errichtete, wurde 929 gegründet, sie liegt nahe dem Unterharz an der vom Brocken kommenden, zur Saale gehenden Bode und steht seit 1862 durch eine Eisenbahn mit Thale und Halberstadt in Verbindung.
AUnter den bürgerlichen Wohnhäusern zeigen manche noch die im 15. und 16. Jahrhundert so reich entwickelte Holzarchi⸗ tektur, aber am meisten ragen unter den Bauwerken die Kirchen hervor, und nehen der, einst der Pfalz Heinrichs J. zugehörig gewesenen Gruftkirche des späteren St. Wipertiklosters, welche der älteste Ueberrest christlicher Kunstübung in den sächsischen Landen ist, muß vornehmlich die Schloßkirche, deren Wieder— herstellung seit 1862 mit vollem Erfolge ausgeführt worden ist, als kunstgeschichtlich sehr bedeutend hervorgehoben werden. Dr. E. F. Ranke und Dr. F. Kugler haben schon 1838 in ihrer Beschreibung und Geschichte derselben, die nachdem auch in des Letzteren kleinen Schriften und Studien zur Kunstgeschichte, Theil J. von S. 530 ab, wieder mit abgedruckt worden ist, auf Grundlage sorgfältiger historisch - artistischer Forschungen alles Wesentliche zusammengestellt, was dies wichtige Monument aus frühester Vorzeit in Norddeutschland betrifft.
Die Schloßkirche zu Quedlinburg, auf hochragendem und weit sichtbarem Sandsteinfels gelegen, ist eine ursprünglich flach— gedeckte Basilika mit Querschiff und hohem Chor, und ganz so ist sie nunmehr unter besonderem Beirath des Ge— heimen Ober Bau- und Regierungs ⸗Rathes von Quast, Königlichen Konservators der Kunstdenkmäler in Preußen, wiederhergestellt worden. Der hohe Chor nimmt den ge— sammten Raum des Querschiffes mit in sich auf und wird durch das Gewölbe einer ausgedehnten Krypta oder Unterkirche, des sogenannten alten Münsters, getragen; unter diesem letzteren ist 1868 noch eine Grabkirche entdeckt worden. Das Ma— terial des alten, wie des erneuerten Baues ist ein harter Sand⸗ stein, der in der Nähe von Quedlinburg selbst gebrochen wird; es trägt in seiner feinkörnigen Masse und hellen Färbung sehr viel dazu bei den Eindruck des Ganzen zu erhöhen, und nament— lich ist der Blick in das Innere mit seiner schönen Perspektive nach dem hohen Chore, zu dem an beiden Seiten Treppen an— steigenm und . . . , sich mächtig auf.
nden, reich gruppirten und voll beleuchteten ĩ wahrhaft bedeutender. ö .
Der alte Münster der Schloßkirche entspricht in Größe und Gestalt des Grundrisses vollkommen dem ö Chor und Querschiff der letzteren. Den Hauptraum füllt eine dop— pelte Säulenstellung aus, der entsprechend in der Altarnische und an den Seitenwänden Halbsäulen angewendet wurden, denen sich dem Westende zu einige viereckige Pfeiler zugesellen. Die Säulen und Halbsäulen verdienen besonders ihrer Kapitäle wegen Beachtung. Einige tragen Blätterschmuck nach Art des kornthischen Kapitäls, andere haben die Form eines nach unten abgerundeten Würfels und sind dabei mit verschiedenem, meist vortrefflich erhaltenem Ornament versehen, das eine mit sorg⸗ fältig gearbeiteten Adlern, ein anderes auf phantastische Weise mit Adlern und Schlangen geschmückt. Manches ist nur roh ausgeführt, indessen läßt Einzelnes erkennen, daß es im unvoll— endeten Zustande verblieben. Gegen den Altarraum hin tragen die Gewoͤlbe Spuren früherer Bemalung. Vor dem Altar und der Stufe, welche den Raum der Altarnische erhöht, sind die Gräher König Heinrichs J. und nach gewöhnlicher, aber von Ranke für unhaltbar erklärter Angabe, seiner Gemahlin Ma— thilde, jenes mit einer Marmorplatte, bieses mit einein Sand— stein bedeckt. Ein dritter Grabstein gilt als der der Aebtissin Mathilde, der Tochter Ottos J; eine an seinem Ende besind— liche kleine viereckige Erhöhung pflegt man als das Grab des Hündchens Quedt zu benennen, welches letztere, der Sage nach, Quedlinburg seinen Namen gegeben hat.
