1871 / 27 p. 3 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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halten haben. Ich begnüge mich, Ew. Excellenz bemerklich zu machen,

daß der Gouverneur von Paris sich beeilt hat, eine Untersuchung über die vom Grafen v. Bismarck bezeichnete Sache zu befehlen, und in— dem er ihm dies ankündigte, brachte er zu seiner Kenntniß viel zahl— reichere Thatsachen, welche den preußischen Schildwachen zur Last ge— legt worden sind, auf die er sich aber nie stützte, um den Aus— tausch der gewöhnlichen Mittheilungen zu unterbrechen. Der Herr Graf von Bismarck scheint, zum wenigsten theilweise, die Richtigkeit dieser Bemerkungen zugelassen zu haben, weil er heut den Minister der Vereinigten Staaten beauftragt hat, mich wissen zu lassen, daß unter dem Vorbehalte gegenseitiger Untersuchung er die parlamentari= schen Verbindungen wiederherstelle. Es liegt also keine Nothwendig keit vor, daß ein französischer Offizier sich in das preußische Haupt- quartier begebe, und ich werde mich mit dem Minister der Vereinig= ten Staaten in Beziehung setzen, um den Geleitschein zu erhalten, welchen Sie für mich erwirkt haben. Sobald ich denselben in Hän— den haben werde und die Lage von Paris es mir gestattet, werde ich den Weg nach London nehmen, im voraus sicher, nicht vergeblich im Namen meiner Regierung das Prinzip des Rechtes und der Moral anzurufen, dem Achtung zu verschaffen, Europa ein so großes Inter⸗ esse hat. Wollen Sie 2c.

Paris, den 19. Januar 18760. Jules Fapre.

Ich bitte Sie, mein Herr, dem Repräsentanten der Regierung, bei welcher Sie beglaubigt sind, Kenntniß von dieser Depesche zu geben. Es ist wichtig, daß Europa über unsere Absichten und rg lungen aufgeklärt wird; wir übergeben dieselben seinem Rechts⸗ gefühle. . Genehmigen 2c. Jules Favre.

Offizielle militärische Nachrichten.

Ver sailles, 23. Januar. .

Am 21. besetzten Äbtheilungen der Deutschen Süd⸗Armee nach leichtem Gefechte Dole und nahmen 230 mit Lebensmitteln, Fourage und Bekleidung beladene Eisenbahnwagen.

Am 22. wurde die Eisenbahn⸗Moselbrücke zwischen Nanzig und Toul dutch eine Francs⸗tireurs⸗Bande gesprengt.

Im Norden hat die J. Armee das Terrain bis zu den

estungen vom Feinde gesäubert. . ö 9 von Podbielski.

Von der II. Armee. Das Gefecht von Vendome war der Anfang einer Reihe von Operationen gegen die Armee des Generals Ehanzy, die sich durch die Tage vom 6. Janugr an täglich fortsetzten und ain 12. mit der Einnahme von Le Mans

endeten. Es war unter den harten und heißen Kämpfen dieser

Tage Keiner, dem die Ausdehnung und Bedeutung einer Schlacht zukäme? es war nach Lage der Dinge, wie der Stellungen des Feindes, der Beschaffenheit des Terrains eine Reihe von Gefechten, von denen eines mit dem andern zu— sammenhing, eines das andere bedingte, deren End und Ge— sammtrefultat jedoch dem einer großen entscheidenden Schlacht gleichkam. Mit überaus schwierigen Faktoren hatte der General⸗ Feldmarschall Prinz Friedrich Carl beim Entwurfe seiner Ope⸗ rationen zu rechnen. Zuerst mit einem Terrain, wie es schwie⸗ riger nicht gedacht werden kann, mit demselben Terrain, welches in den französischen Revolutionskriegen den Vendéern gegen die Truppen der Republik so überwiegende Vortheile ver— schaffte, durch welches letztere so lange im Schach gehalten, so oft besiegt wurden. Die ganze Perche, derjenige Landstrich,

