1871 / 38 p. 11 (Königlich Preußischer Staats-Anzeiger) scan diff

Durchführung eines Gefechts Aktes zu unterstützen, oder um auf ein selbständiges großes Ziel hinzuwirken.

Das Ingenieurwesen war zu Friedrichs Zeiten meist in den Händen von Ausländern, wenn auch der König felbst die Richtung vorzeichnete, in welcher er seine Projelte durchgeführt sehen wollte. Er löste auf diese Weise die aus früheren Zeiten herstammende Einseitigkeit und bereitete die Unabhängigkeit der Formen vor, welche das System der prrußischen Kriegsbaukunst sowohl im Felde wie in der permanenten Befestigung jetzt charakterisirt. Dieses System ist eigentlich nur die einfache Rückkehr zu den rationellen Gesetzen von der Wechselwirkung, die zwischen natürlichen und künst— lichen Verstärkungsmitteln des Terrains zum Zweck von mili— tärischen Operationen stattfindet.

Der der Kriegführung des 18. Jahrhunderts im heutigen Sinne des Wortes unbekannte Train, welchen man als den Inhegriff aller derjenigen Anstalten und Einrichtungen ansehen rann, welche bestimmt sind, ein im Felde operirendes großes Kriegéheer unmittelbar mit all' den Bedürfnissen zu versorgen, welche die Verpflegung und Erhaltung der Truppen erfordert, ist nicht nur eine praktische Nothwendigkeit, sondern auch eine den aufrichtigen Humanitätsbestrebungen unserer Zeit entstam⸗ mende Schöpfung, die in ihrer modernen Organisation durch die aufopfernde Theilnahme und das warme Interesse, welches der aus allen Schichten der Bevölkerung hervorgegangenen Armee überall auf ihren Wegen folgt, einen mächtigen Zuwachs an moralischer und materieller Unterstützung und Hülfe erhält.

Wiederum aber ist es der moderne Staat Friedrichs II.,

welcher auf dieser Bahn noch weiter voranschritt, indem er dem großen völkerrechtlichen Akt, der den Humanitätsgedanken der Neuzeit verwirklichte, als einer der ersten seine lebendige Sympathie und Theilnahme entgegengetragen hat und dem internationalen Werke der Genfer Konferenz nach allen Rich— tungen hin festen Bestand zu geben bemüht ist. Zum Schluß scheint noch erforderlich, auch der Ueherein— stimmung zu gedenken, in welcher sich die beiden Heere nah und innig berühren. Diese Gleichheit beruht im Wesentlichen in der Stellung und in der Bedeutung, die das Offizier— Corps der Armee, als Träger des militärischen Geistes von jetzt und damals einnimmt. Obgleich innerhalb des verflossenen Jahrhunderts die äußere Stellung der Offiziere manche Veränderung erfahren, und mit der Ent— stehung des Volksheeres auch die Zusammensetzung der Offizier⸗ Corps in mancher Richtung dadurch ein anderes Ansehen er— halten, daß dasselbe alle Stände der Nation in seine Reihen aufgenommen, so sind doch die Lebensgesetze, welche die ernsten und schweren Pflichten desselben bestimmen, in der— selben frischen Kraft und Geltung wie vor 100 Jahren ge— blieben. In der unerschütterlichen Hingabe an diese Pflichten, sucht der Offizierstand noch heute nicht allein seine Lebensauf— gabe, sondern seinen Stolz, ja sein Lebensglück. Und wenn auch mit den neuen Zeiten neue und vermehrte Anforderungen an seine Kräfte herangetreten, so lohnt ihn dafür das Bewußtsein der dankbaren Aufgabe, den jugendkräftigen besten Theil der Nation seinen Händen nicht zur Dressur, sondern zur Erziehung und Aus— bildung für die Vertheidigung des Vaterlandes anvertraut zu sehen. Von diesem Standpunkt aus betrachtet, wird daher die Armee durch das Offizier-Corps eine sittliche Macht, welche die Kardinaltugenden der Treue, des Gehorsams und der Vater— landsliebe in den Herzen des Volkes lebendig erhält und das Band der Gemeinsamkeit, welches im Kriege den gesammten waffenfähigen Theil der Nation umschlingt, schon im Frieden sicher und fest begründet.

