1869 / 288 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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gereicht, Papiergeld im Betrage von höchstens 2 Millionen einzuziehen und 1200 Millionen 6proz. Bonds durch drei Se⸗ rien 43 proz. steuerfreier Bonds zu ersetzen, die in 15, 20 und 25 Jahren zurückgezahlt werden sollen. Kapital und Zinsen sollen in Metall gezahlt werden. Die Zahlung der Zinsen soll auch in London, Paris, Hamburg und Frankfurt a. M.

erfolgen. . Aus Haiti trifft die Nachricht ein, daß Salnave sich— zum lebenslänglichen Präsidenten proklamirt habe.

Landtags⸗Angelegenheiten.

Berlin, 8. Dezember. In der gestrigen Sitzung des Hauses der Abgeordneten erklärte der Finanz⸗Minister

amphausen uber den Antrag der Kommissarien des auses: d . Haus der Abgeordneten wolle beschließen: die Königliche Staatsregierung aufzufordern: I) das Kapitalkonto des Seehandlungs— Instituts, unter Einschluß des Reservefonds, zunächst auf die Summe von 11 Millionen Tbalern zu beschränken; Y) die hierdurch zur Ver⸗ fügung kommenden Mittel spätestens im Etat des Jahres 1871 in Ansatz zu bringen; 3) vom Jahre 1871 an nicht eine bestimmte Rente, sondern den vollen Jahresgewinn der Seehandlung in den Staats— haushalts⸗Etat aufzunehmen, nach dem Abg. v. Sybel: 585

Meine Herren! Die Seehandlung ist ein Staatsinstitut, welches bei Errichtung der Verfassung, sowohl der Verfassung des Jahres 1848 als der revidirten Verfassung vom Jahre 1856, aufrecht erhalten wurde mit den Ihnen allen bekannten Befugnissen Es kann sich daher, wenn überhaupt die Frage einer Auflösung oder einer Be— schränkung der Seehandlung aufgeworfen wird, für einen Faktor der gesezzebenden Gewalt nicht um ein Digpositionsrecht handeln, nicht um die Befugniß handeln, einseitig in dieser Beziehung bindende Be— schlüsse zu fassen, sondern es kann sich nur darum handeln, einen Wunsch nach dieser Richtung hin auszusprechen.

Soweit der Wunsch geäußert werden möchte, die Existenz der See⸗ handlung in Frage zu stellen, würde ich sofort in der Lage sein, zu erklären, daß die Staatsregierung diesem Wunsche entgegentrete. So⸗ weit es sich darum handelte, die Seehandlung gleichsam successive zum Erlöschen zu bringen, einen ersten Schritt zu thun, um einen zweiten und dritten nach dieser Richtung hin nachfolgen zu lassen, würde ich dieselbe Erklärung zu wiederholen haben, und wenn es sich darum handeln sollte, für die gegenwärtige Lage des Finanzhaushalts nach einem momentanen Abhülfemittel sich umzusehen und, statt da⸗ für Sorge zu tragen, die Finanzen des preußischen Staats dauernd zu ordnen, eine jährlich wiederkehrende Ausgabe dadurch zu ordnen, daß man eine jährlich wiederkehrende Ausgabe⸗Ersparniß schafft, eine Kapitalverwendung eintreten zu lassen, dann würde ich einer solchen Verwendung der Fonds ebenfalls nicht zustimmen können.

