landwirthschaftlichen Angelegenheiten — möglichst aus den Räthen seines Ministeriums — erwählt; 2) aus dem General— Sekretär; 3) aus einer Anzahl ordentlicher Mitglieder, näm⸗ lich: a) Räthen derjenigen Ministerien, zu deren Ressort die landwirthschaftlichen und gewerblichen Angelegenheiten gehören, b) Gelehrten aus dem Gebiete der staats— wirthschaftlichen Disciplinen, der Statistikt, der Natur— wissenschaften, der Gewerkskunde, C) erfahrenen, prakti—⸗ schen Landwirthen von anerkanntem Rufe, und zwar mög— lichst aus allen Provinzen des Staates, und h aus einer An⸗ zahl außerordentlicher Mitglieder, welche in den Provinzen wohnhaft, nicht nur als beständige Korrespondenten des Kol— legiums demselben angehört, sondern auch in geeigneten Fällen zur persönlichen Theilnahme an den Berathungen des Kol— legiums einberufen werden sollten. Außerdem konnten, wo es im Interesse einzelner Gegenstände erforderlich war, Fachgelehrte und Sachverständige zugezogen werden, um entweder durch schriftliche Gutachten oder in persönlicher Theilnahme an den Verhandlungen ihre sachkundigen Urtheile abzugeben. Die bisherigen ordentlichen Mitglieder des Kollegiums wurden in dieser Eigenschaft bestätigt. Zu den außerordentlichen Mit— gliedern sollten die jedesmaligen Direktoren der landwirthschaft— lichen Centralvereine in den Provinzen gehören. Das revidirte Regulativ setzte fest, daß das Kollegium sich zu seinen Berathun⸗ gen regelmäßig alle drei Monate an von Jahr zu Jahr fest zu bestimmenden Tagen versammeln sollte und außerdem so oft, als es von dem Vorsitzenden berufen würde. Durch eine spätere Allerhöchste Kabinetsordre wurden die Sessionen auf zwei, höchstens ein Jahr herabgesetzt und durch Usus fand in den letzten Jahren fast stets nur eine Einberufung statt. — Das Regulativ bestimmte weiter, daß die auswärtigen Mit⸗ glieder Diäten und Reisekosten ⸗ Entschädigung erhalten sollten. Ihre Funktionen hatten die Mitglieder als Ehrenamt zu üben. Der Geschäftsverkehr des Kollegiums sollte lediglich mit dem vorgesetzten Minister stattfinden. — Die einzelnen Mitglieder des Kollegiums hatten sich als beständige Kommissarien derselben in den Provinzen umzusehen und ihre Beobachtungen und gut⸗— H Vorschläge in den Plenarsitzungen zur Berathung zu ringen.
Auf Grund des Regulativs vom Jahre 1869 bestand das Landes⸗Oekonomie-Kollegium bis zum Jahre 1870. Eine neue Umgestaltung desselben, welche den Verhältnissen und den An⸗ forderungen der Landwirthschaft mehr entsprach, war schon seit längerer Zeit in dem Ministerium für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten vorbereitet. In den Kreisen der Landwirthe selbst war die Frage, eine umfassendere Vertretung ihrer Interessen zu erzielen, vielfach erörtert worden. Es entsprach deshalb sowohl den Intentionen des Ministeriums, wie auch den Wünschen der Landwirthe, als in der vorjährigen Session des Landes⸗Oekonomie⸗Kollegiums von den beiden Mitgliedern desselben, dem Landesältesten Elsner v. Gronow und dem früheren hannoverischen Minister ⸗Präsidenten Grafen v. Bor— ries, durch eine Vorlage die Frage angeregt wurde, ob die Vertretung der landwirthschaftlichen Interessen eine entsprechende sei oder nicht, woran sich die Forderung anschloß, daß für den letzteren Fall dem Minister für die landwirthschaftlichen An⸗ gelegenheiten geeignete Vorschläge zur Abhülfe zu machen seien. Die Verhandlungen des Kollegiums nahmen einen solchen Gang, daß nicht nur die vorgelegte Frage beantwortet, sondern auch der Entwurf eines neuen Regulativs für die Zusammen⸗ setzung des Landes⸗Oekonomie Kollegiums aufgestellt wurde. Der Minister wohnte den Verhandlungen bei und gab seine Zustimmung zu der neuen Umformung des Kollegiums zu erkennen, sowie er auch seine Ansichten über die Art und Weise der Umgestaltung kund gab. Das Resultat war die Vorlage eines Entwurfs für ein neues Regulativ, welches bis auf einige weniger erhebliche Punkte von dem Minister acceptirt und Sr. Majestät dem Könige zur Allerhöchsten Genehmigung vor⸗ gelegt wurde, die auch unter dem 24. Mai 1870 erfolgt ist.
