1871 / 38 p. 6 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

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versel«, »Courrier de la Gironde, das »Journal de

Ew. Exzellenz, unsere Stadt durch freundliche Annahme dieser Hul⸗ digung zu ehren. Karlsruhe, 1. Februar 1871. Sauter, Ober Buůrgermeister

Heute Nachmittag traf folgende Antwort des Generals ein:

Ober⸗Bürgermeister Lauter in Karlsruhe.

Indem ich die mir zugedachte Auszeichnung im Andenken an die werfthätige Unterstüßung von Seiten des gesammten badischen Landes als einen erneuten Beweis der dankenswerthen Theilnahme der Stadt Karlsruhe für mich und mein Corps ansehe, werde ich nicht verfehlen, Sr. Majestät unserem Allergnädigsten Kaiser hocherfreut hierüber Meldung zu erstatten. v. Werder, General der Infanterie.

Bayern. München, 2. Februar. (N. Z. Zur Feier der Kapitulation, Waffenstillstand und Vertrags annahme hat sich, wie bereits telegraphisch gemeldet, unsere Stadt heute in ein festliches Gewand gehüllt; es sind, eine ver. schwindend kleine Zahl ausgenommen, alle Häuser in der Stadt geschmückt, sehr viele überaus reichlich und prachtvoll. Auch auf der Königlichen Residenz sind die Flaggen aufgezogen, und zwar auf dem Pavillon, welchen Se. Majestät der König be— wohnt, und auf jenem Flügel, in welchem sich die Appartements der Königin Mutter befinden. Morgens 9 Uhr begann die Artillerie der früheren Bürgerwehr aus ihren Zwölfpfündern das Victoriaschießen. In den Straßen der Stadt wogte vom frühesten Morgen an die Bevölkerung in großen Massen und in heiterster Stim⸗ mung umher. Während des Festgeläutes mit allen Glocken, von 12 bis 1 Uhr Mittags, fand die vom Verein für frei⸗ willige Armenpflege veranstaltete Bewirthung der hier befind—⸗ lichen rekonvaleszenten Soldaten, sowie gleichzeitig die Aus speisung der Armen (über 5000 in 14 verschiedenen Gasthäusern) statt. Während des Nachmittags werden mehrere Festdiners abgehalten, des Abends ist allgemeine Beleuchtung, Musik und Gesangproduktion.

Oesterreich⸗ Ungarn. Wien, 1. Februar. Die Kron⸗

prinzessin Isabella von Brasilien, Gräfin d'Eu, und der Graf

d'Eu reisten heute nach Ungarn ab und kehren von dort am 17. d. M. nach Wien zurück, um sodann nach Italien abzu⸗ reisen. Die Herzogin Leopoldine von Coburg hatte, nachdem die Krankheit einige Tage lang einen günstigen Verlauf ge— nommen, eine schlechte Nacht, der eine Verschlimmerung des Befindens gefolgt ist. Pesth, 3. Februar. (W. T. B.) Der Minister für Kul⸗ tus und Unterricht, Freiherr J. v. Eötvös, ist heute Nachts estorben. Vom Palast der Akademie weht die schwarze Fahne.

as Unterhaus hält aus Anlaß dieses Todesfalls heute keine

Sitzung.

Triest, 3. Februar. (W. T. B.) Der Lloyddampfer »Vesta« ist mit der ostindisch ˖ chinesischen Ueberlandpost heute, Nachmittags 4 Uhr, hier eingetroffen.

Schweiz. Bern, 3. Februar. (W. T. B.) Der Bundes⸗

rath hat in seiner gestrigen Sitzung eine Anleihe in Höhe von.

15 Millionen Franes beschlossen. Es findet eine öoͤffentliche Subskription statt; der Emissionscours ist auf 97 und der Zinsfuß auf 45 pCt. festgesetzt.

Großbritannien und Irland. Lon don, 4. Februar. (W. T. B.) Bei der gestern stattgehabten Sitzung der Pontus Konferenz waren die Vertreter sämmtlicher Mächte mit Aus. nahme Frankreichs zugegen.

Frankreich. Der in Brüssel am 3. Februar eingetroffene Moniteur vom 30. v. Mts. enthält ein Dekret der Regierung, durch welches 13 obrigkeitliche Personen ihrer Stellungen enthoben wer⸗ den, weil dieselben beim Staatsstreiche von 18652 mitgewirkt hätten, unter Anderen Devienne. Der »Constitutionnel« vom 28. v. Mts. erklärt das Gerücht, daß die Bant von Frank . ö. große Emission von Bankbillets beabsichtige, fur un⸗

egründet.