Neben diesem Allen kann nun, das erkenne ich vollständig an, die Frage in Anregung kommen, und, meine Herren, sie würde auch ohne Ihren Antrag in Anregung gekommen sein, ob es nothwendig sei, die Kapitalien der Seehandlung in unverändertem Umfange zu erhalten. Ihnen Allen ist bekannt, daß die Seehandlung seit Jahren sich bemüht hat, ihre gewerblichen Etablissements in die Hände der Privat- industrie gelangen zu lassen, daß diese Bemühungen mehrmals ohne Erfolg angestellt worden sind, und daß es sich jetzt fragt, ob sie nicht in naher Zukunft wenigstens für das wichtigste von allen diesen Etablissements, wenigstens für dasjenige, das den bei weitem größten Kapitalbetrag in Anspruch nimmt, mit Er⸗ folg gekrönt sein werde. Denn für dieses Etablissement ist auch der gewählte Zeitpunkt keineswegs ungünstig: das Jahr 1869 war für diesen Industriezweig ein sehr ungünstiges, im Jahre 1870 eröffnen sich keine schlechten Aussichten. Wenn es nun gelingen sollte, ein so wichtiges Etablissement zu veräußern, wenn es ferner eintreten sollte, daß das Etablissement in Bromberg ebenfalls in die Hände der Privatindustrie übergehen möchte: so liegt ja sehr natürlich die Frage vor, ist denn für die Zwecke, welche die Seehandlung zu be— folgen hat, eine ungeschmälerte Beibehaltung der bisherigen Etats- fonds erforderlich? Welcher Ansicht die Staatsregierung sein wird, wenn seiner Zeit die ruhige, unbefangene Erwägung an sie herantritt, das vermag ich natürlich meinerseits nicht zu bestimmen, um nicht meinen Kollegen vorzugreifen. Indessen will ich doch schon heute nicht Anstand nehmen zu sagen, daß, wenn uns die beabsichtig— ten Veräußerungen gelingen sollten, ich den Herren Antragstellern gegenüber anerkennen würde, daß das von ihnen gegriffene Maß ein billiges sei, daß das von ihnen gegriffene Maß die See— handlung wohl in den Stand setzen würde, in dem ihr zugewiese— nen berechtigten Wirkungskreise ungeschmälert ihre Geschäfte fort⸗ zusetzen, und daß dann allerdings die Frage entstehen kann, wie und in welcher Weise soll dieser Kgpitalbetrag verwandt werden? In dieser Beziehung dürfen wir der Zukunft nicht vorgreifen. Nur eins würde ich bitten, ins Auge zu fassen, daß wir, wenn wir auf der einen Seite dem Staate eine Einnahmequelle entziehen der Herr Vorredner hat mit Recht hervorgehoben, daß ja der Ueberschuß der Seehandlung ein anderer sein würde, wenn ihr ein so großer Kapitalbetrag entzogen würde dann auch daran zu denken haben, eine dauernde Ausgabe durch die Verwendung jener Kapitalien zu ersparen, oder das Kapital meinetwegen in pro— duktiver Weise zu verwenden, nicht aber darauf Bedacht zu nehmen, es zu den laufenden Staatsausgaben zu verwenden. Wenn in dieser Weise verfahren werden sollte, so würde der Staatsregierung meiner Ansicht nach ich wiederhole den Vorbehalt, den ich vorher gemacht habe kein großes Interesse daran haben, dem Antrage sub III. ent-

gegen zu treten. Ein kleines Interesse würde doch bestehen, und wa ein Interesse, welches der Landtag mit der Regierung theilen sornt für die Etataufstellung, für die Uebersicht über die zur Dis position stehenden finanziellen Hülfsmittel des Staats. Es ist in der In bei weitem angenehmer, über eine feste Rente verfügen zu können, al über einen jährlich wechselnden . und wenn dazu kommt, daj eine eifersüchtige Kammer, die von Mißtrauen gegen die Regierun erfüllt wäre, von einem Mißtrauen, was, wie ich glaube, in 3 kunft ebenso unbegründet sein würde, als wie es in Bezug auf di Vergangenheit unbegründet gewesen wäre, vielleicht glauben könnte, daß man etwa kuͤnstliche Gewinnrechnungen au s. stellt habe so würde das vielleicht zu sehr unangenehmin Erörterungen Anlaß geben können, die dem Interesse keiner der dabei betheiligten Körperschaften zusagen könnte. Es scheint mir daher, daj doch auch dieser Punkt seiner Zeit einer sehr reiflichen und eingehenden Erwägung bedürfen wird.