In diesem Regulativ wird die Bestimmung des Kollegiums . angegeben: »Die Gesammtinteressen der Land⸗ und Forstwirthbschaft wahrzunehmen, insbesondere den Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten in der Förderung dieser Wirthschaftszweige durch hagge , Mittheilungen, An⸗ träge und Erstattung von Gutachten zu unterstützen, in dieser Förderung mit den landwirtschaftlichen Central-⸗Vereinen zu⸗ sammen zu wirken und die Centralstelle der landwirthschaftlichen Technik der Monarchie zu bilden. Das Landes. Oekonomie⸗ Kollegium ist die Spitze der landwirthschaftlichen Vereine. und ihm liegt die Vermittelung zwischen dem Minister für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten und dem landwirthschaftlichen Central ⸗Verein ob. Diesen bleibt jedoch überlassen, mit ihren Anträgen an den Minister für die landwirthschaftlichen Ange—⸗ legenheiten direkt oder nach ihrer Wahl an das Landes Oekonomie⸗ Kollegium sich zu wenden.“
Ueber die Zusammensetzung des Kollegiums heißt es: Da
selbe besteht: JJ aus den jedesmaligen Präsidenten und Direk⸗ toren der landwirthschaftlichen Centralvereine in den Provinzen, 2) aus den von diesen Centralvereinen speziell zum Eintritt in das Landes⸗Oekonomie⸗Kollegium gewählten Mitgliedern, 3 aus den von dem Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen⸗ heiten ernannten Mitgliedern. Als diejenigen Vereine, deren Präsidenten oder Direktoren Mitglieder des Landes⸗Oekonomie⸗ Kollegiums sind, werden für jetzt anerkannt: die landwirth⸗ schaftlichen Vereine für Ostpreußen, für Litthauen, für West⸗
preußen, für den Regierungsbezirk Potsdam, für den Regie⸗
rungsbezirk Frankfurt, die pommersche ökonomische Gesellschaft, der baltische Centralverein, die landwirthschaftlichen Centralvereine für den Regierungsbezirk Posen, für den Netzdistrikt, für Schlesien, für Sachsen, für Schleswig ⸗Holstein, für Hannover, für West—
falen, für den Regierungsbezirk Cassel, für den Regie⸗
rungsbezirk Wiesbaden, für Rheinpreußen und für die hohen⸗ zollernschen Lande. — Außerdem wird von den Centralvereinen eine Anzahl von Mitgliedern des Landes Oekonomie⸗Kollegiums auf je drei Jabre gewählt, so daß einschließlich der Vereins⸗ Direktoren die Zahl der Mitglieder aus den Provinzen Preußen, Schlesien und Rheinpreußen je 5, aus den Provinzen Branden⸗ burg, Sachsen, Hannover und Westfalen je 4, und aus den Provinzen Pommern, Posen, Schleswig-⸗Holstein und Hessen⸗ Nassau je 3 beträgt. — Der Minister für die landwirthschaft⸗ lichen Angelegenheiten ernennt den Vorsitzenden und den General⸗ Sekretär des Landes-Oefonomie⸗Kollegiums. Außerdem ist er befugt, andere Mitglieder desselben — bis zur Zahl von 15 — zu ernennen, namentlich Räthe nicht nur des Ministe⸗ riums für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten, son⸗ dern auch derjenigen Ministerien, zu deren Ressort die forstwirthschaftlichen und gewerblichen Angelegenheiten gehören, Gelehrte aus dem Gebiete der staatswirthschaftlichen Disziplinen, der Statistik, der