1870 / 242 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Hauptquartier des Oberkommandos der II. Armee.

X. August. Die nächste Maßregel des großen General—⸗ stabes der Armee nach den Siegen von Vionville und St. Pri- vat war die Organisation der Armee, welche die Festung Metz auf dem linken und rechten Moselufer cerniren sollte. Die⸗ selbe wurde unter den Oberbefehl Sr. Königlichen 5 des Prinzen Friedrich Karl gestellt, Höchstwelcher sein Hauptquär⸗ tier vor dem Centrum der Stellung aufgeschlagen hat. Das Garde⸗Corps, das IV. und XII. (Kgl. sächsische) Armee⸗Corps, sowie die 5. und 6. Kavallerie⸗Division sind von ihren Truppen⸗ körpern abgezweigt und unter das Kommando Sr. König—⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen gestellt. Diese Armee trat mit ihrer Avantgarde bereits am 19. d. M., und mit den übrigen Theilen am 20. den Marsch nach der Maas an. Zu der Cer— nirungsarmee wurde noch eine Landwehr -Division herangezogen. In Metz sind gegenwärtig an französische Armee ⸗Corps einge⸗ schlossen, vom Lande hat sich eine Anzahl der Einwohner in die Stadt geflüchtet, Tausende von Verwundeten sind dahin gebracht wor- den, und wenn auch anzunehmen ist, daß die Festung auf längere Zeit verproviantirt ist, so möchte sich durch die größeren Kavalleriemassen, die in der Festung konzentrirt sind, doch bald

Futter- und noch mehr Wassermangel einstellen, um so mehr,

als man bei dem Städtchen Gorze die Wasserleitung aufge⸗ funden hat, welche durch unterirdische Kanäle und Bassins die Festung mit Trinkwasser versorgt, eine Lebensader, die nun unterbunden ist. Die Chancen auf Waffenerfolge der franzö⸗ sischen Armee in und um Metz vermindern sich in dem Maße wie unsere Fortifikations⸗Arbeiten fortschreiten, die den Zweck haben, einem Vordringen des Feindes aus der Festung in größeren Massen und einem Ueberraschtwerden unsererseits vor⸗ ubeugen, ehe Truppen in genügender Stärke herangezogen nd. Zu diesem Zwecke sind ober und unterhalb der Festung über die Mosel Brücken geschlagen, die Hauptquartiere der einzelnen Corps unter sich und diese wieder mit dem Hauptquartier des Oberkommandos durch Telegraphen verbun⸗ den. Ein Hervorbrechen des Feindes aus der Festung hätte ch nach Luxemburg durchzu⸗ d . aften Erfolg Daß man franzssischerseits diesen Ausweg ins . beweist ein aufgefangener Brief und eine chiffrirte Depesche des Marschalls Bazaine nach Paris, die durch den französischen Konsul in Luxemburg besorgt werden sollte. Aber auch gegen diese Eventualität sind alle Vorsichts⸗ maßregeln getroffen; die Festung Thionville, dieser wichtige Eisenbahnpunkt, ist durch Kavallerie cernirt, Telegraph und Eisenbahn nach Paris bereits zerstört. Durch einen Befehl des Oberkommandos wird die Aufmerksamkeit auf Flösse gerichtet, die in der Mosel gefunden worden waren und vermöge deren der Besatzung von Metz Nachrichten von außen zugeführt wurden.

Die Tage vom 19. bis zum heutigen Tage verliefen ziemlich ruhig. In den ersten Tagen nach der Schlacht bei St. Privat war der kleine Ort Doncourt, wo sich bis heute das Haupt—⸗ quartier Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl befindet, von Verwundeten fast überfüllt; innerhalb weniger Tage ist die Evakuirung derselben, soweit es der Zustand der Betreffenden zuließ, bewerkstelligt worden. Von Miasmen, Seuchen ist trotz der nächsten Nähe der beiden Schlachtfelder bisher nichts zu verspüren gewesen. Es kommen bei den Truppentheilen wohl einzelne Krankheitsfälle vor, aber diese haben größtentheils in Erkältungen in Folge der kalten Bivouaksnächte ihre Ursache, nicht aber in Miasmen, deren Entstehung die kühle Witterung und die häufigen Gewitter regen verhütete. Die Tage , . dem 19. und 2. wurden mit sehr eifrigen ekognoszirungen ausgefüllt. Am 26. empfing der Höchstkommandirende der Cernirungs« Armee, Se. Königliche Hoheit Prinz Friedrich Karl, die Mel— dung, daß nach den Beobachtungen der nächsten auf Höhen um Metz aufgestellten Posten die Franzosen in starken Kolonnen auf das rechte Ufer der Mosel im Anrücken begriffen seien, um möglicherweise dort einen Durchbruch zu versuchen. Die Truppen waren alsbald in Gefechtsbereitschaft. Der Prinz verließ in Begleitung seines Stabes Doncourt und begab sich nach Morhange, um die Entwickelung der Dinge zu beobachten. Währenddem hatte sich der Feind aber wieder zurückgezogen, nachdem er gegen die Tete der Division von Kummer einige Plänkeleien versucht hatte. Se. Königl. Hoheit Prinz Friedrich Karl machte darauf einen längeren Weg, theils um an die einzelnen Corps heranzureiten, theils um die Stellungen des Feindes zu beobachten, dessen Bivouakfeuer man in nicht allzugroßer Ferne durch die Nacht brennen sah.

