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wohnen, und die Mitglieder des Königlichen Hauses, die durch ihre Pflichten im Kriege ferngehalten werden, zu vertreten. Vorgestern verabschiedete sich bei Sr. Majestät der General von Werder, preußischer Militärbevollmächtigter in St. Peters—⸗ burg, der sich auf seinen Posten zurückbegiebt. Später wurde Oberst von Gottberg vom Generalstabe der III. Armee, Ober⸗ Quartiermeister beim Ober⸗Kommando Sr. Königlichen Hoheit des Kronprinzen, vom König empfangen, um für die ihm an demselben Tage zu Theil gewordene Verleihung des Eisernen Kreuzes 1. Klasse seinen Dank abzustatten. ö Bei den Vorposten von Paris ist es seit dem Rückzug der Franzosen am 4. Dezember mit jedem Tage stiller geworden. Gestern und bis heute, Mittags 1 Uhr, herrschte vollständige Ruhe. Von den preußischen Wachen auf der Südseite wird gemeldet, aj die Lebhaftigkeit in den Forts erheblich abgenom— men habe. Man will die Bemerkung gemacht haben, daß die Truypenzahl vermindert ist, hier und da sogar Geschütze aus den Emplacements entfernt worden sind. Hiese Erscheinung würde darauf schließen lassen, daß das Vertheidigungs⸗Komite einen Theil der Truppenmassen näher an die Stadt heran— gezogen hat. Zu dem übrigen Mangel gesellt sich übrigens in Paris eine Noth an Feuerungsmaterial, die unter den gegen⸗ wärtigen Witterungsverhältnissen doppelt fühlbar sein dürfte. Mit dem 1. Dezember hat der Winter hier begonnen. Die Temperatur stand in der Zeit vom 1. bis 3. Vezember auf 6—7 Grad Kälte im Mittel, sank dann aber auf 3 — 3 Grad) Seit gestern Nachmittag ist Schneefall eingetreten, der in der Nacht ziemlich heftig war und jetzt noch fortdauert. Die ganze Landschaft um Paris zeigt sich in eine Schneedecke von wenig— stens 3 Zoll Höhe eingehüllt, doch ist die Temperatur dadurch abermals gelinder geworden, sie steht im Augenblick wenig unter Null. = Wie für unsere Verwundeten vor Paris, so hat auch für die von der Loire⸗Armee Alles geschehen können, was die ärzt ˖ liche Behandlung, die Verpflegung und der rasche Transport der vielen Leichtblessirten nur irgend nöthig machten. Im ersten Moment nach den drei Gefechten, welche die Armee⸗Abtheilung des Großherzogs von Mecklenburg am 2. Dezember zwischen Orgéres und Artenay zu bestehen hatte, waren die Lazarethe in Chartres, wohin der größte Theil der Verwundeten gebracht wurde, einigermaßen überfüllt. Seitdem haben jedoch vermittelst der Pferdeeisenbahn, die schon seit längerer Zeit zwischen Chartres und Versailles im Gange ist, viele Leichtverwundete in das Lazareth des hiesigen Schlosses und nach Ablou evakuirt wer⸗ den können, von welchem letzteren Ort eine regelmäßige Ver— bindung mit Lagny besteht. Die Zahl der auf dem . Wege bis an die Eisenbahn zur Ueberführung nach Deutschland beförderten Verwundeten beträgt im Ganzen 2806 Außerdem besitzt die Armee des Großherzogs ein umfangreiches Feldlaza⸗ reth in Janville, einem großen Dorfe, das zwischen Allaines und der Straße über Artenah nach Orleans gelegen ist.
Von den neuesten militärischen Nachrichten ist die wichtigste die von dem siegreichen Rencontre, welches die 17. Divislon ,, von Tresckom) bei Beaugench gegen eine ranzösische Kolonne, welche die Richtung auf Orleans nahm, bestanden hat. Ob, die französischen Truppen, mit denen man sich schlug, aus Blois waren, oder ob sie Theile der bei Le Mans vereinigt gewesenen Westarmee bildeten, ist zur Stunde noch un⸗ entschieden. Dagegen steht fest, daß bei der ebengenannten Armee, von der man nach einem aufgefangenen Briefe ihres ehemaligen Führers Köratry weiß, daß fie einige in den Gefechten vom 2. Dezember zersprengte Truppen der Loire⸗Armee aufgenom⸗ men hat, die Desertionen so eingerissen sind, daß sie kaum noch als Ganzes existirt. Man ist hier sehr gespannt auf das Schicksal der Regierungshälfte von Tours; vorläufig weiß man nur, daß die preußischen Eclaireurs bereits in der Nähe von Tours erschienen sind, während ein Theil der Armee des Prinzen Friedrich Carl, soweit die Nachrichten reichen, morgen vor Blois, ö . (a. 75 Meile) von Orleans angekommen sein ürfte.
