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Nicht amt liches.
Belgien. Brüssel, 17. Februar. Der Senat geneh⸗ migte gestern den Kredit von 3,5, 0090 Fres. zur Deckung der durch die militärischen Maßregeln entstandenen Kosten.
Die Repräsentantenkammer beschäftigte sich noch mit der Berathung des Ministeriums des Innern.
Großbritannien und Irland. London, 15. Februar. Vom Auswärtigen Amte sind zwei Blaubücher ausgegeben, deren eines die »Korrespondenz bezüglich des Vertrages vom März 1856. enthält, und vom 9. November vorigen Jahres, wo Baron Brunnow die Gortschakow'sche Cirkularnote an Earl Granville überreichte, bis zum 4. Februar reicht, wo es sich als sicher herausstellte, daß weder Jules Favre noch irgend ein anderer Vertreter Frankreichs den Sitz bei der Konferenz einnehmen werde. Die Dokumente zerfallen in drei Hauptabtheilungen, nämlich erstens die ursprüngliche Forderung des Fürsten Gortschakow, deren Erwägung Seitens der Großmächte und der Pforte, sowie die beiderseitigen Antworten und Erwiderungen; zweitens der Vorschlag Preußens zu einer Konferenz, der Depeschen⸗ wechsel bezüglich der Tragweite, des Ortes und der Zeit derselben, und drittens die Erörterungen bezüglich des Geleitscheines für Jules Favre und bezüglich der Vertretung Frankreichs.
Die Regierungsdelegation in Tours fonnte von Jules Favre nicht mehr als den Vorschlag herausbringen, daß der Vertretung von Paris bei der Konferenz ein Waffenstillstand, die abermalige Ver— proviantirung von Frankreich und die Einberufung einer National- versammlung vorangehen solle. Dann verlangte Favre ferner, die Frage des Krieges und der Stellung Frankreichs solle der Konferenz vorgelegt werden. Granville erwiederte: »was die ersten Punkte an⸗ gehe, so könne er Frankreichs Vorschlag nicht unterstützen, da er keine diktatorische Haltung gegen Preußen annehmen könne, und was die Ausdehnung der Berathungsgegenstände angehe, so müsse er das absolut ablehnen. Zugleich schlug Granville die Bevollmächtigung Mr. Tissot's, des franzöͤsischen Geschäftsträgers in London, zur Theilnahme an den Konferenzverhandlungen vor. Dann wurde Lord Granville am 18. Dezember offiziell davon in Kenntniß gesetzt, daß ein Vertreter Frankreichs theilnehmen solle, aber nachdem die Einladungen bereits ausgegeben waren — u. a. an Mr. Tissot — und das Zusammen⸗ treten der Konferenz auf den 3. Januar 1871 festgesetzt war, machte die französische Regierung bekannt, daß sie nicht Tissot, sondern Favre zu ihrem Vertreter erwählt habe, und zu gleicher Zeit bat sie, einen Geleitschein für ihn vom Grafen Bismarck zu erwirken. Die be— treffenden Unterhandlungen sind bekannt, und inzwischen wurde die Konferenz bis zum 17. Januar hinausgeschoben, in der Hoffnung, hierdurch die. Theilnahme Favre's zu ermöglichen. Granville war sogar für einen längeren Aufschub, aber die Vertreter Oesterreichs und der Türkei hielten ein weiteres Zögern für unersprieß⸗ lich. In der ersten Sitzung wurde nur die allgemeine völkerrechtliche Frage erörtert, und die Diskussion des Vertrages wurde — abermals um Jules Favre willen — bis zum 26. Januar vertagt. Inzwischen gestalteten die Verhältnisse in Paris sich derart, daß Favre seine Reise nach London aufgab, und daß sonach die Konferenz ohne Frankreichs Mitwirkung ihren Fortgang nahm.
