nach dem nur “ Stunden entfernten Bethlehem auf. Zunächst an den drei großen gemauerten Wasserbassins entlang, die den Namen Salamnis führen und von denen aus eine kleine Wasserleitung den recht guten Saumpfad begleitete, dann bei einem Dorfe vorbei, wo jener befruchtende Quell mitten in der Wüste einen üppig grünen, fruchtbaren Garten geschaffen hat, bis auf steiler Anhöhe, von Olivenbäumen umgeben, Bethlehem vor den Reisenden lag. Der Kronprinz kehrte bei der deutschen protestantischen Schule ein, vom Lehrer und der Vorsteherin begrüßt und bewirthet.
Ein Ritt um die Mauern der Stadt Jerusalem und die Besichtigung der verschiedenen Thore, des Klageplatzes der Juden, der Berge Zion und Moriah, des Thales Josaphat und schließ—⸗ lich ein Besuch in verschiedenen wohlthätigen Anstalten bildete den Schluß des Tagewerkes Sr. Königlichen Hoheit.
Den wichtigsten Moment der Anwesenheit Sr. Königlichen Hoheit in Jerusalem bezeichnete die Besitzergreifung des Terrains der ehemaligen Johanniterkirche für die Krone Preußen. Ein Telegramm vom 31. Oktober hatte aus Konstantinopel die Nachricht gebracht, daß Sr. Majestät dem Könige von Sr. Majestät dem Sultan das Terrain der ehemaligen Johan— niterkirche als unbeschränktes Eigenthum zum Geschenk ge⸗ macht worden sei. Das Grundstück bildet einen Theil des weitläufigen Terrains, auf welchem sich zur Zeit der christlichen Könige von Jerusalem die umfassenden Baulichkeiten der Jo— hanniter⸗Ritter befanden, jenes Terrains, das nach Wieder⸗ eroberung der Stadt durch Saladin (1187), dem sogenannten Felsen Gottes (Sachret Allah), der Kub⸗bet es Sachra (Omars—⸗ Moschee) als Königliche Stiftung (Wakf-⸗i⸗Muluki) zu eigen gegeben wurde, von welcher es einer alten Jerusalemer Familie El ⸗Alemi gewissermaßen in Erbpacht überlassen worden ist, welches Verhältniß auch gegenwärtig noch besteht. Nachdem im Laufe der Zeit verschiedene Theile, trotz der grundsätzlichen Unveräußer⸗ lichkeit des MoscheeEigenthums, in die Hände der griechischen Kirche übergegangen sind, hat die türkische Regierung ihre Hand über einen kleinen Theil dieses Platzes behalten; es sind dies namentlich die Ruinen der alten Ordenskirche Santa Maria latina major, deren herrliches, allegorisch mit den 12 Monats- namen verziertes Portal an der Straße der heiligen Grabes— kirche noch heute aufrecht steht, und an dem wohl selten ein christlicher Pilger vorübergeht, ohne einen betrachtenden oder bewundernden Blick darauf zu werfen. Der geweihte Raum der Kirche, in drei Apsiden auslaufend, ist noch heute deutlich wieder zu finden.
Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, dem vom Großvezir durch ein nach Jaffa gerichtetes Telegramm Kenntniß von der Schenkung gegeben wurde, hat in Folge dessen Namens Seiner Majestät den preußischen Adler an jene Pforte heften und die preußische Fahne auf die Ruinen aufspflanzen lassen und so Besitz von dem genannten Terrain genommen. Am folgenden 5 wurde auf demselben ein evangelischer Gottesdienst ab— gehalten.
Auf diesem Platze soll, unter möglichster Erhaltung des noch Vorhandenen, aus dem Ertrage einer allgemeinen Kirchenkollekte eine evangelische Kirche erbaut und dem evan— gelischen Geistlichen in Jerusalem für die dort wohnen— den deutschen evangelischen Christen zur Disposition ge— stellt werden. Als Bauherr tritt der Johanniter-Orden auf, dessen Vertreter in Jerusalem der Ehrenritter desselben, Geheimer Legations-Rath und General⸗-Konsul des Norddeut— schen Bundes für Palästina, von Alten, ist. Dadurch wird, Dank Sr. Majestät dem Könige, der Allerhöchstsich der Ange—⸗ legenheit angenommen, ein Lieblingswunsch König Friedrich Wilhelm 1IV. zur Ausführung kommen, dessen Realisirung früher bei der Ungunst der Verhältnisse nicht möglich war.
Die Königliche Preis-Stiftung zum Andenken
Schillers.
