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Der Oberst Stoffel, gefolgt von seinen Offizieren, begab sich von einer Batterie in die andere; die Lieutenants und Fähnriche der Ma⸗ rine scheuten nicht däs Opfer ihres Lebens. .
Das Plateau des Avron, bedeckt mit den monstrésen Granaten des Feindes, blieb während des ganzen Tages stunm. Die Soldalen hatten sich nach Möglichkeit gedeckt; der General Trochu erkannte die Position als thatsächlich undaltbar, er hielt es für Pflicht, 24900 Mann diesem verheerenden Bombardement zu entziehen, und der Rückzug wurde daher um 4 Uhr Vachwittags befohlen und mit Eintritt der Dunkel— heit angetreten. Der Rückzug von 76 Kanonen, Munitionswagen zc. in einer Nacht war ein Wunder. .
Der Wind war uns günstig; die preußischen Granaten fielnn noch immer regelmäßig ir kurzen Zwischenäumen. Um 46 Ahr des Morgens siieg ein unabsehbarer Train mit großer Mühe still⸗ schweigend den Weg, der nach Resay führt, hinah. Die Mobilen blieben als Schutz in den Laufgsäben; die Marine-Infanterie folgte dem Transe porie, sich bei jeder Explosion nitderwerfend, während die Artillerie mit einer Müitrailleusenhatterie und zwei siebenpfündigen Batterien den Rückzug deckte. Bald blieb von dem ungeheuren Ma— terigle, von all den Männern, welche muthig gelitten hatten, nichts auf dem Plateau zurück, als ein Nationalgardist, in grünes Billard= tuch gekleidet, — ein Weinhändler des Plateaus, unt östlich, seine Waaren nich haben mitnehmen zu können, und der entschlummerte, nachdem er möglichst viel von derselben durch eigenen Genuß dem Feinde zu entziehen gesucht hatte.
Der Tag ersckien langsam, und ron der Redonte de la Vossisre sah man die Preußen ihr gewöhnliches Feuer gegen den Avron er— öffnen, der von uns verlassen war. Von der Redeute aus konnte man die feindlichen Positionen in ihrer Gesammtheit besser übersehen und genau die Bahn ihrer Granaten beobachten. An ihren Pro⸗— jektilen, in einer Länge von 40 Centimetern und einem Durchmesser von 16 Centimetern, zwischen 35 und 45 Kilogramm schwer, und dem prismatischen Pulver, dessen sie sich bedienen, erkennt man leicht die Tiefe und praktische Kenntniß, welche sie von der Artillerie- wissenschaft haben; sie verbinden die Leichtigkeit des Geschützes mit deni großen Gewichte der Projektile. Ihre 24 psündigen Granaten, beim Ausschlagen krepirend, sind größtentheils mit Flintenkugeln ge— füllt. Die Zähigkeit, Elasticität, und vor Allem die Güte ihres Guß— stahls erlauben ihnen die Anwendung enormer Ladungen, deren Trieb- kraft noch verdoppelt wird durch das komprimirte Pulver. Sie erhalten hierdurch große Geschwindigkeiten, welche ihnen das Mittel , eh Entfernungen zu schießen, an welche man bisher nicht ge— dacht hatte. 3.
. Marinegeschützen, überlegen an Perkussionakraft, ist ihre Aufgabe von jetzt an vorgeschrieben; bis jetzt hatten sie den Zweck, gegen Schiffe zu dienen — es wird Zeit, daß man sie für andere Aufgaben verwendbar macht.«
Brüssel, 12. Januar. (W. T. B.) »Independance Belge⸗ enthält Nachrichten aus Paris bis zum 8. Januar. Denselben zufolge bestand die Absicht, die Fleischportionen um 20 Gram mes auf 3 Tage für die Person zu vermindern. Die Sterb— lichkeit in der Stadt nimmt zu. Ein Dekret bewilligt einen neuerlichen Aufschub von 3 Monat für Bezahlung der Mieths⸗ gelder. Ein anderes Dekret eröffnet einen provisorischen Kredit von zwanzig Millionen zur Unterstützung der Nationalgarde. Auch in den Rues Gay und Lussac wurden mehrere Personen durch Granaten getödtet oder verwundet. Die Bomben fallen sogar bis in die Rue Babylon und in die Rue Bac. — Vier Unterzeichner aufrührerischer Proklamationen wurden verhaftet, desgleichen die gesammte Munizipalität des 290. Arrondissements.
