10 Schröter, System des Allg. Landrechts. J. Bd. H. 1 u. 2. Berlin, 1838. 3. Heft 1839. Ders.: Lehrbuch des Allg. Landrechts Bd. 1—3. Berlin, 1840-1843. (2. Ausg. des »Systems«.) 1I) Taspeyres, System des Preuß. Privatrechts. Halle, 1843. 8. 13 Fürstenthal, Das Preußische Civilrecht (nach der Titel⸗ folge d. A. . R.). Königsberg, 1843 —– 1845. 13) Hiersemenzel, Vergleichende Uebersicht des heut. Röm. u. Preuß. gem. Privatrechts. Berlin, 1852. 4 Thle. 14 Fr. Löher, Das System des Preuß. Landrechts in deutsch⸗ rechtlicher u. philos. Begründung. Paderborn, 1852. 15) Evelt, Das Preuß. Civilrecht für das Studium und die k . System. dargestellt. Paderborn, 1855. 2. Aufl. 16 Dulheuer, Kurze Darstellung des Preuß. Rechts der Gegen⸗ wart. Berlin, 1855. ̃ Ders.: Die Elemente des Preuß. Rechts. Berlin, 1862. 17) Plathner, Der Geist des Preuß. Privatrechts in Ver—
gleichung mit d. Röm., Oesterr. u. Franz. Recht. 2 Bde. Berlin, 1854.
Das Berliner Rathhaus. (S. Nr. 10 der Bes. Beilage.)
II.
Der Grundriß des neuen berliner Rathhauses ist beinah quadratisch. Von den vier Fronten des Gebäudes haben die in der Königs- und in der Rathhausstraße (ehemaligen Nagelgasse) belegene, eine Länge von 310 Fuß, die in der Spandauer und Jüdenstraße 255 Fuß. In der Richtung von der Königs nach der Rathhausstraße theilt ein, meist für die Haupttreppe bestimmter, breiter Zwischenbau die Baulichkeiten in zwei Hälften, so daß zwei Höfe gebildet sind, von denen der westliche, an der Spandauerstraße belegene, durch einen Quer⸗ bau wieder in zwei kleine Höfe geschleden ist, während der innere Raum nach der Jüdenstraße zu einen großen, länglichen, freien Hof bildet, über welchen eine Durchfahrt von der Jüden⸗ nach der Spandauerstraße führt.
Das Gebäude ruht auf einem Sockel von grauem schlesi⸗ schen Granit, der sich etwa 10 Fuß über das Straßenpflaster erhebt und mit starken schön geformten, durch Querstangen verbundenen eisernen Pfosten umgeben ist. Auf dieser Basis steigt der Bau, in Ziegeln ausgeführt, deren dunkles Roth durch granitene Gesimse und das aus grauröthlichem Sand⸗ stein gefertigte Stückwerk der Fenster unterbrochen wird, in fester Gliederung und reicher Ornamentik in edelster ita— lienischer Renaissance 83 Fuß hoch empor, überragt durch den auf dem Mittelbau in der Königsstraße ruhenden 267 Fuß hohen stumpfen Thurm. Das Gebäude hat außer dem Keller geschoß, in welchem der 300 Fuß lange, mit August v. Heydens Bildern vom Trinken geschmückte Rathskeller, Wohnungen für Unterbeamte und die Räume für die Wasserheizung und Brenn—⸗ materialien enthalten sind, drei, Hauptstockwerke. Das Erd— geschoß dient ausschließlich geschäftlichen Zwecken. Die flach⸗ bogig überwölbten Fenster desselben sind durch reiches Gitter werk von Schmiedeeisen gecbü. Ueber dem Erdgeschoß erhebt sich, von demselben durch Gesimse und Balkone getrennt, ein Doppelgeschoß mit hohen rundbogigen Fenstern, die in der Mitte noch einmal horizontal getheilt sind. Diese Gliederung entspricht in dem größten Theil des Gebäudes den hinter den Fenstern liegenden Räumen. Da in dem Rathhause viele Bureaux untergebracht werden mußten, so war, um Raum zu gewinnen, eine Theilung des Doppelgeschosses in der größeren Hälfte des Gebäudes geboten; sie wird durch die hohen Fenster mit den breiten Zwischensätzen maskirt. Nur die in der Lönigsstraße und einem Theile der Spandauerstraße belegenen Festräume gehen durch das ganze Doppelgeschoß. Die Fenster des dritten Stockwerks, welches meist Bureaux enthält, sind niedriger, aber ebenso konstruirt wie die in den übrigen Ge—⸗ schossen. Ein reiches Hauptsims krönt das Gebäude.
