liges Hoch wurde jubelnd erwiedert. Schließlich bewilligte die Versammlung einen Kredit von 100,000 Thalern.
Sachsen. Dresden, 19. Juni. (Dresd. Journ.) Nach= dem die Königl. Staatsregierung im Laufe des Nachmittags die officielle Meldung von der in Berlin überreichten Kriegs erklärung Frankreichs und dem bevorstehenden Abgange der französischen Botschaft in Berlin erhalten, sind auch der hiesi⸗ gen Kaiserlich französischen Gesandtschaft, sowie dem französischen Generalkonsulate in Leipzig ihre Pässe zugestellt worden. Die diesseitige Gesandtschaft am Kaiserlich französischen Hofe hatte bereits vor einigen Tagen die Weisung erhalten, bei Abreise der dasigen Botschaft des Norddeutschen Bundes Paris eben⸗ falls zu verlassen. Um Uebernahme des Schutzes der in Frank— reich lebenden Sachsen ist der Gesandte der Vereinigten Staaten von Nordamerika ersucht worden. Weimar, 19. Juli. (W. Z). Heute Mittag gegen 2 Uhr ist die offizielle Nachricht aus Berlin über den erfolgten Aus— bruch des Kriegs mit Frankreich hier eingetroffen. In Folge davon sind der Kaiserlich französischen Gesandtschaft hier die Pässe zur Rückkehr nach Frankreich zugesandt worden.
— Der Exbgroßherzog, welcher zur Wiederherstellung seiner Gesundheit in der Schweiz sich befand, hat sich zur Armee nach Düsseldorf begeben.
Eisenach, 18. Jult. Der Vorstand des thüringischen Städteverbandes, welcher am 16. d. M. in Etsenach zu einer Konferenz versammelt war, hat, um der in den thüringischen Ländern herrschenden Stimmung gerecht zu werden, folgende Adresse an Se. Majestät den König von Preußen beschlossen und abgesendet:
Allerdurchlauchtigster König! Großmächtigster Schirmherr des Norddeutschen Bundes!
Allergnädigster König und Herr!
Geruhen Ew. Majestät beim Ausbruch des französischen Krieges auch aus den thüringischen Ländern des Norddeutschen Bundes den Ausdruck unbegrenzter treuer Hingebung huldreichst entgegenzunehmen.
Der thüringische Städteverband, in dessen Namen wir zu sprechen wagen, umfaßt die sämmtlichen Städte des Großherzogthums Sachsen⸗ Weimar, der Herzogthümer Sachsen ⸗Meiningen, Tan , em r , Sachsen⸗Altenburg, sowie der Fürstenthümer Schwarzburg⸗Rudolstadt, Schwarzburg⸗Sondershausen, Reuß älterer und jüngerer Linie und jede dieser Gemeinden, das versichern wir feierlich als deren Vertreter, ist erfüllt von derselben hohen und heiligen Begeisterung für die Ver— theidigung deutscher Ehre und deutschen Rechts von derselben uner- . Zuversicht auf Ew. Majsestät und unseres Volkes ge— Techte Sache.
Die thüringischen Städte nehmen gehobenen Herzens die schweren Lasten des Krieges auf sich und werden sie tragen, bis der französische Uebermuth im Staube liegt; der thüringische Bürger zieht freudig in den Kampf, er ist stolz, an der Seite des Preußen in dem geeinten Bundesheere zu stehen. Majestät! Wir Alle, Alle werden unsere Pflicht thun. ö
In tiefster Ehrfurcht verharren
Ew. Königlichen Majestät unterthänigst Der Vorstand des thüringischen Städte ⸗ Verbandes. Weber, Ober ⸗Bürgermeister der Stadt Gera, als Vorsitzender. Muther, Bügermeister der Stadt Coburg, als Vize ˖Vorsitzender.
