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eine entsprechende Berücksichtigung auch solchen Primanern zu Theil rr zu lassen, welche erst im dritten Semester stehen, Im Hinblick auf die außerordentlichen Zeitumstände will ich die in dieser Beziehung gestellten Anträige genehmigen, und ermächtige die Königlichen Provinzial-Schullollegien all— gemein, von? den der Prima eines Ghmnasiums oder einen Kealschule im dritten Semester angehörenden Schülern nicht nur bie, welche bereits das militärpflichtige Alter erreicht haben, oder welche sich ganz der militärischen Laufbahn widmen wollen, fondern auch alle diejenigen zu einer Maturitätsprüfung bal⸗ digst zuzulassen, welche die Absicht haben, mit Genehmigung ihrer Eltern bei der gegenwärtigen Mobilmachung in die Armee inzutreten. . . . Ein Erlaß der schriftlichen Prüfung kann jedech in diesem Fall nicht stattfinden, die mündliche ist aber in möglichst kurzer Frist nach der schriftlichen e, , . . Im Uebrigen gelten, was die Anwesenheit eines Kommissa⸗ rius bei der mündlichen Prüfung, die Ausfertigung der Zeug— nisse und die darüber zu erstattenden Berichte betrifft, für diese antieipirte Maturitätsprüfung dieselben Bestimmungen, welche in der Cirkular Verfügung vom 19. d. M. darüber ge— geben sind. r ö ie Direktoren der Gymnasien und Realschulen sind hier- nach schleunigst mit Anweisung zu versehen. Berlin, den 25. Juli 1870. . 1 Der Minister der geistlichen, Unterrichts- und Medizinal⸗ Angelegenheiten. von Mühler. An sämmtliche Königliche Provinzial⸗Schulkollegien.
Finanz⸗Ministerium.
Bekanntmachung. Der in den Loosen 2. Klasse 142. Lotter le auf den 2. August d. J. bezeichnete Ziehungs⸗Termin wird bis zum 9. August d. J. aufgeschoben, um den Spielern, welche unter den jetzigen Zeitverhältnissen und namentlich aus Anlaß der stattgehabten Mobilmachung der Armee die rechtzeitige Er⸗ neuerung ihrer Loose versäumen sollten, zu dieser Erneuerung eine geräumigere Frist zu gewähren. — Spätestens bis zum 5. Au gust d. J., Abends 6Uhr, muß aber die Erneuerung der Lotterie -Lobse 2. Klasse zur Vermeidung des planmäßigen Nachtheils unfehlbar erfolgt sein. Berlin, den 25. Juli 1870. . . Königliche BSeneral⸗Lotterie⸗ Direktion.
Bekanntmachung. ö
An dem auf Mittwoch, den 27. d. M., Allerhöchst felge se ten allgemeinen Bettage bleiben die Annahme und Ausgabestellen für das Publikum in den Stunden von 3 bis 1 Uhr Vormittags und von 2 bis 4 Uhr Nachmittags geschlossen.
Berlin, den 25. Juli 1870. —
Der Ober ⸗ Post ⸗Direktor. Sach ß e.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 26. Juli,. Se. Majestät der König enipfingen im Laufe des gestrigen Vormittags Seine Königliche Hoheit den Fürsten von Hohenzollern und Seine Durchlaucht den Fürsten zu Wied, nahmen die Meldungen des diesfeitigen Militärbevollmächtigten in St. Petersburg Oberst von Werder, und anderer höherer Militärs, sowie die Vorträge des Wirklichen Geheimen Ober⸗Regierungs ⸗Rathes Wehrmann, des Geheimen Kabinets⸗Rathes von Wilmowsli, des Geheimen
ofraths Borck entgegen und arbeiteten sodann mit dem Felt hen . von Roon, dem Chef des Generalstabes von Molke, den Generalen von Podbielski, von Boyen und von Tresckow. Später conferirten Se. Majestät mit dem Bundes ⸗ kanzler Grafen von Bismarck-⸗Schönhausen. ;
— Ihre Majestät die Königin besuchte gestern zwei arbeitende Abtheilungen des Vaterländischen Frauenvereins.!— Bei den Königlichen Majestäten fand gestern im Königlichen Palais ein Familiendiner statt, zu welchem Se. Königliche Hoheit der Kronprinz, Ihre Königliche Hoheiten der Großherzog und die verwittwete Großherzogin, sowie der Herzog und Her⸗ zogin Wilhelm von Mecklenburg, Se. Königliche Bern der Fürst von Hohenzollern, Se. Königliche Hoheit der Prinz Adalbert und der Fuͤrst von Wied geladen waren. — Am Nachmittag nahmen die Königlichen Eltern Abschied von Ihrem Sohne, 2 . der heute nach Süddeutschland zur Armee abgeht.
