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Uebersicht der Verhandlungen beider Häuser des Land⸗ tags während der Sißungsperiode 1870,71.
In der abgelaufenen Sitzungsperiode sind von der Koͤnig⸗ lichen Staatsregierung beiden Häusern des Jandtags 23 Ge— setzentwürfe, beziehentlich Denkschriften zur verfassungsmäßigen Beschlußnahme vorgelegt und zwar 17 Gesetzentwürfe mit Einschluß des Staatshaushalts -Etats pro 1871 und eines Nachtrages hierzu; 1 Verordnung für die Hohenzollernschen Landestheile gur Aus— führung des Gesetzes über die Kriegsleistungen und die Unter— stützung hülfsbedürftiger Familien der zum Dienste einberufenen Mannschaften der Reserve, Landwehr und Ersatzreserve; 1 allge⸗ meine Rechnung pro 1867; 2 Uebersichten von den Staatseinnahmen und Ausgaben mit dem Nachweise von den Etatsüberschreitungen und extraordinären Ausgaben für die Jahre 1368 und 1869; 1 Rechen⸗ schaftsbericht über die Ausführung des Gesetzes vom 19. Dezember 1869, betreffend die Konsolidation preußischer Staatsanleihen; 1 Nach- weisung über die Verwendung des im Etat der Eisenbahn ⸗Verwal⸗ tung pro 1869 zu unvorhergesehenen Ausgaben ausgesetzten Dispo- sitionsfonds von 150,000 Thlr.
Außerdem ist beiden Häusern der 21. Bericht der Staatsschulden⸗ Kommission zugegangen.
Von den Gesetzen sind durch übereinstimm ende Beschlüsse beider Häuser des Candtags folgende 16 Vorlagen erledigt;
Gesetzentwurf, betr. die Fesistellung des Staatshaushalts Etats für 1871 und Entwurf eines Nachtrags zu dem Gesetze, betr. die Feststellung des Staatshaushalts⸗ Etats für 1871.
Gesetzentwurf, betr. die Indemnitäts-Ertheilung in Bezug auf die Ausführung des Gesetzes vom 9. März 1867 und die Feststellung der nach Maßgabe des Gesetzes vom 19. März 1870 zu deckenden Aus. gaben aus dem Jahre 1868. .
Allgemeine Rechnung über den Staatshaushalt des Jahres 1867 nebst den dazu gehörigen Anlagen, einem Vorbericht und den Be— e,, der Ober ⸗Rechnungskammer, sowie die Rechnung der Rendant ir des Staatsschatzes für dasselbe Jahr.
Denkschrift, betr. die Uebersicht von den Staats-⸗Einnahmen und Ausgaben mit dem Nachweise von den Etatsüherschreitungen und den . Ausgaben für das Jahr 1868.
ebersichten von den Staats -Einnghmen und Ausgaben des Jahres 1869, nebst der dazu gebörigen Denkschrift und den Motiven für die darin nachgewiesenen Etatsüberschreitungen und außeretats- mäßigen Ausgaben.
Rechenschaftsbericht über die Ausführung des Gesetzes vom . . 1869, betr. die Konsolidation preußischer Staats⸗
nleihen.
Gesetzentwurf, betr., den Umlauf der auf Grund des Gesetzes vom 23. Dezember 1867 ausgegebenen Darlehns-⸗Kassenscheinen.
Gesetzen wurf, betr. die Leistung eines Vorschusses für die Kriegs führung.
Gesetz entwurf, betr. den Bau einer Eisenbahn von Hanau nach Offenbach, die Herstellung einer Verbindungskurve zwischen der Frank furt⸗Offenbachet und Main ⸗Neckarbahn, die Anlage eines zweiten Ge—⸗ leises auf einer Strecke der Frankfurt Offenbacher Eisenbahn und den Ankauf des Großherzoglich hessischen Theils dieser Bahn, sowie die Vermehrung des Betriebsmaterials der Staatsbahnen.