Hessen. Darmstadt, 29. Juli. Die Erste Kammer genehmigte einstimmig den Gesetzentwurf betreffs der Kriegs anleihe und ertheilte der Regierung die e,, . zur Aus⸗ 16 der anderen regierungsseitig vorgeschlagenen Maß— regeln.
— Nachdem der Finanzausschuß in der Abgeordneten⸗ kammer den Antrag gestellt hat, die Vorlagen der Regierung zu genehmigen, empfahl der Abg. Wernher, es möge sich unter dem Eindruck der in Deutschland herrschenden Stimmung ein allgemeines gegenseitiges Vertrauen bekunden. Die Kammer , darguf einstimmig die Vorlagen der Regierung. Der Präsident Buff schloß die Sitzung mit einem Hoch auf das einige starke Deutschland, auf den deutschen Bundesfeld— herrn und den Großherzog; die Kammer erwiederte dasselbe mit Begeisterung.
Marburg, 18. Juli. Die Vorlesungen an der Hoch—⸗ schule sind sämmtlich geschlossen und die Mehrzahl der Studi—⸗ renden eilt zu den Waffen. (O. Z.
Baden. Karlsruhe, 18. Juli. Die Großherzogin ist gestern Abend gegen 11 Uhr von St. Moritz hier ein— etroffen. Der Großherzog war mit dem Erbgroßherzog einer Gemahlin bis Pforzheim entgegengefahren. Die Prin⸗ zessin Victoria und der Prinz 6 Wilhelm sind vorigen Sonnabend von Schloß Baden nach Karlsruhe zurückgekehrt.
Württemberg. Stuttgart, 20. Juli. (W. T. B. Der französische Gesandte hat gestern hier die Bescheidung empfangen, daß Württemberg an dem Nationalkriege gegen Frankreich theil- nehme. Die Aushändigung der Paäͤsse an den Gesandten er—
folgt ungesäumt. Die bisherigen provisorischen Leiter des Kriegs-
Ministeriums und des Ministeriums des Innern, General—
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Lieutenant v. Succow und Ministerialrath Scheurlen, sind definitiv zu Ministern ernannt.
Bayern. München, 20. Juli. Die Kammer der Reichsräthe nahm die von der Abgeordnetenkammer gefaß— ten Beschlüsse bezüglich der Kreditvorlagen einstimmig an, und sprach zu gleicher Zeit dem Kriegs⸗Minister den Dank des Hauses für die treffliche Organisation und die rasche Auf. stellung des Heeres aus.
— Aus allen Landestheilen gehen dem Könige Dankes— Telegramme zu. Eine sehr große Unzahl Freiwilliger meldet sich bei den Fahnen. Von vielen Seiten ist Vorausbezahlung der Steuern angeboten.
— Der Graf Bray hat den Königlich bayerischen Gesandten Frhrn. Pergler v Perglassin Berlin telegraphisch angewiesen, dem norddeutschen Bundeskanzler die Mittheilung zu machen, daß in Folge der Kriegserklärung Frankreichs an Preußen und des stattge⸗ habten Angriffs der Franzosen auf deutsches Gebiet die , . . bayerische Regierung auf Grund des Allianzvertrages als Ver bündeter Preußens in den Krieg gegen Frankreich gleich sämmtlichen deutschen Regierungen eingetreten sei. .
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 20. Juli. (W. T. B Es verlautet jetzt ziemlich allgemein, Oesterreich werde eine aufmerksame Neutralität nach beiden Seiten hin beobachten und mit Ausschluß jeder Mobilisirung seine passive Stellung bewahren. ¶
Niederlande. Aus Utrecht, 19. Juli, wird dem W. T. B.“ gemeldet: Ein französisches Kriegsschiff, Name undeut. lich, vielleicht Rubicot« ist beim stillen Waester „an den Helder, gestrandet. (
Schweiz. Bern, 18. Juli. Der schweizerische National- rath hat heute einen wichtigen Beschluß gefaßt. Es war der Antrag gestellt worden, die auf die heutige Tagesordnung ge. setzte Frage der Gotthardbahn unter den gegenwärtigen Ver, hältnissen zu verschieben und die Bundesversammlung nach Wahl des Bundesgenerals zu vertagen. Der Vertagungsantrag
fiel in namentlicher Abstimmung mit 65 gegen 41 Stimmen.
