1870 / 372 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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gen, vorliegen, lls im großen Style al auf einen 8

könne.

Die Kämpfe um Dijon vom 29. Oktober bis . 2. November. Meldungen und Nachrichten, welche am 29. Oktober Abends beim General von Werder in Renere le chateau eintrafen, er⸗ aben auf das Bestimmteste, daß Dijon vom Feinde nicht be⸗ etzt sei und daß dieser volksreiche Ort und wichtige Eisenbahn⸗ knotenpunkt des südöstlichen Frankreichs zur Zeit unserer Be⸗ setung keinen Widerstand entgegenstellen würde. er General von Werder befahl nun dem General -Lieu⸗ tenant von Beyer, mit den Dijon zunächst liegenden Brigaden Prinz Wilhelm und Keller sofort zur Besetzung jener ehemali⸗ gen Nesidenz der burgundischen Herzöge zu schreiten.

Der General von Werder marschirte höherer Weisung zu⸗ folge auf Gray. ;

Am 30. in der Frühe traten die Brigaden Prinz Wilhelm und Keller den Vormarsch auf Dijon an.

Die letztere Brigade hatte einen Gewaltmarsch von fünf Meilen zurückzulegen, und verließ daher ihre Quartiere um Talmay bereits nach h Uhr früh.

Der in Strömen fallende Regen, welcher in kurzen Unter⸗ brechungen diesen, den ganzen folgenden 36 ohne Unter⸗ brechung währte, erschwerte bei einem tiefen Lehmboden nicht wenig den Vormarsch und die demnächst eintretenden Gefechts⸗ aufstellungen.

Die feindlichen Wegesperrungen, die überall angetroffen wurden, waren unvollendet.

Um el Uhr gelangte durch den Oberst von Wechmar, welcher die Avantgarde der Brigade Prinz Wilhelm komman⸗ dirte, die Meldung an den General von Beyer, daß sich kleine feindliche Truppenmmassen westlich Are sur Tille und östlich der Höhn von Varois zeigten. , . *

Ein Theil des J. Bataillons des Leib⸗Regiments rollte die⸗

selben leicht auf, nachdem die Avantgarden⸗Batterien ihr Feuer eröffnet hatten. .

26 Vormarsch konnte ungestört wieder aufgenommen werden. Ein Halbbataillon vertrieb den Feind aus Couternon, der

angeblich nur aus Franes ⸗tireurs bestehen sollte,

Bei? St. Apolinaire gewann jedoch der Widerstand des Feindes an Zähtgkeit und es erwies sich, daß derselbe größeren gheils auß Linientruppen bestand. 6 Die diesseitigen Batterien kamen alsbald in Thätigkeit. Die Kavallerie 3. Dragoner⸗Regiment suchte zu beiden Seiten die feindliche Stellung zu umgehen.

Trotzdem die vorderste Linie des Feindes in St. Apollinaire bald durchbrochen wurde, wobei dessen Commandeur, der Oberst Fauconay, zu Tode verwundet, fiel, leisteten die beiden Flanken, begünstigt durch ihre Stellung innerhalb der dort befindlichen Weinberge, längeren Widerstand.

Es entwickelten sich hier ernsthafte Tirailleurgefechke, in welche nach und nach das Leib⸗Grenadier⸗Regiment verwickelt wurde und in welchen dasselbe bis gegen die nordöstliche Lisigre von Dijon, Faubourg St. Nicolas, vordrang.

Namentlich vertheidigte der Feind die zahlreichen Fermes, welche ihm hier eine gute Position gaben.

Alsbald erstieg das 1. Bataillon die Mauern des Parkes von Mont⸗Musard und drang von hier aus in die Fermes ein, den fliehenden Feind in die Vorstadt werfend.

Inzwischen, es war 2 Uhr geworden, avancirte der Feind auf dem linken Flügel. Die beiden Compagnien des Leib⸗ Grenadier⸗Regiments, welche hier zur Bedeckung der Batterien standen, schwenkten sofort links ein. Mit schweren Verlusten auf beiden Seiten gelang es, den Feind zu werfen, der nun gleichfalls von den Höhen herab die südliche Enceinte von Dijon, gefolgt von unsern Truppen, zu erreichen suchte.

Zwar sette er sich noch ein Mal, hinter dem Damm der Auxzonner Eisenbahn und den Rebgeländen, daselbst fest.

Der immer mehr an Zähigkeit zunehmende Widerstand des Feindes hatte hereits dem General von Beyer Veranlassung gegeben, die Brigade Prinz Wilhelm nunmehr vollständig zu entwickeln. g

Unaufhaltsam drangen die tapfern Grenadiere in den Vor⸗ städten St. Nicolas und St. Michel vor.