Gesetzentwurf, betr. die Ausführung des Bundesgesetzes über den Unterstützungswohnsitz. .
Verordnung vom 17. August 1870 für die hohenzollernschen Lande zur Ausführung der Gesetze uͤber die Kriegsleistungen und die Unter- stützung hülfsbedürftiger Familien der zum Kriege einberufenen Mann—⸗ schaften der Reserve⸗ Landivehr und Ersatz Reserwe.
Gesetzentwurf, betr. die Bewilligung von Darlehen an die Kreis verbände im Regierungsbezirk Trier.
Gesetzentwurf, betr. die landschaftlichen Brandkassen in der Pro-
vinz Hannover. . betr. einige Abänderungen der Wegegesetzgebung
in der Provinz Hannover. . Gesetzentwurf, betr. das Expropriations - Verfahren in der Provinz Hannover und im Gebiete der vormals freien Stadt Frank ⸗
furt a. M.
Außerdem haben die Zustimmung heider Häuser des Landtags die nachfolgenden zwei, aus der . lative des Abgeordnetenhauses hervorgegangenen Geseßzentwürfe gefunden;
Gesetzeniwurf, betr. die Aufhebung des §. 643 des zweiten Titels, zweiten Theils des Allgemeinen Landrechts, und
Gesetzentwurf, betr. die Eheschließungen der Militärpersonen.
Von den Vorlagen der Königlichen Staatsregierung haben die Zustimmung der beiden Haͤuser des Landtags 3 nicht gefunden:
Gesetzentwurf wegen Entrichtung der Mahlsteuer von Stärke (Kraftmehl) und Puder aus Reis labgel. vom Abgeordnenthause) ;
Gesetzentwurf, betr, die den Medizinalbeamten für die Besorgung gerichtsdrztlicher, medizinal. oder sanitätspolizeilicher Geschäfte zu ge währenden Vergütungen abgelehnt vom Herrenhause),;
Gefetzentwürfe, betr. I) die Verhälmisse der evangelischen Kirchen
im Regierungsbezirk Cassel und 2) die Presbyterial! und Synodol⸗ Ordnung für die evangelischen Kirchengemeinden in Hessen (urüdt . gejogen von der Königlichen Staatsregierung)
Wegen Schluß des Landtags sind drei andere un erledigt ge—
blieben: Gesetz entwurf, betr. die Marktstandsgelder in den neu erworbenen
Landes theilen
ö Ge cent vurf betr. die Uebertragung der Verwaltung und Be⸗ aufsichtigung des Volt schu nw ec en in ber Provinz Hannover von den KRonsistorlen auf die Landdrosteien und das Provinzial ⸗ Schultolle ⸗
gium und
Entwurf einer Strandungs ⸗Ordnung für die Provinzen Preußen
n Hammer l der Königl on den Vorlagen der Königlichen Staatsregierung sind demna
I6 durch übereinstimmende Genn la beider 85 . 29 Landtags 9 ledigt. Von den , 6 sind 3 theils abgelehnt, theils zurückge⸗ zogen, 3 wegen Schluß des Landtags unerledigt geblieben.
Das Haus der Abgeordneten war in dieser Sesston vom 14. bis 22. Dezember v. J. und darauf wiederum vom 5. Januar bis heute
versammelt; das sind zusammen 53 Tage der parlamentarischen Thä-
tigkeit.
„In dieser Zeit haben 32 Plenarsitzungen stattgefunden; die Ab⸗ thei lungen haben 70, die Kommissionen 111 Sitzungen abgehalten.
. Das Haus hat in dieser Sesston die Wahlen von 431 feiner Mit- . geprüft; 427 Wahlen wurden für gültig, 2 für ungültig erklärt,
Wahlen sind beanstandet worden und 2 Wahlen noch ungeprüft geblieben. Gegenwärtig sind 6 Mandate erledigt. Von der König lichen Staatsregierung sind den beiden Häusern des Landtages 23 Vor⸗ lagen gemacht worden.
