1870 / 334 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Vorstöße von Infanterie die

t preußischen Vorposten in der Gegend von Chevilly ohne diesseitige Verluste.

Am 17. wurde

durch ein Detachement der Maas-Armee Montdidier besetzt,

wobei 4 Offiziere, 178 Mobilgarden in Gefangenschaft fielen. Am 11. ist das Etappen⸗Kommando in Stenay durch einen Ausfall von Montmédy aufgehoben worden.

von Podbielski.

(Chevilly liegt an der Südfront von Paris, südlich von Villejuif. Wontdidier Stadt von 4326 E. am Don, legt im Departement Somme, 5 Meilen südöstlich von Amiens. Stenay, an der Maas, liegt bekanntlich 2 Meilen westlich von Montmody.)

Hauptquartier Sr. Majestät des Königs. Versailles, 17. Oktober. Nachdem Se. Majestät der König gestern früh 9 Uhr dem Gottesdienst in der Schloßkirche beigewohnt, besichtigten Allerhöchstdieselben das hier eingetroffene J. Garde⸗Landwehr⸗Regiment. Eine Compagnie desseiben war bereits zwei Tage früher nach Versailles gekommen und hatte die Einwohner durch die Größe und das kräftige Aussehen ihrer Mannschaften in Erstaunen gesetzt. Als sich daher die Nach- richt verbreitete, das ganze Regiment würde einrücken, versan⸗ melte sich, begünstigt von dem schönen Wetter, des Sonntags Morgens eine große Menschennienge in der Abenue de Paris. Nach 11 Uhr stand das Regimenk mit feinen drei Bataillo⸗ nen Königsberg (1. Commandeur: Prinz Albrecht von Preußen Königliche Hoheit), Stettin (L. Comniandeur: Prinz Albrecht Sohn von Preußen Königliche Hoheit) und Graudenz (1. Commandeur: Prinz Alexander von Preußen Königliche Hoheit) in rechts abmarschirter Ko⸗ lonne und in Sektionen, die ganze Avenue entlang, die An⸗ kunft Sr. Majestät des Königs erwartend, Allerhöchstwelcher im Helm der Garde ⸗Landwehr, gefolgt von den General- und Flügel-⸗Adjutanten und begleitet von den in dem großen Kö⸗ niglichen und in dem Hauptquartier der III. Armee anwesen⸗ den Fürstlichkeiten aus dem Präfektur - Gebdude heraus und an die rechte Flügel⸗Sektion des 4 Bataillons herantraten. Guten Morgen, Hrenadierel« riefen Sc. Majestaͤt der mii Gewehr bei Fuß stillstehenden 1. Compagnie zu, von deren Mannschaften viele Sr. Majestät persönlich bekannt waren, da sie im J. Garde⸗Regiment z. J. ihre Ausbildung erhalten hat ten. »Guten Morgen, Eure Majestät!« war die Äntwort, die ch, wie der önigliche Gruß, bei jeder Compagnie wiederholte. Da die Bataillone auf Kriegsstärke sind, so hatten Se. Majestät bis zur letzten Sektion des Füsilier⸗ Bataillons einen langen Weg, fast bis zum Ende der Avenue, zu gehen, und ebenso zu Fuß bis vor das Präfektur⸗ Gebäude zurückzukommen. Unter Vorauftritt des Musiktcorps eines Infanterie⸗Regiments erfolgte der Vorbeimarsch in Sektionen und mit Gewehr über. Der Train hinter dem Füsilier⸗Bataillon Graudenz, demselben, welches 1866 auch in Nicolsburg die Ehre des Vorbeimarscheß vor Sr. Majestät ge⸗ habt. „Unter den Trainfuhrwerken befanden sich auch mehrere französische Lampagnekarren, die das Regiment wahrscheinlich aus Straßburg mitgebracht. Dem Vernehmen nach haben Seine Majestät der König Sich sehr zufrieden mit der Haltung, Ausrüstung und der Leistung der Bataillone ausgesprochen. Nach Aussagen von Gefangenen und Deserteurs soll die Besatzung von Paris auch heute einen Ausfall beabsichtigt haben, da ihr die fortdauernde Ruhe bei den Einschließungs⸗ truppen unerträglich wird. Alle Vorbereitungen waren ge— troffen, um den Versuch kräftig zurückzuweisen. Es erfolgte jedoch nichts und hatten selbst die Forts während des heutigen Tages ihr zweckloses Kanoniren eingestellt.

