1870 / 388 p. 2 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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Der Präsident des ,, , Staats ⸗Minister

Delbrück, und der Großherzoglich hessische Bevollmächtigte zum Bundesrathe, Geh. Legations Rath Hofmann, griffen zu wie derholten Malen in die Debatte ein.

Schluß der Sitzung: 3 Uhr 45 Minuten.

Die heutige (9) Plenarsitzung des Reichstages des Norddeutschen Bundes wurde vom Praäsidenten Dr. Simson um 12 Uhr eröffnet.

Von den Bevollmächtigten zum Bundesrathe des Nord⸗ deutschen Bundes waren anwesend: der Staats ⸗Minister und Präsident des Bundeskanzler⸗Amts Delbrück, der Präsident des Bundes Ober ⸗Handelsgerichts Dr. Pape, der Königlich sächsische Geheime Regierungs⸗-Rath Schmalz, der Königlich sächsische Appellationsgerichts⸗Prästdent Klemm, der Großherzoglich hessische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, Ge—⸗ heime Legations⸗Rath Hofmann, der Großherzoglich sachsen weimar ⸗eisenachsche Geheime Staatsrath Dr. Se gg der Großherzoglich oldenburgische Staats ⸗-Minister von Rössing, der de og ich braunschweig⸗ luůneburgische Ministerrestident Ge⸗ heimrath Pr. von Liebe, der Herzoglich sachsen ˖ altenburgische Staats ⸗Minister von Gerstenberg⸗Zech, der Herzoglich sachsen coburg gothaische Staats ⸗Minister, Wirkliche Geheime Rath Freiherr von Seebach, der Fürstlich reußische (j. S.) Staats- Minister von Harbou, der Ministerresident der freien und Hanse⸗ stadt Lübeck Dr. Krüger und der Senator der freien Hansestadt Bremen Gildemeister.

Vor Eintritt des Reichstages in die Tagesordnung wurde auf Anregung des Bundeskanzler ⸗Amtes eine frühere Abstim⸗ mung, das Bundesschuldenwesen der Jahre 1868 und 1869 be— . nach dem Vorschlage des Präsidenten Dr. Simson be⸗ richtigt.

den Vertrag mit dem Königreich Bayern vom 23. November d. J., über dessen Beitritt zu der dem Reichstage vorgelegten Verfassung des Deutschen Bundes, sowie über das zu diesem Vertrage gehörende Protokoll von demselben Tage.

Es lagen hierzu folgende Amendements vor: Von den Abgg. Lasker und Miquél:

. Der Reichstag wolle beschließen: .

1) in Nr. II. §. 6 den vierten Absatz zu streichen. Nämlich: Außerdem wird im Bundesrathe aus den Bevollmächtigten der König reiche Bayern, Sachsen und Württemberg unter dem Vorsitze Bayerns ein Ausschuß für die auswärtigen Angelegenheiten gebildet. Den . ö die zu ihren Arbeiten nöthigen Beamten zur Ver ügung gestellt. ö 2) In Nr. III. 5. JI den ersten Absaß zu streichen. Nämlich: §. 1. Das Recht der Handhabung der Aufsicht seitens des Bundes über die Heimaths, und Niederlassungsperhältnisse und dessen Recht der Gesetz Chung über diesen Gegenstand erstreckt sich nicht auf das Königreich Bayern.

3) Im Schlußprotokoll vom 23. November 1870 die Nr. J, IV., VII. und VIII. zu streichen. . ;

, Es wurde auf Anregung der Königlich bayerischen Bevoll⸗ mächtigten von Seite des Königlich preußischen Bevollmächtigten an— erkannt, daß, nachdem sich das Gesetzgebungsrecht des Bundes bezüg⸗ lich der Heimaths! und Niederlassungsverhältnisse auf das Königreich Bayern nicht erstreckt, die Bundeslegislative auch nicht zuständig sei,

das Verehelichungswesen mit verbindlicher Kraft für Bayern zu regeln,

und daß also das für den Norddeutschen Bund erlassene Gesetz vom 4. Mai 1868, die Aufhebung der polizeilichen Beschränkungen der Ehe— schließungen betreffend, jedenfalls nicht zu denjenigen Gesetzen gehört, deren Wirksamkeit auf Bayern ausgedehnt werden könnte.

