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oder doch zum größten Theil auf Besangon zurückgewichen waren, während nicht unbeträchtliche Kräfte südlich Blamont verblieben sein sollten. Es war noch ungewiß, ob der Feind sich bei Besangon retabliren und dann von da aus gegen eines der diesseitigen Corps einen Durch⸗ bruchsversuch machen, beziehentlich den diesseitigen Angriff erwarten werde, oder ob er versuchen wolle, auf den zwischen Villers — Farlay und Pontarlier führenden Straßen nach Süden abzumarschiren. Für den ersten Fall stand Alles bereit, dem nach allen Aussagen der Gefangenen und senstigen Nachrichten, durch mangelhafte Verpflegung, starke Märsche und Fatiguen aller Art sehr erschütterten Feind direkt entgegen zu treten, während für den zweiten Fall das II. und VII. Corps bereit waren, seine Flanke anzufassen, event. sich ihm weiter vorzulegen. Unbeguem blieb für die rückwärtigen Verbindungen der Südarmee die Anwesenheit des Garibaldi'schen Corps in Dijon. Hatte man hisher in der richtigen Absicht die gesammten Streit ⸗- kräfte der beiden Corps dem Feinde entgegenzuführen, dem schwachen Detachement des General⸗Majors v. Kettler allein die Sorge überlassen müssen, die Truppen Garibaldi's zu paralysiren, so war jetzt, wo der direkten Vereinigung mit dem XIV. Armee⸗ Corps nichts mehr im Wege stand, die Füglichkeit geboten, zur Gewinnung des immerhin wichtigen Punktes Dijon ernstlichere
Schritte zu thun. Zur Expedition gegen die Hauptstadt der
Cöte d'or wurden außer der bereits zwischen Gray und Döle echelonnirten Brigade Knesebeck noch die badische Brigade Degen⸗ feldt und die Kavallerie⸗Brigade des Oberst v. Willissen disponirt, und diese Truppen, so wie die Brigade Kettler dem General⸗ Lieutenant Hann von Weyhern unterstellt, welcher am 27. aus der Gegend von Pesmes gegen Dijon abrückte. General Major von Kettler, mit selbständigem Auftrag zur Deckung der Ver⸗ bindungen zwischen Montbard und Dijon zurückgeblieben, hatte bis dahin seine Aufgabe kühn aber glücklich gelöst. Ein Re— kognoszirungs ⸗Vorstoß dieses Generals am 21. Januar gegen Dijon konstatirte in einem blutigen Gefechte, welches uns 500 Gefangene einbrachte, die Stärke des Garibaldi'schen Corps auf mindestens 25,000 Mann und eine mit 20 schweren Geschützen armirte Position daselbst. General von Kettler wiederholte seinen Angriff am 23. und wenn er auch die Be— sitznahme von Dijon nicht erzwang, so hatte seine kühne Offen⸗ sive doch den Erfolg, daß Garibaldi, von starken Kräften, viel⸗ leicht der Südarmee selbst sich angegriffen wähnend in regungs—⸗ loser Unthätigkeit verharrte und es verabsäumte, der Bourbaki⸗ schen Armee die Hülfe zu bringen, welche sie entschieden er⸗ warten durfte und die zu leisten recht wohl in seiner Macht lag. Ging Garibaldi in diesen Tagen entschieden gegen unsere Verbindungen in der Richtung auf Döle vor, wobei Auxonne ihm eine gute Stütze bot, so wurden die Bewegungen des II. und VII. Corps sicherlich um einige Tage verzögert, und die Franzosen hätten Zeit gewonnen, ihren Rückzug längs der schweizer Grenze gegen Lyon auszuführen. Garibaldi that nichts, blieb unthätig in Dijon und räumte auch dies ohne ernsten Widerstand am 1. Februar, als der General⸗Lieutenant Hann ⸗ von Weyhern zur Verstärkung des Generals von Kettler heranrückte. Garibaldi führte sein Corps mittelst Eisenbahn nach Süden zurück, um sich und seine segensreiche Thätigkeit der Zukunft Frankreichs zu erhalten. Die dankbare Anerkennung derselben wird ihm nicht fehlen.