nur noch in der Absicht, schlagen, Bedeutung, würde auch sehr haben. faßt,

Weiter liegt vom Kriegsschauplatz folgendes lle gramm vor: , Vendresse (Dep. Ardennes, 13 Meilen südlich von Sedan 31. August. (W. T. B.) 9 Die Folgen des gestrigen Sieges über die Armee M Mahons werden bei der großen Ausdehnung des Schlachtse erst allmählich bekannt. Bis jetzt ist konstatirt, daß ein 20 Kanonen, 11 Mitrailleusen und ungefähr 7000 Gefang in unsere Hände gefallen sind. :

Französischerseits liegen vom Kriegsschauplatz fel gende Nachrichten vor:

Ein Gesetz vom 29. August, im »Journal offieiel. pu. plizirt, verordnet, daß die Bataillone der mobilen National garde während des Krieges in die aktive Armee eingereiht we, den können, und daß als Theile der Nationalgarde diejenigen Bürger betrachtet werden, welche vorübergehend die Waffen n greifen und ein Abzeichen dieser Garde annehmen, welches ihnen die den militärischen Corps gesicherte Anerkennung garantir Die Bestimmungen über die militärischen Pensionen finden auch auf verwundete Mobilgardisten Anwendung.

Das „Journal officiel« enthält wieder mehrere Spalttn Ernennungen von Offizieren der mobilen Nationalgarde.

General d'Autemarre d Ervills ist als Oberbefehlshabn der Nationalgarden im Seinedepartement entlassen und' du Deputirte Divisions⸗General de La Motterouge an seine Stel ernannt worden.

Ein Befehl des Generals Trochu vom 27. Augus ordnet die Beseitigung aller die Vertheidigung hindernden Häuser innerhalb der Fortifikationen von Paris an.

Die entscheidende Schlacht wird, wie der »Gaulois« fas mit Bestimmtheit zu versichern im Stande ist«, am 30. ode 31. August geschlagen, und wenn Mac Mahon und Bazain siegen«, so kann der »Gaulois« hinzusetzen, »daß die framzößs Heere näher an Berlin sind als die preußischen an Paris, tr der schwachen Entfernung, die sie davon trennt. «

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Brüssel, 1. September, Abends 10 Uhr. (W. T. 8 2590 Franzosen sind heute an der belgischen Grenze bei Bouillon gefangen und entwaffnet worden, dabei 50 Pferde.

2. September. (W. T. B.)

Aus Bouillon wird vom J. September gemeldet: Rt heutige Schlacht bewegt sich zwischen Douzy und Sedan. NM Preußen rücken entschieden vor, sie haben schon La Chapell und Givonne genommen. Die Ortschaften Bazeilles, Balan und Remilly stehen in Flammen.

(La Chapelle und Givonne liegen nordöstlich von Sedan an der Straße nach Bouillon, La Chapelle ist das letzte fran zösische Dorf an der belgischen Grenze. Bazeilles, Balan und Remilly liegen südöstlich von Sedan.)

Theilweise Uebersetzung eines aufgefangenen Briefel an einen höheren Offizier der franzssischen soge— nannten Rhein-Armee.

Paris, 22. August, Abend.

