punkte zu Studien über die Baustyle und baulichen Einrich— tungen der verschiedenen Perioden, in welchen die betreffenden Häuser — nach der Benennung zu urtheilen — entstanden sind. Wie tief die Sitte der Hauszeichen und ⸗Namen in Breslau eingewurzelt war, ergiebt sich schließlich daraus, daß selbst ein— zelne Verkaufsstätten, die sich in Menge neben einander be⸗ fanden, auf diese Weise kenntlich gemacht wurden. So führte . B. jede der 40 Tuchkammern in dem früheren Tuchhause eine besondere Benennung: »Grüne Weinlaube«, »Elephant⸗, »Goldener Wolf« u. s. ff., Namen, die zum Theil auf die an Stelle des Tuchhauses aufgeführten Häuser übergegangen sind.
Der Krieg und die deutsche Bühne. JI.
Absichtlich oder unabsichtlich ist die Bühne jederzeit ein Ausdruck der Sitten ihres Zeitalters gewesen. Wenn aber durch eine Nation eine große gemeinsame Bewegung gegangen, ist die Bühne wohl niemals unberührt geblieben, obschon die Stimmung des Augenblicks nur selten in bleibenden Wer— ken ein dramatisches Denkmal gefunden. Ein nationa— ler Krieg, wie der gegenwärtige Deutschlands, welcher mit seinen Anstrengungen und Opfern jedes Privatleben erreicht, andererseits durch das Bewußtsein des höchsten Lebens- zieles alle Gemüther vereinigt, nöthigt die Bühne, die Wechsel—⸗ wirkung mit dem überall herrschenden Gefühl herbeizuführen. So sehen wir denn fast alle Theater Deutschlands bemüht in der Aufführung patriotischer Stücke. Die Aufgabe der Bühne ist nicht leicht, in solcher Zeit den bedeutenden Gehalt, welchen die Gemüther zu empfangen wünschen, in würdiger und ergreifender Ausprägung därzubieten. Denn keine Literatur ist reich an dramatischen Schöpfungen, welche das Nationalleben in seiner höchsten gemeinsamen Aeußerung erfolgreich behandeln.
istoriker und Kritiker haben diesen Mangel in der deutschen
iteratur vorzugsweise finden wollen, und die Ursache davon in der langjährigen Zerrissenheit der deutschen Nation gesucht. Die Stoffe, welche das preußische Staats und Volksleben der dramatischen Behandlung bis jetzt geboten, haben wir in Nr. 12 d. Bl. übersichtlich zusammengestellt.
Stoffe aus dem Staatsleben, welche nicht der preußischen Geschichte entnommen sind, hat das deutsche Drama vorzugs— weise aus der älteren Kaiser Epoche geschöpft. Doch stellt die Fremdartigkeit der zu behandelnden Zustände, noch mehr aber der undramatische, epische Charakter der Begebenheiten dem Erfolg Schwierigkeiten entgegen, die unüberwindlich scheinen.
Dem Bedürfniß, die gehobene und nationale Stimmung durch verwandte Darbietungen zu befriedigen, hat vor Allem die Königliche Bühne zu Berlin auf dem Felde der Oper wie des Schau spiels entsprochen.
In Meyerbeer's »Ein Feldlager in Schlesien«“, komponirt zur Einweihung des nach dem Brande von 1843 wiederherge— stellten Opernhauses, besitzt die deutsche Oper vielleicht das einzige im Opernstyl gehaltene Werk, welches patriotische Empfindun— gen unmittelbar zum Gegenstand nimmt. Häufiger sind Sing— spiele und melodramatische Schauspiele patriotischen Charakters. Den erhabensten musikalischen Ausdruck hat nationaler Helden⸗ muth, Schmerz und Siegesfreude in Händels Oratorien gefun⸗ den, und wenn wir als die Träger Volk und Helden des alten Testaments auftreten sehen, so ist es doch deutsches Leben, wel— ches der deutsche Tonmeister seinen Gestalten eingehaucht hat.
Im rezitirenden Drama hat die Königliche Bühne' drei Werke patriotischen Charakters in den letzten Wochen zur Dar⸗ stellung gebracht: Schillers Wilhelm Tell, Lessings Minna von Barnhelm und das Werk eines lebenden Dichters, welches einen Stoff aus der preußischen Geschichte behandelt: Colberg, von Paul Heyse.
