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letzten Tage hatte der Prinz den Besuch Sr. Königlichen Hoheit 69 . von Sachsen. Bei Tafel erhob der Höchst— kommandirende das Glas und trank auf die neue Waffenver— brüderung Preußens und Sachsens, auf die tapfere sächsische Armee und deren hohen Führer. Der Kronprinz erwiederte diesen Trinkspruch, indem er seinem Gefühle Ausdruck gab, daß es ihm vergönnt sei, unter einem »so berühmten Feldherrn« die Söhne seines Landes zur Aufrecht ⸗ haltung deutscher Ehre in den Kampf zu führen. Am nächst— folgenden Tage erhielt Se. Königliche Hoheit den Besuch Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Karl Theodor von Bayern. Das Leben in dem Hauptquartiere trägt den Charakter jener Stille, die Ausdruck und Anzeichen unablässig reger, oft tief bis in die Nacht währender geistiger Arbeit ist, an welcher der Prinz den a4ngestrengtesten Antheil nimmt. Die Truppen haben gute Quartiere, und eine reiche Gegend komłmmt ihnen mit Aufbietung aller ihrer materiellen Mittel freundlich und herzlich entgegen. Die Truppen sind frisch, munter und wohl—⸗ gemuth, der Gesundheitszustand trotz der großen Hitze ein trefflicher. Nirgends hört man von Unregelmäßigkeilen oder gar Excessen. Alles geht mit Ordnung, Sicherheit, Ruhe und Stille vor sich.
Mainz, den 6. August 1870. Telegramm. Der Bundeskanzler an das auswärtige Amt.
Der Bundeskanzler hat seinerzeit Türr auf Wunsch des Kaisers Napoleon empfangen, von ihm mündliche, von besser accreditirten Agenten schriftliche Mittheilungen, die zur Veröffent⸗ lichung bereit stehen, entgegengenommen, aber niemals weder schriftlich noch mündlich eine Antwort gegeben. Türr wurde von französischer Seite von Hause aus als politisch unzuverlässig und nur militärisch verwendbar bezeichnet.
(gez) Bismarck. .
(Vorstehendes Telegramm bezieht sich auf eine, im Wiener 2Tageblatt« veröffentlichte Auseinandersetzung des mit dem Prinzen Napoleon in nahen Beziehungen stehenden General Türr, welche aus Unterredungen des Grafen Bismarck mit Türr im Jahre 1866, die angebliche Bereitwilligkeit Bismarcks, Frankreich freies Spiel Belgien und Luxemburg gegenüber zu lassen, darzuthun versucht.)
— Zur Vervollständigung des gestern mitgetheilten Resul⸗ tates der Zeichnungen auf die Bundesanleihe tragen wir noch folgende uns vorliegende Zeichnungen nach: In Danzig sind im Ganzen gezeichnet 700,009 Thlr., in Elbing 195,660, in Bromberg 235,350, Ueckermünde 31,100, Pomm. Stargart 100,900, Posen Lo MM, Magdeburg beim Bank⸗Comtoir 1343, 400, Altenburg 209, 050 Thlr.
— Am 5. d. Mts,, Nachmittags 5 Uhr, ist hierselbst der General der Infanterie z. D., Fürst Wil helm 3 nach langem Leiden verstorben. Derselbe, geboren am 1 März 797, succedirte seinem Vater, dem Fürsien Anton Radziwill, 1833 in der Ordination von Olyka, Nieswicz und Mir. Seine Mutter war die Prinzessin Luife von Preußen, Schwester des bei Saalfeld 1806 gefallenen Prinzen Ludwig. In erster Ehe war der verstorbene Fürst Wilhelm mit der Prinzessin Helene Radziwill, in zweiter mit der Fürstin Mathilde Christiane, des Fürsten Carl Joseph von Clary und Aldringen Tochter, vermählt. Der Fürst war General der Infanterie und Chef des Magdeburgischen Infanterie⸗Regimenis Rr. 77.
Hessen. Darmstadt, 3. August. Das gestern er⸗ schienene Regierungsblatt, Nr. 36, bringt das Gesetz, die Auf⸗ bringung der zur Feldaufstellung und Unterhaltung der Groß— herzoglichen Division erforderlichen Mittel betreffend.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 4. August. Der Erz⸗ herzog Joseph ist vorgestern in Preßburg eingetroffen, wohnte gestern den UDebungen der Honveds und der Offiziersprüfung bei und hat Abends die Staͤdt wieder verlassen.
Großbritannien und Irland. London, 4. August. Der Prinz von Wales iff mit Gemahlin und Kindern von Kopenhagen wohlbehalten in England eingetroffen.
—— Den neuesten Anordnungen zufolge wird der Hof am JI7. d. Monats von Osborne auf der Insel Wight nach Schloß Windsor zurückkehren, aber schon Tags darauf wieder abreisen, um bis zum Spätherbst in Balmoral zu bleiben.