n n, vom 19. d. gemeldet, daß ein Cir⸗ kularschreihen des Kriegs Ministers an die Präfekten die sofor⸗ , des Bekrets gnordnet, nach welchem Depots zur Ausbildung der Artillexisten der Nationalgarde errichtet werden sollen. rn nahe nul ni
— Aus Paris liegen Ballon⸗Nachrichten vom 11. Abends vor. Nach denselben hat die Besatzung in der Nacht vom 10. zum 11. eine Rekognoszirung in der Richtung der Straßburger Eisenbahn und auf Clamart unternommen. Am 11. wurde
das Bombarde nent fortgesetzt und zwar weniger heftig gegen die Forts Vanves und Montrouge, während gegen Fort Issy noch heftiger als er gefeuert wurde.
In der Nackt vom Sonntag auf Montag wurde eine ganze Reihe öffentlicher Gebäude von den Geschoössen erreicht, darunter die Kirche von St. Sulpice, die Sorbonne und Val de Grace. Am 11. d. Abends wiederum lebhafte Kannnade, fast das ganze linte Seine⸗Ufer wird bestrichen.
Trochu hat am 6. d. eine Proklamation erlassen, in welchet er die Idee einer Kapitulation zurückweist.
Borde aur, 12. Januar, (WB. T. BJ]
Die mittelst Ballon »Keppler« aus Paris vom 19. d. M. Abends eingetroffenen Nachrichten bestätigen die bereits einge— . , . bezüglich des Bombardements von Paris,
. hervorheben, . , nn, , . in der Nacht n , en, ,, von einer außerordentlichen In⸗ ensität gewesen . in d 91 , Igrdin *. Plantes, des Luxem. zaugirard,
bourg, iu renelles, das Fauboͤur
ontröuge St. Germain, die Gegend der Invaliden, so wie Auteui von feindlichen Geschossen getroffen. Eine ziemlich große An⸗
ei
X . . * 62 317 1189 —— 6 —
ist, namentlich wurden die Quarttere
zahl von Personen ist getödtet — Delescluze und seine Ad⸗ junkten haben ihre Entlassung gegeben, nachdem eine Versamm⸗
lung von Maires in Paris es abgelehnt hatte, sich dem von
Delescluze beantragten Vorgehen anzuschließen. — Mittelst
General Faidherbe zu berichten weiß, eingetroffen. Das Bom⸗ , gegen die Forts der Ostfront hatte etwas nach⸗ gelassen.
— General Chanzy telegraphirt aus Le Mans vom 11. d. M., Abends 11 Uhr: Der Feind hat uns heute auf der gan⸗ zen Linie angegriffen. General Jauseguibery hatte sich am rech⸗ ten Ufer des l'Huine kräftig behauptet; General Colomb hatte 6 Stunden lang einen erbitterten Kampf auf dem Plateau von Avours zu bestehen. General Gougeard hat große Widerstands⸗ kraft gezeigt. Die Truppen aus der Bretagne haben kräftig dazu beigetragen, die wichtige Position unterhalb Changé zu behaupten. Auch General Jouffroy hat trotz der Ermüdung seiner Division Stand gehalten. Die Division Roquebrune hat sich auf der Straße nach Parigne zurückdrängen lassen. Wir brachten die Nacht in unseren Positionen zu, von denen uns nur die von Tuilirie (27) bei Einbruch der Nacht entrissen wurde. Es sind indessen Dispositionen getroffen, um diese Position wieder zu nehmen. Wir hatten uns gegenüber die Truppen des Prinzen Friedrich Carl, welcher nicht, wie man vermuthete, nach dem Osten abmarschirt war. Der Kampf endigte erst mit Einbruch der Nacht. Unsere Verluste sind empfindlich. — Nach hier eingetroffenen Nachrichten aus Alengon ist heute bei La Ferts⸗Macs (Departement Orne) ein Ballon niedergegangen.