Großbritannien und Irland. London, 19. Juli. Im Oberhause gelangte nach Beantwortung zweier Inter— pellationen durch Lord Granville, die Lebensversicherungs bill zur 2. Lesung, desgleichen die Judicial-Committee Bill; auch die Bill behufs Sicherstellung des Privateigenthums verheira— theter Frauen wurde in der Ausschußsitzung erledigt.
Im Un terhause beantwortete Gladstone einige den deutsch⸗französischen Krieg betreffende Anfragen.
Im Verlaufe der Sitzung erklärte der Premier-Minister, daß die Regierung im Drange der Geschäfte genöthigt sei, drei Bills zurückzuziehen: die Sparkassenbill, die Bill behufs besse⸗ rer Regulirung der Bergwerke und die zur Verbesserung des Parlamentswahlenmodus, doch will die Regierung die Hoffnung auf Durchführung der Universitäten -Eides bill noch nicht ganz aufgeben. —
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und die Rekrutirungsbill im Komite erledigt.
französische Konsularämter bekleideten, haben die letzteren nieder ⸗ gelegt; auch die französischen Konsuln, deren Associés nord— deutsche Konsularbeamte sind, Aemter verzichtet.
um seine Gemahlin abzuholen. — Gladstone ist von einem leichten Unwohlsein befallen.
Frankreich. Paris, 19. Juli. Das „Journal offieiel«
zur Armee gehörige Person zugelassen werden darf. « — Der Senat hat gestern die vom gesetzgebenden Körper
nächste Sitzung vertagt. Zugleich strich der Senat aus dem mungen, durch welche den Generalräthen gestattet werden sollte, politische Wünsche auszusprechen.
Der Senat nahm heute die Gesetze an, welche gestern dem
— Der gesetzgebende Körper hat die von der Regie—
rung vorgelegten Gesetzentwürfe gestern sofort und zwar ein— stimmig angenommen, darunter einen, der das Kontingent von 1870 von 90,000 auf 140,000 Mann mit dem Zusatze enthält, dieselben schon am 1. Januar 1871 einberufen zu können. Der
Kriegs⸗Minister fügte hinzu, daß, falls es die Umstände zu
g ierauf wurden sämmtliche Vor— anschläge für das Heer, mit Ausnahme eines einzigen, bewilligt
— 20. Juli. (W. T. B.) Sämmtliche für England beglaubigte . Konsuln und Vize⸗Konsuln des Norddeutschen Bundes, dielzugleich
haben auf die französischen — Der Prinz von Wales begiebt sich nach Kopenhagen, .
meldet: »Der Kaiser hat bestimmt, daß sowohl im Kaiserlichen als in den Hauptquartieren der verschiedenen Armee⸗Corps kein Freiwilliger, kein fremder Offizier, mit Einem Worte, keine nicht votirte Abschaffung des allgemeinen Sicherheitsgesetzes auf die ; Gesetzentwurfe über die Generalräthe die zwei wichtigen Bestim⸗ ( dem Publikum Zutritt zu ihren Sitzungen zu gestatten uns
gesetzgebenden Körper vorgelegt und von ihm angenommen ; wurden. ö
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ließen, man von den Bestimmungen des letzteren Gesetzes keinen Gebrauch machen, sondern das Kontingent wieder auf 90,009 Mann herabsetzen und es erst zur gewöhnlichen Zeit, also sechs Monate später, einberufen werde.
