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Allianz führen mußte, zurückgewiesen, und haben mit einstimmigem Beschlusse den Weg betreten, der nicht allein für uns der Weg der Ehre war, sondern auch für ö ö zum Wege der Ehre und unvergänglichen Ruhmes geworden ist.
J rief mir ein politischer Gegner zu: »Nun ist das deutsche Reich fertig!, Und nicht deshalb ist jene Vorgussagung Wahrheit geworden, weil aus der Waffenhrüderschaft mit Nothwendigkeit auch
die Unterordnung unter den mächtigeren Allüirten zu folgen hätte, sondern deshalb mußte . Wort zur Wahrh it werden, weil das beutsche Nationalgefühl in diesem Kriege zu einer Macht geworden ist, und eine Gewalt erlangt hat, vor der sich auch die Vorliebe für altgewohnte Verhältnisse beugen muß, und vor der der Gegensatz der deutschen Stämme gegen einander verschwunden ist.
Bieses Selbsibewußtsein der Nation ist aber kein leerer Gedanke geblieben, es hat eine thatsächliche Grundlage gewonnen in der emporsteigenden Macht des Hauses Hohenzollern,
Wie die Machtstellung Bayerns im deutschen Reich aus dem allmäligen Zerfall der Reichsmacht herausgewachsen ist, so war die Steliung Bayerns im deutschen Bunde das Ergebniß des Dualis- mus. In der Rivalität der beiden deutschen Großmächte lag das
Lebensprinzip der bayerischen Selbständigkeit während der Dauer
des deutschen Bundes. Il berg die Erfolge der preußischen Waffen der Bund gesprengt
und Oesterreich aus Deuischland ausgeschlossen war, konnte das Uleber⸗ ewicht Preußens in Deutschland nicht länger zweifel haft sein. Für Bayern . seit jener Zeit nur die Wahl, sich entweder den Bemühungen derjenigen anzuschließen, welche die Ereignisse des Jahres 1866 durch erneute' Kampfe vernichten wollten, oder zu versug en, ein den that, sächlichen Verhältnissen Rechnung tragende, für die Selbständigkeit Bayerns möglichst günstige Stellung in Deutschland zu erlangen. Sie wissen, daß ich mich der letzteren Meinung anschloß, und lennen die Beinühungen, welche die bayerische Regierung während der Zeit meiner Amtsführung aufgewendet hat, um dieses Ziel zu erreichen. Wenn die Unterhandlungen der bayerischen Regierung gescheitert sind, so kann ich meine damaligen politischen Gegner des In- und Liuslandes nicht von Schuld freisprechen. Das geringe Maß von Opfern, mit welchem damals noch die Verbindung mit dem Norden zu erreichen gewefen wäre, erschien meinen politischen Gegnern des
nlandes als übergroße Beschränkung der Selbständigkelt. Das
usland, dessen Einfluß sich geltend machte, sah darin eine Verletzung des Prager Friedens. Das Losungswort war: Ausrechterhaltung des status quo (des augenblicklichen Zustandes). Wohl nicht ohne die stille Hoffnung auf Wiedetherstellung des status quo ante (des früheren Zustandes), d. h. auf Wiederherstellung eines dem deutschen Bund ähnlichen Zustandes unter gleichzeitiger Niederwerfung
ens.