Vor Metz, I7. Oktober. Von dem letzten Angriff des Mar⸗ schalls Bazainẽ auf unsere Truppen weiß man bisher noch nicht be⸗ stimmt, ob er wirklich ein Ausfalls⸗ und Durchbruchsverfsuch war, oder ob er nur die Bedeutung einer Fouragirung hatte; vielleicht hatte er auch nur den Zweck, einen militärischen Eclat, den Anfang vom Ende anzudeuten, und der Armee anzukündigen, daß Alles, was durch Gewalt der Waffen geschehen kann, ge⸗ than worden, daß das Folgende auf einem anderen Wege, durch andere Mittel zu erreichen sei. Seit dem 7. Oktober ist vollständige. Ruhe eingetreten, vom 8. und 9g. und auch an den folgenden Tagen wurde von den Forts zwar noch gefeuert, es flogen auch wieder Granaten in den Bahnhof von Ärs sur Moselle, aber man merkte diesen Kundgebungen an, daß sie nicht von Bedeutung waren und seit einigen Tagen schweigen die Geschütze vollständig. Von großem Interesse waren die in Paris mitgetheilten und durch die Blätter veröffentlichten Depeschen des Marschalls Bazaine von dem Tage der Schlacht von Gravelofte an' bis zum 22. August. Ein Beweis, wie schnell, wie exakt und energisch vom 19. August an die Cernirung von Metz unter dem Ober⸗ befehl Sr. Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl in Vollzug

Oberbefehlshaber der französischen Rückzugs- Stärke, die Stellungen der gernirun d iur. gewiß und auch in seinen Voraussetzungen durch Wege war. Er spricht am 21. oder 23 preußische Armee um Metz immer mehr a gerade das Gegentheil der Fall war, indem a das Garde ˖ Corps, das 4. und 12, unter dem Ober Kronprinzen von Sachsen bereits detachirt waren Diese Annahme Bazaine's wurde dadurch hervorgerufen, daß fast die ganze Kavallerie, an 14 Regimenter, vorgeschoben waren und so dem Feinde die Stärke“ und Pie Bewegungen der übrigen Armeé verdeckten. Die Depeschen Des Marschalls Bazaine sowie spätere Verhandlungen, die derselbe, wie man vernimmt, mit dem Ober⸗Commando der Cernirungs⸗ Armee über Gefangenen ⸗Auswechselung, Verwundeten Tranzporte 2c gepflogen hat, sind zugleich“ ein Zeugniß dafür, mit welchem Eifer und mit welcher Aufmerkfamkeit unsererseits der Vorpostendienst geübt wird. kommen Nachrichten herüber, aber sicher ist es, daß nur wenn überhaupt, solche hinüber kommen. Pie Uebe ren sich mit jedem Tage, und bei allen lag, zur Desertion dasselbe Motiv, der Bekanntlich werden in solchen F nicht ausgeliefert, sondern in eine? Die Verpfle sich. Statt der n zugeführt werden, Rinderpest auch m diese fühl. nassen erschwe⸗ ir g e ei acht; und Belgien k aht

Ausfall an frischem wie Dauerfleisch, ) und bei r ist. Durch ein anderer, nicht eicht, nämlich der, Mannschaften kommt. Krankheiten, die glück. hältnißmäßig noch ein ü inerlei der Nahrungsmit. Die Ruhr ist vollständig im Abnehmen, ein nit den veränderten Witterungsverhältnissen zu erwarten. Nächstens werden' Profeffor Pr. n und Professor Br. Niemeyer aus Tübingen, ersterer zur Beobachtung der noch vorhandenen Ruhr-, letzterer der Typhuskranken in den Lazarethen um Metz eintreffen.

Weiter liegt vom Kriegs

gran . ; g g85schauplatz folgendes Tele Karl ru he, 21. Oktober. (W. T. B. Die „Karlsruher Itg; schreibt aus Altbreifach vom 5. . . Nähe ist in den letzten Tagen nichts von Belang vorgefallen. . ö. J J 2 Schmeling befindet sich

. iedensohlen. Von Schlettstadt fei i

5, Uhr Geschützfeuer hörbar. , ent n h, ahh

Französischerseits sind vom Kriegs schau

Nachrichten eingegangen: k, Nach der »Correspondance Havas« hat »Gambetta einen zwischen den Herren Trochu und Leflo und allen Mitgliedern der Regierung nationaler Vertheidigung vereinbarten Feldzugs⸗ plan mit sich genommen., Es war unerläßlich, sich in? Voraus über die Mittel zu verständigen und die Anstrengungen der

