1870 / 304 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

3930

bat Herr Crsmieux an die Präfekten der Maine et Loire und der unteren Lone folgendes Schreiben gerichtet:

Meine liehen Präfekte! Lassen Sie den Herren v. Cathelineau, Stofflet und Queriau die Mission, die sie sich gegeben und die wir gut geheißen haben. Es handelt sich augenblicklich nur darum, die Preußen zu belriegen; Lassen wir alle Meinungen um das eine Ziel sich vereinigen, unter der Fahne Frankreichs unseren Boden zu be— freien. Die Namen der Bent 6er sind heute nur noch eine Erinnerung aus unserer Geschichte und Sie und unsere lieben republikanischen Freunde begreifen gewiß die Kluft, welche den vermeintlichen Erben des götilichen Thrones und unsere schäne Fahne der Revolution trennt. Treten Sie aber nickt den Vendsern von 1870 entgegen. Mögen unsere Mitbürger sich einigen; marsciren wir zusammen unter unseren nationalen Farben: nehmen wir keinen Anstoß daran, daß französische Katvoliten die heilige Jungfrau anflehen, während freidenkende Fran- zosen die heilige Freiheit anrufen. Crsmieux.

Das für das 13. Armee ⸗Corps formirte Feldpostamt ist in Wuksamkeit getreten und führt die Bezeichnung: »Feld— Post - Amt des 13. Armee⸗Corps.«

Hagenau, 27. September. Die »Amtlichen Nachrichten für das General. Gouvernement Elsaß« schreiben: Nach den in den letzten Tagen im Hauptquartier gefaßten Entschließungen ist die Frage hinsichtlich des künftigen Looses der gegenwärtig zu dem General Gouvernement Elsaß vereinigten Gebietstheile als entschieden anzusehen: Preußen und die mit ihm verbün⸗ deten Staaten werden unter allen Umständen darauf bestehen, diesen Landstrich als Schutzwehr gegen künftige französische Ueberfalle wieder mit Deutschland zu vereinigen. Die Bewoh⸗ ner desselben mögen ihre neue Lage, wenn nicht mit dem Her— zen, so doch mit dem Verstande annehmen; wollen sie sich noch nicht ihrer Stammesgemeinschaft mit Deutschland erinnern, so mögen sie sich wenigstens durch ruhige Erwägung der that— sächlichen Verhältnisse die Einsicht verschaffen, daß sie durch ein ihre Kräfte nutzlos verzehrendes Wider⸗ streben nur ihre eigenen Interessen schädigen können. Sie haben in den Werken des Friedens und des Krieges Großes für Frank— reich geleistet. Aber auch in Zukunft werden sie Glieder eines großen und mächtigen Staatskörpers bilden, der ihnen wenig— stens den gleichen Spielraum zur Entwicklung und Verwerthung ihrer Stammesbegabung bieten, zugleich aber ihnen selbst die Ehre ihrer Leistungen in höherem Grade zugestehen wird, als es die von Paris beherrschte französische Centralisation zu thun pflegte. Das neue Deutschland ist bereit, zu sühnen, was das alte am Elsaß verschuldet hat. Mögen die Elsässer dieser Ge⸗ sinnung entgegenkommen lernen!

In den weiter unten folgenden Erlassen des Grafen Bis⸗ marck vom 13. und 16. September ist die Nothwendigkeit territorialer Garantien als Basis des künftigen Friedens be— reits offiziell konstatirt. In dem ersten dieser Schriftstücke spricht der Bundeskanzler unumwunden die Ueberzeugung aus, daß wir uns in Folge dieses Krieges nicht auf einen dauer— haften Frieden, sondern auf einen neuen Angriff von Frank— reich gefaßt machen müssen, gleichviel welche Friedens bedingungen wir dem besiegten Gegner stellen mögen. Und zu unserer Vertheidigung gegen diesen in der Zukunft zu erwartenden An— griff verlangt Graf Bismarck und mit ihm so ziemlich das ge⸗ sammte deutsche Volk bessere Bürgschaften als das Wohlwollen der Franzosen.