ö Nach Berichten von Reisenden, welche Paris am Mittwoch verlassen haben, herrschte dort Ruhe; große Schwierigkeiten be— reitet naturgemäß die Vertheilung von Lebensmitteln. Der Cours der Rente wird 50.25 gemeldet. Bis jetzt haben 23 000 Personen das Verlangen gestellt, Paris verlassen zu dürfen. Einer Depesche des ⸗Gaulois« aus Genf vom 2. d. zufolge wäre General Bourbaki gestorben.

Bordeaux, 1. Februar. (W. T. B.) Jules Simon und Lavertujon sind hier eingetroffen.

Folgende Journale erklären sich gegen das Dekret der Regierungsdelegation in Bordeauz vom 31. v. M. bezüglich der von der hiesigen Regierungsabtheilung aufgestellten In⸗

lompatibilitäten bei den Wahlen? „Läibertée, »Pakrie«, „Frän—

ordeauxꝝ⸗ und das „Journal de Guyenne«. In den Journalen 6 es: Bevor sie sich an das Publikum gewendet, ätten sie es für ihre Pflicht gehalten, 3 Delegirte zu

gais«, »France«, »Constitutionnel«, »Union«, 66 uni⸗ J

Jules Simon zu entsenden und bei demselben anzufragen, ob nicht ein von der pariser Regierung erlassenes und im „Journal officiel« veröffentlichtes Dekret bezüglich der Wahlen vorhanden sei. Jules Simon hat darauf erwidert, daß ein solches Dekret existire, und zwar sei dasselbe am 28. Ja nuar unter Zustimmung sämmtlicher Regierungsmitglieder in Paris erlassen. In diesem Dekret seien die Inkompatibilitäten beseitigt; aufrecht erhalten sei nur die Nichtwählbarkeit der Prä— fekten in denjenigen Departements, in welchen sie die Verwal- tung führen. Den Delegirten der Presse erklärte Jules Simon ferner, daß er bestrebt sei, die Anwendung des pariser Wahl- dekrets durchzusetzen. Angesichts dieser Erklärungen, zu deren Veröffentlichung Jules Simon ermächtigt hat, glauben die Vertreter der genannten Journale der Ausführung des pariser Dekrets entgegensehen zu dürfen.

Nach einer durch den Deputirten der pariser Regierung der Nationalvertheidigung, Jules Simon, gemachten offiziellen Mittheilung, finden die Wahlen zur Constituante in Paris schon Sonntag, den 5. Februar, statt, während in den Depar— tements der Wahltag auf Mittwoch, den 8. Februar, festgesetzt bleibt. Der Zusammentritt der Constituante soll nach neuerer . schon am Sonntag, den 12. Februar, in Bordeauz erfolgen.

rn Theater hat eine größere Versammlung stattge— funden, in welcher eine Anzahl hervorragender Mitglieder der republikanischen Partei gewählt wurden, welche einen Wohl⸗ fahrtsausschuß bilden sollen. Gewählt sind unter Anderen: Louis Blanc, Victor Hugo, Gambetta, Rochefort, Esquiros, Duportal, Schoelher u. A.

Eine Depesche Favre's an Gambetta aus Versailles vom 1. Februar Abends setzt die Bedingungen des Waffenstillstan⸗ des für den Osten und Norden auseinander. Betreffs der Wahlen sei das Uebereinkommen getroffen, daß in den okkupirten Landestheilen die Maires der Departements-Hauptstädte die Funktionen der Präfekten ausüben sollen. Die General ⸗Gou⸗ verneure werden volle Freiheit zur Vornahme der Wahlen ge⸗ statten. Für den Elsaß sind den deutschen Behörden keine An⸗ ordnungen zugegangen.

3. Februar. Simon hat am 31. v. Mts. den Geleit⸗ schein empfangen und ist am selben Tage Morgens 8 Uhr ab⸗ gereist. Nach seinem Eintreffen in Bordeaux hat derselbe sofort die Mitglieder der Regierungsdelegation zusammenberufen und ihnen die Lage der Dinge dargelegt. Die Berathung währte bis Nachmittags 4 Uhr. Am andern Tage fand eine weitere Sitzung statt.

Lille, 3. Februar. (W. T. B.) Mehrere öffentliche Ver⸗ sammlungen bezüglich der vorzunehmenden Wahlen haben bereits stattgefunden. Die Stadt ist völlig ruhig. Diesen Abend findet ein Meeting im Theater statt, um die Liste der Wahl⸗ kandidaten der demokratischen Partei aufzustellen.