Das zweite Blanbuch enthält die Attenstücke zum Kriege zwischen Frankreich und Deutschland. Auf 260 Seiten reichen sie vom Anfange des Monats August bis zum Abschlusse des Waffenstillstandes. ,
Die ersten Depeschen vom englischen Boischafter in Paris be- schreiben die stürmischen Scenen in den französischen Kammern, welche den Schlachten bei Wörth und Spicheren vorangingen. Schon am 12. August schreibt Lord Lyons: Die allgemeine Stimmung sei derart, daß eine abermalige Niederlage der Dynastie den Todesstoß geben müsse, während es noch keineswegs für gewiß angesehen werde, daß selbst ein Sieg der französischen Armee im Stande sein werde, eine Revolution zu verhüten. — Der erste Punkt von Wichtigkeit, auf den wir darauf in den Aktenstücken stoßen, ist der Austausch der Neu⸗ tralitäts ⸗Versicherungen zwischen den verschiedenen Mächten. Fürst de la Tour d' Auvergne, welcher damals — unter dem kurzen Ministerium Palikao — Minister des Auswärtigen war, erklärte, er habe gegen ein Abkommen der Neutralen nichts einzuwenden, da sie ja alle gut gegen Frankreich disponirt seien. Zu gleicher Zeit aber sei es offenbar, »daß Frankreich unter den gegenwärtigen Verhältnissen keinen Vermittlungsvorschlägen von irgend welcher Seite Gehör schenken könneé. Später sagte er in einer Unterredung mit Lord Lyons, wenn Frankreich einen eklatanten Waffenerfolg er— ringen sollte, dann sei er — de la Tour — zu großer Mäßigung ge⸗ neigt, und wolle er nur darauf dringen, daß mit Zustimmung Europas irgend ein Abkommen getroffen werde, welches der Feindseligkeit zwischen Frankreich und Preußen, weil sie diesen Krieg verursacht habe, abhelfen würde.« Um diese Zeit zeigte Rußland sich zur Vermittelung geneigt, Oesterreich schlug vor, daß die Neutralmächte hierüber zu einem Einverständniß kommen sollten, und Italien machte ähnliche Vorschläge. Auf diese wiederholten Anträge hin erwiderte England ablehnend.
Als am 6. September Mr. de Lavalette die franzoͤsische Botschaft in London verließ und die Geschäfte in die Hände Mr. Tissots gab, trat für die Beziehungen zwischen England und den Kriegführenden ein vollständiger Wendepunkt ein. Von hier ab wird Lord Granville fast unaufhörlich unter der einen oder anderen Form ersucht, sich ein zumischen, indem er Preußen Vorschläge mache. Schon in den ersten Tagen nach Proklamirung der Republik hatte Favre ge⸗
gen Lord Lyons geäußert, Frankreich werde in einen Waffen stillstFönd willigen, wenn der n von einer neutralen Macht ausgehe, und es werde ihn freuen, wenn Preußen
ein Vermittelungsvorschlag vorgelegt würde auf Basis der Integritaͤt des französischen Gebietes. Aber wie bisher erwiderte Granville am 7. September, daß ein Vermittelungsdersuch mehr schaden als nützen würde, wenn nicht Grund zu der Annahme vor— banden sei, daß die Basis beiden Kriegführenden annehmbar erscheine. Inzwischen erklärte sich Granville berelt, die Vermittelung irgend einer Lommunikation zu übernehmen, welche zum Frieden führen könnte. 3a nahm dies bereitwillig an und am 9. September überbrachte ürst Metternich einen Brief Favres an Lord Lyons, welcher er— suchte, dem Grafen Bismarck sofort die folgende Frage vor. zulegen: »Ist. Graf Bismgrck gewillt, mündliche Unterhand— lungen für einen Waffenstillstand und für eine Konferenz zur Feststellung der Friedensbedingungen einzugehen; und mit wem schlägt er vor, diese Konversation zu halten?“ Diese Frage wurde sofort an ihre Adresse befördert; aber die durch den Krieg nöthig ge—⸗ wordenen Umwege verzögerten die Antwort sehr, und Lord Lyons hatte nicht wenig Mühe, Favre zu einem ruhigen Abwarten der Ant⸗ wort zu bewegen. Dieser machte inzwischen mehrere Versuche, Eng. land zu einer aktiven Beförderung des Waffenstillstands Projekts zu bewegen, und wie er, so erzielte auch Thiers auf seiner Londoner Mission wiederholt die nämliche Antwort, daß England keiner⸗ lei Vorschläge machen könne, deren Basis nicht die Wahrschein. lichkeit einer beiderseitigen Annghme in sich schließe. Endlich kam des Grafen von Bismarck Antwort auf die Frage Favress, welche Granville am 13. nach Paris beförderte. Das Atten⸗ stück hebt hervor, daß Eröffnungen Seitens der augenblicklichen Regierung von Paris nicht als Eröffnungen seitens der Regierung von Frankreich anerkannt werden könnten, weil Frankreich die Regie⸗ rung noch nicht anerkannt habe, und weil der Kaiser Napoleon für die auswärtigen Mächte noch immer der Träger der Souverainität sei. Aber schon als diese Depesche an Favre noch unterwegs war, wird Granville durch Lons davon in Kenntniß gesetzt, daß Favre beabsichtige zum Grafen Bismarck selber zu gehen, um offen heraus zu sagen, daß die Regierung dem Resultat des Feldzuges ihre Augen nicht verschlossen habe und bereit sei, in fast Alles einzuwilligen, vor ausgesetzt, daß die Integrität des Gebietes gewahrt werde.“ Dann folgt das Rundschreiben des Grafen Bismarck von Rheims, in wel— chem er erklärt, es sei die Absicht der deutschen Regierung, »die fran—⸗ zöͤsische Grenze im Südwesten und hierdurch den Ausgangspunkt der französischen Angriffe zurückzudrängen und für Deuischland die Fe—= stungen zu erwerben, mit denen Frankreich uns bedroht, um sie zu Bollwerken der Vertheidigung zu machen.“ (Fortsetzung folgt.)
