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Ländern bestimmt sind; das Gewicht des Briefes darf 4 Gramm nicht übersteigen; die Brieftaxe ist auf 20 Centimes fesigesetzt.
Ueber die feindlichen Kriegsopergtionen wird gemeldet; Der Feind scheint einen bestimimten Angriffspunkt noch nicht gewählt zu haben und errichtet vorläufig nur eine Cirkum⸗ vallation, die sich außerhalb der Tragweite der Geschütze hält; auch sind die Höhen, die sich in größerer Entfernung von der Stadt befinden, besetzt worden. Die Geschütze der Forts schießen auf jeden feindlichen Convoi sowie auf jede größere Rekognoszirung, die sich innerhalb ihrer Sehweite vollzieht, und zwar »fast immer mit glücklichem Erfolg.“ Der Feind errichtet bei Versailles ein verschanztes Lager -und »scheint Vorbereitungen zu treffen, den Winter vor Paris zuzubringen.“ — Binnen wenigen Tagen werden in Paris 350 Bataillone Nationalgarde, das Bataillon zu 1600 Mann, unter den Waffen stehen. .
Das »Journal officiel vom 28. September enthält ein Dekret, durch welches für die Nationalgarde ein Kriegsgericht in derselben Weise wie für die Truppen eingesetzt wird. — Das amtliche Blatt vom 29. meldet, daß die Zinsen der Schatz⸗ bons auf 5, 55 und 6 pCt. erhöht sind. — General Trochu bat eine Proklamation erlassen, welche die stattgehabten Ru he— störungen, sowie mehrfach vorgekommene Verletzungen des k scharf tadelt, ein entsprechender Tagesbefehl ist vom
eneral Tamisier an die Nationalgarde gerichtet.
— Das telegraphisch erwähnte Schreiben des bayerischen Kriegs Ministers an die londoner »Times« d. d. München, 22. September, lautet:
»An den Herausgeber der »Times«. .
Mein Herr! Ihre Ausgabe vom 15. September enthielt einen Brief des Herzogs von Fitzsjames über die Einnahme von Bazeilles bei Sedan. Dieser Brief häuft die schwersten Anschuldigungen auf die bayerischen Truppen, welche nach langem, mörderischen Kampf diesen Ort besetzten, und verlangen diese Beschuldigungen im Interesse der Wahrheit eine prompte Antwort. Da ich selbst dem Schauplaße der in Frage stehenden Ereignisse zu fern, muß ich zuvörderst dem kommandirenden General des Isten Armee - Corps unserer Truppen, welche Bazeilles nahmen, die genaue Ersrterung der Thatsachen vorbehalten, zu welchem Zweck eine Abschrift jenes beschuldigenden Briefes dem General zugestellt worden ist. Inzwischen kann ich nicht unterlassen, meinerseits zu konstatiren, daß der Inhalt der mir zugegangenen Korrespondenz die Schlußfolgerungen des Herzogs keineswegs rechtfertigt. Im Gegen— theil, die Berichte sämmilicher Augenzeugen des Kampfes stimmen darin überein, daß, wenn die beklagenswerthen Handlungen verübt wurden — Handlungen wider die Gesetze der Ehre — sie nicht von un— seren Truppen verübt wurden. Diese Berichte beweisen es überein stimmend, daß das Schicksal Bazeilles die fürchterliche, aber gerechte Bestrafung des abscheulichen Verbaltens der sogenannten National. garden war, welche, von ihren Weibern und Kindern untersiützt, auf unsere Aerzte und andere den Verwundeten Hülfe bringende Personen feuerten, und deren entmenschtes Benehmen so weit ging, daß sie die unglücklichen Verwundeten in die von dem Artilleriefeuer in Brand gesetzten Häuser warfen. — Ueberdies wird die Antwort des Generals von der Tann, der Sie, wie ich überzeugt bin, die Auf— nahme in Ihren Spalten nicht verweigern werden, die Angaben des Herzogs vön Fitzsames berichtigen und vervollständigen. Sie wird die Tbhatsache außer allem Zweifel setzen, daß die bayerische Armee keiner andern Armee nachsteht, und daß es sicherlich nicht unsere Sol: daten sind, die, was Ehre und Menschlichkeit anbetrifft, daß Urtheil der Geschichte zu fürchten haben, an welches der Herzog appellirt.«
— Der Postrath Sachse beim General-⸗Post⸗Amte, Decer⸗ nent für Feldpost-Angelegenheiten, ist von seiner Inspektions⸗ reise nach den Feldpostanstalten in den okkupirten französischen Landestheilen wieder hierher zurückgekehrt.