Die Vorberathung des Stagtshaushalts⸗Etats im ganzen Hause der Abgeordneten, in welcher 18 Anträge eingebracht wurden, hat das Plenum in 6 Sitzungen, die Schlußberathung desselben, in der 3 An träge gestellt wurden, in 2 Sitzungen beschäftigt und sind dabei 5 Re⸗ solutionen angenommen worden.
Außer den bei der Etatsbergthung gestellten Anträgen und der
auf Antrag des Präsidiums an Se. Majestät den Kaiser und König vom Hause beschlossenen Adresse sind von den Mitgliedern des Hauses 21 Anträge, inkl. 5 Interpellationen, eingehracht worden, ven denen 14 im Plenum erledigt, resp. von der Königlichen Staatsregierung beantwortet, 2 Anträge von den Antragstellern zurückgezogen wurden, zwei in den Kommissionen durchberathen, wegen Schlusses der Session aber nicht mehr zur Verhandlung im Plenum kamen, und drei un— een h geblieben sind. . Von den Kommissionen und Abtheilungen sind außer den münd⸗ lichen Hexichten über Wahlprüfungen 47 schriftliche Berichte erstattet und 45 Anträge zu mündlichen Berichterstattungen gestellt worden, welche bis auf 12. im Plenum zur Berathung gelangt sind.
Die Zahl, der eingegangenen Petitionen beträgt 530, davon sind 34 der Königlichen Staatsregierung zur Berücksichtigung resp. Ahh ülfe oder Erwägung überwiesen, 238 durch die vom Hause bei Bergth ung von Gesetzentwürfen, Anträgen 2c. gefaßten Beschlüsse für erledigt er⸗ klärt, 40 durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt, 3 von den Pe— tenten zurückgezogen und 114 zur Erörterung im Plenum nicht für geeignet erachtet worden. Ueber 21 Petitionen sind die von den Kom⸗ missionen erstatteten Berichte nicht mehr zur Berathung im Plenum gelangt und 89 Petitionen kamen theils wegen zu späten Eingangs en wegen Schlusses der Session, überhaupt nicht mehr zur Ver⸗ andlung.
Meteorologischer Bericht über den Monat Ja nugr 1871. (Aus der »Meteorologischen Correspondenz«, welche Nichtabonnenten . den Abdruck nicht gestattet.)
Obgleich der Winter 1870 — 71 noch nicht zu Ende ist, so läßt sich doch jetzt schon übersehen, daß er zu den strengsten gehört, welche seit 1740 vorgekommen sind.
Am 1. Januar wurde der schon im letzten Drittel des Decem- bers andauernde Frost sehr intensiv. Die Temperatur war in den Frühstunden zu: Memel — 12170 *), Danzig — 18,65, Cöslin 20 od,
Berlin M 0 Posen — 23, 8,, Torgau — A 3c, Trier — 12,2, Roche ⸗
fort — 41, C Orient — 22“, London „bos Scarborough — Iso, Sheilds — Soo, Liverpool — 3sa5, C. Gris Nez — 7,20. In Nor- wegen war die Temperatur milder. Zu Ox — 0οο, Skudesnaes 4170, Christianfund — 2/20. .
Bis zum 6. Januar hielt die Kälte über einem großen Theile von Europa an. Die Mitte der Kältezone und die höchsten Kaͤlte⸗ grade lagen natürlich wieder auf. russischem Gebiete. Am 2. Januar zeigte das Thermometer zu Katharinenburg — 25,09, Archangel — 24,0, Kasan — 1905. Am 3. Kasan — 310, Katharinenburg — 260, Archan gel — 29. Am 5. Katharinenburg — 345. In Warschau war hie Temperatur während der ersten Tage im Januar anstehend — 210 bis — 225, Moskau hatte — 170“, dagegen Petersburg, Helsingfors, Reval nur — 5) his — 60.
