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Paris, 9. Juli. Cirkulardepesche des Ministers der äuße⸗ ren Angelegenheiten an die Vertreter Frankreichs im Auslande.
Machen Sie in Ihren Unterhaltungen mit den Mitglie⸗ dern der Regierung, bei der Sie beglaubigt sind, gefälligst darauf aufmertsam, daß wir nichts verlangen, was nicht den am, besten festgestellten ähnlichen Fällen des europäischen Völkerrechts entspräche. Unsere Grundsätze sind die, — welche im Jahre 1831 in Belgien die Großmächte in Bezug auf den Herzog von Nemours, als er zum König der Belgier ernannt wurde, geltend machten, —CU welche im Jahre 1863 Frankreich und Rußland in Griechenland in Bezug auf den Prinzen Alfred, als er durch die allgemeine Abstimmung zum König der Hellenen erwählt wurde, geltend machten, — welche im Jahre 1862 England in Verbindung mit Frankreich in Bezug auf den Herzog von Leuchtenberg, den russischen Kandidaten auf den Thron Griechenlands, geltend machten, — welche der Kaiser Napoleon III, selbst, aus freiem Antriebe, beim Prinzen Murat gelegenheitlich seiner Kandidatur auf den Thron von Neapel zur Anwendung gebracht hat.
Wir würden es nicht verstehen, daß man uns den Vor— theil einer Doktrin verweigerte, weiche die Mächte bercits an— genommen und so oft sanktionirt haben. Gramont.
Sigmaringen, 12. Juli.
An den . Madrid en Marschall Prim in
In Betracht der Schwierigkeiten, auf welche die Kandida— tur meines Sohnes Leopold auf den spanischen Thron zu stoßen scheint, und der peinlichen Lage, welche die letzten Begeb nheiten dem spanischen Volke bereitet haben, indem sie es in eine Alter⸗ native versetzten, wo es nur von seinem Unabhängigkeitsgefühle Rath holen könnte; in der Ueberzeugung, daß unter ähnlichen Umständen seine Stimmen nicht von der Aufrichtigkeit und Selbständigkeit wären, auf welche mein Sohn gezählt hat, als er die Kandidatur annahm, Lehe ich dieselbe in seinem Namen zurück. Fürst von Hohenzollern.
Paris, 14. Juli. Ministerium der äußern Angelegen eiten. An den Fürsten von La Tour n, ,. 36 ; ;
Der Kaiser läßt Sie fragen, ob Sie bereit sind, fich un⸗ mittelbar nach Wien zu begeben. Gra mont.
Stimmung in Frankreich.
Paris, 30. Juni. An Se. Majestät : Saint ⸗ Cloud. 4 J
Ich wußte nichts von diesem abscheulichen Artikel. Er wird morgen verfolgt werden. Heute war eine heftige Debatte in der Kammer , nn, Jules Favre und mir bei Gelegenheit des Heeres. Le Boeuf hat sehr gut gesprochen. Thiers ist scheinbar für uns dazwischen gekommen. Aber ich habe es nicht gern, in der Art vertheidigt zu werden. Emile Ollivier.
Le Havre, 16. Juli. An Seine Excellen des Norddeutschen Bundes in Paris. ; ö Gestern feindliche Kundgebung, wird accentuirter sein, wenn ich nicht das habe den Sous-Präfekten und die fürchten, daß sie, Herr der Menge sei flikt vermeiden Zustimmung. Langer, Konsuh des Norddeutschen Bundes in Havre.
Paris, 18. Juli. Der Justiz⸗Mini Sun . J Justiz ster an den Kais er in ie Kammer hat einstimmig alle Ihre Projekte angenom- men. Die Intrigue für die Verlängerung der . , deren Spitze sich Dréolle und Duvernois befinden, hat bis jetzt nur 45 Unterschriften zusammengebracht, und ich glaube, daß sie keine mehr zusammenbringen wird. Ich vermuthe, daß über⸗ morgen Abend Alles in der Kammer beendet sein wird. Ich versammele meine Kollegen um Mittag. = Emile Ollivier.
Paris, 22. Juli. Der Siegelbewahrer an Se. Ehrwürd den Bischof von Constantine in Aix les-bains. . Gebete, ja, Te deum, nein. Bank für Ihren Brief. Emile Ollivier.
Saint Germain en Laye, 16. Juli. An Se. Maj. den
13 . Cloud.
er Unterzeichnete bittet Se. Majestät um Audienz für heute, um Sie in Kenntniß zu setzen von einer Reise in 3 nach Paris des Herrn Grafen von Bismarck und zweier preußi⸗
schen Minister und von einer damals stattgehabten Zusammen⸗
kunft eines von Bismarck. Ihr sehr ehrfurchtsvoller Diener Advenel, Professor. 12 Rue St. Thomas in St. Germain.