Im Gefühle des Mißtrauens gegen das Kabinet haben 43 Deputirte einen Antrag in die Hände des Präsidenten des gesetztebenden Körpers niedergelegt Behufs der einfachen Ver— iagung der Kammer. Herr Schneider hat, wie die Köln. Z. * mittheilt, den Antrag beim Kaiser befürwortet und das Staats⸗ oberhaupt ihn dem heutigen Ministerrathe mitgetheilt. Ollivier ist aber gegen den Antrag aufgetreten und die Regierung hat ihn verworfen. Mittlerweile haben andere Deputirte den Rücktritt einiger Minister verlangt und drohen, den Antrag der 43 zu unterstützen, wenn er nicht geschieht.
— 20. Juli. (W. T. B. Im geseßgebenden Körper theilte Gramont mit, daß, nachdem die Kriegserklärung auf Befehl des Kaisers in Berlin notifizirt sei, zwischen ö und Preußen nebst seinen Verbündeten der , . and ein⸗ getreten sei. Der Präsident Schneider nahm Akt von dieser Erklärung. Das Haus nahm alsdann die Berathung des Budgets wieder auf.
Griechenland. Athen, 19. Juli. Der König ist zurück- gekehrt. Eine Ministerkrisis ist ausgebrochen.
Türkei. Konstantinopel, 19. Juli. (W. Z.) Die gesammte Reserve der türkischen Armee wurde einberufen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 19. Juli. Dem »Reg. Anz.“ wird telegraphisch aus Archangelsk gemeldet, daß der Großfürst Alexei Alexandrowitsch am 15. 6! um 9 Uhr Morgens in Begleitung des Gouverneurs von rchangelsk ab⸗ gereist ist. Der Großfürst hatte die Absicht, unterwegs die Dwinafestung zu besichtigen.
Dänemark. Kopenhagen, 18. Juli. Der König von Schweden ist mit dem heutigen Morgenzuge über Helsingör nach Schweden zurückgereist.
— Der Minister des Inn ern, Fonneshach, ist der »Aalb. Stiftst.« zufolge, am Freitage von Jütland in Fre⸗ derikshavn angekommen.
Amerika. New⸗York, 20. Juli. (W. T. B. In Cineinnati hat ein Massenmeeting der dort wohnenden Deutschen statt— gefunden, welches in enthusiastischer Weise den allgemein herr, schenden Sympathien für Preußen und Deuschland Ausdruck gab. Die deutschen Gesellschaften in den großen Städten der Union haben bedeutende Geldsummen für die Wittwen und Waisen der in dem bevorstehenden nationalen Kriege bleiben den Soldaten gezeichnet. — Die Dampfschiffahrt von New⸗— Jork nach Deuischland durch deutsche Dampfer ist geschlossen.
— Der französische Gesandte Prevost⸗Paradol hat sich am Dienstag Abend mit eigener Hand den Tod gegeben, wie man muthmaßt, in einem Änfalle von plötzlichem Wahnsinn.
Chicago, 19. Juli. Die »Illinois ⸗Staatszeitung« hat an den Bundeskanzler Grafen Bismarck folgendes Telegramm abgesandt: Zweihundert Thaler dem deutschen Soldaten, der zuerst eine französische Fahnenstange (flag-Pposter) erobert.
Reichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 21. Juli. Die dem Reichstage des Norddeutschen Bundes in seiner gestrigen (2) Sitzung Seitens des Kanzlers des Rorddeutschen Bundes vorgelegten Aktenstücke sind: I) der bereits gestern (in Nr. 170 d. Bl. unter Reichstags angelegen⸗ heiten) abgedruckte Auszug aus dem Protokoll über die 26. Sitzung des Bundesraths des Rorddeutschen Bundes vom 16. d, M. 2 Die in Rr. 166 d. Bl. enthaltene authentische Darstellung der Vorgänge in Ems vom 9. bis 14. Juli, sowie 3) der ebendaselbst mitgetheilte Bericht des Flügel⸗Adjutanten Sr. Maje⸗ stät des Königs vom Dienst über die Abweisung der Zumuthun⸗ gen des Grafen Benedetti in Ems am 13. Juli. H Nach— stehender Bericht des Freiherrn v. Werther:
Paris, den 12. Juli 1870. Allerdurchlauchtigster ꝛc.