Die Oberkirche besteht aus dem Schiff und dem ü ; Unterkirche sich erhebenden hohen Chor ö . sich ein Tburm „von mäßiger Höhe in mehreren Absätzen an. Das Schiff zerfällt durch zwei Bogenstellungen, in welchen je zwei Säulen mit einem Pfeiler von viereckiger Gestalt wechseln in ein Mittelschiff und zwei Seitenschiffe. Der Einbau von Pxiechen oder Emporen nach der Reformation hatte die Rein— heit und Schönheit dieser Anlage ganz verdeckt; bei dem jetzigen Umbau ist jedoch alles Störende enifernt und so eine in sich vollkommen klare, stylmäßige Architektur dem Beschauer vor Augen gestellt. Die Kapitäle der Säulen sind zwar ursprüng⸗ lich etwas roh gearbeitet, verdienen aber doch Beachtung. Sie sind aus der Würfelform hervorgegangen und waren meist mit vier großen Adlern verziert. Eines trägt an seinem unteren Theile Blattwerk und darüber vier kleinere Vögel auf den Ecken und noch kleinere zwischen diesen. Die beiden Säulen am West⸗ ende des Sciffes haben in flachem Relief gearbeitete Figuren vierfüßiger Thiere, theilweise mit Ornamenten und fabelhaften
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Die Fenster sind wie die Säulen durchaus rundbogig über. wölbt und mit einer gegliederten Einfassüng versehen, die auß einer in eine vertiefte Ecke eingelassenen Säule besteht, welch dann in gleicher Jorm auch am Bogen herumgeführt ist. Eine flache Bretter⸗ und Balkendecke ruht auf dem Mittelschiffe. Von letzerem führen, wie schon erwähnt, zwei Treppen von je 2 Stufen zum hohen Chor. Die Wand zwischen beiden wird von einer in die Unterktirche führenden Thür unterbrochen; man geht aber gewöhnlich zur Krypta durch einen anderen seitlichen Ein— gang. Die Kanzel, welche stylgemäß in feinkörnigem, Blanken. burger Sandstein hergestellt wurde, hat gegenwärtig ihren Plat an der Südseite des Mittelschiffs zwischen dem letzten Säulen. paar vor dem Aufgange zum hohen Chor erhalten.