In der Hauptfront längs der Königsstraße grenzen starke dreiseitige Mauerpfeiler den Mittelbau von den Seitentheilen ab. Die tiefe, rundbogige Eingangsnische im Mittelbau wölbt sich bis in das dritte Stockwerk. Der obere Theil ist den hohen Fenstern entsprechend durch eine Ballustrade ab⸗ geschlossen, die durch ein vom Professor Hagen modellirtes Relief in gebranntem Thon geziert ist. Ein farbiges Fenster erhellt die dahinter liegende Halle des Treppenhauses. Neben der großen Nische befinden sich noch zwei kleinere, die zur Auf— nahme von Statuen bestimmt sind. Ueber den Nischen sind Medaillons angebracht mit sitzenden weiblichen Figuren,
2 welche Tafeln halten, die später Inschriften aufnehm sollen. Der untere Theil der Eingangsnische ist hu eine mächtige eiserne Gitterthür geschlossen. Auf in Mittelbau, der Wirkung wegen etwas nach hinten rücktretend, erhebt sich der viereckige Thurm, durch Bahn mit den kleinen Thürmchen verbunden, in welche den Mittelbau abschließenden Mauerpfeiler auslaufen. Thurm ist in zwei Stockwerke getheilt. Die das untere Gesch umgebenden Eckpfeiler sind mit schildhaltenden Bären aus ö sirtem Ton, nach Modellen von Wilhelm Wolff, geschmit Das obere Thurnigeschoß ist, wie das des Gebäudes, ein Dohh geschoß, dessen Fenster in der oberen Rundung die Zifferblaͤhn der Stadtuhr aufnehmen werden. Die Eckpfeiler des untem Geschosses setzen sich hier in leichten, bogentragenden Säuhn fort. Ein reiches 21 Fuß hohes Sims krönt den Thurm, h durch eine ca. 32 Fuß hohe kupferbedeckte Haube, aus dern vergoldeter Krone eine 30 Fuß hohe Fahnenstange emporstein abgeschlossen wird.
Ueber den hohen Fenstern der Hauvtfront zieht sich i Balkon nach den thurmartig vorspringenden Eckpfeilern hi Die Fenster sind oben mit Wappen und in den Zwickeln m Adlern verziert, die Wolff modellirt hat. Der übrige ornz— mentale Schmuck an den Fagaden und Eckthürmen ist von gu straßen, Siemering, Schiffelmann und Dankberg geformt in in der March'schen Fabrik zu , gegossen.
Die drei anderen Fagaden des Rathhauses lb abgesehn von dem Thurme, nach demselben Prinzip ausgeführt, wie Rr soehen beschriebene, jedoch weicht jede in den Details und in Re Ausschmückung von der anderen ab. In der Front der Span dauerstraße ist besonders der Portalbau, der hier die Festraͤum des Doppelgeschosses abschließt, reich ausgestattet. Das Porn enthält fünf durch eiserne Gitterthüren geschlossene Th, deren mittelstes zur Durchfahrt dient. Die Schlußsteine da Thorbogen tragen die Köpfe, welche an dem in der Spandaut, straße belegenen Flügel des alten Rathhauses angebracht wann Den daruͤber befindlichen Söller stützen granitene Konsoln, mit Laubwerk und Figuren von Calandrelli. In die Zwick der fünf hohen Fenster des Mittelbaues sind Drake'sche Kuns werke eingefügt.