eute Vormittag um 16 Uhr eingetroffen, in Gesellschaft eines fean d fe Couricrs des Grafen Benedetti, des Attaché Baron Bourqueney, hat der Herzog von Gramont sehr bald seinen Kabinets Chef Grafen Faverney zu mir geschickt, um mich fragen zu lassen, ob ich im Stande wäre dem Minister heut meinen Besuch zu machen. Ich habe mich gleich dazu bereit erklärt und wurde vom Herzog von Gramont in der gewohnten freundlichen Weise, wie es zwischen alten Bekannten üblich, empfangen. Ehe ich über unsere Unterredung berichte, möchte ich bemerten, daß dieselbe durch Anmel—⸗ dung des spanischen Botschafters, der eine offizielle Mittheilung zu machen habe, unterbrochen wurde. Diese Mittheilung bestand in
dem spanischen Thron
wicklung, die seine Thronkandidatur n nch h M eng achr re abe ge⸗
entsage und an den Marschall Prim diese langen lassen. —
Unsers vom Herzog von Gramont eingeleitete Unterredung rollte hauptsächlich auf dem vom Grafen Benedetti angeregten Gegen⸗ stand, daß Ew. FKönigliche Majestat durch die für die hohenzollernsche Thronkandidatur gegebene Autorisation, ohne Sich vorher darüber in irgend einer Weise mit der Kaiserlich französischen Regierung ins Be— ., * setzen, Sich nicht bewußt wären, dadurch Frankreich ver etzt zu haben.
Er fragte mich ob sich dieses wirklich so verhalte. — Ich ent⸗ wickelte ihm darauf, daß Eure Königliche Majestät diese Autorisation formell nicht hätten verfagen können, nachdem der Prinz von Hohen⸗ zollern zur Annahme der ihm angebotenen Krone einen Beruf gefühlt habe, und haben Allerhöchstdieselben, bei den verwandtschaftlichen Verhältnissen des Prinzen zum Kaiser gar nicht glauben können, daß diese Thronkandidatur in Frankreich übel aufgenommen werden würde.
Der Herzog von Gramont eitirte darauf die Beispiele des Herzogs von Kemours für den Belgischen Thron und des Prinzen Alfred für den Griechischen Thron als Fälle, wo eine solche Autori- sation versagt worden wäre. Ich bestritt die Analogie mit dem gegen wärtigen Fall.
Der Herzog von Gramont führte alsdann an, es liege doch nahe daß Frankreich als der nächste Nachbar Spaniens über die Thron ⸗ besetzung letzteren Landes ein reges Interesse haben müsse. Das Ge— heimniß, welches über die Hohenzollernschen Verhandlungen hewahrt, hätte hier nur sehr verletzen können, und dies um so mehr, als der Kaiserliche Hof in allen politischen Fragen stets die größten Rück— sichten für unsere Regierung bewiesen habe. Dies Verfahren habe in ganz Frankreich tief verletzt und finde den Ausdruck in der Stimmung der Kammer, die zur Erschwerung der Frage leider gegen wärtig vereinigt wäre. ⸗
Ber Herzog von Gramont fügte hinzu, er sehe die Entsagung des Prinzen don Hohenzollern auf den spanischen Thron als Neben- sache an, denn die französische Regierung hätte doch niemals seine Thronbesteigung zugelassen aber er fürchte, daß aus unserem Ver⸗ fahren eine bleibende Verstimmung zwischen unseren beiden Ländern fortdauern würde. Der Keim dazu müsse vertilgt werden, und er
inge dabei von dem Gesichtspuntt aus daß wir in unserem Ver⸗ en gegen Frankreich kein freundliches Procsdé heobachtet, dies auch seines Wissens von allen Großmächten aner⸗ kannt würde. Er möchte, aufrichtig gesagt, keinen Krieg / sondern freundliche und gute Beziehungen mit Preußen, und von mir wisse er, daß ich nach demselben Ziele trachte; wir müßten daher zu⸗ sammen überlegen, ob es ein Mütel gebe hierin eine befriedigende Einwirkung auszuüben, und stelle meiner Erwägung anheim, ob dazu nicht ein Brief des Königs an den Kaiser der richtige Ausweg wäre. Er appellire dabei an das ritterliche Herz Eurer Königlichen Majestät, welches dabei gewiß die richtige Eingebung verleihen würde. .
