1870 / 355 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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bezw. Seite 508) ausgegebenen, am 1. Dezem ber d. J. fälligen Bundes-⸗Schatzanweisungen vom 1. August d. J. wer⸗ den in Berlin von der Staatoͤschulden⸗Tilgungskasse schon vom 28. Rovember d. J. ab, und außerhalb Berlins von den Bun⸗ des. Ober⸗Postkassen vom Fälligkeitstage, den 1. Dezember d. J. ab in gewöhnlicher Weise eingelöst werden.

Wegen der bei der Einlösung der Schatzanweisungen zu beobachtenden Formen wird auf unsere Bekanntmachung vom 25. Mai d. J. Preußischer Staats ⸗Anzeiger Nr. 125) Bezug genommen, und nur noch besonders benierkt, daß die für die Staatsschulden Tilgungskasse bestimmten Einsendungen direkt an die se Kasse und nicht an die Haupt⸗Verwaltung der Staatsschulden zu richten sind.

Berlin, den 4. November 1870.

Hauptverwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Eck.

Berlin 8. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbengnnten Offizieren die Er⸗ laubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen fremdherrlichen De. korationen zu ertheilen, und zwar: des Kaiserlich russi⸗ schen St. Georg Ordens zweiter Klasse, des Groß—⸗ kreuzes des Königlich sächsischen Militär: St. Hein⸗ richs-Ordens und des Größherzoglich mecklen burgi⸗ schen Militär ⸗Verdienstkreuzes zweiter Klasse: dem General der Infanterie Grafen von Moltke, Chef des General⸗ stabes der Armee; des Großkreuzes des Königlich säch si⸗ schen Verdienst⸗Ordens mit Schwertern und des Groß⸗ herzoglich mecklenburgischen Militär ⸗Verdienst⸗ Kreuzes erster Klasse: dem General -Lieutenant von Pod- bielski, General ⸗Quartiermeister der Armee; des Eomman-⸗ deur⸗Kreuzes erster Klasse des Großherzoglich hessi⸗ schen LJudwigs-Ordens: dem General Major von Putt kamer, Commandeur der 9. Artillerie Brigade; des Groß⸗ herzoglich mecklenburgischen Militär ;: Verdien st— Kreuzes zweiter Klasse: dem als 1. Artillerie ⸗Offizier zum General- Kommando des 13. Armee Corps kommandirten Oberst Lieutenant Wiebe der 1. Artillerie⸗Brigade; sowie des Ritter ⸗Kreuzes des Großherzoglichmecklenburgischen Ordens der Wendischen Krone: dem Major v. Seeler vom 4. Brandenburgischen Infanterie⸗Regiment Nr. 24 (Groß⸗ herzog von Mecklenburg ⸗Schwerim.

3 In Folge der Anberaumung der Urwahlen zum Abgeord— netenhause werden am 9. d. M. während der Zeit von 9 Uhr Vormittags bis um 3 Uhr Nachmittags die Verkehrs⸗ stellen für das Publikum bei den hiesigen Postanstalten eschlossen, auch wird während dessen die Bestellung der riefe und Pakete, sowie das Leeren der Briefkasten ausgesetzt. Berlin, den 8. November 1859. Der Ober ⸗Post ⸗Direktor. In Vertretung: Rabe.

Nichtamtliches.

Preußen. Berlin, 8. November. Aus Versailles, Montag, 7. November, Abends 10 Uhr 30 Minuten, wird dem W. T. B.« gemeldet:

Nachdem die französische Regierung durch Thiers erklärt hatte, das deutsche Angebot eines Waffenstillstandes von belie⸗ biger Dauer auf Basis des militärischen Status quo nicht an⸗ nehmen zu können, schlug Graf Bismarck vor, die Regierung von Paris⸗Tours möge die Wahlen nach Belieben ausschreiben und den Termin mittheilen. Die deutschen Heere versprächen, auch ohne Waffenstillstand die Wahlen in dem , okkupirten Theile Frankreichs zuzulassen, zu fördern und ihre Freiheit zu achten. Thiers hatte darauf eine Besprechung an der Vor⸗ postenlinie mit Favre und Trochu, war aber, nach Versailles zurückgekehrt, nicht ermächtigt, den deutschen Vorschlag anzu⸗ nehmen, hatte vielmehr Befehl, abzubrechen.