rer ef lane und Hoffnungen hat die von den Gegnern unter- schätte Kraft des preußischen Volkes und Heeres hat die deutsche Ge⸗
nnung Süddeutschlands, hat vor allem endlich der männliche Ent⸗ chluß unseres Koͤnigs im Juli d. J. zu nichte gemacht. Jene Hoff⸗ nungen sind in den Schlachten des deutschen Krieges und in den
ägen von Versailles begraben worden. ; . J n r sind aber nicht das Resultat süddeuischer Schwäche
und norddeutscher Ueberliftung. Sie sind das naturnothwendige Ergebniß einer geschichtlichen Entwickelung, in welche hemmend einzu⸗ reifen nicht dem Individuum und nicht einzelnen Staaten von der röße Bayern vergönnt ist. ö ĩ . Der Vertrag in seinen Einzelheiten tritt zurück vor der großen Thatsache des , e en deutschen Reichs. Hier ist der Keim einer großen Zukunft für Deutschland gelegt. Und die hochherzige Initiative unferes Königs, sowie die unverzögerte Zustimmung der deuischen Souveräne, giebt die Bürgschaft, daß Kaiser und Reich auch wirklich Wesen und Inhalt gewinnen werden. Wenn unser heutiges Votum dazu beiträgt, daß ein Deutsches Reich mit starker Centralgewalt und freigewählter Volksvertretung eschaffen wird; wenn von nun an an die Stelle ruheloser und un— ruchtbarer Sonderbestrebungen eine deutsche Politik tritt, an 4 wir loyal und ehrlich mitarbeiten; wenn, wie Se. Königliche Hoheit Prinz Ludwig mit Recht bemerkte, die feste Gestaltung des Deutschen Reichs die Möglichkeit gewähren wird, mit dem öosterreichischungarischen Nach- barreich dauernde freundschaftliche Beziehungen zu begründen, welche allein geeignet sind, eine Garantie für die Erhaltung des europäischen Iriedens zu bieten; wenn von jetzt an in allen Ländern des Erdballes seder Deutsche stolz sein kann, sich Bürger des Deutschen Reichs zu nennen, des Reichs, das ihn schützt und seine Interessen fördert — wenn dieses Ziel erreicht wird, dann koͤnnen wir wahrhaftig sagen, daß wir Thell haben an einer großen That, indem wir dem Vertreg zustimmen, und daß die Ströme von Blut und Thränen, welche dieser
Krieg köstet, nicht umsonst geflossen sind.
Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 3. Januar. Der Bericht des . der öt elch ra ths· Delegation über den Voranschlag des gemeinsamen Kriegs. Ministeriums, be⸗ treffend das Erforderniß des Heeres für das Jahr 1871, schließt
mit folgendem Antrage: J Die hohe Delegation spreche den Wunsch aus, daß von Seiten des ö e e er ium? nach Schluj der Delegations⸗
sttzungen eine Kommission eingesetzt und zu derselben je sechs Mit . en von jeder der beiden Delegationen, und . auf Grund dies-
älliger Bezeichnung durch die Delegation eingeladen werden, um die zur Aufstellung eines Rormalfriedensbudgets für die Landarmee nsthigen Erhebungen zu pflegen und die einzelnen Ansätze des Bud⸗ gets zu n und das Nesultat der Berathungen dieser Kommission
der nächsten Delegation vorzulegen. ⸗
Der Gesammtabstrich, den der Ausschuß im Ordinarium des Heeresbudgets vorgenommen, beziffert sich auf 5, 953, 294 Fl.
— 4 Januar. Das »Telegraphen⸗Korrespondenzbureau« meldet: Die in mehreren Zeitungen seit einigen Tagen als Telegramme kolportirten Sensationsnachrichten über angebliche Entsendung eines Spezialbevollmächtigten Oesterreichs nach Versailles, sowie über angeblich in Berlin stattfindenden Ver⸗ handlungen über Abschluß eines Bündnisses, entbehren nach verläßlichen Informationen sowohl des Anlasses, als auch der
Begründung.
Innsbruck, 3. Januar. Gestern besichtigte der Kaiser die Truppen. Hierauf fand Empfang der Geheimen Räthe, der Kämmerer, des Offiziercorps, des Landesausschusses, der Behörden und verschiedener Deputationen statt.
Der Kaiser sprach zur Deputation des Landesausschusses, der »N. Fr. Pr.« zufolge: Er habe das Landesvertheidigungs⸗ Gesetz lediglich aus Rücksichten praktischer Nothwendigkeit sanctio⸗ nirt. Er bedauere, daß die Angelegenheit durch Mißgriffe der Regierungsorgane zu einer Parteifrage gemacht wurde, die sie nicht sei. Der Kaiser appellirte an die Loyalität des Tiroler Landtages. .
Heute besichtigte der Kaiser den Landes-⸗-Hauptschießstand, wo er das Festschießen eröffnete und von den zahlreich versam⸗ melten Schützen mit Begeisterung empfangen wurde. Um 5 Uhr war großes Diner im Riesensaale.