Paris, 22. Juli. Der Minister des Innern an die Prä— fekten. Rundschreiben.
Eine gewisse Anzahl deutscher Unterthanen, welche in Frank. reich wohnen, sind in ihre Heimaih zurückgerufen worden, um als Reserve oder Landwehr zu dienen; ich theile Ihnen bie sie betreffenden, seit der Kriegserklärung bestimmten Verfügungen mit. Man darf ihnen nicht erlauben, Frankreich zu verlassen, um gegen es die Waffen zu ergreifen. Sie werden dort unter dem Schutz der Gesetze und unter Ihrem Schutze stehen, wenn sie fortfahren, sich dessen würdigé) zu zeigen. Wenn sie sich im Gegentheil in Bewegungen und Unterneh⸗ mungen gegen die Sicherheit des Staates einlassen, so würde
Sorge tragen, mir davon Nachricht zu geben. . Chevandier de Valdröésme.
Stimmung in andern S8ändern.
Cleve (Preußen) 19. Juli 1870 **). An den Herrn Her 9 i,, Minister der auswärtigen . In Folge Ihrer Rede (Erklärung vom 6ten) im gesetzage— benden Körper ist das Schützenbataillon in ieh , mobil gemacht worden. Morgen marschirt man vom Haupt⸗ quartier ab. Außerordentlicher Enthusiasmus auf der Schützen⸗ wiese. Stadt mit Fahnen geflaggt. Ulk.
Lille, 13. Juli. Der Präfekt des Nordens an di ini des Innern und des Krieges in Paris. n n
Ich halte es für nützlich, Ihnen folgenden Brief des Herrn Sous Präfekten von Valenciennes zu übersenden, der viele Herüchte enthält. Es liegt indessen daran, daß die Regierung sie kenne. Ich theile diesen Brief dem General Ladmiraust min! Heute Morgen lief hier das Gerücht, daß die belgische Re⸗ gierung Soldaten nach Quiévrain geschickt hätte, um ihre Grenze zu schützen. Ich habe einen zuversichtlichen Mann nach Quisvrain gesender; er kommt zurück und giebt mir fol⸗ gende Nachricht: 25 Mann vom belgischen Genie sind seit
beim ersten Signal in die Luft zu sprengen. Man erwartet sagt man, 1565 Mann Trüpen? an dent selben unkkadathi, Gegenwart der 25 Geniesoldaten ist bestimmt, das Uebrige geht aus Gerüchten hervor.
Flotte.
. axis, 7. Juli. Marine⸗Ministerium an ö. 1. ö . ; st den Marinechef . gebe in Anzin Befehl, Ihnen bis auf neue Ordr wenigstens dreihundert Tonnen in Ulm alf zu J Miethen Sie so viel Küstenfahrer als Sie können, um diese Kohle so schnell als möglich nach Cherbourg gelangen zu . . 6. Sie dz ren ö ö so viel als hinein⸗
Legen Sie mir Rechenschaft ab über die Dis welche Sie getroffen haben werden. .
Paris, 7. Juli. Marine ⸗Ministerium an Herrn Direktor der Minen in der Grande Combe. d inn,
Ordre
. undert und funfzig Tonnen Zündmafsfe zu liefern, und 2
ie selbst bis auf zweihundert, wenn Sie können. lntworten Sie mir.
Paris, 7, Juli. Der Marine⸗Minister an Herrn Bonn Marine · Agent, 32 Rue de Lille in . ö. Verständigen Sie sich mit Herrn von Marsilly, dem ich durch den Telegraphen schreibe, daß man mir täglich nach Dün⸗ kirchen wenigstens drei hundert Tonnen Zündmasse sende. Antworten Sie mir durch den Telegraphen.
Paris, 7. Juli. Marine ⸗Ministerium an Her = reilin . 3 ö . reffen Sie sofort Anstalten, um täglich nach Dünkt das Maximum von dreihundert ö chr . Ihren Markt festgesetzt, zu senden, und selbst mehr, wenn Sie können. Antworten Sie mir durch den Telegraphen.
) Vierzehn ter baren, zehn Tage später wurden alle Deutschen aus Frankreich
*) Das Original dieses Telegrammes ist Deutsch.
französischen Abgeordneten mit dem Grafen
es Ihre Pflicht sein, sie daran zu hindern, und Sie würden
gestern in Quisvrain, um die Eisenbahnbrücke, sagt man,
Richten Sie sich darnach ein, mir täglich bis auf neue
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Cherbourg, b. Juli. Der Seepräfett an den Marine ⸗Minister
in Paris. . . 141 »Marne⸗ ist nur dazu eingerichtet, um Mannschaften aufzunehmen. Sie besitzt in der obern Batterie auf zwei Gänge jeder Seite für Pferde höherer Offiziere, dies würde eine bollständige Einrichtung zu machen geben, und viel Zeit und
Arbeit erfordern.