Der General befahl zugleich, daß die Batterien und die Kavallerte der Brigade Keller im Trabe avanciren, während deren Infanterie über Quetigny gegen die Rückzugslinie des

Feines beerdert Bürk, o, Dnfan ere, NRegiments diefer Brr—

gade blieben als Reserve in St. Apollinatre, cheval der Chaussee, stehen. 6.

Später wurde die Kavallerie zur Sicherheit der Straße gegen Auxonne vorgeschoben. Um 35 Uhr standen bereits 36 feuernde Geschütze gegen die Lisiore, auf den Dijon östlich beherrschenden Anhöhen, zu beiden Seiten der Chaussee von Gray, in Position.

Als sich das Gefechtsfeld der Stadt näherte, betheiligte sofort an der Vertheidigung der in den ee ene. u ö ärmeren Theilen der Stadt wohnende Pöbel, selbst fanatische Weiber dieser Volksklasse griffen zu den Waffen.

Aus allen Häusern wurde auf die vordringenden Trup⸗ pen geschossen, welche Haus für Haus und Barritade auf Bar⸗ rikade mit heldenmäßiger Bravour erstürmten.

Selbst aus solchen Häusern, welche die neutrale Flagge der Genfer Konvention trugen, erhielten die Truppen Feuer und ein Krankenträ er, welcher einen blessirten Kameraden verband, wurde hierbei schwer verwundet.

Die innere Stadt von Dijon ist, mit Wall und Mauern und nassen Gräben der alten Befestigungswerke, welche nur theilweise zu breiten Promenaden umgeschaffen sind, von den Vorstädten getrennt und eignet sich zu einer Infanterieverthei⸗ digung vorzüglich. *

Bei der vorgeschrittenen Tagesstunde und den immer wei—⸗ ter siegreich vordringenden Truppen, dem Leib⸗ und dem 2. Grenadier⸗Regiment angehörend, erschien es dem General

geboten, einen nächtlichen Straßenkampf innerhalb einer un⸗

bekannten Stadt zu vermeiden.

Dem Vordringen gebot er daher zunächst gegen 6 Uhr Abends Halt, und als der Befehl zum harm an 99 Truppen gelangte, zogen sie Schritt für Schritt aus den Po- sitionen, zu ihrer Sicherheit die Häuser hinter sich ansteckend und ihre Verwundeten mit heraustragend.

Inzwischen begann es zu dunkeln und mit dem letzten Mann, der die Stadt verließ, konnte die Artillerie die aufstän⸗ dischen Stadttheile beschießen.

Ein feindliches Bataillon aus Langres, welches zur Ver—⸗

stärkung nach Dijon entsendet war, erschien plötzlich in der

General don Beher durch den Prinzen Wilhelm zu verhandeln.

rechten Flanke. Sofort warfen sich Theile des 2. Grenadier⸗ Regiments, unter Führung des Obersten von Renz, tambour battant, geg dasselbe und versprengten es vollständig.

Um 7 ltr befahl der General von Beyer, das Artillexie⸗ feuer einzustellen, da bereits viele Theile der Stadt in hellen Flammen standen. ] *

Die Truppen bezogen für die Nacht enge Kantonnirungen um und in Vaxois, St. Apollinaire und Quetigny, Vorposten gegen Dijon und alle bedrohten Punkte gugstellend.

Die Pioniere und 2 Bataillone des 5. Regiments erhielten den Auftrag, während der Nacht die Eisen bahn nach dem Süden und Shdwesten (Lyon und Auxonne), ingleichen die Jelegra⸗ phen zu zerstören. Mit Leitung der glücklich beendeten Aufgabe war der a. Wentz vom Ingenieurstah beauftragt. .

er General v. Veyer nahm mit seinem Stabg Quartier in Varois; dorthin wurden auch die während des Gefechtes gemachten 104 unverwundeten Gefangenen des Feindes dirigixt, unter denen sich ein Offizier hefand.

Abends 9 Uhr zog die Stadt die weiße Parlamentärflagge auf und im Schutze der Nacht verließen die feindlichen Truppen Dison. Ihre Übsicht, stärter? Truppenmasen um die für sie so wichtige Stadt zu konzentriren, war vollständig vereitelt.

Die Munizipalität beeilte sich, noch in der Nacht mit dem

In Folge dessen entstand die angeschlassene Kapitulation, die in Hinblick, daß sich die Munszipalität und anfässige , in keiner Weise an der Vertheidigung betheiligt hatte, auf das Schonendste für die Stadt ausfiel.