Frankreich. Die Wahlen vom 8. d. M. gestalten sich bei genauerer Sonderung nach den einzelnen alten Landschaften und neueren Departements, soweit dies nach den bis jetzt vor⸗ liegenden Mittheilungen zu übersehen, etwa wie folgt:
Isle de France; Aisne: Malszieux, Favre, Weddington, Lerouz, Martin, Tillancourt, Turquet, Villain, Soye, Godin, Fou⸗ quet. Seine et Marne: Graf Horace Choiseul, Oscar de Lafa— yette, Jules de Lasteyrie, Graf d'Haussonville, Voisin, Jozon. Seine et Oise: In der Stadt der Maire der Stadt Versailles Ra⸗ meau, Carnot, Barthelemy St. Hilaire, Thiers und Favre. Paris: Louis Blanc 216000, Victor Hugo 214,000, Garibaldi 20/000, Quinet 199 09090, Gambetta 191 060, Rochefort 1636000, Admiral Saisset 154099, Schölcher 149 000, Pyat 141,000, Martin 139,000, Pothuan 138,000, Lockroy 134000, Gambon 129 006, Dorian 128000, Ronc 126000, Malon 117.000, Brisson 115,006, Thiers 1062000, Sauvage 102,900, Bernard 102,000, Dufraisne 101,000, Greppo 101 000, Langlois 95,000, Frebault 95, 000, Clemenceau 25.900, Vacherot 94000, Brunet 3/000, Floquet 9g3 9000, Cournet gl 000, Tolain 89/000, Littrs 87/000, Jules Favre Sl O00, Armand Yoh0h0, Ledru⸗Rolltn 76 000, Say 75,006, Tirard 75,000, Rorrayona . Adam 73,000, Millisre 73, 000, Peyrat 72060, Farrey 689000
immen
Normandie: In Hävre: Thiers, Pouyer, Quertier, Buce, Cordier, republikanisch Im Wahlbezirke Rouen wurden die Kan didaten der konservativen Partei, Trochu, Thiers, Paiger, Quertier, Dufaure, Arcel u. A, mit großer Majorität gewählt. ꝛ
Artois: Departement Pas de Calais: Martel, Thiers, Departz, Adam, Martelle, Douay, Defoulers, Debryas, Declerg,
Hamille, Dusausoy, Désrinsent. Die Republikaner sind vollig
unterlegen.
Franz. Flandern: Nord: 150000 Stimmen monarchisch, 50 006 republikanisch.
Champagne: Ardennes: Toupet des Vignes, General Chanzy, Gustav Gally, Maire von Charleville, . Maire von Sedan, Mortimer Ternaux, Graf Bethuse, Maire von Mezisres. Aube. Guyot, Casimir Perrier, de Parignot. Marne. Margengz, Maire de Sainte Menehould, Leblond, Procureur gönsral, v. Warnier, Négociant, Flye ⸗de Sainte Marie, Chef d'Escadron, Jules Simon, Ministre, Thomas, Mödecin, E. Perrier, Maire de Chälons, Dauphinot, Maire de Reims.
Lothringen: Im Arrondissement Metz⸗·Briey und Kanton Forbach sind gewählt: Rehm, Dechange, Bardon, Gambetta, André, Bamberger, Dorn és, Humbert, Noblot.