Naturwissenschaften und der Gewerbskunde, sowie praktische Landwirthe von anerkanntem Rufe. Uebrigens steht es dem Minister für die landwirthschaftlichen Angelegen— heiten zu, wo es im Interesse einzelner Gegenstände erforderlich ist, die Zuziehung von Beamten und Sachverständigen zur Theilnahme an den Verhandlungen des Landes⸗Oekonomie⸗ Kollegiums anzuordnen. Die gegenwärtigen Mitglieder des Landes Oekonomie Kollegiums verbleiben in dem reorganisirten Kollegium. Bei eintretenden Erledigungen wird die Zahl der ernannten Mitglieder bis auf die (oben) angegebene Anzahl be⸗ schränkt werden. Jedoch bleibt dem Minister für die land⸗ wirthschaftlichen Angelegenheiten vorbehalten, auch wäbrend des Uebergangsstadiums in dringenden Fällen einzelne Mitglieder zu ernennen.«
Das Kollegium soll sich zu seinen Berathungen regelmäßig jährlich einmal und außerdem bei hervortretendem Bedürfnisse an den von dem Vorsitzenden bestimmten Tagen versammeln. Die in den Provinzen von den landwirthschaftlichen Central⸗Vereinen zu vollziehenden Wahlen von Mitgliedern zu dieser Körperschaft sind bis dahin vorzunehmen.
Es soll das Kollegium aus seiner Mitte einen ständigen Ausschuß auf drei Jahre, und zwar für jede der 11 Provinzen ein derselben angehöriges Mitglied und eine gleiche Anzahl von Stellvertretern wählen, welchem außerdem noch der Vorsitzende und der General ⸗Sekretär als stimmberechtigte Mitglieder zuge⸗
hören sollen. Der ständige Ausschuß hat die unaufschiebbaren
und laufenden Geschäfte zu bearbeiten, die Interessen der Land⸗ und Forstwirthschaft in dringenden Fällen wahrzunehmen und die dem Plenum vorbehaltenen Fragen vorzubereiten. Derselbe tritt auf die Einladung des Vorsitzenden zusammen. Dem Minister für die landwirthschaftlichen Angelegenheiten bleibt die . besonderer Kommissionen für Einzelfragen vor⸗ behalten.
Die Eisenbahnen im Jahre 1870. *)
Das Jahr 1870 ist für die Entwickelung des Eisenbahn⸗ verkehrs von großer Bedeutung gewesen.
In Europa ist noch kurz vor dem Schlusse des Jahres durch Vollendung des Mont ⸗Cenis-Tunnels eine neue Welt⸗ handelsstraße eröffnet; eine zweite Alpenbahn, die St. Gott— hardbahn, ist zur Ausführung vorbereitet worden. Rußland hat im Jahre 1870 29627 Werst oder 413 Meilen neuer Bahnen dem Verkehr übergeben und die wichtigen Verbindungen zwischen der Ostsee und dem Schwarzen Meere, sowie zwischen Deutsch⸗ land (uber Smolensk, Moskau und dem Don (über Oreh
) Nach den in der ⸗Zeitung des Vereins deutscher Eisenbahn⸗ Verwaltungen 1871 Nr. JI entbaltenen Notizen, mit Ausnahme der Zahlen für Rußland, die der russi chen ⸗Börsenzeitunge und derjenigen für Nordamerika, die dem »New-⸗HYorker American Railroad Journal entnommen sind. —
theils hergestellt, theils der Vollendung nahe geführt. 10699 Werst oder 1497 Meilen Eisen bahnen befanden 6 am Schlusse des Jahres in Rußland im Betriebe, 3531 Werst oder 494 Meilen waren in der Ausführung begriffen. Für weitere 6009 Werst oder 840 Meilen ist die Inangriffnahme im Jahre 1870 be⸗ schlossen worden.