Du kannst Dir keine Vorstellung davon machen, theurt

Freund, mit welchem Vergnügen man solche Briefe empfängt wie den Deinigen. Man ist hier lediglich angewiesen auf ö offiziellen, absichtlich Alles verschweigenden Mittheilungen der Regierung, sowie auf die Uebertreibungen stets schwarz . Geister. Daher kommt es denn auch, daß die Berechnungen, welche man anzustellen vermag, sofort in sich zusammenfallen, wenn neue Nachrichten eintreffen.

Paris ist ruhig. Diese Ruhe aber ist nicht die einer patri⸗

tischen Hingebung, sondern verdankt ihr Entstehen dem festen Glauben an das Ende des Kaiserreichs. Ich gestehe Dir, da ich wenig erbaut hin von der Haltung unserer Kammern, weder von der »Rechten« noch von der »Linken«. Die Einen denken nur an Rettung der Dynastie und ihrer eigenen Vo theile, die Andern wollen sich der offentlichen Gewalt selbst be mächtigen. . 4 Patriotische Regungen zeigen sich nur in einem für unge Land unwürdig geringen Grade. Zwar sage ich dies in di ersten Aufwallung des Zornes, aber ich fühle es auch tief um habe die Beweise noch gestern innerhalb des Bereichs meines Departements vor Augen gehabt. . Mit Bewunderung folgt man den Bewegungen der Armee, begeistert sich durch die Zahl der siegreichen Gefechte, aber man beeilt sich durchaus nicht damit, an die Grenze zu eilen. Mac Mahon marschirt vorwärts, um Bazaine zu unte stützen, dessen Armee von 110 oder 120 Tausend Mann zn Zweifel Metz in zwei oder drei Tagen wird verlassen müssen Der eigentliche Zweck dieses Marsches von Mae Mahon soll ein

Angriff auf die Flanke des 6 preußischen Corps fein. Ich abt

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laube Nichts davon und vermuthe, daß sich die militärischen ie oritãten ausschließlich mit der kritischen Lage der Armee von Bazaine 6 c ricen, Fortwährend kommen noch Truppen nach Paris, aber in so geringer Zahl, daß man deutlich merkt, es sind ö. allerletzten Depottruppen, welche man zusammen⸗ en mußte.

uf Was die Mobilgarde betrifft, so sind sie undisziplinirt und unbewaffnet. .

Die Vertheidigung von Paris ist Trochu anvertraut. Dieser erläßt fortwährend Proklamationen, wahrscheinlich viel zu viele wie dies die Mode mit sich bringt. Er wird bereits: Trop⸗lu genannt. Man könnte darüber hinwegsehen, wenn es nur zur Rettung Frankreichs beitrüge.

Die Abdankung des Kaisers ist, wie man sagt, das Ziel der getreuesten Anhänger des Hofes.

Man glaubt so wenigstens die Dynastie erhalten zu können. Ich zweifle am Gelingen dieses Planes und an der Fortdauer des Kaiserreichs.

Welche Art von Gouvernement ich für meine Person wünschen soll, weiß ich selbst nicht. Eine gemäßigte Republik in den Händen rechtschaffener Leute würde mir am zweckmäßig⸗ sten erscheinen. Indeß diejenigen Republikaner, welche ich kenne, erschrecken mich, nicht durch ihre Gewaltthätigkeit, sondern durch ihre Mittelmäßigkeit. Ich wünsche eine Re— publik ohne unsere Republikaner, oder eine Monarchie ohne Nonarchisten. .

Die Zeiten sind vorüber, wo man einer Person oder einer Gewalt diente; jetzt gilt es, dem Vaterlande zu dienen.

Die Schmeichler der Armee sind es gewesen, die den Krieg heraufbeschworen, durch ihre Unfähigkeit zur Füh—⸗ rung aber den Erfolg in Frage gestellt haben. Du unb ich wußten dies längst.

So lange wir im Materialismus erstarren, wird Frank reich sich niemals zu der Energie aufschwingen, welche nöthig ist, fremde Völker am Betreten unseres Landes zu verhindern.

Alle Welt flieht aus Paris und bringt die Brillanten nach England in Sicherheit.

Unsere Freunde sammeln sich zwar in der Garde mobile, um sich dort zu opfern, unsere Hoffnung aber ist nur auf die Armee gegründet.