— Se. Königliche Hoheit der Kronprinz hat sich heute Morgen behufs Uebernahme des Oberbefehls über die süd⸗ deutschen Truppen zunächst nach München begeben.
l
— Für die Bearbeitung der Angelegenheiten des Feldpost⸗ wesens, dessen obere Leitung speziell von dem General⸗Postamte erfolgt, ist bei demselben für die Dauer des Krieges ein beson⸗ deres Feldpostdecernat eingerichtet und dem Postrath Sachse übertragen worden.
— Der französische Minister des Auswärtigen, Herzog von Gramont, hat an alle diplomatischen Vertreter Frankreichs das folgende Rundschreiben erlassen: ;
Mein Herr! Sie kennen bereits die Verkettung der Umstände, welche uns zu einem Bruche mit Preußen geführt haben. Die Mit theilung, welche die Regierung des Kaisers am 15. d. Mts. auf die Tribüne der großen Staatskörper gebracht hat, und deren Text ich Ihnen geschickt habe, hat Frankreich und Europa die raschen Wechsel· fälle einer Unterhandlung dargelegt, bei welcher, in dem Maße, wie wir unsere Ansirengungen verdoppelten, um den Frieden zu bewahren, sich die geheimen Absichten des Gegners entwickelten, der entschlossen war, sie unmöglich zu machen. Sei es, daß das Kabinet von Berlin den Krieg nothwendig hielt für die Vellendung der Projekte, die es seit langer Zeit gegen die Selbständigkeit der Staaten Deuischlands vorbereitete, sei es, daß, noch nicht zufrieden damit, im Mittelpunkte Europas eine Militärmacht gegründet zu haben, die allen seinen Nach= barn gefährlich geworden ist, es die erworbene Macht verwenden wollte, um zu seinen Gunsten das internationgle Gleichgewicht zu verrücken: die vorbedachte Absicht, uns die unerläßlichsten Garantien für unsere Sicherheit wie für unsere Ehre zu versagen, zeigt sich mit der äußersten Augenscheinlichkeit in seiner ganzen Haltung. Der gegen, uns kom⸗ binirte Plan war ohne Zweifel, wie folgt: Ein geheimnißvoll durch nicht offen anerkannte Vermittler verbreitetes Einverständniß sollte, wenn es nicht vor der Zeit ans Licht gebracht worden wäre, die Sache auf den Punkt führen, wo die Kandidatur eines preußischen Prinzen zur Krone von Spanien plößlich den Cortes verkündigt worden wäre. Eine durch Ueberraschung erlangte Zustimmung, bevor das spanische Volk Zeit zur Ueberlegung gehabt, hatte, so hoffte man wenigstens, den Prinzen Leopold von Hohenzollern zum Erben des Thrones Karls X. proklamirt Dann hätte sich Europa einer vollbrachten Thatsache gegenüber gefunden, und auf unsere Achtung vor dem großen Grund⸗ faße der Volkssouverainetät spekulirend, rechnete man darauf, daß Frankreich, ungeachtet eines vorübergehenden Mißvergnügens, vor dem offen ausgesprochenen Willen einer Nation zurücktreten werde, für welche man alle unsere Sympathien kannte. Sobald die Regierung des Kaisers von der Gefahr unterrichtet war, hat sie nicht gezögert, dieselbe den Vertretern des Landes wie auch allen fremden Kabinetten mitzutheilen: gegen dieses Manöver ward das Urtheil der öffentlichen Meinung ihr legitimster Bundesgengsse. Die unparteiischen Geister haben sich nirgends über die wahre Sachlage geirrt; sie haben schnell begriffen, daß wir, wenn auch schmerzlich berührt, Spanien im aus⸗ schließzlichen Interesse einer ehrgeizigen Dynastie eine Rolle angewiesen zu sehen, welche diesem ritterlichen Volke so wenig angemessen und so wenig im Einklange mit den freundschaftlichen Instinkten und Tra⸗ ditionen ist, die dasselbe mit uns verbinden, doch nicht den Gedanken hegen