Das VII. Armee⸗Corps hatte schon am 24. Januar von seiner festen Position St. Vit⸗Quingey aus mehrere glückliche Rekognoszirungsgefechte in der Richtung auf Besangon und gegen Osten gehabt und dabei über 500 Gefangene gemacht. Um über einen eventuellen Abzug der französischen Corps von Besangon nicht in Ungewißheit zu bleiben, setzte das Corps die Rekognoszirungen gegen diese Festung und die Straße Besangon⸗ Ornans auch in den nächsten Tagen fort, während das II. Corps Befehl erhielt, über Salins gegen Pontarlier zu
poussiren und Rekognoszirungen über Arbois auf Cham⸗
pagnole und die Straße nach Lons le Saunier vorzutreiben. Es fand den Paß von Salins durch 2 Forts gesperrt, besetzte zwar nach längerem Gefecht die Stadt, da aber die Forts die Uebergabe verweigerten, so wurde von Foreirung des immerhin zu umgehenden Passes Abstand genommen und blieb derselbe nur durch ein Detachement östlich Mouchart be⸗ obachtet. Die über Salins hinaus auf Levier entsandten Re—⸗ kognoszirungen hatten jedoch bei Villeneuve auf der Straße Besangon⸗Pontarlier zahlreiche feindliche Truppenmassen, an⸗ geblich das XX. und XXIV. französische Corps konstatirt. Ebenso be⸗ stätigten die Rekognoszirungen des VII. Armee Corps, daß der Feind seinen Abzug aus der Gegend von Besangon in östlicher Richtung guf Pontarlier und Champagnole angetreten hatte. Das XIV. Armee - Corps, welches nunmehr n zur Hauptarmee herangezogen, am 27. die Gegend von Marnay erreichte, um
das VII. Armee - Corps in seiner Stellung auf beiden Doubs⸗
Ufern abzulösen, fand bei seinen Rekognoszirungen von Nord⸗ westen gegen Besangon daselbst nur schwache feindliche Kräfte
vor, etwa eine Division. Kundschafter ⸗ Nachrichten bestätigten überdem, daß der Feind im Abmarsch begriffen sei.
Als General von Manteuffel mehr und mehr die Ueber⸗ zeugung gewann, daß der Feind sich ganz auf das linke Doubs⸗ Ufer gezogen und von da gegen Osten und längs der Schweizer grenze abmarschire, war er rasch entschlossen, dem Feinde mit allen Kräften auf den Leib zu gehen und ihn entweder zur Schlacht oder zum Uebertritt nach der Schweiz zu zwingen. Den gegebenen Befehlen entsprechend marschirte das II. Corps rechts ab über Arbois und Poligny auf Champagnole, um sich dort und im Gebirge selbst, bei Les Planches dem Feinde vorzulegen und die letzten ihm gebliebenen Rückzugsstraßen nach dem Süden zu sperren.
Die Avantgarde erreichte Champagnole schon am 28. und erbeutete nordwärts davon bei Ongliéres und Nozeroy einen Convoi von 50 Wagen, welche, der französischen Kavallerie⸗ Division angehörig, bestätigten, daß außer derselben nur erst wenige Truppen, angeblich 80090 Mann, auf Lons le Saunier durchpassirt wären. Eine dahin poussirte Escadron fand den Ort besetzt. Das VII. Armee⸗Corps war inzwischen in seiner Stellung gegen Besangon durch 2 badische Brigaden abgelöst worden und war, den Paß von Salins nördlich umgehend, gegen Villeneuve und Levier auf der direkten Straße Besangon⸗ Pontarlier vorgerückt. Sein rechter Flügel suchte Verbindung mit dem II. Armee⸗Corps, der linke war zur kräftigsten Offen⸗ sive gegen Pontarlier bereit.