Armeen der Provinz in der glücklichsten Weise mit denen der Armee von Paris zu kombintren. Dank der Abreise des Herrn Gambetta werden diese Armeen in Zusammenhange und nach einem gemeinsamen Plane agiren können.“

Garibaldi, der den Oberbefehl in den Vogesen führt, hat folgende Proklamation erlassen:

. Freiwillige und Francs tireurs! Ich komme, um den Oberbefehl über die für die nationale Vertheidigung gebildeten Corps zu über- nehmen. Preußen weiß, daß es heute auch mit der bewaffneten Nation abrechnen muß. Ich richte keine lange Rede an euch. Ich richte an euch Instruktionen, welche euch als Richtschnur bei euren Operationen gegen den Eindringling und den Feind der Republik dienen werden. Ich rechne auf euch; ihr könnt auf mich zählen. Es lebe die Republik!

. Garibaldi.

Unter den »Papieren der Kaiserlichen Familien, deren Herausgabe die republikanischen Machthaber zur Zeit sich unter⸗ zogen haben, findet sich auch ein Brief, in welchem ein Urtheil des Generals Totleben, des Vertheidigers von Sebastopol in den Jahren 1854 und 1855, über die Befestigungen ven Paris ausgesprochen ist. Dasselbe lautet zusammen.

gesetzt wurde, ist nach diesen Depeschen der Umstand, daß der

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Die kleinen 1831 errichteten Verschanzungen bei Pantin und an den Ufern der Kanäle St. Denis und dOureq waren der Gegenstand lebhafter Kritik. Dagegen billigte General Tot⸗ leben die Anlage des Fort Aubervilllers, bezeichnete Fort Ro⸗ mainville als unangreifbar und die Position des Fort de l'Est lbei St. Denis) als gut gewählt. Diese verschiedenen Werke müß⸗ ten, da sie eine weite Ebene und zwei Hauptstraßen beherrschten, nach seiner Ansicht Paris don dieser Selte unverwünd? bar machen. Der Schluß dieser Untersuchungen war, daß die Genie⸗ Arbeiten Nichts zu wünschen Übrig ließen, wenn nämlich nicht etwa zwischen dem Fort de la Briche und dem Mont Valsrien eine Lücke vorhanden, welche im Falle eines Scheinangriffes auf St. Denis das Aeberschreiten der Seine und den Bau von Parallelen ge⸗ statteten, die ihrerseits gewisse Bastionen zwischen der Nordbahn und Sagint-Quen bestreichen würden, daß aber, wenn diese offene Bresche erst vorhanden, man den Montmartre umgehen, die Vorstädte vermeiden und, die Stadt, d. h. die reichsten Viertel derselben, beherrschend, sich festsetzen könne, um sich so, ohne große Mühe, nach und nach zum Herrn aller übrigen Punkte zu machen.

Hamburg, 20. Oktober. (W. T. B.) Der »Börsenhalle⸗ wird aus Cuxhaven telegraphisch gemeldet, daß das französische Geschwader am 18. d. um 77 Uhr Abends in westnordwestlicher Richtung von Helgoland und zwar westwärts steuernd zuletz⸗ gesehen wurde.

Heute wurden keine feindlichen Schiffe gesehen.

ö

Die Universität beging am 15. Oktober den Akt des Rektorats⸗Wechsels. Der Geheime Medizinal⸗Rath Professor ordinarius Dr. du Bois⸗Reymond, als zeitiger Rektor,

leitete die Uebergabe des Rektorats an feinen Nachfolger, den

Professor ordinarius Dr. Bruns, mit einer statistischen Ueber⸗ sicht der Ereignisse des verflossenen Jahres ein.

In dem Lehrerpersonale der Universität sind Veränderun⸗ gen eingetreten: .

Durch den Tod verlor die Hochschule 5 Lehrer: den Lektor Pietraszewsky, den Geh. Regierungs. Rath Prof. Oord. Pr. Magnus den Prof. extraord. Dr. Jaffé, den Prof. extra- ord. Dr. Koeppe und den Geh. Medh.-Rath, Prof. ord. Dr. v. Graefe, durch Berufung: den außerordentlichen Professor Dr. 8a und den Privat ⸗Dozenten Dr. Laspeyres.

inen Zuwachs dagegen erhielt dieselbe durch Beförderung resp. Berufung der außerordentlichen Professoren Hr. Hübner und Dr,. Tobler zu ordentlichen Professoren, des Privat⸗Dozen⸗ ten Dr. Thoms zum außerordentlichen Professor, des Professors Dr. Wagner zum ordentlichen und des Privat ⸗Dozenten Dr. Behrend zum außerordentlichen Professor.