Elsaß: Niederrhein: Küß (98090 Stimmen), Teutsch (95,582),
Albrecht (94,091), Melsheim (67934), Böll (65,697), Schneegans
Gh / 32), Saglio (6574287), Gambetta (56, 721), Ostermann (55. 606, Börsch (54,703), Fapre (54,514), Kabls (53, 869).
Bonrgogne: Cöte d'or: Das Departement Cote d'or wählte: Dubois, Magnin, Carnot, Joigneaux, Moreau, Garibaldi, Carion / Tridon. Saone et Loire: Im Saone- et Loire Departement ge⸗ it gemischte republikanische und konservativ liberale Lite zur
nnahme.
Anjou: Maine et Loire: Im Departement Maine et Loire hat ebenfalls die konservative Partei und zwar mit einer Majorität von 600900 Stimmen den Sieg davongetragen.
Magine und Perche: Mayenne: In Mayenne hat die konser-⸗ vative Partei alle ihre Kandidaten durchgebracht.
Bretagne: Finist re: Im Departement Finistsre sind fol⸗ gende Kandidaten gewählt: Thiers, Leflö, Brenvenisre, Dimornay, de Chamaillant de Kervanson, de Maibellier, de Treveneue, de Keyegan, de Kermigny, Trochu, de Fortanz, de Legge.
Aunis und Saintonge: Charente infsrieure: Im De— partement Charente infsrieure hat die republikanische Partei einen
Kandidaten, nämlich Bethmont, durchgebracht; alle andern dort ge—
wählten Kandidaten gehören der » Union liberale« an, darunter Thiers, Dufaure und andere.
La Marche: Creuse: Im Departement Creuse ist die Liste der republikanischen Partei unterlegen und die ganze Liste der konser⸗ vativen Partei durchgegangen.
Languedoc: Im Dep. Aude hat die Liste der Union liberales, darunter Thiers, Guiraud, vollständig gesiegt. In Ardöche ist die ganze Liste der konservativen Partei durchgekommen.
Dauphin«: In dem Departement des Hautes Alpes hat die Liste, an deren Spitze Thiers steht, gesiegt; gewählt wurden Michel und Ducjateau mit 3000 Stimmen Majorität. In Savoyen sind die vier ersten Namen der republikanischen Liste durchgekommen; außerdem wurde Beauregard gewählt. In Cahors wurde Paulin Limayrac mit 36,000 Stimmen und Garnier Pagss, Duport, Lam— beterie Valon, Roland, Prinz Joachim Murat mit 26,000 Stimmen ,, . Gent, Delort, Lujade, Naquet mit 5000
ajorität.
1. Wahlresultate in den übrigen Landschaften werden, sobald dieselben konstatirt sind, folgen:
Bordeaux, 17. Februar. (W. T. B.) Die Bureauxz
der Nationalversammlung beriethen heute Morgens den Antrag Dufaures und Genossen, betreffend die Er— nennung Thiers zum Chef der Exekutivgewalt der französischen Republik und sprachen sich mit Majorität zu Gunsten dieses Antrages aus. — Jules Favre und Picard sind hier ein⸗ getroffen. 9 . Die Zuzüge zum Sitzungssaale des gesetzgebenden Körpers waren heute durch Nationalgarde, Linien⸗Infanterie und Kavallerie abgesperrt, so daß es unmöglich war, sich dem Ge— bäude zu nähern, bevor der Präsident die Sitzung aufgehoben hatte. Ein Mitglied der Linken erklärte, er wäre gezwungen gewesen, durch mehrere Reihen von Bewaffneten durchzugehen, um in den Sitzungssaal zu gelangen; er werde künftig eben falls bewaffnet erscheinen. Grövy übernahm das Präsidium mit einer kurzen Rede, in welcher er die Ueberzeugung aus— sprach, die Versammlung werde auf der Höhe ihrer Mission stehen. Der Antrag des Bureau, welchem zufolge die noch übrigen Wahlen im Seine ⸗Departement zu genehmigen seien, wurde von der Kammer angenommen.