Württemberg. Stuttgart, 1. Oktober. W. T. B.) Der aus dem Hauptquartier zurückgekebrte Kriegs ⸗Minister Suckow hat dem Könige ein eigenhändiges Schreiben des Königs von Preußen überbracht.
Großbritannien und Irland. Lon don, 1. Oktober. (W. T. B) In gut unterrichteten Kreisen wird versichert, ein gestern abgehaltener Ministerrath habe beschlossen, an der bisher befolgten Politik der abwartenden Neutralität festzuhalten.
Frankreich. Tours, 1. Oktober. (W. T. B.) Aus Paris vom 27. v. Mts. eingegangene Nachrichten melden;
Ene zweite Lieferung der in den Tuilerien mit Beschlag belegten Papiere ist veröffentlicht worden. Dieselbe enthält u. Ä. eine Depesche der Kaiserin an den Kaiser, aus der her⸗ vorgeht, daß der Kaiser die Absicht hatte, nach den ersten beiden Niederlagen nach Paris zurückzukehren. Die Schriftstücke brin⸗
gen ferner Enthüllungen über die jüngste Reise Rouher's ins
Kaiserliche Hauptquartier.
Korrespondenzen aus Paris melden ferner, daß Bernier auf Grund kompromittirender Papiere, die sich auf die letzte Attentats - Untersuchung beziehen, verhaftet ist, auch ist gegen Grandperret und Conneau ein Sistirungsbefehl erlassen.
— Die Akademie der Wissenschaften hält heute eine Sitzung, um über eine Dankesadresse an Jules Favre zu berathen.
Italien. Florenz, 1. Oktober. (W. T. B. Der »Hpinione⸗
zufolge bestätigen die heute aus Rom hier eingetroffenen De peschen in keiner Weise das Gerücht, daß der Papst die Absicht kund gethan habe, Italien zu verlassen. Die römischen Jour— nale melden, das die italienischen Truppen in Folge einer Auf⸗— , n. des Papstes die Engelsburg besetzt haben. Rom ist ruhig.
Prosclulktem- nnd Wanren-Häörse-
KEreslan, 1. Oktober, Nachm. ] Uhr 50 Min. (Tel. Dep. des Staats- Anzeigers.) Spiritus pr. S000 pCt. 15 Br., 15 Gd. Weizenz; weisser 74 — 92 Sgr., gelber 73 - 86 Sgr. Roggen 55 — 62 Sgr. Gerste 43- 50 Sgr. Hafer 27 - 3 Sgr.
HHnarnhkharg. 1. Oktober, Nachmittags. (Wolff's Tel. Bur.) Getreidemarkt: Weizen und Roggen loco preishaltend, auf Termine flau. Weizen pr. Oktober 127pfd. 2000 Pfd. in Mk. Beo. 1443 Br., 1435 G., pr. Oktober-Novbr. 127pfd. 2000 Pfd. in Mk. Banco 1425 Br., 142 G., pr. November-Dezember 127pfd. 2000 Pfund in Mark Beco. 1425 Br., 142 Gd. Roggen pr. Okto- ber 100 Br., 99 Gd., pr. Oktober-November 100 Br., 9) G., pr. November-Dezember 100 Br., 99 Gd. Hafer und Gerste still. Rüböl fest, loco und pr. Oktober 2383, pr. Mai 273. Spiritus fian, loco, pr. GCktober u. pr. November 195 Kaffee fest, verkauft 2000 Sack. Petroleum still, Standard white loco 15 Br, 145 6.,
r. Oktober 143 G., pr. NGvember-Deznember 145 G. Gekündigt 000 Barrels. — Sehr schönes Wetter.
Bremen, 1. Oktober. (Wolff's Tel. Bur) Standard white loco 613. Unverändert.
Liver pod, 1. Oktober. (Wolff's Tel. Bur.)
Anfangsbericht.) Baumwolle; Muthmasslicher Umsatæ S000 Ballen. Stetig. Tagesimport 23, 000 Ballen, davon ameri- kanische 3000 B., ostindische Io, 000 B.
Mer - Noris. 30. September, Abends. (Wolff's Tel. Ban) Baumwollen - Wochenbericht von Moffat Davidis & Co.
ufuhren in allen Unionshäfen 56, 00 B. Ausfuhren nach England 10,00 B. Vorrath in allen Unionshäfen 108, 909 B. Preis für middling Upland in New-Vork inkl. Cost und Fracht pr. Dampfer naeh Liverpool 735 d.
Fonds- umd Actiem - Härsc.