1V. Als vertragsmäßige Bestimmung wurde in Anbetracht der in Bayern bestehenden besonderen Verhältnisse bezüglich des Im⸗ mobiliar - Versicherungswesens und des engen Zusammenhanges der⸗ selben mit dem Hypothekar⸗Kreditwesen festgestellt, daß, wenn sich die Gesetzgebung des Bundes mit dem Immobiliar-Versicherungswesen be— fassen sollte, die vom Bunde zu erlassenden gesetzlichen Bestimmungen in Bayern nur mit Zustimmung der bayerischen Regierung Geltung erlangen können.

VII. Der Königlich preußische Bevollmächtigte gab die Erklärung ab, daß Se. Majestät der König von Preußen kraft der Allerhöchst⸗“ ihnen zustehenden Präsidialrechte, mit Zustimmung Sr. Majestät des Königs von Bayern, den Königlich bayerischen Gesandten an den Höfen, an welchen solche beglaubigt sind, Vollmacht ertheilen werden, die Bundesgesandten in Verhinderungsfällen zu vertreten.

Indem diese Erklärung von den Königlich bayerischen Bevoll- mächtigten acceptirt wurde, fügten diese bei, daß die bayerischen Ge⸗ sandten angewiesen sein würden, in allen Fällen, in welchen dies zur Geltendmachung allgemein deutscher Interessen erforderlich oder von Nutzen sein wird, den Bundesgesandten ihre Beihülfe zu leisten.

VIII. Der Bund übernimmt in Anbetracht der Leistungen der bayerischen Regierung für den diplomatischen Dienst desselben durch die unter Ziffer VII. erwähnte Bereitstellung ihrer Gesandtschaften und in Erwägung des Umstandes, daß an denjenigen Orten, an wel. chen Bayern eigene Gesandtschaften unterhalten wird, die Vertretung der hayerischen Angelegenheiten dem Bundesgesandten nicht obliegt die Verpflichtung bei Feststellung der Ausgaben für den diplomati⸗ schen Dienst des Bundes der bayerischen Regierung eine angemessene Vergütung in Anrechnung zu bringen.

Auf der Tagesordnung stand die zweite Berathung über

Ueber Festsetzung der Größe dieser Vergütung bleibt weitere Ver⸗

einbarung vorbehalten. , II. Der Reichstag wolle beschließen: in Nr. II. 8. 25 statt des zweiten

Satzes: -Sie gelten als abgelehnt u. s. w. bis zu Ende zu setzen:

. ist zu denselben im Bundesrathe eine Mehrheit von drei iertheilen der vertretenen Stimmen erforderlich. «

An der Debatte betheiligten sich die Abgg. Lasker, Dr. Wehrenpfennig, von Blankenburg, von Kardorf, Frhr. von Hoverbeck, Miqusl, Grumbrecht, Graf von Bassewitz, Dr. Friedenthal. ;

Der Präsident des Bundeskanzler⸗Amtes, Staatsminister , nahm zu wiederholten Malen in der Debatte das ort.

Die Amendements der Abgg. Lasker und Miquél wurden mit großer Majorität abgelehnt. Der Vertrag mit Bayern wurde hierauf mit geringen, meist nur redaktionellen Aenderun⸗ gen in zweiter Berathung angenommen.

Vor Schluß der Sitzung machte der Präsident des Bun

deskanzler⸗Amtes, Staats⸗Minister Delbrück die Mittheilung, daß der Bundesrath morgen über die Abänderungen der Bun⸗ desverfassung in Berathung treten werde, welche durch die Uebertragung der Kaiserwürde an Se. Majestät den König von Preußen erforderlich werden. Schluß der Sitzung 2 Uhr.