— Der »Indép. belge« wird aus Bordeaux, 10. Februar,
folgende Stelle aus der Zeitung »Droit de LHomme« mit-
etheilt: Ihr nennt uns Rothe. Greifen wir nicht vor. Noch n wir es nicht, aber wir wünschen nichts mehr, als es zu werden. Wir wollen roth werden von dem Blute der Weißen. Brüssel, 17. Februar. (W. T. B.) Nachrichten aus Paris vom 16. zufolge betrug die Zahl der Sterbefälle in der letzten Woche 4451. Die Stadt ist ruhig. Spanien. Madrid, 17. Februar. (W. T. B.) Das amtliche Blatt enthält ein Dekret, durch welches der Beginn der
Corteswahlen auf den 8. März, der Zusammentritt der Cortes
auf den 3. April anberaumt wird.
Griechenland. Athen, 17. Februar. (W. T. B) Der Appellhof hat gestern das Urtheil erster Instanz gegen die Mit- schuldigen in der ⸗Marathon⸗Affaire⸗ bestätigt.
— In Folge Beschlusses des Appellhofes wird der wegen Theilnahme an der Marathon Affaire angeklagte Engländer Noel vor den Assisen erscheinen.
Türkei. Konstantinopel, 11. Februar. Abermals sind Truppen nach Jemen abgegangen. Aus Bagdad wird gemeldet, daß die Araber in der Nähe von Divanieh neuerdings revoltiren. Salih Pascha ist mit Truppen gegen sie abgeschickt
worden. .
Der griechische Patriach ersuchte den Großvezier um die Erlaubniß zur Abhaltung eines ökumenischen Konzils wegen der bulgarischen Kirchenfrage.
Schweden und Norwegen. Christiania, 7. Februar. Gestern Mittag fand die Eröffnung des Storthings statt. Das erste Mitglied der Regierung, Staatsrath Spang, verlas die Thronrede, welche ihrem wesentlichen Inhalt nach lautet:
»Liebe Herren und norwegische Männer!
Indem das Storthing sich wiederum versammelt, um über die Angelegenheiten des Vaterlandes zu berathen, gebührt unser Dank zunächst und vor Allem der Vorsehung, die uns die Segnungen des Friedens bewahrt und in dem abgelaufenen Jahre dem Lande eine ungewoͤhnlich reiche Ernte bescheert hat.
. Während des Krieges, der zwischen den beiden mächtigsten Na- tionen Europas geführt wird, hahe ich für die vereinigten Reiche eine vollständige Neutralität bewahrt. Einzelne unserer Erwerbszweige haben freilich vom Kriege nicht unberührt bleiben koͤnnen; dessen un— geachtet aber und trotz der vom vorigen Storthing beschlossenen be— deuten den, Erleichterung der Zölle haben die Staatseinnahmen sich doch als hinlänglich zur Bestreitung der Ausgaben erwiesen.
Der Antrag, betreffend eine neue Unionsakte, welche ich auf dem vorigen Storthing und gleichzeitig auf dem schwedischen Reichstage angeregt habe, liegt jetzt zur Berathung vor. Die Erkenntniß von der Unvollkommenheit der jetzt geltenden Unionsbestimmungen hat dahin geführt, daß zwei Mal Komites von schwedischen und norwe—⸗ gischen Männern niedergesetzt sind, um die Angelegenheit in Erwä⸗ gung zu ziehen und ihr Gutachten abzugeben. Diese beiden Komites sind einstimmig zu dem Resultat gekommen, daß das Ziel allein durch eine Revision der bestehenden Reichsakte in ihrer Totalität erreicht werden kann, und haben von dieser Voraussetzung aus- gehende Anträge gestellt. Es geschah in Uebereinstimmung mit dem Beschluß des Storthings vom 14. Juni 1863, daß ich es übernahm, das Komite niederzusetzen, welches den jetzt in Betracht kommenden Vorschlag ausgearbeitet hat. Die einsichtsbollen norwegischen Männer, die an der Ausarbeitung desselben Theil genommen haben, haben ebenso wie mein norwegischer Staatsrath einstimmig dessen Annahme, als im Interesse Norwegens liegend, angesehen. Es liegt jetzt dem; Storthing ob, diese wichtige Angelegenheit in Erwägung zu ziehen. Der Antrag kann nach seiner Beschaffenheit in seinem Zusammen⸗ hange und seiner vollen Bedeutung nicht ohne eine vorurtheilsfreie, sorgfältige und gründliche Prüfung aller seiner Bestimmungen über⸗ schaut werden. Eine derartige Erwägung wird, wie ich hoffe, das Storthing demselben zu Theil werden lassen.