Boulogne, 12. Juli. Der See⸗Inskriptions⸗Kommissär an den Marine⸗Minister in Paris. .
Es existirt in diesem Augenblicke in Boulogne weder ein Küstenschiffahrts ⸗Kapitän, noch Meister⸗Küstenschiffer, der in der Nord oder Ostsee lootsen könnte. Ich kann nur einen alten
Matrosen anbieten, den ich bereits dem Marine Chef in Dün⸗
lirchen bezeichnet habe und welcher im Stande ist, in der Ostsee zu lootsen.
Paris, 13. Juli. An das Journal ⸗»La Sarthe« in Le
ans. g Das preußische Geschwader ist verschwunden. Man be— fürchtet sehr einen Handstreich gegen Kopenhagen und Jütland.
Dünkirchen, 18. Juli. Der Marinechef an den Marine⸗ Minister in Paris. VJ .
Die meisten Kapitäne des Sous ⸗Arrondissements sind auf den Fischfang in Island und Schottland. Unter den gegen⸗ wärtigen, die ich gesehen habe, ist keiner praktisch genug, um den Kriegsschiffen in der Ostsee als Führer zu dienen.
Brest, 18. Juli. An von Péne. 23 Rue Favart in Paris.
Bevölkerung beruhigt. Marine Minister hat geschrieben, daß Fischerböte während der ganzen Kriegszeit beschuͤtzt werden sollen. Ich würde andere Neuigkeiten haben, aber durch den Telegraphen unmöglich. Preußisches Geschwader ist in Torbay, Treffen bevorstehend. Gestern war die Rhede von Brest in Vertheidigungszustand. Marine sehr glücklich über ihre wichtige Rolle in die sem Feldzug.
Cherbourg, 24. Juli. Die Kaiserin an den Kaiser in aris. 3 Am Bord der »Savoier,. Ich bin in guter Gesundheit an⸗ gekommen, ich bin mit Begeisterung empfangen worden, die Proklamation ist unter den Rufen zes lebe der Kaiser« auf. senommen worden. Ich werde das Geschwader ein wenig ins Meer begleiten und zur bestimmten Stunde zurückkommen.
Ich küsse Euch beide. Eugenie.
Militärische Nachrichten.
Paris, 7. Juli. An die Zeitung die Presse« in Wien. Große Aktivität im Kriegs⸗Ministerium. Regimenter aus
Algier nach Frankreich zurückgerufen, beurlaubte Soldaten zu
ihrem Truppentheile einberufen. Hoff.
Paris, 9. Juli. Der Kriegs ⸗Minister an den Marschall, General⸗Statthalter von Algerien in Algier.
Wollen Sie den die Provinzen von Algerien kommandiren .
den Generälen anbefehlen, oxne den geringsten Perzug in jedem unter ihrem Befehle stehenden Infanterie -Corps Listen anferti⸗ gen zu lassen, welche Vorschläge enthalten für den Hauptmann⸗, lieutenant,, Unterlieutenant ˖ Grad für den Regimentsadjutan⸗ ten“, Zahlmeister, Bekleidungsoffizier, Unterzahlmeister⸗ und Fahnenträger⸗Dienst. . . . Die Generäle sollen mir direkt diese Arbeit in der kür⸗ jesten Frist einsenden. ; ö
Paris, 14. Juli. An den General Frossord, Oberbefehls⸗
haber des Lagers von Chalons.
Zwei Linien Ziffern, denen diese Worte folgen: Wenn Ihnen daran gelegen ist, den Befehl über Ihr Armee— Corps zu behalten, so antworten Sie mir. Napolson.
Saint -Eloud, 16. Juli. An Se. Excellenz den Marine Minister in Paris. Ich bitte Sie darum, dem Kriegsdepartement die 25 Mi— i nen h Sie haben anfertigen lassen, abzulassen, ich abe sie sehr nöthig. ö . Ich fie, e das Geschwader abgesegelt ist. Was für Befehle ertheilt man? Man kann die Feindselig⸗
leit icht beginnen, bevor der Krieg erklärt ist. J . - Napolson.
Saint Cloud, 18 ũuli. An die Frau Gräfin von Montijo in Madrid. 1)
*) Zufolge der Bitte der Kaiserin Eugenie hatte die Gräfin von Nontij0e ihrem Enkel, dem Kaiserlichen Kronprinzen, bevor er zur
Ich danke Ihnen, theure Großmama, über Ihr Telegramm. Ich hoffe, daß Ls mit Gluck bringen with.
