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ßer Lebhaftigkeit erwidert, bei möglichster Schonung aller nicht zu den Befestigungswerken gehörigen Gebäude und Anlagen doch so rasch die erheblichen Wirkungen, daß diesseits mit Zu⸗ versicht auf eine sehr baldige Kapitulation der Festung gerech⸗ net werden durfte.
Bereits den Wällen und auf dem imposanten alten Münster⸗ thurme Schlettstadts die weiße Fahne aufgezogen und in Folge dessen vom General v. Schmeling der Generalstabs⸗Offizier der Division, Major v. Kretschman, zum Abschlusse der Kapitula- tion ermächtigt. In Erwiderung auf den Wunsch des Gou⸗ verneurs, welcher zum Zwecke der Verhandlung einen 24stündi⸗ gen Waffenstillstand begehrte, wurde blese Frist nur bis 2 Uhr Nachmittags bewilligt, und der Erfolg rechtfertigte voll⸗ ständig die Zweckdienlichkeit dieser Beschränkung. Denn als Major v. Kretschmann sich bald darauf zur Be— schleunigung der Verhandlung in Begleitung eines Or⸗ donnanz⸗Ofsiziers, Premier Lientenants Jordan, in das Kom⸗ mandanturgebäude der Festung begab, bot das Innere der Stadt bereits ein grelles Bild der Unordnung. Die Besatzung größtentheils betrunken, plünderte gemeinsam mit dem Pöbel die Magazine, steckte Häuser in Brand, und legte sogar Lei— tungen und Feuer an die Pulvermagazine. Während franzö⸗ sische Offiziers dies zu verhindern bemüht waren, ohne jedoch Autorität erlangen zu können, begab sich der Gouverneur Comte de Reinach mit den genannten preußischen Offizieren in den Bereich unserer, bereits unmittelbar vor dem Thore befind⸗ lichen Truppen, woselbst die Kapitulation alsbald zum Ab- schlusse gefuhrt wurde.
Noch bevor die Genehmigung des Generals v. Schmeling zu derselben eingeholt werden konnte, wurden auf Wunsch des französischen Gouverneurs 3 preußische Bataillone in die Festung geführt, welche sofort die von dem französischen Artillerle⸗Kom⸗ mandanten bezeichneten Pulver⸗Magazine absperrten und weite⸗ ren Exzessen vorbeugten. Nach erfolgter Genehmigung der Kapitulation wurde den Bedingungen derselben gemäß die Festung von ihrer gesammten, in Kriegsgefangenschaft ein⸗ tretenden Garnison um 4 Uhr Nachmittags geräumt. Die Stärke derselben erwies sich auf nahe an 100 Offiziere, welchen zufolge der neuerdings aus bem Königlichen Hauptquartier ergangenen Bestimmung die bei den bisherigen Kapitulationen gewährte Bedingung der Freilassung auf Ehrenwort nicht zu⸗ gestanden war, und auf rund 20600 Mann verschiedener Waffen, einschließlich der Mobilgarden. Erbeutet wurden 120 Geschütze, darunter 49 gezogene, und nicht unerhebliche Vorräthe an Tabak, Proviant und sonstigen Beständen.
Am 25. Ottober, Vormittags 11 Uhr, hielt General von Schmeling an der Spitze der Truppen, welche an der Belage⸗ rung Theil genommen hatten, unter dem Geläute der Glocken feierlichen Einzug in die Stadt. Am Straßburger Thore von einer Deputation der Munizipalität und der Geistlichkeit empfan⸗ gen, ließ derselbe sodann innerhalb der Stadt die Truppen defiliren. Nach dem Durchmarsche wurde innerhalb der Festungswerke ein Gottesdienst evangelischer und katholischer Konfesston gefeiert. Als Besatzung verblieben in der Festung zunächst die der 1. Reserve⸗Division angehörigen Landwehr ⸗Baͤ⸗ taillone nebst einer Pionier⸗Compagnie, deren angestrengtester Thätigkeit es noch bis in den folgenden Tagen hinein bedurfte, um die zum größten Theile von den letzten Excessen vor der Uebergabe herruͤhrenden Feuersbrünste vollständig zu dämpfen.