Das Oberkommando verlegte sein Hauptauartier am 29. nach Arbois und zog die Brigade des Generals von der Goltz zum XIV. Armee Corps gehörig), als eine allgemeine Reserve nach Villers-Farlay heran. General von Schmeling wurde angewiesen, von Norden her kräftig dem Feinde nach⸗ zudrängen, vor ihm repliirte sich ein großer Theil des XXIV. fran⸗ zösischen Corps über Pierre Fontaine auf Pontarlier.
Das Ober⸗Kommando der Südarmee hatte keinen Zweifel mehr, daß es die Hauptkräfte des Feindes bei Pontarlier finden werde, und dem entsprechend den konzentrischen Vormarsch des II. und VII. Corps und des Detachements von der Goltz, sowie der Division von Schmeling gegen Pontarlier angeordnet. Das VII. Armee -Corps schob sich dabei, unter Beibehaltung von Levier, dergestalt links, daß es sich zwischen diese und die von St. Gorgon auf Pontarlier führende Straße setzte; das
Detachement von der Goltz marschirte über Arbois, Pont d'Höéry
auf Villeneuve und das II. Corps rückte von Süden Über Frasne heran, während ein Detachement desselben die Gebirgs⸗ straße bei Les Planches besetzt hielt. General von Schmeling mit der 4. Reserve⸗Division kam vom Nor⸗ den über Gorgon heran, General von Debschütz mit 7 Bataillonen war in starken Märschen auf Morteau nördlich Pontarlier im Anrücken. Am 29. Nachmittags er⸗ reichte die Avantgarde der 14. Division die Queue der fran⸗ zösiscren Armee und warf sie nach hartnäckigem Kampf um die Dörfer Lombacourt und Chaffois, welche von den Detache— ments des Obersten Cosel und Major Redeslow erstürmt wur⸗ den, auf Pontarlier zurück unter Verlust von 17 Geschützen, eirca 5000 Gefangenen, worunter 2 Generale. Am 30. Abends besetzte das II. Armee⸗Corps Frasne. Ueber 3000 Gefangene wurden hierbei ebenfalls gemacht, sowie am 31. nach lebhaftem Gefecht bei Vauxz den Straßenknoten St. Marie im Gebirge am Las de St. Per.
Am 1. Februar Mittags 12 Uhr standen die Töten der Corps vor Pontarlier zum Angriff bereit. General Clinchant aber, der an Stelle des an der Wunde eines Selbstmord⸗ versuchs in Besangon schwer darnieder liegenden Generals Bourbaki den Oberbefehl über das Gros der 1. französischen Armee übernommen hatte, mußte bei dem erschöpften und
demoralisirten Zustande, in welchem sich seine Truppen be⸗
fanden, jeden Gedanken an ernsten Widerstand aufgeben. Er hatte seit ? Tagen versucht, die Armee durch Waffenstillstands⸗ und Kapitulationsverbandlung für Frankreich zu retten. Nachdem aber diese Versuche an der Festigkeit und Klar⸗ heit gescheitert waren, mit der General von Manteuffel an der sich selbst gestellten Aufgabe festhielt und mit der er jede Auslegung und Deutung des am 28. in Ver⸗ sailles nur für das übrige Frankreich abgeschlossenen Waffen⸗ stillstandes und dessen versuchte Ausdehnung auf die Opera⸗ tions ⸗ Sphäre der Süd⸗Armee zurückwies, schloß der General Clinchant mit den Schweizer Militärbehörden eine Konvention, zufolge welcher er am 1. Februar den Kern seiner Armee bei Verriores über die Grenze führte. Angeblich 80,000 Mann streckten dort die Waffen, um bis nach geschlossenem Frieden in den Kantonen der Eidgenossenschaft internirt zu werden. In ,, blieb nur eine starke Arrisregarde zurück, um den Abzug zu decken. Die Brigade du Trossel des 1I. Ar⸗ mee⸗Corps griff dieselbe an, nahm die Stadt und folgte dem abziehenden Feinde auf den Paß La Cluse. Der dortige Stra⸗
; Montenegrinern, Türlen und Oesterreichern ein Konflikt .