Kreslanm, 1. Oktober, Nachm. J Uhr 50 Min. (Tel. Dep. des Staats- Anzeigers.) Oesterreichische Banknoten 8 bez. Freiburger Stammaktien 107 G. Oberschlesische Aktien Lit. A. 165 G.; Lit. . — Oberschlesische Prioritäts- Obligationen Iät. D., 4proz. —; proz. —; Lit. E. 735 B.; do. Lit. G. 88 bez. Gderberger Stammaktien 955 Br. Neisse-Brieger Aktien S6 Br. Oppeln - Tarnowitzer Stammaktien —. Preuss. 5proz. Anleihe von 1853 —.
Fran H fannt a. M., 1. Oktober. (Wolffs Tel. Bur.) Still.
(Anfangs- Course,) Amerikaner 95, Kreditaktien 2413, Staatsbahn 3627, Lombarden 1655, Galizier — , Silberrentèe —, Bayersche Militär-Anleihe — 1860er Loose —.
4 9 1. Oktober, Nachmittags. (Wolff's Tel. Bur.)
att.
(Schlusscourse) Preuss. Thaler — Hamburger Staats- Prämienanleihe 855. Silberrente 535. Oesterreichische Kredit- aktien 2055. Oesterreich. 1860er Loose 735. Staatsbahn 763. Lombarden 347. Italienische Rente 525. Vereinsbank 1122. kKommerzbank 1005. Norddeutsche Bank 145. Rheinische Bahn —. Altona- Kiel —. Finnländische Anleihe —. 1864er Russ. Prämienanleihe —. 1866er Russische Prämienanleihe —. 6proz. Vereinigte Staatenanleihe pr. 182 S953. Diskonto 2 pCt.
Vwiem, l. Oktober. (Wolff's Tel Bur.) Ermattend.
(Vorbörse,) Kreditaktien 257.00 à 256.50, Staats hahn 38]. 909, 1860er Loose 92.25. 1864er Loose 114. 25 Galizier 239.25. Anglo Austrian —. Franco-Austrian 103.00. Lombarden 175.75 à 175.50. Napoleons 9.923 à 993.
Wiem, 1. Oktober. (Wolfl's Tel. Bur.) Matt.
Schlusscourse.) Papierrente 56.70. 1854er Loose 83.00. Bank- aktien 710.009). Nordbahn 209.50. National- Anlehen —. Kredit- aktien z254.75. Staats Kisenbahnaktien- Gert. 37900. Ga lizier 237 00. Czernowitzer 199.00. Pardubitzer 169.00. Nordwestbahn 195.50. London 124.50. Hamburg 92.09. Paris 48.50). Krank- furt 104.20. Amsterdam 104.25. Böhm. Westbahn 239.00. Kredit- loose 159.00. 1860er Loose 92.00. Lombardische Eisenbahn 174.75. 1864er Loose 114.99. Anglo-Austrianbank — Napoleonsd' or 9. 95. Dukaten 5.915. Silbercoupons 122.00. Silberrente 66.45.
Petroleum
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Berlin, Druck und Verlag der Königlichen Geheimen Ober Hofbuchdruckerei
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Königlich reußischer
Ale Post- Anstalten des In- ann Auslandes nehmen gestellung an, sür gerlin die Expedition des 2 Preußischen Staats- Anzeigers:
M 300.
Die nächste Nummer des Staats ⸗Anzeigers erscheint morgen Abend.
Berlin, Sonntag den 2. Oktober Abends
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht:
Dem Kaiserlich Königlich österreichischen Bezirköhauptmann Bissacchini zu Bielitz in Oesterreichisch⸗Schlesien und dem ehemaligen Hof⸗Architekten weiland Sr. Masjestät des Kaisers Maximilian von Mexiko, Carl Kaiser zu Wien, den König— lichen Kronen-⸗Orden vierter Klasse zu verleihen.
Berlin, 2. Oktober. haben Allergnädigst geruht:
Se. Masestät der König Dem kommandirenden General
Jes 9. Armee Corps, General der Infanterie von Manstein,
die Erlaubniß zur Anlegung des von des Großherzogs von Hessen und bei Rhein Königlichen Hoheit ihm verliehenen Groß— kreuzes des Ludwigs -Ordens zu ertheilen.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 2. Oktober. Ihre Majestät di Königin ließ Sich gestern das Personal des Königlich württem bergischen Sanitätszuges, aus Chirurgen, Heilgehülfen, barmher⸗
igen Schwestern und Diakonissinnen bestehend, bei dem Baracken azareth vorstellen. Die amtlichen Begleiter dieses Zuges waren zu dem größern Diner geladen, welches im Königl. Palais
stattfand, und welchem der Königl. Württembergische Gesandte
beiwohnte.