Wem es vergönnt war, die Wälle dieser Festung nach der Uebergabe näher in Augenschein zu nehmen, der wird der Be— lagerungs⸗Artillerie der Division das Anerkenntniß nicht ver⸗ sagen konnen, daß sie ihre furchtbaren Waffen gut zu führen gewußt hat.
Als vollgültige Zeugen hierfür sprechen auf den angegriffe— nen sämmtlich mehr oder weniger stark mitgenommenen Wällen und Redouten 24 demontirte Geschütze resp. Laffetten.
— Weiter liegt vom Kriegss chauplatz folgendes Tele⸗ gramm vor:
Ver sailles, 2. November. (W. T. B.) Gestern Mittag hatte Thiers eine dreistündige Besprechung mit dem Grafen Bismarck; heute früh fand eine militärische Berathung bei Sr. Majestät dem Könige statt, welcher auch der Bundeskanzler beiwohnte, um 2 Uhr hatte Letzterer eine zweite Zusammen⸗ kunft mit Thiers.
Dem hiesigen
Hamburg, 2. November. (W. T. B.) Commandeur
amerltanischen Kon sillale ist ein Bericht des
am 24. d. Morgens gegen 9 Uhr wurde auf
Breese von der amerikanischen Dampfkorvette Plymouth., welcher kürzlich von der Ostsee kommend in Southampton ein⸗ traf, zugegangen, wonach derselbe auf der Fahrt von Euxzhafen nach dem Kanal nirgends französische Kriegsschiffe gesehen hat; indessen sollen sich im Kanal und nördlich von Schottland noch einige französische Kriegsschiffe befinden, bie deutschen Schiffen auflauern. Schließlich spricht der Commandeur Breese seine Anerkennung aus über die freundliche Aufnahme, die ihm seitens der Marine- und Militärbehörden in Cuxhafen zu Theil ward.
Niederlande. Haag, 2. November. (W. T. B.) Es bestätigt sich, daß die Minister der Kolonien, der Justiz, der auswärtigen Angelegenheiten und des Krieges ihre Entlassung eingereicht haben. Der König hat Bosse und Fock mit der Neuhildung - des Ministeriums beauftragt. Es wird versichert, daß in der nächsten Sitzung der ersten Kammer die Regierung über die Minifterkrisis interpellirt werden wird.
Frankreich. Tours, 2. November. (W. T. B.) Aus Paris eingetroffenen Nachrichten vom 29. Oktober zufolge hat die Regierung ein Dekret erlassen, durch welches der Orden der Ehrenlegion ausschließlich für militärische Dienste reservirt blei⸗ ö. offt Durch ein anderes Dekret wird die Kaiserliche Garde abgeschafft.
— Die aus Tours in Brüssel, 2. November, eingetroffene Patrie« plädirt für den Waffenstillstand. Sie weist jedoch jede Gebietsabtretung kategorisch zurück und sagt: Wir können jetzt nicht die Hoffnung hegen, den Feind vollständig schlagen, zurückwerfen und verfolgen zu können. Dazu bedürften wir noch Monate, und die innere Lage Frankreichs erlaubt nicht,
so lange zu warten.
Die - Gazette de Frane« schreibt; Die Proklamation Gam— betta's ist eine schlechte Politik, weil sie in diesem Augenblick nur entzweien und aufreizen kann, wo alle Anstrengungen ge⸗ macht werden müßten, um Einigkeit und Uebereinstimmung Frankreichs zu erzielen. Warten“ wir die Rückkehr der Ruhe in die Gemüther ab, um ein Urtheil zu fällen und den neuen Feldzug plan festzustellen, und beschränken wir uns gegenwärtig darauf zu wiederholen, daß Preußen sich sehr täuschen würde, wenn es in der Kapitulation von Metz unser letztes Wort sehen
wollte.
Amerika. Wa shington, 1. November. (W. T. B) * Dem monatlichen Finanzberichte zufolge betrug die ge⸗ sammte Staatsschuld der Vereinigten Staaten am' Ende des vorigen Monats 2472 Millonen Dollars; es ergiebt sich dem— nach für den verflossenen Monat eine Verminderung derselben von 5 Millionen Dollars. Im Staatsschatze waren 103 Mil⸗ lionen Dollars an baarer Münze und X63. Milltonen Dollars Papiergeld vorräthig.
