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Höhe und dem Galgen⸗Berge 6 Batterien Hie J. Fuß · Abtheilung des Feld-Artillerie Regiments Nr. 7 und 2 Batterien vom S. Corps) im Feuer. Oestlich Drathzug hielten verdeckt das Husaren⸗Regiment Nr. 15 von der 14. Infanterie Division uͤnd das Husaren-Regiment Nr. 1 von der 5. Kapgllerie— Division. Infanterie war in der Front nicht mebr in Reserpe vorhanden. Auf dem linken Flügel hatte die 27. Infanterie-
Brigade unter dem tapferen General von Frangois, welcher
hier den Heldentod starb, mit schweren Verlusten eine vor⸗
springende Rase des Speicheren Berges erstiegen, der Kampf um
das dort gelegene Wäidchen war jedoch noch nicht entschieden. Vom General der Infanterie von Goeben war das Füsilier⸗ Regiment Nr. 40 nach diesem Wäldchen dirigirt, und mit dessen Unterstützung wurde das Wäldchen und speziell die südwest- lich gelegene Waldspitze etwa um 5 Uhr genommen.
Hinter dem linken Flügel am Fuße des Berges standen verdeckt mehrere Kavallerie ⸗ Regimenter der 5. Kavallerie- Division.
Der Feind hatte die Höhen von Speicheren stark mit In fanterie und Artillerie besetzt und richtete sein Feuer hauptsäch= lich gegen das Wäldchen bei Speicheren. Wie schon bemerkt, wurde etwa um 5 Uhr dieses Wäldchen genommen und die diesseitige Infanterie, 2. Infanterie Brigade und Füsilier⸗ Regiment Rr. 40, gingen von der südwestlichen Waldspitze aus in der Richtung auf den Kreutzberg zum weiteren Angriff vor.
Um dieselbe Zeit, 5 Uhr, traf der General von Alvens— leben, kommandirender General des 3. Armee⸗Corps, mit ca. 5 oder 6 Bataillonen auf dem Gefechtsfelde ein. Er hatte die ersten eintreffenden Bataillone sogleich auf das Speicherer Wäldchen dirigirt und wurde vom General der Infanterie von Zastrow aufgefordert, auch mit den übrigen dieselbe Rich- tung gegen den rechten feindlichen Flügel einzuschlagen. Trotz dieser Verstärkungen gewannen die Truppen in ihrem Angriff auf die Speicheren Berge nur wenig Terrain, und gegen halb 6 Uhr kam das Gefecht daselbst zum Stehen. .
Die sehr stark besetzte, günstige und künstlich verstärkte Position des Feindes auf dem Speicheren Berge wurde mit größter Hartnäckigkeit vertheidigt, und mehrfache Offenstvstöße seinerseits mit starken Kolonnen brachten die deisseitige Infan⸗ terie zum Stehen, aber nicht zum Weichen.
In der Zeit von 55 Uhr bis 85 Uhr Abends gingen feind⸗
liche Kolonnen wohl 4 bis 5 Mal zum Angriff gegen die dies⸗ seitige Infanterie vor, welche mit ihren Soutiens etwa den Punkt erreicht hatte, auf welchem auf der französischen Generalstabskarte die Zahl 337 steht. Alle diese Angriffe wurden durch die In⸗ fanterie, kräftig unterstuͤtzt durch das sehr wirksame Feuer der diesseitigen Batterien, abgewiesen; aber selbst als eine Batterie des 3. Corps etwa gegen 77 Uhr Abends bei der mehr erwähnten Süd⸗Westspitze des Wäldchens von Speicheren auffuhr und von dort aus die französischen auf dem Speicheren Berge und südlich desselben wirksam beschoß, gelang es der diesseitigen Infanterie doch nicht, an dieser Stelle Terrain zu gewinnen, Das Gefecht erstarb hier erst mit Ein—⸗ bruch der vollen Dunkelheit. Auch gegen den diesseitigen rechten Flügel versuchte der Feind gegen 6 Uhr einen Vorstoß und leitete diesen durch eine starke bei Stiring plazirte Batterie ein. Das sehr wirksame auf diesen Punkt konzentrirte Feuer der diesseitigen Batterien zwang jedoch die feindliche Batterie sehr bald zum Abfahren und die feindliche Infanterie zum Kehrtmachen.