konnten, unsere unwandelbare Achtung vor der Unabhängigkeit feiner nationalen Entschließungen zu verläugnen. Man hat gefühlt, daß hier die wenig skrupulöse Politik Preußens allein im Spiele war. Diese Regierung ist es in der That, welche sich nicht gebunden glaubend durch das allgemeine Recht, und die Regeln verachtend, denen die größten Mächte sich zu unterwerfen die Weisheit hatten, versucht hat, dem getäuschten Europa eine so gefährliche Ausdehnung ihres . aufzudrängen. Frankreich hat die Sache des Gleich ⸗ gewichtes erfaßt, d. h, die Sache, aller Völker, die, wie es selbst, be ⸗ droht sind durch die unverhältnißmäßige Vergrößerung eines König— lichen Hauses. Stellt es sich, wie man hat glauben machen wollen, indem es so handelt, in Widerspruch mit seinen eigenen Grundsätzen? Gewiß nicht. Jede Nation, wir verkünden es gern, ist die Herrin ihrer Geschicke. Dieser von Frankreich laut bekräftigte Grundsatz ist eines der Fundamentalgesetze der modernen Politik geworden. Aber das Recht jedes Volkes wie jedes einzelnen Menschen ist beschränkt durch das Recht des andern, und keine Nation darf unter dem Vorwande, ihre eigene Souvperainetät auszuüben, die Existenz oder die Sicherheit eines Nachbarvolkes bedrohen. In diesem Sinne sagte einer unserer großen Redner, Lamartine, im Jahre 1847, als es sich um die Wahl eines Souverains handelte: eine Regierung hat niemals das Recht zu prätendiren und hat immer das Recht auszuschließen. Dieser Lehrsatz ist von allen Kabinetten in ähnlichen Fällen angenommen worden, wie der ist, in den uns die Kandidatur des Prinzen von Hohenzollern gebracht hat, namentlich 1831 in der belgischen Frage, sowie 1830 und 1862 in der griechischen Frage. In den belgischen Angelegenheiten ließ sich die Stimme Europas selbst vernehnien; denn es waren die fünf Groß mächte, welche die Entscheidung gaben. Die drei Höfe, welche die Sache des griechischen Volkes in die Hand genommen hatten, waren, von dem Gedanken eines allgemeinen Interesses beseelt, schon unter sich übereingekommen, daß kein Prinz ihrer Familie auf den Thron Griechenlands kommen solle. Die Kabinette von Paris, London, Wien, Berlin und St. Petersburg, die in der Londoner Konferenz vertre⸗ ten waren, eigneten sich dieses Beispiel an; sie machten daraus eine Ver⸗ haltungsregel für alle in jeder Unterhandlung, bei welcher der Friede der Welt betheiligt war, und erwiesen so eine feierliche Huldigung diesem großen Gesetze des Gleichgewichts der Mächte, das die Grund lage des europäischen politischen Systems ist. Vergebens bestand die National ⸗Verfammlung Belgiens darauf, trotz dieses Beschlusses, den Herzog von Nemours wählen zu wollen. Frankreich unterwarf sich der übernommenen Pflicht und wies die von den belgischen Abge⸗ sandten nach Paris gebrachte Krone zurück. Aber es bestand auch seinerseits darauf, daß die Kandidatur des Herzogs von Leuchtenberg
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ausgeschlossen bleibe, den man dem französischen Prinzen gegenüber⸗
gestellt hatte. In Griechenland bekämpfte bei der letzten Thron-Vacanz die Regierung des Kaisers gleichzeitig die Kandidatur des Prinzen
Alfred von England und die eines anderen Herzogs von Leuchtenberg. hafter Verfuch des franzöfischen Gouvernements, als Grundiage
der Situation, welche es herbeigeführt hat, die hohenzollernsche
England erkannte das Gewicht der von uns angerufenen Gründe an und erklärte in Athen, daß die Königin ihrem Sohne nicht die