welcher von Vendsme aus beginnt und sich nach La Ferté

und Le Mans hinzieht, besteht aus regelmäßig sich fortsetzenden Hebungen und Senkungen des Bodens, die von beträchtlicher Höhe und Tiefe sind und planmäßig nicht besser hätten ange— legt werden können, um einem anrückenden Feinde Schwierig⸗ keiten jeder Art zu bereiten. Dazu ist dieses ganze Land von dichten Baumalleen und Knicks durchzogen, jeder kleine Acker⸗ und Gartenbesitz ist von einer dichten Dornenhecke umgeben, jeder Baum ist eine Deckung, jede derartige Umzäunung eine Amwallung, und damit nicht genug inmitten dieses zur Vertheidigung so außerordentlich günstigen Terrains liegen die einzelnen Gehöfte zerstreut, auch Dörfer, doch diese in Minder— zahl; jedes dieser Gehöfte ist eine feste Position, die einen natürlichen Rückhalt an einer größeren oder geringeren Wald— parzelle zu haben pflegt. Wie gesagt, wenn man ein Terrain zur Vertheidigung einrichten wollte, der beste Ingenieur könnte es nicht besser machen, als es hier die Natur gethan hat. Gegen eine solche Vertheidigungslinie gingen die Unseren als die Angreifenden vor, zu diesen Terrainschwierigkeiten. tam außerdem noch die Ungunst des Wetters und (hes Winters hinzu, wie er in diesen Gegenden zu den größten Ausnghmen gehört. Es kamen Tage und Nächte, in denen die Schneestürme nicht aufhörten, mehrere Fuß hoch lag der Schnee, dann trat plötzlich wieder eine mildere Tempe⸗ ratur ein, dann fiel Regen, dieser verwandelte die Straßen in eine einzige sich weit hinziehende Wasserfläche, in der Nacht war dann plötzlich Frost gekonimen und die ganze Heerstraße war glatt wie ein Spiegel. Durch diese Stürme, auf dieser abschüs⸗

sigen Bahn mußten unsere Infanterie, Kavallerie, die Artillerie und die Munitions- und Fuhrparkskolonnen vorwärts, berg— auf, bergab, und hier war es, wo uns General Chanzy den meisten Abbruch hätte thun, die größten Verlegenheiten hätte bereiten können. Seine Divisionen durfte er nicht in geschlosse⸗ nen Kolonnen uns entgegenstellen, sondern er mußte sie auf⸗ lösen, um unsere Munitions- und Proviant⸗Kolonnen zu be⸗ unruhigen, aufzuhalten oder abzuschneiden, versuchen. Wie leicht wäre es bei diesem Terrain, bei den ungeheuren Schwie⸗ rigkeiten gewesen, welche die Unseren zu überwinden hatten! Es war vom 6. Januar an kein Tag, an welchem unsere Soldaten nicht im feindlichen Feuer waren. Ausgesetzt dem feindlichen Kugel⸗ und Granatenregen, und beim Vorgehen gegen einen hartnäckig sich in seinen natürlichen Positionen haltenden Feind, durch den dichtesten Schnee und die Dornen hecken hindurch oft Stunden lang im Schnellfeuer, auf dem Eise oder im Wassec liegend, dazu meistentheils ohne Nahrung, weil die Zeit der Bereitung derselben fehlte. So brachten sie diese Teige, die so kalt und doch so heiß waren, hin, und wenn die mühevolle Kampfesarbeit des Tages getban war, dann erwartete sie des Abends nicht etwa ein Quartier unter Dach und Fach, nein das Bivouak unter freiem Himmel auf Schnerfeldern; denn die Wohnungsbichtigkeit dieser Gegenden ist eine geringe und der Dörfer sind sehr wenige. Vom 6. Januar an waren die Truppen im Bivouak auf den Schneefeldern, ohne Stroh, und oft auch, wenn die Truppen auf Vorposten waren, ohne Feuer des Abends um neun,

