Nachmittags. Die durch Un wetter seit gestern früh gestörte Telegraphenleitung eröffnet worden. Die Winterszeit hat begonnen, seit 4 Tagen anhaltender Scirocco, Regengüsse und Stürme, man konnte die Truppen nicht länger ohne Gbdach in der gewonnenen Position
affen Die Vorposten sind successive an die Küste marschirt
Beim Arrieregardegefechte wurden vom 8. Jägerbataillon zwei
Veutenants leicht verwundet, 14 Mann blieben todt, 7 sind ver= wundet, einige vermißt. Karl 1 Mann todt, 3 verwundet. sano werden vervollständigt.
36. November, Mittags. Nur wegen der eingebrochenen rauhen Winterszeit werden die gewonnenen Positionen geräumt. Beide Straßen . Sattelpunkte oberhalb Risano bleiben besetzt und werden dort die erbauten Blockhäuser vervollständigt, wodurch die erneuerte Vorrückung wesentlich erleichtert wird. Die Ko— lonnen Fischer und Kaiffel blieben drei Tage in der Ebene von Dragalj, sicherten eine g0tägige Verproviantirung und kehrten beim Marsch an die Küste zuerst zurück.
Belgien. Brüssel, 28. Novemher. tantenkammer Milizgesetz bis auf einige zur anderweitigen Diskussion zurülk gestellle Artikel. In der Sitzung erklärte der Minister det Innern, daß er nächstens ein Gesetz über die Besoldung und Fielleicht auch eins über die Organifation des ersten Aufgebot der Bürgergarde vorlegen werde.
— Wie die »Indep. belge« mittheilt, wird sich die chine' sische Gesandtschaft von Berlin aus zuerst nach St. Peterd⸗ burg und erst von dort nach Brüssel begeben.
Großbritannien und Irland. London, 27. November Ihre Majestät die Königin hat Windsor verlassen und ist i Begleitung der Prinzessinnen Lousse und Beatrice nach Clale mont Houfe gegangen, wo sie bis Mittwoch zu bleiben gedenkt inzwischen ist die Tochter des Königs der Belgier beim Prinzen Christian in Frogmore zu Besuch und König Leopold selbet, welcher sich vor Abreise der Königin bei dieser verabschiede hatte, hat den letzten Anordnungen zufolge seinen Aufenthalt in London bis auf Montag ausgedehnt.
— Das Befinden der Prinzessin von Wales und del neugeborenen Prinzessin ist den letzten Bulletins zufolge be
Die Befestigungen von Ri—
Die Repräsen⸗ beendete gestern die Berathung über das
friedigend.
mit 6 Stimmen Ueberzahl errungener Sieg der patriotischen
Partei über die Gesammtheit der Liberalen aller Schattirungen. Erstere hat 80 Abgeordnete durchgesetzt /
sich, nach der »A. A. Z.«“, aus 66 Fortschrittsmännern, II Mit-
ᷣ überreichte. die Minderheit (74 seßzt
— Kurz vor Abreise der Königin von Windsor hatte Gra Lavradio, seit 18 Jahren portugiesischer Gesandter am hi
sigen Hofe, Audienz, in welcher er seine Abberufungsschreibe Noch am Abend reiste er auf seinen neuen Postt nach Rom ab. Als Geschäftsträger fungirt bis auf Weiter Sennor Figaniere e Moras.
ist eben erst
Vom Infanterie⸗Regimente Franz en n der Schiffahrt
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Außer dem portugiesischen Gesandten langten auf Schloß Windsor vorgestern Lord Elarendon, der Minister des Aus— artigen rd Ilsomfield und Lord Loftus, an und hatten Audienzen bei der Königin.
Frankreich. Paris, 2B. November, Vas „Journ. offiziel meldet die Ernennung von 7 Präfetten.
Der Gouverneur von Algerien, Marschall Mace Mahon, st in Paris angekommen,;
Nach dem »Journal offiziel⸗ (Abendblatt) hat die Pforte ein Ultimatum an den Vizekoͤnig von Aegypten gestellt, und der kürkischen Flotte
— Einer Mittheilung des »Publie⸗ zufolge werden die Deputirten der früheren Majorität sich heute Abend im Hotel du Louvre versammeln. ͤ
— Dem »Moniteur⸗« zufolge hat heute eine Versammlung der UÜ6 stattgefunden, in weicher der Vorschlag Olliviers ange⸗ nommen wurde, das Ministerium wegen Vertagung der Kam⸗ mern erst nach Prüfung der Mandate zu interpelliren.
Marseille, 2. Rovember. Der Munizipalrath hat in seiner heutigen Sitzung den Wunsch ausgesprochen, das Prin- zip des Frelihandels aufrecht zu erhalten und beschlossen, sich an das Programm der Handelskammer und der Gesellschaft, die sich zur Förderung des Freihandels gebildet hat, in allen zu diesem Zwecke führenden Maßregeln anzuschließen.
