1788
werden am 10. Januar 1871, Vormittags 12 Uhr, in unserem Sitzungszimmer, Oranienstraße Nr. 92, in Gegenwart eines Notars öffentlich verloost werden. Berlin, den 28. November 1870. — Haupt ⸗Verwaltung der Staatsschulden. von Wedell. Löwe. Meinecke. Eck.
Tages ordnung.
4. Plenar⸗Sitzung des Reichstages des Norddeutschen Bundes Mittwoch, den 30. November 1870, Mittags 12 Uhr. Entgegennahme eines mündlichen Berichts der Petitions⸗ Kommission.
Berlin, 29. November. Se. Majestät der König haben Allergnädigst geruht: den nachbenannten Offizieren die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen fremdherrlichen Dekorationen zu ertheilen, und zwar: des Com mandeur⸗ Kreuzes des Königlich bayerischen Militär⸗Max⸗ ga en n, m. dem General der Infanterie von Kirch⸗ Fach, kommandirenden General des 5. Armee - Corps; des Ritterkreuzes desselben Ordens: dem General ⸗Lieu— tenant von Schmidt, Commandeur der 10. Infanterie ⸗Divi⸗ sion, und dem General ⸗Major von Sandrart, Comman⸗ deur der 9. Infanterie⸗Division; des Komthurkreuzes des Königlich bayerischen Militär⸗Verdienst-Ordens: dem Sbersten von der Esch, Chef des Generalstabes des 5. Armee⸗Corps; des Ritterkreuzes erster Klasse des⸗ selben Ordens: dem Major Mantey vom Generalstabe des 5. Armee Corps; des Tommandeurkreuzes erster Klasse mit Schwertern des Herzoglich braunschwei⸗ gischen Ordens Heinrichs des Löwen: dem General— Major von Redern, Commandeur der 13. Kavallerie⸗
Brigade; des Commandeurkreuzes zweiter Klasse mit
Schwertern desselben Ordens: dem Oberst; Lieutenant von Rauch, à la suite des 2. Garde⸗Ulanen⸗Regiments und beauftragt mit der Führung des Herzoglich braunschweigischen
saren⸗Regiments Nr. 17; so wie des Ritterkreuzes mit
u , , desselben Ordens: dem Rittmeister Müller von Schönaich, Escadron⸗Chef im 2. Schlesischen Husaren⸗
Regiment Nr. 6 und kommandirt zur Dienstleistung bei dem Herzoglich braunschweigischen Husaren⸗Regiment Nr. 17, und dem Stabsarzt Dr. Groos, zur Zeit Feld⸗Regimentsarzt des braunschweigischen Husaren⸗Regiments Nr. 17.
Nichtamtliches.
Preußen. Berlin, 29. November. Ihre Majestät die Königin war gestern in der Sitzung des Central⸗Komites anwesend. — Im Königlichen Palais fand ein größeres Diner statt. .
— Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin wohnte am Sonnabend der Taufe des jüngsten Sohnes des Hof⸗ marschalls Grafen zu Eulenhurg hei. .
Am Sonntag empfing Ihre Königliche Hoheit das Prä—⸗ sidium des Reichstags des Norddeutschen Bundes und den Grafen zu Münster und besuchte sodann das Baracken⸗Lazareth auf dem Tempelhofer Felde.
Heute Mittag empfingen Ihre Königlichen Hoheiten die Kron⸗ prinzessin und die Prinzessin Ludwig von Hessen den englischen Botschafter Lord Augustus Loftus.
— Ihre Königliche Hoheit die Kronprinzessin hat dem hiesigen Magistrate, auf dessen Glückwunschschreiben . Geburtsfeste, die nachstehende Antwort zugehen lassen:
Der Magistrat zu Berlin hat Mich durch seine guten Wünsche zu Meinem Geburtstage und den Ausdruck seiner freundlichen und anhänglichen Gesinnungen zu doppeltem Danke verpflichtet. Wenn die Verhältnisse Mich bestimmten, an anderer Stelle thätigen Antheil an dem großen Liebeswerke zu nehmen, das seit Beginn des Krieges überall in unserm Vaterlande sich entfaltete, so habe Ich auch aus
der Ferne mit lebhafter Bewunderung die großartige Thätigkeit ver⸗
folgen konnen, in welcher diesmal wie immer die Hauptstadt voran gegangen ist. Möge bald ein ehrenvoller Friede die großen Thaten unseres Heeres krönen und das deuische Vaterland als Preis der
schweren Opfer, die alle seine Stämme freudig gebracht, durch Einheit zu dauerndem Glücke führen. Berlin, den 23. November 1870. Victoria, Kronprinzessin. An den Magistrat zu Berlin. .