zehn Ahr erst kamen für sie die Stunden der Ruhe im Gefühl

der äußersten Ermüdung und am nächsten Morgen, wenn nur erst der Tag graute, wurden sie schon wieder alarmirt; und von Neuem ging es Marsch Marsch! gegen den Feind vor. Es giebt fast keine Worte, um zu schildern, was die Unseren, Generale, Offiziere wie Mannschaften, in diesen Ta⸗ gen geleisiet haben; in jedem derselben regie sich etwas von dem, was die Helden macht, in jedem war das Bewußtsein stark: die Sache wills! Und so wurde es vollendet, zu einem siegreichen Ende geführt.

Am 8. Januar brach das Hauptquartier des General⸗ Feldmarschalls von Vendsme auf und ging auf der Straße nach

Epuisay vor. Rechts von der Straße dehnte sich der Wald von

Vendsme aus, der Hauptpunkt der Kämpfe des III. Corps am 6. Januar. Bis an die Straße erstreckten sich die Spuren desselben; auf den Feldern lagen Uniformen und Waffenstücke zerstreut umher, hier und da waren Kämpfer hingestreckt, meistentheils waren es Franzosen, doch hatte auch mancher Brandenburger hier sein Grab gefunden. Zu beiden Seiten der Straße waren auch die Stellen bemerkbar, wo die Fran zosen im Bivouak gelegen, wo sie ihre Vorposten, ihre Feld⸗ wachen halten. Das ging so hin bis Epuisay, einem kleinen Dorfe auf der nach Le Mans führenden Straße. Dasselbe war Tags zuvor von dem zweiten Bataillon des Regiments Nr. 64 und der Avantgarde des IX. Corps genommen worden. Ueber⸗ all in der Fortsetzung unseres Marsches trafen wir auf die Vorkehrungen der Franzosen, den Vormarsch unserer Truppen zu hemmen, überall waren die Straßen aufgerissen, verbarrika⸗ dirt, von Gräben durchschnitten. Wir kamen an die Braye— Linie, diese hatte der Feind am vorhergehenden Tage zu halten gesucht, es entspann sich zwischen ihm und dem III. Corps ein lebhaftes Engagement, dessen Resultat war, daß das III. Corps seine Aufgabe weiter verfolgen konnte. Das Hauptquartier wurde am 8. Abends in St. Calais, einer kleinen, auf der be⸗ reits genannten Straße liegenden Stadt, aufgeschlagen. Von Vendöme aus bildete eine Compagnie des 3. Jägerbataillons die Bedeckung der Kolonne des Hauptquartiers, ste marschirte an der Tote und Queue derselben, das III. Corps war bereits voraus, es war im Centrum unserer Aufstellung, das IX. in Reserve. Auf dem weiteren Vormarsch am 9. Januar er⸗ reichte das Hauptquartier die Avantgarde desselben, die Regi⸗ menter Nr. 11 und 84. Der 9. Januar war es, der an die Marschleistungen der Truppen und Kolonnen die höch= sten Anforderungen stellte; es war ein unaufphörliches Schneestürmen, und durch dasselbe mußten die Unseren vor⸗ wärts dem auf dem Rückzug befindlichen Feind immer dichter auf den Leib. Auf dem Wege war lebhaftes Geschütz⸗ und Gewehrfeuer zu hören. Als der Feldmarschall gegen Abend in dem Dorfe Bouloire angekommen war, traf die Meldung von einem heftigen Zusammenstoß ein, welchen das III. Corps bei Ardenay, etwa I Kilometer vorwärté, mit den Streit— kräften des General Chanzy gehabt hatte. Der Höchstkomman- dirende schlug in Bouloire sein Hauptquartier auf, das Dorf erhielt eine Besatzung, die an Zahl weit über die gewöhnlichen Verhältnisse hinausging. Das war eine Maßregel, welche die Uneingeweihten einigermaßen befremden konnte, die jedoch, wie sich später herausstellte, als eine Pflicht der Vorsicht dringend geboten war. Der ganze Wald um Bouloire war noch voll

