4052
Auf der Tagesordnung stand die dritte Berathung a) über den Vertrag mit dem Großherzogthum Baden und mit dem Großherzogkthhum Hessen vom 15. November d. J., über die Gründung und Verfassung des Deutschen Bundes; p) über den Vertrag mtt dem Königreich Württemberg vom 25. Novem⸗ ber d. J., über dessen Veitritt zu der dem Reichstage zur Genehmi⸗
gung vorgelegten Verfassung des Deutschen Bundes, sowie über das zu diesem Vertrage gehörende Protokoll und die in Art. 2. Nr. 5. desselben erwähnte Militärkonvention, über den Ver⸗ trag mit dem Königreich Bayern vom 23. November d. J., über dessen Beitritt zu der dem Reichstage vorgelegten Ver— fassung des deutschen Bundes, sowie über das zu diesem Ver⸗ trage gehörende Protokoll von demselben Tage.
An der Debatte nahmen Theil die Abgg. von Mallinckrodt, Liebknecht, Schulze (Berlin).
Beim Schlusse des Blattes dauerte die Diskussion noch fort.
Offizielle militärische Rachrichten.
I) Ver sailles, 8. Dezember. Der Königin Augusta in Berlin. Gestern Abend ein heftiges glückliches Gefecht der 17. Division auf dem Marsche nach Blois halbwegs bei Meung, wir er⸗ warten dort noch mehr Widerstand; 1 Geschütz und 1 Mitrailleuse genommen, 150 Gefangene. Wilhelm.
(Meung — häufig auch Meun geschrieben=— liegt 2, Mei⸗ len südwestlich Orleans und 85 Meilen nordöstlich Blois, auf dem rechten Ufer der Loire und noch im Departement Loiret. Meung ist eine Stadt von fast 4000 Einwohnern, am Ein⸗ flusse der Mauve, nach ihren Quellflüssen auch Trois Mauves genannt, in die Loire gelegen, hat bedeutende Mühlen, Gerbereien, Bleichen, Wolldecken und Tuchfabriken und be⸗ trächtliche Wetzsteinbrüche. Die militärische Bedeutung von Meung liegt in den Umständen, daß die Stadt eine der Haupt- statienen an der Bahnlinie Orleans Tours ist und daß bei derselben eine Hängebrücke über die Loire auf deren linkes Ufer führt, die erste in südwestlicher Richtung von Orleans.)
2) Versailles, 8. Dezember.
Im Vormarsche auf Beaugeney stieß die 17. Division gestern westlich von Meung auf ein frisches feindliches Corps von 15 —17 Bataillons mit etwa 26 Geschützen und vertrieb dasselbe in lebhaftem Gefechte, in welches auch die 1. bayerische Division noch erfolgreich eingriff, aus allen Positionen. Der Feind verlor 260 Gefangene, 1 Kanone und 1 Mitrailleuse.
An demselben Tage hatte die 6. Kavallerie⸗Division bei Salbris und die Avantgarde des III. Armee-Corps bei Növoy nordwestlich von Gien glückliche Verfolgungsgefechte gegen die Arriregarde der den Rückzug fortsetzenden Loire⸗Armee.
von Podbielski. ; 2 36 8. 6 ei Beaugench heute heftige, aber siegreiche Schlacht der Armee⸗Abtheilung des Großherjogs von Mecklenburg e,. 3 französische Armee Corps. Verluste nicht unbedeutend, die des Gegners weit größer. 6 Geschütze und ungefähr 1000 Ge— fangene in unsern Händen. ;
von Stosch.
