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und Liegnitz eingelöst; es wird jedoch die Zeit, während welcher J . bei diesen Kassen bewirkt werden kann, von der Königlichen Direktion der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn noch besonders bekannt gemacht werden.
Der Betrag der etwa fehlenden Zinscoupons wird vom“
itale gekürzt. . . 2 1. argr 2. . Verzinsung obiger
̃ nd Obligationen auf. Atte . die früher ausgeloosten, auf der Anlage verzeichneten, noch rückständigen Stamm⸗Aktien und die in der Bellage der gedachten Bekanntmachung n,. rückstän⸗ digen Obligationen wiederholt und mit dem Bemerken auf⸗ gerufen, daß ihre Verzinsung mit dem 31. Dezember des Jahres ihrer Verloosung auf ehört hat.
Berlin, den 15. Juli 1870.
Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Meinecke. Eck.
A. Dieses Verzeichniß ist der heutigen Nummer die— ses Blattes beigefügt.
Angekommen: Se. Excellenz der Staats- und Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, von Selchow, von Nassau und Hannover. ö.
Der Staats- und Finanz ⸗Minister Camphausen aus
der Rheinprovinz.
Berlin, 16. Juli. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: zur Anlegung der dem Oberst⸗Lieutenant
Kurth, Brigadier der 11. Gendarmerie ⸗Brigade, und dem
auptmann don Plocki von derselben Brigade von des
aisers von Rußland Majestät verliehenen Insignien, resp. des St. Stanislaus-⸗Ordens zweiter Klasse und des St. Annen⸗ Ordens dritter Klasse, sowie zur Anlegung des dem Kreis Physikus Pr. Deutschbein zu Herzberg in Kreise Schweinitz von des Kaisers von Oesterreich Majestät verliehenen Ritter⸗ kreuzes des Franz⸗Joseph⸗Ordens und des dem Schauspieler Döring zu Berlin von des Herzogs von Sachsen Coburg Gotha ö verliehenen Ritterkreuzes zweiter Klasse des Her— zoglich Sachsen⸗Ernestinischen Hausordens — Allerhöchstihre Ge⸗ nehmigung zu ertheilen.
Nicht amtliches.
Preußen. Berlin, 16. Juli. Se, Majestät der König sind gestern Abend 8 Uhr 40 Minuten auf dem Potsdamer Bäahnhofe hierselbst eingetroffen und von der Be⸗ völkerung der Hauptstaͤdt enthusiastisch begrüßt worden, In den Straßen, duͤrch welche Se. Majestät Sich nach dem Palgis begaben, hatten viele Häuser geflaggt und illuminirt. Die Versammelten stimmten vor dem Palais die Volkshymne „Heil Dir im Siegerkranze an. Auf die begeisterten Hochrufe erschienen Se. Majestät wiederholt auf dem Balkon, die An wesenden zu begrüßen.
— Der Bundesrath des Norddeutschen Bundes trat heut zu einer Plenarsitzung zusammen.
— Nachdem die Regierung des Kaisers Napoleon öffent— lich und amtlich sich für den Krieg erklärt hat, liegt in dem Wunsche, etwa noch mögliche Verhandlungen über den Frieden nicht zu erschweren, kein Motiv mehr, über den vollen Umfang der von gedachter Regierung an uns gestellten Forderungen zu schweigen. Der nachfolgende wortgetreu wiedergegebene Ab—
schnitt eines Berichts des Norddeutschen Botschafters in Paris
wird geeignet sein, dies zur Anschauung zu bringen. Der Botschafter sagt über eine Unterredung mit dem Herzog 89 E g bunt, nachdem er zunächst bereits Bekanntes gemeldet, olgendes: ö »Der Herzog von Gramont fügte hinzu, er sehe die Ent—⸗ sagung des Prinzen von Hohenzollern auf den spanischen Thron als Nebensache an; denn die französische d eren n n. doch niemals seine Thronbesteigung zugelassen, aber er fürchte, daß aus unserm Verfahren eine bleibende Verstimmung zwischen unsern beiden Ländern fortdauern würde. Der Keim dazu müsse vertilgt werden, und er ginge dabei von dem Gesichtspunkte aus, daß wir in unserm Verfahren gegen Frankreich kein freundliches ö. beobachtet, wie dies auch seines Wissens von allen roßmächten anerkannt würde, Er möchte, aufrichtig gesagt, keinen Krieg, sondern freundliche und gute Beziehungen mit Preußen, und von mir wisse er, daß ich nach demselben Ziele trachte;, wir müßten daher zusammen überlegen, ob es ein Mittel gebe, hierin eine befriedigende Einwirkung auszuüben, und er stelle meiner Erwägung anheim, ob dazu nicht ein Brief
des Königs an den Kaiser der richtige Ausweg wäre. Er appellire dabei an das ritterliche Herz Eurer Königlichen Majestät, welches dabei gewiß die richtige Eingebung verleihen würde.
