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schaftlicher Bedeutung. Während der Werth des Waldes in letzter Beziehung erst in neuester Zeit durch wissenschaftliche Forschungen mehr und mehr erkannt wird, ist sein ethischer Einfluß schon in den ältesten Sagen, aus der Jugendzeit fast aller Völker erkennbar. Nach einer indischen Mhythe vermittelt der Baum Udetaba, der mit Sonnenaufgang aus der Erde sproßt, mit der Sonne, die er Mittags berührt, emporwächst, mit dem Tage wieder abnimmt und sch bei Sonnenuntergang in die Erde zurückzieht, unmittelbar zwischen dem Menschen und dem Sonnengott. Die Sagen vieler Völker leiten den UÜrsprung des Menschen vom Baume ab; der Baum war das Symbol der Gottheit, wenn nicht die Gottheit selbst, und fast alle asia—⸗ tischen und europäischen Völker hatten ihre heiligen Haine. Diese Verehrung von Baum und Wald hatte, wie bemerkt, nur eine ethische Grundlage, die Seneca in seinen Briefen, wie folgt, charakterisirt: »Treten wir in einen Wald, in weichem sich alte, über das gewöhnliche Maß hinausgewachsene Bäume zusammendrängen, der durch die dicht ineinandergeflochtene Zweige den Anblick des Himmels ausschließt, so muß die ge⸗ waltige Lebenskraft, das stille Geheimniß des Orts und die Be— wunderung des selbst im Freien so dichten, ununterbrochenen Schattens uns Bürgschaft für die Gegenwart eines höheren Wesens werden.“ Der volkswirthschaftliche Werth der Wälder mag zwar in einzelnen Beziehungen auch schon im Alterthum erkannt worden sein, wie man z. B. daraus schließen kann, daß die Griechen die Kiefernhaine, welche das Land gegen die Fluthen des Meeres und gegen Versandung durch die Dünen schützten, dem Poseidon, dem Gott der Meere, geweiht hatten, aber im Allgemeinen blieb die volkswirthschaft⸗ liche Bedeutung der Wälder dem Alterthum und dem Mittel alter nicht nur unbekannt, sondern in manchen Beziehungen waren hierüber, aus einzelnen Beobachtungen abgeleitet, gradezu irrige Ansichten verbreitet, welche die Vernichtung der Wal— dungen unbedingt für vortheilhaft hielten. Es ist schon für die vorchristliche Zeit durch zahlreiche Zeugen festgestellt wor— den, daß die mit der Kultur vorschreitende Entwaldung für die klimatischen und volkswirthschaftlichen Verhältnisse der Länder von dem wohlthätigsten Einfluß gewesen ist. Zu Herodots Zeit (469 v. Chr.) war Mesepotamien so feucht, daß der Weinbau dort unmöglich war, auch in Babylon versuchten die Griechen zu Theophrasts Zeit (370 v. Chr.) den Anbau des Weins ver⸗— geblich; die Krim, die kleine Tartarei und die Ukräne litten unter einem achtmonatlichen harten Winter; Südfrankreich wird noch von Varro (72 v. Chr.) als unfähig, Wein, Oel⸗ bäume und Obst hervorzubringen, geschildert, während 400 Jahre nach Theophrast der Wein in Babylon vortrefflich gedieh und schon Appian (174 n. Chr.) auf die vortheilhafte Veränderung des Klimas im südlichen Frankreich aufmerksaͤm machen konnte. Die unzweifelhaft festgestellte Thatsache, daß die Lichtung der Wälder das Klima milderte und das Land befruchtete, führte zu der irrthümlichen Ansicht, daß die Ausrodung der Wälder, in die sich das Heidenthum vor dem Christenthum flüchtete, nicht nur in religiöser, sondern auch in volkswirthschaftlicher Beziehung geboten sei. Im Laufe fernerer Jahrhunderte tra— ten jedoch als Folgen der Entwaldung — aßbgefehen von dem in vielen Gegenden fühlbaren Holzmangel — so große und unvorhergesehene Nachtheile hervor, daß man aus ihnen erst den volkswirthschaftlichen Werth der Wälder allmählich er—
kennen lernte. Erst in neuester Zeit konnte dieser Werth in
vielen Beziehungen wissenschaftlich nachgewiesen und begründet werden, erst in neuester Zeit konnte die Wissenschaft Aufkärung darüber geben, weshalb die Lichtung der Wälder bis zu einem gewissen Grade volkswirthschaftlich von Nutzen, über diesen Grad hinaus aber von unerfetzlichem Nachtheil ist, konnte viele scheinbaren Widersprüche durch ein wissenschaftliches Gesetz lösen, welches auf der Erkenntniß der Bedeutung des Waldes für Klima, Zusammensetzung der Luft, Feuchtigkeit und für Kulturfähigkeit des Bodens beruht.