Der »Courrier de Lyon«, welcher die Stimmung Süd- frankreichs bisher vorzugsweise zur Geltung gebracht hat, ent⸗ bält in der Nummer vom Dienstag, den 31. Januar, einen Leitartikel, aus welchem hier folgender Auszug mitgetheilt wird.

Die Regierung der Nationalvertheidigung, vertreten von Herrn Jules Favre, hat einen Friedensvertrag unter—⸗ zeichnet, dessen Bedingungen wir nicht kennen, welcher aber unter den gegenwärtigen Umständen nur erniedrigend und unglücklich sein kann. Bis zu diesem Augenblick hat man noch nicht die Aufnahme erfahren können, welchen die Delega⸗ tion zu Bordeaux diefer Mittheilung bereitete; man könnte fast eine gewisse Anstandnahme derselben, sich darin zu fügen, ver— muthen. Man weiß, daß Gambetta ein Anhänger des Kampfes bis zum Aeußersten ist. Aber seine Anstrengungen sind bis heute mit zu wenig Erfolg gekrönt worden. Mitten unter lobenswerthen Thaten hat er zu große und zu viel Fehler begangen, als daß das Land oder ein bedeutender Theil desselben sich an seine Fersen heften und seine Bestimmung diesem unerfahrenen Piloten anvertrauen kann, unter dessen Leitung das Staatsschiff schon an so viel Klippen gerannt ist. Wir glauben denn, daß der Frieden, wenn er unterzeichnet ist, angenommen werden wird. Mit schmerzlichen Gefühlen, welche uns das Herz schnüren, drücken wir diesen Glauben aus, denn wir wissen im Voraus, daß dieser Friede weder ehrenvoll noch vortheilhaft sein kann. Mit tiefer Trauer registriren wir diesen durch die Ereignisse herbeigeführten Entschluß.

Giebt es aber eine Möglichkeit, den Krieg mit einer Ver⸗ waltung fortzusetzen, welche die Kräfte des Landes völlig er—

schöpft und vernichtet und uns das unmoralische und skanda⸗

löse Schauspiel der Unordnung bietet? welche das, was uns an finanziellen Hülfsquellen bleibt, der Thätigkeit seiner Krea—⸗ turen überantwortet, welche im öffentlichen Unglück nur eine Gelegenheit zur Verwirklichung gehässiger Gewinn sucht sehen. Offenbar ist ein so geführter Krieg ein Ding der Unmöglichkeit und kann nur Unstern auf Unstern häufen.

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Da ist es doch noch von höherer Geltung, sich zu fassen, seine

Wunden zu heilen und sich auf künftige Vergeltung vorzubereiten.

Besser ist ein solcher Friede, wie er auch immer sei, als Fort⸗ setzung des Kampfes unter diesen bedauernswerthen Bedin⸗ gungen.

Aus Le Mans, 35. Februar, wird uns telegraphirt: Als Deputirten Kandidaten für die Constituante sind im De⸗ partement der Sarthe aufgestellt: Talhouet de Laroche ⸗-Fou⸗ cauld, de Juigne (Talhouets Schwiegervater), Vertillart Maire von Le Mans), Busson - Duviriers (Generalrath), Häntjens (Proprietaire, Schwiegersohn des Marschalls Magnan), Cal⸗ laux (Ingenieur), Gasselin (früherer Maire von Fresnay), Bernard Dutreil (Generalrath).