feindlicher Truppen. Nach dem rapiden Vormarsch hatte Prinz Friedrich Carl den französischen Oberbefehlshaber gezwungen, seine Truppen aus ihrer Stellung bei Ven— dome zurück zu ziehen, und daß Letzterer mit seinen undisziplinirten, unbeweglichen Massen das nicht so schnell bewerkstelligen konnte, um von unseren Truppen nicht erreicht werden zu können, das verwickelte ihn in den nächsten Tagen in Gefechte, die namentlich von der 5. und 6. Division geführt wurden und für ihn ungünstig ausfielen. Am 10., des Abends, wurde die erste Siegesbeute, zwei Mitrailleusen mit vollständiger Bespannung, nach Boulotre gebracht, und diesen folgten massenhafte Züge von Gefangenen, so daß zuletzt in dem kleinen Orte der Raum fehlte, dieselben unterzubringen. Zwischen Ardenay und der kleinen Stadt YJvre, um die Au⸗ berge St. Hubert, suchte sich der Feind am 11. und 12. gegen das Centrum unserer Aufstellung zu behaupten, einzelne an der Straße rechts gelegene Höhen, welche dieselbe beherrschen, vertheidigte er mit großer Hartnäckigkeit; hier war namentlich das III. Corps und später das IX. engagirt, letzteres sollte die Verbindung zwischen dem Centrum und dem XIII. Corps, unter dem Kommando des Großherzogs von Mecklenburg⸗ Schwerin herstellen. Der Großherzog war unter fork⸗

währenden Kämpfen von Norden aus Chartres her

angerückt und bildete den äußersten rechten Flügel

unserer Aufstellung, ihm war die Aufgabe zugetheilt,

egen den linken des Feindes, der sich bis gegen La Ferts er⸗ reckte, zu operiren. Dem Großherzoge stand hier das XXI. französische Corps gegenüber und es war ihm ge— glückt, dasselbe in den letzten Tagen durch unausgesetzte sehr schwere Kämpfe in einer Weise zu beschäftigen, daß er es in seinen Stellungen festhielt und so für die militärischen Pläne des General Chanzy unbrauchbar machte. Vom frühen Morgen bis zum späten Abend wurde auf der Linie des Centrums und des rechten Flügels ein weit- hin dröhnendes Gewehr! und Geschützfeuer unterhalten. Die Schneestürme hatten aufgehört und einem klaren, sonnigen Himmel und starkem Froste Platz gemacht über die glatte Schneefläche zogen die Bataillone in die Gefechtslinie und unter dem blauen Himmel blitzten die Rohre der Kanonen und flogen die Granaten. Wie lange wird der Feind sich in diesen Stellungen noch halten, wann wird er uns die Straße auf Le Mans frei geben? Diese Frage konnte nur durch eine Anzehl von Stunden beantwortet werden, er hielt sich länger, als man geglaubt hatte, und wenn auch schon am Abend des 12. ein Nachlassen seiner Widerstandskraft bemerkbar wurde, wenn unsere leitenden Kräfte sehr wohl einsahen, daß seine scheinbare Hartnäckigkeit nur den Rückzug maskiren sollte, so war man doch der Meinung, daß es noch des nächsten Morgens bedürfe, um dieselbe vollends zu brechen. Am Abend war der General⸗Feldmarschall nach seinem Hauptquartier, welches am 11. nach dem Schlosse von Ardenay verlegt worden war, zurückgekehrt, um 8 Uhr traf ein Ordonnanz-Offizier des Generals von Voigts-Rhetz mit der Meldung ein, daß das X. Corps und die 5. Diviston im Laufe des Nachmittags die Stadt Le Mans genommen und besetzt habe. Wo war das X. Corps während dieser Tage und dieser Kämpfe des Cen⸗