In dem letzteren treten Uebergänge zum Spitzbogen hervor; allein die hochgewölbte Nische des Hochaltars wird erfüllt durch das in großen Verhältnissen ausgeführte Bild des Heilandes und der Heiligen der Kirche, die vornehmlich den Petrus und
baut, mit dem neuen Chor um 1320 eingeweiht worden ist In dem sogenannten Zitter (auch Cither, Syttere, Syntert geschrieben und bei norddeutschen Hochstiftern öfters vorkom— Kreuzflügel gelegen und von der anstoßenden Sakristei her zu betreten, werden eine Reihe merkwürdiger, zum Theil kostbarer Alterthümer aufbewahrt, über welche wir nach der Zusammen— stellung des zum Harzverein für Geschichte und Alterthums kunde gehörigen Ortsvereins Quedlinburg Folgendes anführen: J Der sogenannte Wasserkrug von der Hochzeit zu Kang, eine Travertinvase von 163 Zoll Höhe und 12 Z. Durchmesser mit zwei schlangenartigen Doppelhenkeln, von denen der eine abgebrochen ist. Der Krug wurde am 2. Sonntag nach Epipha
Altar gesetzt, mit Wein gefüllt und dem Volt gezeigi. . 2) Pergamenthandschriften: a) ein Evangelistarium in gi. Folio, im 10. Jahrhundert vom Priester Samuhel in Gold— schrift geschrieben, enthaltend die vier Evangelien nach der Vul— gata, davor eine Harmonie der Evangelien, dahinter ein Ka— lendarium Servatianum. Der aus dem Ende des 12. Jahrh, stammende, 147 Zoll hohe Deckel ist mit einer vergoldeten Silberplatte belegt, in der Mitte vertieft und mit breitem Rahmen umgeben. Die Vertiefung enthält über zwei Bischöfen die Maria mit dem Kinde. In die mit Filigranarbeit um— zogene Umrahmung sind rohe Edelsteine, Perlen und klein Mosaikbilder eingelassen; b) ein Evangelistarium in kl. Folio, enthaltend die vier Evangelien nach der Vulgata, denen di Tabellen der Harmonie vorangehen. Die Handschrift gehört dem Ende des 19., der 103 Zoll hohe Deckel dem Ende dei 12. Jahrh. an. Er besteht aus einer Elfenbeinplatte mit vier Reliefdarstellungen aus der Geschichte Jesu, umgeben von einem mit vergoldetem Silberblech überzogenen Rahmen, der mit Edelsteinen und Filigranarbeit geschmückt ist; C) ein Evangelista⸗ rium in Folio, die evangelischen Texte nach der Vulgata ent. haltend, aus dem Ende des 15. Jahrh. Der 18 3. hohe Deckl ist mit Silberblech überzogen, worauf in getriebener Arbeit di Gestalt Christi. Der Rand zeigt in den Ecken die Sinnbilder der vier Evangelisten und zwischen ihnen die Gestalten der vit n . tat
IZ) Reliquienkästen. Ihrer sind drei vorhanden. Der ein wird als der Heinrichs J. bezeichnet und ist ö Zoll lang, 63 breit, ; Z. hoch, aus Holz, belegt mit Elfenbeinplatten, welch geschnitzte Reliefs enthalten, und mit getriebenen Darstellungen in vergoldetem Silberblech. Die Darstellungen der drei Marien am Grabe Christi, und Christi, die Jünger segnend, — au dem Deckel — die Fußwaschung Petfi, sowie die Verklärung Christi, — an den schmalen Seiten — gehören dem 10. Jahr hundert, die Langseiten mit den 12 Aposteln der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts, die Gestalt Christi auf dem Deckel und die Brustbilder der Heiligen, einer späteren Zeit an. — Der zweite ist der sogenannte Reliquienkasten Gito's J., 9 3.1, 45 Z. br., 5 Z. h., Wände und Deckel ganz aus Elfenbein mi reichem Geldzierrath und kostbaren Edeisteinen besetzt, der B den Aus einer Silberplatte bestehend. Nach Inhatt der In schrift auf dem Boden ist der Kasten am Schluß des 12. Jahr hunderts angefertigt. Er bewahrte die Reliquien des h. Sir. vatius, der Jungfrau Maria und der Heiligen.
Menschenköpfen verziert.
Die Darstellungen der Figuren, welche den Kasten schmücken, geben Zeugniß von dem Aufschwunge, den um jene Zeit die Kunst in Deutschland genommen hat. — Der dritte dier Kästen ist von Holz, 14 Z. l., 8t Z. br., 63 Z. h., mit vergol⸗ detem Silberbleche überzogen, worauf getriebene Reliefdarstellun⸗ gen von vortrefflicher Arbeit aus der nämlichen Zeit. Endlich sind noch verschiedene Gegenstände des Mittel- alters vorhanden, nämlich der sogenannte Bartkamm
Heinrichs 1, 63 Z.h., 35 Z. br, aus Elfen bein geschnitzt, mit
hohem doppelgehörnten Griffe, geziert durch geschnitztes Ranken,
den Servatius als Patrone hatte und, von 997 bis 1021 er. eingelassen, daß sie offen daliegen.