Durch diese Aeußerungen glaube ich mich über die Anträge, di uns vorliegen, im Wesentlichen ausgesprochen zu haben. Da ich aber das Wort habe, so will ich mich gleich auch noch über den anderen Antrag aussprechen, der dahin geht, daß ausführliche Mittheilungen über die größeren Finanzoperationen gemacht werden sollen, und zwar nach dem Muster der von der preußischen Bank aufgestellten Vat. waltungsberichte. In dieser Beziehung habe ich zunächst hervorzuheben, daß die Bankverwaltungs Berichte in der That gar kein Muster für die Seehandlung sein können, weil die Geschäfte der Bank und ba Sechandlung toto die von einander verschieden sind. Während für die Bank das Diskontiren der Wechsel und das Beleihen, die Hergabt von Lombarddarlehnen, die wesentlich von ihr zu erfüllende Aufgabe bildet, befaßt sich die Seehandlung mit dem Diskontiren von Wechseln nur dann und nur so weit sie nichts Besseres zu thun hat, nur dann und nur so weit, als das ein Mittel ist, um ihre Gelder flüssig zu erhalten, sie jederzeit zu ihrer Disposition zu haben. Ferner hat ja die Seehandlung keine über das ganze Land verzweigten Institute; sie diskontirt überhaupt nirgendwo, als bo dem Centralinstitut in Berlin, sie giebt nirgends Lombarddarlehne als bei dem Centralinstitut in Berlin, und über den Umfang ihreg Diskontirens und der Lombarddarlehne hat sie ja bisher schon Ausz. kunft gegeben. .

Wenn dann von den einzelnen Operationen die Rede ist, so ist es da sehr oft mißlich, eine solche Sache öffentlich zur Sprache bringen zu sollen. Es können theils Schwierigkeiten entstehen, es kann theilß der Grund daraus entnommen werden, daß man vielleicht wenige gern mit der Seehandlung Geschäfte abschließt; endlich würde die vollständigste Aufzählung der einzelnen Operationen Ihnen kein rich. tiges Bild von der wirklichen Thätigkeit eines solchen Instituts geben. Ein solches Institut wirkt nicht allein positiv, es wirkt auch sehr ot negativ, und die negative Einwirkung ist zuweilen von nicht geringerer Bedeutung als seine positive. Für den Staat besteht ich wage das auszusprechen trotz der scherzhaften Hindeutung des Vol. redners auf meine Person in der That ein großes In. teresse daran, Beamte zu haben, die, lediglich das Staats. interesse ins Auge fassend, genau mit allen kommerziellen Opt. rationen vertraut sind. Und glauben Sie mir, wenn nächstent die Seehandlung aufgelöst werden sollte was ich nicht zu erleben hoffe dann würde in Bezug auf alle finanziellen Operationen det Staates ein wesentlich anderer Zustand eintreten, als wie er heutt besteht. Wenn Bezug genommen wird auf die in der That doch sehr günstigen Geldresultate, die während einer sehr langen Reihe von Jahren die Seehandlung erzielt hat, so ist doch für den Staat noch bei Weitem wichtiger gewesen der gute Rath, den die Seehandlung bei den häufigen während dieses Zeitraums vorgefallenen Finanz operationen den Staatsorganen zu ertheilen in der Lage war, und ich bin überzeugt, daß wenn ich den heute hier anwesenden letzten Herrn Finanz⸗Minister oder seinen Vorgänger zum öffentlichen Zeugniß darüber auffordern wollte, was ihnen die Seehandlung in dieser Be— ziehung für Dienste geleistet hat, sie würden nicht anstehen, dies voll— ständig anzuerkennen, und ich wünsche, daß auch in der Zukunft das Institut kräftig geleitet, daß es auch in der Zukunft in der Lage sein möge, einen sachkundigen, uneigennützigen, unbefangenen, wohlerwo— genen Rath zu ertheilen.