Der Kronprinz ist heut hier eingetroffen.
Frankreich. Paris, 24. Dezember. Das Journal »La Patrie« ist auf 3 Tage suspendirt worden, weil es über militärische Operationen Mittheilungen gemacht hatte. Bei den letzten Kämpfen vor Paris ist nicht nur das Belleviller Ba⸗ taillon, sondern auch das von Montmartre in voller Unord⸗
nung in die Quartiere zurückgekehrt. Der Kommandant des
Bataillons wurde verhaftet.
— (Köln. 3 Die Bewegung in der Grafschaft Nizza, welche den Zweck hat, Nizza von Frankreich zu trennen und Italien wieder anzuschließen, dauert fort. Mehrere Komites bestehen. Dieselben stehen mit italienischen, namentlich mit
genueser Komites in Verbindung und verhindern den Abgang
der mobilisirten Nationalgarde zur Armee. Die Nationalgarde folgt auch dem Gebot bra und weigert sich, Nizza zu ver⸗ lassen. Es scheint nun, daß die französischen Behörden einschrei⸗ ten und die Mobilisirten der Grafschaft nach Afrika senden wollen.
Brüssel, 4. Januar. (W. T. B. Auszüge aus Pariser Korrespondenzen, welche mittelst Ballon eingetroffen sind, mel⸗ den: Paris, 28. Dezember. An verschiedenen Punkten der äußeren Arrondissements von Paris fanden Ruhestörungen statt, indem Vollshaufen vielfache Verwüstungen anrichteten ; Patrouillen zerstreuten die Ruhestörer. — Das Journal offi⸗ ciel« veröffentlicht ein angeblich von deutscher Seite den Vor⸗ posten übergebenes Schreiben, welches die Niederlage der Nord⸗ armee vom 23. Dezember meldet. — Nach Korrespondenzen aus Paris vom 30. Dezember waren Tags zuvor starke Ab theilungen der sedentären Nationalgarde konsignirt. Die Be—⸗ schießung des Forts Rosny während des 29. Dezember war von furchtbarer Wirkung; die für bombenfest gehaltenen Kase⸗ matten wurden von Kugeln durchbohrt.
— Der »Etoile Belge enthält Ballonnachrichten aus Paris vom 28. Dezember, aus welchen hervorgeht, daß die an jenem Tage daselbst stattgefundenen Unruhen ihren Grund in Ausschrei⸗ tungen des Publikums gegen einzelne Brennholzverkäufer ge⸗ habt haben. Wie das genannte Blatt hinzufügt, konnten die Unruhen nur mit Mühe unterdrückt werden. — Die »Indépen⸗ dance Belge erfährt aus Lyon vom 31. Dezember, daß man daselbst neue Demonstrationen seitens der Rothen befürchte.
— Das Brüsseler Journal Nord« veröffentlicht eine Ballon ⸗Korrespondenz aus Paris vom 30. Dezember, wonach die dortigen Journale, namentlich »Patrie⸗ und »Temps⸗, Trochu anzugreifen beginnen und verlangen, daß derselbe durch Austzfälle die immer drückender werdende Lage der Hauptstadt
beseitige. Vinoy wird bereits als Nachfolger Trochu's genannt.
Die Widerstandskraft Paris scheine mehr und mehr zu erlahmen. ö 1 Januar. (W. T. B.) Ein Erlaß vom 2. d. M., unterzeichnet von sämmtlichen Mitgliedern der Re- gierung, fordert die Bewohner des Landes auf, die jährlichen Steuern, sowie sonstige Leistungen, soviel als es irgend in den Kräften eines jeden Einzelnen liegt, im Voraus zu entrichten, um hierdurch die Regierung bei Erfüllung der schweren For⸗ derungeu, welche der Krieg stellt, zu unterstützen. — Die Jour- nale „Union de IOuest⸗ und Ami des peuples«, welche in Angers erscheinen, sind auf 2 Monate suspendirt worden.