mend), einem Gemach an der Nordseite der Kirche, im nördlichen
Farüber die Bilder von Sonne und Mond
nias, wo das Evangelium zu Kana erklärt ward, auf den
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und Blätterwerk und durch Einfassungen von Gold und Edel einen. — Ein geistlicher Hirtenstab, z Elle lang, 1 3. stark, pben einfach gekrümmt, der für ein Geschenk Otto's III. an die Aebtissin Adelheid voni J. 999 gehalten wird, jedoch zwei Jahr⸗ hunderte jünger zu sein scheint. — Drei Bergkrystallflaschen aus zem 10. Jahrhundert mit Reliquien. Die 46 Z. hohe in der sinnbildlichen Form des Fisches ist nach der Inschrift der aus vergoldetem Silber gearbeiteten Umfassung ein Weihgeschenk Kaiser Otto's III. Bie zweite, in der Gestalt eines Herzens, 35 Z. h. 28 Z. br, zeigt gut gezeichnete aber noch ungeschickt eingeschliffene Verzierungen; die Inschriften auf dem Um— fassungsstreifen nennen die Namen der Heiligen, deren Ueber⸗ reste in der Flasche bewahrt wurden. Die dritte, durch seltene Größe des Steins hervorragende, beschädigte Flasche in Gestalt einer 7 Z. h. Phiole ist von ähnlicher, jedoch reicher ausgebildeter Arbeit, indem die Seiten in Form zweier Vögel ausgeschliffen sind. Die unbeschriebene Fassung ist jüngeren Ursprungs. — Eine 8 Z. h. Reliquientafel von Holz mit Silber⸗ blech überzogen. Auf der Vorderseite sind 18 Heiligthümer so Das Blech ist hier vergol— det und mit der Bezeichnung der Reliquien beschrieben. Die Reliefverzierungen der Rückseite im Charakter der spätest byzan⸗ tinischen Zeit sind mit Formen geprägt. — Ein 7 Z. h. Kru⸗ zifiß von Holz mit vergoldetem Silberblech überzogen, mit der Figur Christi in byzantinischem Style, über welcher ein kleines Goldkreuz mit einer Reliquie. — Ein 3 Z. h., 23 Z. br. Kreuz von vergoldetem Kupfer, worauf das Bild des gekreuzigten Heilands in Gold und Emaille im frühen byzantinischen Styl,
Von bedeutendem Belange für die Kenntniß der Kunst des Mittelalters und ein anderweiter Beleg für den Aufschwung der Geistesbildung in Deutschland um das Ende des 12. Jahrhunderts sind die Bruchstücke der unter Sei- tung der Aebtissin Agnes L (1184 —- 1203) in Wolle gewirkten Teppiche. Ihr bildlicher Inhalt verdient sowobl in Rücksicht auf die schwierige Technik als auf den Styl der Zeichnung und ihren eigenthümlichen Vorwurf vorzügliche Beachtung. Die Motive fiad dem Eingange von des Martianus Kapella aus Madaurus (um 461) Eneyklopädie der sieben freien Künste entnommen, einem Werke, welches im Mittelalter als Lehrbuch ersten Ranges angesehen und auf die Bildung des Klerus von größtem Einfluß gewesen ist, sie stellen die Vermählung des Merkur mit der Philologie dar. Die Figuren sind 2— 35 F. hoch. — Endlich sind noch vorhanden eine größere Anzahl von Reliquienbehältern in Form von Monstranzen, von runden Kapseln, Kreuzen und größeren Holzkasten. An Kunstwerth ragt dabei unter allen die getriebene Darstellung des Leichnams Christi in den Armen von Maria und Johannes auf der Kap. sel von 23 Z. Durchmesser hervor, welche der Zeit um 1400
angehört.