— In der am 26. November abgehaltenen 637.) Sitzung des Bundesrathes erfolgte die Vorlegung des mit Württemberg über dessen Beitritt zur Deutschen Bundes ⸗Verfassung geschlosse⸗ nen Vertrages. Am 28. November fand wiederum eine Bun⸗ desraths ⸗ Sitzung (die 38.) statt, in welcher über die gedachte Vorlage Beschluß gefaßt und zugleich der mit Bayern über dessen Beitritt zur deutschen Bundes⸗Verfassung geschlossene Vertrag vorgelegt wurde. In beiden Sitzungen führte Staats—⸗ Minister Delbruͤck in Vertretung des abwesenden Bundeskanz⸗ lers den Vorsitz. .
— Die vereinigten Ausschüsse des Bundesrathes des Norddeutschen Bundes für Festungen und für Rechnungswesen traten heute zu einer Sitzung zusammen. ö
— Der Reichstag des Nord deutschen Bundes schloß in seiner gestrigen Sitzung die Berathung über den ö betreffend eine Anleihe zur ferneren Krieg— ührung. .
An der Debatte betheiligten sich die Abgeordneten von Benda, Roß, Dr. Götz, Schultze (Berlin), Lasker, Liebknecht, Mende und der Staats und Finanz ⸗Minister Camphausen.
Der ganze Gesetzentwnrf wurde in namentlicher Abstim⸗ mung mit 178 gegen 8 Stimmen genehmigt. ö .
Der Präsident des Bundeskanzler Amts, Staats⸗Minister Delbrück, machte hierauf nachstehende i ,
Meine Herren! Der mit Württemberg abgeschlossene Vertrag ist Ihnen heut, nachdem er vom Bundesrathe einstimmig genehmigt worden, zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt. Der mit Bayern abgeschlossene Vertrag ist gestern Abend hier angekommen, heute in den Bundesrath eingebracht, und wird, wie ich voraussetze, am Donnerstag Gegenstand der Beschlußnahme des Bundesrathes werden. Ich habe, um dem Reichstag Gelegenheit zu geben, von dem Inhalte dieses Vertrages Kenntniß zu erhalten, bevor er amtlich in das Haus eingebracht werden kann, Veranlassung getroffen, daß der Vertrag heut Abend vollständig in dem »Staats-⸗Anzeiger« abgedruckt ist. Es wird, wie ich glaube, hierdurch die Möglichkeit gegeben sein, daß der Reichstag sich im Voraus über den Inhalt dieses Vertrages orientirt, früher, als es, wie nun einmal die Dinge liegen, möglich sein wird, daß er auf offiziellem Wege in den Reichstag gelangt
Demnächst wurde die Sitzung um 3 Uhr geschlossen.
Offi zielle militärische Nachrichten. I Versailles, 28. November.
Der Königin Angu sta in Berlin.
Gestern siegreiches Treffen südlich von Amiens durch Ge— neral Manteuffel mit einem Theile der J. Armee. Einige tausend Mann feindlicher Verlust, 700 Gefangene, 1 Fahne der Mobilgarde. 9. Husaren⸗Regiment ritt 1 Marine⸗Bataillon nieder. Unser Verlust nicht unbedeutend.
Wilhelm.
8 Versailles, 28. November. eneral⸗Feldmarschall Prinz Friedrich Carl meldet: Am 28. wurde 10. Armee⸗Corps durch bedeutend überlegene Kräfte
des Gegners angegriffen. Es konzentrirte sich bei Beaune⸗la⸗ Rolande, woselbst es sich siegreich behauptete, und am Nach— mittage in meinem Beisein durch die 5. Division und 1. Kapal⸗ lerie⸗Vivision unterstützt wurde. Unser Verlust etwa 1000 Mann. Feindlicher Verlust sehr bedeutend, viele Hundert Gefangene in unseren Händen. Kampf endete nach 5. Uhr.