Auf dem Schießplatz von ersailles fand vorgestern im Beisein Sr. Königlichen Hoheit des General⸗Feldzeugmeisters Prinzen Carl ein Versuch mit einer Kruppschen Luftballon— kanone statt, der zur größten Zufriedenheit der Offiziere ausfiel.
. Weiter liegen vom Kriegss chauplatz folgende Nach— richten vor:
Königsberg, 11. Dezember. (W. T. B.)
Der kommandirende General des J. Armee ⸗ Corps, v. Man⸗ teuffel, hat auf Anfrage wegen Sendung von Weihnachts— geschenken an die Truppen folgendes Telegramm hierher—
gesendet: ac Könige berg bleibt Königsberg, die Weihnachtsidee ist wunder- hübsch. Schicken Sie die Sachen nach Rouen, dort ist ein Königs⸗
berger Präfekt, der dieselben weiter instradiren kann.
Schwerin, 11. Dezember. (W. T. B.)
Ein Telegramm des Großherzogs an die Großherzogin aus Meung vom 10., Abends 117 Uhr, meldet: Heute Mor. gen kurzer heftiger Vorstoß des Feindes gegen die 23. Division, dann langsame Kanonade, Nachmittags Demonstration des Feindes mit großen Massen gegen meinen rechten Flügel, durch meine Artillerie und Kavallerie zurückgewiesen.
München, 11. Dezember. (W. T. B
Der König ließ an den Kommändirenden des ersten baye .
rischen Armee - Corps nach eingetroffener Meldung über den Sieg bei Beaugenech nachstehendes Telegramm ergehen: General v. d. Tann, Beaugency. Aus den Telegrammen Sr. Königlichen Hoheit des Großherzogs von Mecklenburg habe Ich mit hoher Genugthuung von der glänzenden Betheiligung Meines ersten Armee⸗Corps an den jüngsten Siegen über die Loire⸗Armee Kenntniß erhalten. Den heldenmüthigen Trägern des bayerschen Waffenruhmß Meine Bewunderung und Heinen Königlichen Dank. Hohenschwangau, 9. Dezember 1870. Ludwig. Telegraphische an das hiesige Kriegs⸗Ministerium gelangte Berichte bezüglich des Antheils des bayerischen J. Armee⸗ Corps, v. d. Tann, in den weiteren Gefechten südwestlich von Orleans besagen: Am 7. Dezember Nachmittags Gefecht bei le Bardon, im Vereine mit der 17. preußischen Division. Am 8. Dezem⸗ ber Schlacht bei Cravant und Beaugench. In hartem Kampfe gegen bedeutend üherlegene Kräfte schlug das Corps im Vereine mit der 17. und 22. Division bie Angriffe des Feindes unter wesentlichem Terraingewinn zurück. Am 9. Dezember erneuer— ter feindlicher Angriff, und glänzende Zurückwerfung desselben im Vereine mit beiden genannten Divisionen. Am 16. De— zember rückte das Corps zur Besatzung in Orleans ein. Versailles, 7. Dezember. Von heute an werden bei der hiesigen Postanstalt Briefe mit angegebenem Werthe nach Rorz— deutschland, Bayern, Württemberg und Baden zur Beförderung angenemmen. Der angegebene Werth darf in einzelnen Fällen 2000 Franken nicht übersteigen.