Erlaubniß ertheile, die Krone Griechenlands anzunehmen. Rußlan ltgen he ten enge stdk kene l hottb: seines Handelns, Kas Geläst
gab eine ähnliche Erklärung in Betreff des Herzogs von Leuchtenberg ab, obschon es diesen Prinzen wegen seiner Abstammung nicht durch- aus als Mitglied der kaiserlichen Familie betrachtete. Endlich hat der Kaiser Napoleon dieselben Grundsätze freiwillig zur Anwendung ge— bracht in einer vom Moniteur am 1. September 1860 veröffent- lichten Note, welche die Bewerbung des Prinzen Murat um den Thron von Neapel desavouirte. . Preußen, dem wir nicht ermangelt haben, diese Präcedentien in Erinnerung zu bringen, schien einen Augenblick unseren berechtigten Forderungen nachzugeben. Prinz Leopold stand von seiner Bewer— ung ab; man konnte sich schmeicheln, daß der Friede nicht würde ge— stört werden. Aber diese Hoffnung wich bald neuen Befürchtungen und sodann der Gewißheit, daß Preußen, ohne ernstlich auch nur einen seiner Ansprüche zurückzuziehen, nur Zeit zu gewinnen suchte. Die Anfangs zögernde, dann entschiedene und hochmüthige Sprache des Oberhaupts vom Hause Hohenzollern, die Weigerung, sich zu verpflich⸗ ten, die Verzichtlestung vom Tage zuvor am Tage nachher aufrecht zu erhalten, die unserem Botschafter zugefügte Behandlung, die darin bestand, daß ihm durch mündliche Bestellung jede weitere Mittheilung zum Zweck seiner Versöhnungsmission untersagt wurde, und endlich die Oeffentlichkeit, die diesem ungewöhnlichen Vorgange durch die preußischen Zeitungen und durch die den Kabinetten davon ertheilte Notifikation gegeben worden; alle diese auf einander folgenden Anzeichen aggressiver Absichten haben in den befangensten Geistern jeden Zweifel beseitigt. Ist Selbsttäuschung zulässig, wenn ein Herrscher, der eine Million Soldaten befehligt, mit der Hand am Griff des Schwertes erklärt, er behalte sich vor, mit sich allein und den Umständen zu Rathe zu gehen? Wir waren so bis zur äußersten Grenze gekommen, wo eine Nation, die fühlt, h . schuldig ist, nur noch den Forderungen ihrer Ehre Ge— r giebt. ͤ Wenn die letzten Umstände dieser peinlichen Verhandlung nicht ein genügend helles Licht auf die von dem berliner Kabinet gehegten Projekte würfen, so giebt es einen bis auf den heutigen Tag weniger bekannten Umstand, welcher seinem Verfahren eine entscheidende Be⸗ deutung verleiht. Die Idee, auf den Thron von Spanien einen Hohenzoller zu erheben, ist nicht neu. Bereits im Monat März 1869 war sie angedeutet durch unseren Gesandten in Berlin, der sogleich aufgefordert wurde, den Grafen Bismarck wissen zu lassen, wie die
Regierung des Kaisers eine solche Eventualität betrachten würde.
Herr Graf Benedetti hatte in Unterredungen sowohl mit dem Kanzler des Norddeutschen Bundes, als auch mit dem Unter ⸗Staatssekretär, der mit der Leitung der auswärtigen Angelegenheiten beauftragt war, nicht verhehlt, daß wir es nicht zulassen könnten, daß ein preußischer Prinz jenseit der Pyrenäen regiere. Graf Bismarck seinerseits batte erklärt, daß wir keineswegs besorgt sein dürften wegen einer Kombi- nation, die er selbst für unausführbar erachte und in einem Augen blicke, wo, in Abwesenheit des Bundeskanzlers, Herr Benedetti sich ungläubig und dringend bezeigen zu müssen glaubte, hatte Herr von Thile sein Ehrenwort gegeben, daß der Prinz von Hohenzollern ein , Kandidat für die Krone von Spanien nicht sei, noch auch werden könne.