Verkehrs⸗Anstalten. Tr i est ! 2. November. V. T. B.) Das dem Triester Lloyd « gehen ge Passagierschiff ⸗Thetis« wird ain 5. Dezember nach Bombay abgehen.
Fonmels - Mme AcCtierna - HF.
Kregram, 2. November, Nachm. 1 Uhr 54 Min. (Tel. Dep. ges Staats-Anzeigers. Gester. Banknoten 8353- bez. u. B. Freiburger Stammaktien — Oberschlesische Aktien Lit. A. 1725 Br.; Lit. B. — Oberschlesische Hrioritãts · Obligationen Lit. D., 4proxz. 813 Br.; 4zproz. S9) etw. bez.; Lit. E. 73 bez. ; do. Lit. G. * Gd. Oderberger Stamm. Aktien 96z Br. Keisse- Brieger Aktien 86 etw. bez) Rechte Oder Ufer Stammaktien — Ereuss. 5proz. Anleihs von 183533 1060 Br. Fest.
KEriamke fannt a. J., 2. Novomber, Abends. (Wolff: s
Tel. Bur.) Fest. (Et fokten- Sozietät.) Amerikaner g5 , Qesterr. Ereditaktien A553. Staatsbahn 3767, 1860er Loose 773, Lomhbarden 1673, Galizier 240, Silberrente 555, Neue Spanier —, Böhmische Woesthahn —.
HHamhurg, 2. November, Nachmittags. (Wolff's Tel. Bur.) Fest.
Schlusscourse,) Preuss. Thaler —. Präümienanleihe 8ö5z. Siiberrente 55. Oesterreichische Kredit- aktien 2085. Oesterreich. 1860er ELooss 7653. Staatsbahn 797. Lombarden 318. Italienische Rente 544. Vereinsbank 115. Kommerazbank 1913. Norddeutsche Bank 1465. Rheinische Bahn —. Altona-Kiel —. Finnländische Anleihe -. 1864er Russ. Erämienanl. 1083. 1866er Russische Primienanleihe 107. 6proz. Vereinigte Staatenanleihe Pr. 182 90. Liskonto 3 pCt.
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Staats-
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Sieten⸗ Platz Nr. X.
Anzeiger.
M 349.
Berlin, Donnerstag den 3. November Abends
1870.
Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: in Pforta zum Direktor des Gymnastums zu Oels in Schlesien; und
ister a. D. Eduard Loerbrocks, beide zu Hamm, der 7 ler dortigen Stadiherordnelen dersammlung getroffenen Wahl gemäß, als unbesoldete Beigeordnete der Stadt Hamm für die gesetzliche sechsjährige Amtsdauer zu bestätigen.
amens des Norddeutschen Bundes das Exequatur al n re en d , Vizekonsul daselbst ertheilt worden.
Beschränkung in der Annahme von Priv atpäckereien
Marschbewegungen der Truppen in Frankreich wieder begonnen
Die Wahl des Professors Dr. Abicht an der Landesschule
Den Dr. Wilhelm von der Marck und den Bürger⸗
Norddeutscher Bund. . Dem Kaufmann Ludwig Brügmann in Papenbur
Bekanntmachung. an die Truppen in Frankreich. . Nachdem in Folge der U&ebergabe von Metz die größeren
ben, sieht das General⸗Postamt genöthigt, die nach der n, n, vom 9. Oktober er., vorübergehend eingeführte Annahme von Privatpäckereien an die Truppen in Frankreich bis auf Weiteres in der Weise zu beschränten, daß von jetzt ab Privatpäckereien nur noch für die vor Paris stehenden Truppen und für die Besatzungen von Straßburg und Metz zur Besorgung übernominen werden. Die Adressen der eingelieferten Packete müssen außer den bisher vorgeschriebenen Bezeichnungen auch die Angabe des Bestimmungsortes (vor Paris, in Straßburg oder in Met) enthalten. Die Postanstalten können sich bei der Annahme der Packete auf eine Prüfung, ob der Truppentheil, bei welchem der Adressat steht, zu den vorbezeichneten Truppen gehört, nicht einlassen. Packete an Adressaten bei solchen Truppentheilen, für welche die Packetbeförderung nach Obigem eingestellt ist, werden, wenn sie nach Erlaß dieser Bekanntmachung angenom⸗ men worden sind, nach dem Aufgabe⸗Orte zurückgesandt und dem Absender, falls dieser sich genannt hat oder sonst zu er⸗— mitteln ist, wieder uren, ohne daß eine Erstattung des vor⸗ ausbezahlten Franco erfolgt. J .