Wenn ich nun noch ein letztes Wort über die Art der Formu— lirung des Antrags bemerke ich erinnere hieran etwas später, weil ich es vorhin versäumt habe —, so scheint mir namentlich durch die Worte im ersten Satze zu nächst zu beschränken«, ferner in dem e en Satz durch die Worte »spätestens das im Jahre 1871 auf

en Etat zu bringen« daß doch eine etwas zweideutige Haltung in die Vorschläge selbst gekommen ist, die es mir nicht wünschenswerhh erscheinen lassen, daß in dieser Form die Anträge zum Beschluß de Rn erhoben würden So weit in den Anträgen lediglich der unsch ausgedrückt ist, daß nach verständiger, sorgfältiger Erwägung dafür Sorge getragen werde, daß die Fonds der Sechandlung auf ein bestimmtes Maß begrenzt werden und in Zukunft dieses Maß im Wesentlichen nicht übersteigen sollen, würde ich mich mit dem aus gedrückten Wunsche einverstanden erklären können.

Statistische Nachrichten. ; Wie die kürzlich veröffentlichten Kommerzialübersichten für dat

Jahr 1868 ersehen lassen, sind die wichtigsten Finanzartit— des Zollvereins unter der Tarifposition Rr. 25 (Material- und Spezerei, auch Konditorwaaren und andere Konsumtibilien) enthalten. Die dieser Position angehörenden zollpflichtigen Gegenstände haben . Jahre 1868 einen Zollertrag von 2 622736 Thlr. oder 76,2 pCt. gesammten Aufkommens an Eingangszoll geliefert, während sie 1 vorhergehenden Jahre nur 17,957,573 Thlr. oder 74,3 pCt. ihn tz haben. Der Mehrertrag für 1868 beläuft sich hiernach auf 286516

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hlt es müssen davon indeß 1.96492 Thlr. Zoll von der Einftühr zusländischen Salzes in Abzug gebracht werden, da dieser Einnahme sir 1867 ein Ertrag nicht gegenübersteht. Das verbleibende Mehr be— ichnet sich also nur auf 9005666 Thlr. oder 5,1 pCt. Es würde er— icblich größer gemwesen sein, wenn sich nicht bei den Artikeln Wein ind Nohtabak Zollausfälle im Betrage von 293,220 Thlr. und z 620 Thlr, ergeben hätten, die beim Wein auf die mit 1. Juni 1868 ungetretene Herabsetzung des Eingangszolles, beim Rohtabak dagegen uf den Umstand zurückgeführt werden müssen, daß im Jahre 1867 ie befürchtete Erhöhung des Tabgkszolles eine über das Bedürfniß peit hinausgehende Einfuhr zur Folge hatte, die selbstredend auf das Einnahme ⸗Resultat des Jahres 1868 einen Rückschlag ausüben mußte. sbgesehen von diesen beiden Artikeln haben die meisten wichtigeren Hegenstände der Tarifposition 25 günstigere finanzielle Ergebnisse, als n 1867, geliefert, die hauptsächlich der Erweiterung des Zollperecins— lbletes zugeschrieben werden müssen. Die Zollerträge, welche die iinzelnen wichtigeren Artikel in 1868 geliefert, führen wir nachstehend zuf und fügen die betreffenden Ziffern für 1867 nachrichtlich hinzu:

Roher Kaffee 8,477 645 Thlr. (1867: 7,697,980 Thlr.), unbear— leitete Tabaksblätter 3,171,188 Thlr. (1867: 3 930 808 Thlr.), Salz sobctdz Thlr. (1867. Nichts) Wein in Fässern und Flaschen 330 032 Thlr. 1867: L623 252 Thlr.), getrocknete Südfrüchte gl, 612 shlr. (1867: S37,256 Thlr.). Rohzucker für inländische Siedereien Sösed8 Thlr. (1867: 227,434 Thlr.), Reis S69 563 Thlr. (1867: Fl 19 Thlr.), Heringe 5l 4,425 Thlr. (1867: 434,660 Thlr), Gewürze 6öß80 Thlr. (1867: 479,245 Thlr), Branntwein, Arrae, Rum zYö0M6 Thlr. (1867: 388.457 Thlr), Syrop 3530 330 Thlr. (1867: Als6ös0 Thlr., Cigarren 304,820 Thlr (1867. 270 920 Thlr.), Kakao 5h 922 Thlr. (1867: 160,420 Thlr.), frische Südfrüchte 150,673 Thlr. (18657: 141779 Thlr.), Tbee 1263392 Thlr (1867: 114616 Thlr.), säse 1171660 Thlr. (1867: 944490 Thlr), Konfitüren, Zuckerwerk c. ol 760 Thlr. (1867: 85 3665 Thlr.), fabrizirter Rauchtabak 96,272 Thlr. 8667: 1995747 Thlr.), Bier 90 744 Thlr. (1867: 76,633 Thlr.), Butter 0739 Thlr. (1867: 73,788 Thlr.), getrocknete, marinirte 2c. Fische M78 Thlr. (1867. 42,294 Thlr.), Brote, Hut- und Kandiszucker zb Thlr. (1867; 14821 Thlr ), Kaviar und Kaviarsurrogate hi2 Thlr (1867: 32021 Thlr.), Fleisch 23/091 Thlr. (1867: 19595 Ihlr), Rohzucker und Farin 21,612 Thlr. (1867: 4060 Thlr.), Kraft— mehl, Stärke, Nudeln u. s w. 18081 Thlr. (1867: 23624 Thlr., Hefe B64 Thlr. (1867: 145761 Thlr.), Honig 13655 Thlr. (1867: 14,168 g , oder Schaalthiere aus der See 11924 Thlr. (1867: Y: r.. Nächst den Material- 2c. Waaren lieferten die höchsten Zollerträge n 1868 die Manufakturwaaren mit 19815781 Thaler oder 7,2 pCt. d Gesammtaufkommens (1867: 1,496 621 Thaler oder 6,2 pCt.), serner die Halbfabrikate der Textilindustrie mit 1B,282,868 Thlr. oder pCt. (1867: 1,214,904 Thlr. oder 5, pCt), sowie Roh und Ma—⸗ leialeisen und Eisenwaaren mit 1 032,587 Thlr. oder 4,0 pCt. (13867: 1639214 Thlr. oder 4,3 pCt.). Im Einzelnen betrugen die Zölle bon Baumwollenwaaren 436641 Thlr. (1867: 283,884 Thlr.), von leinwand und Leinenwaaren 129,145 Thlr. (1867: gl, 252 Thlr.) von Seiden, und Halbseidenwaaren 341570 Thlr (1867: 314,850 Thlr.), von Wollenwaaren 1,0745425 Thlr. (1867: S06,635 Thlr.), von Baum⸗ wollengarn 727,386 Thlr. (1867: 612,794 Thlr.), von Leinengarn und Zwirn 313,'896 Thlr. (1867: 392,133 Thlr.), von gefärbter ꝛc. Seide 12620 Thlr. (1867: 9756 Thlr.), von Wollengarn 228,966 Thlr. 867: 200,221 Thlr.), von Roheisen 508,546 Thlr. (1867: 578,775 Ihaler, von Materialeisen aller Art 336,545 Thlr. (1867: 265,047 UIhaler, von Eisenwaaren 237496 Thlr. (1867: 195392 Thlr..

Das Zollaufkommen von allen übrigen, vorstehend nicht genann— lin Einfuhrartikeln hat im Jahre 1868 überhaupt 2,157,501 Thlr. oder 79 pCt. der Gesammteinnahme betragen gegen 24525798 Thlr. oder 102 pCt. in 1867. Der Minderertrag ist auf Rechnung der mit l. Juni 1868 eingetretenen Zollbefreiungen resp. Zollermäßigungen

iu setzen. Kunst und Wissenschaft. . Ueber den musikalischen Nachlaß Otto Jahn's veröffentlicht Pro- sisor Michaelis, ein Neffe Jahn's, folgende Erklärung: Von den perschiedensten Seiten ergehen an mich Anfragen, was aus den von