Durch Eröffnung einer kurzen Strecke der türkischen Eisen—⸗ bahn, sowie von Theilen der Braila-Buzeo. und Bukarest⸗ ,. sind endlich die ersten Glieder zu einer direkten
chienenverbindung zwischen dem Orient und dem industriellen Westen hergestellt worden.
AUnter den einzelnen Staaten steht, was die Betriebsamkeit im Bau von Eisenbahnen im Jahre 1870 betrifft, Rußland mit 413 Meilen obenan; es ist dies eine Erweiterung des rus⸗— sischen Eisenbahnsystems um beinahe 39 pCt. Nächstdem folgte Oesterreich⸗Ungarn mit ca. 200 Meilen (19 pCt.) und Deutsch— land, welches trotz des Krieges seine Eisenbahnverbindungen erheblich vervollständigt und erweitert hat. Im Gebiete des Vereins deutscher Eisenbahnverwaltungen sind im Jahre 1870 in Deutschland 189 Meilen oder 8 pCt neu eröffnet worden. Dagegen ist Frankreich im Jahre 1870 zurückgeblieben; im zweiten Halbjahre des verflossenen Jahres sind daselbst nur 57 Kilometer (. Meilen) dem Betriebe übergeben worden. Auch in Groß— britannien ist das Eisenbahnnetz nur durch die Vollendung einiger Linien in der Nähe von London vergrößert worden. In den Nieder⸗ landen sind die Linien Meppel Groningen (10, Ml.), Gouda⸗s' Gra⸗ venhagel(Niederländische Rhein bahn), die Zweigbahn nachJZaandam und Utrecht ⸗Boxztel eröffnet worden. Belgien hat sich im Jahre 1870 nicht weniger als drei neue Verbindungswege mit Frank reich hergestellt: Furnes ⸗ Dünkirchen, Hazebrouck⸗Poperinghe, Armentisres⸗-Comines, und eine neue Kommunikation mit den Niederlanden (SelzaeteTerneuse) In Dänemark ist die Bahn⸗ linie nach Südseeland (Roeskilde⸗Vordingborg) in Betrieb ge—⸗ setzt worden. Italien hat zwar die Vollendung der ligurischen Eisenbahnen noch nicht erreichen können, dagegen im Norden die Strecke Mailand ⸗Vigevano⸗Asti. Castagnole, im Gebiet der Südbahn die wichtige Querlinie Neapel⸗Foggia, in Kalabrien einen erheblichen Theil der Linie von Tarento nach Reggio und endlich Theile des sizilianischen Bahnsystems vollendet.
In Nordamerika sind zur Verbindung des Nordens und Südens mit der im Jahre 1869 eröffneten großen Central⸗ Pacifie⸗Bahn nicht weniger als 300 neue Bahnen, in einer Gesammtlänge von 3277 deutschen Meilen, also umfangreicher als das ganze großbritannische Eisenbahnsystem, in e e,. genommen und 1170 deutsche Meilen neu in Betrieb gesetzt. Ende 18370 waren in den Vereinigten Staaten von Nordamerika 197733 deutsche Meilen Eisenbahnen vollendet und 11,431 deutsche Meilen im Betriebe.
Auch für Asien war das Jahr 1870 rücksichtlich der Eisen⸗ bahnverbindungen von Bedeutung, da im März jenes Jahres der dritte Schienenweg zwischen der östlichen und westlichen Küste Vorder⸗Indiens durch die Linie Bombay⸗Kalkutta herge⸗ stellt worden ist.