Was zunächst die klimatischen Einwirkungen der Wal— dungen betrifft, so sind Wälder die örtlichen Regulatoren der Luftwärme,; sie ermäßigen die Sommerwärme, und vermindern die Winterkälte, ebenso wie sie die Tagestemperatur erniedrigen und die Nachttemperatur erhöhen. Dieses Reguliren beruht darauf, daß, während auf baumlosem Lande die rückstrahlende Sonnenwärme den Wärmegehalt der untersten Luftschicht er⸗ hitzt, diese im Walde unter dem Schirme des dichten Blätter— dachs kühl hleibt und außerhalb des Waldes in die dünnere, wärmere Luftschicht ahfließt. Bei Nacht tritt die entgegengesetzte Strömung ein, weil der vegetationslose Boden sehr rasch seine Wärme ausstrahlt und die unterste Luftschicht abkühlt, während die Blätterkronen im Walde die Wärmeausstrahlung ver— hindern. Diese Ausgleichung der Temperatur findet nicht nur zwischen Tag und Nacht, sondern auch zwischen Sommer und Winter statt. Während der Winter in waldreichen Gegenden langsamer und allmählicher eintritt, hält dort auch im Frühjahr
die Winterkäͤlte länger an als in waldleeren Gegenden. Diese Ein, wirkung der Wälder ist nach den verschiedenen Waldformen verschi⸗ den. Am intensivsten wirkt im Sommer der Laubholzhochwan mit seinem Ast⸗ und Blätterreichthum, viel weniger der Nadel.
holzwald, der dagegen im Winter wirksamer ist, als der Laup.
wald, am allerwenigsten der Niederwald. In dieser tempera. turregulirenden Eigenschaft der Waldungen lösen sich die an scheinenden Widersprüche, die darin liegen, daß die Ausrodung der Wälder erfahrungsmäßig das Klima vieler Gegenden ver bessert hat, während in anderen die entgegengesetzten Beobachtun. gen gemacht worden sind. Die letzteren sind darauf zurückzuführen daß die Lichtung der Waldungen das Maß überschritten hat.
Daß die Wälder, vermöge der Exhalation von Sauerstof bei Tage, von Kohlensäure bei Nacht, auf die usammensetzung
der Luft von großem Einfluß sein müssen, unterliegt keinem
Zweifel, wenngleich es der Wissenschaft noch nicht gelungen ist, diesen Kreislauf im Stoffwechsel quantitativ nachzuweisen. Auch die Erfahrung, daß Waldungen, selbst einzelne Baumgruppen, die Luft von gewissen Miasmen befreien, ist noch nicht wissen. schaftlich begründet, aber als Thatsache noch neuerdings von Dr. von Pettenkofer in Betreff der Cholera festgestellt worden.
Viel wichtiger als die Wirkung des Waldes auf die Wärme und Zusammensetzung der Luft ist dessen Einfluß auf die Luft. feuchtigkeit und die atmosphärischen Niederschläge. Da jedt Pflanze sich des bei Umwandlung des rohen Saftes über flüssi werdenden Wassers durch Exhalation entledigt, so wirkt cin großer Wald auf die Luftfeuchtigkeit der Umgebung aͤhnlich wie eine ausgedehnte Wasserfläche, indem sich bei einem Buchen. hochwalde mit nur 100 Stämmen pro Morgen die ausgehauchte Wassermenge auf mindestens 2000 bis 260 Pfund taͤglich ze rechnet. Diese Exhalation ist für die umgebenden Felder un Wiesen um so wichtiger, als sie in die warme und trockene Jahres zeit fällt, in welcher sie den Pflanzen Nachts als Thau zu Gute kommt. Ob Waldungen die örtliche Regenmenge fördern, ist zwar wissenschaftlich auch noch nicht aufgeklärt, aber nach der Wahrnehmung, welche neuerdings in Unterägypten gemacht ist, wahrscheinlich. Dagegen ist die Kulturbedeutuͤng des Waldez für Erhaltung der Quellen und die regelmäßige und allmahlich Juin g des Regenwassers an dieselben, wobei namentlich das
Roos eine wichtige Rolle spielt, durch die traurige Erfahrung vieler Länder außer allen Zweifel gestellt. Die Wiesen am ai des »quellenreichen« Iba, auf welchen Homer die 3066