trums und des rechten Flügels? Dasselbe befand sich in

äußerster linker Flügelstellung. Dasselbe hatte für den

66. Januar die Aufgabe gehabt, Montoire zu erreichen und

von da auf dem rechten Ufer des Loir westlich vorzugehen. Bei La Ehartre hatte es die Richtung nach Norden einge— schlagen, mit seinem rechten Flügel stützte sich der Feind auf die Stadt Le Mans und gegen diese Position sollte es eine Flanken⸗ bewegung ausführen. Am Morgen des 12. Januar hatte Ge⸗ neral v. Voigts⸗Rhetz den letzten Widerstand überwunden, den ihm der Feind vielfach entgegen gesetzt hatte und befand sich im raschen Vormarsche auf die Stadt. Diese Umgehung war aber nur dadurch f f lich, daß der Feind im Centrum und auf den rechten Flügel festgehalten wurde; er ließ sich dadurch auch täuschen, jedenfalls in dem Wahne, daß wir soweit mit unserm linken Flügel nicht ausgreifen würden. Mit der Wegnahme von Le Mans sah er seine ganze Rückzugslinie bedroht, und aus der Schnelligkeit, mit welcher er seins Truppen auf seiner

ganzen Linie zurückzog, ließ sich die Begründung dieser Be⸗

fürchtung erkennen. Noch am Abend war die Straße nach Le Mans unseren Truppen offen. Während dieser Kämpfe war der General⸗Feldmarschall vom Morgen bis in die Nacht auf dem Kampfplatze, bald auf dieser, bald auf jener Stelle mit den Seinen, überall da, wo ein Eingreifen in die Aktion geboten war. Wenn man den Krieg der Neuzeit ein Schach⸗ spiel nennen kann, bei dem die geistige Ueberlegenheit den Sieg davon trägt, so ist dieser Vergleich mehr als je auf die gegen⸗ wärtigen Operationen anwendbar. Das Terrain, das von Hecken in Quadrate, eingehegte Ackerland, glich wahr— haft den Feldern eines Schachbrettes, Zug um Zug

wurde dem Gegner abgewonnen, Feld um Feld ihm genommen, bis das Ganze unser, der Sieg ein vollständiger war. Unsere Verluste während dieser Tage belaufen sich an Todten und Verwundeten auf 3200 Mann, die der Franzosen noch weit höher. Wir haben 15 Kanonen und Mitrailleusen genommen. Es gab zwei Tage, wo die Artillerie wegen der Wege und sonstigen Schwierigkeiten gegen die vorbereiteten Stellungen der feindlichen Artillerie nicht vorrücken konnte, wo nur Kolben und Bajonett ihre Schuldigkeit thun mußten. Jetzt, wo noch die Details fehlen, die Schwierigkeiten noch nicht in vollem Maße zu erwägen sind, unter denen diese Operation zu einem so glänzenden Resultate geführt worden ist, möchte eine Ueber⸗ sicht und ein Urtheil darüber noch nicht am Platze sein; diese Aufgabe bleibt der Kriegsgeschichte aufbehalten, aber schon jetzt geht das militärische Urtheil dahin, daß diese Operation zu den interessantesten und genialsten Leistungen des gegenwärtigen Krieges zählen wird.

Aus dem Wolff schen Telegraphen⸗Bureau.

Bern, Montag, 23. Januar. Nach Berichten aus dem Schweizer Hauptquartier marschirt ein französisches Detache⸗ . Artillerie längs der Grenze der Schweiz auf Abbe⸗ villers.

Florenz, Montag. 23. Januar. In der heutigen Sitzung des Senats wurde die Debatte über die Verlegung der Haupt— stadt eröffnet. Dagegen sprechen die Senatsmitglieder Linati, Jacini, dafür erklaren sich Audiffredi, Lanza und der Bericht⸗ erstatter Scialoja. Sanmartino erklärt sich gegen die Abän⸗ derungen, die an der ursprünglichen Vorlage der Regierung gemacht worden seien.