Inzwischen hatte die 13. Infanterie⸗Division dem Befehle des kołmmandirenden Generals von Zastrow gemäß mit ihrer Avantgarde etwa um 23 Uhr Nachmütags Völklingen erreicht, das Gros war um 3 Uhr von Tüttlingen auf Völklingen in Marsch gesetzt worden. Von dem bei Saarbrücken resp. Speicheren entbrannten Gefechte hatte sie keine Kunde, das waldige Bergterrain verhinderte sie, das Geschützfeuer da⸗ selbst zu vernehmen. Erst durch den vom kommandiren— den General von Zastrow abgesandten, gegen 5 Uhr in Völklingen eingetroffenen Ofsizier wurde sie von der Lage der Dinge in Kenntniß gesetzt. Die Avantgarde trat um 6 Uhr von Ludweiler (2 Meilen von Völklingen entfernt) den Vor— marsch über Rosseln gegen Forbach an, das Gros folgte etwas später. Nach 8 Uhr Abends konnte der Commandeur der Avantgarde, General v. d. Goltz, mit 2 Bataillonen Regiments Nr. 55 und 1 Batterie aus dem Feischwalde debouchiren und zum Angriff gegen den durch Schützengräben verstärkten und stark besetzten Kaninchenberg vorgehen. Dicht vor Eintritt der Dunkelheit waren die Schützengräben genommen, und die Bat⸗ terie konnte Forbach und die daselbst noch sichtbaren feindlichen Massen beschießen.
Die 16 Division traf noch am Abend bei Saarbrücken in einer Reserve⸗Stellung ein und wurde auf mündlichen Befehl des Oberbefeblshabers von Steinmetz zur Disposition des Ge—⸗
nerals von Zastrow für den Fall gestellt, daß der Feind in der Nacht den Versuch einer Offensive machen sollte. . Die eintretende Dunkelheit machte auch bei Ferbach dem Gefecht ein Ende. Dann, da das Gros der 13. Infanterie Division nicht hatte herankommen können, die eingetretene
Dunkelheit jede Uebersicht verhinderte, so erschien ein nächtlicher
Angriff der zwei sehr ermüdeten Bataillone der Avantgarde auf For⸗ bach nicht rathsam. Es ist jedoch nicht zu verkennen, und das am folgenden Morgen durch das Husaren Regiment Nr. 15 und die 2. reitende Batterie erfolgte Vorgehen auf Forbach bestätig ˖ ten dies, daß das, wenn auch späte Eintreffen der Töte der 13. Infanterie⸗Division, den bis dahin energisch Stand halten⸗ den Feind nicht nur zum Rückzug bewogen hat, sondern auch ,, zu einem sehr schleunigen und ungeordneten gema at.
Die 14. Infanterie ⸗Division, unerwartet auf einen sehr überlegenen Feind stoßend, griff ihn energisch an und drängte
ihn trotz seiner Ueberlegenheit bis auf die Speicheren Höhen
zurück.