Zur Geschichte des Victoriaschießens Y) 1

Als Kurprinz Joachim, der nachherige Kurfürst Joachim II. von Brandenburg, aus dem Feldzüge, den er mit dem RKaiserlichen Heere zusammen gegen die Türkei geführt, am 4. Mai des Jahres 1532 nach Berlin zurückkehrte, wurde ihm hier ein feierlicher Empfang bereitet. »Die Kanonen wurden aufgeführt, sogar die Thürme und Mauern der Stadt mit Geschütz versehen«, und sobald der Kurprinz, begleitet von dem Kurfürsten und dem Markgrafen Johann, sowie von den Priestern, den Raths— tollegien und den vornehmsten Bürgern eingeholt, auf dem Schloßplatze anlangte, »die Stücke und alles grobe Geschütz nach

) Die vielfachen Quellen, welche diesem Aufsatze zu Grunde liegen und im Manuskript genau angegeben sind, lassen wir hier fort und bemerken nur, daß außer den Berliner Stadischreibern, Lockels Marchia illustr., Leutinger, Carionis Chronik, Buchs Tagebuch, u A. die »Spenersche Zeitung« vom Jahre 114 sowie Akten des Kriegs -Ministeriums benutzt worden sind. Die Red.

Herzenslust gelösete, während zugleich ⸗mit allen Glocken ge⸗ läutet, alle Orgeln in den Kirchen gespielt und allerhand musi⸗ kalische Instrumente gehöret« wurden. Dies ist der erste Fall des Salutschießens, der sich aus Johannis Caronis Chronik (Frankfurt 1555) konstatiren läßt. .

Zum zweiten Male wird des Salutschießens unter Kurfürst Joachim II, im Jahre 1569, gedacht und zwar bei Schilderung des Dankfestes, welches wegen Mitbelehnung mit dem Herzog—⸗ thum Preußen unter großen Feierlichkeiten am 278. August des gedachten Jahres in Berlin begangen wurde. Es ward bei dieser Gelegenheit »das große Geschütz aus dem Thiergarten weidlich über die Stadt hinweggeschossen«.

Seitdem vergeht fast ein ganzes Jahrhundert, ehe wir dem Salutschießen wiederum begegnen. Erst unter Kurfürst Friedrich Wilhelm von Brandenburg wird dieser Gewohnheit mehrfach Erwähnung gethan, und zwar kam es während seiner Regierung zum ersten Male vor, daß man die Kanonen zur Feier eines Sieges löste. So fand am 8. Juli 1675 in Berlin ein Dank⸗ fest wegen des Sieges bei Fehrbellin statt, und bei dieser Feier wurden nicht nur in Berlin, sondern auch in den Festungen Cüstrin und Spandau, während des Lobgesangs in den Kirchen die Stücke auf den Wällen 3 Mal abgefeuert. Zwei Jahre darauf, am 14. Juni 1677, wurden in Berlin als Freuden zeichen über einen von den Dänen gegen die Schweden er— fochtenen Seesieg die Kanonen rings um die Stadt 3 Mal gelöst, sowie auch von der Feld⸗Artillerie, welche gerade vor dem Thore war, und dem Regiment der Garde 3 Salven gegeben. Ebenso ließ Kurfürst Friedrich III., als die französische Besatzung in Bonn kapitulirt hatte, Sonntags nach Uebergabe der Festung (1689 z. Ende Sept. in Wesel »das Te Deum laudamus unter TLösung alles Geschützes von den Batterien, wie auch aus der Stadt von den Wällen und Salutschießen der ganzen preußischen Armee singen.«

Unter der Regierung des Königs Friedrich II. wurden nur die glänzendsten und zwar mit sehr wenigen Ausnahmen nur die unter persönlicher Anführung des Königs er⸗ fochtenen Siege durch Ehrensalven gefeiert. So wurde wegen des siegreichen Ausganges der ersten Schlacht im ersten schle— sischen Kriege bei Mollwitz 6 Tage später, am 16. April 1741, in allen Kirchen Berlins das Te Deum laudamus unter 3maliger Lösung der Kanonen von den Wällen und einem dreifachen Lauffeuer des auf dem großen Paradeplatz aufgestellten Dohnaischen Regiments öffentlich abgesungen. In dem darauf folgenden Jahre, 1742, langte am 20). Mai, Sonntags Vormittag um 11 Uhr, der Oberst v. Wartensleben, unter »Vorherreitung 12 blasender Postillons«, als Courier von der Armee in Böhmen zu Berlin an und brachte den beiden Kö— niginnen die Nachricht von dem am 17. Mai zwischen Ezaslau und Chotusitz erfochtenen Siege. Wegen dieses Sieges wurde am 21. Mai zu Berlin wiederum eine dreifache Salve aus den sämmtlichen Kanonen auf den Wällen der Stadt gegeben, und 4 Bataillons machten gleichfalls ein dreimaliges Lauffeuer. Gleich nach der Schlacht hatte der König an den Fürsten Leopold von Anhalt⸗Dessau geschrieben und ihm aufgetragen, zu verfügen, daß wegen des Sleges bei Chotusitz in Neiße »ein solennes Te Deum laudamus unter Losung der Canons und kleineren Gewehrs gesungen« werde.