Aus Anlaß der 100jährigen Geburtstagsfeier Schillers (10. November 1859) wurde durch Allerhöchstes Patent vom 9. November 1869 die Preis⸗Stiftung zum Andenken Schillers begründet, deren Statut folgende Bestimmungen erhielt:
Für das beste in dem Zeitraume von je drei Jahren hervor⸗ getretene Werk der deutschen dramatischen Dichtkunst wird ein Preis von 1000 Thalern Gold nebst einer goldenen Denkmünze zum Werthe von 109 Thalern Gold bestimmt.
Die Ertheilung des Preises ist Sr. Majestät dem Könige vorbehalten unter a n , näheren Maßnahmen.
3u mn, desjenigen Jahres, in welchem der Preis er— theilt werden soll, beruft der Minister der geistlichen, Unter richts und Medizinal⸗Angelegenheiten eine Kommission von 9 Mitgliedern, theils ordentlichen Mitgliedern der Königlichen
2 Deutschlands. Die Beschlüsse der Kommission bedürfen absoluten Stimmenmehrheit. tt
Die in Berlin anwesenden Mitglieder erwählen bei ihren ersten Zusammentreten einen geschäftsführenden Sekretär un einen Ausschuß von drei Mitgliedern. Die Kommission nimmt zunächst eine Auswahl der zur Bewerbung geeigneten Wer vor und übergiebt die Liste derselben dem Ausschuß.
Für den ersten am 10. November 1860 zu ertheilenden
Preis kommen die seit dem Jahre 1857 hervorgetretenen Werk in Betracht, für die späteren Preisertheilungen sind jedesmg die neueren, seit dem letzten Zusammentreten der Kommissson bekannt gewordenen Werke zu berücksichtigen. Zur Auswahl werden nur solche in deutscher Sprach verfaßte neue Originalwerke der dramatischen Dichtun zugelassen, welche durch eigenthümliche Erfindung und ge diegene Durchbildung in Gedanken und Form einen dauein, den Werth haben. Dabei sind solche Werke besonderz zu berücksichtigen, welche zur Aufführung auf der Bühne sch vorzugsweise eignen, ohne doch dem vorübergehenden Geschmat des Tages zu huldigen. Es gilt gleich, ob die Form eine me. trische oder prosaische ist.
Der Ausschuß prüft die sämmtlichen von der Kommission zur Auswahl vorgeschlagenen Werke und erstattet darüber einen schriftlichen Bericht an die Kommission, welcher bis Ende Jun abgeliefert sein muß und durch den Sekretär bei sämmtsichen Mitgliedern in Umlauf gesetzt wird. In der Mitte Septembetz findet dann in Berlin die Schlußsitzung statt, von welcher die aus wat. tigen Mitglieder der Kommission mit dem Anheimgeben, sich persin. lich dazu einzufinden, rechtzeitig zu benachrichtigen sind. In diese Sitzung wird unter gewissenhafter Berücksichtigung der Gutachten der etwa abwesenden Kommissionsmitglieder über die Preh, ertheilung entschieden. Der Beschluß wird durch den Ministe der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal-Angelegenheiten dem Könige zur Bestätigung vorgelegt. Die Preisertheilung win durch den Minister der geistlichen, Unterrichts und Medizinal— Angelegenheiten am 10. November veröffentlicht.
Sollte kein Werk des Preises würdig befunden worden sein,
so wird nach Verlauf der nächsten dreijährigen Periode der Gelb. preis für das alsdann gekrönte Werk verdoppelt, oder es sind geeigneten Falles zwei Preise zu ertheilen. Bei längerem Mangel an preiswürdigen Werken kann auf Antrag der Kommission eine dem Preis gleichkommende Gehb summe auf eine oder die andere Weise zur Anerkennum und Förderung deutscher Dichtkunst verwendet werden. Der Preis darf nicht öfter als zwei Mal demselben Auto ertheilt werden. Bei der zweiten Ertheilung fällt die Dent münze weg. Die von Mitgliedern der Kommission verfaßten Werke sind von der Preisertheilung ausgeschlossen. Die erste, im Jahre 1860 berufene Kommission bestand aus: General⸗Intendant der Königlichen Schauspiele, von Hüͤlsen, Geheimer Regierungs- Rath Professor Dr. Boeckh, Professor Dr. Ranke, Professor Dr. Mommsen, Professor Br. Drohsen, Professor Dr. Hotho, Direktor des Großherzoglichen Theaters Dr. Eduard Devrient zu Karlsruhe, Professor Pr. Gervinuß zu Heidelberg, Professor Dr. Curtius zu Göttingen.
Im Jahre 1860 wurde die Ertheilung des Preises in Er. , eines vollkommen geeigneten Werkes ausgesetzt.