35. Februar. (W. T. B.) Die Pontuskonferenz war heute zu einer Sitzung zusammengetreten.

(W. T. B.) Der Times wird aus Ver sailles vom

2. Februar gemeldet, daß Favre nicht zur Konferenz nach Lon—⸗ don kommen und auch keinen Substituten dahin absenden werde. Die konservative »France« bringt einen vier Spalten langen offenen Brief an Gambetta, in welchem sie ihn beschwört, den Stimmen nicht länger zu glauben, welche ihm versicherten, er allein könne und müsse Frankreich retten. Zwar sei die Rolle des Schutzgeistes für ein Volk in Nöthen gar ver— führerisch und man begreife, daß dieselbe seine Phantasie ent⸗ flamme und seinem von Natur hitzigen Temperament geschmeichelt habe; aber wer sie übernehme, der übernehme auch die unbeug— same Verpflichtung, daß er Erfolg habe. »Glauben Sie, aus Her⸗ zensgrunde und mit gutem Gewissen sagen zu können, daß Sie dieselbe besser erfüllen in der neuen Phase, in der wir uns be⸗ finden? Seit vier Monaten führen Sie das entscheidende Wort in Allem, was geschieht, entscheiden Sie über Alles und Jedes, regieren, kommandiren und dekretiren Sie; Sie sind politisches und zugleich militärisches Oberhaupt und vereinigen in Ihrer Person die Exekutiv⸗ und Legislativgewalt wie die konstituirende Gewalt, lurz, Sie üben ohne Kontrolle und ohne Opposition die unbeschränkteste Diktatur. Wir wollen Ihnen darüber jetzt keine Vorwürfe machen, aber sind Sie nicht in der Stunde, wo der Rausch verfliegt, dahin gelangt, wo Sie uns Auge in Auge mit der irklichkeit lassen, und richten Sie jetzt nicht an sich die Frage, was aus dieser Allmacht für das Heil des Landes erfolgt ist?‘ Nun zeigt die ⸗France«, daß der Dik— tator zwar Armeen geschaffen und bewiesen habe, das militä⸗ rische Frankreich sei in Sedan noch nicht vernichtet worden; aber die Diktatur, die hierbei allerdings im Anfange ge⸗ holfen, sei die Klippe geworden, woran weiterhin Alles scheiterte. Man habe Gambetta den unheilvollsten Dienst er— wiesen, als man ihn darin bestärkte, von der Berufung einer Nationalvertretung abzustehen. Diese Leute hätten ihn unbe⸗ wußt isolirt, gegen jeden Rath taub gemacht, ihn gegen jede Diskussion aufgebracht und ihn gewöhnt, von Niemanden Rath anzunehmen, als von sich selbst oder von seiner Umgebung, welche ihn von seiner eigenen Unfehlbarkeit zu überzeugen suchte. Als Belag führt die (France Thatsachen an: Eines Tages kam ein unreifer junger Mann zu Gambetta und legte ihm einen Operationsplan vor; Gambetta ließ sich von dem Enthusias⸗ mus des jungen Mannes entflammen, nahm den Plan an, machte daraus die absolute Grundlage aller Operationen, zeigte sich gegen alle Vorstellungen des Oberbefehlshabers unerschütterlich, ertheilte kategorische Ordres und die Loire⸗ Linie war verloren! Ein andermal brauchte Gambetta Geld; ohne alle Kenntniß im höheren Finanzfache, ließ er sich für einen fast heimlichen Handel gewinnen, »der uns zum Range von Schuldnern vierten Ranges herabdrückt«, und belastete den Staatsschatz mit einem für die Gegenwart ebenso schlech—⸗ ten wie für die Zukunft verderblichen Geschäft«. Ein englischer Offizier, der Wellington's Feldzug in Spanien und die famosen Linien von Torres Vedras studirt hatte, machte sich an den Diktator, gewann ihn für seine Illusionen, und dieser dekretirte auf der Stelle die Errichtung einer Reihe von Lagern, welche zu nichts nützen, als daß sie das schon entsetzliche Ausgabekapital noch unernießlich vermehrten. Die »France« will von den vielen Fehltritten aller Art, wozu der Diktator die Unterschrift hergab, von den Mißbräuchen, bei denen man ihn zum Protektor machte, -von den standalösen Unterschleifen unter dem Deckmantel von Gambetta's Au⸗ torität«, gar nicht reden: diese Liste würde länger werden, als die der Tollheiten der Jerome Paturot schlech⸗ tester Sorte. u allen diesen Dingen habe man Gambetta's u leichtfertiges Vertrauen mißbraucht, indem man den amen der Republik anrief, erjagte man Stellen, wo Alles zu Grunde gerichtet wurde, von der Nationalvertheidi⸗ gung an bis zu dem Diktator selbst. Dies sei der Gang aller Diktaturen; die Gambetta'sche sei aber noch vollständiger in diesen Ahgrund gerathen, weil der Sprung gar zu plötzlich

vollbracht wurde. Von Spitze der Geschäfte, ohne daß Sie sich die die Erfahrung zu erlangen, welche lehrt, daß der Mensch