——
(Nach den vorstehenden Telegrammen wird die Verfol⸗ gung der Loire⸗Armee im Centrum wie auf beiden Flügeln rege fortgesetzt: auf dem rechten hat der Großherzog von Meck— lenburg durch das Gefecht bei Meung und das bei Beaugancy, woselbst ein Uebergang über die Loire ist, sich diese Position er— kämpfen müssen. Beaugench ist eine Stadt von 5000 Ein.— wohnern, hat Reste früherer Befestigungen und eine Brücke von 26 (früher 39) Bogen, welche in einer Länge von 440 Meter über die Loire führt. Im Centrum hat vie 6. (bisher vom Herzog Wilhelm von Mecklenburg geführte) Kavallerie⸗Diviston auf der großen Straße von Orleans nach Vierzon südlich bis Salbris die Verfolgung ausgedehnt. Salbris liegt bereits im Departement Loir-et⸗ Cher, an der Sauldre, die sich unterhalb Lelles in den Cher e e t und hat etwa 1750 Ein⸗ wohner. Auf dem linken Flügel hat die Avantgarde des III. Corps bei Novoy ein glückliches Verfolgungsgefecht bestan— den. Növoy liegt nordwestlich Gien, dem nächsten Lotre⸗Ueber⸗- gange oberhalb Orleans, an der Straße, die — dem Flusse
leichlaufend — südlich des Orleans⸗Waldes von Gien nach
rleans führt; Névoy ist ein kleiner Ort von 606 Einwohnern von Gien z, von Orleans 8 Meilen entfernt.) ;
m ,
— Die Operatio nen gegen die Loire⸗Armee n) haben mit der Wiederbesetzung Orleans und der fluchtartigen Auflssung jener »letzten Hoffnung« der französischen Machthaber einen vor— läufigen Abschluß erhalten.
Es standen anfangs der Loire⸗Armee nur das v. d. Tannsche Corps, später die Armee⸗Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg und die II. Armee des General- Feldmarschalls Prinzen Friedrich Carl gegenüber, bei jener das ebenerwähnte J. bahyerische Corps, die 17. (holsteinische) Infanterie⸗ und die 22. (Casseler) Division unter den Generälen von Tresckow (für den erkrankten General von Schimmelmann) und von Wittich, sowie die Kavallerie⸗Divisionen Prinz Albrecht, Graf Stolber und von Rheinbaben; bei dieser, der IJ. Armee, zunächst 69 10. (hannoverische Corps unter General von Voigts— Rhetz, dann das III. und IX. Corps, das brandenburgische und schleswig - holsteinische unter den Generalen von Alvensleben II. und von Manstein und endlich die 1. Kavalle— rie Division des Generals von Hartmann. Diesen fünf Corps und vier Reiterdivisionen stand die feindliche Armee in der Stärke von sieben Corps und einem Kavallerie Corps gegen—
über, das XV. bis XXI. der Genersile Pallisres, Chanzy, Durieuzx, Bourbaki, Barral, Crouzat und Köratry, und das Reiter Corps des Generals Michel, zusammen — nach verein— zelten französischen Angaben, — sogar 180,000 Mann, deren Oberbefehl der General Aurelles de Paladine fuͤhrte.
Diese, Loire ⸗ Armee ist aus allen in Frankreich und Algier noch vorhanden gewesenen Kerntruppen zu— sammengesetzt worden, denen Ergänzungs⸗Mannschaften in großer Zahl zugeführt wurden. Haupttheile der so— genannten Armee von Lyon, Truppen aus dem Centrum Frankreichs, Marschregimenter aus dem Westen, Freicorps aus der Vendée, Mobilgarden und Freischützen aus den südlichen Departements, alles Dies war vereinigt worden, um mit der noch vorhandenen Festungs⸗ und Marine⸗Artillerie, sowie einer eben geschaffenen Kavallerie ein neues Heer zu organistren, das im Verein mit der Nordarmee bei Amiens die cernirte ö stadt entsetzen und die deutschen Heere vom französischen Boden vertreiben sollte.