Offizielle militärische Nachricht.

Versaille s, 7. Dezember. Von den Armeen sind heute keine Meldungen von Bedeu⸗

tung eingegangen. . von Podbielski.

Aus den Hauptquartieren in Versailles, 4. Dezember. Zur Erläuterung der Kämpfe des 2. Dezember ist noch Folgendes nachzutragen. Der Angriff der württember⸗ ischen 1. Brigade auf Champigny, der Morgens 7 Uhr attfand, hatte die Folge, daß der Feind den Ort momentan aufgab. Da derselbe aber mit Hülfe der Eisenbahn von Paris nach Mühlhausen-⸗Straßburg, die dicht am Fort Nogent söstlich) vorübergeht, mit Leichtigkeit frische Truppen heranführen konnte, vermochten die Württemberger die eingenommene Stellung auf die Dauer nicht zu behaupten. Es war jedoch für ihre Unter⸗ stützung n, orge getragen, da das II. preußische Armee⸗ Corps, das aus seiner Reservestellung gegen die Marne vorgeschoben worden war, bereits in der Nacht vom 1. zum 2. Dezember im Rücken der württembergischen Stellungen Bivouak bezogen hatte. Eine Brigade des II. Corps (General v. Fransecky) und zwar die 7. Brigade, unter General⸗Major du Trossel, ging gegen Champigny vor und entriß die kleine Stadt den Franzosen aufs Neue nach heißem Kampf. Die Terrainverhältnisse des Ortes Champigny gestalten sich so, daß die eigentliche Stadt, die auf einem Plateau liegt, durch ein Defilse von Häusern

fortgesetzt wird, welches sich, einen Abhang entlang, bis zur

Marnebrücke bei Champignolles ausdehnt. Dieser untere Theil der Stadt wird von den Forts Nogent, Charenton und die neuerdings auf der Halbinsel innerhalb der südlichen Marne⸗ krümmung errichteteten Batterien derartig dominirt, daß an eine Behauptung derselben unsererseits nicht gedacht werden konnte. Daher kam es, daß die 7. Brigade sich begnügen mußte, den Feind aus dem oberen Champigny delogirt zu haben. Sie mußte übrigens auch diesen Erfolg noch in einem ,, Kampfe vertheidigen, da die Franzosen eine Flankenbewegung einleiteten, welche darauf berechnet war, auf der Linie zwischen Champigny und Villiers, wo die Brigade einen Theil ihrer Kräfte entwickelt hatte, durchzubrechen. Das Gefecht, das sich hier engagirte, war für die preußische Infanterie besonders schwierig, weil die Feldgeschütze, wegen des intensiven feindlichen Bombardements, nicht zu voller Wirksamkeit gelangen konnten. (Namentlich das 49. Infanterie⸗Regiment wurde hart mitgenommen.) Auch bei der Corps-Artillerie wurden 20 Mann außer

Gefecht gesetzt und mehr als 100 Pferde verwundet. Schließlich

zog sich der Feind jedoch von dieser Seite ab und gab auch bei Champigny das Treffen auf. General Fransecky und General Obernitz, der die Württemberger kommandirt, waren auf eine Erneuerung der Feindseligkeiten am 3. Dezember vorbereitet. Allein mit Ausnahme einiger Demonstrationen, die von den Franzosen gegen das sächsische (12) Corps unternommen wurden, verlief, der gestrige Tag ruhig. Dagegen hatte es Ahends den Anschein, als ob die Franzosen bei Kogent größere Streitkräfte, etwa 3 Corps, konzentrirten, wodurch die Abficht eines Vorstoßes weiter nördlich, etwa in der Richtung von Noisy le Grand, sich wahrscheinlich machte. Bis zum ÄUugen⸗ blick weiß man jedoch noch nichts von einem neuen Angriff. Die Ziffer der französischen Gefangenen beläuft sich an den bei⸗ den Gefechtstagen vom 30. November und 2. Dezember auf mehr als 800.