Habilitirt, haben sich als Privat- Dozenten in der theolo— gischen Fakultät der Licentiat Mücke, in der juristischen Fakultät der r. Rubo, in der medizinischen Fakultät die Dr. Busch, Quincke, Rieß, Hirschberg und Fraentzel, in der philosophischen Fakultät die Hr. Heydemann, Lossen, Warburg, Kunth, Tietjen und Liebermann.

Promovirt wurden 176, und zwar bei der theologischen Fakultät 1 Licentiat, bei der juristischen Fakultät 6 Doktoren, bei der medizinischen Fakultät 151 Doktoren und bei der philo⸗ sophischen Fakultät 18 Doktoren; außerdem honoris causa bei der theologischen Fakultät 2 Doktoren, bei der juristischen Fakultät 1 Doktor, bei der medizinischen Fakultät 1 Doltor, . bei der philosophischen Fakultät 1 Doktor, zusammen fünf

oktoren.

Oeffentliche und Privatvorlesungen sind im Wintersemester 1869 70 337, im Sommersemester 1870 340 angekündigt, wirklich gehalten wurden im Wintersemester 1869 70 278, im Sommiersemester 1870 266. Die Zahl der Meldungen zu die⸗ sen Vorlesungen betrug im Ganzen 19055. 3

Immatrikulirt wurden im Laufe des Jahres 208 Theolo—

en, S0 4 Juristen, 254 Mediziner, 79 Philosoßphen, Summa 1445. bgegangen sind 196 Theologen, 450 Juristen, 193 Mediziner,

164 Philosophen. Summa: 1363. .

t Todesfälle unter den Studirenden sind 9 zur Anzeige ge⸗ ommen. .

Nachdem der Rektor noch über die akademische Gerichtẽ⸗ barkeit, sowie über allgemeine Universitäts-Angelegenheiten be— richtet hatte, gedachte derselbe mit Dank der Stiftungen und Zuwendungen dieses Jahres, welche um so erfreulicher sind, als auf der zahlreich besuchten Universität die Mittel zur Unter⸗ stützung armer Studirender noch immer nicht ausreichen.

ierauf nahm der Rektor seinem Amtsnachfolger den vor⸗ keschrlebenen Rettoratseid ab und übergab ihm die Insignien des übertragenen Amtes, worauf Letzterer in einer län eren Rede den Beginn des neuen Universitätsjahres einleitete. ninüpfend an die beim Schlusse des vorigen Semesters von dem vorigen Rektor gehaltene Rede über den deutschen Krieg führte er aus,

wie die Großartigkeit der inzwischen erreichten Erfolge an die Gründung der Universität, deren 60jähriger Stiftungstag heute sei, gemahne, indem der Gedanke, daß die geistige und fittliche Bildung des Volks die Grundlage für seine äußere Macht sein müsse, der die Gründung der Universität hervorgerufen habe auch jetzt die Quelle der hohen militärischen Macht Preußens sei. Er ging dann auf die ideale und sittliche Be⸗ deutung des deutschen Sieges in diesem Kriege über, und wies diesele in der Umkehrung der französischen Prahlerei nach, daß Frankreichs Sieg der Sieg der Eisllisatson unh Freiheit und der natürlichen Gestaltung von Deutschland sei. Umgekehrt schütze Deutschlands Sieg die Cspilisasion „weil darin das Prinzip der Volksarmee das der Berufsarmee besiege und damit das Aufhörem der Eroberungskriege begründe; ebenso sei dadurch die Herrschaft des Napoleonischen Imperalismus vernichtet und die wahre politische und bürgerliche Freiheit ge⸗ rettet, innerlich habe Deutschland dadurch seine nationale Ein⸗ heit erlangt, und damit auch die ihm gebührende Machtstellung in Europa, die allein erst die Ruhe und den Frieden von Europa garantire. Der für das Universitäts⸗Jahr 1870—71 konstituirte Senat besteht aus: dem Rektor, Prof. ord. Dr. Bruns, dem Prorektor, Geh. Medizinal⸗Rath, Prof. ord. Dr. du Bois⸗Reymond, dem Universitäts⸗Richter, Lammergerichts-⸗Rath Lehnert, dem Dekan der theologischen Fakultät, Prof, ord. Dr. Dillmann, dem Dekan der juristi⸗ schen Fakultät, Geh. Justiz-Rath, Prof. ord. Dr. Heydemann, dem Dekan der medizinischen Fakultät, Geh. Ober ⸗Med.⸗Rath Prof. Ord. Dr. von Langenbeck, dein Dekan der philofophi= schen Fakultät Prof. ord. Dr. Wei erstraß, dem Senator, Geh. Justiz Rath Prof. ord. Dr. Beseler, dem Senator Prof. ord. Dr. Kummer, dem Senator Prof. ord. Pr. Haupt, dem Senator, Geh. , Prof. 9rd. Dr. Dove, dem Senator, Ober ⸗Konsist. Rath Prof. ord. Dr. Dorner.