Idealistische Zukunftspolitiker mögen auf das Wort ihrer Freunde, die augenblicklich in Baris amRuder stehen, bauen und eine plößliche Umwandlung der französischen Nationalstimmung von eifersüchtiger Aggressionslust zu bescheidener Friedfertigkeit er— warten. Möglicherweise sind sogar die Verheißungen einzelner dok— trinärer pariser Republikaner von diesen persönlich aufrichtig ge⸗ meint, aber wer bürgt uns dafür, daß jene idyllische Strö— mung, die sich in gewissen Regionen des böheren Kulturlebens ausgebildet hat, irgend einen Einfluß auf die Geistesrichtung besitzt, die dem französischen Volke in seiner Gesammtheit instinktiv einwohnt. Die »Prépondéranco léögitime do la France ist seit zwei Jahrhunderten für das französische Ge— fühl ein Axiom gewesen, welches gar nicht zur Diskussion kom— men könne. Und eine so tief eingewurzelte, naive UeVberzeugung

soll mit einem Male in einem ganzen Volke erstickt sein, sobald

Friedensbetheuerungen leerer Dunst, wenn nicht geradezu Lügen. Welches aber auch der Standpunkt irgend einer momentan exzistirenden französischen Regierung sein möge, das

definitive annehmen, je weniger ihm dieselbe durch handgreif— liche Verluste unwiderleglich dargethan wird. Die nächsten Jahre wird es zur Heilung der Wunde brauchen, aber der Schmerz der Narbe wird nicht weichen, sondern immer empfind⸗ licher werden, jemehr die alte Kraft des Volkskörpers sich erneut und jemehr die Erinnerung an die furchtbaren Uebel des Krieges sich verwischt. ö