Dieser, abgesehen von allen Uebertreibungen, doch mindestens 120,990 Mann starken Armee stand anfangs das bei Zeiten süd⸗ wärts detachirte Corps von der Tann gegenüber, dem zunächst durch die 17. und 22. Division nebst zwei Kavallerie⸗Divisionen Ver— stärkung wurde, bis dann auch die II. Armee in Eilmärschen von Osten her nahte. Diese ketztere hatte vor Metz alle Müh— seligkeiten der zehnwöchentlichen Cernirung standhaft ertragen und hat nunmehr wiederum allen Anforderungen genügt, welche irgend an die Marschfähigkeit einer Truppe ge— stellt werden können: sie hat in starken Märschen bei nur geringer Rast und den größten Terrainschwierig— keiten — aufgerissenen Wegen, Verhauen und Barrika— den auf denselben, — nahezu fünzig Meilen in wenigen Wochen zurückgelegt. Anfangs war die Armee von der Mosel ins Marnethal, dann über die Aube marschirt, bis sie bei Troyes die Seine erreichte; bis hier schien die Hauptbestimmung noch gegen Lyon gerichtet, als nun die Ereignisse von Coul= miers am 9. November es erforderten, in Eilmärschen sich gegen Orleans zu wenden. Die jedesmaligen Haupt— gquartiere des Ober⸗Kommandos geben den besten Anhalt zur Orientirung über den Marsch der II. Armee; derselbe ging von Metz aus über Commercy, Ligny, Moutiers sur Saulx, Joinville, Doulevant le Chateaux, Brienne, Troyes, Villeneuve 'Archevsque, Sens, Cherry, Nemours, Puisseauz und Pithiviers in die Beauce, jene fruchtbare Gegend, die sich nördlich der Loire von dieser bis an die Seine erstreckt. Un geachtet der großen Marschanstrengungen besserte sich dennoch der Gesundheitszustand der Truppen wesentlich, und gute Quar— tiere entschädigten dieselben für die langen Wochen der Cerni— rung um Metz. Je näher der Loire, um so mehr wuchsen die Schwierigkeiten des Vorrückens: südlich von Trohes zeigten sich bereits Freischützenbanden, später hemmte der Wald von Fon— tainebleau den Marsch, welchem abgehguene Bäume, quer über die Wege gelegt, eben erst gezogene Gräben, Verhaue u. dgl. m. die größten Hindernisse entgegenstellten. ;
Die Wiederaufnahme der Operationen an der Loire begann mit einer Offensivbewegung der französischen Armee gegen das Corps v. d. Tann. Dieser General hatte bereits den Anmarsch bedeutender feindlicher, ihm überlegener Kräfte in das Haupt— quartier gemeldet und es aufgegeben, mit seinen kaum 20,000 Mann dem Feinde von Orleans, das er besetzt hielt, auf das linke Loire-Ufer zu folgen. Noch bevor aher in der Richtung von Chartres aus die 22. Division v. Wittich und die 4. Ka— vallerie⸗Division einzutreffen vermochten, hatte der Feind, der
) Zum besseren Verständniß wird auf die in Nr. 386 des St. Anz
mitgetheilte Terrainskizze verwiesen.
4953
ch anfangs südöstlich Orleans gesammelt, einen Flankenmarsch husgeführi, sich westwärts gezogen und bei Beaugeney, etwa vier Meilen unterhalb, die Loire überschritten. Dieser Um— stand, wie das für eine Gefechtsaufstellung wenig günstige kerrdin veranlaßten General v. d. Tann Orleans zu räumen, in nordwestlicher Richtung dem Feinde entgegen zu ziehen und am 8. November bei Ormes Stellung zu nehmen. Bereits am folgenden Tage stieß bei weiterem Vorrücken westwärts der General bei Couimiers auf den in der Richtung von Beau⸗ geney auf Paris marschirenden Feind. Da General v. d. Tann kbaäavon in Kenntniß gesetzt war, daß er von Chartres aus die 2, von Evreuz aus die 17. Division zu erwarten hatte, außerdem aber auch die Spitzen der II. Armee sich mehr und mehr näherten, so wich er zunächst jedem größeren Kampfe mil dem bei Weitem stärkeren Feinde aus und zog sich nach Toury zurück, einer Eisenbahnstgtion auf. der Linie Srleans⸗-Etampes, welche einige Meilen nördlich Artenay gelegen ist. Die Bewegungen des Generals Aurelles hatten die Vereinigung des J. bayerischen mit dem heranrücken⸗ ben XIII. Corps, unter dem Großherzog von Mecklenburg, nicht hindern können, und so mußte es dem französischen Befehls⸗ haber allerdings bedenklich erscheinen, weiter auf Paris vorzu— gehen, umsomehr, als General - Feldmarschall Prinz Friedrich Karl von Nordosten her in Eilmärschen heranzog.