Offizielle militärische Nachrichten. Mun dolsheim, 30. September. eute Einzug in Straßburg und sodann feierlicher Gottes⸗ dienst in der Thomaskirche. Ueber 500 französische Offiziere unterzeichneten Ehrenscheine, 50 bis 100 gingen in Gefangen⸗ schaft. Zahl der Gefangenen noch nicht festgestellt, da noch fort- während deren eingeliefert werden. Die Beute in Straßburg beträchtlich, 1070 Kanonen bis jetzt gezählt; 20000090 Francs Staatseigenthum in der Bank ermittelt, 80a 0,900 noch zweifel⸗ haft. Munition und besonders Tuchvorräthe sehr bedeutend. A *
. : v. Lesczynski.
2 Rheims, den 30. September.
Die Landwehr⸗Bataillone Landsberg, Frankfurt, Wolden— berg des 13 Armee-Corps haben am 28. September wiederholte Ausfälle der Garnison von Soissons abgewiesen. Die Garnison erbat Waffenruhe zur Abholung der Todten und Verwundeten. Diesseitiger Verlust gering.
v. Krens ki.
Das 7. Armee ⸗Corps unter Befehl des Generals der Infanterie von Zastrow in dem Gefecht von Saar— brücken am 6. Aug ust 1870.
In Folge Befehls vom Ober⸗Konimando vom 65. August er. waren die Truppen des 7. Armee-Corps am 6. August nach Guichenbach und Püttlingen in Marsch gesetzt worden.
Die 13. Infanterie⸗Division war nach Püttlingen dirigirt, ste sollte ihre Vortruppen bis Völklingen und Rockershausen vorschieben.
Die 14. Infanterie ⸗Division sollte Guichenbach erreichen . gegen Saarbrücken und Louisenthal vor—
n. .
Die Corps-⸗-Artillerie sollte der 14. Infanterie ⸗Division bis Heusweiler folgen.
Es lag dem Befehle des Ober⸗Kommandos gemäß nicht in der Absicht, am 6. August noch die Saar zu überschreiten.
Der kommandirende General von Zastrow, auf dem Marsche
ston sei im Passiren der Saar b 3 Eisenbahnbrücke begriffen. en, och bevor diese Meldung eingegangen war, hatte der . 28 1 , um 1 Uhr Mittags in nbetracht der noch vorhandenen feindlichen Streitkrä— dem Speicheren⸗Berge befohlen: t 2 mn en
Die 13. Infanterie ⸗ Division unter General Lieutenant von Glümer marschirt nach Völklingen und Wehrden, schiebt 2 , * . auf Forbach und Ludweiler
or und orientirt sich über die Stärke und Ab Fein⸗ . . . Absichten des Fein Die 14. Infantexie ⸗Division verstärkt ihre Avantgarde, be—⸗ hält mit dieser bei Saarbrücken auf dem ere! 2 2 geeignete Aufstellung und dirigirt ihr Gros über Neudorf auf Rockershausen. Patrouillen sind auf Forbach vorzusenden. Die k soht * Püttlingen.
Der kommandirende General von Zastrow beabsichtigte am 6. das Gros des Corps bei Aon ngẽꝰ und re gr gte an die Saar heranzuschieben und am 7. früh zum Angriff auf den 3 e . 8 vorzugehen.
. as selbständige Vorgehen der 14. Infanterie. Division li diese Absicht nicht zur Ausführung . 66
Als um 3 Uhr vom General -Lieutenant von Kamecke die Meldung einging, die 14 Infanterie ⸗Division sei in ein heftiges Infanteriegefecht verwickelt, seine Infanterie sei jedoch im Voꝗr gehen und die französischen Batterien seien vom Speicheren⸗Berge ab⸗ gefahren, so begab sich der kommandirende General von Zastrow persönlich über Saarbrücken auf das Gefechtsfeld.
Noch bevor Saarbrücken erreicht war, verkündete das hör⸗ bare Geschützfeuer ein dort lebhaft entbranntes Gefecht; es wurde ein Offizier an die 13. Infanterie⸗Division nach Völk—⸗ lingen abgeschickt, mit dem Auftrage, den Divisions Comman—- deur über die Lage der Dinge zu orientiren.
Etwa um 41/5, Uhr traf der kommandirende General von Zastrow mit seinem Stabe auf dem Gefechtsfelde auf dem Balgenberge ein und übernahm hier von dem General der Infanterie von Goeben das Kommando und füCührte dasselbe bis zur Beendigung des Gefechts, welche erst bei eintretender Dunkelheit erfolgte.
Die Situation war in diesem Augenblicke folgende:
Auf dem rechten Flügel war die 28. Infanterie Brigade nach schweren Verlusten in den Besit des Waldes an der Eisenbahn zwischen Drathzug und Stiring gelangt und be— hauptete denselben. In der Front standen auf der Fockster-
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