London, 13. Januar. (W. T. B.)
Aus Versailles wird von heute Nacht hierher gemeldet: Die französische Westarmee wurde von der zweiten deutschen Armee unter Prinz Friedrich Carl und dem Großherzoge von Mecklenburg bei Le Mans vollständig geschlagen. Die Stadt ird genommen, große Vorräthe erbeutet. Der Feind wird verfolgt.
(Montfort liegt 300 Fuß hoch auf einem Platcau, welches die Huisne beherrscht; Parigné⸗lEvsque ist eine Stadt von 3600 Einwohnern am Abhange von Höhen, deren Abflüsse dem Narais und der Sarthe zufließen; Lupilles ist über 400 Fuß hoch und nahe dem Walde von Bersay gelegen; Chang é⸗lös⸗ le Mans liegt ½ Meile von der Sarthe, 300 Fuß hoch und hat 2700 Einwohner. In der Gegend der hier genannten Orte liegen vielfach vereinzelte Schlösser, unter denen nennenswerth Arches⸗-Ch4Ateau, Breil, Grand⸗Montbray, Coudray, Saussaye und la Beaudonnisöre.)
Baden. Karlsruhe, 11. Januar. Das heute erschie⸗ nene Gesetzes⸗ und Verordnungsblatt Nr. «2 enthält:
J. Gesetze. I) Die Einstellung der Vollstreckungen gegen Militärpersonen betreffend. ) Die Deckung des für den Krieg gegen Frankreich erforderlichen außerordentlichen Bedarfs der Kriegsverwaltung betreffend. 3) Die Kriegsleistungen und deren Vergütung betreffend. r.
II. Bekanntmachungen des Handels-⸗Ministeriums. Die ständische Zustimmung zu dem provisorischen Gesetze vom 29. Juli 1870 über die Ausgabe von Darlehns Kassenscheinen durch die allgemeine Versorgungsanstalt im Großherzogthum Baden betreffend. Des Kriegs-Ministeriums. Die ständische Zu⸗ stimmung zu dem provisorischen Gesetze vom 1. August 1870 über die Einführung des Militär ⸗Strafgesetzbuches betreffend.
Württemberg. Stuttgart, 11. Januar. (St. A. f. Württbg.) Im Königlichen Geheimen Rathe wurde heute die Beeidigung des neu ernannten Ministers der Familienange⸗ legenheiten des Königlichen Hauses und der auswärtigen An— gelegenheiten, Freiherrn von Wächter, des zum außerordent⸗ lichen Mitgliede des Königlichen Geheimen Rathes ernannten Geheimen Raths von Dillenius und des neu ernannten wirklichen Staatsraths Dr. von B ß er durch Seine Majestät den König vorgenommen. Der feierlichen Handlung wohnten die Minister, die Mitglieder des Geheimen Rathes und der Königliche Kabinetschef, Geheimer Rath Freiherr von Egloffstein an. Nach Abnahme des Eides begrüßte der König jeden der Neuernannten, worauf dieselben in ihren Erwiderungen dem ehrfurchtsvollsten Danke für das ihnen gnädigst zugewendete Vertrauen Ausdruck gaben. 3 , Bayern. München, 12. Januar. Seine Königliche ö. Prinz Otto hat sich vorgestern in Begleitung des
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begehen.
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1591 ** 4 .
auptmanns Freiherrn von Branca auf den Kriegsschauplatz
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Brieftauben waren Nachrichten von den Erfolgen, von denen
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— Die Abgeordnetenkammer setzte in ihrer heutigen Sitzung die Berathung über die Bundesverträge fort. Der Abg. Kolb versuchte die Ausführungen des Finanz Ministers zu widerlegen, worauf der letztere replizirte. Für die Annahme der Verträge sprachen sodann Gerstner, Völt und Sepp. Die Fortsetzung der Berathung wird morgen stattfinden.