Das Portal der entgegengesetzten Front, in der Jüdenstraf,
Brüstung. Die fünf Fenster des Doppelgeschosses sind hier s eng gestellt, daß eine architektonische Einrahmung unagusfüͤhrbu blieb, sie sind aber in den Zwickeln und Bogenfeldern din besonders schöne Fischersche Thonreliefs geschmückt. .
Die Fagade nach der Rathhausstraße ist die einfach Der Mittelbau hat hier nur die Breite zweier Fenster und n durch kein Portal durchbrochen. Die Zwischenglieder in den hohen Fenstern des Doppelgeschosses, welches in dieser ganzen Front zwel verschiedene Stockwerke maskirt, sind viel breiter aß die der anderen Fagaden.
Durch das ganze Gebäude vermitteln geräumige, gewölbt Korridors, die einfach, aber künstlerisch dekorirt sind, die Kom munikation. Die zahlreichen Treppen, welche die einzelnen Stockwerke an verschiedenen Stellen mit einander verbinden sind sämmtlich aus Granit hergestellt. Die von dem Poti in der Königsstraße, in dem Querhau, nach den Festräumm führende Haupttreppe ist in großartigen Dimensionen und i künstlerischer Vollendung ausgeführt.
Das Portal in der Königsstraße führt zunächst in eint hohe durch ein Sternengewölbe geschlossene achteckige Halle, A durch die schräggestellten Thurmpfeiler gebildet wird. Zu Rechten und zur Linken münden unter mächtigen Nundbosel die Korridore des Erdgeschosses. Der Pforte gegenüber steis dem Blicke ganz freiliegend, die 20 Fuß breite Granittrepp von 40 Stufen in zwei Absätzen bis zum ersten Stockwerk in
erader Flucht empor. Die Wangen sind aus imitirtem Grant onstruirt und durch Broncekandelaher geschmückt, die in de Elsterschen Fabrik gefertigt sind. Auf den Brüstungen ruh Pfeilerbündel, welche unter einander mit Rundbogen verhundnz sind und das hohe Sternengewölbe tragen, welches die Trepht überdacht. Fenster zu beiden Seiten, mit den farbigen Waphpel der Provinzen des preußischen Staats und in den Scheilt mit Arabeskengewinden geschmückt, lassen das Licht von dy Höfen gedämpft in den Raum fallen.
Im ersten Stockwerk mündet diese Treppe in einer grosn Halle, die mit ihren von vier Pfeilerbündeln getragene Sternengewölben eine Fortsetzung des Treppenhauses bilden von welchem sie nur durch ein niedriges vergoldetes Eisengittt von Hauschildscher Arbeit nach Wäsemanns Zeichnung abht schlossen ist. Rechts an diese Halle schließt sich der Sitzung saal der Stadtverordneten an. In der Richtung der Hanh treppe führt eine hohe rundbogige Glasthür der Vorhalle wa ter zu einer zweiten Treppe, die in ihrer unteren Hälfte l
gerader Flucht mit der großen Treppe liegt, sich daͤnn abet
Raum
dessen den
fünf
monisch getheilt und reich mit Bildwerken geschmückt.