Es könnte darin nur gesagt werden, daß Eure Königliche Majestät, indem Allerhöchstsie den Prinzen Leopold von Ho— henzollern zur Annahme der Krone Spaniens ermächtigt hät— ten, nicht hätten glauben können, weder den Interessen noch der Würde der französischen Nation zu nahe zu treten, der König schlösse sich der Entsagung des Prinzen von Hohen— zollern an, und zwar mit dem Wunsche und der Hoffnung, daß jeder Grund des Zwiespalts zwischen unseren beiden Regierungen nunmehr verschwunden sein würde. Solche und ähnliche Worte, die im Allgemeinen durch. Pu— blizität zur Beschwichtigung der allgemeinen Voksstim⸗— mung beitragen könnten, dürfte dieser Brief enthalten; doch möchte er bevorworten, daß von den verwandschaftlichen Beziehungen zum Kaiser nicht die Rede sei. Dieses Argument verletze hier eigenthümlicher Weise. .
Ich habe dem Herzog von Gramont bemerkt daß ein solcher Schritt ungemein durch seine am 6. d. M. in der Deputirtenkammer gegebene Erklärung erschwert würde; es kämen da Andeutungen vor, die Eure Königliche Majestät hätten tief beleidigen müssen. Er wollte das bestreiten, hob hervor, daß Preußen gar nicht darin genannt und seine Rede zur Beruhigung der aufgeregten Kammer damals dringend nothwendig gewesen wäre. Unterdessen kam der Justiz⸗Minister, Herr Ollivier, zu unserer Unterredung, über die ihn der Herzog von Gramont in Kenntniß setzte. Herr Ollivier hob dringend die heilsame und im Interesse des Friedens nothwendige Wirkung hervor und bat mich inständigst, den Gedanken eines solchen Briefes Eurer Königlichen Majestät gegenüber auszusprechen. Beide sagten, wenn ich es nicht glaubte übernehmen zu können, so würden sie sich genöthigt sehen, mit der Anregung dieser Frage den Grafen Benedetti zu beauftragen. Indem die beiden Minister hervorhoben, daß sie einen solchen Ausgleich zur Beruhigung der aufgeregten Gemüther für ihre ministe= rielle Stellung bedürften, fügten sie hinzu, daß ein solcher Brief sie berechtigen würde, bei nicht ausbleibenden Angriffen gegen Eure Königliche Majestät als Vertheidiger aufzutreten. Beide bemerkten mir schließlich, sie könnten mir nicht verhehlen, daß unser Verfahren in der hohenzollern · spanischen n fn gel viel mehr die französische Ration aufgeregt, als den Kaiser be⸗ schäftigt habe. ; r
In unserm Gespräch ließ der Herzog von Gramont die
Bemerkung fallen, wie er glaube, daß der Prinz von Hohen⸗
zollern auͤf Euer Königlichen Majestät Veranlassung entsagt habe; doch bestritt ich das und bezeichnete die Renunciation als gewiß nur auf eigener Initiative des hohenzollernschen Prinzen beruhend.
Stettin, 15. Juli. (W. T. B) . Seitens der hiesigen Kaufmannschaft ist an Se. Majestät den König eine Adresse übersandt worden, in welcher dieselbe ihre Opfer⸗ willigkeit betont und der energischen Wahrung der Ehre Deutsch— lands auf das Freudigste zustimmt. .
Breslau, 15. Juli. Die heute hier zur hundert— jährigen Jubelfeier der Schlesischen Landschaft ver— sammelte Ritterschaft übersandte Namens der Provinz Schlesien Sr. Majestät dem Könige eine Adresse des Inhalts, daß die Provinz Schlesien wie immer in ernsten Augenblicken mit Gut und Blut zu ihrem Könige stehen werde. .
