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in Chatillon angegriffen, haben sich mit Verlust von 120 Mann und 70 Pferden auf Chateau Villain zurückgezogen. Von den Armeen liegen sonst keine Meldungen von Bedeu: ung vor.
von Podbielski.
(Cbatillon⸗sur⸗Seine, Stadt von 5000 Einwohnern, im Dep. C5öte d'or, liegt 9 Meilen südöstlich von Troyes und 10 Meilen nordwestlich von Dijon an der von Chateauneuf südwestlich über Chaumont nach Nuits führenden Eisenbahn, an welcher sich in Chatillon die Eisenbahn nach Troyes ab⸗ zweigt. Chateau⸗Villain liegt an der erstgenannten Eisenbahn, 43 Meilen nordöstlich von Chatillon, 2 Meilen südöstlich von Chaumont. Chateau⸗Villain gehört zum Departement Haute⸗ Marne nnd zählt 1780 Einwohner.)
. — Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach- richten vor: Der General der Infanterie und kommandirende Ge— neral des 109. Armee Corps von Voigts-Rhetz hat an den Ober ˖ Präsidenten der Provinz Hannover Grafen Otto zu Stolberg⸗Wernigerode das folgende Schreiben gerichtet:
Pont à . Mousson, den 3. November 1870. Mein hochverehrter Herr Ober⸗Präsident!
Heute ist das hannoversche Armee ⸗ Corps wieder hier eingerückt, nachdem es mit fliegenden Fahnen durch die bis dahin noch nie ge fallene Festung Metz marschirt ist. Das Corps hat einen glänzenden Kreislauf vollendet. Es rückte den 14. August in Pont - 4 Mousson ein, nachdem es in forciriten Märschen die Saar und Mosel über- schritten hatte, es ging am 15. weiter vor und schlug sich helden mäßig am 16. bei Vionville, wo es mit dem 3. Armee. Corps die französische Armee von ihrer Rückzugelinie abet rängte, es schlug zum weiten Male am 18. in der Schlacht bei Metz und gab die Ent⸗ . (vom feindlichen Heerführer selbst anerkannt) bei St Privat. Es rückte sodann in die Moselebene, die Angriffslinie der f. anzösischen Hauptarmee.
Dort hat es unter außerordentlichen Anstrengungen 70 Tage vor dem Feinde gestanden, bis Metz gefallen war! Nicht Sturm und Wetter hat seinen Muth und seine Freudigkeit, seine Kampfeslust gebeugt, bis die feindliche Armee, 3 Marschälle, 50 Generale, 6006 Sffiziere und 173,900 Mann stark das Gewehr streckte, die Hauptfenung Frantreichs kapitulirte. Das Corps ist heute wieder in Pont. 4 Mousson eingerückt, von wo es seine ehrenvolle und blutige Bahn angetreten hat. Eine neue Operationsperiode beginnt und das Corps rückt morgen über Toul weiter. Daß dasselbe weiterhin ebenso seine Pflicht erfüllen wird, wie bieher, versteht sich von selbst. Es gedenkt mit Webmuth und Schmerz der gefallenen Kameraden, die nicht mehr in seinen Reihen kämpfen werden, aber jeder Soldat, indem er ein gedenk bleibt der gefallenen Brüder, die in noch fremder Erde ruhen, wird würdig bleiben der vergangenen Kampfperiode!
Mir, der ich die Ehre hatte, das Corps zu führen, ist es eine Pflicht, Zeugniß abzulegen von seiner tadellosen Führung, von seiner Hingebung und Tapferkeit. .
Aber es ist auch eine ebenso hohe Pflicht für mich, der Provinz zu danken für die Theilnahme, die sie dem Corps erwiesen hat, während dasselhe für den König und das Vaterland vor dem
Feinde stand.
Das möchte ich Ihnen, verehrter Herr Graf, aussprechen, ehe wir weiter marschiren, denn Sie repräsentiren für uns die Heimath. Die Provinz hat diese Theilnahme reich betbätigt und dafür wiederholen wir Alle, vom ältesten General bis zum jungsten Soldaten, Ihnen Allen unsern herzlichsten Dank! Sie Alle haben uns in schlimmer Zeit nicht allein werkthätig beigestanden, sondern die Provinz hat ein Beispiel gegeben, das in allen Gauen des Vaterlandes Anklang und Nachfolge fand. Die Provinz hat es zuerst gezeigt, daß es nicht ausreicht, die Verwundeten und Kranken allein zu pflegen und zu ihrer Herstellung thätig mitzuwirken, sondern sie hat die noch Gesunden gesund und kräftig zu erhalten gesucht, daß 6 fähig blieben, allen Pflichten zu genügen und zu den großen Re— ultaten mitzuwirken, welche die Armee erreicht hat.
