1870 / 298 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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verhalten, dagegen etwa versuchte Ausfälle mit voller Energie urückwerfen zu sollen. Die ernste Lehre, welche das Lan. des General Ducrot am 19., nördlich Sceaux, eine vollständige Deroute von drei Divisionen Linientruppen herbeigeführt, scheint den General Trochu veranlaßt zu haben, keinen zweiten Versuch dieser Art zu wagen, wenigstens hat er selbst in seinen: Tagesbefehl vom 23. zugestanden, daß die uaven in Folge einer zinexplicable panique“ ohne einen * zu thun, das Schlachtfeld fliehend verlassen haben. reilich leugnet General Trochu auch den Verlust von sieben k in der propisorischen Verschanzung vor den Forts Vanves und Montrouge, welche Geschütze f indessen wirklich in den Händen der Sieger hbefin⸗ den. Die Kommunikation zwischen Paris und Tours wird durch kleine Luftballons und Tauben unterhalten, wie durch den in Tours tagenden Theil der augenblicklichen Regie rung bei Bekanntmachung der Nachrichten aus Paris beson⸗ ders bestätigt wird. Die sämmtlichen Forts kanpniren fortdauernd auf jede Patrouille oder Feldwache, so⸗ wie auf jeden Punkt, wo sie einen deutschen Sol⸗ daten vermuthen, und sind an einem Tage, dem 24., allein 2500 Schüsse, meist schwersten Kalibers, gefallen. Ueberall stehen unsere Truppen außerhalb des Bereiches dieser Geschütze, die Vor⸗ posten zwar innerhalb desselben, aber gut gedeckt, so daß diese Art des Gebrauches schwerer Artillerie wohl nür dazu bestimmt ist, den Parisern den Glauben beizubringen, es fände über⸗ haupt schon ein Kampf statt. An Wiederberstellung derjenigen gesprengten Brücken und Tunnel, welche für die Heranschaffung der Belagerungstrains hinderlich wären, wird mit großer Kraft gearbeitet. Die vor Toul gebrauchten schweren Geschütze werden mit den in dieser Festung eroberten nicht vor Paris gebracht werden, sondern haben eine anderweitige Bestimmung erhalten. Von einer Volks⸗ bewaffnung, Franestireurs u. 1s. w. zeigt sich in dem weitesten Umkreise der um Paris versammelten Truppen keine Spur. Die früher von Paris aus verbreiteten Aufrufe zur Bildung bewaffneter Corps und Banden haben rund um Paris teinen irgend bemerkbaren Erfolg gehabt. Die Wenigen, welche diesen Aufrufen vor Ankunft der deutschen Truppen gefolgt sind, be⸗

empfangen, und welche

finden sich in Paris selbst. Gestern ist abermals ein Kaiserlich

russischer Feldjäger als Courier mit Depeschen aus St. Peters. burg im Königlichen Hauptquartier eingetroffen.

Se, Majestät der König haben gm 28. September denjenigen Theil der Angriffsfront der Befestigungen um Paris rekognoszirt, welcher, im Nordosten der Hauptstadt von der Bahnlinie nach Creil (Belgien) bis zu der nach Straßburg, von den Befestigungen um St. Denis bis zum Fort Romain⸗ ville reicht. Dieser Abschnitt des hefestigten Gefechtsfeldes um die französische Hauptstadt wird durch, die Eisen⸗ bahn von Paris nach Soissons in zwei Theile geren n, deren nördlicher von der Double Couronne du Nord hei St. Denis und vom Fort de LEst beherrscht wird, während Fort Aubervilliers, die Redouten am, Oureq⸗Kanal und Fort Romginville den südlicheren Abschnitt decken.

Die Befestigungen um St. Denis bilden gewissermaßen den Stützpunkt des linken Flügels der hefestigten Anlagen um Paris und entschieden einen der stärksten Theile derselben. Westlich sich an die hier in einem scharfen Bogen abwendende Seine anlehnend, erhält die Position durch mehrfgche Eisenbahn⸗ und Straßend imme eine erhöhte Vertheidigungsfähigkeit, welche durch den die Niederung durchfließenden Rouillon⸗Bach, dem von Osten die Morée zufließt, noch vermehrt wird / der genannte Bach theilt sich hier mehrfach und chaxakterisirt sich durch sein bedeutendes Gefälle, welches, auf 1000 Schritte über wanzig Fuß betrggend, eine Andämmung desselben und , besondere Berücksichtigung von Seiten des Ver— theidigers vornehmlich erleichtert. Weiter südlich bildet der Kangl von Ourcg einen wesentlichen Abschnitt; derselbe beginnt bei Port⸗aux-Perches bei der Pariser Vorstadt la Villette, von wo aus er, mit der Seine durch den Kanal von St. Denis verbunden, sich erst ost⸗, dann nordostwärts wendet, anfangs die Ebene bei Pantin und Bondy, dann den Forst de Bondy und das Bois de St. Denis durchfließend. .