Im Jahre 1863 bestand die Kommission aus: General— Intendant von Hülsen, Geheimer Legations-Rath Abeken, Ge— heimer Regierungs⸗Rath Professor Br. Boeckh, Geheimer Re gierungs⸗Rath Dr. Pinder, Professor Dr. Mommsen, Professor Pr. Hotho, Professor Dr. Curtius in Göttingen, Direltor Dr. Devrient in Karlsruhe, Hof⸗Rath Dr. Freytag zu Sieb
leben bei Gotha. Es war der doppelte Preis mit 2000 Thaler Gold zu vertheilen.
Die Kommission entschied sich dahin, daß der Preis von 1000 Thlr. Gold und die Denkmünze dem Verfasser der Ni belungen«, Friedrich Hebbel, die andern 1000 Thlr. Gold indessen in Ermangelung eines andern geeigneten Werkes dem rühmlich bekannten, von schwerer Krankheit heimgesuchten dra matischen Dichter Otto Ludwig in Dresden als Anerkennung seiner bisherigen Verdienste um die neueste deutsche Poesie zu— e, . Diese Entscheidung wurde von Sr. Majestät be
igt.
Die Kommission im Jahre 1866 bestand aus: General Intendant von Hülsen, Geheimer Legations⸗-Rath Abeken, Geheimer Regierungs⸗Rath Professor Hr. Boeckh, Geheimer Regierungs-Rath Dr. Pinder, Professor Dr. von Ranke, Pro fessor Dr., Droysen, Professor Dr. Hotho, Professor Dr. Cur tius in Göttingen, Direktor Dr. Devrient in Karlsruhe. Den Preis von 1000 Thlr. Gold nebst Denkmünze erhiel der Dr. Albert Lindner in Rudolstadt für das Trauerspie Brutus und Collatinus«.
Die Kommission von 1869 war folgendermaßen zusammen
Akademie der Wissenschaften, theils anderen Notabilitäten
gesetzt: General⸗Intendant von Hülsen, Geheimer
egierungt·
3
rofessor Dr. Droysen, mindesten ein ebenso hohes Verdienst erworben hat. Die Ge⸗ Professor schichte des deutschen Ordens in Preußen und die der preußischen Direktor Städte, die anfangs nebeneinander hergehend sich später getrennt
Rath Professor Dr. von Ranke, Professor Dr. Curtius, Professor Dr. Hotho, Fr. Köpke, Professor Dr. Hettner in Dresden, ; hr. Devrient in Karlsruhe, Ober⸗Bibliothekar Geheimer Hof Rath Dr. Schoell in Weimar.
Die Kommission schlug vor, den Preis von 1000 Thlr. Gold und die Denkmünze dem Verfasser des Trauerspiels Sophonisbe«, Emanuel Geibel in Lübeck, zu verleihen,
aben und in einen feindlichen Gegensatz zueinander getreten ind, haben bei der ausgeprägten Eigenthümlichkeit ihres Charak- ters sich auch in besondern Denkmalen und Bauwerken gleich- sam verkörpert, und wenn das marienburger Schloß die Ver⸗ sinnlichung der historischen Eigenthümlichkeit und Bedeutung
zugleich aber dem ungenannten Verfasser des Trauerspiels: des deutschen Ordens und seiner Herrschaft in Preußen ist, so
Pie Gräfin« — als welcher nachher Dr. Cöln sich genannt hat — eine Auszeichnung durch Ertheilung
der großen goldenen Medaille für Kunst zu bewilligen und
solched nehmigt worden.
Marienburg und Danzig. *)
Es ist ein Verdienst der neueren Geschichtsforschung, nach⸗ gewiesen zu haben, daß zu den historisch bedeutsamsten Gegenden beutschlands auch das Gebiet der Weichselmündungen, das alte Fommerellen mit seiner Hauptstadt Danzig gehört. jenen alterthümlichen Mauern, die auf der steilen Höhe des rechten Weichselufers dunkel aufragen, barg sich einst ein mitten in das Slawenland hinausgeschobener Vorposten deutscher Kul—⸗ tur; von jenen ehrwürdigen Kirchen aus begann das Evan⸗ elium sich zwischen Weichsel und Niemen auszubreiten; aus
sene Helden hervor, welche, zugleich langjährigem Kampfe das heidnische Preußen dem Christenthum und damit der deutschen Kultur erschlossen und nicht blos ein mächtiges Bollwerk gegen die Slawen des Ostens schufen, son— dern zugleich den Grund legten zur Entstehung des preußischen und damit des deutschen Staats. , Der Reisende überschreitet bei Dirschau in minutenlanger ßahrt das breite Bett der Weichsel. Weiter braust dann der ug durch die fruchtbaren Wiesen und Feldfluren der, fetten RKiederung, und noch bevor er auf einer neuen Gitterbrücke die seiche Nogat, den östlichsten von den Mündungsarmen der Weichsel, überschreitet, sieht man zur Rechten vor sich die statt⸗ lichen Gebäude des marienburger Schlosses aufragen.