Italien. Florenz, 265. November. Die Deputitten—
kammer hat sich in Folge der Ministerkrisis bis zum 30. d. M.
vertagt.
— 28. November. (W. T. B) Der »Correspondence ita⸗ lienne« zufolge ist die Kaiserin der Franzosen heute Morgen 8 Uhr in Messina angekommen und von den Behör⸗ den empfangen worden. — Der Kaiser von Oesterreich wird morgen Mittag in Korfu eintreffen und nach einem sechs⸗ stündigen Aufenthalte seine Reise nach Brindisi fortsetzen.
Die »Opinione« meldet: Der Deputirte Castagnola und General Govone, welche von Lanza behufs Eintritts in das neu zu bildende troffen.
Der Italie‘ zufolge hat der König die beabsichtigte Reise nach Neapel aufgeschoben und wird sich nach erfolgter
*
Konstituirung eines neuen Ministeriums nach Turin begeben.
Numänien. Bukarest, 27. November. Die Kam⸗ mern sind heute durch den Fürsten Karl eröffnet worden. Die Thronrede betont die allseitig guten Beziehungen zum Auslande, die großentheils beigelegten Grenzstreitigkeiten, die
nteressen durch internationale Verträge. Es werden Gesetz⸗ entwürfe, hetreffend die Regulirung der schwebenden Staats— schuld, die Organisirung der Armee und des Unterrichtswesens vorgelegt werden. Die Rede konstatirt die baldige Vollendung der projektirten Eisen bahnen. In der Thronrede erwähnt Fürst Karl die Besuche, welche er an fremden Höfen gemacht hat, und sagt, nach (W. T. B.): Die Aufmerksamkeiten, welche ihm seitens der Souveräne zu Theil geworden, fallen auch auf die rumänische Nation zurück, welche den Großmächten dadurch zu neuem Danke verpflichtet werde. Nach⸗ dem der Verdacht geschwunden und das Vertrauen wiederhergestellt sei, dürfe man hoffen, daß die Beziehungen des Landes zu den hohen garantirenden Mächten einen den Interessen des ersteren günstigeren Charakter annehmen werden. Die Rolle, welche Rumänien berufen sei, in der Frage des europäischen Gleich⸗ gewichts im Orient zu spielen, sel um so leichter auszufüllen, als die Regierung des Fürsten in loyaler Weise auf die strengste Erfüllung? derjenigen Pflichten halten werde, welche ihr, die unter dem mächtigen Schutze Europas abgeschlossenen Ver⸗ träge auferlege. Was das Verhältniß zur Pforte anlange, 1 bestehe das sicherste und geeignetste Mittel, das Ausland von einer Einmischung in die inneren An⸗ gelegenheiten Rumäniens abzuhalten, darin, daß Rumänien seinerseits sich jeder Einmischung in die Angelegenheiteiten seiner Nachbaren enthalte. »Dann, fährt der Fürst fort, wird die Schwelle unseres Hauses in Wahrheit unverletzlich und geheiligt Ein. Daß diese Politit, welche ich verfolge, die beste ist, beweist der gute Wille, den gegenwärtig die garantirenden Mächte zeigen, um durch internationale Verträge unsere Verhältnisse, soweit dieselben ein gemeinschaftliches Interesse bieten, zu regeln. Der Fürst schließt mit einem Auftuf an die Parteien zur Versöh⸗ nung und Eintracht. Die Fürstin wohnte der Eröffnung der Kammern bei.
. Die Thron rede wurde an verschiedenen Stellen durch laute Beifallsbezeigungen unterbrochen. Der Fürst und die Fürstin — von der Versammlung mit stuͤrmischen Zurufen be—
— 28. November. Zum Präsidenten des Senats ist Pla⸗
sei Befehl gegeben, sich seefertig zu halten.
lassen.
Kabinet hierher berufen waren, sind einge⸗
und die Regelung der gemeinsamen
zu halten, sondern aus
gino wiedergewählt, zu Vize ⸗Präsidenten sind Costaporu und
r Theodor Veisu gewählt ; und die diesseitigen Botschafter in Wien und Berlin, e m, dn.
Aegyyten. Der Nil hatte, wie der »France⸗ mitgetheilt
wird, seit Menschengedenken nicht die Höhe 9 in diesem vi. .
die Fluth vernichtet Deiche, Dörfer, Eisen bahnen, Telegraphen⸗
drähte, Saaten und Saatfelder fort; der Schade, den diese
, n für Aegypten brachte, wird auf 200 Millionen Fr. 06 8
Dänemark. Kopenhagen, 2. November. Die schon am 7. d. von Dagens dr ohcher. genelbete Nachricht, i die Hinausschiebung der Ratifikation des Verkaufskontraktes der ern , Inseln auf sechs Monate, wird heute offiziell an⸗
Asien. Schangai, 31. Oktober. Der Herzog von
Edinburgh hat Peking inkognito b ist 1 getroffen. g inkognito besucht und ist jetzt hier ein
Aus dem Wolff' schen Telegraphen⸗Bureau.