— In der gestrigen Sitzung des Unterhauses antwortete der Unterstaatssekretär der Admiralität auf eine bezügliche Interpellation, daß die Regierung keine Anwerbung von See—⸗ Soldaten beahsichtige, da der Effeklivstand derselben vollkommen ausreiche. Gleichzeitig versicherte er im Namen der Regierung daß die Flotte und was dazu gehöre, sich im wirkfamsten
Zustande befinde, und daß das Haus der Thätigkeit der Regie⸗ rung das vollständigste Vertrauen schenken dürfe. — Lowther lenkte die Aufmerksamkeit des Hauses abermals auf die Pferde⸗ ausfuhr und spricht die Befuͤrchtung aus, daß dadurch die Remonte der englischen Reiterei erschwert oder doch vertheuert werden würde. Der Kriegs-Minister erklärte diese Besorgniß für ungegründet. — Die neue Foreign Enlistment Akt zur Verschärfung der Neutralitätsgesetze im Punkte von Schiffs- ausrüstungen, passirt, mit wenigen geringfügigen Aenderungen, das Komite, und mehrere andere Bills von lokalerem Interesse werden ohne Widerspruch erledigt. .
— 6. August. (W. T. B. Die Journale Economist⸗ und »Spectator« befürworten auf das Entschiedenste die schleu⸗ nigste Erlassung eines Ausfuhrverbotes für Waffen und Muni⸗
tion jeder Art.
Frankreich. Par is, 6. August, Nachmittags. (W. T. B.) In der Stadt herrscht eine ungeheure Aufregung. An der Börse waren Gerüchte über eine angeblich von den Franzosen gewonnene Schlacht ausgesprengt worden. Diese Gerüchte er—⸗ wiesen sich bald als gefälscht. Eine unabsehbare Volksmenge begab sich vor das Palais des Staats-Ministeriums. Ollivier hielt vom Balkon eine Ansprache an das Volk, in welcher er strenge Bestrafung der Schuldigen verhieß und die Wiederkehr solcher Täuschungen zu verhüten versprach. Nach langen Be⸗ mühungen gelang es der öffentlichen Macht, die aufs Höchste ,,, erregte Menge zum Auseinandergehen zu ewegen.
. Abends. Soeben wird eine Proklamation des Minister⸗ konseils publizirt. In derselben heißt es: Pariser, Ihr seid mit Recht aufgeregt durch verwerfliche Manöver. Der Schul⸗ dige ist verhaftet und die Gerichte haben die Untersuchung be⸗ gonnen. Die Regierung ergreift die energischsten Maßregeln, damit eine solche Infamie sich nicht wiederholen kann. Im Namen des Vaterlandes, im Namen Eurer Armee bitten wir Euch, ruhig und geduldig zu sein und die Ordnung aufrecht zu erhaten. Unordnungen in Paris wären gleichbedeutend mit Sieg für die Preußen. Sobald eine bestimmte Nachricht eingeht, mag sie gut oder schlecht sein, wird sie Euch unverzüglich mitgetheilt werden. Seien wir einig. Haben wir in diesem Augenblick nur einen Gedanken, ein Gefühl: den Triumph unserer Waffen. — Die Prokla⸗ mation ist von allen Ministern unterzeichnet.
— 7. August, Morgens. Bis Mitternacht fehlten alle Nachrichten von Mac Mahon. Aus Metz wurde gemeldet daß Frossard engagirt ist, aber nirgends Nachrichten über dal Resultat. Paris ist in fieberhafter Aufregung.
Schweden und Norwegen. Stockholm, 2. August. Laut offizieller Bekanntmachung ist es den Schiffen der krieg führenden Mächte verboten, innerhalb der Festungswerke in den Kriegshäfen bei Stockholm, Christiania, Carlscrona, Marstrand und Carljohan einzulaufen.
Heute findet eine Staatsrathssitzung statt, in welcher die Frage wegen Aufnahme des sogenannten »kleinen Ereditivs. zu . militärischen Veranstaltungen, verhandelt werden wird.
Dänemark. Kopenhagen, 4 August. Die National⸗ bank ist ermächtigt worden, neue 00 und 5o— Reichsthaler⸗ Banknoten in Cirkulation zu setzen, welche etwas verschieden sind von den alten. Die erste Art bieser Banknoten follen die Zahl desjenigen Jahres, in welchem sie in CEirkulation geseht worden sind, tragen. Das Wort Rigsbankdaler wird in igd⸗ daler umgeändert, die beiden trockenen Stempel fallen weg und es sind nur die Unterschriften zweier Beamten erforderlich. Bei den 60. Thaler · Banknoten fallen ebenfalls die Trockenstempel weg.
Vereinsthätigkeit für die Armee.
In struktion Ill.