General Aurelles erkannte rechtzeitig die ihm drohende Gefahr einer gänzlichen Umgehung und faßte unverweilt einen anderen Plan, den er mit großem Geschick ins Werk setzte. Während man bie Loire Armee noch in ihren Stellungen bei Orleans ver— muthete, war dieselbe theilweis bereits in nordwestlicher Rich= tung auf Chartres abgerückt, wahrscheinlich, um eine Vereini⸗ gung mit den im Westen unter Köratry, vielleicht sogar mit ken im Norden gesammelten Truppen zu erzielen, und dann mit vereinter Kraft unerwartet von Westen oder Nordosten aus auf Paris zu marschiren. Gelang es dem General Aurelles, die beabfichtigte Bewegung auszuführen, so waren die diesseitigen Stellungen um Paris auf dieser Seite gefährdet: der Umsicht unsrer Heeresleitung entging jedoch die unerwartete Bewegung des Feindes nicht; die Armee Abtheilung des Großherzogs folgte derselben auf dem Fuße und ver⸗ eitelte fo den an und für sich, kühnen Plan von vornherein. Die der Armee - Abtheilun des Großherzogs unterstellten vier Infanterie und drei avallerie ⸗Divisionen rückten auf der Tinie Chartres: Dreug vor; Genergl von Tresckow schlug am 17. November mit der 17. Division bei Houdan eine starke Kolonne feindlicher Mobilgarden und nahm fie Stadt Dreuz ein, General von Wittich bestand am 18ten mit der 27. Dwision ein siegreiches Gefecht bei Chäteauneuf, nach welchen Kämpfen die Verfolgung des Feindes in west⸗ licher und nordwestlicher Richtung begann.
ihrend diese Erfolge über die Truppen Köratry'z er. w ges Gros der Loire ⸗Armee die Linie Orleans-Chateaudun besetzt, sich bei ersterer Stadt verschanzt und auf ihrer linken Flanke Truppen bis in die Gegend von Rogent le Rotrou und la Loupe vorgeschoben. Dieser Stellung des Feindes gegenüber befanden die deutschen Heeres ˖ Abtheilun⸗ gen sich etwa in folgenden Positionen: Im Centrum stand das . bayerische und das preußische HX. Corps, auf dem rechten Flügel befand sich der Großherzog von Mecklenburg im * Vormarsche auf le Mans, und auf dem linken Flügel rückten das X. und AI. Corps gegen die dolr?⸗ Armee vor, welche so in der Front beschäftigt wurde, um auf beiden Flügeln umgangen zu werden. = Dieser Absicht entsprechend, blieben sich im Centrum bei Orleans die Truppen scheinbar unthätig gegenüber stehen, während es auf beiden Flügeln zu lebhafter Aktion kam. Auf dem rechten setzte nach den Gefechten von Dreux und Chateauneuf die 6 Abtheilung des Großherzogs ihren Vor marsch gegen le Man fort, um auf diese Weise den Feind in seiner linken Flanke zu umfaffen: die 17. Division hatte den linken von der Tann den rechten Flügel dieser Armee⸗Abtheilung, die 22. Division das Centrum; die Truppen standen längs der uf den Flügeln, um bis Evreuz Verbindung mit der II. Armee Durch eine Schwenkung dieser Divisionen en von Südwesten ganz nach Süden Verbindung mit der gestellt. Diese Be⸗ l Aurelles, seine Orleans zu gar offensiv
verändert, un ch e
Armee des Prinzen Friedri
wegung des Großherzogs
Poßitionen bei Chategudun aufzuge
konzentriren, sowie aber nun
,, im Anmarsch begriffene X. reits am 24. November stießen zwei B
auf das ibnen entgegenrückende XX.
Crouzat und warfen dasselbe aus Ladon,
,, mit nicht unbedeutenden Verlusten feindlicherseits inaus.