Durch die kräftige Unterstützung des Füsilier⸗Regiments Nr. 40 gelangte sie in den Fel, der wichtigen Waldecke auf dem feindlichen rechten Flügel. Die Bataillone des 3. Armee Corps ermöglichten die Behauptung des gewonnenen Terrains, aber erst das Eintreffen der Téte der 13. Infanterie ⸗Division bewog aller Wahrscheinlichkeit nach den Feind zu einem schleu nigen ungeordnelen Rückzuge, über 509 unverwundete Gefan— gene, viel Proviantwagen, 1 Ponton⸗Kolonne und ein großes uss bach etablirtes Magazin in unseren Händen zurück ⸗ assend. e Die Verlustlisten ergeben die schweren Opfer, welche das Gefecht dem 7. Armee Corps gekostet hat, sie beweisen aber auch, mit wie hohem Muthe und rücksichtslofer Hingebung die Trup⸗ pen gekämpft haben. tr
Der Oberbefehlshaber der J. Armee, General der Infanterie v. Steinmetz, erwähnt in seinem offiziellen Berichte vom 12. August über das Gefecht von Saarbrücken der Truppen und ihrer oberen Führer mit folgenden Worten:
»Der unterzeichnete General v. Steinmetz, welchen um 5 Uhr Nachmittags in Eiweiler die Meldung von dem ernster werdenden Gefecht bei Saarbrücken traf, erreichte gegen 7 Uhr das Schlachtfeld, als das Gefecht in voller Höhe stand, enthielt sich jedoch persönlich einzugreifen, da General von Zastrow die Leitung des Gefechts übernommen hatte und Alles geschehen war, was die obwaltenden Umstände geboten.
Alle Truppen haben mit unübertrefflicher Bravour gefoch⸗ ten; doch sind die Verluste sehr schwer. Die Ehre des Tages gebührt den kommandirenden Generalen des 7., 8. und 3. Corps, doch muß ich besonders rühmend hervorheben, daß auf den bloßen Kanonendonner hin die Truppen des 3. Armee ˖ Corps und der 16. Division selbständig herbeieilten.«
— Die Londoner »Times« vom 28. September veröffent⸗
licht folgende Erklärung: Dem Redacteur der Times. Mein Herr! Ein vom 13. Sep-
tember datirter Artikel in der Pall Mall Gazette⸗, überschrieben »das Verhalten der deutschen Truppen in Frankreich« ist uns von den hie— sigen preußischen Behörden nebst der Aufforderung zugegangen, auf unsere Ehre zu erklären, ob die in dem Artikel gemachten An—⸗ gaben in Beiug auf die Schändung von Frauen und Plün— derung des Eigenthums, die danach von den Preußen be— gangen worden sein sollen, berechtigte Belastungen sind. Unser Ehrgefühl verpflichtet uns Angesichts einer solchen Aufforderung zur einfachen Mittheilung der Wahrheit. Wir tragen kein Ver— langen, für einen der Kämpfer Partei zu ergreifen. Einer oder der Andere von uns ist in Forbach, Speicheren, Wörth, Gravelotte, Douzy, Bazeilles, Balan, Carignan, Courcelles und Sedan gewesen und wir befinden uns jetzt vor Metz. Wir erwähnen diese Ortsnamen nur, um darzuthun, daß wir in gewissem Umfang ein gut Theil des Krieges gesehen haben, und wir fühlen uns verpflichtet, den Angaben des Schreibers in der Pall Malls die uneingejchränkteste Demen tirung zu ertheilen. Wir haben Entbehrungen, Leiden und Elend genug überall, wohin wir uns wandten, angetreffen, aber niemals auch nur von einem einzigen Beispiel der Gewaltthat gegen die Bauernschaft, oder einem einzigen Fall der Schändung von Frauen, oder einem Falle wo einem Bauernhause mehr als herumirrendes Geflügel oder Obst entwendet worden wäre, gehört. Unter allen Schrecken des Kriegessprechen wir unter einander nur von der Freundlichkeit, der Schonung und beivorstechenden Ehrlichkeit, welche unter Betrachtung aller Umssände die Preußen gegen die Bevölkerung und das Eigenthum der Städte und Distrikte, durch die sie zogen, geüht haben. Besonders eine Einzelnheit? auf die unsere Aufmerfsamkeit gerichtet wurde, war des Schreibers Angabe, daß verschiedene preußische Olfiziere sich gegen ein Mitglied der »Britischen Gesellschaft für die Unter stütäzung der Kranken und Verwundeten« gerühmt haben sollten,