Am 6. Januar änderte sich die Temperatur in Westeuropa plötz= lich; es wurde milder. Frost⸗ und Thauwetter wechselten dann ab; dieses dauerte bis zum 23. In Rußland blieb es aber noch sehr kalt. Bis zum 17. schwankt die Temperatur zu Katharinenburg zwischen — 248 und — 330, zu Kasan zwischen — 240 und — 299. In Mot kau ist die Temperatur vom 10—12. — 250.
Am 21. hat der Frost auch in Rußland plötzlich etwas nage lassen. Selbst Katharinenburg hat nur — 14 und Hrenburg — 159.
Am 22. stellte sich die Kälte in West Europg auf's Neue ein; sie verbreitete sich jetzt aber von Nordost, vom weißen Meere, dem bottnischen und finnischen Busen her, über Central · Europa bis ins westlicheFrankreich, und über den Kanal ond die Nordsee hin bis zu den britischen Inseln. Am 23. Januar zeigte das Thermometer zu Archangel — 325, am 24. — 315, zu Haparanda, wo bis dahin der Frost nur schwach ge⸗ wesen war, — 2. Am 25. hat Petersburg — N, 20, Hesingfors = 240, Haparanda — 7,70, am 28. Archangel — 26,0, Haparanda
0
25/60. Bis Verbreitung der Kälte über Europa am 31. Januar ergiebt
.
N Centesimalgrade.
aus den folgenden Zahlen: Archangel — 249, Königsberg — 13/89, ö — 17530, Cöslin — 15,0 Berlin — 13,29, Ratibor — Wo, Torgau — 1380, Gröningen — Hao, Helder — 5,60, Cap Gris Nez — 220, London — 1,1, Og8 — 390, Skudesnaes — 22.
In Folge des anhaltenden Frostes waren nicht bloß die Flüsse, sondern auch die Ufer, Buchten und Busen längs der Ost⸗ und Nordste, und des Kanals mit Eis belegt. — In den dänischen Gewässern ist seit langer Zeit nicht so viel Eis vorgekommen als in diesem Winter. Schon um Neujahr war im Kattegat starker Eisgang und der Sund zwischen Seeland und Schweden so zugefroren, daß er von Fußgän⸗ gern und Fuhrwerken überschritten werden konnte. So früh im Winter ist dieses seit 40 Jahren nicht vorgekommen. Im Jahre 1823 fror der Sund erst im Februar zu. Auch damals ging man zu Fuß von Helsingfors nach Helsingoer hinüber. Auch 1855 war der Sund zwischen Seeland und Schoonen zugefroren und das Eis stand noch im April. — Von Romos wurde die Post im Laufe des Januars,
schon vom 1. an, vom nördlichen Theile der Insel über das Eis
nach dem Festlande befördert; am Ende des Monats wurde das Eis mit Wagen und Pferden befahren. — Bei Bruns — hausen wurde die Elbe quer über von Fußgängern Äüberschritten.
Bei Antwerpen mußte wegen des Eises die Schiffahrt eingestellt werden; die Schiffe waren gensthigt, bei Ostende einzulaufen. In den ersten sechs Tagen des Januar war selbst bei Havre die Dampf— schiffahrt nach Easn unterbrochen und die Garonne bei Bordeaux so mit Eis bedeckt, daß auch hier die Schiffahrt gehemmt war. — Der Thermometerstand war zu Rochefort: 31. Dezember — 5.6; 1. Januar 4 / 45; 2. — 749 3. — 100; 4. —=4, 00; 5. 3 / 30.