ßenknoten wurde am Abend nach hartnäckigem und blutigen Gefecht besetzt, trotz des Feuers zweier Forts, welche den Paß beherrschen und ein weiteres Vorbringen durch heftiges Geschütz. und Mitrailleusenfeuer aufhielten. Das Gefecht endete erst mit der Dunkelheit, gab, bei einem eigenen Verlust von 400 Mann, gegen 4000 Gefangene und eine zahllose Menge Wagen mit Vorräthen, Waffen und Lebensmitteln in unsere Hände. Ge— neral von Manteuffel nahm schon am Nachmittag sein Haupt⸗ quartier in Pontarlier. .
Am andern Morgen übernahm die Division Schmeling
den Rayon von Pontarlier und, im Verein mit dem bis Morteau vorgerückten General von Debschütz, die Gefangenen Evakuation und Aufräumung der mit Fuhrwerken und Ver— sprengten aller Art bedeckten Gebirgsstraßen. Das II. und VII. Armee Corps und die Brigade Goltz dagegen setzten sich in Marsch gegen die Linie Arbois⸗Lons le Saulnier, um das De⸗ partement des Jura von den in dessen südlichem Theil noch befindlichen, der allgemeinen Katastrophe entwichenen feindlichen Detachements und Truppentheilen zu säubern und vollständig in Besitz zu nehmen, eine Aufgabe, deren Lösung in wenigen Tagen vollführt war und den Truppen die wohlverdiente Ruhe ab. Der im Gebirge über Mouths vorrückenden linken Flügel⸗ olonne des II. Armee - Corps fielen hierbei noch eine Menge Gefangene, 9 Geschütze und viele Protzen und Fahrzeuge in die Hände. ;
ö. Operationen der Südarmee waren kurz, aber von großartigem, entscheidenden Erfolg.
Auf den Märschen und Gefechten gegen und um Pontar; lier erbeuteten das II. und VII. Armee Corps 2 Fahnen, 28 Geschütze und Mitrailleusen, circa 15, 000 Gefangene, worunter 7 Generale, sehr bedeutende Vorräthe an Waffen, Bekleidungs—⸗ und Verpflegungsmaterial und zahllose Fuhrwerke; in den harten Kämpfen bei Belfort und der sich anschließenden Ver— folgung nahm das XIV. Armee⸗Corps 2 Fahnen, gegen 3000 Mann gefangen. . ;
Alle diese Erfolge erscheinen jedoch sekundärer Natur, wenn man ins Auge faßt, daß es in nur 14 tägigen Märschen und verhältnißmäßig wenig verlustreichen Gefechten gelungen ist, die 150, 000 Mann starke feindliche Armee vollständig aufzu⸗ lösen. Ohne die Beschwerlichkeit zu haben, den Kern der Bour-⸗ baki'schen Armee den zahllosen Gefangenen in Deutschland an— reihen zu müssen, haben die Operationen der Südarmee Frank⸗ reich auch dieser letzten Stütze beraubt. Die demnächst zu füh⸗ renden Friedensverhandlungen müssen hierdurch naturgemäß in der vortheilhaftesten nl beeinflußt werden.
So große weit ausgreifende Erfolge danken wir der kon⸗ sequenten Durchführung eines kühnen Gedankens und den opferwilligen Anstrengungen der braven, unermüdlichen Trup— pen, welche alle Beschwerden dieser Wintercampagne mit Freudigkeit trugen und überwanden.
In den Gebirgen des Cote Tor und des Jura deckte fuß- hoher Schnee die Landschaft, Frost, spiegelglatte Wege, unregel⸗ mäßige Verpflegung, mangelhaftes Schuhwerk forderten bei den meilenweiten Märschen das Höchste von den Leistungen der Truppen. Unsere braven Westfalen, Pommern haben die Er⸗ wariungen ihres Feldherrn nicht getäuscht, und mit Stolz blickt das Vaterland auf diese Theile seines großen, tapferen Heeres.