enthält nur drei Thorwege und statt des Balkons nur einn
die schlanken, eisernen,
größere wirkungsvolle
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ückwärts wendend in zwei Arme theilt und vor dem im zweiten Stockwerk liegenden Saal der n, , nn,, . in in anderes, mit Oberlicht versehenes Treppenhaus leitet. Dieses zweite Treppenhaus entbehrt noch des dekorativen Schmuckes. Desto mehr tritt das aus weißem geaderten Marmor gefertigte Heländer der Treppe und eine in der Ilsenburger Gießerei ge⸗ arbeitete Bronzethür hervor, welche nach dem südlichen Korridor des ersten Stockwerkes führt. Die Haupt und Festräume liegen, wie bemerkt, sämmtlich im ersten Stockwerk, sie nehmen die Front nach der Königs. straße ein, erstrecken sich bis zum Mittelbau in der Spandauer⸗ raße und gehen in ihrer Höhe sämmtlich durch das ganze Doppelgeschoß hindurch, zum Theil noch darüber hinaus. Der jwischen dem Thurm und der Jüdenstraße wird durch den Magistrats - Sitzungssaal und dessen Nebenräumen einge⸗ nommen, vor welchem sich der geräumige, hochgewölbte Korridor, Fenstern gegenüberliegende Wandflächen zur Auf⸗ nahme von Freskomalereien bestimmt ist, längs der Straßen⸗ front hinzieht. Der im schönsten Renaissancestyl gehaltene Magistratssaal bildet ein großes Rechteck, in dessen Langseite, nach dem östlichen Hofe zu, fünf Fenster angebracht sind. Dem entsprechend ist auch die gegenuͤberliegende Langseite in Felder getheilt. Die Schmalseiten zerfallen in drei Felder. Das mittlere Feld einer jeden Wand ist durch eine Thür aus— efüllt. In den übrigen acht Feldern haben die lebensgroßen orträtbilder des Kurfürsten Friedrich Wilhelm und der preu— sischen Könige, Geschenke der betreffenden Mongrchen an die Stadt Berlin, passende Plätze erhalten. Die Wände sind am unteren Theile mit braunem Holzgetäfel, in dem oberen mit gepreßter Tapete in Braun, Roth und Gold bekleidet und werden durch ein hoölzschnittartiges Fries mit bunten Wappen schildern besetzt, abgeschlofsen. Bas Balkenwerk der Decke ö. . n der Decke schwebt ein mächtiger bronzener Kronleuchter von vor— frefflicher Arbeit. Den Fußboden bedeckt ein in Schmiedeberg nach Smyrnaer Mustern in kräftigen Farben gewebter wolle— ner Teppich. Das Mobiliar des Saals entspricht der übrigen Ausstattung. Die Sessel sind aus Eichenholz geschnitzt und, mit hraunem Wollenstoff bezogen, in welchem auf der Rücklehne
das preußischbrandenburgisch - berlinische Wappen eingewebt ist.
Der Sitzungstisch bildet einen offenen ovalen Ring, in welchen die Diener hineingehen können.
Auf der entgegengesetzten (westlichen) Seite des Thur— mes beginnt die Reihe der eigentlichen Festräume mit dem Bibliothetsaal, welchen an Länge kein anderer Saal des Rathhauses übertrifft, dessen Dimenstonen
aber nicht recht zur Geltung kommen, theils, weil von der
Länge von 1066 Fuß an der Thurmseite ca. 15 Fuß durch den einspringenden mächtigen Thurmpfeiler und auf der entgegen⸗ gesetzten Seite das Eckthurmzimmer abgeschnitten sind, theils, weil der Saal durch ein dreifaches Pfeiler⸗ und Säulensystem der Länge nach in vier verschiedene gewölbte Schiffe getheilt ist. Ueberdies ist die Arkade längs der Fensterwand durch schrank. artige, bronzirte Gitter, welche die Wasserheizungsröhren mas⸗ kiren, und die entgegengesetzte Arkade durch die Bücherschränke versperrt. Je mehr der Ueberblick über den ganzen Saal durch diese Anordnung gehemmt ist, desto mehr treten alle Einzel heiten der Ausführung und Ausstattung in ihrer künstlerischen Voll endung hervor, die dunkelgrüne und violette Marmorbekleidung und die goldbronzenen Basen und Kapitäle der Pfeilerreihen, graugrün mit goldenen Stäben bemal— ten Säulen in der Mitte, die Decken und Gewölbefelder mit ihrer geschmackvollen Ornamentirung, die erwähnten Gitter schränke, Meisterwerke der Ilsenburger Hütte, das Holzwerk der Schränke