Da der Barometerstand, die Bewölkung und Niederschläge, ebenso wie die Temperatur durch die Luftströme bedingt sind, so halten die Veränderungen derselben gleichen Schritt. Das Barometer stand vom J. bis 5. über dem Mittel und der Himmel war bei Windstille oder schwachen ost nördlichen Winden klar. In Folge der dann vom Nord. atlantischen Ocean her andringenden westsüdlichen Luftströmung fiel das Barometer bis zum ersten kleinern Minimum am g. Zuerst stellte sich mit dieser Strömung vom Ocean her Nebel ein, dann folgte Schnee. Die Mitte dieser Luftströmung ging über Mittel und Suüͤddeutschland hinweg; der Schneefall war hier sehr bedeutend. In der norddeusschen Niederung, zunächst der Küste, fiel nur wenig Schnee. Das Barometer stieg dann wieder fing aber am 15. aufs Neue rasch und stark zu fallen an, so daß es schon am 17. den absolut niedrigsten Stand im Januar erreichte. Die Ursache diests Fallens, der südwest⸗ liche oceanische Luftstrom, scheint in getheilter Richtung über Europa weggegangen zu sein. Der eine Arm derselben ging westlich von Irland und über Nordschottland, der andere über den südlichen Theil von Central Europa hinweg. Das Barometer war am 17 in Thurso bis 31898 par. in Wick bis 319,3 und in Nairn bis 318,87! gefallen. Ein so niedriger Barometerstand im Niveau des Meeres kommt in Deutschland sowie in Mitteleuropa überhaupt nicht oft vor. Während dieses niedrigen Barometerstandes fiel auf den britischen Inseln eine ungewöhnlich große Regenmenge. Auch in Deutschland war dieses Barometer⸗Minimum von enormen Schneefällen und einer plötzlichen Erhöhung der Temperatur begleitet. Die Temperatur vom 16. bis 19. übertrifft die mittlere: In Brüssel 4 1,90 C., Gröningen 4 1,3, Kiel Ls, Danzig P 3,10, Memel 4 3,60, Riga * 48, Posen 4 2,οο, Trier 4 2,60, Torgau 4 3/60 und in Ralibor 81. In Folge hiervon fing an verschiedenen Stellen der Eisgang an; das Eis kam jedoch bald wieder zum Stehen. Im westlichen Böhmen hatten sich ungeheure Schneemassen angehäuft, so daß die Bewohner der Gebirgsgegenden nur mit Mühe einige Kommunikation mit den Nachbarhäusern unter ˖ halten konnten. Dle Stollen im Idrianer Bergwerke drohten in Folge der Schwere des auf der Erdoberfläche liegenden Schnees einzustuͤrzen. Der Eisenbahnzug auf dem Karst hatte fortwährend mit großen Schwierigkeiten zu kämpfen und die Rudolphsbahn war sogar ge zwungen, wegen des starken Schneefalls in Oberkrain ihre Züge auf einige Zeit einzustellen. Auch auf der Mont-Cenis ⸗Bahn mußte der