Desterreich Ungarn. Wien, 13. Februar. Der Kaiser traf am 11. d. M. Morgens in Innsbruck ein und setzte eine Stunde später die 96 nach Meran fort, woselbst Se. Majestät Nachmittags eintraf.
ö. 3 Delegation des Reichsrathes wird sich in Folge Kaiserlicher Anordnung am 18. Februar in Wien zu einer Schlußsitzung versammeln, um einen bei Aufstellung der Dele⸗ k . des Reichsbudgets vorgekommenen
echnungsfehler zu verbessern.
. Kiehl hr g r n wrinsste hat am J. Februar die vierte fällige Rate des Konsportialvorschusses mit 3 Millionen Gulden eingelöst; die fünfte Rate im Betrage von 4 Mihrionen Gulden wird der Finanz- Minister am 14. Februar einlösen.
— Die Wiener AÄbendpost« erklärt bezüglich der An⸗ gabe der »Augsburger Allgemeinen Zeitung, Handels⸗ minister Dr. Sa n sei der Verfasser eines im »Oeconomisten« erschienenen ehrenrührigen Artikels gegen den Reichskanzler Grafen Beust, daß Br. Schäffle mit feinem Ehrenworte jede Beziehung zur Autorschaft dieses Artikels abgelehnt habe. Auch andere in dem Artikel der Augsburger Allgemeinen Zeitung« angeführten Details bezeichnet die Wiener Abendpost« als willkürliche Erfindungen.
— Die »Oesterr. Korresp.« meldetz daß der Brigadier Jva⸗ novich mit seinem Stabe gestern Nachts auf dem Kriegsdampfer »Taurus« von Ragusa nach Cattaro gegangen sei, da einge⸗ troffenen Meldungen zufolge in den Boche di Cattaro zwischen
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gebrochen sein soll, und die Anwesenheit des Kommandirenden 1 etwa nöthiger militärischer Maßregeln wünschenswerth erscheine. ᷓ
Pesth, 12. Februar. Das Amtsblatt veröffentlicht heute die Ernennung Paulers zum Kultus - Minister, Toths zum Minister des Innern und Pejacsevies zum Minister für Croatien.
— In der ungarischen Delegation wurde beschlossen, die österreichische Delegation aufzufordern, daß sie den bei Addirung der Budgetpositionen begangenen Irrthum ausbessere, worauf das Budget der Allerhöchsten Sanktion unterbreitet werden wird. ,
Schweiz. Bern, 13. Februar. (W. T. B.) Wie der »Bund« meldet, ergiebt eine genaue Zusammenstellung der Berichte aus den einzelnen Kantonen, daß die Zahl der inter—⸗ nirten Franzosen sich auf 1798 Offiziere und 79,789 Mann⸗ schaften nebst 10,000 Pferden beläuft. — General Herzog ist von der Regierung ermächtigt worden, zwei Brigaden von den zur Grenzbewachung bestimmten Truppen zu entlassen.
Niederlande. Luxemburg, 9. Februar. Die Kammer ist gestern Nachmittag zu einer öffentlichen Sitzung zusammen⸗ getreten, in der E. Simons den Bericht der Centralsektion über bie Reorganisation des Staatsrathes verlas. Die Vorlage der Regierung schlägt die Errichtung einer zweiten Kategorie von Staäatsraths Mitgliedern vor, die außerhalb der Stadt ihren Wohnsitz hätten und die nur in gewissen Fällen zur Bexrathung herangezogen würden. Die Zahl dieser conseillers d'Etat en Service extraordinaire soll lo betragen dürfen. Der Central⸗ ausschuß indessen trägt auf Vermehrung des bestehenden Maxi⸗ mums, das jetzt 15 Mitglieder zählt, bis zu 18 an. Auf An— trag des Staäats-⸗Ministers ward das Projekt, bevor es zur Diskussion in der Kammer gelangt, dem Gutachten des Staats rathes überwiesen. In Bezug auf das von dem Generaldirektor Salentiny vorgelegte Minengesetz erklärte Herr Servais, in Abwesenheit des erstern, daß die Untersuchung dieser Vorlage durch die Kammer einer Verzögerung zu unterliegen habe, welche durch eine Reklamation der preußischen Regierung her⸗ vorgerufen worden.