München, Montag, 29. November, Vormittags. Zu der deutigen Versammlung behufs einer , , . die Frage, betreffend den Rücktritt des Ministeriums, haben die Vertreter sämmtlicher liberalen Parteien Einladungen ergehen
Paris, Montag 29. November. »Constitutionnel« be⸗ richtet ausführlicher über die gestrige von den 116 int ctzeich⸗ nern der Interpellation einberufene Versammlung. Es waren
im Ganzen 165 Deyputirte anwesend; den Vorsitz führte Darn. Derselbe hielt eine Ansprache, deren , . daß
das Kaiserthum und die Freiheit aufrecht zu halten seien. Den⸗ selben Gedanken führte Segris aus: Das Kaiserthum und die
Freiheit seien miteinander solidarisch geworden, und würden sich gegenseitig aufrecht halten. ? . bas Ministerium gleich am ersten Sitzungstage interpelliren,
Die Ansicht, man müsse
und die Kabinetsfrage stellen, wurde von Andelarre, Keller und
Latour⸗Dumoulin vertheidigt, und von Emil Ollivier und
Segris bekämpft. Einen Zwischenfall rief die Rede Estancelin' s hervor. Als derselbe sagte: Wir müssen eine große konservative Partei bilden, welche die Aufrechterhaltung der Ordnung und der Freiheit sichert, unterbrach ihn die ganze Versammlung mit dem Rufe: »Sie wollen sagen des Kaiserthums und der
Freiheit«. Der Antrag Ollivier's, die Interpellation erst nach
Vollzug der Wahlprüfungen einzubringen, wurde, wie gemeldet, angenommen, und zwar mit 102 gegen 23 Stimmen.
. Landtags⸗Angelegenheiten. Berlin, 29. November. In der Sitzung des Hauses
der Abgeordneten am 27. d. M. erklärte der Minister der
geistlichen ꝛc. Angelegenheiten Dr. von Mühler über den Kur⸗ märkischen Kirchenfonds nach dem Abg. Richter Sangerhausen); Das Thatsächliche, was der Herr Abg. Richter angeführt hat, ist urg, ,. 6 ö Dieser Fon s besteht seit dem Anfange des vorigen Jahrhunderts und ist wahrscheinlich in Folge der Verwirrungen z a . Krieges nicht mehr in derjenigen korrekten Weise fortgeführt worden, wie es ursprünglich gedacht war. Schon in den achtziger Jahren sah man sich genöthigt, die Ueberschüsse nicht mehr ganz klar auseinander dem Vermögen der reichen Kirchen zum Besten der armen Kirchen Vorschüsse zu geben, Ueberschüsse zu über-
tragen. Dieser Mangel war in den folgenden Jahren noch größer ge—
worden. Die Kriege ven 1806 und 1813 haben nicht dazu beigetragen, die Klarheit zu fördern, so daß man sich im Jahre 1823 endlich zu dem Schritte verstanden hat, durch ein Königliches Statut eine große Gemesnschaft unter den veischiedenen Kirchen an diesem gemeinschaft— lichen Vermögen zu konsituiren. . . Mit Recht ist nun seitdem der Wunsch wiederholt laut geworden, diese Gemeinschaft auseinanderzusetzen, und dem Kirchenregiment
würde nichts lieber sein, als wenn es diese Auseinandersetzung be—
wirken könnte. Aber die Basen feblen — es ist ganz unmöglich, nachdem 100 Jahre der Verwirrung daran vorübergegangen sind und die Rechnungen aus dem vorigen Jahrhundert und dem ersten Viertel dieses Jahrhunderts nicht vorhanden sind, nachzuweisen, wieviel nach strengem Nechte den einzelnen Gemeinden an diesen Fonds gebührt. Die Auseinandersetzung, die das Kirchenregiment wünscht, zu finden, ist nur möglich im Wege eines Vergleichs, einer gütlichen Ausgleichung der ver⸗ schiedenen Partizipienten untereinander unz da bat das Kirchenregiment seine Hoffnung darauf gesetzt, daß auf den Provinzial-Synoden, sobald sie nur erst mit rechtlich anerkannter Geltung konstituirt sein werden, es möglich sein wird, einen solchen Aus einandersetzungsmodus zu finden, weil jeder Auseinandersetzungsmodus, den das Kirchenregiment aus eigener Machtvollkommenheit hinhstellte, mehr oder weniger etwas Willkürliches haben würde und haben muß. Würde der Herr Abgeordnete im Stande sein, mir einen Auseinander⸗ seßungsmodus vorzuschlagen, so würde ich ihm dankbar dafür sein; aber die Grundlagen dazu, jeder einzelnen Kirche nachzuweisen, was ihr nach strengem Rechte gebührt, was sie an Vorschüssen empfangen hat, und was sie an Vermögen und Zinsen desselben zugesetzt hat — die Grundlagen hierzu sind nicht mehr herzustellen.
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