Schon den flüchtig Vorbeicilenden erfreuen die schlanken tektur Danzigs einen so befondern Reiz verleiht: er ist nicht
. w. blos den öffentlichen Bauwerken eigen, sondern charakterisirt Hochmeisterschlosses, dessen leicht aufst ne, Thurm in der
Giebel und Simse des im zierlichsten Backsteinbau ausgeführten achen Gegend weithin als Merk und an 9. andern Ende das am äußern Chor der Schloß⸗ kirche angebrachte kolossale Marienbild, bis in die Ferne glän= zend, den Umwohnern die Erinnerung an die »deutschen Herren zu Sankt-Marien« wach ruft.
einzelnen. eilt man in diesen luftigen, hochgewölbten Sälen, die von den schlankesten, sich nach obenhin palmenartig entfal⸗ tenden Pfeilern getragen werden, und durchschreitet man hallen den Schritts die sie verbindenden Gänge und verborgenen Trep—
ritterlichen Glaubenskampfes und halb ; ꝛ welche dabei doch gepaart waren mit einer so aufgeklärten, bei⸗ nahe modernen und auch so glänzend bewährten Staatskunst. Denn wenn auch die Stürme, welche im Laufe der Jahrhun⸗ derte über das preußische Land und über das marienburger Schloß einhergebraust sind, von der einstigen Herrlichkeit dessel⸗ ben nicht mehr viel übriggelassen ꝛ, Anlage des Ganzen, namentlich nach der neueren Restauration, noch so deutlich erkennbar und wirkt in seiner merkwürdigen Eigenartigkeit so frisch ndig auf den sinn un sich demselben ganz unwillkuͤrlich die Säle und Hallen wieder mit Rittern und Knappen beleben, daß er die Würden⸗ träger des Ordens ihren staatsmännischen Geschäften obliegen, den Hochmeister fremde Gesandten empfangen und wie einen mächlig waltenden Fürsten vor sich sieht, — kurz, die ganze Geschichte des von dem deutschen Orden beherrschten Preußen— landes sich ihm vor sein geistiges Auge stelltt.
Aber das so gewonnene Bild ist nur ein einseitiges und nur in einer bestimmten Richtung stellt es in einen kleinen Raum zusammengedrängt die ältere Geschichte Preußens wirk⸗ lich dar. Denn wenn man dem deutschen Orden das welt— historische Verdienst, das er sich durch die Eroberung Preußens erworben hat, auch durchaus ungeschmälert läßt, so darf man doch neben dem Ritterthum . des deutschen Bürgerthums nicht vergessen, das unter dem Schutze ritterlich kirchlichen Ne— giments erwachsen, die von jenem ungelöst gelassene Aufgabe unter schweren Kämpfen wirklich gelöst und sich dadurch zum
) Mit Zustimmung der Verlaashandlung T. A. Brockhaus aus . aaf . ö Vrutz in Friedrich von Raumers historischem Taschenbuch, Jahrgang 1868 entnommen.
leichzeitig 1 ,, , . u 1 . öffentlichen. Dieser Vorschlag ist von Sr. Majestät ge⸗
n ae ö! tmn it sest⸗t g als ein Denkmal zugleich der machtvollen Hit g mn der
wirklich glänzenden Herrlichkeit, welche die Städte
hinter sich haben.