französische Frauen geschändet zu haben. Wir können nicht entschei⸗ den, was entehrender war, ob dieses Rühmen der preußischen QOssiziere oder das Anhören desselben von einem Engländer; aber die Verant—
wortlichkeit fällt auf den Verfasser des Artitels. Wir halten uns
durch unser Ehrgefühl als englische ⸗Gentlemene] verpflichtet, in
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Folge des an uns gestellten Gesuchs, unsere Erfahrung mitzutheilen, ben gan gn Bericht als gänzlich unvereinbar mit Allem, was wir ge— sehen⸗ un or . nn 3. , . 64 eine Volks ver- leumdung hinzustellen, und dieser Erklärung fügen wir in der schlich⸗ ten 5a. 95) Wa ih, er n, ge 2 . N. A. Woods. . G. Maclaine. rthur B. Leech. Ernest Hart. Vor Meß, den 23. September. w s
— Vom französischen Kriegsschauplatz liegt folgende Nachricht vor:
Der »Oberrh. Courier« meldet aus Breisach, 26. Sep- tember. Vor Neu- Breisach sahen wir heute durch Fernröhre ungefähr 5 — 6090 Mann französisches Militär kampiren, nach⸗ dem am Vormittag ein weiteres Bataillon, in der Richtung von Mühlhausen kommend, in die Festung eingezogen war; auch das Fort Mortier erhielt heute einen Zuwachs von 20– 30 Mann. Die Besatzung der Festung beträgt jetzt etwa 5000 Mann.
— In den Festungen und Lazarethen Deutschlands befin den sich gegenwärtig etwa 150,000 kriegsgefangene Franzosen, welche ihr Vaterland verlassen mußten, ohne ihre Angehörigen von ihrem demnächstigen Aufenthalt Kenntniß geben zu können. Bei den gestörten Verkehrsverhältnissen seinerseits und der Vertheilung der Kriegsgefangenen in verschiedene Festungen und Lazarethe andererseits, war bisher eine Eröffnung von Verbindungen vielfach erschwert. In Folge dessen lagert eine große Zahl von Briefen, Geldsendungen und Packeten mit der Ädresse »An Herrn N., Kriegsgefangenen in Deutschland« unbestellt auf den Bureau's der verschiedenen Hülfscomité's für Kranke und Verwundete.
Das Königliche Kriegs Ministerium hat diesem Uebelstande abzuhelfen gesucht und die folgende Verordnung erlassen:
»Für die Dauer des gegenwärtigen Krieges mit Frank
reich hat das Kriegs ⸗Ministerium hierselbst ein besonderes Bureau etablirt, in welchem Auskunft über den Verbleib kriegsgefangener Offiziere ertheilt wird. Die bezüglichen Nachfragen sind von jetzt ab direkt an dieses Bureau unter der Adresse
Nachweisungsbureau für kriegsgefangene französische Offi⸗
ziere im Kriegs-Ministerium zu Berlin
zu richten. Auf mündliche Nachfragen wird gleichfalls in diesem Bureau und zwar täglich während der Dienststunden von 9 —3 Uhr Auskunft ertheilt.«
Die kriegsgefangenen Offiziere und Mannschaften sind in folgenden Festungen untergebracht:
Königsberg, Graudenz, Thorn, Danzig, Stettin, Cüstrin, Spandau, Magdeburg, Wittenberg, Torgau, Erfurt, Glogau, Posen, Cosel, Glatz, Neisse, Wesel, Minden, Coblenz, Cöln und Mainz. .
Außerdem befinden sich kriegsgefangene Offiziere in folgen⸗ den Garnisonstädten: Wiesbaden, Neuwied, Dietz, Bonn, Düssel⸗ dorf, Siegburg, Münster, Gießen, Mühlhausen, Halberstadt, Aschersleben, Merseburg, Landsberg a. W., Brandenburg, Frank furt a. O,, Schwedt, Pasewalk, Cöslin, Stendal, Perleberg, Rathenow und Breslau.