= — Franzssischerseits sind vom Kriegsschauplatz fol⸗ gende Nachrichten eingegangen:
— Aus Havre wird den »Daily News« unterm 7. De— zember geschrieben, daß daselbst die größte Aufregung herrscht und von allen Seiten Truppenmassen in die Stadt strömen. Seit gestern — so fährt der Korrespondent fort — sind nicht weniger als 20,000 Mobilgarden von Rouen hier eingetroffen. Sie wurden auf Dampfern, Schleppschiffen und Nachen von Honfleur nach Havre geschafft, nachdem die Mehrzahl nur mit
enauer Noth der preußischen Gefangenschaft entgangen war. 99 starken Geschwindmärschen hatten die Leute 60 englische Meilen in drei Tagen zurückgelegt und bei ihrer Ankunft sahen sie sehr erschöpft aus. Auch zwei Kriegsschiffe mit 1200 Seesoldaten trafen von Cherbourg ein und im Uebrigen liegen Kavallerie und mehrere Compagnien Linien⸗ truppen hier. Die Behörden müssen nicht wenig Schwie⸗ rigkeit gehabt haben, alle die Leute einzuquartieren. In jeder Beziehung werden die umfassendsten Vorbereitungen getroffen, um einen Angriff der Deuischen abzuweisen. Auf den Wallen werden Geschuͤtze aufgepflanzt, bie Nationalgarden werden mit dem Snidergewehr bewaffnet, alle Männer von 46 bis 60 Jah⸗ ren haben Ordre erhalten, sich im Hotel de Ville zu stellen, ein Ambulanzencorps ist in der Bildung begriffen und bereits 500 Betten stehen zur Aufnahme von Verwundeten bereit. Alle Landwirthe der Umgegend haben Ordre, ihr Vieh bis spätestens morgen in die Stadt zu treiben; ferner erwarten wir morgen 19909 Seesoldaten von Brest, und im Ganzen werden wahr— scheinlich 50, 00 Mann zur Vertheidigung von Havre zusam— mengebracht werden.
Der „Daily Telegraph theilt mit, daß General Briand mit den Truppen, welche Rouen geräumt hatten, in Havre ein⸗ getroffen war.
— Die brieflichen Mittheilungen aus Tours reichen bis zum 5. Dezember. Die Niederlage der Loire Armee uͤnd die Einnahme von Orleans hatten dort die größte Bestürzung her— vorgerufen. Alle Welt rüstete sich zur Abreise. In Tours hatte man am 2. und 3. Dezember gar keine Brsefe ausge— geben,; auch gingen weder die Post noch Eisenbahnzüge ab, da die Eisenbahn ganz allein vom Truppentransport in Anspruch genommen war. Am 2. und 3. waren allein 40,000 Mann Truppen verschiedener Gattung durch die Stadt gekommen.
— Von einigen Zeitungen ist die Notiz gebracht worden, daß am 6. Dezember die preußische Feldpost' nach Sedan auf belgischem Gebiete von übergetretenen Franct-tlrenrs genom— men sei ohne daß die belgischen Behörden eingeschritten wären. Diese Notiz ist, wie wir aus zuverlässiger Quelle erfahren,
insofern nicht exakt, als es dem sofortigen thätigen Einschreiten
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der belgischen Militär und Eivilbehörden gleich nach Bekannt. werden des Falles gelungen ist, die Post den Franes-tireurs,
deren Führer verhaftet ist, wieder abzunehmen; bieselbe befand
sich unversehrt am 7. schon wieder in preußischen Händen.
— Die Postanstalten sind angewiesen worden, auch nach Einstellung der Annahme, von Feldpost⸗Privatpaͤckereien die Beschraͤnkung, daß gewöhnliche Feldpostbriefe nur 4 Loth wiegen dürfen, streng festzuhalten, weil andernfalls nach den früher gemachten Erfahrungen zu besorgen steht, daß die Ver⸗ sendung von Gegenständen in Briefform wieder gemißbraucht und eine Ausdehnung annehmen werde, welche die Beförderung der wirklichen Korrespondenz und der Geldbriefe nach der Armee, sowie den Dienstbetrieb bei den Feldpostanstalten gefährde.
Die 25. (Großherzoglich Hessische) Infanterie⸗Division ist aus dem Verbande des 9. Armee Corps ausgeschieden und vor— läufig dem 13. Armee ⸗Corps zugetheilt worden. ;
In Orleans, Chatillon ⸗sur⸗ Seine (Dep. Egte d'or), Rouen und Pithiviers (Dep., Loiret) sind Feldpostrelais eingerichtet. Die Dienstgeschäfte des Feldpostrelais in Metz sind dem daselbst bestehenden Lokalpostamt übertragen worden.
Straßburg, 8. Dezember. Durch Verordnung des General⸗Gouvernements ist nunmehr auch das Verfahren in Forststrafsachen geregelt. Unter Aufhebung des Code forestier ist ein Mandatsverfahren eingerichtet, in der Weise, daß der
Forst⸗Inspektor Strafen, Werthersaßz und Kosten festsetzt; hier⸗ gegen kann innerhalb, 16 Tagen Rekurs erhoben ö ö. der Oberforst beamte in letzter Instanz entscheidet.
Baden. Karlsruhe, 11. Dezember. Die auf den 12. Dezember d. J. einberufene Ständeversammlung wird Dienstag den 13. Dezember im Höchsten Auftrag des Groß— herzogs und in Höchstdessen Namen durch den Präsidenten des JJ Staats⸗Minister des Innern, eröffnet werden.