— Nachdem auf Anregen des besonderen Ausschusses der Kammer der Abgeordneten 9 Berathung der deutschen Ver—⸗ fassungsverträge an das Königliche Staats Ministerium der Finanzen das Ansuchen gestellt worden ist, um Mittheilung einer amtlichen Berechnung über den Einfluß, welchen die vor— liegenden Vertr äge auf die finanzielle Lage Bayerns und be— ziehungsweise auf das Budget des Landes in Einnahmen und Uusgahen ausüben würden, so erging vom Königlichen Staats- Ministerium der Finanzen an das Präsidium der Kammer der Abgeordneten, der Korresp. ⸗Hoffmann« zufolge, nachstehende Antwort:
Das Königliche Staatz ⸗Ministerium der Finanzen beehrt sich, im Benehmen mit den ubrigen Königlichen Staats. Ministerien, auf das schätzbarste jenseitige Schreiben vom 17. 1. M. im genannten Betreff ergebenst zu erwiedern, daß über den Einfluß, welchen die zwischen Bayern und dem Norddeutschen Bund abgeschlossenen Bündnißverträge auf die finanzielle Lage Bayerns und beziehungsweise auf das Budget
des Landes in Einnahmen und Ausgaben ausüben würden, die ge—
wünschte amtliche Berechnung in dem Sinne, daß dieselbe durchweg als in den einzelnen Ziffern feststchend betrachtet werden könne, um deswillen nicht wohl aufgestellt zu werden vermöge, weil dieselbe in mehrfacher Beziehung von der erst der Zukunft anheim fallenden Festsetzung des Bundeshaushalts ⸗ Etats pro 1872 und folgende Jahre abhängt. Insoweit jedoch das Ma— terial aus den Bundetverträgen und aus dem im Bundes—
Gesetzblatt des Norddeutschen Bundes vom Jahre 1870 Nr. 22 be—
kannt gemachten Haushalts-Etat für das Jahr 1871 gezogen werden kann, werden nachstehend die Anschauungen ergebenst mitgzetheilt, welche sich mit Zugrundlage dir in dem erwähnten Material aufge— führten Ausgaben und Einnahmen bezüglich der reffenden bayerischen Beiträge ergeben. Den Hauptgegenstand der Ausgaben bildet der ordentliche Etat für die Mölitär Verwaltung, sür welchen sich nach Maßgabe der Bevslkerungszahl vom Jahns 1867 zu 4824,421 Seelen bei einem Frieden Präsentstande von 1 Prozent, sohin von 48,244 Mann zu je 225 Thasler oder je 393 Fl. 45 Kr für Bayern ein Auf. wand ron 108545900 Thlr. oder 18996075 Fl. ergeben wird. Um die Last richtig zu würdigen, welche mit dieser Summe dem Lande auferlegt wird, muß hesonders betont werden, daß aus derse ben nicht nur jene Bedürfnisse der Armee, zu bestreiten sind, welche bisher als laufender Etat behandelt wurden, sondern auch die seither aus dem Reichs- reservefond vergüteten Ketreidepreisdifferenzen, sowie eine Reihe von außerordentlichen Militärbedürfnissen, für welche bei der Unzuläng— lichkeit der laufenden Militärdotation seit Jahren spezielle Militär- kredite bewilligt wurden, die, soweit sie durch Anlehen aufzubringen waren, die Zinsenlast des Staates fortdauernd vermehrten. Zieht man diesen Gesammtaufwand für die Armee in Berechnung, so ergiebt sich nach den Willigungen der abgelaufenen IX. Finanzperiode 1868 bis 1869 für 9 ein Jahr derseihen als Bedarf à) ordentlicher Etat 14957 824 FJ. b) Vtrgütung der Getreidepreisdifferenz mit durchschnitt⸗ lich 1‚ 178, 915 Fl., C) die Hälfte des nach Gesetz vom 16. Mal 1868 bewillig. ten auferordentlichen Kredits von 27580, 341 Fl., sobin für ein Jahr 1290, 170 Fl., daher autschließlich des hier nicht in Ansaß gebrachten außerordentlichen Kredits für Neubewaffnung eine Fesammtsumme
von 17426910 Zl. Im Vergleiche dieser Willigung mit dem künftigen