Bezüglich des Aufenthalts kriegsgefangener Mannschaften setzt das Kriegsministerium ferner das Centralkomite der deutschen Vereine zur Pflege im Felde verwundeter und erkranfter Krieger zu Berlin, Unter den Linden Nr. 74, in Besitz der aus den Festun— gen einlaufenden Listen der Kriegsgefangenen, so daß dasselbe die nöthigen Nachweisungen zu liefern im Stande ist. Briefe, Packete und Geldsendungen an kriegsgefangene Offiziere sind daher behufs sicherer und ungesäumter Beförderung an die Adressaten event. Retournirung an die Absender an das oben bezeichnete Bureau im Kriegs⸗Ministerium, andere an das genannte Cen⸗ tralkomite zu senden. Zur weiteren Orientirung wird indessen bemerkt, daß auch außer den oben erwähnten Festungen und
lätzen sämmtliche Festungen der süddeutschen Länder mit riegsgefangenen belegt sind.
— Se. Königliche Hoheit der Großherzog von Mecklen⸗ burg-⸗-Schwerin hat, nach einer uns zugegangenen telegra— phischen Meldung, in Folge seiner Ernennung zum General- Gouverneur zu Rheims (Vergl. den Allerhöchsten Erlaß in der heutigen Morgenausgabe des St.-A) unterm 27. Sep
tember eine Proklamat on erlassen, in welcher es heißt: Durchdrungen von der Schwierigkeit meiner Aufgabe, bin ich entschlossen, dieselbe mit Festigkeit und Wohlwollen durchzu⸗ führen. Um aber die Wohlfahrt der Bewohner dieser Lande so viel als möglich mit den Aufgaben der Verwaltung in Eim— klang bringen zu können, wünsche ich auf die Mitwirkung aller Klassen der Bevölkerung rechnen zu dürfen.
Als Civilkommissare sind der Prinz Carl zu Hohenlobe und Graf Tauffkirchen, im CEivilgouvernement der Legations-Rath Oertzen
(Schwerin), Kanzlei⸗Rath Faull (Schwerin) und Ca e mann i mn ö (Sch ) ssier Pleß-
Braunschweig, 1. Oktober. Der Herzog ist gestern Mittag von Blankenburg wieder hierher zum a ges
Bayern. München, 30 September. Der König hat den Vortrag des Staats -Ministers von Lutz entgegengenom⸗ men und sich gestern nach Schloß Berg zurückbegeben.
Belgien. Brüssel, 1. Oltober. (W. T. B.) Einer Mit- theilung des »Journalde Bruxelles, zufolge würden die Milizen aus den Jahrgängen 1863, 1864 und 1865 von der Infanterie und von der Artillerie zu Fuß, sowie alle verheiratheten Männer unter denselben beurlaubt. Außerdem würden vom 1. d. M. ab die Observations⸗Armee und die Armee von Antwerpen, sowie der Generalstab aufgelöst.
Frankreich. Aus Paris vom 19. sind noch Nachrichten eingetroffen, aus welchen wir hervorheben, daß die Regierung der National ⸗Vertheidigung diejenigen Bewohner der Hauptstadt, welche in der Stunde der Gefahr Paris verlassen haben, mit einer besonderen Steuer belegt hat. Die Miether der leerstehenden Wohnungen haben folgende außerordentliche Steuern zu bezahlen: Beträgt die Miethe zwischen 600 und 1000 Frances, so ist eine monatliche Steuer von 20 Francs zu bezahlen; bei einer Miethe von 1000 — 000 Fr. sind 60 Fr, bei 2000— 3509 Fr. 120 Fr., bei 3500 — 60909 Fr. 180 Francs, bei obo 190000 Fr. 240 Fr., bei 19000 260,000 Fr. 307 Fr., bei 20,000 Fr. und darüber. 500 Fr. außerordentliche Steuer monatlich zu zahlen.
