1870 / 310 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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regulären Truppen angehört. So sollen zwei Regimenter Turcos in der Festung liegen, einige Zuaven, einige Ehasseurs d Afrique, ferner eine Anzähl Mobilgardisten und Versprengte, die nach den Schlachten von Gravelotte und Mars la Tour sich in die Festung hineingeflüchtet haben. Hierzu kommen noch die sogenannten Freischüßen. Die Bauern in der Umgegend suchen den Belagerten auf alle mögliche Weise Lebensmittel zu⸗ kommen zu lassen. So wurde erst vor wenigen Tagen von einem Husar ein Bauer gefangen genommen, der eine sächsische Kolonne, bestimmt zur Verpflegung des sächsischen Heeres, ver⸗ rathen und sie unter die französischen Vorposten geführt hatte. Für diesen gelungenen Verrath waren ihm von dem Festuͤngs— Kommandanten 12 Pferde geschenkt worden. Anfänglich war die Besetzung der Zugänge zu der Festung durch unsere Trup⸗— pen nur sehr schwach gewesen. Ein Versuch sächsischer Truppen, die Festung zu überrumpeln, scheiterte vor drei Wochen, und be—⸗ gnügte man sich, dieselbe zu cerniren. Die Franzosen hatten von der geringen Stärte der Cernirungsarmee Nachricht erhalten, denn sie machten in den verflossenen Wochen wiederholte Ausfälle nach zwei Seiten hin und beunruhigten durch Plänkeleien die Cernirungstruppen so, daß der dieselbe kommandirende General von Bothmer Verstärkung heranholen ließ, und man nun zu einer wirklichen Belagerung schritt. Die Artillerie wurde verstärkt durch Geschütze, die aus Sedan herbeikamen und durch solche, die aus Toul nach der Uebergabe dieser Festung herbeigeholt waren. Die Belagerten, welche die Verstärkung der umschließenden Truppen sehr gut bemerken konnten, ver⸗ suchten am A. v. M., Sonnabend Nachmittag, die Aufstellung der neu angekommenen Geschütze zu verhindern. Sie begannen zunächst auf die Vorposten der Infanterie zu schießen und zwar mit Granaten. Am folgenden Tage 4 Uhr Rachm. entwickelte sich ein Gefecht mit Artillerie, an dem auch später die Infanterie Theil nahm, als die Franzosen einen Ausfall aus der Stadt nach der Westseite hin versuchten. Sie konnten aber die Aufstellung unserer neuen Geschütze nicht hindern, und um 7 Uhr Abends war wieder Alles still. Am folgenden Tage, dem 26., Sonn⸗ tag, war Alles ruhig. In der Nacht vom 26. zum 27. langte auch bayerische Artillerie an, und war Alles benachrichtigt, daß 1 6 Uhr Morgens die Kanonade gegen Verdun beginnen ollte.

Französischerseits ist vom Kriegss chauplatz folgendes Telegramm eingegangen:

Tours, 7. Oktober. (W. T. B.)

Die Regierung läßt folgende Nachrichten verbreiten: Nach Berichten aus Bonneval vom 6. ist der Feind von Toury auf. Etampes zurückgegangen. Epernon ist wieder vom Feinde geräumt, Rambouillet aber noch von 3000 Mann besetzt.

(Tours und Etampes liegen beide an der Eisenbahn von Paris nach Orleans, ersteres 12, letzteres 7.7 Meile südlich von Paris. ö ist eine Station der Westbahn, 67 Meile westlich von

aris.