Gehen wir nun näher auf die nationale Bedeutung dieser
Dramen ein. . Schiller's »Wilhelm Tell« gehört dem Stoff nach der schweizer Geschichte und Sage an. Ton und Farbe des Stückes sind der schweizerischen Landschaft und ihren Sitten entnommen. Die Handlung bewegt sich Uüm die Losreißung eines Gliedes vom ehemaligen deutschen Reiche. Scheinbar einen kleinen und abgesonderten Zweig der deutschen Nation feiernd, ist diese Dichtung dennoch, wie keine andere, als der dramatische Aus— druck des deutschen Nationalgefühls bei ihrem Erscheinen auf⸗ genommen worden, und hat von ihrer patriotischen Wirkung bis auf den heutigen Tag nichts eingebüßt. Fast in jeder deutschen Stadt, wo ein Theater ist, geht in diesen Tagen des Aufschwunges Wilhelm Tell über die Bühne als das wuͤrdigste Bild, in welchem das Hochgefühl deutscher Hingebung an das Vaterland durch die Hülle einer fremden Zeit und Land schaft hindurch sich wiedererkennt.
Es ist gewiß nicht die bloße Tendenz der Verherrlichung des Patriotismus, welche dem Stück inmitten einer tief unh
reich gebildeten Nation, wie die deutsche, eine so bevor zus uomtrnen beträgt 2 Thlr.
Wirksamkeit anweist. Vielmehr ruft jede bewegte Zeit Bühnen. erzeugnisse hervor, in welchen die Begebenheiten des Tages, wem nicht poetisch bewältigt, doch theatralisch mehr oder minder llüicit berührt werden. Der dankbare Stoff verschafft solchen Stücken eine augenblickliche Gunst. Sobald die unmittelbare Gewal des Stoffes aufhört, verschwinden sie. Wenn ein Drama, daß vor 66 Jahren entstanden, eine Begebenheit des 14. Jahrhun derts auf fremdem Boden zum Gegenstand hat, uns noch hen als die edelste Verkörperung des Nationalgefühls anspricht, s kann dies nicht an Stoff und Tendenz allein, es muß an den Werth der Dichtung liegen.
Der Dichter schildert eine Erhebung, Grundzug nicht nur lich. sondern überdies ganz in das Element. deutst Sinnesart getaucht ist. Die Erhebung tritt uns entgegen als Nothwehr gegen ein frevelhaftes Bedrängniß, nan Vertreibung herausfordernden Uebermuthes, der an Best und Familie, der Unterdrückten muthwillig grausam sit vergreift. Die Unterdrückten sind kernhafte, mutig Menschen, im Kampfe mit gefährlichen Naturgewalten an Wagniß und Todesverachtung gewöhnt. Aber sie sind schwach
deren unterscheidende
. ionspreis für den Raum einer um
mit küͤnstlerischer Kraft veransth .
Alle Post-Anstalten des An- und
Auslandes nehmen Sestellung an,
für Serlin die Expedition des Königl. Prrußischen Saats - Anzeigers:
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Königlich Preußischer
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1870
J Pruchzeilt 2 Sgr.
nnabend den 3. September Morgens (Zweite Ausgabe)
durch ihre Vereinzelung, sie kennen den Staat nur als eint Gewalt, die ihnen durch fremde Herrscher kommt, nicht al
ihren eigenen Schutz. Der Gedanke,
samkeit auf.
durch Einigung den eigengn Staat hervorzubringen, drängt ihnen erst die freinde Gepah, .
Offizielle militärische Nachricht.
Wie viel Berührungspunkte liegen hiermit im deutschn Gefühl! Das deutsche Volk hat zu allen Zeiten am meisten
begehrt, sich mit gemüthvollem Ernst friedlichen Lebens zu versenten, sei der Ertrag guch noch scheiden, die Arbeit auch noch so gefahrvoll. Nur fremde Gr
in die Tagesarbeit dez so h.