Durch Großmuth können wir also die Erneuerung des Krieges nicht abwenden, und wir müssen somit durch materielle Unterpfänder für unsere Sicherheit sorgen. Sobald dieser Standpunkt einmal zugegeben ist, muß man auch anerkennen, daß die strategischen Rücksichten für die nähere Bestimmung unserer Forderungen überwiegend maßgebend sein müssen. Die zukünftige Grenze wird daher nicht ausschließlich durch die Scheidelinie der ursprünglich deutschen und der französischen Nationalität gegeben sein können, wenn auch die Rücksicht auf die Ruhe und Stabilität im Inneren es wünschenswerth machen, daß möglichst wenig Nationalfranzosen zu Deutschland herüber— genommen werden. Man behalte wohl im Auge, daß Frank⸗ reich vor allen Dingen an dem Prinzip der Unverletzlich- keit seines Gebietes festhält, und daß es die Abtretung von 200 Quadratmeilen ebenso schmerzlich und mit denselben Kache⸗ gedanken empfinden wird, wie die von 210 oder 220 Quadrat⸗ meilen. Selbst diejenigen, welche an die Möglichkeit eines dauernden Friedens bei gänzlicher Unversehrtheit des fran— zösischen Gebietes glauben, werden zugeben, daß der Krieg im Falle der bloßen Abtrennung des Elsasses ebenso gewiß vorauszusehen ist, als wenn auch Deutsch-Lothringen' und Metz jetzt für Deutschland wiedergewonnen würden. Im Gegentheil, wenn überhaupt etwas im Stande ist, Frankrcich von der Erneuerung des Krieges abzuhalten, so ist es eine im— ponirende Defensivstellung Deutschlands, zu dieser Stellung aber würde ein wesentliches Element fehlen, wenn wir auf das starke Metz verzichteten. Diese Festung zu schleifen und im Uebrigen bei Frankreich zu lassen, wäre ein ungenügendes Auskunfts— mittel, da der Wiederausbruch des Krieges nicht verhindert, Deutschland aber um einen wichtigen positiven Faktor der Ver— theidigung ärmer sein würde. Graf Bismarck spricht daher auch in seinem zweiten Erlasse von Metz ganz in gleicher Weise wie von Straßburg, und die Thatsache, daß diese Stadt eben falls zu dem General-Gouvernement Elsaß gezogen ist, konnte schon längst als Fingerzeig für die an maßgebender Stelle gel— tenden Anschauungen dienen. Hinsichtlich der Frage über die Regierung, mit welcher der Frieden abzuschließen sei, äußert sich Graf Bismarck in einer Weise, an der wohl Niemand vernünftigerweise Anstoß nehmen kann. Er erklärt ausdrücklich, daß Beutschland nicht daran denke, sich in die Angelegenheiten Frankreichs einzumischen und den Franzosen es überlasse, sich eine Regierung zu geben, wie sie ihnen genebm sei; aber er wiederholt, daß sormell die Re— gierung des Kaisers Napoleon die allein von uns anerkannte ist, und zugleich giebt er zu verstehen, wie wenig der augen— blicklich regierende Ausschuß zur Einleitung erfolgreicher Frie⸗ densunterhandlungen geeignet sei. Die Schwierigkeit liegt eben darin, in Frankreich eine Regierung zu finden, welche den Willen und zugleich die Macht besitzt, die Friedensbedingungen, die im deutschen Interesse unabweislich noth vendig geworden sind, anzunehmen und durchzuführen. Wenn die Eonstituante sich zu dieser Höhe der patriotischen Resignation einerseits und der durchgreifenden Energie anderseits erheben kann, desto besser. Daß Graf Bismarck ihr keine prinzipiellen Schwierigkeiten be—⸗ reifen will, bat er bereits dadurch dargethan, daß er für einen Waffenstillstand zum Zweck der Vereinigung jener Versamm= lung äußerst mäßige Bedingungen gestellt hat. Die Art aber, wie dieses Entgegenkommen von Seiten der provisorischen Re—⸗ gierung aufgenommen worden, bestätigt unsere bereits mehrfach ausgesprochene Meinung über die Leistungsfähigkeit dieser Re—⸗ gierung. Und um so weniger tönnen' wir für unseren Theil der Hoffnung Raum geben, daß eine Versammlung, welche im Wesentlichen unter denselben Konjunkturen und

Herr Jules Favre und seine Genossen ertlären, Frankreich werde fortan nur auf friedliche Entwicklung seiner Kräfte bedacht sein. Von zwei Dingen eins: die pariser Doktrinäre müssen entweder läugnen, daß seit fünfzig Jahren das Begebren der R eingrenze und das Streben, die politische Erstarkung Deutsch- lands zu verhindern, das politische ABC eines jeden guten J gewesen sei, oder sie halten selbst diese Prätensionen für berechtigt. Im ersteren Falle aber schweben diese Herren in einer solchen Unkenntniß der Welt und ihrer Landsleute, daß sie zur Regierung der letztern schlechthin keinen Beruf haben

nehmen werde.

unter dem Eimflusse ähnlicher Erregungen entsteht, wie auch die provisorische Regierung, sich zu einer richtigeren Würdigung der realen Sachlage verstehen, und mit Kraft und Kühnhen ein allerdings schweres Opfer unter ihre Verantwortlichkeit

Hessen. Darmstadt, 3. Oktober. Die »Darmst. Ztg. «*

ist in den Stand gesetzt, das nachstehende Schreiben zu ver⸗ öffentlichen: . ; St.! O. Ars sur⸗Moselle, 28. September.