Otto Jahn für seine Biographien 6. und Beethoven's gesammel⸗

ten Materialien geworden sei. Ich gebe darüber in Folgendem kurze Auskunft. Ein besonders werfhvelier Theil jener Materialien be— stand in authentischen Kopien entlegener, schwer zugänglicher Kom- positionen, sowie von Briefen; Kopien, welche Jahn theils selber hatte anfertigen lassen, theils den uneigennützigen Bemühungen kundiger Freunde verdankte. Alle diese Abschriften nebst den gedruckten Kom- positionen sind nach Jahn's eigener Anordnung bei seiner musifalischen Bibliothek belassen worden und mit der ganzen Bibliothek in Besitz der Antiquare Jos. Baer in Frankfurt, Max Cohen u. Sohn und Matth. Lempertz in Bonn übergegangen. Die übrigen Samm⸗ lungen enthalten einzelne Notizen, Abschristen von Dokumenten, Aus- schnitte aus Zeitschriften u. dgl. Die Haydn betreffenden Samm⸗ lungen hatte Jahn selbst bereits dem künftigen Biographen Haydn's, Fr. Pohl in Wien, dem seine Sammlungen sehr werthvolle Stücke verdankten, mitgetheilt; ähnlich war er mit den Beethoven⸗Materialien Thaver in Triest gegenüber verfahren. Ausgearbeitet ist kein Stück der Biographie, wenn auch der Plan derselben in Jahn's Kopfe voll- kommen feststand und auch im Einzelnen das Meiste bereits innerlich verarbeitet war. Als nun Jahn im August dieses Jahres in Erwar— tung seines nahen Todes seine sämmtlichen Papiere ordnete, beabsich-= tigte er jene Materialsammlungen, da sie doch in dieser Gestalt keinem Anderen nützen könnten, zu vernichten. Indessen gestattete er mir schließlich die Aufbewahrung und ging auf meinen Vorschlag ein, den Herren Pohl und Thayer, wenn diese Werth darauf legen sollten, die Haydn'schen und Beethoven'schen Materialien zu weiterem Gebrauch mitzutheilen. Beide Herren sind auf dieses Anerbieten eingegangen, und dürfen somit Alle, welche sich für den Verbleib jener Vorarbeiten interesstren, versichert sein, daß dieselben den treuesten und kundigsten Händen anvertraut sind. Tübingen, Oktober 1869. Prof. Ad. Michaelis.

Gewerbe und Handel.

Die Rentenliste Nr. 35 ist so eben von der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdruckerei (R. v. Decker) ausgegeben. Dieselbe enthält die bei den Provinzial⸗Rentenbanken im November d. J. aus- geloosten Nummern der Rentenbriefe, welche am 1. April 1873 fällig werden, und derjenigen Nummern der Rentenbriefe, welche in früheren Terminen ausgeloost und ungeachtet der verflossenen Kündigung bis zum Ausloosungstermine November 1869 zur Zahlung bei der Ren⸗ tenbank nicht präsentirt worden sind, so wie die Nummern der Ren— tenbriefe, welche als angeblich verloren oder sonst abhanden gekom-

men sind. Verkehrs⸗Anstalten.