Karl Wilhelm Gropius. Nekrolog.
Am 20. Februar d. J. verstarb zu Berlin der Professor Karl Wilhelm Gropius, Chef des Dekorationsmaler ⸗Ateliers der
Königlichen Schauspiele. Es war nicht diese Stellung und seine Thätigkeit in derselben allein, was seinem Namen den weitver—
breiteten und populären Ruhm verschafft hat, dessen er sich zu
erfreuen hatte. Die Art seiner Begabung war eine so vielseitige, sein Unternehmungsgeist ein so lebhafter, sein Geschick in der praktischen Verwirklichung seiner Ideen so sicher, daß im Laufe seines langen thätigen Lebens höchst Mannigfaltiges durch ihn ins Dasein gerufen werden konnte, das fast in allen Schichten
des Volkes Beifall und Freude erweckte und nach verschiedenen
Seiten hin bildend und anregend gewirkt hat. Gropius war am 4. April 1793 in der Stadt Braun—
schweig geboren. seinen Eltern nach Berlin. Weder seine Jugendneigung, noch der Lebensberuf, für welchen er bestimmt wurde, war die Kunst. Als Lehrling in einer Blumen; und Stroh— hutfabrik hatte er sich unter andern freilich auch im Koloriren von Blumen und Blättern zu üben. Aber nicht diese halb— künstlerische Nebenthätigkeit war es, die ihn seinem eigentlichen Beruf zuführte, sondern eine Bekanntschaft, welche er im Hause seines Prinzipals Ehrig zu machen Gelegenheit fand. Das war Schinkel. Es ist bekannt, daß dieser Meister den künstlerischen Ausdruck seiner Ideenfülle, ebenso
gern in der Malerei, der landschaftlichen wie der figürlichen, In jenen Zeiten, am Ende
als in der Architektur suchte.
Erst im neunten Lebensjahr kam er mit
des ersten bis zur Mitte des zweiten Jahrzehends dieses Jahr-
hunderts, als die weltgeschichtlichen Geschicke die größere bau⸗
künstlerische Thätigkeit unterbrachen, fand Schintel eine ihn
poetisch fast dafür entschädigende, seine reiche Phantasie beschäf⸗
tigende Arbeit in Entwürfen und Ausführungen zu künsi⸗
lerischen Dekorationsmalereien. Ein Theil derselben kam der
Königlichen Bühne zu gut. Für diese sind mit den Deko⸗—
rationen zur Zauberflöte, zur Vestalin, zur Olympia
und zum Cortes Musterbilder charakteristischen und in
künstlerischem Geist konzipirter Theaterdekorationen durch
Schinkel geschaffen. Gleichzeitig aber verschmähte er es auch
nicht, durch seine Kunst Schaustellungen der Art ins Leben zu
rufen, wie sie später Gropius selbst mit so großem Erfolge
durch die erweiterten Mittel einer vorgeschrittenen Technik in
Berlin entstehen ließ. Der »Brand von Moskaus, »die sieben
Wunder der alten Welt« und Aehnliche, wie sie Schinkel in
jenen Jahren ausführte, sind die Vorläufer der späteren viel⸗
bewunderten, zum täuschenden Effekt der Natur gesteigerten Bil⸗
der des Gropiusschen Dioramas. Die Dekorationsmalerei war
damals eine verhältnißmäßig junge Kunst in Preußen. Erst König
Friedrich II. hatte ihr in dem unter seiner Regierung erbauten
Opernhause ein Feld der Thätigkeit eröffnet und den bekannten
Meister dieses Genres, Gagliari, aus Turin hierher berufen,
von dessen großem Sinn, Talent und reicher Phantasie heut
noch in freilich sehr geringen Resten des von ihm Geschaffenen
die überzeugenden Spuren vorliegen. Auch nach ihm trat
ein Itallener, Verona, in dieses Amt ein, der anfangs einen
tüchtigen Schüler und Nachfolger an Prof. Burstath fand,
dann an Gerst eine noch begabtere jüngere Kraft. Dieser,