und Thüren mit eingelegter Arbeit von Ewald an den Bücherschränken die von Zurstraßen modellirten 27 Zink⸗ gußmedalllons mit Porträts berühmter Gelehrter, Staats. männer und Künstler Berlins, — his auf die Thürgriffe der Bücherschränke, die mit berliner Emaillen aus der neu begrün⸗ deten Fabrik von Ravens und Sußmann geziert sind. Einen hervorragenden Schmuck des Bibliotheksaals bilden funfzehn Wandgemälde von E. Ewald, welche in den durch die Pilaster⸗ bogen gebildeten halbrunden Wandfeldern angebracht sind. Sie beziehen sich sämmtlich symbolisch auf die Wissenschaften. Zwei Gruppen haben in den Feldern des Mit- lelraums an der Schmalseite eine Stelle gefunden: die Muse, welche die Jugend durch ihren Gesang begeistert, und der Ruhm, welcher den Mann und Greis mit Siegeskränzen schmückt. An den Bibliotheksaal schließt sich in der Flucht der Span⸗ dauerstraße eine quadratische Halle von 35 Fuß Wandlänge gn, der sogenannte Lesesaal, vor deren Eingang, den Fenstern in der Spandauerstraße gegenüber, die ovale Treppe vorüber⸗ fuhrt, welche fich von der Durchfahrt in der Spandauerstraße bis zur Galerie des Festsaals hinaufzieht. Seinen Haupt— schmuͤck erhält dieser Saal durch Decken- und Wandgemälde
Ludwig Burgers und dessen Bruder Adolf. Der Stoff zu diesen Gemälden ist der deutschen Märchenwelt entnommen. Die drei und viereckigen Felder der Decke zeigen das Märchen selbst in einem allegoörischen Bilde, den Ritter welcher den Lindwurm tödtet, die gefangene Königstochter, den sein Reich theilenden König, den Kiesen und den Zwerg, die Hexe, Hans . u. s. w. Von den Wandgemälden ist erst Rübezahl vollendet.
Der Lesesaal bildet die Vorhalle zu dem großen Prachtsaal, welcher sich in der Spandauerstraße bis über das Portal und durch alle Stockwerke hindurch in einer Ausdehnung von 90 Fuß Länge, 50 Fuß Tiefe und 50 Fuß Höhe erstreckt. Während die übrigen Räume des Rathhauses in stumpfen Farbentönen gehalten sind, schimmert dieser Saal in Glanz und Pracht. Er zerfällt durch die Verhältnisse der Fenster in zwei Stockwerke. In dem unteren Theile der Langwände bilden Pfeiler von gelbbraunem Stuckmarmor je 7 in Halb⸗ bogen abgeschlossene Nischen, von denen fünf an der Fenster- wand durch die Fenster mit ihren Grisaillenmalereien einge— nommen sind. Auf der entgegengesetzten Längenwand bilden die freistehenden Pfeiler eine Ärkade. Die Schmalseiten sind in derselben Art in je vier Felder getheilt. Auf den Rundbogen zwischen den Pfeilern ruht die um den Saal laufende Gallerie mit ihren Arkaden. Die Sockel aller Säulen und Pfeiler be⸗ stehen aus schwarzem, die Plinthe von weißem Marmor, die Basen und Kapitäle sind aus gediegener Bronze. Die Wand⸗ flächen sind mit violettem, das Gebälk des unteren Geschosses mit weißem Marmorstuck, in reicher Vergoldung bedeckt. Die sieben eichenen Thüren des Saals zeigen kunstvolle Schnitze⸗ reien; die weißmarmorne Einfassung derselben ist durch Calan⸗ drelli mit Kinderfiguren geschmückt. Die glänzend ,, Holzdecke des Saals, von welcher drei prachtvolle bronzene Gaskronen Elsterscher Arbeit herniederhängen, ist in drei Felder getheilt, die in längliche Kassetten zerfallen, reichgeziert mit Malereien von Ludwig Burger und mit goldenen Ornamenten. auf blauem und rothem Grunde. Zwölf der Halbrunde über den Thüren und an den Langwänden sind mit Gemälden von Oskar Begas geschmückt. Die beiden Bogen an der Fenster⸗ wand zeigen die Borussia und die Berolinia, die schmalen Wände die Dichtung, die Musik, die Tafelfreuden und den Tanz, die sechs Nischen hinter den Arkaden der den Fenstern gegenüberliegenden Wand, zu beiden Seiten der in der Mitte befindlichen Uhr, auf Goldgrund die durch Kindergestalten ver- sinnlichten zwölf Monate. Auch die bronzenen Armleuchter, welche an den Wänden angebracht sind, zeichnen sich durch Schönheit der Komposition aus.