. 11 J

In en Hauptquartieren von Versailles wurde gestern 6 Dezeiber) das Geburtstagsfest Ihrer Königlichen Hoheit der

roßhrzogin von Baden gefeiert. Vormittags war Gratuldon beim Großherzoge. Nachmittags 5 ihr Diner bei Sr. Mestät dem Könige. Der Hof⸗Marschall des Königs von Barn ist hierher zurückgekehrt und sieht man der An— kunft E. bayerischen Majestät nunmehr demnächst entgegen. Auch ei Adsutant des Kaisers von Rußland, Fürst von Gru— sien, ist estern hier eingetroffen und von Sr. Majestät empfan⸗ gen woen. k

bie ersten Zusammenstöße der Il. Armee unter dem Genera eldmarschall Prinzen Friedrich Carl mit der französi⸗ schen Lre- Armee haben stattgefunden. Am 24. November hatte de lo. Armee -Corps unter dem kommandirenden Gene— ral v. Aigts . Rhetz ausgedehnte heftige, aber ,. für uns glkliche Gefechte bei Ladon, Maiziéres und Bois com— mun. as 10. Corps besteht gegenwärtig aus den Brigaden v. Wed, Valentini, Lehmann, denen die hessische Reiter Bri⸗ gade (Geral-⸗Major v. Rantzau), aus 6 Escadrons bestehend, zugetheiwar. Die 20. Division v. Kraatz ⸗Koschlau ist seit eini⸗ ger Zeidom 10. Corps detachirt. Die Brigade v. Wedell und die hessße Reiter Brigade hatten das Städtchen Beaune la—⸗ Rolandam 23. November erreicht; den übrigen zwei Brigaden war fühen 24. November als Tagesaufgabe die Vereinigung um Bege-la⸗Rolande gestellt, weiter sollten Rekognoszirungen gegen d Feind unternommen werden. Nach eingegangenen Meldunn sollten östlich von Orleans in Gien und weiter nördlich von letztm Orte in Lovois stärkere feindliche Abtheilungen stehen. Am früh rückte die 19. Division (General⸗Major von Woynqon Montargis ab, und zwar die Brigade Valentini mit deLorps-Artillerie auf der Straße über Tanne und Migniqh, die Brigade Lehmann (Regiment 78 und 91, 2. und 3. Escayn Dragoner Regiments 9, die 2. schwere und 2. leichte Batteril? Pionier- Compagnien) bei der sich auch der Divi—⸗ sions⸗mmandeur General-⸗Major von Woyna befand, nahm die Stn über Ladon. Von Beaune⸗la⸗Rolande aus wurden zu gleie Zeit Detachements von je zwei Compagnien und zwei Edrons auf Bois commun und Bellegarde, und eine Escadrlauf Ladon dirigirt. Die auf den ersten Ort dirigir⸗ ten Tryentheile stießen bei Montbarrois auf den Feind, zwei feindlicangreifende Escadronen Lanciers wurden von einer Escadrides 2. hessischen Reiter Regimentes glänzend gewor—

fen, deyrt selbst wurde von feindlicher Infanterie besetzt ge—

funden nd die Rekognoszirung also nicht weiter ausgedehnt. Das a Bellegarde von Beaune abgeschickte Detache⸗ ment ka nur bis St. Loup, auf welchen Ort der Feind mit Entwickng von Infanterie und Artillerie im Anmarsch war. Diese Twenabtheilung setzte ihren Marsch daher nicht fort, son⸗ dern na zur Beobachtung des Feindes bei La Group Auf— stellungdie letzte auf Ladon dirigirte Escadron wurde auf ihrem Asche durch den von Bellegarde anrückenden Feind bedroht d 1 sich auf Montargis und die Straße zurück, auf wel sie die Brigade Lehmann in Anmarsch wußte, dieser

machte von dem Vorrücken feindlicher Kolonnen Meldung.