nach Beendigung des Krieges neben Burnath als Hülfsmaler
im Atelier der Königlichen Bühnen angestellt, verstand es vor—
trefflich, auf Schinkels reformatorische Bestrebungen in Be—
zug auf die etwas verfallene Dekorationskunst einzugehen, und ihn bei ihrer Durchführung aufs Wirksamste zu unter- stützen. Eine ähnlich geeignete und berufene Kraft erkannte Schinkel bald in dem jungen Wilhelm Gropius, und es wurde ihm leicht, denselben für die Hingabe an solchen Beruf zu gewinnen. Er studirte und übte die Kunst des Dekorationsmalens dann auch mit so viel Eifer und Er— folg, daß er bald neben Gerst in gleichem Amt und 1819 selb— ständig als Königlicher Dekorationsmaler und Theaterinspektor angestellt, 823 zum Mitgliede der Akademie der Künste er— nannt wurde. Die erste Neudekoration, bei welcher der Name Gropius als Autor genannt und mit Beifall begrüßt wurde, war die zu Grillparzers Ahnfrau. Graf Brühl, der General⸗ Intendant der Königlichen Schauspiele, verwendete bekanntlich ßesondere Sorgfalt auf die möglichst zeitgetreue und echte Inscenirung aller historischen Stücke. Diese Bestrebungen wendeten sich ebenso auf die Kostümirung als auf alles Dekorationswesen, und für Gropius wurden sie gerade ein Sporn, in seinem Gebiet auch nach dieser Seite hin durch immerwährende Vervollkommnung den höchsten Anforderungen zu genügen. Er besaß neben seiner eigenen künstlerischen Be— gabung und Einsicht auch das in solcher Stellung wichtige Talent, das Beste, was die Zeit hervorbringt, auch für seinen Zweck zu verwerthen, überall die geeignetsten, verständnißvollsten und rüstigsten Kräfte zu finden und im Dienst und zum Nutzen der Sache zu verwenden. Reisen nach Paris, an dessen Opernbühne die Kunst der Dekoration immer eine besonders hohe Stufe behauptet hatte, wurden für ihn vielfach befruch— tend. Junge Künstler neben Gropius längst bewährter zuverlässiger Kraft, wie Beck mͤi ann, Biermann, später Gräb, Pape, die fernerhin sich zu den bedeutendsten Land— schafts. und Architekturmalern herausgebildet haben, zog er heran, und ihr Talent, ihr Wissen, ihre technische Uebung halfen ihm, die Berliner Dekorationsmalerei zu einem immer schönern künstlerischen Niveau zu erheben, die Ateliers der Königlichen Bühnen den ersten der Welt gleichzustellen. Aus Gropius Privatwerkstätten wurden gleichzeitig eine Menge von auswärtigen und Provinzialbühnen mit Entwürfen und aus— geführten Dekorationen versorgt.
Aber gleichzeitig mit dieser immer umfangreicher anwach— senden Thätigkeit arbeitete er unablässig an der Ausfübrung anderer in ähnlicher Richtung liegender künstlerischer Pläne. Diese betrafen zunächst das in Berlin zu errichtende Dio— rama, für welches eben damals Paris besonders glänzende Musterbilder aufgestellt hatte, deren außerordentlicher Erfolg mit ziemlicher Sicherheit auf die Erreichung eines ihm ähn— lichen in Berlin hoffen ließ. König Friedrich Wilhelm III. schenkte dem ihm persönlich und in seinen Bestrebungen werthen Unternehmer den bekannten Bauplatz an der Ecke der Artillerie—= und Georgenstraße, auf welchem das Gebäude des Diorama's
entstand, das am 29. Oktober 1827 zum ersten Mal eröffnet wurde, an diesem Tage nur für die Königliche Familie aus— schließlich. Der Beifall, welcher die Schaustellungen von Seiten