Armeebudget von 18996075 Fl. wird sich demzufolge tin Mehrauf⸗— wand von 15569, 165 Fl. herausstellen. Was die weiteren gemeinschaft⸗ lichen Bundesausgaben betrifft, zu welchen von Seite Bayerns kon— kurrirt werden muß, so betragen die fortlaufenden Ausgaben nach dem Bundeshaushalts ⸗Etat pro 1871 mit Ausnahme der dert voer⸗ getragenen Ausgabe für die Bundesschuld des Norddeutschen Bundes, hinsichtlich welcher noch besondere Auseinanderseßung nöthig werden wird, in den einzelnen Posten für Bundeskanzler Amt, Bundesrath, Reichstag, auswärtiges Amt, Bundes ⸗Konsulate, Marineverwaltung, Bundes -⸗Rechnungshof und Bundes⸗-Oberhandelsgericht zusammen 5 253/223 Thlr. wornach sich mit Zugrundelegung der für Berechnung von Matrikularbeiträgen maßgebenden Seelenzahl des ganzen künftigen Bundes und derjenigen Bayerns für letzteres ein Beitrag von 657 654 Thaler oder 1,149,845 Gulden ergeben würde. Die gemäß Ziffer VIII. des Schlußprotokolles vom 23. November 1870 zu Gunsten Bayerns in Anrechnung kommende Vergütung für den diplomatischen Dienst wurde hier noch nicht in Unsatz gebracht, da die Festsetzung ihrer Größe der weiteren Vereinbarung vorbehalten ist. Bei vorstchender Berechnung wurden, wie bereits bemerkt, lediglich die fortlaufenden, also immer wiederkehrenden Ausgaben in Ansatz gebracht, zu welcher Bayern beizutragen haben wird. Dagegen sind die einmaligen und außerordentlichen Ausgaben außer Ansaß geblieben und zwar diejenigen für Post⸗ und Telegraphenverwaltung, weil dieselben Bayern ohnedies nicht berühren, diejenigen für Militär und Marineverwaltung zu 248, 924 Thlr. und beziehungsweise 4403, 460 Thlr. um deswillen, weil vorerst kein Anlaß zu der Annahme besteht, baß diese Ausgaben auch in den nächsten Jahren wlederkehren werden, jedenfalls aber gar kein An— haltspunkt dafür vorliegt, in welchem Betrage dies der Fall sein würde, und weil, wenn sich solche Ausgaben wirklich ergeben sollten, u erwarten steht, daß sie für die nägsten Jahre aus der in Aussicht
ehenden Kriegskosten / Entschädigung gedeckt werden können. Was nun die Einnahmen des bayerischen Budgets betrifft, so tritt in dieser Beziehung keine materielle Aenderung ein, da die Zölle, die Rüben
azuckersteuer, die Salz- und Tabaksteuer schon bisher nach Verhältniß
der Bevölkerungszahl unter die Zollvereinsstaaten getheilt worden sind und dieselben, wenn sie auch künftighin zur Vereinnahmung in die Bundeskasse gehören, doch dort in dem ganz gleich bleibenden Verhältnisse für Bayern in Anrechnung gebracht werben müssen. In dieser Beziehung wird die eintretende Veränderung eine vorwiegend rechnerische sein. Dagegen kann sich aber im Verlaufe der nächten Jahre der oben veranschlagte Mehrauftvand noch dadurch, wesentlich verringern, daß im Ftuͤnftigen Bundes, budget Ausgabse mäßigungen erzielt, die bestehenden Enn ah in bhrem Ertrage erhöht oder neue Einnahms quellen geschaffen werden, in Folge dessen sodann die Matrifularbeiträge Bayerns zur Bestrei⸗ tung der gemeinschaftlichen Bundesausgaben in entsprechendem Maße sich verringern würden. Bei den gegenwärtigen Auseinandersetzun gen wurde ührigens von jenen günstigen Einwirkungen vollständig ab- geseßen, welche für den bayerischen Staatshaushalt im Allgemeinen Antreten müßten, wenn eine Kriegsentschädigung in dem Maße flüssig würde, wie sie nach den gegebenen Verhältnissen zu erwarten steht. Hierbei benutzt der ergebenst Unterzeichnete mit Vergnügen auch diesen Anlaß zur erneuten Versicherung seiner ausgezeichnetsten Hochachtung. von Pfretzschner.