— Die jüngsten Nachrichten, durch Extrablätter hier ver⸗ breitet, riefen in allen Schichten der Bevölkerung stürmische Begeisterung hervor. Bis nach Mitternacht durchzogen zahl⸗ reiche Menschenmengen die Stadt unter Absingung der National⸗ hymne und Hochs auf Se. Majestät den König.
Kiel, 15. Juli. S. M. Dampfkanonenboot »Komet⸗ ist heute früh nach Wilhelmshaven und S. M. Transportdampfer »Rhein« heute Nachmittag nach Danzig in See gegangen.
Cassel, 15. Juli. Se. Majestät der König sind um 12 Uhr von Ems hier eingetroffen und wurden von den Behörden, dem Stadtrathe, Bürgerausschuß und Tausenden von Bürgern aller Stände empfangen und mit begeisterten Hochs begrüßt. Der Ober ⸗Bürgermeister Nebelthau überreichte Namens der Stadtbehörden eine Ergebenheitsadresse. In der Erwiderung sprachen Se. Majestät der König Ihre Freude darüber aus, daß die Hauptstadt einer neuen Provinz Ihm so patriotische Gesinnungen entgegenbringe. Abermals wieder⸗ holten sich tausendstimmige Hochs, als Se. Majestät nach ein— genommenem Diner um 15 Uhr die Reise fortsetzten. Auf dem ganzen Wege von Ems nach hier wurden Se. Majestät auch auf allen Stationen enthusiastisch, namentlich auch von den zahlreich zusammengeströmten Landleuten begrüßt.
Mecklenburg. Schwerin, 15. Juli. Ihre Königliche Hoheit die Herzogin Wilhelm und Prinzessin Tochter sind
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mit Gefolge gestern Abend von Bellevue hierselbst eingetroffen
und beabsichtigen am Montag, den 18. d. Mts., sich weiter nach dem Heiligen Damm zu begeben. ;
Bremen, 15. Juli. (W. T. B.) Die hiesige Kaufmann⸗ schaft hat an Se. Majestät den König von Preußen eine Adresse übersandt, in welcher die vollste Opferwilligkeit betont und in enthusiastischer Weise einer energischen Wahrung der nationalen Ehre zugestimmt wird.
Baden. Karlsruhe, 14. Juli. Nachdem der Groß—⸗ herzog Dienstag, den 12. Juli, Abends halb sieben Uhr nach Baden zurückgekehrt war, traf Höchstderselbe gestern Nachmittag 15 Minuten nach 1 Uhr wieder in Karlsruhe ein. Der Groß⸗— herzog empfing im Laufe des Nachmittags den Königlich preu— ßischen General ⸗ Lieutenant Colomier, welcher von Coblenz da— hier eingetroffen war, um den Schießübungen der Großherzogl. Artillerie bei Forchheim anzuwohnen. Nach 4 Uhr wurde der General zur Großherzogl. Tafel gezogen, zu welcher eine größere Anzahl von Einladungen ergangen waren. Abends reiste der Großherzog nach Baden zurück.
Bayern. München, 13. Juli. Der König wird mor— gen von Hohenschwangau nach Berg zurückkehren.
— 15. Juli. (W. T. B.) Der König hat den Vorschlag des Ministeriums, den casus foederis für gegeben zu erachten, und ebenso die vorgelegte Mobilisirungsordre genehmigt.
— In der heutigen Sitzung der Abgeordnetenkammer wurde die allgemeine Diskussion über das Militär⸗Budget geschlossen und auf Vorschlag des Präsidenten die Berathung abgebrochen. Die Spezial⸗Debatte wurde auf Montag vertagt.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 14. Juli. Die Großfürstin Alexandra Josefowna, Gemahlin des Großfürsten Kon⸗ stantin, und Großfürst Wratscheslaw von Rußland sind sammt Gefolge gestern über Salzburg in Gmunden eingetroffen.
— Der Erzherzog Wilhelm hat sich gestern Vormit— tags zur Inspektion der Artillerie nach Theresienstadt begeben.