Oesterreich⸗Ungarn. Wien, 10. Dezember. Der nieder— österreichische Landesausschuß hat den Beschluß gefaßt, dem nächsten Landtage eine Gesetzesvorlage über die Unentgelilichkeit
des Unterrichts in den Volksschulen Niederösterreichs zur ver—⸗
fassungsniäßigen Behandlung zu unterbreiten.
Triest, 10. Dezember. Die österreichische Korvette ⸗Dan dolo« ist nach mehr als einjähriger Abwesenheit in den süd— amerikanischen Gewässern, vom Pyräus kommend, im Hafen zu Pola eingelaufen.
Schweiz. Bern, 7. Dezember. Der Ständerath hat die Berathung des Budgets der Eidgenossenschaft für das Jahr 1871 begonnen. Was die Kommission betrifft, so beantragt sie . der vom Bundesrathe auf Fr. 22,269, 300 fixirten Einnahmen, während sie die auf Fr. 27460, 000 veranschiagten Ausgaben um . 106,367 reduzirt wissen will. Bis jetzt wur— den sämmtliche Posten ohne erhebliche Diskussion angenommen.
— Aut dem Nationalrath, der sich mit Gegenständen ohne Interesse beschäͤftigte, ist eine Motion bemerkenswerth, welche folgendermaßen lautet: »Indem die Unterzeichneten die vom Bundesrathe angekündigte Botschaft über die unter dem 16. Juli ihm zum Zwecke der Handhabung der Neutralität ertheilten Vollmachten, gewärtigen, stellen sie hiermit den Antrag: der Bundesrath wird eingeladen, mit möglichster Beförderung die auf erwähnte Schluß ˖ nahme vom 16. Juli bezüglichen und bis zum 5. Dezember datirten Aktenstücke mit Inbegriff der Korrespondenzen auf den Kanzleitisch des Nationalraths zum Zwecke der Einsichtnahme für die Mitglieder niederzulegen., Diese Motion ist eine in—⸗ direkte Interpellation des Bundesraths.
— Gestern hat Marquis Chateaurenard, der neue, fran⸗ zösische außerordentliche Gesandte und bevollmächtigte Minister, dem Bun des⸗Präsidenten seine Creditive überreicht. — Bayern it dem schweizerisch - österreichischen Staatsvertrage vom N. August 8d. J. über Herstellung einer Eisenbahn von Lindau nach St. Margarethen und von Feldkirch nach Buchs beigetreten.
Niederlande. Haag, 11. Dezember. Gutem Verneh— men nach ist das Demissionsgesuch des Ministers der auswärti⸗ gen Angelegenheiten Roest van Limburg vom Könige ange— nommen und der Kriegs ⸗Minister van Mulken mit der ul erimistischen Führung der Geschäfte des auswärtigen Amtes etraut. .
— (W. T. B. Zur Beisetzungder Leiche der Prinzes⸗ sin . ö. i e hg wird der Fürst Wilhelm liefe rd als Vertreter des preußischen Königshauses hier ein— reffen.
Großbritannien und Irland. C on don, 9. Dezember. Die Abreise des Hofes nach Ssborne ist nunmehr auf den 20. Dezember verschoben worden, doch wird die Königin vor— her auf einige Tage von Windsor nach Claremont gehen.
Frankreich. Paris. Die Pariser Regierung hat nach-
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Die Regierung der nationalen Vertheidigung bringt nachste ende Vorgänge zur Kenntniß der Bevölkerung? . . Gestern Abend hat die Regierung folgenden Brief erhalten: 24 Versailles, 5. Dezember.
Es mag zweckmäßig sein, zur Kenntniß Ew. Excellenz zu bringen, daß die Loire. Armee gestern bei Orleans besiegt, und daß diese Stadt von den deutschen Truppen wieder befetzt ist.
Wenn jedoch Ew. Excellenz es für angemessen erachten, Sich durch eineg Ihrer Offiziere über die Thatsache informiren zu lassen, so werde ich diesem Offizier einen Geleitschein für die Hin und Rück= reise gewähren.
Empfangen Sie, General, die Versicherung u. s. w.
Der k. h , ra oltke. An den Herrn General Trochu.«
Der Gouverneur von Paris hat geantwortet:
Paris, 6. Dezember.