Wenn man die Aufrichtigkeit der so bestimmten offiziellen Ver—⸗ sicherungen beargwohnen müßte, so würden die diplomatischen Mit- theilungen kein Pfand des europäischen Friedens mehr sein; sie würden nur noch ein Fallstrick oder eine Gefahr bleiben. Daher hatte, obgleich unser Botschafter diese Erklärungen unter allen Vorbe— halten übermittelte, die Kaiserliche Regierung es für passend erachtet, dieselben günstig aufzunehmen. Sie nahm wnstad , den guten Glauben derselben bis zu dem Tage zu bezweifeln, wo sich plötzlich die Com— bination herausstellte, welche das schreiende Gegentheil derselben war. Indem Preußen unverhofft das Wort zurücknahm, welches es uns gegeben hatte, ohne selbst einen Versuch zu machen, sich von den Verbindlichkeiten gegen ins zu befreien, richtete es an uns eine wirkliche Herausforderung. Fortan über den Werth aufgeklärt, den
die bestimmtesten Zusicherungen der preußischen Staatsmänner haben
konnten, lag uns die gebieterische Pflicht ob, in Zukunft unsere Ehr— lichkeit gegen neue Mißverständnisse durch eine ausdrückliche Bürgschaft zu schüßen. Wir mußten daher, wie wir es gethan, darauf bestehen, um die Gewißheit zu erlangen, daß eine Entsagung, welche nur mit spitzfindigen Unterscheidungen auftrat, definitiv und ernstlich werde. Es ist richtig, daß der berliner Hof vor der Geschichte die Ver— antwortlichkeit für diesen Krieg trägt, den zu vermeiden er die Mittel in Händen hatte, doch den er gewollt hat. Unter welchen Verhält— nissen hat er den Kampf gesucht? Nachdem Frankreich ihm seit vier
Jahren den Beweis einer beständigen Mäßigung gegeben und sich mit
der vielleicht übertriebenen Gewissenhaftigkeit enthalten hatte, gegen ihn Verträge anzurufen, die selbst unter der Vermittlung des Kaisers geschlossen waren, doch deren willkürliche Nichtbeachtung aus allen Schritten einer Regierung erhellt, die bereits in dem Augenblicke, wo sie dieselben unterzeichnet, daran dachte, sich derselben zu entschlagen. Europa ist Zeuge unseres Verfahrens und es hat dasselbe mit dem Preußens während des Verlaufes dieser Periode vergleichen kön— nen. So möge es sich denn heute über die Gerechtigkeit unserer Sache aussprechen. Wie auch das Loos der Schlachten fallen mag, wir er— warten unbesorgt das Urtheil unserer Zeitgenossen wie das der Nachwelt. Genehmigen Sie ꝛe.
gez. Gramont. Paris, 21. Juli 1870.
ö
U
Die »Nordd. Allg. Ztg.“ bemerkt hierzu in ihrer gestrigen Nummer: »Diese Depesche des Herzogs von Gramont ist ein krampf⸗
Thronkandidatur festzuhalten und die bei vielen andern Ge⸗
auf das linke Rheinufer und Belgien, zu verdecken. Die Widersinnigkeit der ganzen Darstellung geht schon daraus hervor, daß das Anerbieten des spanischen Thrones an den Erbprinzen von Hohenzollern erst durch ein vom 17. Februar dieses Jahres datirtes Schreiben erfolgt ist, also Gespräche, welche im März 1869, wo zahlreiche Wünsche und Vorschläge, unter anderen auch in Betreff des Prinzen Friedrich Karl, in Zeitungen auftauchten, stattgefunden haben mögen, zu diesem Anerhieten in keiner Beziehung stehen können. Man scheint in Paris seine Erfindungskraft erschöpft zu haben; man präparirt und bemäntelt den Ueberfall gegen Deutschland nach dem Rezept vom 2. Dezember. Damals freilich gelang es dem Präsidenten Louis Napoleon, im In- und Auslande seinen Fiktionen so lange Glauben zu verschaffen, als derselbe zur Erreichung des Zweckes nöthig war. Die jetzt, etwas spät, aufgestellte Fiktion, daß der Erbprinz von Hohenzollern ein Kandidat Preußens gewesen, seine Kandidatur von Preußen ausgegangen sei, ist im Voraus widerlegt durch die längst be— kannten Thatsachen, daß die Staatsregierung wie die Bundes⸗ behörden ganz ohne Kenntniß und ohne Beziehung zu dem spanischen Antrage waren, Se. Majestät der König als Fa— milienhaupt aber sich der Sache standhaft widersetzt hat, bis er im Juni dieses Jahres in Ems in Rücksicht auf die Vor⸗ stellung, daß Spanien andernfalls der Republik verfallen werde, ungern seinen Widerspruch aufgab. Wir begreifen schwer, welches Interesse die französische Regierung jetzt, nach Ausbruch des Krieges, noch am Lügen haben kann. Nur die gänzliche Isolirung der französischen Auffassung kann es erklären, daß der Herzog von Gramont noch einmal das Nebelbild von der Wiederherstellung der Monarchie Karls des Fünften vorzu⸗ führen versucht, welches, kaum erschienen, vor dem zornigen Gelächter der über solche Zumuthung an ihre Leichtgläubigkeit beleidigten öffentlichen Meinung Europas zerronnen ist.«
Fortsetzung des Nichtamtlicken in der Beilage.