Obgleich die vereinigten Reiche nicht unmittelbar von dem Kriege, berührt worden sind, dessen Zeuge Europa, nach einem verhältniß- mäßig langen, allgemeinen Frieden, der während der letzten Decennien mit kurzen Unterbrechungen herrschte, gewesen ist, so liegt doch in den Ereignissen eine verstärkte Aufforderung, in Uebereinstimmung mit dem, was andere Staaten für nothwendig erachtet haben, so viel wir vermögen zur Stärkung unseres Vertheidigungswesens, zum Schutze unserer politischen Freiheit und Unbabhaͤngigkeit thätig zu sein. Ich beantragte zu diesem Zwecke bei dem vorigen Storthing eine nur durch die Aufnahme einer Staats- anleihe zu beschaffende, außerordentliche Bewilligung, welche wesentlich zur Anschaffung zeitgemäßer Waffen und zur Vervollständigung einzelner Festungswerke von hervorragender Be⸗ deutung dienen sollte. Das Storthing bewilligte nur den Betéag, der sich durch die gewöhnlichen Staatseinnahmen bestreiten ließ. Ich er⸗ fülle eine unabweisbare Pflicht, indem ich den im vorigen Storthing eingebrachten Antrag wiederhole. Das Storthing wird ohne Zweifel eben so gut wie ich erkennen, daß es sich hier um Vorkehrungen von einer Beschaffenheit und Bedeutung für das Vertheidigungswesen handelt, daß die Durchführung nicht länger, als unumgänglich noth- wendig, verschoben werden könne.“ — .
Die Thronrede geht dann auf die projektirten neuen Eisen⸗ bahnlinien näher ein, deren Vorarbeiten noch nicht so weit vor⸗ geschritten sind, um sofort eine Vorlage wegen Aufnahme der erforderlichen Anleihe machen zu können.
— 17. Februar. (W. T. B.). Die Ernennung des Herzogs von Ostgothland zum Regenten ist erfolgt wegen der Dring= lichkeit der angehäuften laufenden Staatsgeschäfte. Die Krank-= heit des Königs besteht in einer geschwurartigen Entzündun des Zellengewebes des Beines. Am Dienstag und Mittwo erschien die Krankheit in Folge eingetretenen starken Fiebers
efahrdrohend. Jetzt ist der Zustand anscheinend wieder ge⸗ ahrlos geworden.
Landtags⸗Angelegenheiten.
Berlin, 18. Februar. In der gestrigen Sitzung des Herrenhguses gah der Finanz⸗Minister Camphau sen in der Diskussion über den Gesetzentwurf, betreffend die Leistung eines Vorschusses für die Kriegführung, nachstehende Er⸗ klärung ab; U . .
Meine Herren! Als die Staatsregierung sich dazu entschloß, 3 Vorlage um eine Kreditbewilligung zu machen, stand noch nicht mit unbedingter Gewißheit fest, ob die Kontribution, welche der Stadt Paris auferlegt worden ist, sofort berichtigt werden würde; heute hat sich die Sache insofern geändert, als diese Kon⸗ tribution in, einer Weise berichtigt worden ist, die es der Regierung nicht schwer machen wird, über die ihr zur Dispo⸗ sition le Werthe rechtzeitig zu verfügen. Dessenohngeachtet glaubt die Staatsregierung bei der Vorlage stehen bleiben zu sollen, indem hier ja überhaupt nur ein möglicher Fall in's Auge gefaßt ist. Ich meine aber, daß dieser mögliche Fall auch jetzt noch keinen Augen- blick lang außer Augen gelassen werden darf. Wir haben im aufe der heutigen Sitzung erfahren, 9 der bis zum 19. dieses Monats ane chlossene Waffenstillstnd nur um fünf Tage verlängert worden ist. Ob es bis dahin gelingen wird, die Basis zu einem ehrenvollen Frieden zu legen oder nicht, das steht zur Zeit noch dahin; jedenfalls aber glaube ich, wird das Hohe Haus durch ein einmüthiges Votum gern bekun⸗ den wollen, daß es in Bezug auf die Kriegszwecke noch heute gerade so denkt, wie vor sechs bis oer Monaten, und daß es bereitwillig der Staatsregierung die Mittel zur erfügung stellt, um energisch den Krieg zu einem glorreichen Ende führen zu können.
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