Wir theilen nachstehend aus der Weser Zeitung das Verzeichniß der von den Franzosen bisher aufgebrachten Schiffe mit, ohne eine Bürgschaft für die Vollständigkeit und dle Authentizität desselben zu übernehmen: Die Zahl der aufge⸗ brachten Schiffe, von denen nähere Nachrichten vorliegen, ist eine ziemlich niedrige: 32, über 6 Schiffe sind nur ganz allgemeine Notizen vorhanden. Schuner »Lanais, Kapt. Dewers, Bremen, 173 Last, 10 M. Besatzung, von Jacmel nach Falmouth, in Brest am 6. August eingebracht. Bark Vesta«, Kapt. Pusch, Memel, 319 Last, 15 Mann Besatzung, von Torrevieja nach Memel, in Brest eingebracht am 6. August. Dampfer »Pfeil«, Kapt. Heller, Hamburg, 4 Last, 18 Mann Besatzung, von Hartle⸗ pool nach Hamburg, am 13. August bei Helgoland aufgebracht und nach Dünkirchen gebracht. Bark »Perle., Kapt. Wallis, Barth, 201 Last, 12 Mann Besatzung, von Taganrog nach Amsterdam, unweit Malaga genomnien und nach Oran ge— bracht am 11. August. Brigg »Brillant«, Kapt. Zeissig, Rostock, 262 Last, 14 Mann Besatzung, nach Queenstown, desgleichen. Bart » Graf v. Krassow«, Kapt. Nausch, Stralsund, 184 Last, 12 Mann Besatzung, von Yeisk nach Amsterdam, in Brest eingebracht am 13. August. Brigg »Johannes«, Huckfeldt, Ham⸗ burg, 138 Last, 9 Mann Besatzung, von Hartlepool nach Hamburg, bei Helgoland am 13. August genommen und ab⸗ getakelt. Brigg »Adler«, Kapt. Konow, Rostock, 154 Last, 9 Mann Vesatzung, von Malta nach England, am 16. August unweit Malaga genommen und nach Sran ö Brigg Sydenham«, Kapt. Hubener, Memel, 224 ast, 13 Mann Besatzung, von Plymouth nach Kronstadt, am 12. August im Kanal genommen und in Brest eingebracht. Brigg Blücher Finken«, Kapt. Andreis, Rostock, 146 Last, 9g Mann Besatzung, von Taganrog nach England, am 8. August im Mittelmeer genommen und in S8ran eingebracht.

Bark »Joane, Kapt. Holtz, Stralsund, 458 Last, 19 Mann Besatzung, von Belice nach London im Kanal genommen und in Cherbourg am 19. August eingebracht. Brigg »Treuer, Kap. Siebert, Barth, 150 Last, 9 Mann Be— satzung, von Memel nach Waterford, im Kanal genommen und in Brest eingebracht. Brigg »Norddeutschland«, Kapitän Dillwitz, Rostock, 174 Last, 10 Mann Besatzung, von Taganrog nach Falmouth, unweit Gibraltar genommen und in Oran eingebracht. Bark »Borussia«, Kapt. Wegner, Greifswald, 234 Last, 13 Mann Besatzung, von Taganrog nach England, genommen und in Oran k Brigg » Sophie Helene, Kapt. Schau, Hamburg, 306 Last, 15 Mann Besatzung, von Guaygquil nach London, genommen und in Brest eingebracht am 21 August. Bark -Juülius«, Kapt. Beug, Barth, 196 Last, 12 Mann Besatzung, genommen und ostwärts bugsirt, Ply⸗ mouth 22. August. Bark »Johs. Kepler«, Kapt. Fretwurst, Rostock, 296 Last, 15 Mann Besatzung, von Swansea nach Kon⸗ stantinopel, im Mittelmeer genommen und nach Toulon gesandt. Bark Meta-, Kapt. Niemann, Rostock, 199 Last, 12M. Besatzung, von Taganrog nach England, genommen und in Rochefort eingebracht. Brigg »Paul Auguste, Kapt. Maas, Colberg, 130 Last,9 Mann Besatzung, von Terra Nova nach Rotterdam, genommen und in Brest eingebracht am 25. August. Brigg Laura u. Louise⸗, Kapt. Gosau, Hamburg, 186 Last, 1 Mann Besatzung, von Puerto Cabello nach Haniburg, desgl. Schuner »Otto«, Kapt. Schmidt, Elsfleth, õ Last, 7 Rann Besatzung, von Paris nach Havre, desgl. Bark »Union«, Kapt. Schütte, Bremen, 412 Last, 16 Mann Besatzung, von Rangoon nach Bremen, am 16. August genommen und am 3. September in Brest eingebracht. Bark »Nipon«, Kapt. Paulsen, Hamburg, 315 Last, 15 Mann Besatzung, von Akyab nach Falmouth, genommen und am 3. September in Brest eingebracht. Brigg »Almge, Kapt. Arfert, Rostock, 169 Last, 19 Mann Besatzung, von Kardiff nach Kertsch, am 13. August unweit Falconerä genommen und am 14. in Syra eingebracht. Bark »Turan⸗ dot, Kapt. Meinert, Hamburg, 269 Last, 14 Mann Besatzung, in den ostindischen Gewässern genommen und nach Saigon aufgehracht. Galliot Nicolaus«, Kapt. Nibbe, Blankenese, 59