Sachsen. Leipzig, 1. September. (W. T. B.) Heute Abends wurde eine Adresse an Se. Majestät den König von Preußen als Oberhaupt des Norddeutschen Bundes zur Unterzeichnung öffentlich ausgelegt, in welcher Allerhöchstder⸗ selbe um Fernhaltung jeder fremden Einmischung und um Fortfüh⸗ rung des Kampfes »gegen wen es auch sei⸗ bis zur Erlangung eines dauerhaften Friedens gebeten wird. Die Adresse ist von den Vorständen des Stadtrathes, von Stadtverordneten, Mitglie⸗ dern der Handels und Gewerbekammern, Landtags ⸗Abgeord⸗ neten, dem Rektor und den Professoren der Universität unter⸗ zeichnet. Eine Adresse ähnlichen Inhalts wird an Se. Majestät den König von Sachsen gerichtet. Beide Adressen wurden so⸗ . ihrer Auslegung mit Hunderten von Unterschriften edeckt.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. September. Der Salzburger Landtag ist ., geschlossen worden. Die e r geh in Lemberg und Graz wählten gestern für den

eichsrath.

Klagenfurt, 31. August. Die Adresse, welche die Be⸗ friedigung über die Neutralität ausdrückt und das Festhalten an der Verfassung betont, wurde vom Landtage en bloc an- genommen. Hierauf erfolgten die Wahlen für den Reichsrath.

Prag, 31. August. Die sämmtlichen übrigen Abgeord⸗ neten, deren Wahl . wurde, leisteten das Angelöbniß. Die Kaiserliche Botschaft wird einer Kommission von neun Mitgliedern zugewiesen, welche morgen Bericht zu erstatten hat.

In der heutigen ersten Sitzung der Versöhnungsdeputation herrschte das beste Einvernehmen. Die Czechen verlangen eine Garantie für den Schutz ihrer Nationalitaͤt, worauf die Deut⸗ schen bereitwilligst eingingen. Von der staatsrechtlichen Frage war keine Rede.

Triest, 1. September. Der Lloyddampfer »Aurora- ist mit der ostindisch⸗chinesischen Ueberlandpost heute Nachmittag 5 Uhr aus Alexandrien hier eingetroffen.

Frankreich. Paris, 31. August. Eine Bekannt- machung der Polizeipräfektur fordert diejenigen Fremden, welche gegen die Ausweisung ausnahmsweise reklamiren wollen, auf, sich mit einer schriftlichen Eingabe auf der Polizeipräfektur Inzufinden. Die Eingabe soll enthalten Namen, Vornamen, Alter, Nationalität, Gewerbe, Dauer des Aufenthalts in Frank—

weise Aufenthaltserlaubniß motiviren. Das Gesuch muß durch aft ch Bürgschaft notorisch bekannter Personen unter⸗ ützt sein.

Aus dem Wolff'schen Telegraphen-⸗Bureau.

München, Freitag, 2. September, Vormittags. Der k ist sooben Namens der Bürgerschaft in feierlichster Weise der Adresse der Münchener Bürger an König Ludwig und der Adresse an den obersten Feldherrn der deutschen Armeen Se. ,, Wilhelm, sowie dem Aufruf an das deutsche Volk

en. .

München, Freitag, 2. September, Vormittags. Die Ant—⸗ wort des Königs auf das gestrige Glückwunsch Telegramm lautet:; »Herrn Erhardt, erstem Bürgermeister, München. Se. Majestät der König haben die Glückwünsche der Bürgerschaft Münchens zu den jüngsten Siegen der deutschen Waffen mit freudigem Dank entgegen genommen und hegen die sichere Zu⸗ versicht, daß aus diesem Riesenkampfe Bayern und Deutschland eine glückliche Zukunft erblühen werde. J. A.: Eisenhart, Mi⸗ nisterial⸗ Rath, Secretär Sr. Majestät des Königs.

Die Nr. 35 der »Annalen der Landwirthschaft« hat folgenden Inhalt: Ueber den Nutzen und Anbau des Welschkornes. Von Ä. von Lyncker. Anbauversuche des Eldenger Kulturvereins und des Versuchsfeldes der Akademie Proskau mit Getreide. Von Dr. Werner. Entscheidungen des Königlichen Ober -Tribunals, die Landwirthschaft und derselben verwandte Gebiete betreffend. (Band 74 des Archivs i Rechtsfälle Berichte und Korrespondenzen: Aus der Provinz

reußen. Aus dem Regierungs ⸗Bezirke Aachen. Literatur, Die Rechtsverhältnisse der Landeskultur ⸗Genossenschaften in Preußen. Von Dr. G. M. Kletke. Notizen: Zweiter Aufruf M. Etsners v. Gronow und Weiteres über die Landestheile, welche unter dem Kriege gelitten haben. Die Berieselung der Maplin Sands. Hopfenbericht. Markt. berichte. Viehpreise. tärkepreise.