Anordnungen in Betreff der Kosten der freiwilligen Krankenpflege.
(Nr. 2 a. b. der Instruktion J. vom 28. Juli d. J.)
1) Die zum Begleitungspersonal für die Evgcuations - Trans- porte (Nr. 2a. der Insiruktlon j vom 2. Juli d. J.) gehörigen Heil. gehülfen, Krankenwärter 24, sowie ferner die Krankenpfleger und Krankenpflegerinnen (Nr. 2 b. ibid.) erhalten vom Staate für die Dauer ihrer , freie Unterkunft und freie Beköͤsti⸗ gung (§. 78 der Sanitäts- Instruktion vom 29. April 1869) Die Geldvergütung, welche denselben, sofern sie nicht ihre Kräfte unentgeltlich zur Verfügung stellen, gewährt, beziehungsweise bei ihrer Annahme zugesichert wird, ist von denjenigen Genossen˖ schaften, beziehungsweise Vereinen zu tragen, von welchen die An. nahme zum Dienst bei der freiwilligen Krankenpflege erfolgt. 3) Zu
J Insoweit Staate erfolgt, sind die Lö
diesem Behufe erhalten dieselben von der
ein kleines, mit steifem Umschlag verfe zum Tragen des Neutralitätsabzeichen karten, in welchem das E mit dem Siegel der betre
aus
hierunter zu ertheilenden Bes
Löhnung
zer General- Lazareth⸗ Dber⸗Bürgermeister M
steis⸗Direktor urg: Der
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zu Oldenburg.
und Hansestadt Bremen: A. G. Mose in Bremen. 35) Freie un Hansestadt Hamburg G. von Lind zu Hamburg. ö. )
Berlin, den 1. August 1870.
Der Königliche Kommissar und Militär Inspecteur der freiwilligen Krankenpflege. Fürst Pleß.
Seit am 19. v. M . u 5 ö v. M. da entral⸗Komite der Ver cine zur Pflege im Felde verwundeter und n nach Berlin einberufen worden, ist dasselbe, in welchem al le deutsche Länder und Hülfsvereine vertreten sind, für die ganze Dauer des k 2 hat tägliche Sitzungen. Seine Eir=
m 24. un .. ll ᷓ
e ar . an alle deutschen Vereine sind ver—
der Aufruf des preußischen Central. K . . zu 3 ist nicht ohne Erfolg ger nicber e nn , s wem ö nnigste für jeden uns zugekommenen Beweis der Opfer-
Es haben täglich Sendun deutschen Rheinlande abgehen k sind gemacht worden und' wer
Aber die Grö
iedenen Theilen der große Bestellungen
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gende B dung von weiteren
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und das Gegebene ß verwandt.
Lösung unserer Aufgabe. sicher die Sendung da⸗ ringendsten ist.
Portofreiheit. Es ist des. Eisenbahnsendung vorzuziehen, welche
Das gemeinsame Bureau, die Centralkasse und das Cen-
traldepot sind hier Unter den Lin den R' 12. Eisenbahnsendun⸗
er Caspari Gotha: a) der
gen gehen an das Filial⸗Depot in der Mart: O ö . 1870. halle (Karlsstraße) as Central-Komite der deutschen Vereine zur Pflege i . wundeter und k m kJ
ssen uns ihre Gaben an zugehen und es erwachsen ortofreiheit nicht gleichen Sendungen, der Eisenbahnen zu · 9 an uns unent⸗
o weit dies irgend thunlich i kommen zu lassen, auf geltlich erfolgt. ö, ‚. ö. August 1870. as Central-Komite der deutschen Vereine zur ege im verwundeter und erkrankter 4 me 61
eutschen Vereine für
den Linden Nr. 74.
nntmachung des K
J. hervorgehoben i 11, then
in Pflege haben, Instruktion über
n, von denen der. Charge, Truppentheil, die Adresse der hic, in welchem sich der Betreffende
gender um möglichst prompte und voll. ngaben, als unsere ganze Wirksamkeit
ch errn Militär ⸗Inspekteur
dekadenweise Angehörigen
g unseres Geschäftsfreises undesgenossen in dankens. a Central ⸗Nachweisebureau
Endlich ist auf internationalem Wege die Verbindung mit den
französischen Hülfsvereinen angebahnt, um Auskunft erhalten und er.
theilen zu können, wenn es sich um deutsche Krieger in französis Pflege oder umgelehrt handelt. sc ö k Wir geben uns der zuversichtlichen Hoffnung hin, daß es uns
unter Goties Beistand gelingen werde, in allen oben angedeuteten
Richtungen für die Verbindung der Verwundeten mir ibren Angehoͤ— rigen segensreich zu wirken. Berlin, den 3. August 1870. Das Central. Nachweisebureau. von Troschke. 8. Wrede CL wp. Wildenbruch.