Ferner ist von der J. Armee Meldung eingegangen: In Folge der siegreichen Schlacht am 2. ist Amiens am B. vom General Goeben besetzt worden.
von Podbielski.
(Beaune la ⸗-Rolande, 1962 Einwohner, liegt im Loiret, am Fuserin⸗Fluß, Arrondissement Pithiviers, 1, Meilen nordwestlich von dem gestern erwähnten Ladon, 13. Meilen von Paris.
Amiens an der Somme, 133 Kilometer nördlich von Paris, ist eine Stadt von 61,963 Einwohnern, Präfektur und Bischofssitz. Die Kathedrale ist eins der vornehmsten gothischen Bauwerke Frankreichs.)
das Landheer und die
4789
Aus den Hauptguartieren in Ver sailles, 24. November.
Ein Staatsakt von großer Wichtigkeit für die Neugestal— tung Deutschlands ist gestern in Versailles vollzogen worden. Der Vertrag, der Baherns Eintritt in den neu zu schaßf— fenden Deutschen Bundesstaat besiegelt, ist am Abend des 23. November um 10/½ Uhr von den Ministern der betheilig⸗ ten Mächte in dem Quartier des Bundeskanzler⸗Amtes unter⸗ zeichnet worden. Den politischen Theil der Verhandlungen hatte Graf Bismarck persönlich in zahlreichen Besprechungen init den bayerischen Bevollmächtigten, Grafen Bray und v. Pranckh, geleitet; die militärischen Bestimmungen waren Gegenstand der Unterhandlung zwischen dem preußischen Kriegs⸗Minister General von Roon und dem Kriegs-Minister Bayerns von Lutz gewesen. .
Die bayerischen Minister rüsten sich zur Abreise nach München, die am Sonnabend (26) erfolgen wird. Sie erschie⸗ nen heute beim Kronprinzen zur Tafel, an der auch der Groß— herzog von Baden Theil nahm.
Die Aufmerksamkeit der Hauptquartiere richtet sich in diesem Augenblick vornehmlich nach zwei Seiten hin. Sie ver— folgt mit dem gespanntesten Interesse die Bewegungen der gegen die Loire vorrückenden deutschen Truppencorps, von denen täglich eine ernstere Entscheidung erwartet werden kann. Mit nicht minderem Interesse behält inan die Zustände der vor uns liegenden Hauptstadt im Auge. Einzelne Zeitungen aus Paris, die den Ober Kommandos vom 18. bis zum 72. November zugegangen sind, bestätigen, daß die friedlichen Stimmungen in der Bewohnerschaft allmählich zu kräftigerem Ausdruck gelan⸗ gen. Man-kann zwar bis jetzt nicht sagen, daß die Regierung sich entschlösse, dem Wechsel der Meinungen Rechnung zu tra— gen. Ihr System ist, wie man sich leider überzeugen muß, noch immer das der Täuschung. So wagt das „Journal officiel« vom 22. November zu behaupten, daß durch eine Ka⸗ nonade aus den Forts Issy und Bicstre die preußischen Be— lagerungsarbeiten auf der gegenüberliegenden Seite vollständig zerstört seien. Da Paris wegen der Nähe der befestigten Außenwerke noch genauer fast als die innerhalb der Cerni⸗
rungslinie sich befindenden Ortschaften wissen muß, daß das
französische Geschützfeuer in den letzten Tagen vollständig ge⸗ schwiegen hat, so wird die Vermessenheit, mit welcher ein ver⸗ antwortliches Gouvernement derartige erfundene Nachrichten verbreitet, wahrhaft unbegreiflich.
Es kann für eine solche Taktik füglich keinen anderen Grund geben, als den, den gesunkenen Muth von Hunderttausenden von Menschen durch trügerische Hoffnungen neu zu beleben. Dies wäre ein Symptom der Schwäche, von dem das öffent⸗ liche Urtheil in Europa nicht verfehlen wird, Akt zu nehmen.