Pesth, 14. Juli. Auf die Interpellationen Csaky's und Horns in Angelegenheit des französisch preußischen Konfliktes antwortete Graf Andrassy in der heutigen Unterhaus⸗ Sitzung: Die Lage ist ernst, doch ist Hoffnung auf Erhaltung des Friedens vorhanden, und wenn der Friede erhalten wird, gebührt das Verdienst zum Theil dem kon⸗ sequenten und zweckmäßigen Vorgehen des gemeinsamen Ministers des Aeußern nur im Interesse des Friedens und im vollen Einverständniß beider Regierungen. Dieses Inter esse wird auch in Zukunft alle Schritte leiten. Horn erklärte sich durch die Antwort nicht befriedigt, diese ward jedoch zur Kennt⸗ niß , ,.
riest, l5. Juli. Der Lloyddampfer »Ceres« ist mit der ostindischen Ueberlandpost heute Abend aus Alexandrien hier eingetroffen.
Schweiz. Bern, 15. Juli. (W. T. B.) Der Bundes⸗ rath kündigte heute in der Bundesversammlung an, daß er Angesichts des Konfliktes zwischen Frankreich und Preußen demnächst Vollmacht fordern werde, um die nöthigen Maß— — die Aufrechthaltung der Unabhängigkeit der Schweiz zu treffen.
Niederlande. Haag, 15. Juli. Der amtliche »Staats⸗ courier« meldet: Die Regierung hat mehreren Kabineten an⸗ gezeigt, daß sie strikteste Neutralität einzuhalten beabsichtige. Neue Kundgebungen in diesem Sinne werden morgen in der Sitzung der ersten Kammer erwartet.
Gräaßbritannien und Irland. London, 14. Juli. Die Mitglieder des Kabinets traten heute morgen in der Amtswohnung des Premier-Ministers zu einer Sitzung zu— sammen. —
— In der gestrigen Sitzung des Unterhauses wurde die Debatte über die sogenannte Permissive⸗Bill, d. h. den Gesetz⸗ vorschlag, daß es in jedem einzelnen Kirchspiele von der Mehrheit von */ derer, die Gemeindesteuern zahlen, abhängen solle, ob in dem betreffenden Kirchspiele künftig Bier⸗ und Branntwein— schänken geduldet werden sollen oder nicht. Sir William Lawson beantragte die zweite Lesung der Bill, während der Minister des Innern, Bruce, sich dagegen erklärte. Bei der darauf folgenden Abstimmung wurde die zweite Lesung mit 121 gegen 90 Stimmen abgelehnt.
Frankreich. Paris, 15. Juli.‘ (W. T. B) In der heutigen Sitzung des gesetzgebenden Körpers verlas Ollivier das folgende im gestrigen Ministerrathe be— schlossene Exposß: Die Art und Weise, in welcher Sie die Erklärungen vom 6. Juli aufgenommen haben, gab uns die Gewißheit, daß Sie unsere Politik billigten, und daß wir auf Ihre Unterstützung rechnen konnten. Wir be— gannen hierauf Verhandlungen mit den auswärtigen Mächten,
um ihre Vermittlung in Anspruch zu nehmen, damit Preußen die Rechtmäßigkeit unserer Beschwerden anerkenne. Wir haben Nichts von Spanien verlangt, dessen Empfindlichkeit wir nicht reizen wollten. Wir haben nicht mit dem Fürsten von Hohen⸗ zollern verhandelt, weil wir denselben durch den König von Preußen gedeckt hielten. Wir haben es unterlassen, Beschwer— ng Fr andere Gegenstände mit dieser Angelegenheit zu ver— mischen.
Der größte Theil der auswärtigen Mächte bewundert mit mehr oder weniger Wärme die Gerechtigkeit unserer Beschwerden.
Der preußische Minister des Auswärtigen entgegnete hier⸗ auf, daß er die Angelegenheit nicht kenne, und daß das Kabinet von Berlin derselben vollständig fremd bleibe. Wir wendeten uns hierauf an den König selbst. Der König, obwohl er zu⸗ gestand, daß er den Prinzen von Hohenzollern zur Annahme der Kandidatur ermächtigt habe, behauptete jedoch, daß er den Verhandlungen zwischen den Hohenzollern und Spanien fremd geblieben sei, daß er als Chef der Familie, nicht aber als Souverän gehandelt habe; er gestand jedoch zu, daß er die Angelegenheit dem Grafen v. Bismarck mitgetheilt habe. Wir konnten diese Antwort nicht als befriedigend annehmen; wir konnten diese subtile Unterscheidung zwischen Familienoberhaupt und Souverän nicht . lassen. Inzwischen empfingen wir vom spanischen Ge—⸗ andten die Nachricht von der Verzichtleistung der Hohenzollern. Während wir die Angelegenheit mit Preußen verhandelten, kam uns die Verzichtleistung des Prinzen Leopold von einer Seite, wo wir sie nicht erwarteten, und wurde uns dieselbe am 12. Juli durch den spanischen Botschafter überreicht.