Italien. Florenz, 4. Januar. (W. T. B.) In Folge der durch die Ueberschwemmung in Rom verursachten Verhee⸗ rungen hat der König seine offizielle Reise dahin bis auf den
Zeitpunkt verschoben, wenn der Senat das Gesetz über die Ver— legung der Hauptstadt angenommen haben wird. — Der König soll sich binnen Kurzem nach Turin begeben, um von der Königin von Spanien Abschied zu nehmen, deren Abreise dem— nächst erfolgen soll. — Der König hat ein Schreiben an die Gräfin Reus gerichtet, in welchem er derselben sein Beileid zum Tode des Marschalls ausdrückt. — Der österreichisch⸗ ungarische Finanz- Minister von Lonyay wird binnen Kurzem nach Wien zurückkehren, nachdem die finanziellen, zwischen Oesterreich und Italien noch schwebenden Fragen geordnet sind.
Spanien. Madrid, 3. Januar. (W. T. B.) Der König hielt heute mit Rios Rosas, Ruiz Zorilla, Rivero und Olozaga eine Berathung wegen Bildung des neuen Ministe—⸗ riums. Man glaubt, dasselbe werde heute Abend gebildet 1 und ein Ministerium der Versöhnung aller Par⸗ teien sein.
Kunst und Wissenschaft.
Berlin, 5. Januar. Am Freitag, 6. Januar, wird eine par— tiale Mondfinsterniß stattfinden. Um 8 Uhr 14 Min. Abends tritt die östliche linke Seite des Mondes in den Erdschatten, dessen Durchmesser größer als der Monddurchmesser ist. Um 9 Uhr 44 Min. werden reichlich des Monddurchmessers verfinstert sein. Um 11 Uhr 14 Min. endet die Mondfinsterniß auf der westlichen, rechten Seite des Mondes, nachdem dieselbe 3 Stunden gedauert hat.
— Von dem im Verlage von Fr. Kortkampf hierselbst heraus⸗ gegebenen Archiv des Norddeutschen Bundes und des Zoll⸗ vereins, Jahrbuch für Staatsrecht, Verwaltung und Diplomatie des Norddeutschen Bundes und des Zollvereins, welches mit Beilagen, enthaltend Verfassungen und Gesetze anderer Staaten, versehen ist und von Dr. jur. A. Koller redigirt wird, sind neuerdings falgende Hefte erschienen: Band III. Heft 6, enthaltend das Gesetz, betreffend die Errichtung eines obersten Gerichtshofes für Handelssachen vom 12ten Juni 1869, nebst einem Auszuge aus dem preußischen Gesetz, betref-
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fend die Dienstvergehen der Richter und die unfreiwillige Versetzung derselben auf eine andere Stelle öder in den Ruhestand, vom 7. Mal 1851 als Anlage, — das Gesetz, betreffend die Wechfelstempelsteuer im Norddeutschen Bund, vom 19. Juni 18659, nebst der Anlage: In⸗ struktion über den Debit der Bundes- Wechselstempelmarken und Der gestempelten Wechselblankets, — das Geseßz, betreffend die Beschlag= nahme des Arbeits. und Dienstlohns, vom 21. Juni 1869, — Rach- träge zur Gewerbe: Ordnung, und zwar 1) Bekanntmachung, betref- fend die Prüfung der Seeschiffer und See Steuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffenf vom 20. Mai 1870, 2 Eirkular des Landes direftors von Waldeck an die Kreisamtmänner zu Arolsen, Corbach und Pyrmont und den Kreisrath zu Wildungen, betreffend die Ertheilung von Le— gitimationsscheinen, vom 31. Mai 1879, — das Gesetz, betreffend die Gewährung der Rechtshülfe, vom 21. Juni 1869, — das Wahlgesetz für den Reichstag des Norddeutschen Bundes, vom 31. Mai 1869, nebst einer Anlage: Ausführungs- -Reglement vom 28. Mai 1870. — Band Ill. Heft 7 enthält: . Uebersicht der Thätigkeit des Zollparla—= ments während der Session 1869; 1I. Gesetze und Verträge, und zwar den Handels und Zollvertrag mit der Schweiz vom 13. Mai 1869 nebst Schlußprotokoll von demselben Tage, den Freundschafts« Han