Von allen Umstimmungen, welche die Macht der Zeit in Paris zu Wege gebracht hat, ist eine der merkwürdigsten die des bekannten Journals »Le Figaro, das sowohl beim Aus— bruch des deutsch-französischen Kampfes, wie noch lange nach dem Sturz des Kaiserreichs durch seine maßlosen Schmä—⸗ . auf Deutschland und Preußen unter den Organen der
riegspartei am meisten hervortrat. Wenn man sich ver— gegenwärtigt, daß dieses Tagesblatt seit langer Zeit für den eigentlichen Repräsentanten der politischen Auffassungen des Parisers gelten muß, darf man, ohne Gefahr des Irrthums, sich einen Rückschluß auf die vorgegangene Sinnes— änderung erlauben, da gerade der „Figaro⸗ augenblicklich obenan⸗ steht unter denjenigen Blättern, die der Hartnäckigkeit des nationalen Ausschusses auf das entschiedenste Opposition machen. In ihrer Eigenschaft als Vertreterin der pariser Bourgeoisie läßt sich diese Zeitung besonders angelegen sein, die Verhältnisse der Nationalgarde zu beleuchten. Die in einem frühern Be— richt des Staats ⸗Anzeigers« ausgesprochene Behauptung, daß die Mobilisirung der Buͤrgergarde mannigfache Unzufriedenheit her— vorgerufen hät, wird dadurch auf das Unumstößlichste bewahrheitet.
Man erfaͤhrt, daß die Regierung selbst Anfangs von einer Einreihung der Kationalgarden in die aktive Armee Ahstand nehmen wollte. Sie versuchte es zunächst mit einer Aufforde⸗ rung der Freiwilligen. Die Meldungen derer, die sich dem regulären Waffendienst hingeben wollten, fielen jedoch so spär⸗ lich (assez pisétres) aus, daß mit einem förmlichen Dekret der Einberufung, dem Gesetz vom 10. November, vorgegangen werden mußte. Das Blatt leugnet nicht, daß die Neuerung schlecht aufgenommen wurde. »Vorher«, heißt es in dem ent⸗ sprechenden Artikel — »sprach Jeder von seinem Kriegsmuth. Am Tage der Gefahr werden wir da sein und gegen den Feind ziehen. Jetzt aber haben sich die Heftigsten, Leidenschaftlichsten und Kriegerischsten auf einmal als vorzügliche Familienväter enthüllt, die um das Wohl ihrer Kinder besorgt sind. Daher eine Fülle von Klagen und Reklamationen.“ Der Artikel kommt zu dem Schluß, daß die Regierung nicht werde umhin können, ihre Maßregeln über kurz oder lang aufzuheben. An anderer Stelle werden sogar die Friedensbedingungen diskutirt
und dabei die Neutralisirung von Lothringen und Elsaß als annehmbar bezeichnet.
Diese Acußerungen der Presse finden in Privatbriefen den lebhaftesten Wiederhall. Um ein Beispiel davon zu geben, wie man auch in Privatkreisen anfängt, das Verfahren des Gou⸗ vernements zu verurtheilen, möge der folgende Passus aus einem aufgefangenen Briefe dienen, der eine Persönlichkeit der höchsten Gesellschaftsklassen zum Verfasser hat. Die Stelle lautet: »Man hofft hier (in Paris) noch immer auf eine Wiederaufnahme der diplomatischen Verhandlungen. Aber wie ist überhaupt zu hoffen, daß diese Regierung von Advokaten die Dinge zu einem glücklichen Ende führen wird? Sie sträubt sich gegen jede Konzession, wie wenn man überall Sieger ge wesen wäre (comme si Pon était partout vainqueur!) Es liegt in diesem Gouvernement von Paris eine Ungeschick— lichkeit sneptie), ein Starrsinn (entstement) und ein Stolz, die alles aufs Spiel setzen für — eine hochtönende Phrase— Dabei befindet man sich seit dem Fall von Metz in absoluter Rathlosigkeit; überall drohen Verlegenheiten und nur ein Waffenstillsthnd könnte uns retten. Es ist wahrlich Zeit, daß wir eine Kammer und eine gesetzmäßige Regierung (gouvernement constituè) bekommen. Bis zum nächsten Monat kann man sich allenfalls noch hin— schleppen, dann fehlen die Lebensmittel, und es ist kaum zu sagen, was die Folge davon sein wird. Inzwischen giebt man sich den Anschein, als thue man etwas, ganze Armeen setzt man »auf dem Papier zusammen. Aber das Alles ist Komödie. Man verliert mit dieser Organisation, die eher eine Auflösung ist, die Zeit, während welcher man den Waffenstillstand hätte haben können, selbst ohne Zufuhr von Lebensmitteln! Frank— reich erscheint mir mit seinen republikanischen Ideen, die doch nur Ideen der Demagogie sind, so zersetzt, daß eine Armee nicht mehr möglich ist, und ich würde den Plan einer Neutralisirung von Elsaß und Lothringen als ein Glück hinnehmen (et j'accepte- rais avec bonheur pour nous la neutralisation en projet Pour LAlsace et la Lorraine).