In der Deputirtenkammer begann die Diskussion über die Vorlage, betreffend die dem Papste zu gewährenden Garantien.

Statistische Nachrichten.

Im Handelskammerbezirt Hildesheim befinden sich, nach dem Jahresbericht der Handelskammer zu Hildesheim für das Jahr 1869, Steinkohlenwerke zu Osterwald ffiskalisch und bei Mehle. Die Aus= beute des letzten beträgt jährlich über 100000 Balgen. An Hütten werken existirt nur die , welche im J. 1869 89, 835200

Pfd. Roheisen herstellte und 609 Arbeiter beschäftigte. Sie setzt ihre Fabrikate hauptsächlich nach Westfalen ah. Die Sand und Kalksteine gus den Brüchen bei Elze fanden im J. 1869 guten Absatz. Die Mühlsteinfabriken in Hildesheim haben so viele Aufträge, daß sie dieselben kaum zu erledigen im Stande sind. Für die Wagenfabriken war das Jahr 1869 kein besonders günstiges. Dagegen hatten die Kurz- waaren, sowie die Band ⸗Engresgeschäfte bedeutenden Umsatz. Auch die Ziegeleien waren stark beschaͤftigt, besonders auch für Drainage. Die städtische Gasanstalt in Hildesheim hat ihren Betrieb im J. 1869 erheblich erweitert. Die am 1. Oktober 1868 eroͤffnete städtische Gas- anstalt in Alfeld verbrauchte bis 1. Juli 1869 1 Million Kfß. Gas. Die Stärkefabrikation wird in und bei Peine in bedeutendem Um⸗ fange betrieben; in der Campagne 1869 70 wurden daselbst ca. 16,500 Wispel Kartoffeln zu Stärke verarbeitet. Zwei Malzfabriken in Peine Verbrauchten 24000 Himten (4 3 Scheffel) Gerste. Die Zahl der Rübenzuckerfabriken ist auf 4 gestiegen. An Brennereien waren im J. 1869 41, gegen 53 im Vorjahre im Betriebe, die 233826 Himten Getreide, 1324133 Himfen Kar⸗ toffeln und 3871. Ctr. Melasse verarbeiteten. An Brauereien waren 66 in Thätigkeit, die 16321 Thlr. Braumalzsteuer entrichteten. Die Handspinnerei ist in steter Ahnahme; ebenso die Produktion von Handgarnen. Im Fürstenthum Hildesheim wurden im J. 1869 nur 24500 Bund slächsene und 7958 Bund heedene Garne im Werthe von 73,458 Thlr. umgesetzt, gegen 1868 18,85 pCt. im Gewicht und 1521 pC't im Werth weniger. Mit Weberei beschäftigen sich ca. 700 Weber; es bestehen außerdem mehrere mechanische Webereien mit Dampfstühlen. Auf den Leggen wurden 22630 Stück 1699420 Ellen ( 160272 Thlr.) geleggt, 3850 Sic 2747770 Ellen weniger (aber 9435 Thlr) als in 1868. Eine große Aus⸗ dehnung hat das Vogelepportgeschäft genommen: ein Unternehmer exportirte im J. 1869 28600 Kanarienvögel nach New⸗Hork.

Königliche Schauspiele.

Mittwoch, 25. Januar. Im Opernhause. (20. Vorst. Der Barbier von Sevilla. Komische Oper in Abtheilungen. Musik von Rossini. Rosine: Fr. Mallinger. Almaviva: Hr. Woworsky. Doktor Bartolo: Hr. Bost. Basilio: Hr. Fricke. Figaro: Hr. Schelper. Anf. 7 Uhr. M. Pr.

Im Schauspielhause. (24. Ab. Vorst) Hans und Grete.

Schauspiel in 5 Akten von Friedrich Spielhagen. Anfan 7 Uhr. M.⸗Pr. ö . n fang