Nach Privatmittheilungen aus Paris ist Jules Favre und die Mehrzahl seiner Kollegen für die Wahlen und für den durch Thiers vermittelten Waffenstillstand gewesen. Trochu aber, dagegen agitirend, hat seine Ansicht durchgesetzt.

Offizielle militärische Nachricht.

General von Treskow meldet aus Les Errues vor Belfort vom 6. November, daß die Division zwischen Colmar und Belfort in mehreren kleinen Gefechten Francs, tireurs vertrieben

hat. Am 2. fanden Gefechte gegen Mobilgarde bei Les Errues, bei Rougemont und Petit⸗Magny statt, in letzterem ließ der Feind allein 5 Offiziere und 1063 Mann todt zurück. Am 3. wurde Belfort cernirt, und die Verbindung mit General von

Werder hergestellt.

Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach richten vor:

In Bezug auf das Gefecht bei Le Bourget, am 30. Ot. tober, hat Se. Königliche Hoheit der kommandirende General des Garde⸗Corps, ahn! August von Württemberg, den nachfolgenden Corpsbefehl an das Garde ⸗Corps erlassen:

Soldaten des Garde Corps! .

Der dem Garde ⸗Corps befohlene Angriff auf Le Bourget ist heute Morgen von der 2. Garde ⸗Infanterie⸗Division mit den ihr zugetheilten Truppen aller Waffen glorreich durchgeführt worden.

Ein mit hohen steinernen Mauern umschlossenes? zur Vertheidi⸗ ung eingerichtetes und mit den besten Truppen der Pariser Garnison fark besetztes Dorf ist einem Feinde entrissen worden, der so hart. näckig jedes einzelne Gehoͤft vertheidigte, daß oft erst der Pionier für den Infanteristen den Weg öffnen mußte.

ind die Verluste, mit welchen der Sieg erkauft ist, verhältniß. mäßig auch sehr groß, so hat das Garde⸗Corps dafür doch einen neuen Ruhmestag in seiner Geschichte gewonnen.

Im Ramen des Corps spreche ich daher dem heldenmüthigen Commandeur der 2. Garde. Infanterie · Dipiston, der mit der Fahne in der Hand die sperrende Barrikade zuerst überstieg, sowie den be theiligten Offizieren, Unteroffizieren und Soldaten der Infanterie, Kavallerie, Artillerie und Pioniere den Dank für die Ehren aus, welche sie heute dem Garde Corps erkämpft haben.

Vertrauensvoll kann man solchen Truppen die Lösung der schwie⸗

rigsten Aufgaben , der König!

H. -O. Gonesse, den 30. Oktober 1870. ; Der kommandirende General des Garde ˖ Corps,

Au gust Prinz von Württemberg.

Versailles, 7. November. (W. T. B.)

In Folge der mit zwei Ballons erbeuteten Korrespondenz aus Paris ist von Seiten des deutschen Oberkommandos ein allgemeines Verbot ergangen, irgend eine Person aus Paris heraus oder nach Paris hineinzulassen. Die fünf in den

Ballons gefangenen Personen sind vor ein Kriegsgericht gestellt.

Aus Reneve le Chateau, 29. Oktober, ist uns fol—⸗ gender Bericht zugegangen:

Am 22. Oktober wurde der Vormarsch des 14. Armee⸗ Corps auf Besangon befohlen und zwar in der Art, daß die Kolonne Keller auf Voray, die Kolonne Degenfeld auf Etuz, die Kolonne Prinz Wilhelm auf Pin den Vormarsch selbst— ständig gegen das Flüßchen Ognon zu bewerkstelligen hatte.

Die Brigade Krug war auf Oiselay dirigirt; hier empfing auch der kommandirende General, General der Infanterie . 4 um 11 Uhr Vormittags die Meldungen sämmtlicher

rigaden.

Der Kavallerie⸗Brigade La Roche, wie auch dem Kavallerie Detachement Dohna, waren besondere Aufträge zugefallen.

Die Kolonnen Keller und Degenfeld stießen bei ihrem ge—⸗ trennten Vordringen auf Widerstand und drängten den Feind gegen den Ognon zurück. .

Gegen Etuz warf der Feind größere Truppenmassen vor, und bel CEussey fand der General von Degenfeld überlegene feindliche Streitkräfte, welche sich anschickten, den Flußübergang durch geschickte Terrainbenutzung zu verhindern. .