Am 31. Oktober in St. Apollinaire, früh 10 Uhr, wurden die Unterschriften ausgewechselt, und glsbald betrat der Gene⸗ ral an der Spitze der Truppen mit klingendem Spiel Dijon, diefe vor der Präfektur, wo er Wohnung nahm, an sich vor— bei desiliren lassend. ö

Die größere Masse der Artillerie mit Infanterie⸗Bedeckung und der Kayallexie igen Kantonnirungen vor der Stadt in der Richtung nach Mirebeau, welches inzwischen von Gray aus von Theilen einer Brigade des Corps besetzt worden war.

Noch in der Nacht zum 1. Rovemher gelang es, des

republikanischen Präsellen habhaft zu werden, welcher durch

sein Herbeirusen ber Truppen, die in der Nacht zum 30. und noch während des Gefechts qus Begune, Auzenng und Langres anlangten, endlich durch die Janatisttung des Pöbels, die Ver= theidigung der Stadt wider den Willen der Munizipalität er . ; .

Ber Sberst Jancengy hat benz Maire zugesichert, im Falle der Rlederlage sich füädlich, ohne Berührung der Stadt, abzw— iehen.

n Da der Oberst fiel, so kann dies als Ursache des nicht er⸗ füllten Versprechens angesehen weden.

Zum Kommandanten bon e , bestellte der General von Beyer den Oberst⸗Lieutenant und Commandeur des 3. Dra—⸗ goner Regiments, Freiherrn von Gemmingen.

Ueberall zeigt sich die Bürgerschaft sehr entgegenkommend gegen die Truppen, und die Bestgttung der Leichen von Freund Und Feind, namentlich die der Leiche des Ohersten Fauconay ö mit allen militärischen Ehren unferer Seits.

Der Oberst bekleidete Generalsrang.

Der Feind verlor am 31. Oktober 160 Todte und nahe an 300 Verwundete, der ge n h ui beträgt 32 Todte und 215 Verwundete, darunter 7 Sffiziere. Von feindlichen Streit⸗

kräften fochten 1 Compagnie Chasseurs, 1 Bataillon 90er,

1 Bataillon 7ler, 1 Bataillon aus Langres, die gardes mo- biles vom cote . 1 von La Lagore, 3 Bataillone der ardes mobilisés de Dijon. = s Unter den Gefallenen befinden auch solche des 67. und 11. Regiments. . J . . ö Ein weitverzweigter Sicherheits dienst ist überall eingetreten und die militärischen Requisitionen nehmen ungestörten Fort⸗ gang. . . ? zm 1. Noveniber wurde der Präfekt unter Bedeckung in

Gray eingebracht und weiter transportirt.

Das Corps hat mit Hinterlassung starker Etappen am

2. November Vesoul wieder besetzt.

Es ist angezeigt, daß das Unwesen der Franesrtireurs wieder zunimmt und daß die Berge und Wälder zwischen Besangon, Gray und Vesoul ihnen mancherlei Gelegenheiten zum sicheren Anterkommen und räuberischen Anfall bieten. ö

Kapitulation von Dijon.

Seine Egcellenz der Herr Generals Lieutengnt von Beyer

ist geneigt, gegen die von der Stadt Dijon zu leistenden nach- folgenden Garantien resp. Bedingungen von jeglichen Repressal. maßregeln wegen des eg feindlichen Benehmens der Stadt abzusehen und sich nur auf diejenigen Requisitionen zu be⸗

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1) Die Stadt Dijon stelt soo 000 Franck als Eaution, welche bei frledlichem Verhalten zurückgegeben werden.

3) Auslieferung sämmitlicher gestern etwa gemachten Gefangenen. 3 Prompte Ausführung der in anliegenden Proklamationen ent haltenen Bedingungen. .

H Beseitigung aller vorhandenen Barrikaden. —ͤ Die oben erwähnten Requisitionen erstrecken sich auf Unterbrin⸗ gung und Ernährung der Truppen in der Stärke von 20000 Mann und Lieferung von sonstigen Armeebedürfnissen. .

Dagegen bernimunt der kommanditende General die Verpflich- tung 8 sämmtliche Requisitionen nur durch die Militärbeaniten bei der Man zipalidi stattfinden.

5) Vollständige ö, n, für die regulären und irregulären Krieg⸗ führenden, für die aan n lt. .

Bei . welcher Felndfeligkeiten dagegen von Seiten der Stadt wird das Bombardement wieder aufgenommen und alsdann der Stadt eine empfindliche Kontribution auferlegt werden Mit den weiteren Verhandlungen beauftrage ich Se. Großherzog liche Hoheit den General Lieutenant Prinz Wilhelm von Baden, unter Zuzichung des Hauptmanns Freiherrn vn Röder vom Gencralstab; die Verhandlungen finden heute früh 9 Uhr in St Apolinaire statt.