Es könnte darin nur gesagt werden, daß Eure Königliche Majestät, indem Allerhöchst Sie dem Prinzen Leopold von Hohenzollern zur Annahme der Krone Spaniens ermächtigt hätten, nicht hätten glauben können, weder den Interessen noch der Würde der französi⸗ schen Nation zu nahe zu treten; der König schlösse sich der Entsagung des Prinzen von Hohenzollern an, und zwar mit dem Wunsch und der Hoffnung, daß jeder Grund des Zwiespalts zwischen unsern bei · den Regierungen nunmehr verschwunden sein würde. Solche und ähnliche Worte, die im Allgemeinen durch Publizität zur Beschwichti⸗ gung der allgemeinen Volksstimmung beitragen könnten, dürfte dieser Brief enthalten; doch möchte er bevorworten, daß von den verwandt- schaftlichen Beziehungen zum Kaiser nicht die Rede sei. Dieses Argu— ment verletze hier eigenthümlicher Weise. .
Ich habe dem Herzog von Gram ont bemerkt, daß ein solcher Schreit ungemein durch seine am 6. dieses Monats in der Deputirten⸗ Kammer gegebene Erklärung erschwert würde; es kämen da Andeu⸗ die Euere Königliche Majestät hätten tief beleidigen hob hervor, daß Preußen gar nicht Beruhigung der aufgeregten Kam-
gewesen wäre. Unterdessen kam
wie
tungen vor, ; müffen. Er wollte das bestreiten,
darin genannt, und seine Rede zur mer damals dringend nothwendig s der Justiz.Minister Herr Ollivier zu unserer Unterredung, über die ihn der Herzog von Gramont in Kenniniß setzte. Herr Qllivier hob dringend die heilsame und im Interesse des Friedens nothwendige Wirkung hervor, und bat mich inständigst, den Gedanken eines sol chen Briefes Ew. Königl. Majestät gegenüber auszusprechen. Beide fagten, daß, wenn ich es nicht glaubte übernehmen zu können, so würden sie sich genöthigt sehen, mit der Anregung dieser Frage den Grafen Benedetti zu beauftragen. Indem die beiden Minister hervorhoben, daß sie einen solchen Ausgleich zur Beruhigung der auf⸗ geregten Gemüther für ihre ministerielle Stellung bedurften fügten sie hinzu, daß ein solcher Brief sie berechtigen würde, bei nicht aus- bleibenben Angriffen gegen Eure Königliche Majestät als Vertheidiger aufzutreten. Beide bemerkten mir schließlich, sie könnten mir nicht verhehlen, daß unser Verfahren in der Hohenzollern - Spanischen An. gelegenheit viel mehr? die französische Ration aufgeregt als den Kaiser beschäftigt habe. e
In unserem Gespräch ließ der Herzog von Gramont die Be merkung fallen, wie er glaube, daß der Prinz von Hohenzollern auf Eurer Königlichen Majestät Veranlassung entsagt habe; doch bestritt ich das und bezeichnete die Renunciation als nur gewiß auf eigener Initiative des Hohenzollernschen Prinzen beruhend. J ö ;
Bei dem eiligen Drängen der beiden Minister wünschten sie, daß ich die Sache telegraphisch anregen sollte; doch dazu fand ich keine
iBeranlassung.
einem Telegramm des Prinzen Anton von Hohenz ollern (Vater), worin Err n! anzeigte, daß sein Sohn, der Erbprinz, bei der ae ;
In tiefster Ehrfurcht 2c. an Rerther
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