Rückblick auf die Königliche Oper während bes Vier—⸗ teljahres vom 1. Oktober bis 31. Dezember 1870.
In dem ereignißvollen Zeitraum des vergangenen letzten Vierteljahres 1879 wurde nichtsdestoweniger das Repertoir der Königlichen Oper in Nichts unterbrochen. Neben den großen Opern Rich. Wagners: die Meistersinger, Lohen⸗ grin, Rienzi und Tannhäuser, neben Meyerbeers Hugenotten tamen die klassischen Opern von Beethoven und Gluck zur Auf⸗ führung, dessen Armide und Iphigenie in Aulis wieder neu belebt wurden. Hieran reihten sich Mozarts Don Juan, die Zauberflöte und Figaro's Hochzeit, welche letztere zugleich das Benefiz für den aus dem Verbande der Königlichen Oper schei⸗ denden Sänger Krause bildete. Die Wirksamkeit dieses Sängers, überhaupt eine fast vierzigjährige, erreichte hier in Berlin das sechsundzwanzigste Jahr. Sein Scheiden wurde allgemein bedauert und fand unter Anerkennung dessen statt, was er der Kunstwelt nicht nur in der Oper, sondern auch im Orato ium gewesen ist. Während die große französische Oper in der Stummen von Portici von Auber, die italienische in dem Troubadour von Verdi, ihre Vertretung fand, wurde der romantischen Richtung durch Gounods Margarethe und Romeo und Julie Rechnung getragen. Mit diesen Opern größeren Stils wechselte die leichtere Spieloper mit dem Liebestrank von Do⸗ nizetti, den Krondiamanten, Maurer und Schlosser und Fra
Diavolo von Auber, dem Barbier von Sevilla von Rossini,
Zaar und Zimmermann von Lortzing; neu einstudirt wurde aus dieser Gattung des Letztgenannten Singspiel: die heiden Schützen, das durch seinen der Zeit angemessenen Stoff
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und die eingestreuten Couplets Beziehungen auf die Gegenwart bietet. Von Weber wurde nur eine Oper, und zwar seine beste, der Freischütz, gegeben; von Bellini wurde dessen Norma, von Verdi die Traviata beide je einmal wiederholt und endlich Martha von Flotow einmal dargestellt. Neben dem Ballet Flick und Flock, das mit neuen zeitgemäßen Bildern ausge⸗ stattet ist, neben Fantasca und kleineren choregraphischen Wer— ken, beschäftigten das Opernhaus große Dramen, von denen Struensee von Michael Beer, Faäust von Goethe, Schillers Wilhelm Tell, Shatespeare's Soommernachtstraum mit der Musik von Mendelssohn zu nennen sind. Zwei große
patriotische Concerte am 29. Oktober und 16. November, von
der Königlichen Kapelle unter Mitwirkung großer Chöre und der Leitung der Königlichen Kapellmeister Eckert und Taubert gegeben, nehmen einen ehrenvollen Platz unter den in diesem Kriege für wohlthätige Zwecke zahlreich veranstal— teten Musikaufführungen ein. Insbesondere hatte das erste einen reichen Ertrag ergeben und diente durch die zur Auffüh— rung gebrachte Neunte Symphonie von Beethoven mit der Schillerschen Ode »An die Freude« zugleich der Erinnerung an den am 17. Dezember allgemein gefeierten einhundertjäbrigen Geburtstag Beethovens. Die Königliche Bühne hat diesen Tag in beiden Häusern an zwei auf einander folgenden Abenden und zwar im Schauspiele mit Goethe's »Egmont und der dazu gehörigen Musik Beethovens, in ber Oper mit Fidelio, seiner einzigen Schöpfung dieses Faches, festlich be— gangen. Die neue Ausstattung dieses Werkes, das durch einen Prolog eingeleitet wurde, sowie die vortreffliche Besetzung war des gefeierten Meisters würdig, so daß wenige Tage später eine Wiederholung der Vorstellung erfolgen mußte. Unter den zahlreichen Aufführungen — im Ganzen waren es 74 — kamen vier auf eine neue Oper von Bernhard Scholz, welche den Titel Zietensche Husaren führt, und nachdem sie bereits in Breslau, Hamburg und Leipzig in Scene gesetzt worden war, zum ersten Male am 4. Oktober und bald darauf noch drei Mal gegeben wurde. Der Stoff, dessen Bearbeiter Th. Rehbaum ist, gehört der Zeit Friedrich II. an, ist einer Anekdote ent⸗ nommen, voll patriotischer Stimmung, und enthält zufolge scines kriegerischen Charakters viele Anklänge an die Gegenwart.