Aber nicht allein dafür sage ich der Stadt und Provinz Hannover im Namen des Corps meinen Dank, sondern auch für die Sorge, die dort unsern Kranken und Verwundeten zu Theil geworden ist. Darin hat Hannover mit allen übrigen . und Städten glänzend gewetteifert und es steht unübertreffen da! Frauen und Jungfrauen haben dort mit unerreichter Hingebung den Verwundeten peigestanden und sie als barmherzige Samariterinnen gepflegt und verbunden. Ohne engherzige Rücksichten auf Nationalitäten hat der verwundete Soldat Theilnahme und Hülfe gefunden und ist geheilt entlassen. Die Soldaten, welche genesen zu ihren Fahnen zurückkehrten, wissen nicht genug die Hülfe und Theilnahme zu rühmen, welche sie dort gefunden haben und das ganze Corps, ohne Ausnahme, dankt den Hulfsvereinen und den edlen Pflegerinnen für alles Gute, welches ihre verwundeten Kameraden in Hannover und in den übrigen Städten zu Theil geworden ist, in welche sie zurückgebracht wurden.
Das Gefühl, in der Heimath Tbeilnahme zu finden und Hül und Pflege, wenn der Sol rat blutend fällt und ,. dem 8 n felde liegt, ist ein mächtiger Hebel für seine Pflichterfüllung gewesen,
und so haven alle diejenigen, welche sich unserer Verwundeten und
die Frauen von Hannover sich eln niemals hoch genug anzuschlagen. des Verdienst um die Leidenden und das . n, . 3.
Dies im Namen des 10. Armee - Corps auszusprechen i wi gesagt, eine heilige Pflicht für mich. Mögen alle diejenigen . in Erfüllung dieses schönen Berufs Schwierigkeiten gefunden haben sollten, die Ueberzeugung hegen, daß sie Alle sich ein unvergängliches Denkmal in den Herzen unserer Soldaten und ibrer Landsleute ge. grundet, daß sie den Dank aller Verwundeten und Kranken gewonnen haben, einen Dank, der weit über die Grenzen unseres Vaterlandes getragen wird, wenn der Friede wiederkehrt.
Ich werde nicht unterlassen zur Kenntniß Seiner Majestät des Königs zu bringen, was Hannover in dieser Bez'ehung geleistet hat und welchen Dank Er besonders den Damen von Hannover schldet für ihre aufopfernde Hingebung, die sie Seinen Soldaten so oft unter sehr schwierigen Verhaältnissen bewiesen haben.
Auch Sein Dant wird den dortigen Bewohnern, neben dem Be. wußtsein hoher Pflichterfüllung, zur Genugtbuung gereichen, allen Schwierigkeiten gegenüber, die sie gefunden haben mögen!
Wollen Sie, mein verehrter Graf, diese Veittheilung zur weiteren Kenntniß bringen, so weiden Sie zu aufrichtigen Dank verpflichten
Ihren aufrichtig und treu ergebensten von Voigts⸗Rhetz, General der Infanterie und kommandirenden General des 10. Armee⸗Corps. Seiner Erlaucht dem regierenden Grafen Otto zu Stolberg-⸗Wernigerode, Ober · Präsidenten der Provinz Hannover in Hannover.
— Franzssischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende Nachrichten eingegangen: Der General Bourbaki, Oberbefehlshaber im Norden Frank. reichs, hat folgenden Bericht veröffentlicht: Der oberste General ⸗Kommandant der Region des Nordens macht
Waffenthaten zu bringen, welche im Bereich seines Kommandos seit dem 29 Oktober vorgekommen sind. Die Francs - tireurs des No dens
haben bei Longchamps den Marsch einer von Artillerie unterstützten feindlichen Kolonne aufgehalten, die, nachdem sie 12 Todte und 30 Verwundete gehabt, sich zurückziehen mußte. Am 2. Noyember griff die 1. Compagnie der 3 Bataillone der Marne Mobilen in einem Walde hei St Just eine Abtheilung sächsischer Reiter der König— lichen Garde an, tödtete ihr einen Kapitän und sechs Reiter und zwang sie zur Flucht. Zwei Tage später nahm dieselbe Compagnie einen Transport von 1600 Klogramm Hafer weg In der Umgegend von Amiens beunruhbigen die Recognosc rungs- Com- pagnicen der Mobilgarde ohne Aufhören die preußische Kavallerie. Am 29 wurde bei St. Omer, in der Nähe von Granvillters gelegen, ein Ulanen ⸗Detachement überfallen und ihm ein Verlust von drei Todten und zehn Verwundeten beigebracht. In den Ardennen endlich operiren die Francs tireurs dieser Gegend mit großer Energie und der lobenswer hesten Thätigkeit. Ihre kühnen und häufigen Handstreiche machen sie dem Eindringlinge furchtbar. Diese tleinen Gefechte be— weisen, daß Jeder entschlossen ist, überall, wo der Feind sich zeigt, Beweis von seiner Kraft abzulegen. Der oberste Genkral - Komman— dant ist glücklich, diesen allgemeinen »Elan« zu konstatiren, und er ö. , derselbe , verläugnen wird, wenn die mstände neue Anstrengungen erheischen. Im Hauptquartier am 15 November 1870. C. Bourbaki. .