Der von Sr. Majestät rekognoscirte Terrain -Abschnitt ist nördlich St. Denis üneben, durchschnitten und mit zahlreichen Dörfern besetzt, die durchweg massip gebaut, leichtzur Vertheidigung einzurichten sind. Die Wälle der Eisenbahnen du Nord, nach Creil und Soissons, so wie die Dämme der Straßen ugch Beau— vais, Amiens, Lille und Mauheuge durchziehen, strahlenförmig von den Voörstädten La Chapelle und La Villette ausgehend, diesen Kreisabschnitt der gesammten Befestigungen.

Nördlich des Rouillon⸗Baches machen die a rn m Deuil, Graulay, Montmagny, Villetaneuse, Sarcelle, Pierre⸗

nämlich der drei Werke bei St. . nd Double Couronne du Nord, das Fort de l'Est), des Forts d'Aubervilliers und der Befestigungen von Romainville,

selhst troz des heftigsten feindlichen Gewehrfeuers und s e sich un=

itte, Gonesse, Arnonville, Bonneuil, Garges, Dugny und end— . St. T bst, so wie die diesen Ortschaften 6. und ost⸗ wärts vorliegenden, theils bewaldeten Höhen die Annäherung zu einer äußerst schwierigen; von dem Bäche bis zu dem Kanal ist das Terrain eben, wenn auch nicht frei von Ortschaffen, und von den schon erwähnten Straßen und Wasserlinien mehrfach

durchschnitten südlich des Kanals von Oureg schließen sich wie⸗ der bewaldete Höhen an, die sich östlich in den oben genannten

Gehölzen von Bondy und St. Denis fortsetzen. ehen speziellere Detailllrung der ö selhst, er den hier dem Terrain nach beschrieb en a it beherrschen, enis (die

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ouronne de la

bleibt vorbehalten. Weiter liegen vom Kriegsschauplatze folgende Nach⸗

richten vor: . Ferrisres, 30. September. (W. T. B.)

Die französischerseits von gestern und dorgestern gemeldeten

Gefechte bei Paris sind Erfindung. Nicht ein Schuß ist gefallen.

Dagegen fand heute ein Angriff der Franzosen auf die Ver schanzungen unseres 6. Corps siatt, wobei die Franzosen in

wilder Flucht und mit starkem Verluste das Feld räumten.

Vollständig sicheren Nachrichten zufolge haben jn gris am 24. und 25. d. Strgßenkämpfe stattgefünden, als deren Ergebniß die Abstellung der Wahlen e betrachten ist.

Der »Karlsr. Ztg. ist folgende Mittheilung über das Gefecht bei Biesheim (vor Neubreisach) zugegangen:

Nachdem schon am 14. September Abends eine Eskadron des 2 badenschen Dragoner Regiments, unterstützt durch die Füsiliere des 5. Infanterie Regiments, einen Zusammenstoß mit Chasseurs à cheval gus Neubreisach und Francstiteurs gehabt hatte, wurde den andern Morgen frübzeitig aus dem Bipouak bei Arzenheim die 4te Eskadron (Winsloe) des 2. Dragoner Regiments mit einem Zug der 10. Compagnie des 5. Infanterie Regimnts (Cieutenant Gugel eier) in der Richtung auf die Feste uhr vorpoussirt, um den Marsch des Gros auf Colmar zu decken.

Südlich Kuenheim stieß die Vorhut auf den Feind bestehend aus Blousenmännern mit Linien -Infänterie vermischt. Unsere In⸗ fanterie trieb den Gegner auf Biesheim zurück, nahm dieses Dorf verzünlich in den Besstz des Südrandes gegen Neubreifach zu ie en . folgte iel f durch und Ii nba Dorf, g lte tüchtig in den abziehenden Feind hinein bis unter die e der Festung.

Unser erlust bestand nur aus 2 Mann und 5 Pferden, wäh⸗ rend l fn eg, err ige eier 6 d hf gegen 40 Todte und 18 Gefangene und Verwundete verlor.

Franzöͤsischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗

gende Nachrichten eingegangen:

Die Propinzialbehörden fahren fort, in den Blättern ihrer Depgrtenients Lügenberichte zu veröffentlichen. Die⸗ selben sind natürlich darauf berechnet, die Provinz zu ermuthi⸗ gen. Wir theilen deren folgende mit: »Der Präfekt des Oise—

spartements an seinen Kollegen im Eure Departement, Asten September, 12 Uhr 19 Min. Nachm. Man spricht von einer Niederlage der Preußen. Zum wenigsten hat man eine furcht— bare Kanongade nach Beaumont hin gehört. Sie dauerte von Morgens bis Abends und der Feind scheint zurückgewichen zu sein. Bei dieser Nachricht läuteten die vom Sturm bedrohten Bewohner die Sturmglocke und begaben sich auf das rechte Gise⸗ Ufer, um den Uebergang über den Fluß zu verhindern. Könnten Sie mir nicht einige reguläre Truppen und einige gute Gewehre senden? Die preußischen Vorräthe befinden sich in Ehantilly. Tausend Mann reguläre Truppen und unsere Nationalgarde würden sie wegnehmen.“ Ein Bericht im »Vexin« meldet: »Eine starke Detonation wurde letzte Woche von mehreren Per- sonen in Gisors vernommen. Ein Mann aus Pierrefitte theilt uns darüher Folgendes mit: Französische Soldaten waren auf den Steinbrüchen von Pierrefitte, welche zwischen Montmorench und Saint Denis liegen, aufgestellt, als sie von den Preußen angegriffen wurden; aber in dem Augenblick, wo die Preußen auf dem Plateau erschienen, flogen die Steinbrüche, welche im voraus unterminirt worden waren, in die Luft und Tausende von Preußen wurden getödtet. Hierauf reduzirt sich das Ge— rücht, demzufolge hunderttausend Preußen vernichtet worden sein sollten.«

Nach der »Patrie« ist die Armee, welche man in Lyon , jetzt vollständig organisirt und hat den Titel 16. Corps erhalten.

Zur Feier des Allerhöcksten Geburtstages Ihrer Majestät der Königin fanden gestern in beiden Hoflheatern Festporstellungen statt. IãQn Opernhause sprach Herr Berndal

einen Prolog von Auguste Kurs, der in sinnigen Worten die

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durch die , , Siege des deutschen Heeres neu er— standene deutsche Einigkeit den zuhmgekrönten Königlichen Feld— berrn und die landesmütterliche Fürsorge der Königin für die Verwundeten feierte. Manche der Verse waren von tief ergrei⸗ fender Wirkung, so die beiden Zeilen: Alnd jeder Lorbeer, der die Stirne drückt, z * 9 . Fein z Land ist er gepflückt!« ansfaren leiteten den Prolog ein und begleiteten am Schluß das He ö h r . überaus zahlreich versammelte Publikum begeistert einstimmte. Hierauf, folgte Glucks Armide, die in reicher Ausstattung und künstlerisch vollendeter Darstellung als Festoper in Scene ging.

Im Schauspielhau se wurde derselbe Prolog von Herrn Karlowa gesprochen. Das auf der Bühne aufgestellte Orchester svielte am Schluß die Webersche Jubelouverture, die der gehobenen Stimmung des Tages in geeignetster Weise entsprach.—

Als erste Novität in dieser Saison wurde ein fünfaktiges Schau⸗ spiel von Hans Hopfen: »In der Mark gegeben. Der Dichter entrollt ein lebendiges Bld aus der großen Zeit des sieben⸗ jährigen Krieges; er schildert mit realistischen Zügen einen ver— armten Edelmann aus der Mark, welcher der Versuchung seiner reichen Verwandten widersteht, die ihn an den giänzen den polnischen Hof nach Warschau ziehen wollen; er folgt dem Rufe seines Königs und kehrt nach manchen Abenteuern nach der Schlacht von Zorndorf in die Heimath' zutück. Ohne auf eine Kritik des Stücks einzugehen, können wir doch hervorheben, daß der Dichter es verstanden hat, die gewaltige Geschichte jener großen Tage im Spiegelbilde eines schlichten märkischen Fami⸗ lienlebens zu reflektiren. In das Hoch auf den Helden des sieben⸗ jährigen Krieges und das preußische Königshaus stimmte das ganze Publikum in freudiger Begeisterung mit ein; das Inter⸗ esse an dem Stück selber hatte sich von Akt zu Att gesteigert und fand in diesem Hoch seinen befriedigenden Abschluß.

(= Am 28. September starb zu Bonn der Regierungs⸗ Präsident z. D. Freiherr Friedrich von Wintzingerode.