tuten des Priamos weiden laͤßt, sind ebenso wie die ⸗Wogen— des Ranthos und die Lotoswiesen Griechenlands mit den Wal, dern, die Kleinasien und Griechenland schmückten, ganz ver schwunden. Der Wasserreichthum des Euphrat, der einst Mesopotamien „zu einem der fruchtbarsten Länder machte, hat längst aufgehört und der Flugsand begräbt das Land mehr und mehr. Palästina, noch im Mittelalter durch seine Fruchtbarkeit berühmt, ward mit dem Verschwinden seiner Wal. der fast ganz eine todte Fläche. Italien zeigt in seinem nörbd, lichen Theile an den entwaldeten Apenninen die Folgen der Holzverwüstung in großen Strecken unkultuvirbaren Landeb und in gefährlichen Ueberschwemmungen. In Sicilien, einst der Kornkammer Europas, wird, nachdem der Waldreichthum ge⸗ schwunden ist, der Weizen oft nothreif; viele früher fruchtbare Ebenen am Aetna sind durch Geröll ganz verwüstet. Auch in Frankreich leiden seit der Entwaldung ganze, einst blühende Pro vinzen, namentlich in den Alpengegenden, durch verwüstende Bergwasser, und die reichen Quellen der Provence versiegten in neuester Zeit. In der Schweiz hat sich die Vernichtung der Waldbestände auf den Bergen nicht nur durch vermehrte La—=
winenstürze und Schutthalden, sondern ganz besonders auch
durch gefährliche Störungen im natürlichen Ablauf der Ge wässer fühlbar gemacht. Aehnliche Erfahrungen liegen aus r li n,. 3. vor. —
. ußer dem wohlthätigen physikalischen Einfluß, welchen jede Waldung ausübt, haben einzelne Wälder 31 eine be⸗ sondere lokale Wichtigkeit. Hierher gehören vor allen dit Küstenwälder, welche das Land gegen Versandung durch den Dünensand und die Vegetation in den Küstengebieten gegen die nachtheilige Einwirkung der heftigen Seewinde schuͤtzen.
Hierher gehören ferner die Holzbestände, welche die in der nord-
deutschen Tiefebene so zahlreichen Sandschollen oder steile Ab— hänge bedecken, die ohne den Schutz der Bäume die angrenzen= den fruchtbaren Länder unter Flugsand oder Geröll begraben würden. Endlich ist noch der Schutz hervorzuheben, welchen Waldungen gegen den kalten Nord, in einigen Gegenden auch gegen den austrocknenden Südwind gewähren. Der Karst GIstrien) wird seitdem er seiner Eichen beraubt ist, nicht nur durch eisigen Nordostwind heimgesucht, sondern auch durch den Südwind (Sirocco), der ungehindert über das Land strömt, vollständig unfruchtbar gemacht.
die etwa nöthigen Abänderungen beizufügen.
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Das Königliche Wai senhaus zu Königsberg“).
In der Zeit, welcher das Königliche Waisenhaus zu Königs- berg sein Dasein verdankt, traten neben vielen anderen wohl⸗ thaligen Instituten vorzugsweise die meisten Waisenhäuser des Peutschen Vaterlandes ins Leben. Um 1698 hatte August Her⸗ mann Franke das Waisenhaus zu Halle gegründet.
Friedrich III., Kurfürst von Brandenburg, der sich am 18. Januar 1701 zu Königsberg die Königliche Krone aufsetzte,
ließ seine erste Sorge die für die Waisen sein. Noch am Tage