TLTelegraphische Witteriungshberiechte v. 25. Juli.
3t. ö Bar. Abw Temp. A bw ö Allgemeino Ag Orr. Fi dl. K. M. Kir. inn deanecht 7 Constantin. s35,66 — 15, — Windstille. schön.
26. Juli.
13,8 0, 4 NO., mässig. strübe. ) 12, — 1,7 NO., s. schw. wolkig. 12,9 S, 2 ONO. schwach. trũbe⸗
Memel ... 338,8 2, 1,6 *I, 6
Putbus ... 336,0 4l,s 14,2 *I, 2 O., mässig. 1,9 *I, 2 —0, 9
Königsbrg. 337, Stettin.... 338, 1
6
7
6
ö bezogen. Berlin ..... 337, z 1351 to. O., schwach. ganz heiter. Posen. . . .. 335, s 12,8 — 0, 9 CO., mässig. wolkig. Ratibor ... 328, 2 12.8 - 9,1 NO., schwach. strũbe. Breslau .. 332,8 * 0, 114 1.30 NW. schwach. heiter. Torgau ... 334,5 0,5 12,0 - 1,0 O., mässig. ganz heiter. Cöln .... .. 334,7 — 0, 2 16,6 3,5 G., mässig. heiter. Wiesbaden 332,8 — 13,s — NO., s. schw. sast völlig heit. Bremen .. 338,1 — 14, — O., still. heiter.
7 Brüssel ... 336, — 15,8 — Q., still. wenig bew. *) Haparanda 340,B — 13,1 — N., schwach. heiter.
Riga ...... 338,5 — 16,9 — N., schwach. bewölkt. Stockholm. 339, — 14,65 — N., schwach. heiter. 3) Gröningen. 337,3 — 15,90 — NO., still. wenig bewölkt. Helder. . . . 336,3 — 14,5 — OSO. , schwach. — Hörnesand 340, — 15,09 — Windstille. heiter.
COxoe . .... 338, — 16,9 — NO., mässig. heiter.
) Gewitter, starber Regen. 2) Gewitter in Intervallen. 5) Max. 19,2. Min. 9,9.
Pxrodceaktem- Und dwVanren- Böre. Rerlim, 26. Juli. Marktpr. nach Ermitt. des K. Polizei- Präs.)
Von Bis Mittel Von Bis Mitt. thr sg. pf. Ithr ag. BI. Ithr sg. pf. 28. Et. sg. Pf. Isg. pf. Welz. Schi. 312 63 —— 1 221 3 Bohnen Mtz. 7 - 16 —-— 4816 Roggen 123 9 133 5 127 1 Kartoffeln 162621 gr. Gerste 115 - 126 3 120 8 Rindfl. Pfd. S — 7-6 — Hafer]? W. 1 9 5 121 3 120 — Schweine- ater zu L. 118 9 121 3 120 -. fleisch 5 — 7 46 4 Heu Centn. 20 - - 27 — — 23 6 Hammelfl. 5 — 6 6655 Stroh Scheck. 10 - - 12 — - 1II— — Kalbfleisch 4 —- 7-5 7 Erbsen Mtz. — 6 — 2 3— — 611 Butter Eid, 8 - 12-15 4 Linsen — S ——— 1I0— — 8 10 Eier Mandel 6 -— 7 - 16 6 Kerim, 26. Juli. (NUiechtamtlicher Getreidsbericht.)
Weizmen loco 60-72 Thlr. pr. 2100 Pfd. nach Qualität, 6 Juli
ugust-
633 — 615 Thlr. bez., Juli August 61. - 595 - Thlr. bez.,