Se. Majestät der König machten gestern nach den Regie⸗ rungsarbeiten Vormittags eine Spazierfahrt in die nächsten Um⸗ gebungen von Versailles, empfingen später den Kommerzien ⸗Rath Kahnheim aus Berlin, der mit einer Deputation von mehreren
berliner Herren Liebesgaben, welche die Friedrich⸗Wilhelmsstadt
gesammelt, zu dem 2. Garde⸗Regiment gebracht hat und zur Audienz im Hauptquartier Sr. Majestät eingetroffen war.
— In einem Artikel der -⸗Kölnischen Zeitung« hat ein Be⸗ richterstatter die Unvorsichtigkeit begangen, einen Vorfall, der vor einiger Zeit in der Nähe des Hauptquartiers Sr. König⸗ lichen Hoheit des Kronprinzen spielte, in einer Weise wieder zugeben, die auf gänzlicher Entstellung des Thatbestandes be— ruht. Es handelt sich um das Attentat, welches gegen einen preußischen Wachtposten vom 47. Infanterie⸗Regiment am Bahnhof von Chartres an der Rue des chantiers«“, kaum 300 Schritt von der Villa »Les Ombrages«, dem zeitigen Sitz des Ober⸗ Kommandos der III. Armee, durch einen Franzosen verübt worden ist. Der genannte Artikel stellt das Attentat in Abrede und behauptet, daß der preußische Soldat auf Posten eingeschlafen gewesen sei und sich die Verwundung am Fuße durch eine seiner Fahrlässigkeit beizumessenden Entladung des Gewehrs zugezogen habe. Woher der Verfasser die Anhaltspunkte entnommen hat für seinen Bericht, der einem deutschen Krieger ein unverzeih⸗ liches Vergehen gegen die dienstliche Pflicht zur Last legt, ist aus der Darstellung nicht ersichtlich.
Es braucht kaum gesagt zu werden, daß der unterzeichnete General von Voigts-Rhetz, in seiner doppelten Eigenschaft als Kommandant von Versailles und als Commandeur der 18. Brigade, zu welcher das 47. Regiment gehört, sofort nachdem das Ereigniß zur Meldung gekommen, persönlich die genaueste Untersuchung vornahm. Diese ergab, daß der Ueberfall von einer nahe gelegenen Pforte her durch ein mit der gewöhnlichen Blouse bekleidetes Individuum ausgeführt war. Kurz bevor das Attentat stattfand, hatte der preußische Soldat mit einem benachbarten bayerischen Wachtposten gesprochen und war in dem Augenblick, als er die Giebelseite des ihm zur Be⸗ wachung überwiesenen Magazins passirte, auf eine Distanz von dreißig Schritt getroffen worden. Die Kugel brachte dem Sol⸗ daten eine Wunde bei, deren Untersuchung ergab, daß der Thäter sich eines Geschosses bedient hatte, dessen Kaliber bei weitem größer war, als das des preußischen Gewehrs.
Die Erzählung, die der Berichterstatter giebt, muß im höchsten Maße befremden, da es ihm ein Leichtes gewesen wäre, sich bei der Fommandantur über den wahren Sachverhalt zu
unterrichten, während er in diesem Fall es vorgezogen zu haben
scheint, den thörichten Fabeln zu trauen, welche die Bevölkerung von Versailles, um die üblen Folgen einer schnöden That von sich abzuwenden, erdichtet haben mag.
99 **