3 9. s Kiefer ne, , . (W. T. B.)
a riefen au ille vom 20. d. haben preußi Plänkler St. Quentin besetzt. ö ö — Der französische Bericht über das Gefecht in Chatillon am 19. November lautet:
Tours, 19. November, (Offiziell Smur, 19. Novem- ber, Abends. Der Feind in Chatillon wurde von garibaldischen Truppen unter Kommando Rieciotti Garibaldi's überrumpelt. Alle feindlichen Soldaten, gegen 700 bis 800, wurden theils getödtet, theils gefangen.
— In Lyon waren am 17. folgende Siegesnachrichten ver⸗ breitet: Zersiörung der preußischen Flotte ini Jadebusen, sieg⸗ reicher Ausfall der Besatzung von Paris, Eroberung von Dreuz und Etampes durch die Lotre⸗ und West-Armee näch lebhaften Kämpfen; eine von Bourbaki vor Amiens gewonnene Schlacht. Ueber diese Nachrichten herrschte in Lon große Freude, aber der Korrespondent, welcher dem »Indéöp. belge« diese Mitthei⸗ lungen macht, fügt selbst hinzu, daß wohl nur wenig Wahres an diesen Nachrichten sein werde.
— Ein Schreiben aus Lyon vom 16. November meldet der Indép. belge⸗: Die bretagnische Legion, die sich seit einigen Tagen in Lyon befand, ist wieder zur Loire-⸗Armee abgegangen. Dieselbe weigerte sich, unter Garibaldi zu kämpfen, dessen Corps sie beigegeben werden sollte. Die Truppen, welche jetzt durch Lyon kommen, sind besser gekleidet und bewaffnet, als die, welche früher durch unsere Stadt kamen. Auch die Ka— vallerie und Artillerie bat ein gutes Aussehen. Man organi— sirt jetzt hier ein neues Freiwilligen⸗Bataillon. Dasselbe führt
Kranken so freundlich und aufopfernd angenommen haben, besondeis
den Namen: »Les fils de 1792. Der Befehl zu dessen Or. ganisation wurde von Garibaldi gegeben, der sich sehr viel
deutschen Schooner »Phöniz« am Freitag im Laufe des Tages
vember Morgens um
sich eine Pflicht daraus, zur Kenntniß der Truppen die verschiedenen
und von Havre, betraut mit der Vertheidigung des Waldes von Lyons,
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anmaßt und ganz nach Gutdünken schaltet und waltet. Die Bewohner von Mühlhausen von 20 bis 40 Jahren, welche, wie alle Franzosen von diesem Alter, zu den Waffen berufen sind, haben ungeachtet der preußischen Okkupation Marschbefehl erhalten. Ein Theil derselben soll auch Mühlhausen verlassen haben und über die Schweiz nach Lyon gehen wollen, um sich den französischen Behörden zur Verfügung zu stellen.
Hamburg, 21. November. W. T. B.) Die »Börsenhalle« meldet, daß Kapitän Arendt vom nord⸗
zwischen Tex l und Borkum 20 franzoͤsische Kriegsschiffe an
verschiedenen Punkten gesehen babe. Bremerhaven, 21. November. (W. T. B.]