Ueber die finanzielle Betheiligung des preußischen Staates bei den preußischen Privateisenbahnen ist in diesen Tagen in der Königlichen Geheimen Ober-Hofbuchdrückerei (R. v. Decker) eine von dem Königl. Regierungs ⸗Assessor F. Rap⸗ mund im Auftrage des Ministers für Handel, Gewerbe und öffent- liche Arbeiten und unter Benutzung amtlicher Quellen bearbeitete Darstellung erschienen. Dieselbe ist veranlaßt durch den in der vor— jährigen Sitzung des Landtags bei Berathung des Staatshaushalts— Etats ausgesprochenen Wunsch, daß die finanziellen Bezichungen des Staates zu den Privateisenbahnen in Bezug auf Zinsgarantie, Rück= zahlung der etwa geleisteten Zinszuschüsse, Theilnahme an Dividenden ꝛc. unter Wiedergabe der bezüglichen Verträge, Gesetze, statutarischen Bestimmungen u. s. w. in einer übersichtlichen Zusammenstellung dar— gelegt würden. Die vorliegende Zusammenstellung lehnt sich überall an die mit den Eisenbahngesellschaften geschlossenen Verträge, die darauf bezüglichen Gesetze 2c. an und bezweckt, darüber Auskunft zu ge— währen, in welcher Weise der Staat durch Uebernahme finanzieller Verpflichtungen sich bei einzelnen Privateisenbahnen betheiligt hat. Die bezüglichen Verträge ꝛc sind, und zwar soweit sie lediglich die Fest- stellung der Rechtsverhältnisse der Gesellschaften zum Staate betreffen, möglichst vollständig in einem Anhange beigegeben worden.

Breslau, 7. Dezember. (W. T. B. Die heutige General- Versammlung der Neisse⸗Brieger Eisenbahngesellschaft hat den Antrag auf Fusion, resp. auf Uebertragung der Neisse⸗Brieger Eisenbahn an die Oberschlesische Eisenbahngesellschaft einstimmig angenommen. Es waren 30 Aktionäre, welche 102 Stimmen vertreten, anwesend.

Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.

Steckbriefs Erneuerung. Der hinter den Töpfergesellen sohann Carl Ernst Schulz wegen schweren Diebstabls in den Akten 8. 7581 de i868 C7 if. unter dem 7X7. August 18368 erlassene Flecbrief wird hierdurch erneuert. Berlin, den 4. Dezember 1869. znigliches Stadtgericht, Abtheilung für Untersuchungs-Sachen. Kom— nission II. für Voruntersuchungen. Beschreibung. Alter: 20 Jahr, Heburtsort: Berlin, Größe: 5 Fuß 6 Zoll, Haare: blond, Augen: slaugrau, Augenbrauen: blond, Kinn: oval, Nase: gewöhnlich, Mund: zewöhnlich, esichtsbildung länglich, Gesichtsfarbe: gesund, Zähne: . 266 untersetzt, Sprache: Deutsch, Besondere Kennzeichen:

narben.

. Wiederholter Steckbrief. Königliches Kreisgericht zu Sorau, hin 4. Dezember 1869. An dem FPrivaischreiber Karl Gottlieb säugust Kurz aus Sorgu soll eine dreimwsöchentliche Gefängnifstrafe begen verläumderischer Beleidigung eines Beamten vollstreckt werden. tin gegenwärtiger Aufenthalt ist unbekannt. Wir ersuchen, ihn Be—

hufs der Strafvollstreckung an uns oder an die nächste Gerichtsbehörde welche uns hiervon Kenntniß geben wolle, abzuliefern.

Steckbrief. Der Lehrer Robert Richter aus Grünewald, Kreis Hoyerswerda, dessen Signalement nachstehend folgt und gegen welchen die Voruntersuchung aus §S§ 142 und 144 Nr. 3 und 56 des Strafgesetzbuchs beschlossen worden, ist flüchtig. Es wird ersucht, ihn im Betretungsfalle zu verhaften und an uns abzuliefern. Ruhland, den 2. Dezember 1869. Königliche Kreisgerichts⸗Kommission. Signa⸗ lement: Richter ist 5 5“ groß, schlanker Statur, bräunlicher Ge⸗ sichtsfarbe, hat braunes Haar und dergleichen Augenbrauen, läng⸗ liches Gesicht, spitze Nase, gewöhnlichen Mund und gute Zähne.

Steckbriefs- Erledigung Der unterm 14. Oktober 1869 hinter den Töpfergesellen Friedrich Adolph Hohenstein zu Potsdam exlassene Steckbrief ist durch Ergreisung des p. Hohenstein erledigt. Potsdam, den 4. Dezember 1869. Königliches Kreisgericht. Abth. JI.

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