? So sah denn General Aurelles die deutschen Heeresmassen von allen Seiten anrücken; er durfte demnach nicht länger zaudern, wenn er einer völligen Einschließung nun noch recht⸗ zeitig entgehen wollte; seine Armee stand diesseits Orleans in entschieden günstigen Positionen in einer Stellung, die durch Wälder und Höhen, namentlich aber durch den nach allen Richtungen und mit allen Mitteln der passageren Befestigungs⸗ kunst ungangbar gemachten Wald von Orleans, bedeutende Stärke und Vertheidigungsfähigkeit erhielt, deren wesentlichster Nachtheil aber darin bestand, daß im Falle einer Niederlage die Loire und die Stadt Orleans, letztere als ein unbedingt zu passirendes Defilse, im Rücken lagen. Die Vortruppen des Generals Aurelles befanden sich in Artenay, etwa 3 Meilen nördlich Orleans. Von dieser Stellung aus erfolgten die mehr⸗ fachen Kämpfe, welche der schließlichen Aufgebung des rechten Loire ⸗ Ufers vorangingen. Der erste derselben hatte den Zweck, in der Richtung auf Fontainebleau und Melun durchjzubrechen, um mit dem General Trochu in Paris von Osten aus sich zu vereinigen; deshalb warf der General Aurelles sich auf den linken Flügel der II. Armee, deren X. Corps unter General von Voigts - Rhetz am 28. November bei Beaune la Rolande die Franzosen völlig zurückschlug. Ein zweiter Versuch richtete sich nun gegen die Urmee⸗Abtheilung des Großherzogs von Mecklenhurg im Nord⸗ westen der französischen Stellungen: doch auch hier, auf der Linie Orgoöres⸗Baigneaux wurden die Franzosen am 2. Dezem⸗ ber völlig geschlagen; der Kampf entwickelte sich bei Bazoche⸗ les Hautes, Poupry wurde mit Sturm genommen, und bei Loigny das XVI., bei Artenay das XV. französische Corps ge— worfen. =
Diesen vereinzelten Kämpfen folgte am 3. Dezember ein gemeinsames Vorgehen auf der ganzen Linie: Prinz Friedrich Earl warf den Feind mit dem III. und IX. Corps bei Chilleurs⸗ aux-bois in den Orleans Wald hinein und auf die Stadt Or⸗ leans zurück, indeß der Großherzog bei Chevilly vordrang, und General Tresckows 17. Division bei weiterem Vorrücken die Dörfer Gidy, Janvry und Pruns mit Sturm nahm. Das waren die entscheidenden Schläge, denen am 4. Dezember die Erstürmung der stark befestigten Eisenbahndämme, des Bahnhofes und der Vorstadt St. Jean durch das Corps von Manstein auf dem Fuße folgte. .
Am Abende des 4. Dezember standen die übrigen Corps bereit, die Stadt mit Sturm zu nehmen. Der französische Befehlshaber jedoch, der anfangs nach Tours berichtet hatte, daß er sich in seine festen Stellungen bei Orleans zurückge- zogen, der dann dieselben aufgeben, dann sie wieder halten wollte, sah nunmehr wohl ein, daß es ihm nicht möglich sein würde, mit seinen mehrfach geschlagenen Truppen die Stadt zu vertheidigen. So ward weiteres Blutvergießen hier wenige stens vermieden, die Stadt von den Franzosen geräumt und noch in der Nacht zum 5. Dezember von den diesseitigen Truppen wieder besetzk. Die desfallsige Depesche Sr. Majestät des Königs meldete das wichtige Ereigniß mit den Worten: „Orleans noch in dieser Nacht um 5. d.)) besetzt worden, also ohne Sturm. Gott sei gedanktt.« Die Resultate der jüngsten Gefechte auf diesem Theile des Kriegsschauplatzes lassen sich in ihrer Gesammtheit noch nicht re ed doch ist es gewiß, daß außer den in den verschiede · nen Einzelgefechten gemachten vielen Gefangenen und genom⸗ menen Geschützen in Orleans über 10000 Mann, 77 Kanonen und 4 je mit einem 24-Pfünder armirte Dampfschiffe in un. sere Hand gefallen sind. Die Loire · Armee selbst ist nach allen Richtungen hin zersprengt, als völlig aufgelöst und einer schnellen Reorganisation wohl kaum faͤhig zu betrachten; wo⸗ hin der französische Obergeneral sich gewendet, ist zur Zeit noch nicht bekannt; in jedem Falle dürfte die diesseitige unausgesetzte Verfolgung einer⸗, wie die ungangbaren öden Flächen der So⸗ logne andererseits ee, ĩ der zersprengten Heeres⸗
örper nicht leicht ermöglichen. ö .
. pen gie gef. Bedeutung der überstürzten Räumung Orleans wie der Zersprengung dieses größten republikanischen Heeres liegt aber in dem Umstande, daß jede Hoffnung einer Entsetzung der französischen Hauptstadt, auf welche von den derzeiligen Machthabern in Tours selbst als auf die letzte geblickt' wurde, nunmehr wiederum in eine und jetzt wohl un⸗ berechenbare Ferne gerückt sein dürfte.
— Weiter liegen vom Kriegs schauplatz folgende Nach⸗ richten vor: ;
619 **