Im zweiten schlesischen Kriege wiederholten sich mit den Siegen König Friedrichs II. auch die in Veran⸗ lassung derselben in allen Kirchen Berlins begangenen Dank- und Freudenfeste. Am 6. Juni 1745 kam der König⸗ liche Flügel⸗Adjutant von Wartenberg, unter »Vorherreitung 16 blasender Postillons«, von der Königlichen Armee in Berlin an und meldete den beiden Königinnen den am 4. Juni bei Hohen⸗ friedberg erfochtenen Sieg. Am 8. Juni ward deshalb in allen Kirchen Berlins ein Dankfest gehalten. Nach Beendigung der Predigt in der Domkirche ward daselbst das Je Deum laudamus unter dem Schall der Pauken und Trompeten und anderer musikalischer Instrumente abgesungen. Gleich bei An⸗ stimmung desselben gab man aus allen Kanonen auf den Wällen die erste Salve, was man dann noch 2 Mal wieder⸗ holte. Am 3. Oktober desselben Jahres langte Morgens zwischen S und 9 Uhr der Flügel⸗Adjutant, Kapitän v. Möllendorf, runter Vorherreitung 20 5lasender Postillons«, als Kurier in Ber⸗ lin mit der Meldung des am 30. September bei Sorr erfochtenen Sieges an. In Folge dieser Nachricht ward Sonntags, am 10 Oktober 1745. in allen Kirchen Berlins ein feierliches Dank⸗ fest gehalten. Wie bei den früheren kirchlichen Dankfesten, so wurße auch dies Mal nach dem Schluß der Predigt im Dom ein Te Deum gesungen. Gleich bei dessen Anstimmung gab man ein Signal aus den auf dem Paradeplatze aufgepflanzten 6 Kanonen, sodann machten die allda postirten Regimenter ein Lauffeuer, und auf den Wällen der Stadt geschah die erste Salve aus allen Kanonen, was nachher noch 2 Mal

wechselweise wiederholt ward. Am 15 Dezember 1745

stegte Fürst Leopold von Anhalt⸗Dessau bei Kessels— Dankfest gehalten. Wie bei den früheren kirchlichen Sieges⸗ festen, so geschah auch dies Mal, sobald man nach Beendigun

dorf und ließ deshalb Victoria schießen. König Friedrich II. bil⸗ ligte dies zwar in einem Schreiben an den Fürsten, ordnete jedoch in Veranlassung dieses Sieges weder ein kirchliches Dank—

und Freudenfest, noch ein Victoriaschießen in Berlin an.

Auch wegen der im siebenjährigen Kriege erfochtenen Siege ward wiederholt Victoria geschossen. So wurde aus Anlaß des am 1. Oktober 1756 unter persönlicher Anführung des Koͤnigs Friedrich II. bei Lowositz gewonnenen Sieges am 10. Oktober 1756 in Berlin ein öffentliches Dank und Freudenfest in allen Kirchen

begangen und bei Absingung des Te Deum laudamus, in der Domkirche die auf dem großen Paradeplatze aufge⸗—

pflanzten Kanonen dreimal nach einander abgefeuert. Auch in vielen anderen Städten, z. B. in Potsdam lam 12. Okt.), in Wrietzen a. O. (am 17. Okt., in Neustadt⸗Eberswalde (am 24. Okt.) wurde der Sieg von Lowositz, wenn auch nicht durch Kanonenschüsse, wenigstens durch eine dreimalige Salve aus dem kleinen Gewehr gefeiert.