Der Prachtsaal steht mit dem rechtwinkelig angrenzenden Stadtverordnetensaale, welcher, parallel mit dem Bibsliotheksaale belegen, und wie erwähnt, auch von der großen Treppenhalle aus zugänglich ist, in Verbindung. Der Saal, dessen Wände je 50 Fuß lang sind, empfängt sein Licht von den Höfen aus durch se drei mächtige flachbogige Fenster in der Nord und in der Südwand. Zwei starke viereckige, durch flache Bogen mit einander und den Wänden verbundene Pfeiler schneiden in der Richtung von Osten nach Westen einen Theil des Saals ab, in welchem sich die erhöhte Zuhörertribüne be—⸗ findet. Ihr gegenüber, unterhalb der mit Grisaillemalerei versehenen Fenster hat der Vorsiandstisch seinen Platz gefunden, vor demselben, terrassenförmig in sieben Bogenreihen aufsteigend, die Sitze und Pulte der Stadtverordneten. Der Saal ist ein⸗ facher als die übrigen Festräume, aber in harmonischer Ueber— einstimmung aller Theile ausgeführt. Jede Wand ist der Drei: theilung der Fenster entsprechend, durch kräftige Pilaster in drei Felder getheilt; dieselbe Eintheilung setzt sich in der reichen kassettirken Holzdecke fort. Die etwa 6 Fuß hohe Wand, welche die Zuhörerkribüne begrenzt, zieht sich als Täfelung um den ganzen Saal herum; erst über ihr beginnen die Fenster. Der Saal ist Braun gehalten, die Tapete in Roth und Gold gemustert. Den gedämpften Tönen in diesem Saale entsprechend, sind auch die fünf geschmackvollen bronzenen Kronen, so wie die Armleuchter an den Wänden, meist in matter Arbeit ausgeführt. Den malerischen Schmuck des Sgales hat Ludwig Burger geliefert. Von den acht Bogenfeldern der Nischen sind ihm fieben zur Ausschmückung überwiesen worden. Den ihn gegebenen Raum hat er in geschickter Komposition so benutzt, däß jeder Bogen in der Mitte in einem Rundbild eine auf die Thätigkeit der Stadtverordneten bezügliche allego⸗ rische Figur zeigt, während die Winkel mit entsprechenden Dar⸗ stellungen aus dem Alltagsleben, die sich jedoch vom rohen Naturalismus fernhalten, ausgefüllt sind. Die allegorischen Figuren sind die Sparsamkeit (Sparkassenwesen), Aesculap Hospitalwesen und Armenkrankenpflege), die Gerechtigkeit (Schiedmannswesen und Innungsverwaltung), die Vorsicht Feuerlösch⸗ und Nachtwachwesen), die Baukunst (Bauverwal⸗
tung, Straßenpflasterung), die Wissenschaft (Kirchen- und Schul⸗