Aus den Zeitun—

können; im andern Falle aber sind von vornherein alle

gen habe ich entnommen, daß bei

Verhandlungen der Zweiten Kam-

französische Volk wird seine Niederlage üm so weniger aäͤls eine

zer Klage über mangelhafte Verpflegung der Großherzoglichen Divi⸗ on geführt wurde, zugleich habe ich aber auch aus den nauesten Blätt rn ersehen, daß von Seiten Greßherzoglichen Kriegs Ministe jums in sehr richtiger Auffassung der Verhalinisse replizirt wurde. hch halte es für meine Pflicht, zur vollständigen Aufklärung. Groß setzoglichem Kriegs ⸗Ministtrium noch Folgendes ganz ergebenst mit⸗

. . sind die Herren Interpellanten bei Begründung der An-

mn rurch die Fürsorge für die Landesangehörigen geleitet worden, . . der zu viel Gewicht auf der en fe,! und Zei⸗ ungsartikel gelegt, welche theilweise nicht ganz tichtig sind und theil⸗ veist ihren Ursprung der, Unkenntniß der keiegerischen Verhältnisse zerdanken. Jedem mit diesen Verhältnissen Vertrauten ist es ein- zuchtend, daß es an Operationé tagen namentlich bei rascdem Vor— schen, nicht immer möglich ist, die Lebensmirtel- Kolonnen oder heile derselben so fort heranzuziehen, oder daß durch Hemmung ker Kommunikationen ein oder der andere Theil der Verpflegung icht immer zur Stelle geschafft werden kann. Abgesehen von diesen nder Kriegführung begrünt eien Vorkommnissen war dir Verrflegung der Dwision immer eine ausreichende zu nennen. In den lezten RFechen überschritten sogar die Verabreichungen an die Truppen die brmirten Sätze, namentlich bei nasser Witterung an Kaffee. Außer⸗ dem hat die Großh. Dwision jeder Zeit an den allgemeinen Sendun— gen der Liebesgaben aus Preußen partiz pirt, welche dem 9. Corps zur Bispositlon gestellt wurden. Der kommandirende General des 9. Armer ops widniet der Verpflegung der Division eine ganz hesondere Für⸗ Irge und ist dieselbe in jeder Beziehung wie die Königl preußischen TLuüppen verpflegt, im Gegentheil vielleicht noch besser gestellt als undere Theile der Armee, da sie durch fortwährende mit großem Dank anzuerkennende Liebesgaben aus der Heimath so reichlich be— acht wird, daß auch weniger bescheidenen Ansprüchen genügt beiden kann. ö Großh. Kriegs-⸗Ministerium stelle ich ganz ergebenst anheim, den geeignet scheinenden Gebrauch hiervon zu machen.

Ludwig, Prinz von Hessen.

Worms, 30. September. Der Prinz und die Prinzessin Karl trafen gestern von Darmstadt zum Besuche der Vereins- lazarethe hier ein, woselbst sie ihre vollste Anerkennung so— zohl über die vorhandenen Einrichtungen als über die allseitig beihätigte Opferwilligkeit aus sprachen. Höchstdieselben kehrten päter wieder nach Darmstadt zurück. .

Württemberg. Stuttgart, 1. Oktober. Der König hat heute den Kriegs⸗Minister, General-Lieutenant von Suckow, der von seiner Sendung in das Hauptquartier des Königs on Preußen zurückgekehrt ist, in Audienz empfangen. Der riegs⸗Minister überbrachte ein Schreiben des Königs von

Preußen.

Oesterreich⸗ ungarn. Wien, 3. Oktober. Wie aus Prag telegraphirt wird, ist die Adreßdebatte, welche auf die Tagesordnung der auf morgen anberaumten Sitzung des böh⸗ mischen Landtags gesetzt worden war, des Namenstages des Kaisers wegen auf Mittwoch hinausgeschoben worden.

Ein Garen deh des Präsidenten des ungarischen Unter— bauses, Somssich, beruft dasselbe es hatte am 5. August seine Sitzungen auf unbestimmte Zeit ausgesetzt zum 22. Oktober zu einer Sitzung ein.

Belgien. Brüssel, 4. Oktober. (W. T. B) Dem ‚Bien Publice zufolge bereiten die belgischen Bischöfe einen Piotest gegen die Thatsachen vor, welche sich in Rom vollzogen haben.