Der Königin AWagusta in Berlin.
waltsammkeit regt den deutschen Sinn zur Abwehr auf. Und
dieser Abwehr tritt stets das Gottvertrauen zu Tage, welchi Hand Gefahr und Untergang hin. zunehmen, um Schmach und Grausamkeit von Menschen ae jeder Zeile der Schiller'schen Dichtung: »Es kann der Frömmst⸗
ist, aus Gottes
bereit
hand dulden. Sinn
nicht zu Dieser athmet nicht in Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbar nicht I fällt.“ — »Wir wollen trauen auf den höchsten Gott und unt nicht fürchten vor der Macht der Menschen.“ — »Wäre ch Obmann zwischen uns, so möchte Recht entscheiden und Geseh so muß Gott uns helfen durch unsern Arm.« Ah das ist deutsche Sinnesart, jedes solche Un ternehmn nicht blos auf die innere Güte der Sache, sondern wo möglich auf historisches Recht und ehrwürdige Ueberlieferum zu stellen. Auch diesen Zug breitet die Dichtung lebendig um gewinnend vor uns aus. Vie deutsche Natur schätzt den un
lebendigen Besitz nicht blos um des Gewinnes und Genussft
willen, sondern widmet selbst den Sachen eine gemüthvolt
Hingabe. Dennoch weiß sie, wo sie in der Würdigkeit und Rein heit ihres Lebens sich bedroht sieht, auch das theuerste irdiscz— Gut entschlossen zu opfern. »Wüßt' ich mein Herz an zeitlich Gut gefesselt, den Brand würf' ich hinein“ mi eigner Hand« dieses Wort legt der Dichter eintt Frau in den Mund, deren Tagewerk die treu häusliche Sorge ist. Alle Lebensverhältniffe erscheinen in pa triarchalischer Reinheit und Einfachheit. Gerade dieser Kontra
—
einer friedlich einfachen, der Schätze ihres Gemüthes sich kaum bewußten Existenz, mit Gewaltthät und Mißhandlung, mach die Dichtung für die deutsche Empfindung so anziehen. Jede deutsche Nationalerhebung weist dieseiben Züge auf Dichtung zum gesammelten und reinen Aut
welche die
Vor Sedan, den 2. September / T Uhr Nachmittags.
Die Kapitulation, wodurch die ganze Armee in Sedan kriegsgefangen, soeben mit dem General Wimpfen geschlossen, der an Stelle des verwun⸗ ten Marschall Mae Mahon das Kommando führte. Der Kaiser hat nur jh selbst Mir ergeben, da er das Kommando nicht führt und Alles der kegentschaft in Paris überläßt.
Seinen Aufenthaltsort werde Ich bestimmen, nachdem Ich ihn gesprochen sbe in einem Rendezvous, das sofort stattfindet. Welch eine Wendung durch
Hottes Führung!
Wilhelm.
druck bringt. Lange fortdauernde Gewaltthat und Mißhand. lung rief 1313 das Volk unter die Waffen, und selbst gegenwärti ; wo wir stark und geachtet in Europa dastanden, haben wi doch in Friedensliebe Jahre lang Alles gethan, den böͤsen Nach
bar nicht zu reizen. die
Was wir heute thun in dem größten kürzt eines halben Jahrhunderts, sind Thaten der Nothwehr,. iele, die wir uns stecken, sind Mittel der Abwehr. Selin
oder niemals steckt das deutsche Volk sich Zwecke, welche uf Kosten Anderer seine Existenz erhöhen. Nur sich vertheidigen
wird es wachsen.
Das andere Element der Dichtung, welches den deutsch Sinn tief angesprochen hat, ist die Einigung lose verbundene
Gemeinden zu einem starken Ganzen, die Ueberwindung klein.
lichen Haders im Angesichte einer großen Gefahr. »Er ist mein
Widerpart, der um ein altes Erbstück mit mir richtet. sind Feinde vor Gericht, hier sind wir einig.«
ein einig Volk von Brüdern, in keiner Noth uns trennen und Gefahr.“ gehört worden, heute ist das Wort des Dichters erfüllt.
Wir ꝛ Seit Schiller Dichtung die Bühne betreten, hat das deutsche Volk sich di Worte sehnsuchtsvoll in's Herz geschrieben: »Wir wollen sein
Redaction und Rendantur: Schwieger. .
Berlin, Druck und Verlag der Königlichen Geheimen Ober. Hofbuchdruckerei .
Sechs und sechzig' Jahre hindurch ist die Mahnum