Württemberg. Stuttgart, 28. September. Der Kö— nig hat gestern den Justiz⸗Minister von Mittnacht, welcher an diesem Tage von den münchener Besprechungen hierher zurückgekehrt ist, in Audienz empfangen.

Bayern. München, 29. September. (All. 3) Der König hat im Laufe des gestrigen Tages mit den Staats. Ministern von Pretzschner ünd von Braun konferitt und Abends den Prinzen Arnulph empfangen, welcher, wie bereits gemeldet, heute zu seinem Regiment nach dem Kriegsschauplatz wieder abgereist ist.

Die Stadt Nürnberg, respektive deren Gemeinde⸗ Kollegien, hat eine eigene 1dr in Bezug auf die Lösung der deutschen Frage an den König gerichtet. Dieselbe, nur in der Motivirung von der bekannten münchener Eingabe abweichend, lautet dortigen Blättern zufolge: 3.

»Der Zug der Einigung der deutschen Nation ist unaufhaltsam, und nimmermehr wird das deutsche Volk, welches die ruhmbollsten Siege in der Weltgeschichte als Resultat seiner gegenwärtigen Waffengemeinschaft erlebt hat, eine Fortdauer der deutschen Zerriffen— heit im Frieden zugeben. Die Sicherheit nach außen, sowie die volle Entwicklung aller staatlichen Tbätigkeiten im Innern, erheischt noth- wendig die verfassungsmaßige Einigung, die friedliche, dauernde Ueber— brückung der Mainlinie. Wir wissen, daß die künftige Verfassung Deutsch⸗ lands die Kabinette beschäftigt. Wir erachten es als unsere Pflicht rasch und vor Abschluß der Verhandlungen unsere Ueberzeugung in den Worten niederzulegen: daß einen dauernden Bestand nur die volle Befriedi⸗ ung der Wünsche des deutschen Volks verbürgt. Die Grundlage olcher Bürgschaft finden wir in den freiheitlich zu entwickelnden Prinzipien der Verfassung des Norddeutschen Bundes. Ehrfurchtvollst richten wir an Ew. Königliche Majestät die gehorsame Bitte: »Ew. Majestät möge geruhen, durch Vereinbarung mit den verbündeten Staaten die Vollendung des deutschen Bundesstaats auf Grundlage der Verfassung des derzeitigen Norddeutichen Bundes als Abschluß des opferreichen nationalen Kampfes herbeizuführen.«

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 29. September. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses stand auf der Tagesordnung die erste Lesung des Rechbauer'schen Vertagungs— Antrags. Rechbauer erklärte, es handle sich für seine Partei haupt⸗ sächlich um die Erhaltung der staatsrechtlichen Einheit der west- österreichischen Länder. Neben dem Reichsrath den böhmischen Landtag tagen zu an, sei der erste Schritt zur Zerreißung dieser Einheit. Er (Redner) und seine Genossen seien in der

Zwangslage, entweder ihre Thätigkeit zu sistiren oder die Rechte Werden sie zu Ersterem gezwungen, so

Anderer zu verletzen.

treffe die Schuld nicht sie, sondern die Regierung. Sie sehen

dem Urtheile der Geschichte ruhig entgegen. Rechbauer bean⸗ tragte, seinen Vertagungsantrag einem aus neun Mitgliedern be. stehenden Ausschusse zu überweisen. Dieser Vorsch lag wurde mit 66

angenommen. Die stimmberechtigten

gegen 64 Stimmen ie Der Ausschuß wurde sogleich

Minister waren nicht anwesend.

doch auf das Königliche Haus, in welches das

gewählt. Giovanelli beantragte, allen Abgeordneten zu ge⸗ statten, daß sie den Ausschußberathungen beiwohnen können Die Linke, war dagegen und bei namentlicher Abstimmung wurde Giovanellis üntrag mit 68 gegen 66 Stinimen ver worfen. Zum Schlusse erklärte der Präsident, daß er mit Rück— sicht auf die Sachlage sich die Ermächtigung erbitte, den nächsten Sitzungstag selbst bestimmen zu dürfen. Das Haus erklärte sich damit einverstanden.

Pest h, 29. September. Im Prozesse Karagyorgievits wurden heute die Anklage. und die n . ver- lesen. Die Angeklagten waren nicht erschienen.