Ich schreibe heute noch mit der Post. ö keout Napol son.
Beginn des Feldzuges.
Metz, 20. Juli. Der General Intendant an den Kriegs⸗ Minister in Paris.
Es giebt in Metz weder Zucker, noch Kaffee, noch Reis, noch Branntwein, noch Salz, wenig Speck und Biskuit. Schicken Sie mir eilig wenigstens eine Million Rationen über Thionville.
Metz, 20. Juli. Der Marschall Bazaine an den Kriegs—⸗ Minister in Paris.
Ich erhalte eben folgende Erkundigungen: Die Preußen suchten einen entscheidenden Kampf in der Umgegend von Mainz durch Massenanhäufung zwischen dieser Stadt und Coblenz. Diese Truppen leben mühsam und fürchten, daß es ärger komme.
Die Meinung in Preußen fürchtet einen langen Krieg, der das Land zu Grunde richten und in zwei bis drei Monaten zerrütten würde.
Die Preußen stellen die Krüppel in die Bureaux und lassen alle Leute von neunzehn bis sechs und dreißig Jahren, weiche gesund sind, ausmarschiren.
Der Zucker und Kaffee sind in Metz rar geworden; es wäre wichtig, daß der pariser Handel welchen sogleich hin⸗ schicken könnte. )
Bgazaine.
Metz, 24. Juli. Der Intendant des 3. Corps an den Kriegs⸗Minister in Paris. .
Das 3. Corps verläßt morgen vollständig Metz. Ich habe weder Krankenwärter noch Verwaltungsarbeiter, noch Feld⸗— lazareth Wagen, noch Feldöfen, noch Train, noch Wieginstru⸗ mente, und in der 4 Diyision und der Kavallerie⸗Division häbe ich selbst keinen Beamten. Ich bitte Ihre Excellenz mich aus der Verlegenheit zu ziehen, in der ich mich befinde; das große Hauptquartier kann mir nicht zur Hilfe kommen, obwohl dort mehr als zehn Beamte sind.
ür die Abschrift.
ür den Direktor. lunleserlich.)
3 Juli. Der Intendant an den Kriegs⸗Minister in Paris.
rn, das für das 2, 3., 4. und 5. Corps die Lieferung besorgt, hat weder Biskuit noch Hafer. Schicken Sie eilig nach diesen Platze die 3000 Kilogramme, welche am 18. verlangt wurden; betreiben Sie stark die Haferlieferung, Heu fehlt, un möglich Lebensmittel Vorrath für den Feldzug an das 3. Corps zu eben. General⸗ Intendant nimmt Biskuitvorrath aus allen
lätzen. Ihn wieder zurückgeben.
Weißenburg, 24. Juli. Der Sous ⸗ Präfekt an den Minister des Krieges, der auswärtigen Angelegenheiten und des Innern in Paris.
. Nacht ist ohne Vorfall, ohne Bewegung der wahr⸗ nehmbaren Truppen auf der doppelten Grenze Bayerns und
Badens verflossen. ö Man bemerkt seit gestern früh eine gewisse Entmuthigung und Unruhe unter den bayerischen und badensischen Posten bei Weißenburg. Man glaubt, daß deren Ursache in dem Rückzug der ö Truppen läge, welche, wie versichert wird, die Pfalz verlassen haben.
Thionville, 4. Juli. Der kommandirende General des 4. Corps an den Chef des Generalstabes in Paris.
Das 4. Corps hat weder Feldschenken, noch Feldlazareth, noch Gefolgewagen für die Truppen und den Generalstab.
Toul ist vollständig ohne Besatzung.
Neichstags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 25. November. Der dem Reichstag des Norddeutschen Bundes gestern vorgelegte Vertrag zwischen dem Norddeutschen Bunde, Baden und Hessen, vom 15. Novem⸗ ber, über die Gründung eines Deutschen Bundes, hat folgenden
Wortlaut: Verhandelt Versailles, den 15. November 1870.
Nachdem Seine Majestät der König von Preußen, im Namen des Norddeutschen Bundes, Seine Königliche 866 der Großherzog von Baden und Seine Königliche Hobeit der Großherzog von Hessen und bei Rhein übereingekommen sind, über die Gründung eines
Armee abreiste, ihren Segen geschickt. ( richten in . ö. Reihe der Depeschen Nr. 372 des St. A.)
S. unter Militärische Nach
Deutschen Bundes in Verhandlung zu treten und zu diesein Zwecke bevollmächtigt haben, und zwar: —