gesammte Verkehr eingestellt werden. Auf der Brenner Bahn wurde
6. Verke ö jwischen der Station Brenner und Schellenberg durch eine avine gestört.
Am 22. hatte das Barometer wieder seinen mittlern Stand er: reicht, stieg am 23. darüber hinaus und erreichte am 31. den absolut höchsten Stand. Während des hohen Barometerstandes vom 22. bis Ende des Monats waren oͤstnördliche Winde von bedeutender Stärke andauernd, die Luft war trocken und der Himmel an den drei letzten Tagen klar. Die Mitte der Zone schwerer, kalter Luft finden wir jetzt über Skandinavien und den Ostsee⸗Provinzen. In Stockholm stand das Barometer am 31. 10u, in Skudesnaes 9,4“, in Christian fund gol, in Memel 96!“ in Danzig 2 über dem Mittel. Von hier aus nimmt der Barometerstand nach Südwest hin stetig ab. In
Berlin stand das Barometer noch 78“, in Torgau 5s“,1, in Trier
aber nur 1,65 über dem Mittel; die Ozonreaktion war, wie im Dezember, nur schwach. . Wie gewöhnlich begleiteten Gewitter ⸗Erscheinungen die in Folge des Verdrängens der kontinentalen Luftströme durch die ocegnischen mit dem Wetter vorgehende , n. So wurde am 7. Wetterleuchten zu Thurso wahrgenommen. Am 19. Abends hatte man in Triest ein starkes Gewitter, nach welchem warmes Sirokko⸗ Wetter eintrat. Am 17. wurde im Südost von England Donner Blitz, begleitet von Hagel, beobachtet. Am 21. wurde zu Roche Point und am 29. zu Harmouth Wetterleuchten wahrgenommen. Nordlichter wurden beobachtet: am 7. zu Thurso, am 13. zu . . und Thurso. Dann ein besonders prachtvolles zu urso a ö Feuerkugel wurden gesehen am 6. in St. Lambrecht; am I. zu Galla bei Tomorn Noch ist zu erwähnen der Ausbruch des Vesuvs am 13. Januar.
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Kunst und Wissenschaft.
Am 23. Januar beging die Kaiserlich . che geogra⸗ phische Gesellschaft in St. Petersburg das Jubiläum ihres 25 jährigen Bestehens. Der Kaiser hat aus diesem Anlaß das folgende Schreiben an die Gesellschaft gerichtet:
Durch ihre Arbeiten zum Besten der Wissenschaft und des von uns Allen so heiß geliebten Rußlands hat die geogtaphische Gesell⸗ schaft die Hoffnungen meines Vaters und die meinigen gerechtfertigt. Die von der Gesellschaft gesammelten, bearbeiteten und versffentlichten Nachrichten über die Geographie, Statistik und Ethnographie Ruß- lands und die zahlreichen wissenschaftlichen Expeditionen, welche sie zu diesem Behufe in verschiedenen Gegenden des Reiches entsendet hat, beweisen die nützliche Thätigkeit der Gesellschaft, welche voll- kommen meine Billigung und meinen Schutz verdienen. — Indem ich mit Vergnügen den Titel eines Protektors der Kaiserlich russischen
eographischen Gesellschaft annehme und dieser meine Exkenntlichkeit ür ihre 25jährigen Mühen ausspreche, habe ich gleichzeitig dem Finanz- Minister befohlen, der Gesellschaft vom Jahre 1871 an außer der ihr aus dem Reichsschatze zu zahlenden Unterstützung noch 5000 R. jähr⸗ lich zu verabfolgen. In der vollkommenen Ueberzeugung, daß die Ge— sellschaft auch kuͤnftighin fortfahren wird, ihre Thätigkeit zum Besten und zum Ruhme des Vaterlandes zu entwickeln, bleibe ich der russischen geographischen Gesellschaft in Kaiserlicher Gnade wohlgewogen.
Alexander. «* Verkehrs⸗Anstalten.