Last, 6 Mann Besatzung, von Rio Grande nach Hamburg, bei

Helgoland genommen und dort bei der Sandinsel gestrandet. Vollschiff »Georg«, Kapt. Merens, Bremen, 586 Last, 20 Mann Besatzung, von Cardiff nach Shanghai, auf Singapore genommen und nach Saigon gebracht. Schuner Meertönig«, Kapt. Scribe, Barth, 1068 Last, 9 Mann Besatzung, zwischen Oran und Cartagena gekapert und nach Algier gebracht. Bark »Diamant«, Kapt. Lambrecht, Ham⸗ burg, 165 Last, 1 Mann Besatzung, mit Petroleum nach Rotterdam, genommen und in Brest eingebracht am 1. Sep⸗ tember. Brigg »Nicolaus«, Kapt. Ohlert, Brake, 113 Last, 8 Mann Besatzung, unweit Martinique genommen und am 25. August in Nantes eingebracht. Brigg »Agnes«, Kapt. Bruß, Stettin, 137 Last, 10 Mann Besatzung, von Stettin nach Bordeauz, am 277. August genommen und in Dünkirchen eingebracht, Schunerbrigg »Annchen«, Kapt. Meyer, Elsfleth, 121 Last, 9 Mann Besatzung, von Porto Plata nach Cux- haven, in Brest eingebracht am 13. September. Die Zahl der Mannschaften ist nur annähernd anzugeben; auch sind die . der Aufbringung nicht in allen Fällen genau zu kon⸗ atiren.

34 Verwaltungsbereiche des General. Gouvernements a

des Elsaß ist eine Ober-Postdirektion mit dem Sitze in Straß⸗ burg, und im Verwaltungsbereiche des General⸗Gouvernements in Deutsch; Lothringen eine Ober ⸗Postdirektion mit dem vor⸗ läufigen Sitze in Nanzig errichtet worden. Die ursprünglich in Nanzig eingerichtete Postadministration für die okkupikrten französischen Gebietstheile ist nach Rheims verlegt worden.

In Argente uil, Departement Seine et-⸗LFise, ist ein Feldpostrelais in Wirksamkeit getreten. Das Feldpostrelais in ig, ist nach Com mercy, Departement Maas, verlegt

orden.

—., Die Zahl der in Deutschland zur Zeit befindlichen französischen un verwundeten Kriegsgefangenen, welche die Besondere Beilage Nr. 40 (St. Anz. Nr. 285 vom 24. v. M, damals auf 1037606 Mann richtig angab, beläuft sich nunmehr durch den Zuwachs nach dem Falle der Festungen . Toul und Straßburg auf 36577 Offiziere und 123,700

ann.

Von dieser Gesammtsumme kommen 1894 O iere und WSD? Mann auf die norddeutschen F est ungen, y. denen Magdeburg mit 516 Offizieren und 10046 Mann, Coblenz, Cöln, Stettin mit über 9000 Mann, Mainz mit über 7666, Glogau mit über 6900 und Erfurt und inden mit über

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[0 Mann obenanstehen, während Cüstrin nur mit 898 und graudenz mit 328 belegt sind. .

In den offenen Städten des preußischen Staats finden sich 1232 Offiziere und nur wenige Mannschaften; die jeisten der ersteren sind in Breslau, Halberstadt und Wies baden untergehracht. .

n den übrigen norddeutschen Staaten befinden ich S5 Offiziere (die Zahl derselben im Königreich Sachsen ist nicht betannt) und 9940 Mann so daß die Gesammtziffer der unverwundeten Gefangenen in Norddeutschland 3182 Offiziere und 1033506 Mann ergiebt, von welchem ersteren 306 kasernirt, erkrankt in Lazarethen und 2855 eingemiethet sind.