Wir verlangten, daß der König sich dieser Verzichtleistung anschließe, wir verlangten, daß er sich verpflichte, wenn die Krone neuerlich den Hohenzollern angeboten würde, die Ge— nehmigung zur Annahme derselben zu versagen. Unsere For—⸗ derung war eine gemäßigte und in ebenfalls gemäßigten Aus— drücken formulirt. Wir schrieben an Benedetti, er möge be— tonen, daß wir keinen Hintergedanken hegten und keinen Vor— wand suchten. Der König weigerte sich, die von uns geforderte Verpflichtung einzugehen, und erklärte Benedetti, er wolle sich für diesen sowie für jeden andern Fall die Freiheit vorbehalten, die Verhältnisse zu Rathe zu ziehen. Trotzdem brachen wir aus Friedensliebe die Verhandlungen nicht ab. Um so größer war unsere Ueberraschung, als wir gestern erfuhren, der König von Preußen habe sich geweigert, Benedetti zu empfangen, und die preußische n r habe dies amtlich mitge⸗ theilt. Zu gleicher Zeit erhielten wir die Nachricht, der preußische Botschafter von Werther habe seine Ab⸗ berufung empfangen; wir erfuhren auch, daß Preußen rüste. Unter diesen Umständen wäre es ein Vergessen unserer Würde und eine Unklugheit gewesen, keine Vorbereitungen zu treffen. Wir haben uns bereitet, den Krieg, den man uns anbietet, aufzunehmen, indem wir Jedem seinen Antheil an der Ver⸗ antwortlichkeit hierfür überlassen. Seit gestern haben wir die Reserven einberufen und wir werden Maßregeln ergreifen, um die Interessen, die Sicherheit und die Ehre Frankreichs zu wahren.
Nachdem das Exposé von Ollivier verlesen war, sprach noch der Herzog von Gramont. Er sagte: »Wenn wir länger gewartet hätten, so würden wir Preußen Zeit gegeben haben, seine Rüstungen zu vervollständigen. Eine Thatsache ist aus— reichend; die preußische Regierung hat alle Kabinette davon be⸗ nachrichtigt, daß sie es ablehne, ünseren Botschafter zu empfan⸗ gen, und zwar ist dies geschehen, während man noch unterhan⸗ delte. Wenn sich in Frankreich eine Kammer fände, die dies ertragen wollte, so wollte ich nicht 5 Minuten länger Minister bleiben. »Jules Favre verlangte Mittheilung der diplomatischen Aktenstücke, besonders der preußischen Depesche, welche den aus— wärtigen Kabineten die Mittheilung bezüglich Benedettis macht. Buffet unterstützte diese Forderung. Der Antrag Favre's ward jedoch mit 164 gegen 83 Stimmen abgelehnt. Die Kammer beschloß, Abends 9 Uhr zu einer Sitzung zusammenzutreten.
Qllivier verlangte im weiteren Verlaufe der Sitzung die Bewilligung eines Kredites von 50 Millionen für den Kriegsminister und die Aushebung einer Alters— klasse. Zwanzig Mitglieder, darunter Thiers, stimmten egen die Dringlichkeit des Antrages. Thiers prach ent⸗— alen gegen den Krieg, jedoch die Kammer hörte ihn mit Ungeduld an. Quivier antwortete Thiers und stellte die Behauptung auf, daß der Krieg nur darum nothwendig geworden sei, weil Preußen uns zu demselben zwang. Nach— giebigkeit würde Frankreich auf das Aeußerste herabwürdigen. In Erwiderung auf Ausführungen Gambetta's betonte Ollivier nochmals die angeblich herausfordernde Haltung Preußens. Der Kriegsminister legte ein Dekret vor, welches die gesammte Mobilgarde in Aktivität ruft. Die Dringlichkeit des Antrages ward einstimmig angenommen. Segris verlangte einen Kredit von 16 Millionen für den Marineminister.
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