Der erste Feldpost ⸗Päckereitransport, am J7. Abends aus Berlin abgegangen, traf am 19. auf französischem Gebiete ein. Derselbe bestand aus 23 000 Packeten, welche in Pbtr. 1200 Säcken sortirt waren. Zum Transport waren 9 Eisenbahn⸗Waggons erforderlich, davon gingen 4 nach Metz, 5 nach Paris. Für die Landstraßenbeförderung in Frankreich sind bei diesem einen Transport 40 zweispännige Wagen zu gestellen. Zum dritten Transport, welcher am 19. Abends aus Berlin abging, lieferte die hiesige Sammelstelle allein 15967 Packete in 906 Säcken und fünf Eisenbahn⸗Waggons.

Am 17. Oktober starb in Wiesbaden der Königliche GSeneral(Lieutenant und bisherige Commandeur der 15. Division, von Weltzien, nachdem sein einziger Sohn beim Sturm auf das Dorf Moscou am Tage von Gravelotte gefallen war.

Peter Friedrich Ludwig von Weltzien war am 1. April 1815 in Bockhorn im Großherzogthum Oldenburg geboren; er trat am 21. Juni 1829 in das Oldenburgische Infanterie⸗Regi⸗ ment ein, wurde am 30. Dezember 1832 in demseiben Seconde⸗ Lieutenant und besuchte von 1834— 37 die allgemeine Kriegẽ— schule in Berlin. 1841 zum Premier ⸗Lieutenannt ernannt, wurde von Weltzien von 1816 48 als Begleiter des damaligen Erbgroßherzogs von Oldenburg während dessen Aufenthalts auf der Universität zu Leipzig kommandirt. Noch als Lieutenant nahm er 1848 am ersten, als Hauptmann bereits 1819 am zweiten Feld⸗ zuge gegen Dänemark Theil, in diesem sich das Ritterkreuz des Kurhessischen Wilhelms⸗Orden mit Schwertern verdienend. Am 19. August 1857 zum Major befördert, erfolgte im März 1859 die Kommandirung des Majors von Weltzien auf zwei Jahre in die Bundes⸗Militärkommission zu Frankfurt a. Main. 1860 zum Oberst⸗Lieutenant, 1862 zum Ibersten und Regimente⸗ Commandeur, am 30. April 1865 zum General. Major ernannt, nahm der General 1866 am Feldzuge bei der Main⸗-Armee als Commandeur der Oldenburgischen⸗Hanseatischen Brigade, speziell an den Gefechten bei Werbach, Hohenhausen, Gerchsheim und Würzburg regen Antheil. Mit dem Rothen Adler-Orden zweiter Klasse mit Schwertern und dem Großherzoglichen Ehren⸗ Komthurkreuz mit Schwertern dekorirt, trat von Weltzien am 25. September 1867 als General⸗Major in die preußische Armee unter Belassung seines früheren Patentes und unter Attachirung bei dem Stabe der 15. Division in Cöln. Am 22. März wurde von Weltzien zum General-Lieutenant beför—⸗ dert und bei Ausbruch des gegenwärtigen Krieges zum Com—⸗ mandeur dieser Division ernannt, welche er nach Ernennung von deren Commandeur zum Gouverneur von Magdeburg bereits längere Zeit geführt hatte. Der General war, obwohl leidend, bis vor vierzehn Tagen an der Spitze seiner Truppen vor Metz gewesen und hatte erst auf den dringenden Rath der Aerzte sich von dort nach Wiesbaden begeben, wo am Abend des 19. Oktober unter allgemeinster Theilnahme seine Bestattung

stattfand.

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