Großbritannien und Irland. Lon don, 13. Februar. (W. T. B) Im Unterhause erklärte Gladstone auf eine Interpellation Denisons, daß der Regierung nicht bekannt sei, daß Seitens der deutschen Militärbehörde die Verproviantirung von Paris erschwert werde. Auf die bereits erwähnte Inter- pellation Herberts erwiderte der Premier⸗Minister, daß die englische Regierung der deutschen Regierung bereits am 20. Januar angedeutet habe, daß es ersprießlich sein würde, die beabsichtigten Friedensbedingungen den neutralen Mächten mit theilen zu lassen. — Das Unterhaus bewilligte einstimmig die Aussteuer der Prinzessin Louise. .
Im Oberhause wurde eine auf die Vermählung der
PrinJessin Louise bezügliche Loyalitäts-Adresse beschlossen.
Frankreich. Die Antwort Jules Favre's auf die in Nr. 40 des »Staats⸗Anzeigers« mitgetheilte Depesche des Kanz lers Grafen von Bismarck vom 3. Februar lautet:;
Herr Graf! Sie hatten recht, an meine Ehrenhaftigkeit zu appel liren, Sie werden mich nie gegen dieselbe feblen sehen. Es ist vollständig richtig, daß Ew. Excellenz mir dringend ans Herz ge— legt hat, die einzig mögliche Kombination der Zusammenberufung der letzen Kammer anzunehmen. Ich habe sie aus mehreren Gründen, auf die zurückzukommen mir überflüssig erscheint, welche Sie aber gewiß nicht vergessen haben, abgelehnt. Auf die Einwände Ew. Excellenz erwiederte ich, daß ich meines Landes sicher genug zu sein glaubte, um zu behaupten, daß es nur freie Wahlen wolle und daß seine einzige Zuflucht das Prinzip der Souveränetät der Nation sei. Daraus aber geht bereits hervor, daß ich keine Be—⸗ schränkung des Wahlrechts zulassen konnte. Ich habe das System der offiziellen Kandidaturen nicht darum bekämpft, um es nachher zu Gunsten der gegenwärtigen Regierung anzuwenden Euer Excellenz kann also versichert sein, daß, wenn das Dekret, von welchem Euer Excellenz spricht, von der Delegation in Bordeauz veröffentlicht worden ist, es von der Regierung der nationalen Vertheidigung widerrufen werden wird; ich will mich blos ver— gewissern, ob jenes Detret überhaupt offiziell besteht und habe zu diesem Behufe Erkundigung eingezogen Es besteht demnach wischen uns keine Uneinigkeit, und wir beide müssen an der festen Ausfüh— rung der Ueberelnkunft, welche unsere Unterschrift trägt, arbeiten. Ich werde übrigens die Ehre haben, Euer Exgcellenz um J Utr zu sehen. Inzwischen dante ich Euer Excellenz für die schnelle Berelt⸗ willigkeit, mit der Sie die a,, zur Sendung von Lebens- mittein nach Paris getroffen haben. enehmigen Euer Exxcellenz ꝛc.
Jules Favre. 4. Februar 1871, 1 Uhr Morgens. . — Die Cebensmittel sind jetzt in ziemlich ger Anzahl in Paris angekommen. Wie die n erichte vom 10. melden, waren die Preise derselben um ein gutes Drittel
heruntergegangen. Rind eisch kostet 2 Fr. 50 C., Hammelfleisch