In den süddeutschen Staaten sind 395 Offiziere und G, Mann untergebracht, und zwar 128 Offiziere und 9gl16 Mann in Bayern, 44 Offiziere und 5533 Mann in Württem⸗ berg, 75 Offiziere und 4034 Mann in Baden und 148 Offiziere und 1511 Mann im Großherzogthum Hessen.

Ueber die Zahl der verwundeten französischen Kriegs- zefangenen sind uns bis jetzt noch keine zuverlassigen Nach⸗ richten zugegangen.

Straß burg, 2. Oktober. Der wieder erschienene »Nieder⸗ rhein. Kurier« enthält u. A. folgende Bekanntmachung des der⸗ seitigen Lommandanten von Straßburg, Generals v. Mertens, in die Mairie: .

»Der Mairie wird in Betreff der Zeitungen, welche bisher in hiesiger Stadt erschienen sind, mitgetheilt, daß von meiner Seite kein kinwand gegen deren Wiedererscheinen erhoben wird. Ich mache es aber der Mairie zur besondern Pflicht, daß sie die Redacteure sämmt ˖ licher Blätter und Zeitschriften nachdrücklich darauf hinweist, wie diese

Erlaubniß nur unter der Voraussetzung ertheilt werden kann, daß

keinerlei politische Räsonnements in den Zeitungen vorkommen. Der Text sämmtlicher Zeitschriften ist deutsch, und franzöͤsisch zu halten, die Inserate dagegen ganz nach dem Beliehen des Publikums. Von jeder Zeitungsnummer sind gleichzeitig mit ihrem Erscheinen drei Jflichlezemplare hierher einzureichen. Von jeder Censur wird ab⸗ kesehen. Sollten aber feindselige Artikel gegen Deutschland oder die Feutschen Einrichtungen erscheinen, so würde diese Zeitung sofort ohne Verwarnung dauernd unterdrückt werden.« ö

Ferner veröffentlicht der »Kurier« Folgendes:

Die auf Ehrenwort freigelassenen Offiziere, die noch in dieser Stadt sch aulhalten, sind gebeten, nicht mehr oͤffentlich in Waffen zu erschei⸗ nen. Die Zuwiderhandelnden setzen sich aus, verhaftet zu werden. Sie werden gleichfalls benachrichtigt, daß sie ihren Aufenthalt in Straß burg nicht über den 6. d. J. M. hinaus verlängern dürfen. Wenn sie bis dahin in Uniform ausgehen wollen, so sind sie gebeten, die ihnen behignenden deutschen Offiziere militärisch zu begrüßen. Nach dem 6. Oktober steht es ihnen frei, sich nach dem von ihnen selbst gewähl⸗ ten Aufenthaltsort zu begeben, aber in Straßburg dürfen sie nicht länger bleiben. Wenn sie dieser Empfehlung nicht nachkommen, so sken sie sich der Unannehmlichkeit aus, festgenommen und zur Stadt hinausgeführt zu werden. Straßburg, den l. Oktober 1870. Auf Befehl des Platz Kommandanten, v. Wangenheim, Oberstlieute⸗ nant und Stabschef.

Königsberg i. Pr., 7. Oktober. (W. T. B.) Ein Gou⸗ bernementsbefehl des General-Gouverneurs Vogel v. Falcken—⸗ stein bebt das Verbot, Versammlungen der sozialdemokratischen Partei abzuhalten, auf. Der General⸗-Gouverneur spricht jedoch die Erwartung aus, daß ihm von der überwachenden Polizei- behörde diejenigen Personen angezeigt werden, die durch offene sundgebungen Frankreich in seinem Widerstande gegen Deutsch⸗ lands Friedensbedingungen ermuthigen, also dem Feinde wäh⸗ tend der Kriegführung dienen, um diese Personen während des Kriegszustandes unschädlich zu machen.

Hamburg, 7. Oktober. (W. T. B.) Dem »Fremdenblatt« folge hat die betreffende Senats⸗ und Bürgerschaftskom⸗ nission 10000 Thaler für Straßburg bewilligt.