In dem darauf folgenden Jahre wurde wegen des am 6. Mai 17657 bei Prag erfochtenen Sieges am 15. Mai in allen Kirchen Berlins wiederum ein feierliches Dank— fest gehalten. Sobald man in der Domkirche das T6 Deum laudamus unter Pauken⸗- und Trompetenschall angestimmt hatte, wurden die auf dem Paradeplatze aufgestell⸗ ten Kanonen 3 Mal nacheinander abgefeuert. In demselben Jahre erhielt Berlin noch 3 Mal Veranlassung, Victoria zu schießen. Zunächst wurde wegen des glänzenden, über die Franzo⸗ sen bei Roßbach am 5. November 1757 errungenen Sieges am 13. November desselben Jahres wiederum in allen Kirchen Berlins das Te Deum laudamus feierlichst abgesungen, worauf man aus den auf dem Paradeplatze aufgepflanzten Kanonen eine Zmalige Salve gab, zwischen welchen jedes Mal die gleichfalls auf dem Paradeplatze aufgestellten 2 Infanterie⸗Regimenter ein dreifaches Bataillon-Feuer aus dem kleinen Gewehr anstellten. In Brandenburg gab bei diesem Dank⸗ und Freudenfeste die Bürgerschaft nach geen— digtem Gottesdienste eine 3malige Salve aus dem kleinen Ge— wehr. Der große Sieg bei Leuthen vom 5. Dezember des⸗ selben Jahres wurde ganz in derselben Weise, wie die Siege von Lowositz, Prag und Roßbach, am 11. Dezember in Berlin durch Gottesdienst und durch Zmaliges Lösen der Kanonen, sowie durch ein 3faches Bataillonfeuer der Infanterie gefeiert. In den Städten, wo man keine Kanonen hatte, wie z. B. in Schönfließ, gab man eine 3Zmalige Salve aus dem Gewehr. Auch die Kapitulation der Stadt Breslau, die nach Stägiger Belagerung am 19. Dezember 1757 erfolgte, gab am 1. Weih— nachtsfeiertage zu einem öffentlichen kirchlichen Dank⸗ und Freudenfeste in allen Kirchen Berlins, sowie zu einer Zmaligen Abfeuerung der Kanonen und einer 3fachen Infanteriesalve Veranlassung. Auch in Breslau ward aus demselben Grunde am 3. Tage nach Weihnachten in allen Kirchen der Stadt ein, feierliches Lob- und Dank⸗ fest gehalten. König Friedrich IJ. wohnte selbst mit Gefolge dem Gottesdienste in der St. Elisabethkirche bei. Nach der Beendigung der Predigt stimmte man daselbst das Te Deum laudamus an, wobei die Kanonen auf den Wällen abgefeuert und von der Garnison eine Zmalige Salve aus dem Gewehr gegeben ward. Gleichfalls noch im De⸗ zember 1757, am 4. Adventssonntage, feierte man in Branden⸗ burg wegen des Sieges bei Borna in allen Kirchen ein Dank— fest. Tags darauf zog die Bürgerschaft der Neustadt nach dem Schützenplatze, wobei das Je Deum in 3 Absätzen gesungen und bei jedem Absatze Kanonen abgefeuert, auch von der Bürgerschaft eine General⸗Salve gegeben ward.

Wegen des Sieges bei Zorndorf, am 25. August 1768, wurde für das ganze Land ein allgemeines Dank⸗ und Freu⸗ denfest angeordnet. In Berlin wurde dasselbe Sonntags, am 3. September 1758, ganz in derselben Weise durch Eottesdienst, Absingung des Le Doum und Abfeuerung der Kanonen und Gewehrsalven festlich begangen.

Im Jahre 1759 wurde wegen des Sieges, den Herzog Ferdi⸗ nand von Braunschweig am 1. August 1759 bei Minden über die Franzosen davongetragen, im Lager der Alliüirten am 2. August das Te Doum laudamus unter Ahfeuerung der Kanonen und einer General-Salve aus dem kleinen Gewehr abgesun⸗ gen. In Berlin ward dieses Sieges wegen keine besondere Feier veranstaltet. Im Jahre 1760 fanden jedoch wiederum zwei Siegesfeste statt, und zwar das 1. Mal am 31. August,

wegen des am 15. August 1760 von Friedrich II. bei Liegnitz

erfochtenen Sieges, und das 2. Mal am 9. November wegen des Sieges bei Torgau vom 3. November. Beide Male beging man die Siegesfeier ganz in derselben, oben schon wiederholt beschriebenen Weise durch Gottesdienst und dreimalige Kanonen und Gewehrsalven. Zwei Jahre darauf wurde wegen der am

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&. Oktober 1762 erfolgten Wiedereroberung der Festung Schweidnitz Sonntags, am 17. Oktober 1762, in allen Kirchen Berlins ein

der Predigt im Dome das Te Deum anstimmte, aus den au dem Paradeplatze aufgepflanzten Kanonen die erste Salve. Diese Salven wiederholten sich noch zwei Mal, und dazwischen gab die paradirende Garnison drei Mal ein Lauffeuer aus dem kleinen Gewehr ab. Zu gleicher Zeit hörte man auch die Kanonen der Festung Spandau ertönen. Ganz in derselben Weise ward der am 29. Oktober 1762 vom Prinzen Heinrich bei Freiberg er⸗ fochtene Sieg in Berlin Sonntags am 7. November 1762 mit Te Deum und 3maliger Abfeuerung der Kanonen, so wie Zmaliger Gewehrsalve gefeiert.