Bei der großen breiten Brücke über den Ognon und vor Fern nter aufsteigenden Cussey kam es zu einem heftigen

efecht.

Nachdem gegen die feindlichen Stellungen ein wirksames Artillerie / Feuer eröffnet war, ging das 1. Bataillon 3. badi⸗ schen Infanterie⸗Regiments, unter Major Unger, zum Sturm vor, vertrieb den Feind aus allen Stellungen und nahm das Dorf durch Bajonettangriff.

Als diese Truppen kurz darauf des kommandirenden Generals ansichtig wurden, brachen sie in einen nicht enden wollenden Jubel aus, welches der General von Werder damit beschwichtigte, daß er lhnen wiederholt zurufen mußte »nicht mir, sondern Euch bringe ich ein Hurrah aus.“

Der Feind, welcher eilig geflüchtet war, suchte den nahen Wald und von diesem die bergartig ansteigende waldreiche Höhe zu gewinnen, welche den Vorwall gegen Besangon bil— det, dieses dadurch unseren Blicken entziehend.

Ueberall war der Weg bedeckt mit weggeworfenen Gewehren und Tornistern des Feindes. Zumeist auf der Brücke und den Wiesenrändern lagen die Leichen des Feindes, darunter die eines höheren Offiziers der gardes mobiles. 64 Verwundete ließ der Feind in den Händen des Bataillons;

darunter 11 Offiziere und 2 Stabsoffiziere.

Das Bataillon selbst hatte nur einen Todten, 23 Ver—⸗ wundete, darunter 1 Offizier, und 3 Vermißte.

Soweit die Verfolgung durch Kavallerie geschehen konnte, wurde dieselbe bewerkstelligt, und zu dem Ende die Escadrons der Kolonne Krug vorgezogen.

Als die Spitzen des 5. badischen Infanterie Regiments sich dem südlichen Auxon näherten, erhielten sie jedoch von dem dort postir⸗ ten Feinde Feuer, und alsbald begann eine etagen förmig postirte feindliche Artillerie, welcher selbst Geschütze schwersten Kalibers nicht fehlten, unsere vordringenden Truppen zu beschießen.

Die Aufgabe, sich der Uebergänge des Ognon zu bemächti— gen, war erfolgreich, jedoch boten die Massenaufstellungen des Feindes und die im Zurückweichen begriffenen Bataillone zu viel Zielobjekte, um nicht unserer Artillerie ein weiteres Feld der Thätigkeit zu eröffnen.

Die Corps - Artillerie griff daher neben den der Kolonne

Degenfeld beigegebenen Geschüßen, wirksamst weiter ein. Sie

wurde dabei von allen feindlichen Positions⸗ und Feldgeschützen

beworfen, jedoch ohne Verluste zu erleiden. Eine in naͤchster

Nähe krepirende Granate, welche unmittelbar vor dem neben

. ö. haltenden Corpsstabe einfiel, blieb ohne alle rkung. .

Als die Nachricht eintraf, daß das südliche Auxon von der feindlichen Infanterie verlassen war, schickte sich eine Escadron des 2. Reserve⸗Dragoner Regiments an, . der Straße vor⸗ zugehen. Diese empfing, zur Attake entwickelt, aus dem nahen Walde von allen Seiten Feuer und mußte wenden.

Das rechts vorgeschobene Bataillon Arnold des 5. Infan⸗ terie Regiments stieß bei dem oberen Auxon auf festungsartige Vertheidigung der unmittelbar sich anschließenden Waldhöhen.

Der kommandirende General befahl hier das Gefecht abzu⸗ brechen und für die Nacht Stellung zu nehmen.

Die, nach Beginn des Gefechtes, aus der Reserve (General Major von Krug) vorgezogenen und in die linke Flanke ent— sendeten 2 Bataillone, 4. Rheinischen Infanterie⸗Regiments Nr. 30 hatten jenseits Geneuille, unter starkem Granat⸗ und Gewehrfeuer, ein heftiges Gefecht und vertrieben den Feind aus allen Positionen, wurden aber am weiteren Vordringen durch die hereinbrechende Dunkelheit gehindert.