Frankreich. Lyon, 28. September. Heute Mittag zogen Arbeiterhaufen, ohne Waffen, aber mit etwa acht bis zchn rothen Fahnen verseben, vor das Stadthaus; diese Ärbeiter waren bei den Befestigungsarbeiten angestellt und verlangten vom Munizipalratb eine Erhöhung ihres Tagelohns von 3 auf 4 Francs. Der Munizipalrath war gerade noch versammelt und er trat sofort in eine Dis kussion der ihm überreichten Forderungen ein. Während derselben wurde plötzlich ein Signal gegeben. Leute von dem eit zwei Tagen aufgelösten revolutionären Bataillon der Kaserne von La Luizérne erschienen bewaffnet; die Arbeiter schossen sich ihnen an, kemächtigten sich des Stadthauses und lieben den Munizipalrath hinaus. Der Maire Henon, der Präfekt Cballemel Lacour und der Divisions-General wurden in Haft gesetzt und man beschloß durch Attlamation, daß die öffentliche Gewalt fortan dem ⸗Komite des öffentlichen Wohles:, welches aus den Häuptern der verichiedenen sozialistischen Sek— ten zusammengesetzt ist, angehören solle. Außerdem wurde General Clujeret zum Ehef oder General en chef der Natinnalvertheidigung zu Loon ernannt. Bald verbreitete sich die Nachricht von diesen Vorgängen in der Stadt. In allen Vierteln der inneren Stadt wurde Generalmarsch geschlägen und die Nationalgarde griff utschlossen zu den Waffen. Von der anderen Seite eilten die Arbeiter zu den Waffen; sie haben sämmtlich Gewehre in ihren Werkstätten, deren sie sich bei der Plünderung der Waffen— porrätbe in den Forts, als die Republik proklamirt wurde, bemächtigt haben.

Lelegrapwischer Meldung zufolge hat zuletzt in Lyon die

4913 *

3931

Nationalgarde das Feld behauptet und den General Cluseret und die anderen Führer der Bewegung verbaftet. An Abadisé s Stelle ist Delpech, früher Unterpräfekt in An, zum Präfekten der Rhonemündungen ernannt worden und hat bereits Besitz von seinem Amte ergriffen.

In Lyon sind folgende Plakate veröffentlicht worden:

»Erster Anschlag: Französische Republik.

Auszug des Protokolls der am 24. September in der Rotonde abgebaltenen Versammlung.

Mit Stimmeneinhelligkeit sind in der Versammlung vom 24. Sep- tember 1870 folgende Beschlüsse gefaßt worden: In Anbetracht: I) daß es nichts dem demefratischen Recht Widerstreitenderes und für die Volkssouverainetät Gefährlicheres giebt, als die hierarchische und autoritäre Organisation der Armer; 2) daß alle gegenwärtigen Offiziere, die unter dem bonanariistischen Regime ernannt und durch ihr Interesse und ihren Charakter an dieses Regime ge⸗ fesselt sind, keine aufrichtigen Verteidiger der Repullik sein können, anerkennt das Volk, daß die bewaffneten Bürger das Recht und die Pflicht haben, ihre Offiziere selbst zu wählen, er— tlärt demzufolge die gegenwärtigen Offiziere für abgesetzt und fordert im Namen des Wohles Frankreichs und der Zukunst der Revolution, die Bürgersoldaten ein, sofort zu neuen Wahlen zu schreiten.

Für das Bureau Der Präsident Saigne⸗«

Zweiter Anschlag. Französische Republik.

Revolutionäre Föderation der Kommunen.

Die unglückliche Lage, in welcher sich das Land befindet, die Ohn— macht der öffentlichen Gewalten und die Gleichgültigkeit der péivile⸗ girten Klassen haben die französische Nation an den Rand des Ab— grundes gebracht.