Inzwischhatte diese Ladon erreicht und besetzt. Das Füsilier— Batailldes Regiments 91 (Oldenburger), welches die Avant⸗ . bte, fowie die beiden übrigen Bataillone desselben

egimei gingen in verschiedener Richtung gegen Ladon vor; zwei Blllone des Regimentes 78 erhielten Befehl, den Ort zu umgi, und zu gleicher Zeit eröffneten beide Batterien ihr Feuer. 1sselbe war im Verein mit dem energischen Angriff der Inferie, welche die linke Flanke des Feindes bedrohte, von soißerordentlicher Wirkung, daß Ladon im ersten ,, ward und der Feind sich auf Bellegarde zurückzo

ergab sauch der Brigade Valentini die Gelegenheit, zu dem siegreich Erfolge dieses Tages und speziell des 10. Corps in herragender Weise beizutragen. Von Maizisres her, wahrschich von dem Engagement der Brigade Lehmann, war Kaendonner vernehmbar geworden, und dem Oberst von Vaini ging von dem General von Voigts-⸗Rhötz der Befehl auf Maizisres abzubiegen, um die Brigade Lehmann zu unteßen. Das 1. Bataillon des Regiments 79 nahm in Verbind mit Compagnien des 1. und 2. Bataillons des Regime 5ßz die vom Feinde besetzte Ferme d'Arche, so wie die zwis jener Ferme und Maizisres gelegenen Gehöfte und Buschpden. Der Feind zog sich, verfolgt von dem Feuer von zwei Batterisurück; der Eintritt der Dunkelheit machte dem Feuer ein Enddie beiden Brigaden setzten ihren Vormarsch auf Beaune Rolande ungehindert fort, die Aufgabe des Tages war glich erfüllt. Unsere Verluste belaufen sich auf 13 Offi und 220 Mann, die des Feindes sind bedeutender;

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Wind diese glänzende Waffenthat ausgeführt wurde,

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von demselben blieben ein Offizier und 170 Mann als Ge— fangene in unsern Händen. Wie aus einer bei einem gefalle⸗ nen Offizier vorgefundenen Marschdisposttion hervorgeht, stan⸗ den den genannten Theilen des zehnten Corps brei feindliche

Divisionen des 20. Armee⸗ Corps General Creuzot) in einer

Stärke von 30509 Mann gegenüber.

Nach dieser Disposition sollten die genannten feindlichen Truppenmassen an diesem Tage bis Beaune la- Rolande vor— dringen, unzweifelhaft, um von da aus unsere Aufstellung zu durchbrechen und auf Paris weiter zu marschiren, um der dortigen Besatzung, die an den folgenden Tagen wiederholte Ausfälle jedenfalls nur allein in dieser Absicht gemacht hatte, zum Entsatze von Paris die Hand zu bieten.

Am 28. November, Morgens 9 Uhr, wurde das Städtchen Beaune von einer an Zahl dreifach überlegenen feindlichen Streitmacht angegriffen. Es waren Linientruppen und nach den in unseren Händen hefindlichen Gefangenen zu schließen, scheinen in Ansehung des folgenreichen Unternehmens absichtlich Kerntruppen verwendet worden zu sein. Der Anmarsch auf Beaune erfolgte mit großer Schnelligkeit, der Angriff selbst