Böttchers Soirsen im Concertsaale des Königlichen Schauspielhauses zu Berlin.
Schon seit mehreren Wintern werden im Concertsaale des Königlichen Schauspielhauses von dem Phbysiker Böttcher Soiréen veranstaltet, welche in anziehender Weise Unter⸗ haltung und Belehrung verbinden. Mit Hülfe eines opti- schen Apparats zur Darstellung der sogenannten Nebelbilder oder Dissolving views, die, von intensivem Lichte beleuchtet,
dem im verdunkelten Raume sitzenden Beschauer auf einer aus⸗
gespannten Leinwand erscheinen, bringt der Physiker eine Reihe von Bildern zur Anschauung, die allein durch ihre künst . lerische Ausführung und ihre prächtige Farbenwirkung schon Interesse erregen. Dasselbe wird aber dadurch erhöht, daß diese Bilder dem darin dargestellten Stoffe gemäß geordnet und von einem erklärenden Vortrage begleitet sind, der in populär- wissenschaftlicher Fassung den Besucher auch geistig anregen und belehren soll.
Jede Vorstellung zerfällt in drei Abtheilungen. Die erste enthält eine geordnete Reihe malerischer Reise ⸗Ansichten; die
Bilder der zweiten, speziell instruktiven, sind irgend einem Ge⸗ biete der Naturwissenschaft oder der Astronomie entnommen.
Die dritte Abtheilung endlich ist ausschließlich heiterer Unter⸗ haltung gewidmet und bringt Landschafts und Architekturbilder in der verschiedenartigsten Beleuchtung unter dem Wechsel der Jahreszeiten, bei heraufziehendem Gewitter, oder mit der Dar⸗ stellung einer ausbrechenden Feuersbrunst; ferner Bildhauer⸗ werke, Chromatropen und ergötzliche optische Spielereien. Besonders hinsichtlich der beiden ersten Abtheilungen seiner Soiréen ist der , Künstler während seiner 22jährigen Thätigkeit auf diesem Felde nicht nur bestrebt gewesen, seine Apparate und Objekte in jeder Weise zu verbessern, sondern auch Darstellbares aus allen Gebieten der Wissenschaft auf diese Art einem größeren Kreise von Beschauern vor Augen zu führen. Auch setzt ihn seine ,,. Bildung in den Stand, die erklärenden Vorträge selbst zu geben, die mit dem vorgeführten Bildercyklus allwöchentlich abwechseln.
In dem Anfangs ⸗Cyklus der Vorstellungen, die zu Neu jahr begannen, wurde der Besucher in dem ersten kulturhisto⸗ rischen Theil auf einer malerischen Wanderung über das Himalaya ⸗ Gebirge nach Ostindien geführt, das mit seiner pracht⸗ vollen Vegetation, seinen Urwäldern, seiner reichen Thierwelt und der großartigen Architektur an den Tempeln zu Ellora,
Elephanta und Turon und an den Palastbauten zu Alhabad,
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