dels und Schiffahrtsvertrag mit Japan vom 20. Februar 1869, nebst den Bestimmungen, unter welchen der Handel Deutschlands in Japan betrieben werden soll, das Vereins⸗-Zollgesetz vom 1. Juli 1869, das Gesetz, betreffend die Sicherung der Zollvereinsgrenst in den vom Zollgebiete ausgeschlossenen Gebietstheiken vom 1. Juli 1869, so wie das Gesetz, die Besteuerung des Zuckers betreffend, vom 26. Juni 1869; ferner III. das badische Bankgesetz. Die Fortsetzung mit den ferneren bezüglichen Gesetzen anderer Staaten soll im 8. Hefte folgen. — Inzwischen ist ferner erschienen: Band 1V., Heft 1 u. 2, unter Mit- wirkung der Mitglieder des Reichstages, Regierungs-Raths Beutner in Potsdgim, Ober-⸗Appellationsgerichts Raths Professor W. Endemann, Justiz Raths Dr. Meyer in Thorn und des Steuer -⸗Inspektors A. Schneider in Berlin herausgegeben. Die Heste enthalten I) das Gesetz, betreffend die Kommanditgesellschaften auf Aktien und die Aküengesellschaften, vom 11. Juni 1870, erläutert vom Professor Br.
Endemann, — sowie 2) das Strafgesetzbuch für den Norddeutschen Bund, vom 31. Mai 1870, erläutert von Dr. Meyer.
Oeffentlicher Anzeiger.
Steckbriefe und Untersuchungs⸗Sachen.
Der Cigarrenmacher Krüger aus Lübeck hat dahier einen Ueber— zieher aus braunem Doublestoff ohne Futter, mit doppelter Knopf— reihe, unterschlagen und sich dann schleunig entfernt. Antrag: An— halten des Krüger, Beschlagnahme des unterschlagenen Ueberziehers und Nachricht anher. Signalement: Alter: 30 Jahre. Groͤße: 5 Fuß 10 Zoll. Haare: rothblond. Bart: Schnurr⸗ und Knebelbart. Besondere Kennzeichen: hat einen Stelzfuß. Celle, den 2. Januar 1871.
Königliche Kronanwaltschaft.
Der gegen den Handschuhmacher und Bandagisten Richard Ziegra aus Eisleben unterm 17. Dezember 1869 erlassene Steckbrief wird hierdurch erneuert. Fulda, am 2. Januar 1871.
Der Staatsanwalt.
Steckbriefs⸗Erledigung. Der von uns unterm 19. Oktober
1870 hinter dem Maurergesellen Ernst Bürger aus Sprottau er⸗
lassene Steckbrief ist erledigt. Sorau, den 30. Dezember 1870. Königliches Kreisgericht. Abtheilung I.
Edictal- Citation. Auf die Anklage der Königlichen Staats- anwaltschaft hierselbst vom 16 Mai 1870 ist mittelst Beschlusses des unterzeichneten Gerichts vom 19. Mai 1870 gegen den Drahtbinder Johann Baranetz aus Sodeomirs in Ungarn wegen Hausirkontra— vention aus §§ 5, 55, 57, in fine, 148 in fine der Gewerbe ⸗Ordnung, S. 26 des Regulatios vom 28. April 1824, §. 20 des Gesetzes vom 19. Jali 1861 die Untersuchung eröffnet und zum mündlichen Ver— fahren ein Termin auf den 24. März 1371, Vormittags 9gühr, im Sißungszimmer des unterzeichneten Gerichts angefetzt worden. Der seinem Aufenthalt nach nicht zu ermitteln gewesene Angeklagte wird zu obigem Termin hierdurch edictaliter mit der Aufforderung vorgeladen, zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu seiner Vertheidigung dienenden Beweismittel mit zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gericht so zeitig vor dem Termine an- zuzeigen, daß sie noch zu demselben herbeigeschafft werden können, Im Falle des Ausbleibens des Angeklagten wird mit der Unterfuchung und Entscheidung in gontumaciam verfahren werden. Als Belastungs— zeugen sind I) der König! Gendarm Schulz zu Sommerfeld, 2) die verehel, Halbhüfner Mertsching, 3) der Gärtner und Gerichtsniann Wishoil, 4 die verehelichte Gartner Janke und 5) der Polizeiverwalter Maertens, ad 2 —-5 aus Göhren, züm Termine mit vorgeladen wor⸗ den. Sorau, den 12. Oktober 1876.