Hessen. Darmstadt, 7. Oktöͤher. (W. T. B.) ö Die »darmstädter Zeitung« widerlegt die Gerüchte, daß die Regie⸗ ung beabsichtige, eine Amnestie zu erlassen. Im Jahre 1866 si den Wünschen der Stände entsprechend eine umfassende Imnestie erschlenen. Die seither wegen politischer und Preß⸗ brgehen ergangenen Strafen seien erlassen, die Untersuchungen niedergeschlagen worden. Es fehle daher an einem Objekte für ine Amnestie derartiger Vergehen.

Baden. Karlsruhe, 5. Oktober. Am 2. d. starb auf iner Erholungsreise in Mundingen (Kreis Freiburg) der Ge— kime Rath Dr. Dietz, Rath im Ministerium des Handels, seit zahren badisches Mitglied und Vorsitzender der Rheinschiffahrts— lentral⸗Kommission.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 7. Oktober. (W. T. B.) die Delegationen werden für den 21. November nach Pesth berufen werden. Die Ankunft Thiers' wird für morgen früh erwartet, sein Aufenthalt wird nur ein kurzer sein.

Italien. Florenz, 7. Oktober. W. T. B) Das Ge⸗ lammtresultat der Abstünmung im Kirchenstaate stellt sich

folgen dermaßen dar: Von 167548 Stimmberechtigten stimmten 135,291 Personen, und zwar 133,681 mit Ja, 1507 mit Nein, 1066 Stimmzettel waren ungültig.

Türkei. Konstantlnopel, 7. Ottober. (W. T. B.) . 3 Gesandte General Ignatieff ist gestern nach Odess abgereist.

Dänemark. Kopenhagen, 4. Oktober. (H. N. In der heutigen Sitzung des Folkethings legte der Finanz ⸗Minister den Gesetzentwurf, betreffend das Staatsbudget für 1871 (1. April) bis 1872 31. März, vor; ebenfalls den Gesetzentwurf, betreffend Bestätigung des provisorischen Gesetzes vom J. August 1870, betr. die Ausstellung von Kreditscheinen. Zu letzterem bemerkte er, daß die politischen Verhältnisse im August eine solche Maßregel geboten gemacht hätten, da jedoch bald eine Wendung zum Besseren eingetreten wäre, so hätte man nur von einem Theil der 5 Mill. Gebrauch gemacht.

Vereinsthätigkeit für die Armee.

Ueber die freiwillige Hülfsthätigkeit in der Pro⸗ vinz Hanno ver ist uns nachstehender Bericht zugegangen: »Die auf Linderung der Leiden des Krieges gerichtete Hülfsthätigkeit hat in der Pkovinz Hannover erfreuliche Erfolge aufzuweisen. An der Spitze derselben stebt der Ober-⸗Prasident Otto Graf zu Stolberg— Wernigerode als Provinzial n Delegirter für die freiwillige Kranken- pflege in der Provinz Hannover und die zu einem leitenden Ausschuß vereinigten Komites des Provinzialvereins zur Pflege im Kriege ver—Q— wundeter und erkrankter Krieger (Präsident Gen. Major v. Slicher), des Lokalvereins in Hannover (Geh. Regierungs-Rath Oldekop) und des Vaterländischen Frauenvereins. Dem Letzteren stehen die Damen Gräfin zu Stolberg-⸗Wernigerode, Generalin v. Voigts—= Nhetz, Stadtdirektor Rasch und Prasident Heinrichs vor. Dem Provinzialverein haben sich 98 Lokalvereine auf Grund der Vereins- statuten angeschlossen. Zahlreiche andere Lofalvereine und Frauen— pereine sind zum Zweck der Sammlung von Liebesgaben in Thätig— keit getreten. Die baaren Einnahmen der Hauptkasse der vaterlän dischen Hülfsvereine betrugen bis zum 21. September 115.231 Thlr. darunter gegen 30900 Thlr. aus der Stadt Hannover). Daneben wurden namhafte Beträge von Seiten der Lolalvereine unmittelbar an das Centralkomite der deutschen Vereine in Berlin eingesendet, oder direkt für , n. namentlich zur Einrichtung von Lazarethen und zur Erquickung der auf dem Transport befindlichen Verwun— deten, verwendet. ö