Der Kapitän Gronewald der hier eingetroffenen nord⸗
berichtet, er habe am 15. No— 8 Uhr, 32 Meilen nordwestlich von Helgoland, zwei feindliche Panzerschiffe gesehen; er wurde von einem derselben angehalten und ihm nach Durchsuchung der Schiffspapiere auf Ordre des Kommandanten die Erlaub⸗
niß zur Weiterfahrt ertheilt.
deutschen Kuffe » Essea⸗
— Aus dem Schloß von Fontainebleau wird jetzt die im »Moniteur universel de Tours« vom 10. d. Mts. enthaltene Lüge, daß die deutschen Truppen eines der schönsten Gemälde des Kaiserlichen Schlosses in der großen Galerie als Zielscheibe aufgepflanzt und für den ausgesetzten Preis von 10 Flaschen Champagner für den besten Schuß durch ihre Kugeln zerfetzt hätten, frennzösischerseits offiziell dementirt. Alle bedeutenden Gemälde und Kunstschätze sind bereits vor Ankunft der deut— schen Truppen nach Paris geschickt worden. Der »Regisseur« des Schlosses von Fontainebleau, Boyer, erklärt in einem uns vorliegenden Certifikat ausdrücklich, daß kein Kunstwerk von Werth von den Truppen angerührt worden, daß speziell das in Rede stehende Gemälde des niederländischen Meisiers v. Sponenbruck bereits vor Ankunft der Truppen in Sicher— heit gebracht sei, und daß die deutschen Soldaten im Schlosse nur Decken und Matratzen für sich in Anspruch genommen haben.
— Die Königlich württembergischen Minister von Suckow und von Mittnacht sind gestern Morgen hier eingetroffen.
— Von den Postanstalten werden jetzt Privatpäckereien für das II. Armee⸗Corps wieder angenommen. Auch ist die Aufgabe von Feldposipäckereien für die Großherzoglich badischen
Truppen jetzt wieder zulässig.
Straßburg, 17. November. Wie es in Hinsicht der persönlichen Sicherheit während der Belagerung in Straßburg aussah, darüber belehrt ein Befehl des Generals Uhrich vom 1. September, der wie folgt lautete: J
»6. Militär⸗Division. Besckluß. Wir Divisions⸗General, Oberbefehlshaber. In Anbetracht des Belagerungszustandes. Erwägend, daß Uebesthäter die vom Feinde angezündeten Brände und das Unglück der Einwohner benutzen, um zu stehlen und zu plündern, beschließen: »Wer auf frischer That, beim Stehlen oder Plündern erwischt wird, verfällt den Militärgesetzen. Ge⸗ schehen im Hauptquartier zu Straßburg, den 1. 2 1870.
r ich.
Es war nöthig, solche Befehle zu geben, denn während die Feuergluth die Straßen der Stadt verzehrte und die Einwoh— ner vor den Flammen und Geschossen in die Keller flüchteten, schlichen Diebe sich in die brennenden Häuser, zerschlugen die Schränke, suchten nach vermauerten und vergrabenen Kostbar— keiten und zogen sich erst zurück, wenn die brennenden Mauern den Einsturz drehten. . .
Bei solcher Lage der Dinge war es nicht unnatürlich, daß Mancher dem Einrücken der Belagerungstruppen mit Freude entgegensab, wenn auch derselben Ausdruck zu geben die Ver⸗ hältnisse nicht angeih an waren. Die deutschen Behörden verstanden es, sich sofort Gehorsam und schnell Vertrauen zu verschaffen. Der Gouverneur ordnete an, daß der Besuch der Citadelle nur gegen Eintrittsgeld eines Thalers zu gestatten sei, wodurch er der Stadt zur Linderung des Nothstandes bis jetzt schon über 0000 Thaler hat überweisen lassen können.
Der General- Gouverneur wohnte bis vor Kurzem im ersten Hotel der Hauptstadt, in der Ville de Paris; er selbst ist türzlich in ein , am Quai Kleber gezogen, hat aber jene Räume des Hotels behalten, in welchem sich die
und dort vorläufig in verschiedenen Theilen des gräflich Buß sidres'schen Prachtbaues untergebracht. Nicht minder schön als dieses Gebäude war die alte Präfektur, welche während der Belage rung in Flammen aufgegangen ist, so daß der zeitige Präfekt des Departements nur provisorische Räume zur Verfügung hat. Neben dem früheren Präfekturgebäude steht das Gebäude des Divisions⸗ Kommandos, früher vom General Uhrich, jetz vom General⸗ von Ollech bewohnt, ein eben so großes wie schönes Gebäude, das den Eingang von der Rue bräls, die Aussicht aber über den Broglie⸗Platz hat, den ehemaligen Roßmarkt, der vom Marschall gleiches Namens 1740 neu angelegt und nach ihm benannt worden ist.