ber Krönung ward der Entschluß, ein Waisenhaus zu gründen, gefaßt und ausgesprochen. — Denselben Sinn athmiet die 101 entworfene Stiftungsurkunde, und die fortgesetzte spezielle Für⸗ sorge, welche der König dem Werke bis an sein Ende widmete, giebt gleicher Weise Zeugniß davon. 63 ⸗ Die Stiftungsurkunde ward indeß erst einige Jahre später ausgefertigt, weil der König noch die Einrichtung der holländi⸗ schen Waisenhäuser mit seinem Plane vergleichen wollte, um In der Stif⸗ tungsurkunde heißt es: ⸗Zuvörderst nun verordnen Wir hiemit und kraft dieses, daß das in besagtem Königsberg am Sack— heimschen Thor gelegene Haus, so Wir dazu erkauft haben, und auf Unsere Kosten bequemlich aptiren und zurichten lassen wollen, zu ewigen Zeiten ein Waisenhaus sein und bleiben, und unter keinem Vorwand, wie der auch Namen haben und erdacht werden mag, zu einigem andern Behuf benommen, sondern zu jeder Zeit lediglich einzig und allein zu Dienst deren darin aufgenommenen Waisen, von Uns und Unsern Nach⸗ kommen gelassen und erhalten werden solle.« Es sollten 24 Waisen aufgenommen werden, und zwar zur Hälfte der lutherischen, zur Hälfte der reformirten Kon⸗ fession angehörig. Der Gottesdienst in der Hauskapelle sollte daher auch abwechselnd lutherisch und reformirt abgehalten werden. Der Erziehung und dem Unterrichte der Waisen sollten zwei Geistliche, ein reformirter und ein lutherischer, vorstehen. 6 Besorgung aller ökonomischen Geschäfte sollten ein eigener Waisen⸗ vater und eine Waisenmutter angestellt werden. Der Unterricht sollte sich erstrecken auf Erklärung des Kate⸗
chhismus, Lesen, Schreiben, Rechnen und die fundamenta la-
tinitatis. Die Knaben sollten zu tüchtigen Meistern in die Lehre gegeben werden, wenn sie das gehörige Alter erreicht ätten. »Möchten sich auch unter den Knaben einige hurtige und geschickte ingenia hervorthun, wovon zu hoffen, daß sie mit utem Nußen und Succeß denen studiis obliegen könnten, ien die bei dem Waisenhaus bestellten Geistlichen und In formatoren solche desto fleißiger in latinitate erweisen und dar⸗ nach anhalten, daß sie in die großen Schulen und ferner bei der Akademie in mensam communem aufgenommen werden, allwo ihnen allemal der erste ledige Platz gegeben, auch nach—= gehends, wenn sie sich dazu gebührend qualificiret, wie andere zu Pfarren und andere Bedienungen geholfen werden sollen.« Zu Inspektoren der Anstalt wurden der lutherische Ober= Hofprediger und der reformirte erste Hofprediger ernannt. Der Tag der Krönung sollte jährlich als Stiftungstag fest⸗ lich begangen werden. 3 . . J Die ö erhielt reiche Dotationen, freie Fischerei im Fluß Pregel und freie Braugerechtigkeit zu Tisches Nothdurft. »Der grundgütige Gott und getreue Vater der Waisen wolle nach seiner väterlichen Huld und Barmherzigkeit diesen Unsern in seiner Furcht genommenen Vorsatz reichlich segnen, und zu guter Erziehung der Waisen, so künftig darin auf⸗ genommen werden, seinen kräftigen Beistand und Hilfe ver⸗ leihen. Amen.«
Fassen wir die Bestimmungen der Stiftungsurkunde näher ins Auge, so ergiebt sich daraus einerseits offenbar die Absicht,
in einem christlichen Erziehungshause Waisen eine Zufluchts— Andererseits tritt aber auch das Bestreben ervor, den Anfang einer Union zwischen den beiden evange⸗
stätte zu bieten. ischen Kirchen zu begründen.
. Die von dem Professor der Cloquenz Schreiber verfaßte, vom Könige besonders approbirte Inschrift, die jetzt noch über
dem Portale zu lesen ist, lautet: . ᷣ Ad majorem Dei gloriam
Pro data coclitus regia corona Et ut patrium erga patriam Testaretur affectum Orphanotrophium hoc Exstrui curavit FRIDRRICOUS Rex in Prussia et Elect. Brand. An. Chr. MDCCII. etc. etc. Vit. XL VI. RE. XVI. Felicitatem et pacem, vitae
) Nach einem Aufsaß in der »Osipreußischen Zeitung«.
Generisque sirmitatem Et post sera tempora coelestos domos promittit Ac dabit Deus, vovent omnes.
Im Jahre 71d dekretirte der König Friedrich Wilhelm 1. daß nech sechs adlige Waisen, und zwar drei lutherische und drei reformirte in die Anstalt aufgenommen werden sollten.