Belgien. Brüssel, 30. September. Nachrichten der

w . ä e fg. . sich Marschall Palikao für

nige Zeit nach Spag begeben, wo er für sich im Hotel d' Ir—⸗ lande Gemächer bestellt hat. . . d 3

Großbritannien und Irland. London, 29. Sep- tember. Die »Engl. Corr. schreibt: Die Nachricht vom Falle Straßburgs, die sich so schnell der Meldung über die Uebergabe von Toul anschloß, hat hier einen durchschlagenden Eindruck gemacht und allgemein die Ueberzeugung befestigt, welche über- haupt schon von der Mehrheit gehegt wurde, daß Frankreichs Ringen gänzlich hoffnungslos sei. Die Telegramme, die zu gleicher Zeit noch von Tours hierher gelangen, und von Er— folgen der französischen Waffen melden, machen neben dergleichen bedeutenden Thatsachen einen wirklich kläglichen Eindruck, und werden nur der Kritik unterworfen, um aus inneren Gründen als unglaubwürdig dargethan bei Seite geworfen zu werden. Die Morgenblätter vereinigen sich unter solchen Umständen zu dem Rathe, die französische Regierung möge die Nutzosigkeit des ferneren Widerstandes anerkennen und sich in das Unvermeid—

liche fügen.

Wir bedauerten, sagt die Times, daß die fran— zösische Regierung nicht die Anerbietungen des Grafen Bismarck annahni, und wir können nicht anders, als diefe Weigerung heute noch mehr bedauern.“ »Gue mon nom soit flotri, mais que Erance soit libre“, das hätte der Ge— danke sämmtlicher Minister sein müssen. Sie scheuten statt dessen die Schmähungen, die man auf ihren Namen gehäuft haben würde, und scheuten sich vielleicht auch, sich selbst die Wahrbeit einzugestehen. Aber kaum hatten sie die Weigerung gegen Bismarcks Anerbieten ausgesprochen, als auch schon die Ereignisse die Mäßigung dieses Anerbietens bewiesen.«

„Der Mäßigung, welche sich in dem Vorschlage des Grafen Bismarck bekunde, zollt auch ⸗Daily News« volle Anerkennung und bemerkt bei dieser Gelegenheit ausdrücklich, daß ibr die Grundlage, von welcher der Graf aus eine »endgültige⸗ Erledi⸗ gung des Streites fordere, nämlich die Annahme, daß die fran zösische Nation den Krieg gegen Deutschland gefordert habe, durchaus die richtige erscheine. Fast alle übrigen Blätter schließen sich dem Urtheile an.

30. September. Granville veröffentlicht eine neue Sammlung auf den Krieg Bezug habender Depeschen. Die—= selbe reicht vom 17. Juli bis zum 11. August und umfaßt 121 Korrespondenzstücke, zumeist veralteten und im Wesentlichen bereits bekannten Inhaltes.

Verschiedenen Vorwürfen gegenüber, die von Freun⸗ den der französischen Republik gegen ihn erhoben wurden, motivirt Professor Fawoett seine Zurückhaltung von den letzten Demonstrationen in einem Brief an die »Times« mit dem Hinweis auf die Haltung des französischen Volkes, das den Angriffskrieg gewollt babe und nun keinen Stein von seinen Festungen abtreten wolle, obgleich es, in denselben Verhältnissen wie beute Preußen, sich gewiß nicht ohne Gebietsabtretungen hätte zufrieden stellen lassen. Nebenbei bemerkt Herr Fawoett auch, daß man gegen den Krieg überhaupt keine bemerkens⸗ werthen Demonstrationen gemacht habe, und daß es unrecht er— scheine, den Deutschen zuzumuthen, sie sollten für ihre Verluste mit einer Kriegsentschädigung in Geld sich begnügen.

Frankreich. Der »Constitutionnel« vom 29. September ist aus Tours eingegangen. Derselbe läßt sich über die Ver—= tagung der Wahlen, wie folgt, aus: »Die provisorische Re. gierung zwingen wollen, dem Feinde Einhalt zu thun, wäh— rend sie die Sorge für die Wahloperationen hat, das hieße ihr das Unmögliche zumuthen. Der Zusammentritt einer Consti— tuante ist vornehmlich ein Werk des Wiederaufbaues; wie tönnte man dazu schreiten, so lange der Feind noch ein Stück des Gebietes besetzt hält und Paris bedroht. So lange wir noch nicht an den Frieden denken kön— nen, darf man sich nur mit dem Kriege beschäfti—

Auch ist es nöthig, daß die Männer, welche entschlossen die Verantwortlichkeit einer in der Geschichte beispiel⸗ sosen Lage auf ibre Schultern genommen, genügend Zeit er—

halten, sich zu verständigen und nicht wieder zu Hülfsmitteln

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