Die Festung hat zur Zeit eine genügend starke Besatzung von Truppentheilen aller Waffen. ;
. Der schöne Münsterthurm ist gerettet, fast nicht verletzt; einige Geschosse haben denselben gestreift, sonst ist er von Außen nicht beschädigt; auf demselben lag das Observatorium, von welchem Telegraphendrähte zu allen Batterien des Vertheidigers führten; man sieht noch einzelne der Drähte, welche von den Wällen bis zu den dem Thurme nächstliegenden Häusern reichen und von diesen jetzt herabhängen. Die Preije in der Stadt sind, wie dies erklärlich, nicht normale: theils mag das vom Kriegszustande überhaupt, theils auch von dem faktischen Mangel herrühren, der durchaus noch nicht für alle Bedürfnisse gehoben ist, theils und namentlich aber ist es eine Folge davon, daß die Eisenbahnverbindungen im Elsaß selbst noch nicht völlig im Gange sind: nach Lune ville und Nanzig bin wie nach Norden und nach Kehl sind zwar die Züge regelmäßige, nach dem Süden hingegen geht täglich nur ein Zug bis eine Viertelstunde vor Schlettstadt, von da führt ein Omnibus bis Colmar, während die Verbin⸗ dungen weiter nach Mühlhausen und auf Belfort zu noch nicht völlig gesicherte sind.
— 18. November. In wenigen Tagen wird das Verbot der Jagd aufgehoben werden und die Au übung der Jagd stattsinden können. Nur haben die Jäger sich vorher mit einem Erlaubnißschein zu versehen, der im Arrondissement Straßburg von dem Präfekten in den übrigen Arrondissements von den Unterpräfekten ertheilt werden wird. — Unter der fran⸗ zösischen Verwaltung flossen die Bestände der Kassen der Gemein⸗ den und Wohlthätigkeitsanstalten, sowie auch die der Sparkasse in die Staatskasse. In Folge dessen ist die hiesige Suparkasse in die Nothwendigkeit versetzt worden, ihre Zahlungen zu suspendiren. Besonders für die weniger bemittelten Klassen der Bevölkerung ist dadurch ein schwerer Mißstand hervorgerufen worden. Durch Fürsorge der deutschen Verwaltung wird, der »Straßb. Ztg.“ zufolge, binnen Kurzem die Sparkasse in den Stand ge— setzt sein, ihre Zahlungen wieder aufzunehmen und ihre Wirk— samkeit auszuüben.
— Der Delegirte des Civil⸗Kommissars für Lothringen hat
folgende Bekanntmachung erlassen:
»In Erwägung, daß nach dem französischen Gesetz vom 27. Januar 1814 den französischen Kaufleuten mit Rücksicht auf die Kriegsver⸗ hältnisse Aufschubefristen für die Zahlung ihrer Billette an Ordre und Wea sel bewilligt worden, und daß es billig ist, daß die An⸗ käufer von Holzschlägen von diesem geseßlichen Vor heile Nußen ziehen, wird die Bekanntmachung vom 21. Oktober 1870 (Moniteur offic el Nr. 10), weiche von den Ankäsifern der Domänen ⸗Holzschläge die Zahlung ibrer am 30. September 1870 fällisen Wechsel verlangt, dohin abgeandert, daß die Ankäufer, anst itt unmittelbare Zablung zu leisten, zum Vortheil der deuischen Regierung Wechsel unterzeichm n, welche am Ende des nächsten März zahlbar sind, und zwar gegen Be⸗ scheinigungen, welche die aus aleicher Ursache unterickriebenen und im Besitze der französischen General ⸗ Sch tz und Zahlmeister befindlichen Wechsel annulliren. Die Käurer finden diese Wechsel im Bureau des Herrn Cioil-Kommissars in Nanzig und haben sie bis zum 25. d. Me. zu unterschreiben, widrigenfalls gegen sie eingeschritten wer en wird. Nanzig, 9. November 1870. Der Dilegitte des Civil ⸗Kommissars, von Etzel. «
Sachsen. Dresden, 21. November. Wie das »Dresd. Journale meldet, ist der Staats⸗Mmister v. Friesen gestern Rachmittag von Versailles zurückgetehrt und hat sich heute Nachmittag nach Berlin begeben.
— Das hiesige General- Gouvernement macht bekannt, daß zwei kriegsgefangene französische Offiziere ihr schriftlich gegebe— nes Ehrenwort gebrochen haben und gestern desertirt sind.
Württemberg. Stuttgart, 21. November. Der Staats ⸗Anzeiger⸗ meldet: Die Minister von Mittngcht und von Suckow erstatteten nach vorbergegangenen längeren Bera⸗ thungen des Gesammt⸗Ministeriums am 19. dem Könige einen eingehenden Vortrag über das Ergebniß der Verhandlungen in Versailles und sind gestern im Auftrage des Königs nach Berlin gereist, um dort die Verhandlungen zum Abschlusse zu
Amttlokale des General · Gouvernements befinden. Das
bringen.