Sollten dieselben bis 10 Uhr zu einem Ziel nicht ger rt haben, so werde ich die Feindseligkeiten wieder beginnen; dasselbe findet statt, sobald Zuzug von französischen Truppen bemerkt wird.

Varois, den 31. Oktober 1870.

von Beyer, . General · Sieütenant. Von Seiten der deutschen Armee anerkannt und bestätigt. Wilhelm, Prinz von Baden, General ⸗Lieutenant. * Freiherr von Nöd er auptmann im Generglstab. Von Seiten der Munizipalität anerkannt und bestätigt. A. Dubois. 6 fel. Brulls. Weiter liegen vom Kriegs schauplatz folgende Nach- richten vor: . . Müänchen, 21. November. Das Königliche Kriegs. Ministerium 94 3 . (e. ö Kurier « fol · gende amtliche Berichtigung zugesandt; 9 Der Bayerische Kurier⸗ . in Nr. 340 vom 19. 1. M. den Auszug aus einem angeblichen Bericht des Generals v. d. Tann q. . Hauptquartier Angerville, den 11. November, worin die bayeri⸗ schen Verluste in den Kämpfen bel Coulmiers vom 9.1. M. weit höher angegeben werden, als dies in dem offiziellen Telegramm aus Versailles der Fall ist und es wird hieran, theilweise unter Bezu nahme auf französischẽ Berichte, eine Berechnung geknüpft nach welcher sic diese Verluste auf 86 obo Mann entnffern würden. Diesem entgegen ist. das Kr egs · Ninistertum veranlaßt, zu konstatiren , daß deinselben von einem Berichte des Generals von der Tann gus ,. den 11. J. M. Nichts bekannt ist und . hier zugleich der Wortlaut einer das öfsigelle Telegramm, aus Versailles Heflätigenden und ergänzen den, un' L. Rovember in Tourh aufgegebenen, durch den General von der Tann an den zur Zeit in Versailles befindlichen Kriegs ⸗Minister General- Lieutenant Frelherrn von Pranckh, Excellenz, auf telegraphi⸗ schem Wege erstatteten und heute hierher gelangten Anzeige.“ Das er⸗ wähnie Telegramm lautet: Monat November 1870. Versailles von Tonrp den 12. um 6 Uhr 53 Min. N. aufgegeben. An den Kriegs RNinister, General Pranckh, Versailles: Unser Verlust am g. todt und verwundet T Offiziere, 67 Mann. Am 19. gefangen Munitions- folonne mit 1 Beamten, 1 kranken Offizier, 8 Mann. In Orleans mußten 1000 intransportable Kranke und Verwundete zurückbleiben. Bewohner haben sich beim Verlassen der Stadt sebr gut benommen. Truppen ermüdet, doch guten Muthes. Tann, General «

Französischerseits sind vom Kriegsschauplatz folgende Nachrichten eingegangen: . .

a gern ge, Rovember. (Irkf. J) Pariser Ballonnach⸗

richten vom 26. dieses Monats lauten traurig für die Bela⸗ erten. . ; Tours, 22. November. (W. T. B.).

Die Regierung verbreitet folgende Nachrichten; Gestern hat bei Bretoncelles (Hep. Orne) ein ernstes Gefecht stattgefunden; nach vierstündigem Kampfe zogen sich die Mobilgarden zurück. Die Preußen bedrohen Nogent le Rotrou (Dep. Eure et Loire. In Evreuz sind sie nicht wiedererschienen.

Man glaubt, daß die Bewegung der Preußen auf Nogent auch Le Mans (Departement Sarthe) bedrohe. Man lchäßzt die Zahl der Preußen in dieser . auf 39,1000 Mann. Ein anderes Corps scheint der Linie Breu Argentin zu folgen. Die Behörden bewahren absolute Reserve über die Bewegungen der Loire⸗ Armee; das Gerücht von einer allgemeinen Bewegung gegen Paris ist positiv verfrüht. Die Loire⸗Armee hat seit der . ire bei Coulmiers kein ernstes Engagement, sondern nur Scharmützel gehabt. General Aurelles macht strategische Be wegun näch verschiedenen Richtungen. Ein ge rr Theil der ng sisch Streitkräfte hat die Bourgogne verlassen, um die Truppen im Westen zu verstärken, und 9 nur eine Anzahl Truppen zurückgeblieben, um diese Bewegung zu maskiren und

schiänken, welche dem Bedürfniß seiner Truppen entsprechen. Die Bedingungen sindd: ;

einen Ueberfall zu verhindern.

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