Heinrich Kruse in können wir die mächtige Marienkirche zu Danzig, das Rath⸗ haus mit seinem leicht und graziös aufsteigenden Thurm, den
mit Erinnerungen der mannichfachsten Art erfüllten Artushof zu Danzig, ja eigentlich die e Stadt Danzig bezeichnen als eine Verkörperung der Geschichte des Städtewesens in Preußen, reußens
Außer Nürnberg, Augsburg, einigen rheinischen Städten
. vielleicht theilweise Braunschweig hat keine deutsche Stadt schon . hid Charakter bewahrt, sicher aber spiegelt keine, auch die genannten inter
in ihrem Aeußern so wie Danzig ihren ehemaligen
nicht, in ihrer dermaligen Beschaffenheit ihre wechsel vollen Schick⸗
sale so deutlich wieder wie Danzig, das nicht sowohl ein alter⸗ thümliches als vielmehr ein durch und durch historisches Ge—⸗ präge trägt. urch werthesten öffentlichen Gebäude — wie das stattliche, in neuester 3s Zeit geschmackvoll und würdig restaurirte Rathhaus, das vier= senen engen Thoren zogen um die Mitte des 13. Jahrhunderts Krieger und Geistliche, in
Schon eine flüchtige Wanderung durch die sehens⸗
giebelige, thurm⸗ und ornamentreiche Zeughaus, den gold⸗ und figurengeschmückten Artushof, die wundervolle hochgewölbte
Marienkirche und andere — bringt dem Fremden eine solche Menge historischer Beziehungen in Erinnerung, daß er wenigstens einen allgemeinen Ueberblick über die ereignißreiche Geschichte Danzigs gewinnt. Jüngste chster ͤ Rrche gezeigt wird, ein Beutestück ist aus einem siegreichen Seekriege, den Danzig einst gegen England geführt hat, dann wird sich ihm eine weite Perspektive eröffnen, in welcher Danzig nicht mehr als eine einzelne Stadt merkwürdig, sondern zugleich als Trägerin einer besondern historischen Aufgabe einer genauen Betrachtung werth erscheint.
Und wenn er dann hört, daß das berühmte ericht, das ihm als höchster Kunstschatz der Marien
Eben dieser historische Zug ist es, welcher auch der Archi-
auch die Privathäuser, diese Häuser mit reicher, prächtiger
ahrzeichen sichtbar ist, Ornamentik und dem Eharakter der stolzen Selbstgenügsamkeit
und Abgeschlossenheit, die einst ihren Bewohnern eigen gewesen.
Dasselbe Gepräge trägt im Großen und Ganzen die Stadt nach I Außen hin. Wassergefüllte breite Gräben, aus denen steil die Wahren Genuß aber gewährt mächtigen Wälle aufsteigen, umgeben ringsum die Stadt;
erst die eingehende Betrachtung des mächtigen Bauwerks im
dunkle, von einst befestigten Thürmen überragte Thore führen
durch die Wälle hinaus ins Freie, wo die starken Festungs— werke des Bischofs⸗ und des Hagelsberges die Stadt überragen und die eigentlichen Schlüssel zur Fe tung bilden. n „. R engen Abgeschlossenheit macht die Stadt so auch den Eindruck, pen, da fühlt man sich wie umweht von dem Geiste jener Zeit daß sie einst in sich selbst abgeschlossen einen besondern kleinen klösterlichen Lebens, Staat gebildet und hinter den schirmenden Wällen und Gräben manchen Sturm und manches kriegerische Ungemach siegreich überdauert hat. . r un in stolzer Zuversicht aufstrebender gewesen, das scheinen die spitz über die Wälle ragenden Giebel, die Thürme und Thürmchen dem draußen stehenden Beschauer zuzuwinken, welche alle über⸗ haben, so ist doch Plan und
In ihrer
Und daß dieser Staat einst ein blühender und
ragt werden von der mächtigen, langgeftreckten Marienkirche, dem stolzesten Kirchenbau, den die baltischen Lande aufzuweisen
. haben. und lebendig auf den sinnigen Beschauer, ö
Wer einmal dieses eigenthümliche Bild genauer betrachtet hat, den wandelt auch sicher die Lust an, sich mit der merk würdigen Stadt noch näher vertraut zu machen; der schreitet dann die langen Straßen, in denen oft im Schatten mächtiger Linden ein reger Verkehr herrscht, hinab nach der Mottlau, welche in einer großen Biegung die Stadt durchfließt und, sich mehrfach in Arme spaltend, einzelne Theile derselben zu Inseln werden läßt. In der Mitte der beiden Hauptarme der Mottlau liegt die langgestreckte Speicherinsel, welche dicht besetzt ist mit gewaltigen . n, die mit ihren hochragenden Giebeln und mit dem scharfen Kontrast zwischen ihren oft grell leuchtenden Farben und den dunkeln Luken und Läden einen eigenthümlich befremdlichen Anblick darbieten. Die Speicherinsel war und ist noch heute der Sitz des in Danzig besonders schwungvoll be⸗ triebenen Getreidehandels. Ueberhaupt bietet die Stadt gerade von der Wasserseite ein besonders charakteristisches wenn auch ein etwas düsteres Bild dar, und die Fahrt die Mottlau hinab, vorbei an den von reger Geschäftigkeit erfüllten Schiffswerften und entlang zwischen den mächtigen Holzflößen, die von Danzigs wichtigem Holzhandel Zeugniß geben, ist schon aus diesem Grunde von besonderm Interesse. Unterhalb Danzigs geht die