Die »N. Fr. Pr.« berichtet über ein Eisenbahnunglück aus Nizza vom 7. Februar: »Gestern Abend 6 Uhr verbreitete sich in Nizza die Rachricht von einem schrecklichen Eisenbahnunfalle auf der Linie Marseille⸗Nlzza. Eingeholte Erkundigungen bestätigen den Ernst dieser Nachricht. In der Nähe des Bahnhofes von Ollioules und Saint ⸗Nazaire, ungefähr 10 Kilometer von Toulon, vernahm man eine fürchterliche Explosion. Vier Waggons, die. ungefähr 900 Centner ö enthielten und mit dem Personenzuge gingen, der von Marseille um 8 Uhr Morgens abfuhr, wurden in die Luft gesprengt. Die zwei ersten Wagen an der Töte des Zuges blieben allein unverletzt, der dritte war schon mit Vach und Fach zerstört, alle andern waren sämmtlich mit den Passagieren vollständig zer⸗ malmt. Sechs Verwundete sind mit diesem Zuge, dessen Tote die Fahrt fortsetzte, in Nizza angelommen, unter diesen Herr Albert Millaud und Herr Edmund Adam, einer unserer Kandidaten ö. die Nationalversammlung, der bei unbedeutender Verwun⸗ ung gerettet wurde. Mit dem Abendzuge um halb 9 Uhr kam ein anderer Verwundeter an, man erwartet noch mehrere mit den heutigen Zügen. Die Zahl der Opfer wird vor— läufig so angegeben: 60 Todte und mehr ais 100 Verwundete, und diese Angabe dürfte noch zu tief in der Zahl gegriffen sein. Man kennt die Ursache dieses Unfalles nicht. Die Starte der Explo⸗ ion war derart, daß man sie nicht allein in Toulon, sondern selbst n Cornoules, das ungefähr 59 Kilometer fernab liegt, gehort hatte. Man ist im Publitum mit Recht über die durch dieses entsetzliche Unglück konstatirte Thatsache entrüstet, daß den Eisenbahndirektionen , ist, Pulver mit Personenzügen zu befördern. Ein Dekret vom etzten August hat sie dazu ermächtigt; dieses Dekret legt sogar den Gesellschaften die Verpflichtung auf, dieses , . aterial mit den Schnellzügen zu expediren.« Ein anderes Blatt schreibt: -Die Explosion hat furchtbare Verheerungen angerichtet. Ganze Felder von Olivenbäumen wurden zerbrochen oder ausgerissen, viele Häuser stürzten ein und Stücke der Leichname wurden in einer Entfernung von 1800 Meter gefunden. Trümmer von Schienen und Bolzen wurden über 500 Meter weit fortgeschleudert. Die meisten Leichname waren so verstümmelt, daß man sie nicht wieder erkennen konnte. Es ist unbestreitbar das schrecklichste Unglück, das sich bisher auf Eisenbahnen zugetragen hat.“
Telegraphische VWitternngshberichte v. 18. Februar.
Allgemeine Himmelsans icht
Bar. Abw Temp. Ab r Ort. F. 1. M. R. , wing T2, S W., schwach. sbedeckt, Neb.
Memel. . .. S 34,3 — 2, 2 Königsbrg. 336,8 -= 1, Danzig... 335,ů
O. 4 E3, 1 W., s. stark. bedeckt. 3, i W.. Sturm. bedeckt. Stettin. ... 337, l, 2 2, MNVW., mässig. bed., Nebel. ... 338, 3, * NW., stark. bedeckt.
. 339, 3,1 W., bewegt. bedeckt. )
3,6 W., mässig. ketacchr' h 3 4,5 SW. , lebhaft. bedeckt. Breslau ... 3, W., stark. bedeckt. Torgau ... 35 2,8 W., stark. bedeckt. Münster .. 5, 1 SVW., schwach. zieml. heiter. 2, 4 S. etwas bewölkt.
O, 7 Hl, 2 S., schwach. neblig, trübe. SW. , lebhaft. trübe. SW. , schwach. dichter Nebel.“) WSW., schw. bez., Nebel. W., schwach. bedeckt.“) W., stark. Moebel. WNW. , mässig. trübe. NVW., mässig. bedeckt. W., sehwach. bewölkt.“) SVW. , schwach. bewölkt. O., mässig. bedeckt, Schn. Grõniugen. SW., still. bedeckt. Helder. 38 SW. , schwach. j —
) Regen. Gestern Abend Sehnee. Nachts Regen. ) Gestern schwacher Regen. Gestern Abend dichter a. ) Nachta Regen. Nachts Nebel. .
Flensburg. Wiesbaden Kieler Haf. Wilhelmsb. 3 Keitum ... Bremen. .. Wen erlenehtth. Versailles. Brüũssel ... Riga -.
* 111111 1
. 6 96 83 8208
G // /// * e 2 , — 3