war äußerst heftig und geschah von drei Seiten, in der

Front, der Flanke, indem der Feind das Dorf Batilly nahm, im Rücken von La Pierre -pervoe aus. Die Absicht des Feindes ging dahin, das 10. Corps im rechten Flügel und im Rücken zu fassen, um die ganze Aufstellung derselben von Beaune bis Longoar aufzurollen. Der Brennpunkt des Kampfes war das Städtchen Beaune, das von der Brigade von Wedell, vom 16. und 57 Infanterie⸗ Regiment besetzt war. Die Ver' theidigung der Position war eine wahrhafte Heldenthat unserer Truppen, namentlich des 16. Regiments. An allen Aus— gängen der Ortschaft waren Barrikaden errichtet worden, jedes Haus, jedes von einer Mauer umschlossene Gehöft war schnell zu einer kleinen Festung umgewandelt worden. Unzählige Male und mit fast unwiderstehlicher Wucht wurden die Angriffe des Feindes versucht, und wiederholt immer neue Kolonnen gegen die improvisirten Bollwerke geführt; die Unseren ließen diese auf einige hundert Schritte herankommen, dann gaben sie ihre Salve und niedergestreckt lag Mann an Mann, fast in dersel⸗ ben Ordnung, in welcher sie angerückt kamen, dabei bewarfen die feindlichen Batterien die Stadt mit einem Hagel von Granaten, so daß dieselbe an verschiedenen Stellen zu brennen anfing; aber unsere Truppen hielten aus, wichen nicht einen Fuß breit. Trotz immer neuer ins Gefecht

geführter Bataillone, immer härterer Vorstsße konnte der

Feind nichts an Terrain gewinnen. Der Kampf währte von Vormittags gegen 19 Uhr bis Nachmittags gegen 4-Uhr, wo die 5. Division mit vier Bataillonen bon Boyne aus in; den Gang des Gefechtes eingriff, den linken Flügel des Feindes bedrohte und demselben namentlich beim Sturm des Förets de la Lau empfindliche Verluste beibrachte. die Brigade von Wedell den Kampf um die Hauptstellung führte, waren die übrigen Theile des zehnten Corps auf der ganzen Linie der Aufstellung auf den zwischen Beaune und Longorni gelegenen Höhen mit feindlichen Abtheilungen enga— girt; die zehnten Jäger hatten dem Feinde gegenüber bei dem Dorfe Corbeilles namhafte Erfolge errungen, bis sie auf Be—⸗ fehl des kommandirenden Generals zur Unterstützung der Bri— gade von Wedell detgchirt wurden. Unsere Verlusse belaufen sich an Todten und Verwundeten etwa auf 600 Mann, die Franzosen hatten 1100 Todte, die meisten um Beaune und in dem von der fünften Division genommenen Gehölz, 5000 Ber— wundete und 1600 Gefangene verloren. Das Resultat des kampfes. heißen Tages war, daß wir unsere Vorpostenlinie behaupteten und der Feind auf Bois eommun und Bellegarde seinen Abzug nehmen und seine Absicht als vereitelt betrachten mußte. Von Nach- mittag an war der General-Feldmarschall Prinz Friedrich Carl auf dem Kampfplatz erschienen. Der Lorbeer für die ersten, sieg= reich zurückgeschlagenen Angriffe der Loire⸗Armee durch die II. Armee gebührt dem zehnten Corps.

Weiter liegen vom Kriegsschauplatz folgende Nach⸗

richten vor:

Darm stadt, 7. Dezember, Nachmittags. (W. T. B.)

Die »Darmstädter Zeitung« enthält folgendes Telegramm des Prinzen Ludwig von Hessen an den Großherzog: Gestern in Orleans eingerückt, heute Dienstag gegen Tours weiter. Verlust der Division nicht sehr bedeutend. Viele Geschütze ge⸗ nommen, eine Menge Gefangener gemacht.

München, 7. Dezember. (W. T. B).

Das Kriegs⸗Ministerium erhielt folgende telegraphische Mel dung über den Antheil des bayerischen J. Armee ⸗Corps von der Tann an den Gefechten gegen die franzssische Loire ⸗Armee: Am

1. Dezember Nachmittags feindlicher Angriff bei Nonneville

Während

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