Das preußische Landes ⸗Oekono mie⸗Kollegium. Il

Gleichzeitig mit der Einrichtung des Landes-Oekonomie⸗ Kollegiums ergingen Anweisungen an die Provinzial⸗Regierun⸗ gen, welche bezweckten, auf die innere Organisation und die Thätigkeit der landwirthschaftlichen Vereine heilsamen Einfluß auszuüben, damit diese auch wirklich den Nutzen stiften konnten, der von ihnen erwartet wurde. Hierbei wurden drei Gesichts⸗ punkte hervorgehoben:

IN) Vervielfältigung der einzelnen Vereine, damit wo mög⸗ lich kein Theil der Provinz dieser nützlichen Institute entbehre, wobei es als rathsam bezeichnet wird, auch dahin zu wirken, daß neben den Distriktsvereinen, die sich in der Regel die För⸗ derung der landwirthschaftlichen Interessen im Allgemeinen zur Aufgabe zu machen pflegen, auch solche Sozietäten sich bilden mögen, welche sich einzelne Zweige der Landwirthschaft und der Viehzucht und die ländliche Fabrikation zum ausschließlichen Ziele ihrer Wirksamkeit setzen.

2) Richtung der Thätigkeit der Vereine vorzugsweise auf gemeinnützige Zwecke, namentlich auf Anwendung aller der Hülfs.· und Ermunterungsmittel, durch welche Einsicht und Geschick verbreitet, Wetteifer angeregt und der Fortschritt er⸗ leichtert werden kann.

3) Vereinigung der einzelnen Vereine zu einer übereinstim⸗ menden, in einander greifenden Wirksamkeit vermittelst eines äußeren Zusammenhanges unter beliebiger Form.

In einem Reskripte an das Landes-Oekonomie⸗Kollegium vom 14. Mai 1842 verlangte der Minister des Innern, die An⸗ sicht desselben darüber kennen zu lernen: ,

»Welche Wirthschaftszweige und welche Unternehmungen im Gebiete der Landwirthschaft nach den damaligen Zuständen des Landes der Aufhülfe am bedürftigsten sind, und bei welchen die dazu zu treffenden Maßregeln den sichersten Erfolg versprechen.«

In seiner ersten Session berieth das Kollegium nicht nur über diese Frage, sondern auch über andere Angelegenheiten, über welche der Minister die Ansichten desselben verlangte, über Flachsbau und Flachsbereitung, über die Rübenzuckerfabrika⸗ tion, über die Meliorationen, Schafviehzucht ꝛc. und erstattete Bericht von den Ergebnissen seiner Verhandlungen.

Die Thätigkeit des Kollegiums erweiterte sich im Laufe der Zeit immer mehr, und die landwirthschaftlichen Vereine nahmen an Zahl und Bedeutung fortlaufend zu. Es ergab sich hieraus, daß die Organisation des Kollegiums nicht mehr der Aufgabe desselben entsprach und daß eine Umgestaltung desselben nothwendig war.

Die Umgestaltung des Landes⸗-Oekonomie Kollegiums er⸗ folgte im Jahre 1859. In einer Denkschrift über die stgatlichen Maßregeln zur Förderung der Landeskultur in Preußen, welche der Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten

dem reorganisirten Landes ⸗Oekonomie⸗Kollegium bei dessen Er⸗

öffnung vorgelegt hat, wird in Bezug auf die neue Reorgani⸗ sation des Kollegiums gesagt, daß der administrative Theil seine Aufgaben dem inzwischen erstandenen Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten zugefallen, eine engere Verbindung zwischen diesem und dem Kollegium herbeigeführt und in dem letzteren das praktische Element durch Vertreter aller Provinzen verstärkt worden sei. .

In dem revidirten Regulativ selbst wird die Aufgabe der Thätigkeit des Kollegiums dahin . »Es soll die Cen⸗ tralstelle der landwirthschaftlichen Technik der Monarchie bilden. Seine wesentliche Bestimmung ist: den Minister für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten als technische Deputation zu unterstützen, ihn von den verwaltenden landwirthschaftlichen Zuständen der Provinzen in steter Kenntniß zu erhalten, über technische Fragen das verlangte Gutachten zu erstatten und aus eigener Bewegung Vorschläge und Anträge im Interesse der Landeskultur einzubringen.“

Das Kollegium wurde nach dem neuen Regulgtiv zusam⸗

mengesetzt: I) aus dem Vorsitzenden, den der Minister für die