Wenn das revolutionär organisirte Volk sich nicht beeilt zu han⸗ deln, so ist seine Zukunft verloren. Im Gefübl der Unermeßlig keit der Gefahr und in Anbetracht, daß die verzweifelte Aktion des Volkes keinen Augenblick verschoben werden darf, schlagen die Delegirten der verbündeten Wobhlfahrtésausschüsse, zu einem Centralkomite vereinigt, folgende Beschlüsse vor: Art. 1. Die Verwaltungs- und Regie-

rungsmaschine des Staates, die ohnmächtig geworden, ist ab— geschafft. Das französische Volk bleibt im vollen Besitz seiner

Alle Kriminal! und Civil Gerichte sind suspen— diet und werden durch die Volks Justiz ersetzt. Art. 3. Die Bezah— lung der Steuern und der Hypoiheken ist suspendirt. Die Steuern werden ersetzt durch Kontributionen der verbündeten Kommunen, welche den reichen Klassen auferlegt werden im Verhältniß zu den Anfor⸗ derungen der offentlichen Woblfabrt Frankreichs. Art. 4. Der Staat, dessen Mandat als erloschen betrachtet wird, kann sich in die Bezablung von Privatschulden nicht mehr einmengen. Art. 5. Alle munizipalen Organisationen sind abgeschafft und in allen verbündeten Komu unen durch Wotlfahrts-Ausschüsse ersetzt, welche alle Gewalten ausüben unter der unmittelbaren Kontrelle des Volkes. Art 6. Jeder Aus- schuß des Hauptortes eines Departements sendet zwei Dele— sirte, um den revolutionären Woblfahrts- Konvent Frankreichs zu bilden. Art. 7. Dieser Konvent nritt sofort auf dem Stadthause von Lyon zusammen, welches die zweite Stadt Frank— reichs und am besten in der Lage ist, die Landesvertheidigung ener—⸗ gisch zu betreiben. Dieser Konvent wird, vom ganzen Volke unter— stützt, Frankreich retten. Zu den Waffen!! E. B. Saigne, Rivisre, Deville, Rajon, Bakunin ꝛc.

Italien. Florenz, 3. Oktober. (W. T. B.) Nach weiteren über den Ausfall des Plebiszits eingetroffenen Nach— richten haben in Civita Vecchia 422 Wähler mit Ja, 13 mit Nein gestimmt. Der König hat Lanza den Annunziaten— Orden verliehen.

Nußland und Polen. St. Petersburg. 3. Oktober. (W. T. B.) Die Thätigkeit des französischen Abgesandten, Herrn Thiers, der hier empfangen wurde, ohne daß man sich über Anerkennung des gegenwärtigen französischen Gouverne— ments erklärte oder dies zu thun beabsichtigt, ging wesentlich auf zwei Punkte. Einmal handelte es sich um möglichst vor theilhafte Darstellung der Entstehung der provisorischen Regie⸗ rung, welche dem »Drange der Umstände« nachgegeben habe, zum Andern bemühte sich Herr Thiers, Rußland auf die Ge— fahren hinzuweisen, welche eine Vergrößerung Preußens im Westen habe. Positive Vorschläge hat Herr Thiers nirgends unterbreitet.

Dänemark. Kopenhagen, 3. Oktober. Bei der Präsidentenwahl in der heutigen Sitzung des Reichstages siegte der Rechtsanwalt Krabbe mit einer Majorität von sieben Stimmen über Bregendahl. Zu Vizepräsidenten wurden Hansen und Christiansen erwählt.

selbst. Art. 2.

Vereinsthätigkeit für die Armee.

Rheydt, 3 Oktober. Die Vertretung unsrerer Stadt hat der Gemeinde Kedl, welche durch die Belagerung ven Strasburg un- verschuldet viel gelitten hat, als Zeichen der Thelnabme und Som- patbie einen Beitrag von 250 Thaler (ca. 1 rCt. der dies säbrigen Kommunalsteuer bewilligt, egg Betrag der dortigen Or:sdeherde

sort übermittelt werden soll. n „Altenburg. Zeita.« veröffentlicht folgende »Bitte für Straß burg der Herzogin Agnes von Sachsen: . ;

Die Bewohner Sraßburgs haben in dem gegenwärtigen Kriege