Von den Einnahmen der Hauptkasse wurden 30 000 Thlr. an das Lentral-Komite der deutschen Vereine in Berlin, 10 009 Thlr. an den Vorstand des Frauenvereins und 2700 Thlr. an die Chef Aerzte des 16. Armee - Corps und zwei andere im Felde siehende Aerzte zur geeigneten Verwendung abgegeben. Die Anschaffungen von chirugi⸗ schen Apparaten, Verband., Lagerungs- und Erfrischunge gegenständen nahmen bis jeßt 31,063 Thlr. in Anspruch. Weitere Beträge sind für den gleichen Zweck ausgesetzt. Beträchtliche Summen wurden für die Ausbildung und Absendung von Sanitätspersonal, die Erfrischung und den Transport der Verwundeten, die Versorgung der Reserve—⸗ und Vereinslazarethe ꝛc. aufgewendet. .

Die Zahl der Orte in der Provinz Hannoger, woselbst Reserve— Lazarethe errichtet sind, beträgt 11, für 6829 Verwundete. Auf die Stadt Hannover kommen 3963 Betten. Die freiwillige Hulfsthätigkeit hat sich bei diesen Lazarethen und Orten durch die Einräumung von Gebäuden, an vier Orten durch Uebernabme der Verpflegung Legen eine bestimmte Vergütung und in den meisten Lazarethen ducch die unentgeltliche Lieferung von Lagerungs-, Verband nnd Erfrischungs— Gegenständen, sowie durch die Mitwirkung der Frauenvereine bei der Lazarethverwaltung in der wirksamsten Weise hetheiligt. Vereins- lazarethe, deren sämmtliche Kosten von Vereinen oder einzelnen Privat- personen getragen werden, für im Ganzen 395 Betten, befinden sich an 185 Orten. Nach den vorliegenden Anmeldungen würde die Zahl der verfügbaren Lagerstellen bei eintretendem Bedürfniß rasch auf die doppelte und dreifache Zahl gebracht werden können. Für 2734 Re— konvaleszenten sind Anerbietungen zur unentgeltlichen Aufnahme in Privatpflege erfolgt. In Göttingen, Lehrte Lüneburg, Wunstorf und Hannover befinden sich in den Bahnhöfen Erfrischungsstationen, deren Bedarf durch freiwillige Gaben gedeckt wird. ; .

Durch die Vermittelung des Provinzigl-Delegirten wurden die Kräfte von 46 Aerzten und Studenten der Medizin, 206 ausgebildeten Krankenpflegern, 44 do. Krankenpflegerinnen und 40 Heildienern ge⸗ wonnen. Sanitäts⸗Corps in einer Stärke von 167 bezw. 160 Mann wurden in Hannover und Osnabrück ausgebildet und ausgerüstet. In den Städten mit Reserve oder Vereins lazarethen traten besondere Abtheilungen von Sanitätsmannschaften für den Transport der Ver— wundeten in Wirksamkeit. Nach dem Kriegsschauplatz wurden von Hannover aus 10 Aerzte, 25 Studenten der Medizin, 11 Heilgehülfen, 31 Krankenpfleger, 9 Diakonissinnen, 8 andere Krankenpflegerinnen und 9g3 Krankenträger entsendet.

Die für den Kriegsschauplatz bestimmten Gaben aus der Pro- vinz Hannover gelangten zur Weiterbeförderung theils in das Sammeldepot zu Hannover, theils direkt an die an den Etap— penstraßen gelegenen Depots in Harburg, Hamm und Cassel. Auch wurden größere Transporte in das Depot zu Coblenz und direkt nach dem Kriegsschauplaßz befördert. Allein aus dem Sammel depot in

annover wurden bis zum 15. d. M. abgegeben: 186 Matratzen, 359 Strohsäcke, 2821 Vettlaken, 1231 Oberbettbezüge, 2285 Kepfkissen. bezüge, 876 wollene Decken, 12 Bettgardinen, 1570 Armkissen und

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