Hier, wie auf dem rechten Flügel, nahmen die Truppen Vorposten in den eroberten Stellungen. Die Brigade Keller, welche vor Voray auf den Feind

gestoßen und ihn gegen Besangon zurückgeworfen hatte, und

die Brigade Prinz Wilhelm konnten, durch schwierige Terrain⸗ abschnitte gehindert, nicht mehr in das Gefecht eingreifen.

Jedoch erschienen die Spitzen der letzteren Brigade, bei ein⸗ brechender Dunkelheit, noch auf dem Gefechtsfeld.

Das 30. Regiment verlor vor Devecay 9 Todte, darunter 1L9ffizier⸗Aspirant; 51 Verwundete, darunter 1 Offizier und 1 Offizier⸗Aspirant. Der Verlust des Feindes ist geschätzt auf 100 Todte und Verwundete; einige 50 Mann Unverwundeter wurden gefangen, darunter Linien⸗Soldaten und Zuaven.

Die unseren Truppen gegenüberstehenden feindlichen Streit⸗ massen, in festen gut besetzten Positionen, mochten 10⸗ bis 12, 000 Mann stark sein. Die Erfolge der geringen diesseitigen Streitkräfte, welche so siegreich ins Feuer gekommen waren, erfüllt das ganze Corps mit der Zuversicht, daß die ihm zugefallene schwere Aufgabe ihm gelingen werde. Diese Aufgabe wuͤrde Veranlassung, den nächsten Tag sich auf weitere Rekog— noscirungen, mit Vermeidung ernsthafter Engagements, zu beschränken, am 24. über la Chapelle sich auf Gray zu konzentriren und ein anderes Angriffsobjekt aufzusuchen.

Ueberall geschahen diese Bewegungen mit der der deutschen Armee eigenen Präcision; nirgends fanden Beunruhigungen durch den Feind statt, und heute stehen die Spitzen der Corps schon bei Mirebeau.

Aus Journalen, welche die gefangenen Offiziere bei sich trugen, und nach deren Aussagen bestätigt sich, daß Garibaldi bereits außerhalb Besangon sich befinde, um weiter südlich Frei Corps zu bilden, und daß Gambetta nach Tours zurück gegangen sei. Im Auftrage der Republik hatte er sich einige Tage in Besangon an der Seite Garibaldi's aufgehalten.

Zum Kommandanten von Gray ernannte der komman⸗ dirende General den seinem Stabe attachirten Oberst⸗Lieutenant Hartmann, à la suite des 11. Artillerie- Regiments. Dessen Funktionen erloschen jedoch mit dem 28., an welchem Tage das General⸗Kommando Gray verließ.

Bereits am 27. in der Frühe gelangte hier an Se. Excellenz die Meldung, daß die Kolonne Prinz Wilhelm von Baden, welche an diesem Tage auf Mireheau dirigirt war und Seiten⸗ patrouillen über Autrey nach St. Seine béglise abzusenden hatte, sehr bedeutende Wegesperrungen und Barrikaden auf

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welches außerdem gegen 200 unverwundete Gefangene machte,

ersterer Straße und feindliche Massen an letzterem Ort ange⸗ troffen habe.

Im jenseitigen Thale der Saone hatten sich außerdem be⸗ waffnete Bauernmassen gezeigt, welche, durch die Nachricht der augenblicklichen Regierung irregeleitet, glaubten, daß die preußi⸗ schen Soldaten nach einer verlorenen Schlacht bei Besangon, in voller Flucht in Gray erschienen seien.

Bei St. Seine Lglise kam es daher zu einem Gefecht. Das Bataillon Wolf vom 2. badischen Infanterie ⸗Regiment zersprengte die Banden mit sehr geringem Verlust. Es machte 569 unverwundete Gefangene und trieb den Feind, welcher 50. Todte und Verwundete auf dem Platz ließ, gegen Dijon zurück, die sämmtliche Bagage für 6060 Mann erbeutend. Am Nachmittag hatte bas badische Leib— Regiment unter Führung des Obersten Freiherrn von Wech⸗ mar, noch Gelegenheit, sich besonders auszuzeichnen. Bei Esser⸗ tenue stieß es auf frische feindliche Truppen, der Armee von Lote d'or angehörend. Das Bataillon Hoffmann erhielt den Befehl, diese feindlichen Truppen anzugrelfen.