Rußland und Polen. St. Petersburg, 30. Sep⸗ tember. Die Kaiserin ist nach der Krim abgereist und am 27. September Abends mit der Großfürstin Maria Alexan⸗ drowna, den Großfürsten Ssergij; und Paul Alexandrowitsch und dem Herzog Eugen Maximilignowitsch von — in Moskau e n gr. Um 1 Uhr des folgenden Tages fuhren die hohen Reisenden auf der Moskau⸗Kursker Eisenbahn nach der Krim ab.
Amerika. New⸗Hork, 17. September. In einer am 4. d. M. abgehaltenen Extrg- Sitzung des General- Komite's des deuischen patriotischen Hülfs vereins berichtete der Schatz meister, daß bei ihm bereits 125,997 Doll. eingegangen seien. General⸗Konsul Rösing bemerkte, daß die bis jetzt in den Ver- einigten Staaten gesammelten Beiträge für die Verwundeten und die Wittwen und Waisen der gefallenen deutschen Krieger sich auf etwa eine Viertel Million Doll. belaufen Darauf wurde beschlossen, Sonnabend, den 17. d. M. (also heute), eine Massenversammlung in Steinway Halle abzuhalten. In derselben verlas Gouverneur Salomon folgende, am 12. d. M. aus Privatmitteln der Mitglieder des Exekutiv Ausschusses an den Grafen Bismarck abgesandte telegraphische Depesche:
Graf Bismarck, Berlin.
Exekutivausschuß der deutschen patriotischen Vereine, New - York, Abendmeeting. Eben entworfene Adresse an die deutscke Nation legt Protest ein gegen all und jede unberufene Einmisckung fremder Mächte, die darauf abzielt, Deutschland der gerechten Früchte seiner Siege zu berauben; insbesondere gegen Herausgabe ursvrünglich deutscher und noch deutsch rerender Provinzen, die jetzt Frankreich wieder abgenommen sind. Obgleich im Prinzip Republikaner, stehen sie einmüthig zu dem gerinigten Deutschland und seinem kraftvollen Leiter in diesem Punkte, indem die Auscufung des bloßen Namens einer Republik in Pris, die unausbleibliche Folge deutscher Siege und der Ergebung Napolcons, feineswegs die ursprüngliche Stellung ge⸗ ändert bat.
Massenmecting bereitet sich vor.
Eduard Salomon, Präsident.
Folgende Adresse an das deutsche Volt wurde ange
nommen: An das deutsche Volk!
Doppelt ist der Sieg, den Deutschland ersiritten, und doppelt ist darum auch sein Triumph. Erst bezwang es sich seloß, und mit ver— nichtender Wucht warf es dann den geschworenen Feind seiner En⸗ heit und Freiheit nieder. Das deuische Volk wollie einig sein und ein Streich gab wiederum in seine Hände, was Frankreich's List und Gewalt dem in sich selbst zerf illenen Deutschland nur in Jahrhun derten zu entreißen vermogt. Nur ein freies Volk ist siarf, und nur ein Velk, das st ark ist, vermag seine Freiheit zu wahren. Deutschland ge—⸗ wann die unbedingieste Garantie für seine freibeitliche Entwicklung in dem Augenblick, da es lieber dem selbstgesetzten Herrn, dem inneren Hader, den Dienst kündete, als sich von fremder Hand ein Joch auf zwingen zu lassen. Aa einem Tage brach es die selbsigescmiedeten Ketten, und die erste Schlacht lieferte den Beweis, daß sein fesselloser Arm unwidersieblich.
Die Freibeit in und von sich selbst machte das deutsche Volk so stark, daß ver seinen Heereu das geknechtete Frankreich und sein Kaiser in den Staub sanken: und nun ist es zu stark, als daß es je wieder unfrei werden könnte. Weder äußere noch innere Zwingberien kann das Volk zu fürchten haben, das während eines Mondeswechsels
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