Die in der Stiftungsurkunde sestgesetzten Jonds der Anstalt vermehrten sich während dieser Zeit durch mancherlei Schen= kungen und Vermächtnisse, sowie durch Antheile an den Geld⸗ strafen bei dem Tribunale, den Hochgerichten, den Fiskalen, dem Oberburggräflichen Amte, den Städten Königsberg, den Grund zinsen der Freiheit Sackheim u. s. w., insbesondere aber auch durch die Summen, welche von den damaligen Rittern des Schwarzen Adler Ordens einkamen, deren jeder bei seiner Er⸗ nennung 50 Dukaten und in vorkommenden Fällen einzelne Strafgelder an dieses Waisenhaus zu erlegen hatte. In dem Artikel XIII. der Statuten des Schwarzen Adler -⸗Ordens heißt es nämlich: »Wann der Ritter wirklich eingekleidet werden soll, so wird demselben, nachdem er Gott zu . und zum Unter⸗ halt des in Unserer Residenz Königsberg neu angelegten Waisen« hauses fünfzig Dukaten zu Händen Unseres Ordensschatzmeisters baar erlegt hat, von Unserm Ordenskanzler und den übrigen Ordensoffizieren die ganze Ordenskleidung, von Uns aber selbst die Ordenskette angelegt.“ — Und weiter beißt es im Art. XXV.: »Ein jeder Ritter soll täglich das Ordenskreuz an einem orangen—. farbenen Bande tragen, und wo er dem zuwider handelte und ohne das Ordenszeichen öffentlich erschiene, vor das erste Mal, da solches geschieht, dem von Uns allhie in Königsber M gen neuen Waisenhause 50 Dukaten und das andere Ma O0 Dukaten erlegen, zum dritten Male aber des Ordens ganz verlustig gehen.« — Aus dieser Quelle sind dem Waisenhause vom Jahre 1705—13 8661 Thlr. und 80 Gr. zugeflossen.
Friedrich Wilhelm J. hob diese Bestimmung auf. So wurden diese Unterstützungen dem Waisenhause entzogen bis auf den Regierungsantritt Sr. Majestät des Königs Wilhelm, der auf die Bitte des jetzigen Direktors die alte Bestimmung wieder herstellte. Von 1861 bis jetzt hat das Waisenhaus über 9000 Thaler von den Rittern des Schwarzen Adlers erhalten.
Nachdem das Waisenhaus über hundert Jahre lang (1703 bis 1809) in ungeänderter Form als gelehrte Schule gewirkt und viele junge Leute der Universität zugeführt, fast eben so viele als Offiziere dem Heere, daneben aber auch eine bedeutende Anzahl Waisen fürs bürgerliche Leben erzogen hatte, trat mit dem Jahre 1809 eine wesentliche Veränderung in der Verfassung desselben ein. Als nämlich in der Zeit nach dem Tilsiter Frieden in unserm Vaterlande ein reges Streben für die Hebung der Volksbildung hervortrat und man, auf eine den Zeitbedürfnissen ,, e. Umgestaltung des ge⸗ sammten Volksschulwesens denkend, die Anlegung zunächst eines Normalinstituts für nothwendig erachtete, fand sich in der Provinz keine Anstalt dem Zwecke so zusagend, als das Waisen⸗ haus, das in seiner alten, nicht mehr zeitgemäßen Verfagssung eine Umgestaltung zu fordern schien. Ba die zu jener Zeit in ganz Europa Aufmerksamkeit und Theilnahme erregenden Bestrebungen Pestalozzi's für Volksbildung vorzugsweise bei der preußischen Regierung Anklang und Beförderung fanden, so faßte man den Entschluß, das Waisenhaus, unbeschadet seines Charakters als Waisenhaus, in eine Pestalozzi'sche Normalanstalt zu verwandeln. .
Es fehlte damals in der Provinz Preußen gar sehr an wohlvorbereiteten jungen Leuten, die man Seminarien zur weiteren Ausbildung hätte überweisen können; daher wollte man den Anfang der Schulverbesserungen nicht mit Anlegung von Lehrersemingrien, sondern vielmehr mit Einrichtung einiger Erziehungsanstalten machen, aus denen allmählich Seminare hervorgehen sollten, bis man nach Verbreitung einer Anzahl tüchtiger Lehrer im Lande auf genügend vorbereitete Schüler aus andern Schulen rechnen und sodann noch andere Seminare anlegen könnte. Zugleich sollte in diesen Anstalten Predigern und Schulmännern Gelegenheit geboten werden, sich mit der verbesserten Unterrichtsmethode vertraut zu machen, um so in allen Theilen der Provinz gleichzeitig die Hebung des Volks— schulwesens zu bewirken. Damit es aber, wenn die beabsichtigte An- legung von Seminarien zu Stande käme, nicht an Lehrern für die- selben fehlte, wurden einige junge Männer guf Kosten des Staates zu Pestalozzi geschickt, die nach ihrer Rückkehr einen wohl- vorbereiteten Boden für ihre Wirksamkeit finden sollten. Die Ausführung der angedeuteten Ideen wurde dem Oher⸗Schul⸗ rath Zeller übertragen, den man eigens für diesen Zweck aus deni Württembergischen herbeirief und dem Waisenhause vor⸗ setzte. Er sollte dieses nicht nur neu organisiren, sondern nach und nach alle jene beabsichtigten Erziehungsanstalten einrichten, sollte Lehrkurse mit den Predigern und Schulmännern halten,
die Direktoren für die Anstalten auswählen und die nach der