Das Marine ⸗Verordnungs Blatt« Nr. S hat folgenden In- halt: Betrifft Gerichtsbarkeit. Zahlung des Serviszuschusses nach Eintritt in den Kriegsverpflegungs⸗Etat. Erhöhung des Entschäͤdi⸗ ungssatzes für die Verpflegung Kranker aus der Sffiziermeffe.

instellung der Erhebung der klassifizirten Einkommensteuer von den mobil gemachten Offizieren und Militär-Beamten, soweit die Steuer von dem Militärdiensteinkommen veranlagt ist. Berechnung der Dienstreisekosten der Bundes beamten. Betrifft Kleiderschulden der Mannschaften der , , und der Werft⸗Division. Be— trifft den Offizier ⸗Unterstützungs-⸗Fonds. Benachrichtigungen. Tapferkeits Prämien. Personal Veränderungen.

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Statistische Nachrichten.

Vom Lentral Bureau des deutschen Zollvereins ist die pro visorische Abrechnung über die gemeinschaftlichen Zoll— Einnahmen für das erste Semester d. J. aufgestellt worden. Nach derselben beläuft sich der Gesammtbetrag der gemeinschaftlichen Brutto Einnahme unter Zurechnung der der en Def! und der für Rechnung einzelner Vereinsregierungen ganz oder theilweise freige—⸗ schriebenen Gefälle, dagegen nach Abzug der Restitutionen, Bonifi⸗ kationen 2c. auf 13,189,562 Thlr. und hat sich gegen den entsprechen- den Zeitraum des Vorjahres um 6877722 Thlr. oder 5,8 pCt. erhöht.

m Einzelnen sind aufgekommen: an Eingangsabgaben 13,153, 813

hlr. (gegen 1869 mehr 665,272 Thlr. oder 5,8 pCt., an Ausgangs- abgaben 32,461 Thlr. (gegen 1869 mehr 21,582 Thlr. oder 198 pEt.) und an außerordentlichen Einnahmen, hauptsächlich bei den vereins ländischen Haupt- Zollämtern in Lübeck, Bremen und Hamburg, 3288 Thlr. gegen 1869 mehr 868 Thlr, oder 36 pCt.

Im Allgemeinen läßt die hauptsächlich in Betracht kommende Mehreinnahme an Eingangszoll darauf schließen, daß der Handel in der ersten Hälfte dieses Jahres einen lebhafteren Verkehr und größe— ren Aufschwung als im Vorjahre genommen hat. In unseren In— ken n fen! ist gegen die Vorjahre eine merkliche Besserung unverkennbar hervorgetreten und hat sich in größeren Bezügen von Rohstoffen und Halbfabrikaten geltend gemacht. Die Eisen⸗ und Kohlenindustrie, die Fabriken für Lokomotiven, Maschinen und Eisen bahnwagen, sowie die sonstigen Metallwaaren - Fabriken, die Textilindustrie mit alleiniger Ausnahme der Baumwollen— Industrie, welche noch immer unter ungünstigen Konjunk— turen zu leiden hat und viele andere Industriezweige sind vollauf beschäftigt gewesen, während die Konsumtionsfähigkeit der Bevölkerung in Folge der letztjährigen günstigeren Ernten zugenom⸗ men und einen lebhafteren Verkehr in Kolonialwaaren hervorgerufen hat. Bei der nicht unerheblichen Steigerung der Einnahme an Aus— gangszoll kommt lediglich die Mehrausfuhr von Lumpen in Betracht, deren Preise in neuerer Zeit erheblich in die Höhe gegangen sind, was zu einem lebhafteren Export dieses Artikels, namentlich nach England und Amerika, Veranlassung gegeben hat. Die oben angegebene Gesammt⸗Bruttoeinnahme vertheilt sich auf die einzelnen Zollvereins⸗ staaten folgendermaßen: . . ĩ

I Norddeutscher Bund 11,180 063 Thlr. oder 84, pCt. gegen

10746,977 Thlr. im 1. Semester 1869, und zwar: Preußen

reich und alle Umstände, welche eine besondere und ausnahms⸗ SS8I6,477 Thlr. (gegen 1869 mehr 308,569 Thlr.), Lauenburg 1342 4292