HOesterreich⸗ Ungarn. Pesth, 11. Januar. In der heutigen Sitzung der österreichischen Delegation wurden Titel! und 2 des Militärbudgets sammt Resolutionen zu Titel 1 nach dem Ausschußantrage angenommen. Bei der Debatte machte der Kriegs⸗Minister die Mittheilung über eine demnächst erfolgende Regierungsvorlage wegen Dezentralifation aller Ausrüstungsgegenstände der Armee auf die betreffenden Territorial⸗ oder Administrationsbezirke. Der Präsident brachte zur Kenntniß des Hauses drei, von General Gablenz und Ge— nossen überreichte Anträge, betreffend Resolutionen auf Er— lassung von Gesetzen ) für eine strenge Bestrafung der Mann— schaften sowie der Amtsrepräsentanten, welche bei Einberufun— gen sich säumig eder unthätig zeigen, über Pferdekonskrip-« tion; 3) über die Versorgung der freiwillig fortdienenden Unter- offiziere. Diese Anträge werden der geschäftsordnungsmäßigen Behandlung unterzogen werden.
Pesth, 12. Januar. (W. T. B.) Die Delegation des Reichs⸗ ratbs setze in ihrer heutigen Sitzung die Debatte über das Kriegsbudget fort, an welcher sich sehr viele Mitglieder betheilig · ten. Der Kriegs-Minister wies im Laufe der Diskussion wieder⸗ holt auf die Nothwendigkeit der Schlagfertigkeit der Armee, sowie auf die gegenwärtige europäische Situation hin, um die Forderungen der Regierung zu vertheidigen. Die Ausgaben für Truppenerhaltung wurden nach den Anträgen des Aus— schusses, mit welchen sich der Kriegs-Minister einverstanden er— klärt hatte, angenommen.
— Der norddeutsche Gesandte, General von Schweinitz, ist in verflossener Nacht hier eingetroffen und hatte heute Mor— gen eine längere Unterredung mit dem Grafen Beust.
Prag, 1L. Januar. Der Landesausschuß beschloß heute auf Antrag Tedes co's, gegen die Nichtvorlage seiner Adresse in Schulangelegenheiten an den Kaiser entschiedenen Protest ein⸗ zulegen und die Vorlage der Adresse an den Monarchen noch— mals zu fordern. Die Dringlichkeit der Forderung des Landets.« ausschusses, daß ein Vorschuß gewährt werde, wird in dem Proteste neuerlich betont. Der Protest ging heute bereits an Potocki ab.
Großbritaunien und Jiland. London, 12. Januar. (W. T. B Einer Mittheilung des auswärtigen Amtes zu— folge hat Wade aus Peking, 30. Dezember, angezeigt, daß daselbst vollkommene Ruhe herrsche.
Frankreich. Das »Journal officiel, meldet, daß der Minister der auswärtigen Angelegenheiten an die diplomati. schen Vertreter Frankreichs im Auslande eine Depesche erlassen hat, in welcher gegen das Bombardement protestirt wird.
Giechenland. Athen, 31. Dezember. Unter den ersten Gesetzentwürfen, die der Kammer vorgelegt werden sol.— len, ist auch eine neue Organisation der Landarmee; sie wurde von einer Kommission unter der Präsidentschaft des Königs bearbeitet und enthält über 60 Artikel. Jeder Grieche, der in Griechenland eingebürgert, ist verpflichtet, als Soldat zu dienen.
Veröffentlichung große Opposition gefunden.
Türkei. Konstantinopel, 12. Januar. (W. T. B) Die Angabe der »Times«, daß die Pforte mit Rußland direkt über die Pontusfrage zu verhandeln gedenke, wird als irrthüm⸗ lich bezeichnet. Die Pforte beabsichtige derartige Verhandlungen nicht, sie wird vielmehr die Enischeidung aller bezüglichen Fragen der Konferenz überlassen.
Mmüßland und Polen. St. Petersburg, 11. Januar. Der gestern erwähnte Bericht des Kriegs- Ministers Millutin wimmt auf zwei dem Berichte beigefügte Denkschriften Bezug:
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Es ist im Allgemeinen das preußische System mit einigen Abänderungen. Dieser Entwurf hat sogleich nach der