heute zu morgen traten Sie an die Zeit nahmen,

blindlings weder sich noch anderen Personen vertrauen darf.« Jetzt sei die feierliche Stunde gekommmen, wo es mit allen Taäuschungen zu Ende sei: »Wir konnten weder unsere festen Plätze retten, noch der steigenden Fluth der In⸗ vasion steuern; von Metz bis Rocroy fiel ein Platz nach dem anderen; von einer Stadt nach der anderen, von Amiens bis Metz nahm die Invasion Besitz; zurückgeschlagen bei ihren wieder- holten Versuchen, zur Hauptstadt vorzudringen, haben unsere Heere das Bedürfniß, sich erst wieder zu reformiren, ehe sie einen neuen Feldzug unternehmen; Paris steht an dem schicksalsschweren Punkte, wo der Hunger seinem heroischen Wiberstand ein Ende macht, die Hoffnung auf Entsatz ist ungewisser als je, Unterhand⸗ lungen haben begonnen, es gilt, Entschlüsse zu fassen. Machen Sie sich keine Illusion, jagen Sie keinem Traumbilde nach, über— lassen Sie sich nicht den Worten, um sich über den wahren Stand der Dinge hinauszusetzen; es handelt sich nicht mehr um Systeme, Parteien, Persönlichkeiten, nein, es handelt sich um Frankreichs Exzistenz, die in Frage kommt.« Zuletzt mahnt die »France« den Diktator, daß, wenn er der Republik nicht ihre natürliche Grundlage gebe, er sie solidarisch für den Aus— gang des Kampfes und sich zum Mitschuldigen der Restaura—⸗ tion mache. ⸗Zum Heil der Zukunft der Republik wie Frank reichs treffen Sie Sorge, daß die Regierung des Landes durch das Land eine Wahrheit werde.“

Die eingetroffene ⸗Patrie« vom 30. v. M. meldet: Die Regierung hat die Präfekten beauftragt, die Stimmung der Bevölkerung in den Provinzen bezüglich der Fortsetzun des Krieges zu erforschen und darüber zu berichten. Seiten der letzteren sei hierauf die Antwort erfolgt, daß die Bevölke— rung selbst in den südlichen Departements durch den Krieg er— schöpft sei und den Frieden herbeisehne.

Gambetta hat folgende Proklamation an die Präfekten

erlassen: Bordeaux, den 31. Januar.

Seit der Depesche, welche gestern Nachmittag Ihnen zuge⸗ sandt wurde, und in welcher genaue und volle Auskunft über das Wesen, die Ausdehnung und die Tragweite der abgeschlosse⸗ nen Uebereinkunft von Versailles gefordert wurde, ist uns keine amtliche Nachricht zugegangen. Nichts mehr ist kund gewor⸗ den, als was nicht schon diesen Morgen bekannt war. Indessen lassen Nachrichten von außerhalb uns annehmen, daß nichts über den Frieden in Versailles abgemacht worden ist. Die Besetzung der Pariser Forts scheint anzudeuten, daß sich Paris als Festung ergeben hat. Die Armee und Mobilgarden müssen ihre Waffen niederlegen. Die seßhafte National- garde behält die ihren. Die Uebereinkunft, welche ge— troffen ist, bezieht sich ausschließlich auf den Waffenstillstand, der besonders zu dem Zwecke der Berufung einer Landesver⸗ tretung abgeschlossen zu sein scheint. Die Politik des Kriegs— Ministers bleibt nach wie vor: Krieg 8 outrance, Widerstand selbst bis zu völliger Erschöpfung. Darum bieten Sie alle Ihre Kräfte zur Erhaltung des guten Geistes der Nation auf. Der Zeitraum des Waffenstillstandes muß gut ausgebeutet werden zur Verstärkung unserer drei Armeen mit Mannschaf⸗ ten, Munition und Kriegsvorräthen. Die Truppen müssen einer strengen Disziplin unterworfen werden, zu welchem Be⸗ hufe Sie im Verein mit den militärischen Befehlshabern alle Ihre Kräfte anstrengen werden. Die Mannschaften müssen täglich mehrere Stunden exerzirt werden, um sie kriegs tüchtig zu machen. Die Revisionsräthe sollten foribestehen.

Keine Organisations· und Equipirungsarbeit darf unter⸗ brochen, sondern muß mit Eifer fortgesetzt werden. Es ist unum⸗ gänglich nothwendig, daß der Waffenstillstand uns zum Nutzen gereiche, und das läßt sich machen. Kurzum, es giebt bis zu den Wahlen Nichts, was nicht zu unserm Vortheil ge—⸗ wendet werden könnte. Was Frankreich fehlt, das ist eine Vertretung, die den Krieg will und entschlossen ist, ihn um jeden Preis fortzuführen. Das Regierungs⸗Mit⸗ glied, welches erwartet wird, trifft ohne Zweifel morgen früh ein. Das Ministerium hat einen Aufschub beschlossen, der um 3 Uhr morgen abläuft. Morgen werden Sie eine Proklamation an die Bürger und eine Sammlung der Dekrete und Anordnun⸗ gen empfangen, die nach der ,, des Ministeriums der

egenwärtigen Situation entsprechen. Darum Geduld, Festig- it, Muth, Einigkeit und Disziplin. Es lebe die Repubük i C. Laurier. Für die Richtigkeit der Abschrift: C. Lagache, Unter ˖ Präfekt.