Ew. Excellenz haben geglaubt, daß es zweckmäßig sein möchte, zu meiner Kenntniß zu bringen, daß die Loire Armee bei Orleans besiegt, und daß diese Stadt von den deutschen Truppen wieder besetzt ist. Ich habe die Ehre, Ihnen den Empfang dieser Mittheilung an⸗ zuzeigen, die auf die init von Euer Excellenz empfohlene Weise zu verifiziren zu lassen, ich nicht für nöthig halte.
Empfangen Sie, General, die Versicherung u. s. w.
Der Gouverneur von Paris, General Trochu. An den Herrn General Grafen Moltke.
Diese Nachricht, welche wir vom Feinde empfangen, vorausgesetzt, daß sie genau ist, raubt uns nicht das Recht, zu der großen Bewegung Frankreich, welches uns zur Hülfe eilt, Verkrauen zu haben. Sie andert nichts in unseren Entschlüssen, noch in unseren Pflichten, die ein einziges Wort zusammenfaßt: Kampf! Es lebe Frankreich! Es lebe die Republik!‘ (Folgen die Unterschriften.)
— Am 10. Dezember hat die Delegation der französischen Außenregierung, welche bisher in Tours ihren Sitz hatte, den⸗ selben nach Bordeauxz verlegt, um, wie ein Cirkular Gambetta's erklärt, »die freie Bewegung der Truppen zu sichern.«
Bor dea ux, die Burdigala der Römer, der Hauptort des Departements der Gironde und an dieser, der Mündung der Garonne, gelegen, hatte nach der letzten Zählung 194,240 Einwohner und ist somit nach Große wie Bevölkerung die vierte Stadt Frankreichs. An einem Strome, der den spanischen Pyrenden entfließt, in einem Departement, das nur durch zwei kleinere noch vom Königreich Spanien getrennt ist, und am Golfe von Gascogne gelegen, ist Bordeauz der naturgemäße Centralpunkt für den in- wie ausländischen Verkehr des südwestlichen Frankreichs geworden. Durch ihre Lage wesentlich begünstigt, hat man die Stadt, die von Paris 585 Kilometer oder 78 Meilen entfernt ist, außerdem zum Sammelpunkte einer großen Zahl von Bahnlinien gemacht, welche sie über Tours oder Li⸗ moges mit Paris, über Périgueug und Aurillae mit Lyon, mit Cette und Toulouse, mit Tarbes, Bayonne und Marseille verbinden. Sitz eines Erzbischofs, eines protestantischen Konsistoriums, eines Obergerichts und von 6 Friedensgerichten, sowie eines Präfekten, ist Bordeaux Stabsquartier der 14. Mi⸗ litär- Division des VI. Corps (Toulouse), der 10. Legion der Gensd armerie und des Marine⸗Unter⸗Präfekten des IV. Marine- Arrondissements zu Rochefort; außerdem bestehen dort ein conseil de guerre, eine Saipeterfabrik, ein Remontedepot und mehrere Marine ⸗Unterbehörden, so daß es in jeder Beziehung den wichtigsten Plätzen des Landes zuzuzaͤhlen ist. Die höchsten Verwaltungs. Berg⸗, Steuer⸗ und Zoll⸗ behörden sind hier neben Sparkassen, Bankfiliale und einer Stagtsmünze zu finden. Akademien, wissenschaftliche Gesell— schaften aller Art und viele Kunstvereine bestehen neben Er⸗ ziehungs-Instituten und zahlreichen Wohlthätigkeits-Anstalten: namentlich sind hervorzuheben die Universitäts⸗Akademie, die der Wissenschaften und Künste, eine Bauschule, botanische, medizinische, chirurgische, Schiffahrts- und Taubstummenschulen, ein Athenäum, eine Bibliothek von 110,000 Bänden, Gemälde— Gallerie, Naturalienkabinet, Sternwarte u. s. w.
In Bezug auf Handelswichtigteit steht Bordeauz nur Marseille und Havre nach, an Kapitalskraft überragt es erstere Stadt bei Weitem. Die Gewerbe sind zum Theil großartig, namentlich für Gewebe aller Art, für Zucker (20 Raffinerien), Teppiche, Fayence und Porzellan (1060 Arbeiter), Liqueur, Wachstuch, Papier 2c. im Handel mit Wein und Branntwein nimmt Bordeaux unbestreitbar den ersten Platz ein: 327,000 bis 85l,)00 Hektoliter beträgt die jährliche Ausfuhr im Mi⸗ nimum xresp. im Maximum seit 20 Jahren — Der Schiffs bau
wird lebhaft betrieben: 10 Werften sind bei der Stadt vor—
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