Königliches Kreisgericht. Abtheilung J.
3655] Auf Grund der Anklage der Königlichen Staatsanwaltschast hier vom 7. November 1870 ist gegen die beurlaubten Landwehrmänner: 1 Arbeitsmann Friedrich Wilhelm Ferdinand Graunke, geboren am 13. Dezember 1840 zu Rützenhagen, zuletzt in Groß ⸗ Vorbeck,
2) Kutscher Carl Loppnow, geb. am 1. April 1838 zu Natelfitz, zuletzt in Lestin, 3) Knecht Wilhelm Hahn, geboren am 25. November 1840 zu La— 9 gl g Ted gf, d äferkne arl Gustav Dettmann, geboren am 21. Augu 1837 zu Rogzow, zuletzt in Nessin, ⸗ zust 5) ehemaligen Kolonisten Carl Pagel, geboren am 11. Januar 1833 zu Mackfitz, Kreis Regenwalde, zuletzt in Neu ⸗Cölpin, 6) ehemaligen Büdner Äugust Schumacher, geboren am 30. Juli 1833 zu Garchen, zuletzt in Damitz, 7) Stellmacher Albert Friedrich Pfundheller, geboren am 18. März 1838 zu Prettmin, zuletzt daselbst, 8) Sattler Carl Kieltyka, geboren am 1. November 1830 zu Nico— lai, Kreis Pletz, zuletzt in Colberg, 9) Arbeiter Heinrich Schumacher, geboren am 18. September 1831 zu Sternin, zuletzt daselbst, 10 Arbeiter Wilhelm Lange, geboren am 26. Juli 1839 zu Prett- min, zuletzt in Semerow, 1I) Knecht Wilhelm Böttcher, geb. am 18. Dezember 1838 zu Vörenherg, Kreis Saatzig, zuletzt in Gervin, 123 Tagelöhner Albert Wilhelm Lawonn, geboren am 5. Juli 1834 zu Lassehne, zuletzt in Quetzin, 13) Schneider Ferdinand Maaß, gehoren am 8. November 1838 zu Degow, zuletzt in Damgard, 14) Knecht Alligu Prey, geboren am 15. November 1839 zu Drose⸗ dow, zuletzt in Nehmer, 15) ehemaligen Büdner August Bublitz, 1830 zu Baldekow, zuletzt in Gribown, 16 Tagelöhner Friedrich Ludwig Rahmel, geboren am 19. Septem- her 1834 zu Zernin, zuletzt in Colberg, 17) Knecht Carl Heinrich Beilfuß, geboren am 7. Januar 1841 zu Warnin, zuletzt in Bartin, weil dieselben hinreichend belastet sind, ohne Erlaubniß die König—⸗ lichen Lande verlassen zu haben, in Gemäßheit des §. 110 des Straß. gesetzbuchs durch Beschluß des unterzeichneten Gerichts vom heutigen Tage die Untersuchung eröffnet worden. . . öffentlichen mündlichen Verhandlung der Sache ist ein Ter- min au den 7. März 1871, Vormittags 10 Uhr, ; in unserem, im hiesigen Rathhause befindlichen Sitzungssaale Nr. 11 anberaumt, zu welchem die oben genannten Angeklagten hierdurch mit der Aufforderung vorgeladen werden, zur festgesetzten Stunde zu erscheinen und die zu ihrer Vertheidigung dienenden Beweismittel mit
geboren am 16. Oktober
zur Stelle zu bringen, oder solche dem unterzeichneten Gerichte s o
zeitig vor dem Termine anzuzeigen, daß sie noch zu demselben herbei⸗ geschafft werden können. . ö Im Falle des Ausbleibens wird mit der Untersuchung und Ent ⸗ scheidung in contumaciam verfahren werden. ö Colberg, den 16. November 1870.
Königliches Kreisgericht. J. Abtheilung.