ö . der für die Feldpostbriefe in Privat⸗ angelegenheiten an mobile Militärs und Militärbeamte fest gesetzten Gewichtsgrenze von 4 Zollloth einschließlich kann im
nteresse der Aufrechterhaltung einer ordnungsmäßigen orrespondenz Beförderung auch während der Beschränkung der Annahme von Privatßäckereien an die mobilen Truppen
nicht nachgegeben werden. . ching den 1. November 1870. General Postamt.
In Vertretung: Wiebe.
Bekanntmachung.
Bei Briefen nach Rußland ist es zur Sicherung der richtigen Spedition von Wichtigkeit, daß, wenn auf denselben der Bestimmungsort in russ isch er Schrift ausgedrückt wird, die Angabe desselben außerdem in deu tscher, französischer oder englischer Schreibweise erfolge, weil die russischen Schrift⸗
land
Auch muß bei Briefen nach weniger bekannten Orten Ruß ˖ s die Lage des Bestimmungsorts durch zusätzliche Angabe
des Gouvernements außer Zwelfel gestellt werden.
Berlin, 2. November 1870. General ⸗ Postamt. In Vertretung: Wie be.
rich
Ministerium für Handel, Gewerbe und öffentliche
Arbeiten. Die Maschinenmeister Vogt zu Königsberg i. Pr. und
Siegert zu Berlin sind zu Koͤniglichen Eisenbahn⸗Maschinen⸗ meistern bei der Ostbahn ernannt worden.
inisterium der geistlichen, Unterrichts ⸗ und * 3. . ngelegenheiten. ( Befannt m a ch un . Auf hohe Anordnung des Ministers der geistlichen, Unter⸗ ts⸗ und Medizinal-⸗Angelegenheiten Herrn Pr. von Mühler
wird der Schluß der Kunst⸗-Ausstellung im e, dee. Aka⸗ demiegebäude statt am 6. November erst am
den 13. November, erfolgen. Ertr Kriege Verwundeten und deren Hinterbliebene bestimmt.
onntag, Der Ertrag ist für die im
Berlin, den 2, November 1870. . Die Königliche Akademie der Künste. Im Auftrage: Ed. Daege. O. F. Gruppe.
wegen Ausreichung neuer 3
SHaupt⸗ Verwaltung der Staats schul den.
Bekanntmachung inscoupons zu den Prioritäts⸗
Aktien der Niederschlesisch⸗Märkischen Eisenbahn. Die Coupons Serie V. Nr. 1 bis 8 zu den Prioritäts⸗
Aktien der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn Serie J. und II. über die Zinsen für die vier Jahre 1871 bis 1874 nebst Ta— lons werden vom 15. Nopember d. Is ab bei der Haupt- kasse der genannten Eisenbahn in Berlin und bei der Stationskasse in Breslau in den Vormittagsstunden von 9 bis 1 Uhr, mit Ausnahme der Sonn- und Feiertage und
der Kassenrevisionstage, ausgereicht werden.
In der Zeit vom 15. bis 31. Dezember d. Is. werden auch
die Stationskassen in Frankfurt a. O. und Liegnitz die Coupon⸗Ausreichung bewirken.
Zur Erlangung der neuen Coupons sind die Talons vom
26. Mai 1866 mit einem nach den Serien und Nummern gegrdneten doppelten Verzeichnisse, wozu Formulare bei den er⸗ wähnten vier . vom 7. k. Mts. ab unentgeltlich zu aben sind, einzureichen. ) r
a wird ö mit einer Bescheinigung über die Abgabe des Talons versehen, sofort zurückgegeben, und es erfolgt später gegen Abgabe desselben und Quittung die Aushändigung der
Das eine Exemplar der beiden Ver⸗
neuen Coupons und Talons.
züge den norddeutschen Post Anstalten nicht überall hinlänglich bekannt sind.
50
Der Einreichung der Aktien selbst bedarf es nur dann,
wenn die alten Talons abhanden gekommen sind.
lin, den 31. Oktober 1870. n Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Eck.