Sie wurden geworfen, ließen durch Festhalten in der Front und Rückenangriff, durch un hun einer Compagnie, circa oo) Gefangene, darunter 11 Offizlere, in Händen des Bataillons, dessen Verlust 17 Mann betrug.

Der Feind trat seinen eiligen Rückmarsch auf Dijon an.

Die gefänglich eingebrachten Bauern, welche bewaffnet in unsere Hände elen, wurden kriegsgerichtlich verurtheilt und die Exekution am 28. in Are vollzogen.

An diesem Tage wurde der Aufmarsch gegen den »La Vin⸗ geanne« befohlen, jedoch im weiteren Vormarsch der Feind nicht mehr angetroffen, der auch nicht zu erreichen war, da die Wiederherstellung der unfahrbar gemachten Straßen geraume 3 ö. . nahm und unaufhörlicher Regen den Marsch

rte.

An demselben Tage besetzte jedoch die Prinzen Wilhelm von Baden trotz aller Schwierigkeiten Mirebeau. Sie nahm daselbst die Feldpost des Feindes ge—⸗ fangen und schob Vorposten gegen Dijon vor.

Das General⸗ Kommando nahm Marschquartier in Reneve le chateau und Reneve l'oglise.

Am heutigen Tage war der Vormarsch gegen Dijon an⸗ , . als dem General- Kommando noch rechtzeitig eine

önigliche Ordre zukam, die das XIV. Armee⸗Corps nach einer anderen Richtung zur Verwendung bringt.

Kolonne des

Franzssischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗ gende Nachrichten eingegangen:

‚Der General Bellemgre, der in Le Bourget sich unfähig erwies und bereits von General Berthoud ersetzt wurde, war, wie die »Correspondence Havas« meldet, »Führer eines Regi⸗ ments Infanterie, in der Armee des Marschalls Mac Mahon; er ist einer der Offiziere, welche sich weigerten, die Kapitulation von Sedan anzuerkennen, und es gelang ihm unter den größten Schwierigkeiten, Paris zu erreichen, wo er einige Tage vor der Einschließung eintraf. Sein Verhalten und seine ausge— zeichneten Dienste bewirkten, daß er von der Regierung der Nationalvertheidigung zum Brigade-General ernannt wurde.« General Bellemare hat einen größeren offiziellen Bericht aus St. Denis vom 28. Oktober mit einer Nach⸗ schrift vom 29. Oktober, 6 Uhr Morgens, erstattet und den⸗ selben durch eine Depesche vom 29. und eine Mittheilung vom 30. Oktober, 55 Uhr Abends, ergänzt. Der Verlauf der Ereig⸗ nisse ist nach dieser, jedenfalls sehr trüben Quelle folgender: Um das Corps der Francs⸗tireurs der Presse, dessen Dienst in La Courneuve in Folge der Fortschritte der Ueberschwemmung der Crould unnütz geworden, zu verwenden, wurde am Abend des 27. Oktober dem Anführer dieser Franestireurs Befehl er- theilt, einen nächtlichen Angriff auf die in Le Bourget stehen⸗ den feindlichen Vorposten zu machen. Sie griffen unter dem Kom⸗ mandanten Rolland, ohne einen Schuß zu thun, die preußischen Vorposten an, die in Unordnung entflohen, wobei sie die Mehrzahl ihrer Tornister und Helme im Stiche ließen, von Haus zu Haus bis zu der Kirche vertrieben wurden, wo sie sich fester eingerichtet hatten. Bellemare ließ die Franes— tireurs jetzt bedeutend verstärken, damit sie sich solid im Dorfe festsetzen könnten, und traf um 11 Uhr in Person in Le Bour⸗ get in dem Momente ein, als seine Leute bereits vollständig des Dorfes Meister waren. Gegen 12 Uhr demaskirte der Feind zwei Positions⸗Batterien am Pont Iblon und ließ zwei Feld⸗Batterien auf der Straße von Dugny nach Le Bourget vorgehen, die fast unaufhörlich bis 5 Alhr das Dorf bombar⸗ dirten und mehrere Häuser in Brand schossen. Da die feind— liche Artillerie numerisch überlegen war, ließ Bellemare die seinige zurückziehen, seine Truppen aber blieben trotz des hef⸗ tigen feindlichen Feuers kaltblütig in ihren Stellungen,

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